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Putzibaer

Bewertungen

Insgesamt 35 Bewertungen
Bewertung vom 31.03.2025
Note to myself: Liebe ist keine Option
Mohn, Kira

Note to myself: Liebe ist keine Option


sehr gut

Liebe ist immer eine Option

"Note to myself - Liebe ist keine Option" ist der Auftakt zu einer Feelgood-RomCom-Reihe, die in New York spielt. Das Buch ist flockig leicht geschrieben, durchaus humorvoll und lässt sich flüssig lesen.

Der Roman dreht sich um Alice, die sich nach dem Ende einer dreijährigen Beziehung wieder aufrappeln muss, ihren Freunden und Kollegen und einen neuen Mann in ihrem Leben, den sie allerdings zunächst deutlich in die Friendzone schickt - s. Buchtitel.

Jedem Kapitel des Buches ist eine witzige 10-Punkte-Liste vorausgestellt. So lautet z.B. die erste, die Alice nach der Untreue ihres Freundes und der darauf erfolgten Trennung erstellt, passenderweise "10 Dinge, die ich an Bennett hasse". Diese Listen dienen nicht nur der Unterhaltung der Leser sondern zeigen auch Alice' Entwicklung vom Liebeskummer hin zu neuer Zufriedenheit auf - ein paar Rückfälle mit inbegriffen.

Die Protagonistin und ihre Freunde/Kollegen werden natürlich sehr sympathisch dargestellt, deren Beziehungen untereinander ein Stück weit idealisiert. Man spürt förmlich den Anspruch der Autorin, dass sich alle Leser wünschen sollen, ein gleiches Umfeld zu haben. Dasselbe trifft noch stärker auf Lennon, die mögliche neue Liebe von Alice, zu. Er ist einfach too good to be true und vereint so ungefähr alle positiven Eigenschaften, die ein Mann nur haben kann.

Der Verlauf der Geschichte ist vorhersehbar, aber trotzdem amüsant zu lesen. Nach ein paar Komplikationen lösen sich am Ende des Buches alle Probleme in Luft auf. Auch hier ist es des Guten etwas zuviel. Mit Kitsch und Romantik verhält es sich vielleicht wie mit Gift: Auf die Dosis kommt es an.

Für Leser, die humorvolle Wohlfühl-Liebesromane schätzen und über Übertreibungen großzügig hinweglesen können, bietet dieses Buch kurzweilige Unterhaltung.

Bewertung vom 30.03.2025
43 Gründe, warum es aus ist
Handler, Daniel

43 Gründe, warum es aus ist


ausgezeichnet

Manchmal reicht Liebe nicht

Auch wenn das Original dieses Buches bereits 2011 erschienen ist, spiegelt diese sehr liebevoll gestaltete Neuauflage einen aktuellen Teil der US-amerikanischen Gesellschaft und vor allem der Teenagerkultur wider. Durch die Charaktere dieses Jugendbuches wird die Aufteilung der High-School-Jugendlichen in die sportaffinen, sehr auf gesellschaftliche Anerkennung ausgerichteten Schüler auf der einen Seite und die eher künstlerisch interessierten, um Unabhängigkeit von ihren Peers bemühten, vermeintlichen Außenseiter auf der anderen Seite dargestellt.

Aus diesen beiden Lagern stammen die beiden Protagonisten dieser Liebesgeschichte: Die von alten Kinofilmen faszinierte Min, die aus ihrer Leidenschaft einmal einen Beruf machen möchte und der Basketball-Star Ed, der aufgrund seines guten Aussehens und seines sportlichen Erfolgs von seinen Mitschülern und Mitschülerinnen angehimmelt wird. Zu sagen, dass zwei Kulturen aufeinandertreffen, wäre untertrieben. Beide leben nicht nur in unterschiedlichen Welten, sondern sie haben auch verschiedene Wertvorstellungen. Ed wirkt oberflächlich, emotional weniger reif als Min und hat kritiklos Vorurteile seines Umfelds übernommen, das alles, was nicht als männlich, erfolgreich und dominant gilt, als "schwul" bezeichnet, wobei der Begriff natürlich abwertend gemeint ist. Darunter wird die Beschäftigung mit Arthouse-Filmen, Literatur und Gedichten genauso erfasst wie Tätigkeiten wie Kuchen backen, Liebeslieder hören oder Sinn für Romantik haben. Min hingegen, die wenig Wert auf ihr Styling legt, verachtet Eds Freunde, die vor allem an Sport, Sex und Alkohol interessiert sind, und besonders die Mitschülerinnen, die sich hauptsächlich auf ihr Äußeres konzentrieren und sich im Umgang mit den Sportstars der Schule in deren Ruhm sonnen.

Trotz aller Unterschiede versuchen die beiden Teenager aufgrund ihrer Verliebheit und gegenseitigen sexuellen Anziehung in der nur wenige Wochen dauernden Beziehung, sich besser kennenzulernen und für ihre entgegengesetzten Interessen zu erwärmen. Sie erleben viele schöne Momente einer ersten Liebe zusammen und bemühen sich beide, die Welt des anderen zu erkunden. Die von Min im Rückblick erzählte Geschichte verzaubert, denn die gemeinsamen Erlebnisse und Gefühle sind echt und glaubwürdig. Und dieser Eindruck wird durch die mit den Erfahrungen verbundenen 43 Gegenstände, die im Buch sehr liebe- und fantasievoll illustriert wurden, noch verstärkt. Doch bei aller Zuneigung überwiegen ihre verschiedenen Einstellungen und dies wird noch durch die unterschiedlichen Freundeskreise der beiden verstärkt, die gegenseitig aufeinander herabblicken und die Beziehung von Min und Ed ablehnen.

Auch wenn Min in ihrem langen Abschiedsbrief an Ed vor allem die Gründe für das Scheitern der Beziehung zu erklären scheint, feiert sie gleichzeitig auch die schönen Erfahrungen und ihre Erinnerung daran und durch ihre Schilderungen wird deutlich, dass sich Ed, obwohl er sie letztlich enttäuscht hat, an ihrer Seite auch weiter entwickelt hat und gereift ist.

Wie bereits zu Anfang angedeutet, spiegelt dieses Buch die derzeit in Teilen der US-amerikanischen Gesellschaft vorhandene Verachtung von Wokeness, gepaart mit der Rückkehr zu traditionelleren Rollenbildern, Homophobie und Intoleranz gegenüber Minderheiten wider und ist damit aktueller denn je. Ich kann es Lesern jeder Altersgruppe nur empfehlen.

Bewertung vom 27.02.2025
Der Tod, der am Dienstag kommt / Das Mörderarchiv Bd.2
Perrin, Kristen

Der Tod, der am Dienstag kommt / Das Mörderarchiv Bd.2


weniger gut

Hält nicht, was es verspricht...

Der zweite Band aus der Krimireihe "Das Mörderarchiv" von Kristen Perrin wurde als "warmherzig, humorvoll und nostalgisch" angekündigt. Leider bleibt "Der Tod, der am Dienstag kommt" hinter den Erwartungen, die der Verkaufserfolg des Vorgängerbands geweckt hatte, weit zurück. Die an sich sehr originelle Idee der Krimiserie, Mordfälle anhand eines von Tante Frances zusammen getragenenen Mörderarchivs von deren Großnichte Annie aufklären zu lassen, wurde sehr schlecht umgesetzt.

Es beginnt schon damit, dass die selbsternannte Hobbyermittlerin in dieser Rolle völlig unglaubwürdig ist. Die 25jährige erscheint naiv, kann sich fast bis zum Ende des Buches nicht entscheiden, wen sie verdächtigt, setzt sich und andere während ihrer "Ermittlungen" unbekümmert größeren Gefahren aus und es kann keine Rede davon sein, dass sie die Mordfälle in dieser Geschichte löst. Dies wird ihr allerdings auch dadurch erschwert, dass die Autorin in diesem Band möglichst viele Verdächtige und Verbrechen - auch solche, die aus dem ersten Band stammen und aktuell keine Rolle mehr spielen - unterbringen möchte, um das Miträtseln der Leser lange spannend zu halten. Leider richtet sie damit aber nur ein verwirrendes Chaos aus Personen, Beziehungen und Verbrechen an, das auch erfahrene Krimileser kaum nachvollziehen können. Und auch Kristen Perrin selbst scheint während des Schreibens den Überblick verloren zu haben, da sie unterschiedliche Altersangaben zu den Charakteren macht und sich ihre Beschreibungen von Ereignissen widersprechen. In Bezug auf die Komplexität wäre weniger daher mehr gewesen.

Leider fehlt dem Roman auch jedes britische Flair. Während der erste Band noch als "Echter britischer Wohlfühlkrimi zum Miträtseln" gelobt wurde, sucht man hier vergeblich nach englischer Atmosphäre, Esskultur oder Humor. Das mag daran liegen, dass die Autorin US-Amerikanerin ist und in ihrer Erzählung amerikanische Vorlieben und Gewohnheiten unterbringt, die untypisch sind für ihre Wahlheimat Südengland. Nachteilig wird sich auch ausgewirkt haben, dass sie diesen Folgeband in weniger als einem Jahr nach dem ersten Band veröffentlichte, um an dessen Verkaufserfolg anzuknüpfen. So wirkt dieses Werk oft unausgegoren, es weist logische Fehler und eine an den Haaren herbeigezogene und viel zu komplizierte Auflösung der Fälle zum Ende des Buches auf, das eine kritische Überarbeitung verdient hätte.

Es gab für den Leser - anders als angekündigt - wenig zu lachen und zu ermitteln, was schade ist, da die Grundidee der Krimireihe Potenzial hat, die Geschichte durchaus spannend ist und auch der flüssige Schreibstil von Kristen Perrin angenehm auffällt. Aber vom Titel "Das Mörderarchiv" - das in diesem Buch keineswegs "immer Rat weiß..." sondern nur eine kleine Nebenrolle spielte -, über das englisch anmutende, schön gestaltene Cover bis hin zur Einordnung als britischer Wohlfühlkrimi ist dieser Band leider eine Mogelpackung.

Bewertung vom 31.01.2025
Prost, auf die Gaukler
Kalpenstein, Friedrich

Prost, auf die Gaukler


ausgezeichnet

Volksfestspaß mit Mord

"Prost auf die Gaukler" von Friedrich Kalpenstein ist das erste Buch aus dieser beliebten Krimireihe, das ich gelesen habe, und es hat mir gefallen. Der Band lädt weder zum Mitfiebern noch zum Mitleiden ein. Er bietet kein gestresstes Ermittlerteam, das während eines Mordfalls kaum zum Essen oder Schlafen kommt, von einem regelmäßigen Feierabend ganz zu schweigen. Tatsächlich spielt der gesamte Kriminalfall in diesem Buch aus meiner Sicht nur die zweite Geige. Ist das ein Problem? Mitnichten. Die Hauptrolle gebührt Hauptkommissar Constantin Tischler und Polizeiobermeister Felix Fink, den Beziehungen zu ihren Arbeitskollegen und den wichtigsten Personen ihres Privatlebens und dem erfolgreichen Bemühen, während der Ermittlungsarbeit vor allem die schönen Seiten des Lebens zu genießen.

Offiziell Provinzkrimi benannt, stellt dieser Band für mich eher einen Wohlfühlkrimi dar (alternativ eventuell einen Schlemmerkrimi, falls es dieses Subgenre geben sollte). Das beginnt mit der entspannten Arbeitsatmosphäre auf der Dienststelle, welche von Kommissar Tischler umsichtig und ohne unnötige Hektik, dabei jedoch durchaus erfolgreich geleitet wird. Der Chef ist aktiv ins Ermittlungsgeschehen eingebunden, fördert und motiviert dabei seine Mitarbeiter und hat auch immer ein offenes Ohr für ihr privates Glück oder Unglück. Zudem ist er allen Gaumenfreuden gegenüber sehr zugewandt, so dass man während des Lesens zahlreiche Schlemmerermittlungen begleiten darf. Man könnte auch sagen, dass sich Tischler und Fink bis zur Lösung des Falls durchbeißen.

Selten hat mich bei einem Krimi so wenig interessiert, wer der Mörder war. Nein, mein Augenmerk lag auf der Atnosphäre im beschaulichen Brunngries, die ausstrahlt, was jeder Bayer zu denken scheint, nämlich dass es eine besondere Gunst des Herrgotts ist, in diesem Bundesland leben zu dürfen - ein Lebensfühl, das z.B. den Einwohner von Duisburg fremdartig erscheinen mag... Neben den einen oder anderen kleinen Gaunereien, die sich die Bewohner leisten und über die manches Mal nachsichtig hinweggesehen wird, erfreuen sich alle an der schönen Landschaft, an dem oft prächtigen Wetter und natürlich an allerlei leiblichen Genüssen. Kein Wunder, dass die Stammleser dieser Krimireihe die gedanklichen Aufenthalte im schönen Chiemgau wie eine mentale Wellnessauszeit empfinden. Sei es, dass sie von einem Chef wie Tischler träumen, ihn bei seinen Schlemmereien begleiten oder sich an seinem familiären Umgang mit den zwei- und vierbeinigen Brunngriesern erfreuen. Dabei spielt natürlich der herrliche Humor, der sich durch das ganze Buch zieht, eine große Rolle, und bei dem der Autor sichtlich Freude daran hatte, seiner sprachlichen Kreativität die Zügel schießen zu lassen ("Auf Wolke sieben tanz ich Polka mit dir"!). Auch die an Dackelhündin Resi gerichteten Monologe, bei denen Tischler gerne für die Hälfte seiner Hirnzellen die Pausetaste drückt, um sich mit ihr auf Augenhöhe auszutauschen, tragen zur Unterhaltung der Leser bei und bringen ihm Sympathiepunkte, denn er wurde vom Autor selbstverständlich nicht als fehlerloser Superheld konzipiert sondern als warmherziger, sozial kompetenter Mensch, der in seinem Brunngrieser Mikrokosmos mit Lebensweisheit und Einfühlungsvermögen dem Motto "Leben und leben lassen" folgt.

Natürlich gibt es von mir eine klare Leseempfehlung für diesen "Prost"-Band.

Bewertung vom 31.12.2024
Finsteres Herz / Die Toten von Marnow Bd.2
Schmidt, Holger Karsten

Finsteres Herz / Die Toten von Marnow Bd.2


ausgezeichnet

Ermittlungen bis in den Tod

Der zweite Fall für Lona Mendt und Frank Elling nach "Die Toten von Marnow" spielt wieder in den 2000er Jahren in Mecklenburg-Vorpommern. Die beiden unkonventionellen Kommissare, die sich auch schon mal jenseits der Legalität bewegen, untersuchen einen Vierfachmord, bei dem die Opfer zunächst nicht identifiziert werden können. Die Hintermänner des Verbrechens betreiben eine perfekt orchestrierte kriminelle Organisation, deren "Geschäftsbereich" sich dem Leser jedoch erst spät erschließt. Mendt und Elling geraten dabei selber in Gefahr, ebenso wie die Zeugen, die gegen die Verbrecher aussagen sollen. Durch Verrat werden bei einem Shootout zwei der Zeugen getötet und die Ermittler lebensgefährlich verletzt.

Der Kriminalroman wird nicht chronologisch erzählt, sondern wechselt zwischen zwei Handlungsebenen hin und her, wobei die erste die Ermittlungen von Mendt und Elling bis zu ihrer Verletzung schildert und in der zweiten zwei Sonderermittler versuchen, den ursprünglichen Fall zu rekonstruieren, die Auftraggeber des Anschlags auf Zeugen und Polizisten herauszufinden und die überlebende Zeugin aufzuspüren. Diese Erzählweise ist sehr komplex und stellt hohe Anforderungen an die Aufmerksamkeit der Leser, damit diese nicht den Überblick verlieren.

Das überwiegend hohe Erzähltempo des Buches, das viele spannende Actionszenen bietet, sorgt dafür, dass auf über 460 Seiten nie Langeweile aufkommt. Es bleibt jedoch auch Gelegenheit für sehr einfühlsame sowie humorvolle Beschreibungen. Herzstück ist hierbei die Beziehung zwischen den beiden so unterschiedlichen Kommissaren Mendt und Elling, die sich rückhaltlos auch in fragwürdigen Situationen unterstützen und die durch ihr konsequentes, nur am eigenen moralischen Kompass orientierten Handeln die Sympathien der Leser gewinnen. Die überzeugenden, facettenreichen Charaktere zählen neben dem unerschütterlichen Spannungsbogen der Erzählung und der Anprangerung gesellschaftlicher Missstände sicher zu den großen Stärken des Autors.

Insgesamt handelt es sich um einen Kriminalroman, der nicht nur Suspense und Thrill bietet sondern auch viele Denkanstöße.

Bewertung vom 01.10.2024
Wer mit den Wölfen heult / Die Canterbury-Fälle Bd.2
Duncan, Tessa

Wer mit den Wölfen heult / Die Canterbury-Fälle Bd.2


sehr gut

Wölfe im Schafspelz

​​​​​Im zweiten Band der Canterbury-Fälle von Tessa Duncan ermittelt die Psychotherapeutin Lily Brown in einem Fall von Mobbing innerhalb der Polizeibehörde in Dover. Sie stößt bei den Polizisten auf eine Mauer des Schweigens sowie auf Vertuschung von kriminellen Handlungen. Gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten, dem Profiler Dan Baker, versucht sie, die Täter zu identifizieren und zu überführen.

In einem zweiten Handlungsstrang führt Lily eine Therapie zum Thema plötzlicher Kindstod durch. Beide Fälle verlangen der Protagonistin viel ab, zudem wird ihr Leben kompliziert durch Dans Beziehung zu seiner Noch-Ehefrau, die ein Kind von ihm erwartet.

Lily Brown zeigt sich bei ihrer Arbeit sehr engagiert und kompetent. Im Privatleben erlebe ich sie durchaus auch mal selbstunsicher und impulsiv, also durch und durch menschlich. Dass sie nicht immer souverän handelt, macht ihre Figur umso glaubwürdiger.

Die Ermittlungen innerhalb der Polizei sind sehr spannend zu lesen und sehr gut recherchiert. Die Machenschaften mehrerer Polizisten und ihrer Vorgesetzten, die sich an tatsächliche Kriminalfälle anlehnen, sind erschreckend. Man mag sich kaum vorstellen, was sich für ein moralischer Sumpf hinter der nach außen anständig erscheinenden Fassade verbirgt. Das Buch ist recht komplex durch die verschiedenen Handlungsstränge und das Privatleben der Therapeutin, aber dadurch wird es auch nie langweilig. Man möchte es am liebsten in einem Rutsch durchlesen.

"Wer mit den Wölfen heult" kann durchaus ohne Kenntnis des ersten Bandes der Canterbury-Serie gelesen werden. Allerdings scheint es gerade im Hinblick auf Lilys und Dans Liebesbeziehung sinnvoller zu sein, die Bücher hintereinander zu lesen.

Mir hat der Roman spannende Lesestunden bereitet und ich empfehle ihn gerne weiter!

Bewertung vom 21.09.2024
Familienbande
Fossum, Karin

Familienbande


weniger gut

Kein Krimi

"Familienbande" ist das Prequel zu der neuen Serie der norwegischen Autorin Karin Fossum, deren erster Band "Nachtläufer" bereits im März dieses Jahres erschienen ist. Die Leser und Fans von Fossums voriger erfolgreichen Krimireihe um Kommissar Konrad Sejer werden von diesem Buch sicher etwas anderes erwartet haben. Es handelt sich diesmal nicht um spannende Ermittlungsarbeiten eines Polizeiteams sondern um endlos diskutierte psychologische Untiefen und dysfunktionale Beziehungen der beiden Protagonisten, die ein Motiv haben, ihre Mutter zu töten. Der Todesfall tritt erst relativ spät in der Geschichte ein. Es handelt sich keineswegs um einen Kriminalroman sondern vielmehr um ein Familiendrama, das sich ausgiebig mit desolaten verwandtschaftlichen Beziehungen und die durch sie hervorgerufenen psychischen Störungen der Betroffenen beschäftigt.

Nennenswerte Ermittlungen finden nicht statt. Auch auf Spannung wartet man vergeblich. Tatsächlich hat Kommissar Eddie Feber, um den sich die neue Serie drehen soll und der von seiner Persönlichkeit her durchaus Potenzial besitzt, erst 22 Seiten vor Ende des Buches einen einzigen Kurzauftritt. Enttäuschend!

Wer deprimierende Schilderungen trauriger und hoffnungsloser Lebensläufe lesen mag, kann hier auf seine Kosten kommen. Aber für mich ist Karin Fossum in diesem Psychosumpf von ihrer Spur abgekommen und ich gebe dieser Mogelpackung daher nur 2 Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.08.2024
Salute - Der letzte Espresso
Kalpenstein, Friedrich

Salute - Der letzte Espresso


ausgezeichnet

Mord im Urlaubsparadies

Der Einstieg in die neue Krimi-Reihe von Friedrich Kalpenstein, "Salute - Der letzte Espresso", enthält eigentlich alle Zutaten für die erfolgreiche Auswanderung in eine italienische Urlaubsregion. Paul Zeitler hat seinen Job an den Nagel gehängt, seine Ex-Frau hinter sich gelassen und München gegen den Gardasee eingetauscht. Dort betreibt er ein Café, genießt Landschaft, Wetter, einheimische Küche und seine netten Nachbarn. Ja, bis ein Gast in seinem Lokal ermordet wird.

Und damit wird die Aussteigeridylle nachhaltig gestört. Zeitler wird selber verdächtigt, Freunde und Nachbarn werden in kriminelle Aktivitäten verwickelt. Der ehemalige Polizist kann dabei nicht tatenlos zusehen und stellt eigene Ermittlungen an, womit er sich bei dem zuständigen Commissario Lanza nicht beliebt macht.

Neben diesem Kontrast von Licht und Schatten im beschaulichen Bardolino lebt dieser Gardasee-Krimi von einer ganzen Reihe liebevoll gestalteter - und manchmal auch recht skurriler - Charaktere. Allen voran der sympathische Café-Besitzer, der eigentlich nur unbehelligt sein neues Leben genießen möchte, aber durch die Umstände ständig helfen, schlichten und beschützen muss. Wie nennt es Commissario Lanza? "Einmal Polizist, immer Polizist".

Die Verbrechen werden aufgeklärt, wobei es den Lesern nicht leicht gemacht wird, den Mörder zu enttarnen. Damit ist ein spannendes Miträtseln garantiert. Und gleichzeitig gelingt es dem Autor, der Geschichte durch humorvolle Beobachtungen Leichtigkeit zu verleihen.

Dieser erste Band der neuen Kalpenstein-Serie wird Fans von Wohlfühl-Krimis, die mit einem Augenzwinkern erzählt werden, begeistern!

Bewertung vom 16.02.2024
Blutrot / Die Áróra-Reihe Bd.2
Sigurðardóttir, Lilja

Blutrot / Die Áróra-Reihe Bd.2


ausgezeichnet

Ausgezeichneter Island-Krimi!

"Blutrot" ist der zweite Band einer Trilogie, den man aber sehr gut als Stand-alone lesen kann. Und um es gleich vorweg zu nehmen:  Diese spannende Geschichte ist der beste Krimi, den ich seit langer Zeit gelesen habe. Sie wird in kurzen Kapiteln und dadurch in einem hohen Tempo und sehr spannend erzählt. Der Island-Krimi weist dabei nicht die oft typische düstere Atmosphäre dieses Genres auf - einer Mischung aus unwirtlichem Winterwetter, menschenleeren Landschaften und depressiven Akteuren -, was eine angenehme Abwechselung ist. Das Buch verfügt über einen interessanten Plot mit überraschenden Wendungen: wurde überhaupt ein Verbrechen begangen und wenn ja welches? Eine Entführung, ein Mord oder das Vortäuschen einer Straftat? Die überzeugenden Ermittlungsarbeiten werden von gut gezeichneten, originellen und sympathischen Charakteren geleistet, die man gerne in weiteren Bänden bei ihrer Arbeit begleiten würde. Durch Einblicke in ihr Privatleben bekommen diese Hauptfiguren noch weitere Facetten. Die größere Zahl an Verdächtigen, zu denen verschiedene falsche Spuren führen, erlaubt ein spannendes - wenn auch nicht immer erfolgreiches -  Mitraten bei der Suche nach dem Täter.

Insgesamt macht die Lektüre Lust auf weitere Bücher der Autorin!

Bewertung vom 31.01.2024
Die Vergeltung auf Neuwerk
Heymann, Dieter

Die Vergeltung auf Neuwerk


sehr gut

Spannender Regionalkrimi aus Norddeutschland

"Vergeltung auf Neuwerk" ist das erste Buch, das ich von Dieter Heymann gelesen habe. Vorweg: Die Krimigeschichte ist spannend erzählt und hat mich gut unterhalten. Durch die sehr genauen Beschreibungen des Autors - man merkt dabei, dass er eine enge persönliche Bindung zur Insel hat - hat man das Gefühl, bei den Ermittlungen vor Ort dabei zu sein. Die handelnden Personen und die verschiedenen Örtlichkeiten hat man fast bildlich vor Augen. Der Spannungsbogen wird durchgehend aufrecht erhalten: Der Leser wird Zeuge der Morde und hofft dabei, dass die Opfer doch noch entkommen. Obwohl die Taten recht brutal sind, liegt darauf glücklicherweise nicht das Hauptaugenmerk der Geschichte sondern vielmehr auf der überzeugenden Ermittlungsarbeit des Hauptkommissars und seines Teams.

Auch wenn ich die Vorgeschichte dieses Bandes - "Das Sterben auf Neuwerk" - noch nicht gelesen habe, hatte ich keine Schwierigkeiten, den Handlungen und den Beziehungen der Protagonisten untereinander zu folgen. Für mich gibt es eine klare Leseempfehlung für diesen Regionalkrimi.