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Benutzername: 
Cattie
Wohnort: 
Schleswig-Holstein

Bewertungen

Insgesamt 9 Bewertungen
Bewertung vom 25.02.2022
Das Mädchen mit dem Drachen
Colombani, Laëtitia

Das Mädchen mit dem Drachen


gut

In ihrem Roman "Das Mädchen mit dem Drachen" kehrt die französische Autorin Laetitia Colombani nach Indien zurück und bringt einige bekannte Weggefährten aus ihrem Erfolgsroman "Der Zopf" wieder. Nach einem schweren Verlust reist Léna nach Indien wo sie nach einer Nahtoderfahrung Freundschaft mit dem kleinen Mädchen Lalita und der Anführerin einer örtlichen Roten Brigade, Preeti, schließt, die beiden der Kaste der Dalit, der Unberührbaren, angehören. Léna möchte ihrer Retterin Lalita danken und ihr die Bildung schenken, die dem lernfreudigen Mädchen aktuell verwehrt bleibt. Ihr Plan, eine Schule in Bengalen zu errichten, stellt sich jedoch als schwieriger heraus als gedacht.

Mit einem sehr schnell und flGerman Book Reviewüssig zu lesenden Schreibstil, der teilweise zu 'einfach' und 'poetisch' für die Schwere der Geschichte daherkommt, dies jedoch auch seinen Charme ausmacht, reiht sich dieses Buch in die Vorgänger Colombanis ein. In gewisser Weise ein typischer französischer Schreibstil, der oftmals mehr berichtet als dass er aufzeigt und die Geschichte hierdurch ein wenig abfallen lässt.

Die Autorin spricht in ihrer Geschichte viele Aspekte der indischen Kultur an, die einer 'Westlerin' wie Léna schwer aufstoßen: Armut, Kinderarbeit, sexuelle Gewalt, Zwangsehen. Léna Hilfswürdigkeit entwickelt sich jedoch teilweise unangenehm in einen White Saviour Komplex, wobei es hier allgemein schwer ist, gekonnt die Balance zu halten. Wenn jedoch beschrieben ist, dass Léna langsam im Viertel den Status einer "Westlerin" annimmt und ihr dies gefällt, stößt dies schon ein wenig unangenehm auf.

Die schweren Schicksale von Lénas neuer Verbündeter Preeti, der jungen Lalita und den anderen Kindern in der Schule bewegen, doch sind keine Unbekannten. In der Figur des Kumar schafft Colombani einen Ausgleich zu den vielen gleichgültigen, brutalen Männern der Geschichte, doch wie Preeti und Lalita bleiben auch er und sein Leben oftmals auf Beschreibungen reduziert.

Insgesamt bleibt die Geschichte leider teilweise recht oberflächlich, wir erfahren wenig über Lénas Leben in Frankreich und auch Schwierigkeiten, denen sie in Indien begegnet, wie den bürokratischen Prozess, eine Schulgenehmigung zu erlangen, werden nur kurz angeschnitten. Auch wenn diese Details vielleicht eher uninteressant wäre, hätten sie doch dazu beigetragen, die Situation auszumalen und eine Brücke zwischen den Kulturen, Lénas zwei Leben, zu schlagen. Lénas Beziehung zu Verwandten, Freunden und ehemaligen KollegInnen in Frankreich werden nur am Rande erwähnt und lassen viele Fragen offen. Hat Léna zu allen den Kontakt abgebrochen, sorgt sich keiner um die Frau, die nach einem schweren Verlust so gut wie Hals über Kopf da Land verlässt und später den nicht einfachen Plan fasst, in Indien eine Schule zu gründen? Zwar werden einige Bedenken und Unterstützungen angesprochen, jedoch fällt diese Seite der Geschichte für mich sehr flach aus und der doch kurze Roman hätte hier noch ein wenig mehr eine Brücke schlagen können.

Da sich das Buch so schnell und flüssig liest, habe ich Interesse an Colombanis Vorgängerwerken bekommen, auch wenn "Das Mädchen mit dem Drachen" mich nicht ganz überzeugen konnte. Colombani nutzt nicht das volle Potential der Geschichte und hätte noch mehr aus dem Roman rausholen können

Bewertung vom 30.10.2021
The Girls I've Been
Sharpe, Tess

The Girls I've Been


ausgezeichnet

Tess Sharpes Thriller The Girls I've Been fesselt von der ersten Seite an und bietet spannende Unterhaltung mit tollen Charakteren und wichtigen, oftmals wenig bedachten Themen.

Als Nora, ihr Exfreund Wes und ihre neue Freundin Iris Geld in der Bank einzahlen wollen, werden sie Zeugen eines Banküberfalls, der schnell aus dem Ruder läuft. Doch die Bankräuber haben nicht damit gerechnet, dass Nora die Tochter einer Trickbetrügerin ist und ihre eigenen Pläne hat, sich und ihre Freunde sicher aus der Bank zu bekommen - auch wenn sie dafür ihre wahre Identität preisgeben muss, die sie in tödliche Gefahr bringt. Das Setting der Bank entwickelt sich als passende Wahl, die Zeitangaben jedes Kapitels verdeutlichen, in welchem kurzen Rahmen sich ein Großteil der Haupthandlung abspielt.

Spätestens seit der Erfolgsserie Haus des Geldes sind Bankräuber wieder einmal nicht nur die Bösewichte, sondern gefeierte Helden. Hier werden wir jedoch in die Lage der Geiseln versetzt, die um ihr Leben fürchten. Nora und ihre Freunde sind facettenreiche, ausgeprägte Charaktere, die sowohl für sich alleine als auch zusammen toll funktionieren. Schnell stellt man fest, dass jeder von ihnen sein eigenes Päckchen mit sich zu tragen hat, von zerrütteten Familienverhältnissen und Erfahrungen körperlicher Gewalt. Neben der Freundschaft der drei wird sich daher auch mit der Dynamik innerhalb verschiedener Familien befasst, die auch die Gründe dieser schwierigen Verhältnisse anspricht und der Frage nachgeht, warum es oftmals schwer ist, sich aus diesen Verhältnissen zu befreien.

Zwei Dreierbeziehungen stehen im Mittelpunkt der Geschichte: zum einen Noras Beziehung zu ihrem Ex Wes und ihrer Freundin Iris, offen und natürlich wird das Thema Bisexualität angesprochen und angenommen. Zum anderen gibt es die Beziehung zwischen Nora, ihrer Mutter der Trickbetrügerin und ihrer erwachsenen Schwester Lee. In Rückblenden, die sich optisch durch graue Seiten hervorheben, erzählt Nora von den Girls she has been, den Mädchen die sie verkörpern musste, um ihrer Mutter mit den Betrügen zu helfen. Und was man einmal gelernt hat, verlernt man nicht so schnell.

Sharpe zieht ihren Thriller nicht in die Länge sondern hält gekonnt die Balance zwischen der Hauptgeschichte und Noras Rückblenden. Auch wenn es vielleicht weniger überraschende Wendungen gibt, als man in einem Thriller erwarten würde, fesselt die Geschichte bis zum Schluss. Der Thriller liest sich flüssig und ist fast szenisch inszeniert. Kein Wunder, dass Netflix sich die Rechte an der Verfilmung gesichert hat, die Vorlage bietet viel Potential für einen spannenden YA-Thriller.

Ein weiterer begrüßenswerter Aspekt des Thrillers ist Iris' Endometriose und ihre Nutzung einer Menstruationstasse. Mehrfach während der Geschichte erwähnt und von ihren Freunden ernst genommen, erklärt Sharpe in einem Nachwort genauer, was die Krankheit Endometriose ist und wo sich Betroffene Informationen holen können. Die Menstruation wird nur in wenigen Jugendbüchern thematisiert, doch eine direkte Ansprache kann zur Enttabuisierung und Aufklärung über das Thema führen, gerade in kulturellen Räumen, in denen die Schule wenig Informationen hierzu bereitstellt, bzw. sich mit diesen nur an Mädchen wendet.

Ein empfehlenswerter Jugendthriller, der aus der Masse heraussticht. Tess Sharpe werde ich aus Autorin im Auge behalten.

Bewertung vom 23.09.2021
Baby & Solo
Posthuma, Lisabeth

Baby & Solo


sehr gut

Mit 'Baby und Solo' hat Lisabeth Posthuma einen soliden Jugendroman geschrieben, der zugleich Familien- und Freundschaftsroman ist.

Joel war auf Grund einer 'Macke' lange Zeit in einer psychiatrischen Klinik und soll nun langsam wieder den Weg in ein normales Leben. Ein fester Job scheint da ein guter Anfang. In der Videothek ROYO Video trifft er auf Scarlet, Baby, Hannibal, den Paten und Poppins, und wird zugleich zu 'Solo'. Schnell freundet sich Solo mit Baby an und es entwickelt sich langsam eine Freundschaft vor der Joel seine Vergangenheit nicht verstecken kann.

Erfrischenderweise steht in diesem Jugendroman eine Freundschaft und keine Liebesbeziehung im Raum. Posthuma beschreibt die Höhen und Tiefen, die auch eine Freundschaft prägen, ohne allzu sentimental zu werden. Baby und Solo sind sympathische, verlässliche Charaktere, deren Geschichte man gerne folgt und für deren rosige Zukunft man die Daumen drückt. Im Gegensatz sind Joels Eltern, vor allem die Mutter, auf Grund ihrer Homophobie und allgemeinen Einstellung sehr unsympathisch, in deren Gedankengänge wir jedoch wenig Einblick bekommen. Wer sein Kind zu Kursen und Camps schickt, die seine Männlichkeit bestärken sollen und die Traumabewältigungsmethoden eines Kindes nicht versteht, hat in der Erziehung schon versagt.

Das Setting in einer Videothek Mitte der 90er Jahre in Michigan umrahmt die Handlung passend, ohne zu viel von dieser abzulenken. Hier leben viele 90er Klassiker wieder auf und werden teilweise zum Leben erweckt. Die bunte Mischung an Mitarbeitenden fügt sich gekonnt in dieses Setting ein und unterhält, auch wenn einige dieser Charaktere recht blass bleiben.

Doch vielleicht sind es gerade die Lücken, die bleiben, die Geschichten zwischen den Zeilen, die unerwähnt oder nur angestoßen werden, die dieses Buch ausmachen. Wenn wir vom 'Schlimmen' nur am Rande mitbekommen, und von den darauffolgenden Ereignissen, hätte eine explizitere Ansprache vielleicht eine größere Wirkung gehabt, aber lässt auch den Raum, eigene Erfahrungen einzubringen oder Schlüsse zu ziehen.

Leider fand ich Teile der Geschichte sehr vorhersehbar, doch sie las sich trotzdem spannend und flüssig. Auch wenn das Buch ohne gut auskommt, hätte ich mir daher ein überraschendes Element am Ende, eine überraschende Wendung gewünscht, aber manchmal muss es vielleicht auch nicht immer so Dramatisch sein, und daher empfinde ich das Buch trotz einiger sensibler angesprochener Themen als recht geradlinig.

Eine lobende Erwähnung an dieser Stelle auch noch einmal für die im Peritext erwähnten Hilfs- und Informationsangebote in Krisensituationen und weitere Anlaufstellen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Gerne würde ich hiervon mehr in Büchern sehen!

Bewertung vom 22.09.2021
Sherlock Holmes Mind Palace Geniale Gedächtnisrätsel
Dedopulos, Tim

Sherlock Holmes Mind Palace Geniale Gedächtnisrätsel


gut

Nach dem ersten Band der Sherlock Holmes Rätselbuch-Reihe von Tim Dedopulos ist dieser dritte Band der Reihe nun der zweite, den ich lese.

Wie beim vorherigen Band sticht das Buch durch seine tolle Aufmachung hervor: liebevolle und detaillierte Zeichnungen, die aus den Originalbänden von Sir Arthur Conan Doyle sein könnten, aber trotzdem nicht zu sehr von den Rätseln ablenken.

Die Rätsel sind in vier Schwierigkeitsstufen gegliedert (leicht, fordernd, knifflig und schwer) und auf jeder Seite wird auf die entsprechende Seite mit der Lösung am Ende des Buches verwiesen. Leider empfand ich die Schwierigkeitsstufen manchmal nicht ganz passend gewählt, und es befanden sich schon im leichten Kapitel recht schwere Rätsel, dafür dann auch beim schweren Level recht einfache. Eventuell ist dies natürlich auch eine subjektive Einschätzung.

Die Themen der Rätsel variieren auch, jedoch werden in diesem Band bei vielen Rätseln naturwissenschaftliche Vorkenntnisse erwartet, ohne die das 'Rätsel' nicht zu lösen ist. Diese Vorkenntnisse machten die Rätsel meiner Meinung nach nicht zu Rätseln und es war oft frustrierend, das Vorwissen nicht zu besitzen. Bei anderen Rätseln waren die Lösungen sehr weit hergeholt und so nicht aus dem Text erschließbar, sie erinnerten mich eher an Black Stories, bei denen man durch längeres Fragen von Ja/Nein-Fragen auf die Lösung kommt. Am besten gefallen haben mir daher die Logik-Fragen, bei denen man z.B. aus verschiedenen Aussagen einen Täter aus drei Verdächtigen bestimmen musste oder einen Code entschlüsseln musste. Empfehlenswerte Rätsel hier waren Knack den Code oder Juwelendiebe. Diese Rästel haben viel Spaß gebracht und stimmten am meisten mit der Art von Rätsel überein, die im vom Buch erwartet hatte, zusammen mit anderen Rätseln, die ohne Vorwissen auskamen, aber bei denen man doch noch ein wenig um die Ecke denken musste.

Ein weiterer Aspekt des Buches waren verschiedene Gedächtnismethoden, die vorgestellt werden: die Loci-Methode, das Hérigone-System die Initialienmethode, und der Gedächtnispalast. Auch wenn es interessant war, über diese Methoden zu lesen, sind sie im Kontext des Buch doch ein wenig schwer anzuwenden, hier fehlte mir die Ruhe und Geduld (und der Anreiz), mich ausführlich mit den Methoden zu beschäftigen, aber wer Interesse hieran hat, wird sicherlich gut angeleitet.

Alles in allem war die Lektüre des Rätselbuches nett, doch ich hatte das Gefühl, nach den vorherigen Bänden gingen dem Autor ein wenig die Ideen aus. Daher vergebe ich 3 Sterne und werde wohl nochmal den ersten Band hervorholen, der mir besser gefallen hat.

Bewertung vom 28.08.2021
Matilda und das Rätsel der magischen Karte / Pages & Co. Bd.3
James, Anna

Matilda und das Rätsel der magischen Karte / Pages & Co. Bd.3


ausgezeichnet

Matilda und das Rätsel der magischen Karte ist der 3. Band der Pages & Co. Reihe von Anna James, in der Tillys weiter versucht, die Underwoods daran zu hindern, die Kontrolle über das Buchwandeln zu übernehmen.

Wie schon in den vorherigen Bänden schafft es James, eine Welt zu erschaffen, die sowohl jüngere Kinder als auch Erwachsene anspricht. Durch das Auftreten von beliebten KinderbuchheldInnen wie Anne von Green Gables oder Erwachsenenklassikern wie Sherlock Holmes oder Shakespeares Sommernachtstraum ist wirklich für jeden etwas dabei. Anspielungen auf die Buchgeschichte wie die Bibliothek von Alexandria werden in diesem Band gekonnt eingebunden und erweitern die Welt der Buchwandler, die dieses Mal auch über den Atlantik nach Washington D. C. und noch weiter in die Buchwelt führt. Um die geheimnisvolllen Archivare zu finden, müssen Tilly und Oskar all ihren Mut zusammen nehmen und alleine eine weite Reise auf sich nehmen, vor der sie, erfrischend dem Alter der Charaktere angepasst, anfangs doch zurückschrecken. Wir lernen auch viele neue und liebenswerte (manchmal auch weniger) Charaktere kennen, sowohl fiktive als auch altbekannte (dies ist vor allem für ältere Buchliebhaber sehr unterhaltsam). Der Geschichtenexpress ist eine weitere Neuheit und bietet großes Potential, sowohl in seiner Bedeutung für die Buchwelt als auch um die Geschichte seiner 'Bewohner', Horation und Milo. Mit u.a. dem Geschichtenexpress weitet James gekonnt die soweit bekannte Welt und Regeln des Buchwandelns aus, ohne dass dies zu weit hergeholt erscheint. Die Magie der vorherigen Bände zieht sich weiter für diesen Band und taucht sogar explizit in der Geschichte auf. Ein fulminanter Showdown sorgt schließlich für reichlich Spannung und schließt den Band gekonnt ab.

Besonders gefallen hat mir auch die Szene in einem bekannten Londoner Theater, denn James nutzt nicht nur die fiktive Welt der Klassiker als Schauplatz sondern auch London, und in diesem Band, Washington D.C., So werden die reale und fiktive Welt miteinander verwoben und geben der Fantasygeschichte ein solides Fundament. Wer die Autorin kennt, wird auch einige Easter Eggs im Buch finden.

Wieder einmal wird die Geschichte durch liebenswerte Zeichnungen von Paola Escobar unterstützt, die Einblicke in z.B. die Bibliothek von Alexandria gewährt. Gefallen hat mir auch das Layout des Buches und explizit des Textes, der mit Schriftgrößen und -arten spielt und die Magie der Geschichte unterstützt. Auch wenn das Buch recht lang erscheint, liest sich die Geschichte doch schnell weg und die relativ kurzen Kapitel sind kindgerecht und können durchgehend die Spannung aufrecht erhalten.

Auch wenn die Reihe mit diesem 3. Band abgerundet wird und als eigenständige Trilogie stehen könnte, bleiben noch viele Aspekte und Fragen offen, die Material für die weiteren 3 Bände liefern. Ich bin gespannt auf die Folgebände und könnte noch viele weitere Abenteuer über Tilly, Oskar und Milo lesen.

Bewertung vom 09.04.2018
DUMPLIN'
Murphy, Julie

DUMPLIN'


gut

Ich hatte mich sehr auf das Buch gefreut, da es recht vielversprechend klang. Am Ende war ich jedoch enttäuscht von "Dumplin'" und meine Erwartungen wurde leider nicht erfüllt.

Anfang hat mir die Geschichte noch gut gefallen und Will war mir als Protagonistin durchaus sympathisch. SIe hat sich nicht alls gefallen lassen und wirkte sehr selbstbewusst, wie sie mit ihrem Badeanzug im Schwimmbad stand und mit Bo auf der Arbeit flirtet. Dann jedoch wurde sie mir immer unsympathischer. Sie wirkt stellenweise sehr egoistisch und provoziert einen Streit mit ihrer besten Freundin. Auch ihrem neuen Freundeskreis, bestehend aus den Mädchen, denen sie durch ihre Teilnahme am Wettbewerb zum Vorbild wird, schließt sie sich anfangs nur widerwillig an. Gegenüber einigen der Mädchen verhält sie sich zudem nicht nur ignorant, sondern bringt ihnen auch die gleiche, voreingenommene Haltung gegenüber, sie sie an anderen stört. Dafür wird sie für mich nicht nur problematisch, sondern auch oberflächlich. Anfangs konnte ich noch verstehen, warum Bo und Mitch Will so sehr mögen, ab der Mitte konnte ich dies dann jedoch nicht mehr verstehen. Nicht, weil es unglaubwürdig ist, dass ein als überdurchschnittlich attraktiv beschrieber, schlanker Junge sich für die übergewichtige Will interessiert, sondern weil ich ihren Charakter nicht mag. Allgemein wirkt nicht nur sie sondern vieles in der Geschichte sehr oberflächlich, nicht zuletzt das Konzept des Schönheitswettbewerbs. Ich glaube, Will hat sich im Unterbewusstsein auch viel durch ihre Mutte beeinflussen lassen und die Mutter-Tochter Beziehung hat einen wichtigen Bestandteil der Geschichte ausgemacht. Es war schön zu sehen, wie sie sich doch langsam angenähert haben und hoffentlich den Tod von Tante Lucy verarbeiten könne. Ein weiterer Lichtblicke sind für mich Charaktere wie Millie, Hannah und Amanda, die sich nichts sagen lassen, einfach ihr Ding durchziehen und dabei auch noch freundlich und hilfsbereit sind. Obwohl auch sie nicht gerade das Mädchen verkörpern, das andere Leute bei einem Schönheitswettbewerb sehen, gehen sie die neue Aufgabe offen und selbstbewusst an (hier versteckt Murphy auch noch recht offen eine Sozialkritik an den in den USA nach wie vor sehr beliebten Schönheitswettbewerben).

Obwohl ich Murphys Schreibstil mag, der sich sehr flüssig liest und das Buch auf Grund seiner recht kurzen Kapitel gut strukturiert ist, hat sie mich ab der Mitte durch den Plot verloren. Die Story finde ich nach wie vor interessant, jedoch konnte mich die Umsetzung nicht überzeugen. Teilweise sehr stigmatisiert und klischeehaft, zudem vorhersehbar. Trotz guter Herangehensweise und wahrscheinlich nobler Intention ist mir Will als Protagonistin zu problematisch, weswegen ich das Buch nicht ausdrücklich empfehlen würde. Ihre Einstellungen zu anderen Personen, die ebenfalls nicht dem Idealbild des Mädchens entsprechen, das man als Teilnehmerin eines Schönheitswettbewerbs sieht, hat mich mehr als einmal geärgert. Das Ende war dann doch wieder recht nett und realistisch und auch während des Lesens habe ich mich unterhalten gefühlt. Ich finde es toll, dass Will so offen mit ihrem Körper umgeht und Murphy sie als Protagonistin ausgesucht hat. Auch, dass sie sich letzten Endes doch treu bleibt und ein wenig umgänglicher wird, war eine nette Veränderung. Jedoch würde ich behaupten, dass sie, um ihrer Intention gerecht zu werden, Will in eine andere Richtung hätte konzipieren sollen.

Ich gebe Dumplin' noch 3/5 Sternen und freu mich auf das Sequel, das mit Millie meine Lieblingsfigur aus dem Buch zur Protagonistin macht.

Bewertung vom 09.07.2017
Stell dir vor, dass ich dich liebe
Niven, Jennifer

Stell dir vor, dass ich dich liebe


weniger gut

Zu Jennifer Nivens Debütroman “All die verdammt perfekten Tage” hatte ich gemischte Kritiken gelesen. Auch zu “Stell dir vor, dass ich dich liebe” gibt es unterschiedliche Meinungen. Ich konnte mich mit dem Buch und der Geschichte nicht anfreunden und finde beide sehr problematisch.

Ich finde es klasse, dass sich Niven für ihre zwei Protagonisten zwei Figuren ausgesucht hat, die nicht dem 0815-Normalo Schema entsprechen. Beide haben ihre “Päckchen” zu tragen und auch wenn diese ganz unterschiedlich sind, finden sie hierdrin doch eine Gemeinsamkeit. Trotzdem finde ich Jack und Libby sowie ihre Krankheit bzw. Einschränkung nicht gut dargestellt.
Jack leidet an Prosopagnosie, auch unter Gesichtblindheit bekannt. Obwohl ist diversity immer befürworte und mich freue, dass sie in einem Jugendbuch thematisiert wird, finde ich die Darstellung von Seiten Nivens nicht gelungen. Gegen Ende wird dies etwas besser, besonders wenn in Form von Dr. Klein auch medizinische und neurologische Ursachen und Hintergründe zur Krankheit angesprochen und sowohl Jack als auch den Lesern vermittelt werden, aber größtenteils fand ich die Darstellung nicht gelungen.

Libby ist für mich eine sehr starke und tapfere Protagonistin. Sie ist übergewichtig und der ehemals “fetteste Teenager Amerikas”. Ab sich keine Problem für nichts und niemanden außer Libbys Gesundheit. Wenn Libby aber, kurz nachdem sie nach einer langen Krankenhaus-/Abnehm-/180°-Drehungsphase wieder in die Schule kommt, Opfer eines “Schwabbel-Rodeos” wird, dann habe ich damit ein Problem. Für mich ist diese Szene alles andere als selbstbewusstsein-pushend und auch wenn sie zu Libby passt, die vieles (zum Glück) nicht allzu dicht an sich herankommen lässt, gibt es viele Mädchen, die unsicher in Bezug auf ihre Figur sind. Anstatt deren Selbstbewusstsein zu stärken wird gezeigt, dass erst einer drastische Aktion Libbys bedarf, um andere zum Überdenken ihres Verhaltens zu bewegen.

Niven verpackt die für mich problematischen Aspekte in einer klischeehaften Liebesgeschichte, hinter der andere, ebenfalls wichtige und interessante Punkte, verschwinden. Einige werden nur oberflächlich behandelt (die Beziehung zwischen den Eltern und den Protagonisten sowie deren Umgang mit deren Päckchen) oder nach einer einmaligen Erwähnung fast nie wieder aufgegriffen (Jacks Bruder Dusty und seine Handtasche). Hier ist viel Potential vorhanden, dass von Niven jedoch ungenutzt bleibt.

Auch wenn die oben genannten Aspekte für mich überwiegen, gab es doch einige Aspekte im Roman, die mir gut gefallen haben.
Libby ist eine sehr starke und tapfere Protagonistin. Mehr Personen sollten so sein wie sie und sich nicht unterkriegen lassen. Libby ist eine wahre Kämpfernatur, die sich für ihre Mitmenschen einsetzt und zu ihrem Wort steht.
Weiterhin mochte ich die Perspektivenwechsel in der Geschichte. Für mich waren die einzelnen Kapitel nicht zu kurz und größtenteils hatte ich auch keine Probleme, zwischen Libbys und Jacks sicht zu unterscheiden. Zudem mochte ich die Listen, die Jack im Roman schreibt. Zu Anfang waren sie noch sehr geballt, zum Ende hin gab es leider immer weniger (ob dies einfach an mangelnden Themen für diese Listen, ein Indiz auf eine Charakterentwicklung oder einfach fehledes Interesse von der Autorin ist, kann ich jedoch nicht sagen).

Alles in allem hat mich das Buch leider nicht überzeugt, da konnten auch die positiven Aspekte nicht überwiegen.

Bewertung vom 03.02.2017
Herr der Krähenmänner
Mendl, Thomas

Herr der Krähenmänner


gut

Angesprochen haben mich bei "Herr der Krähenmänner" zuerst einmal das Cover und der Titel. Sehr geheimnisvoll, düster und spanned hörte sich die Geschichte dann auch an.
Leider konnte mich das Buch beim Lesen dann doch nicht überzeugen.


Die Geschichte beginnt in Valmot, einem kleinen Ort, in dem die Menschen nicht altern. Leon ist schon seit einer Ewigkeit 12 und scheint das auch nicht großartig merkwürdig zu finden. Eines stört ihn allerdings, und zwar dass niemand außer den Bewohnern das Dorf verlassen oder betreten darf. Lediglich der alte Morelli darf in die große Stadt gehen. Eines Tages nimmt er Leon mit und so beginnt für ihn ein gefährliches Abenteuer, das er so ganz und gar nicht erwartet hatte.


Den Anfang des Buches habe ich in relativ kurzer Zeit gelesen. Die Idee hinter der Geschichte gefällt mir gut und einige Aspekte (zum Beispiel das nicht Altern) finde ich interessant und geheimnisvoll. Ebenfalls gefallen hat mir hat die Einführung der Charaktere, auch wenn ich keinen auf Anhieb richtig sympathisch fand (außer viellecht noch Marietta). Vor allem die Namensgebung finde ich sehr passend, besonders bei Fliege (ob die Kinder mit Anatol etwas anfangen können, ist jedoch fragwürdig, der Name wird Eltern wohl eher etwas sagen). Auch wenn ich gerade mit dem Namen des Protagonisten Leon nichts anfangen kann. Ein anderer hätte mir hier deutlich besser gefallen.


Allgemein wurde die Handlung für mein Empfinden auch zu schnell vorangetrieben. Natürlich weiß ich, dass "Herr der Krähenmänner" ein Kinderbuch ist und man daher nicht seitenlange Beschreibungen etc erwarten kann. Ein langsameres Tempo hätte mir dennoch besser gefallen, auch um die Charaktere und das Setting besser kennenzulernen. Das bleibt doch alles recht seicht und oberflächlich. Zudem finde ich die Sprache teilweise weniger gut eingesetzt.
Gegen Ende des Buches wurde dies zum Glück etwas besser und auch den Schluss des Buches fand ich gelungen.


Ich gebe "Herr der Krähenmänner" 3 von 5 Sternen. Jüngere Leser lassen sich sicherlich von der geheimnisvollen Welt in ihren Bann ziehen, aber ich konnte über die stilistischen Makel leider nicht ganz hinwegsehen. Das Buch ist eine nette Unterhaltung für Kinder zwischendurch, aber wird nicht lange im Gedächtnis bleiben.