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melis

Bewertungen

Insgesamt 43 Bewertungen
Bewertung vom 02.10.2023
Um 1500
Schmitz-Esser, Romedio

Um 1500


ausgezeichnet

Das Buch 'Um 1500' von Romedio Schmitz-Esser schildert die Sichtweisen Dürers auf die politischen, soziologischen und ökologischen Verhältnisse um das Jahr 1500.

Das rund 500- seitenlange Buch nimmt alle wichtigen Details zu Dürers Leben und Schaffen auf.

Eine wichtige Erfindung war der Buchdruck. Bildung war nicht jedem zugänglich, wer eine höhere Bildung hatte, dem war der soziale Aufstieg möglich. Die Beschreibung des Familienwappens der Dürers hat mich sehr neugierig gemacht. Schön empfand ich auch, dass hier eine Zeichnung von Agnes Dürer zu sehen ist, um das Jahr 1494. Die Beschreibungen der Ränge und des Standes innerhalb der Ehen empfand ich als spannend. Auch, dass ein großer Altersunterschied innerhalb einer Ehe normal war. Auch das Kapitel 'Genderrollen' blickt von heutiger Zeit auf das Mittelalter zurück und macht die Unterschiede klar. Die gefalteten oder betenden Hände sind wohl eines der bekanntesten Werke. Spannend, dass Frömmigkeit und Humanismus nicht als gegensätzlich gesehen wurden. Man glaubte auch an Wunder. Das Bild des ertrunkenen Jungen gehört auch dazu. Es herrschte zudem Antisemitismus... und Furcht vor der Apokalypse... man glaubte an das baldige Ende der Welt, was durch Engelserscheinungen und Visionen untermauert wurde.

Albrecht D. genoss eine Ausbildung als Handwerker, als Goldschmied und Maler... als Handwerker sollte man auch reisefreudig sein. Dürer fertigte aber auch viele Holzschnitte an. Typisch waren die Auseinandersetzung von Handwerk und Kunst.

- ''hohe Kunst hob sich von einfachem Handwerk ab'' (Kunst)

- es galt das Prinzip der Harmonie, um der göttlichen Welt näher zu kommen. (Handwerk/Kunst)

''In Dürers Zeit emanzipierte sich also nicht nur der Künstler, sondern auch das Kunstwerk''.

Dürer hatte enge Freundschaften, die ihm nützlich waren. Er hatte auch Briefwechsel, dabei merkt man, dass er Humor gehabt haben soll. Wenn er auf (Auslands-) Reisen war, genoss er die Unterstützung von Freunden, Bekannten und Handwerksgenossen. Er wurde von ihnen freundlich empfangen. Venedig hatte eine besondere Anziehungskraft für ihn zu dieser Zeit und sicherlich Italien im gemeinen auch. Venedig war eine Metropole mit erstklassigem Rang... dort fand man Waren aus aller Welt, Elfenbein, Gold, Gewürze, Seide, Edelstein. Um 1500 war es eine Stadt, die in voller Blüte stand. Man unternahm als Mensch um 1500 gerne Pilgerschaften und hatte einen Kult um Reliquien. Man bewahrte Knochen von Heiligen auf, was eine Verbindung zu deren Seele und zu Gott bedeutete. Dürer erhielt auch zu dieser Zeit ein von Luther geschriebenes Buch. Auch in Nürnberg wurde im Zuge der Reformation eine neue Konfession um das Jahr 1525 eingeführt. Dürer setzte sich (anhand von Holzschnitten und Gemälden) mit den Päpsten des Mittelalters auseinander, indem er sich fragte, ob sie wahre Verteidiger des Glaubens seien oder ob sie die reine urchristliche Lehre verdorben hatten.

Politik spielte auch schon damals im Leben der Menschen eine große Rolle... es war die Zeit der Habsburger, die an großer Bedeutung gewannen. Ihr Reich streckte sich bis nach Italien/Tirol, teils Schweiz, Österreich und Frankreich aus, in Osteuropa verloren sie jedoch an Einfluss. Dürer machte zu dieser Zeit auch Reisen in die Niederlande. Dürer fertigte auch zu dieser Zeit Zeichnungen und Holzschnitte von Herrschern an, beispielsweise von Maximilian I. . Da sich der französische und italienische Humanismus zunehmend unterschied, gab es mehr kulturellen Wettstreit aber auch kriegerische Konflikte, die Europa um diese Zeit erlebte.


Besonders vorzuheben ist der Kupferstich, der Hieronymus darstellt, auffällig ist dabei der Lichteinfall. Dürer hat hier Butzenscheiben dargestellt, die zu seiner Zeit sehr üblich in Italien waren, aber nicht in seiner Heimat... das war der Erfolgszug der Fenster, denn bisher hatte man nur offene Fenster, die im Winter verschlossen wurden. Hunger war zu dieser Zeit sehr präsent, immer mehr Menschen zogen in die Städte, die Lebensmittelversorgung

Es war der Aufstieg des osmanischen Reichs, es gelang den Osmanen sogar Ägypten einzunehmen. Auch Dürers Kunst wird davon inspiriert, er stellt ein Paar mit Turbanen orientalischer Herkunft dar. Auch Indien rückt in den Fokus. Hernán Cortéz erobert um 1519 Tenochtitlan und nimmt Moctezuma in Gefangenschaft, dabei wird der Schatz der Azteken erobert. Sklaverei war weit verbreitet, besonders gab es eine große Anzahl an Sklaven aus Afrika. Im Mittelmeerraum war es sowohl auch üblich Christen als Sklaven zu halten.




Auch der Anhang ist reichlich bestückt mir Begriffen und Beschreibungen. Hier sind Zitate in mittelalterlicher Sprache zu finden. Es gibt sowohl einen Personenindex, sowie einen Ortsindex.

Ein umfassendes Buch über die Zeit um 1500. Empfehlung.

Bewertung vom 01.10.2023
Der schlafende Prinz / Ever & After Bd.1
Tack, Stella

Der schlafende Prinz / Ever & After Bd.1


ausgezeichnet

Die Geschichte handelt von Rain White, sie ist eine Nachfahrin von Schneewittchen. Jede der Nachfolger einer der Märchenfiguren müssen am 18. Geburtstag eine Aufgabe zu erfüllen. Natürlich muss Rain das auch und ihre Aufgabe lautet: einen schlafenden Prinzen wieder wach küssen. Sie steigt dazu in Gruft des Towers hinab, dabei erweckt sie einen Fluch. Leider bedeutet das, dass ihre Familie in Gefahr ist..

Bewertung vom 01.10.2023
Der war's
Zeh, Juli;Hoven, Elisa

Der war's


ausgezeichnet

Ein richtig tolles Buch von Star- Autorin Zeh, von der ich bisher noch keine Kinderbücher, sondern nur Romane kannte. Ein gelungener Einstieg mit einem ganz wichtigen Thema.
Das Phänomen, dass es immer der zurückhaltende Neue gewesen sein muss, wenn beispielsweise das Pausenbrot aus einer Schultasche entbanden kommt. Es ist ein Buch, bei dem man mit- rätseln kann, es hat aber auch einen weitgreifenden Lerneffekt.
Hier geht es auch um die Auseinandersetzung von Schuld und Unschuld... und von vorschnellen Urteilen.
Es ist ein wirklich gutes Buch, indem sich die Kinder auch in die Lage des Gegenübers hineinversetzen können.
Auch gibt es weitere Sachinhalte, die zu dem Thema weiter aufklären.
Es ist ein altersgerechtes Buch, dass ideal für den Schulunterricht geeignet ist, damit Kinder untereinander diskutieren können.

Bewertung vom 01.10.2023
Shitmoves
Gavric, Iris;Renger, Matthias

Shitmoves


ausgezeichnet

Es ist ein spannendes und brisantes Thema mit prägnantem Titel, dass ich nur allzu gerne lesen würde... es ist ein Thema, dass zur Zeit überall im Munde ist. Es ist ein Buch, welches definitiv lesenswert ist - man kann eine Menge neuer Dinge lernen.

Bewertung vom 01.10.2023
Hundert Klassiker
Henssler, Steffen

Hundert Klassiker


ausgezeichnet

Ich habe schon einige Kochbücher von dem Koch und Star Henssler gelesen und auch nachgekocht. Er hat einfach immer tolle und frische Ideen - hier sind die 100 tollsten Klassiker aufgelistet, die ich selber gerne einmal nachkochen möchte.

Bewertung vom 01.10.2023
Und Sie sind also der Künstler?
Bill, Simon

Und Sie sind also der Künstler?


ausgezeichnet

Simon Bills erste Novelle handelt über einen namenlosen Anti-Helden. Es ist eine Satire, die spitz geschrieben ist. Es ist ein Porträt über einen Menschen, der versucht in einer Kunstszene, in der mehr Schein als Sein herrscht, Fuß zu fassen. Um den ersehnten Erfolg als Künstler einzuholen, geht er und seine Kunst durch eine wahre Metamorphose. Er erlebt exzessiven Alkohol (und Drogen-) Konsum, recherchiert obsessiv über Neurologie und dies findet am Ende doch auf eine Art und Weise zu einem Happy End.

Der Protagonist bekommt ein Stipendium an einem neurologischen Institut in London, um mit nervenkranken Patienten Kunst zu machen. Schon der Einstieg dazu war schwer, denn kaum jemand möchte dieses Residence Programm anfangen. Der Protagonist aber schon, denn er braucht Geld und Erfolg, damit ihn seine Galerie nicht rausschmeißt.
Während der Geschichte lernt man noch weitere Charaktere kennen, die das Ganze noch weiter unterhaltsam machen. Man lernt sehr viel über Neurokrankheiten und über Kunst namenhafter Künstler. Hier wird nichts ausgespart, bis ins letzte Detail beschreibt der Autor die Biologie des Gehirns und die wissenschaftlichen Erkenntnisse darüber, sowie die Experimente damit. Man muss selbst starke Nerven haben, denn es ist keine leichte Kost.

Die kleinen Nebengeschichten und Schilderungen über die Schicksale der Patienten gefallen mir sehr gut. Besonders das Schicksal einer Patientin wird sehr detailliert beschrieben, die mit einem Virus infiziert, nur noch ein Kurzzeitgedächtnis hat.

Auch die Patienten bekommen am Ende eine Plattform, denn auf der letzten Vernissage werden ihre Kunstwerke ausgestellt.

Uns selbst der Protagonist durchgeht einen Wandel, vom erfolglosen Künstler zu einem gefeierten, dessen Kunst verkauft wird. So scheint er letzten Endes mit seinem Projekt den richtigen Nerv getroffen zu haben. Der Weg und die Weiterentwicklung des Künstlers zu dem gewünschten Happy End war also das eigentliche Ziel.
Es ist ein unterhaltsames Buch und wirklich hervorragend vorgelesen. Das Buch ist aber auch sehr zynisch, gerade mit Blick auf die Kunstszene.

Bewertung vom 30.09.2023
Und wir tanzen, und wir fallen (eBook, ePUB)
Newman, Catherine

Und wir tanzen, und wir fallen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Das Buch hat zwei Protagonisten, die versuchen mit der Diagnose Krebs umzugehen. Es sind zwei Perspektiven, Edith ist erkrankt und ihre beste Freundin Ash begleitet sie. Hier tauchen wir in das emotionale Leben der beiden Frauen ein. Das Buch bietet eine Achterbahn der Gefühl - aus Trauer, Freude, Angst, Scham, Verdrängung, Lust, Überschwänglichkeit - ein buntes Potpourri, das zeigt, wie schwer der Umgang mit einer solchen Diagnose ist. Besonders Ash hat ihre eigenen Methoden damit umzugehen.

Anfangs hatte ich ein paar Schwierigkeiten, mich mit der Geschichte anzufreunden, da die Charaktere für mich noch emotional distanziert wirkten. Es gibt verschiedene Wege mit schwierigen Situationen umzugehen, Ash versucht es sicherlich im Kompensationsmodus, allerdings ist Selbstreflektion auch kein schlechter Weg, um mit einer Situation klarzukommen.

Ein interessantes Buch mit Charakteren und Verhaltensmustern, worüber man sicherlich diskutieren kann. Er gegen Mitte des Buch empfand ich mehr emotionalen Tiefgang und Bezug zu den beiden gelingt. Edi ist immer mehr der Erschöpfung nahe und ihre Kräfte schwinden. Durch die folgenden Schilderungen kann man sich mehr auf die Geschichte einlassen und die Handlung nachvollziehen und auch ein gewisses Verständnis erlangen.

Irgendwie hat mich das Buch am Ende sehr gepackt, denn gerade jetzt ist es wirklich sehr emotional, der Abschied, die Verabschiedung in Liebe... das Loslassen... ich glaube, dass jeder Mensch solche Situationen anders erlebt - und hier teilt ein Mensch seine Art damit umzugehen und ich wage nicht zu beurteilen, wie es in dem Menschen vorgeht und wie er/sie selbst damit umgehen sollte... vor allem ist da sicher noch mehr, aber das würde den Rahmen des Buchs sprengen. Die Charaktere sind menschlich, auch wenn die Handlung teils spitz verlaufen, so pendelt sich das Buch am Ende doch ein... und hinterlässt einen Nachhall. 4,5 Sterne für den ehrlichen Schreibstil, der nichts verschönigt.

Bewertung vom 30.09.2023
Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wichtig uns der Ernst des Lebens sein sollte
Hacke, Axel

Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wichtig uns der Ernst des Lebens sein sollte


ausgezeichnet

Dieses Buch ist mein Lesehighlight in diesem Jahr. Der Autor versteht es, Humor mit ernsten, sowie gesellschaftskritischen Themen zu verknüpfen. Axel Hacke schreibt authentisch und nimmt kein Blatt vor den Mund.
Axel Hacke ist bekannt als deutscher Schriftsteller und Kolumnist. Ihm wurde eine Anfrage eines Kollegen zugesandt, einen Artikel über das Thema ''Heiterkeit'' zu schreiben - diesen Gefallen konnte er ihm nicht wirklich abschlagen, da sein Arbeitskollege auch ein guter Freund zugleich war. Heiterkeit als Schreibthema war etwas, mit dem er anfangs nicht wirklich etwas zu anfangen wusste - denn passt Heiterkeit zu dem deutschen Gemüt? Nach langer Recherche schien ihn das Thema nicht mehr los zu lassen, sodass er gleich ein ganzes Buch dazu schrieb. Dies ist ihm wahrhaftig gelungen!
Es nicht nur ein Buch, welches seitenweise Beispiele zum Begriff Heiterkeit auflistet. Es ist auch ein Plädoyer dafür, dass es für zwischenmenschliche Beziehungen sehr wichtig ist, über sich selbst und miteinander lachen zu können.
Er beschreibt in kleinen Anekdoten, den Ernst auch mal beiseite zu lassen. Dabei erwähnt er Phänomene, die in der heutigen Gesellschaft im Übermaß zu finden sind: das Gekränkt- Sein, das sich Angegriffen fühlen, das politisch Korrekte... er erwähnt dabei sämtliche Politiker, die beispielsweise ''nur'' wegen einer falschen Bemerkung oder wegen eines falsch platzierten Lachers an den Pranger gestellt wurden. Hacke räumt ein, dass es sicherlich keine leichten Zeiten sind, wenn das subjektive und das individuelle Ich so in den Vordergrund rücken, nicht zuletzt, dank der sozialen Medien.
Hacke erwähnt Beispiele von Künstlern, die sich während der Coronazeit in eine Art Zwangspause begeben mussten und durch die sozialen Medien eine neue Art gefunden haben, mit der Welt im Außen zu kommunizieren.
»Vielleicht kann man festhalten: Wenn man die Sache ernsthaft betrachtet, ist unser Leben ohne Heiterkeit nicht möglich. Wir wären eben sonst sehr traurig, und wem würde das nützen? Und was wäre das für ein Leben: immer traurig? Retten würde es uns nicht.« (S.42)
Das Buch bietet einen Denkanstoß und spricht genau die wunden Punkte an, die man als Leser gut nachvollziehen kann, wenn es um Kränkung geht. Zu guter Letzt schafft er es, den Leser selbst zum Lachen zu bringen... denn oftmals erkennt man sein eigenes Selbst, wenn man wie Hacke in einer misslichen Lage steckt... und man vor der Entscheidung steht... werde ich verdrießlich oder nehme ich die ganze Sache einfach mit Humor?
Klare Empfehlung!

Bewertung vom 30.09.2023
People Pleasing
Bossmann, Ulrike

People Pleasing


ausgezeichnet

Dieses Hörbuch regt zum Nachdenken an und sicherlich trägt es zu einer Selbsterkenntnis bei.
Ich finde das Buch extrem hilfreich. Es ist besonders empfehlenswert für Betroffene und auch für jene, die Menschen im Umfeld haben, die People Pleaser sind.
Hier geht es darum, näher zu beleuchten, warum das schlechte Gewissen stets präsent ist. Der Text ist einfühlsam und setzt genau an den Punkten an, die typisch für die Verhaltensmuster der People Pleaser sind. Die Beiträge sind psychologisch, beziehungsweise wissenschaftlich fundiert. In diesem Buch fühlt sich der Betroffene verstanden und kann Ratschläge befolgen und ganz wichtig: er ist mit diesem Thema nicht alleine.
Unglaublich, wie vielen Menschen es ähnlich geht - auch die Autorin nennt persönliche Beispiele.
Doch es geht nicht von heute auf morgen, um die erlernten Glaubenssätze und Gedankenmuster (''es allen recht machen zu wollen'') loszulassen, es ist vielmehr ein Prozess der Entkopplung.
Die Autorin gib zu verstehen, dass eine Rückbesinnung auf das eigene Ich und das ''Bei sich bleiben'' ein wichtiger Aspekt ist, um diesen Prozess voranzutreiben. Das Buch liefert außerdem ganz konkrete Übungen und tolle Beispiele aus dem realen Leben, die das Buch zu einem wahren Helfer machen.
Ich wünschte, ich hätte das Buch schon früher gelesen, um bestimmte Verhaltensmuster zu erkennen. Umso besser, dass die Autorin in diesem Buch für Aufklärung sorgt. Da ich schon viele Bücher, Hörbücher und Podcasts über dieses Thema gehört und gelesen habe, bin ich recht dankbar dafür, dass es dieses absolut hilfreiche Buch gibt. Es ist ein wahrer Gamechanger, der gerade dabei hilft, an den Stellschrauben zu drehen, die es benötigt, um das eigene Leben als positiver und lebenswerter zu gestalten. Ein tolles Buch, fantastisch vorgelesen und eine klare Empfehlung.

Bewertung vom 29.09.2023
Nie gut genug
Curran, Thomas

Nie gut genug


ausgezeichnet

Das Buch und Hörbuch ''Nie gut genug'' beschreibt die Chance und Risiken zum Thema Perfektionismus. Der Glaubenssatz ''ich bin nicht gut genug'' ist weiter verbreitet, als gedacht. Der Autor befasst sich hier tiefgreifend mit dem Selbstoptimierungswahn, einem aktuellen Thema, das womöglich noch durch soziale Medien verstärkt wird.
Das Buch bietet einen großen Schatz an wissenschaftlichen Erkenntnissen. Besonders hilfreich sind die Erfahrungsberichte von Einzelpersonen und Fallbeispielen, somit wird das Thema greifbarer und besser verständlich. Hiermit möchte der Autor bewusst zum Nachdenken anregen und aufzeigen, welche Verhaltensmuster dahinter stecken.
Der Autor zeigt auf, welche fatalen Folgen es haben kann, wenn die hohen Ansprüche an sich selbst mit der Realität aufeinandertreffen oder mit unseren Mitmenschen. Ein wichtiges Lernelement! Das Buch wiederholt genau die wunden Punkte, die man selbst in sich erkennen kann. Dieses Buch ist an einigen Stellen nicht immer ganz leicht und bietet sicherlich auch schwere Kost, aber so gelingt eine Erkenntnis, die langanhaltend und nachhaltig ist.
Auch der weitergreifende Bericht über die Zusammenhänge zur Gesellschaft, der Kultur, in der man lebt, bringt der Autor sehr gut rüber. Oft verstecken sich hier auch die Ursachen für den alltäglichen Perfektionismus. Es ist sicherlich ein sehr komplexes und umfangreiches Thema, ob es eine 100%ige Heilung gibt ist ungewiss, aber zumindest wird der Leser hier die Möglichkeit haben, sein eigenes Verhalten zu beleuchten.
Auch hier wird eindeutig klar, dass Perfektionismus nicht rein als Charaktereigenschaft gesehen werden kann, sondern als ein angelerntes Attribut, das die eigenen Werte bestimmt..
Besonders das letzte Kapitel hat es mir angetan, denn hier geht es darum ein Mittelmaß zu finden. Hierbei geht es darum, sich frei von gesellschaftlichen Druck zu machen, wenn möglich. Ob dies immer 1:1 in die Realität umsetzbar ist, wie von Autor vorgegeben, ist fraglich - jedoch kann dies als ein Wegweiser und Leuchtfeuer verstanden werden.
Man sollte also nicht immer mit dem Strom schwimmen (beim Thema Perfektionismus), sondern auch gegen - um einen Wandel zu bringen.
Insgesamt gefällt mir die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Perfektionismus sehr gut gefallen.