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Paragraphenreiterin

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Insgesamt 33 Bewertungen
Bewertung vom 03.04.2025
Mein wunderbarer Cottage-Garten
Groeningen, Isabelle van

Mein wunderbarer Cottage-Garten


sehr gut

Rezension zu "Mein wunderbarer Cottage-Garten" von Isabelle van Groeningen

Ein englischer Garten, wie man ihn aus (vor allem) Südengland kennt und nur staunend am Gartenzaun stehen kann, ob der schieren Viefalt an Pflanzen und Blüten, die in ihrer Üppigkeit berauschen sind. Solche Gärten wirken im Idealfall natürlich - so als wären sie rein zufällig so gewachsen. In Wahrheit braucht es dafür Planung und jahrelange Arbeit. Pflanzen wachsen ja auch nicht von heute auf morgen. Bäume und Sträucher vor allem.

Die Autorin Isabelle van Groeningen hat sich diesen Traum gemeinsam mit ihrer Partnerin erfüllt und einen leblosen Garten zu einem Naturparadies gemacht. Über 15 Jahre hinweg haben die beiden in Coleshill in den englischen Cotswolds an der Transformation gearbeitet. Ihre Arbeit hat sich nicht nur in Form des Gartens niedergeschlagen, sondern nun auch in Buchform.

Dabei lernen wir nicht nur unglaublich viel und detailreich über das Gärtnern an sich, sondern auch einiges an Autobiographie über die Autorin. So etwas stört mich normalerweise eher bei Sachbüchern, aber in dem Fall finde ich die Art wie Privates in Sachliches eingeflochten ist, in Ordnung.

Nicht zuletzt ist das Thema wichtig, weil diese Art von Gärten einen wichtigen Beitrag zu Umwelt und Klimaschutz leisten. Sie bringen also Freude für Mensch UND Natur.

Allein die Gestaltung des Buch empfinde ich als nicht so gelungen beziehungsweise unmodern. Textblock an Textblock gereiht. Kleine Schriftart. Keine Aufzählungen, Infografiken und generell wenig erklärende Bilder. Das geht heutzutage besser.

Wie ein langer Gartenspaziergang in Buchform, den man mit seiner älteren Tante macht.

Bewertung vom 14.03.2025
Wilde Pflanzen essen
Rauch, Christine;Donnerberg, Ernestine

Wilde Pflanzen essen


ausgezeichnet

Rezension zu "Wilde Pflanzen essen" von Survival Siglinde

Wildpflanzen-Führer (oder generell Bücher zu dem Thema) haben doch meist einiges gemeinsam: Sie sind eher langweilig gestaltet, führen eine ernste Sprache, die Einführung beinhaltet meist einen erhobenen Zeigefinger oder verbreitet Endzeitstimmung (Stichwort: Survival) und wir können uns mit den Autor:innen in den seltensten Fällen identifizieren.

Da bringt Survival Siglinde frischen Wind in die Szene - und ich finde das tut ihr sehr gut!

Die Einführung beschränkt sich auf die Erwähnung ihres Namens beziehungsweise ihres Instagram-Accounts.
Danach stellt und Siglinde auf gut 100 Seiten ihre Top-Wildpflanzen vor. Wie ich finde praktisch eingeteilt in "krautige Pflanzen", "Sträuche" und "Bäume". Grafisch unterscheidet sich dieser Führer dabei von allen, die ich bisher gesehen habe, denn es gibt kein einziges Naturfoto. Stattdessen werden die Pflanzen im Comic-Stil dargestellt und dabei ihre wichtigsten Erkennungsmerkmale hervorgehoben. ich war anfangs recht skeptisch, ob man die Pflanzen dann draußen in der Natur auch wirklich erkennt, aber bis dato klappt das überraschend gut.

In der Folge kommt dann noch ein Rezeptteil, den ich super finde, weil er kurz, aber gut umsetzbar ist. Oft ist weniger einfach mehr!

Und zum Schluss mein Highlight: Mit der Kosmos+-App und dem Code im Buch hat man dann Zugriff auf alle Pflanzen auch per App, inklusive Naturfotos und witzigen Erklärvideos von Siglinde persönlich. Das ist so praktisch für unterwegs!

Alles in allem frisch, fröhlich und gut umsetzbar gemacht!

Bewertung vom 11.02.2025
Berauscht der Sinne beraubt
Kirakosian, Racha

Berauscht der Sinne beraubt


sehr gut

Rezension zu "Berauscht der Sinne beraubt" von Racha Kirakosian

Alle lebendigen Wesen wollen sie. Die meisten suchen sie regelmäßig. Verstanden haben wir sie bis heute nur in Ansätzen: Die EKSTASE.
Rauscherfahrungen sind so alt wie das Leben und wie jede Neigung unterliegt sie gesellschaftlichen Wertvorstellungen, zeitlichen Veränderungen und Vorurteilen sowie gefährlichem Halbwissen.
Genau diesem Halbwissen und den damit verbundenen Vorverurteilungen möchte die Autorin offenbar entgegenwirken, indem sie nicht nur eine wissenschaftliche Abhandlung zum Thema verfasst hat, sondern ein neues Grundlagenwerk geschaffen hat, welches vor allem die historischen Aspekte gut abdeckt und anhand unzähliger Quellen die Möglichkeit zur noch tiefergehenden Beschäftigung bietet.

An den Schreibstil muss man sich erst mal gewöhnen. Das Cover hat bei mir ehrlicherweise eher den Anschein eines populärwissenschaftlichen Sachbuchs gemacht - so bunt, poppig und unbeschwert wie es daher kommt. Auf den ersten Seiten wurde mir aber klar, dass es eher in die Kategorie "Doktorarbeit" fällt und sich hier jemand wirklich Mühe gegeben hat, eine gebildete, akademische Leser:innenschicht anzusprechen.

Kritikpunkte: Sehr religions und mittelalterlastig obwohl die Autorin Diversität so lobpreist und eingangs beschreibt, dass sie sich von verschiedensten Perspektiven an die Ekstase annähern will. Aber das ist wohl ihrer Profession geschuldet.
Stellenweise hab ich mir schwer getan bei der Stange zu bleiben, weil es sehr ausschweifend war. Manche Absätze habe ich übersprungen, weil mich religiöse Zugänge nur bedingt interessieren (jedenfalls nicht in der dargestellten Tiefe!).

Zusammengefasst:
Ein hoch wissenschaftliches, intelligentes Grundlagenwerk, das vor allem mit tiefgehenden Informationen aus Religion und Geschichte berauscht!

Bewertung vom 27.12.2024
Flavorama
Johnson, Arielle

Flavorama


ausgezeichnet

Rezension zu "Flavorama" von Arielle Johnson

GESCHMACKVOLL in so ziemlich jeder Hinsicht:

Geschmackvolles Cover und Design.
Hat mich sofort angesprochen. Bunt und aufregend, aber gleichzeitig nicht überladen, übersichtlich und so, dass der Lesefluss nicht unterbrochen wird.
Allerdings eher was zum Daheim-Schmökern, weil es ein recht großes und schweres Buch (dickes Hardcover) ist.

Geschmackvoll geschrieben:
Die promovierte Geschmackswissenschaftlerin und Autorin dieses Sachbuchs führt uns mit kluger Sprache (und teils auch kniffligen Fremdwörtern) in die fabelhafte Welt des Geschmacks ein. Wie wir ihn wahrnehmen, wo er entsteht, welche Rolle der Geruch spielt, wie sich Geschmack zusammensetzt, wie wir ihn beim Kochen beeinflussen und ändern können und und und.
Wie gesagt sehr klug geschrieben, also auch ein bisschen wissenschaftlich - man muss schon denken wollen dabei. Ein Sachbuch eben. Trotzdem angenehm locker und nicht anstrengend, wie ich finde.

Geschmackvolle Rezepte:
Die Krönung sind die kleinen und großen Rezepte beziehungsweise Anleitungen, um eigene Gerichte zu verfeinern (z.B. mit dem berühmten Salatdressing) oder ganz neue Geschmacksvariationen und Richtungen zu probieren. Das rundet dieses Buch einfach wirklich toll ab, weil es den Leser:innen die Möglichkeit gibt, das Theoretische vorher dann praktisch anzuwenden!

Insgesamt ein absolutes Grundlagenwerk für Gourmets, Hobby- und Profiköch:innen sowie einfach für Interessierte!

Bewertung vom 14.12.2024
Break the Cycle
Buque, Dr Mariel

Break the Cycle


ausgezeichnet

Rezension zu "Break thy Cycle" von Dr Mariel Buqué

Im Nachhinein betrachtet ist das Cover noch schöner und tiefsinniger, als ich es beim ersten Anschauen empfunden habe: Die vererbten Traumata, Ängste und anderen psychischen Lasten innerhalb unserer Familien werden von Generation zu Generation weitergegeben - wenn wir nichts dagegen tun. Wenn wir uns ihnen nicht stellen und sie nicht auflösen.
Genauso wie die Blätter eines Baumes sind diese seelischen Erbstücke nur Teile von uns, aber trotzdem haben sie eine wichtige Funktion: Sie bestimmen, wie wir mit unserer Umwelt interagieren.

Vom Aufbau her ist dieses Arbeitsbuch sowohl für Einsteiger in die Reise zur eigenen Psychologie geeignet, als auch für Menschen, die sich bereits in einer Therapie befinden und ergänzend dazu noch mehr in Richtung Generationentraumata machen wollen.

Gehen Sie nicht davon aus, das in einem durch lesen zu können. Es wird Zeit brauchen, um über die einzelnen Kapitel nachzudenken und entsprechend weiterzukommen, wenn Sie wirklich etwas damit erreichen möchten.

Am besten fand ich, dass es mit Erklärungen und leichten Übungen anfängt und sich dann kontinuierlich steigert. Man merkt, dass der Autor Ahnung von Trauma- und Generationentherapie hat!

Bewertung vom 07.11.2024
Dirty Diana (1)
Besser, Jen

Dirty Diana (1)


ausgezeichnet

Ich hätte ja mit vielem gerechnet, aber dass mir dieses Genre so gefällt dass ich nun wie ein Teenie auf die Fortsetzungen hin fiebere - diese Variante war nicht dabei. Nun war dieser Roman aber so fesselnd und spannend, dass ich gar nicht anders kann. Wahrscheinlich ist das auch der Grund für den großen Erfolg dieser literarischen erotischen Fiktion.

Der Inhalt des Romans basiert auf dem gleichnamigen Podcast der Autor:innen, den sie mit Demi Moore gemeinsam hosten (dem folge ich nun natürlich auch auf Spotify :-)). In Wahrheit erzählt das Buch wohl eine an autobiografische Erlebnisse verschiedenster Frauen angelehnte Geschichte einer verheirateten Diana mit Kindern, die sich in ihrer Ehe vor allem sexuelle nicht mehr abgeholt fühlt und dann beginnt sich von ihrem Mann zu distanzieren und ein altes Projekt wieder aufleben lässt: Andere Frauen in Bezug auf ihre sexuellen Fantasien zu interviewen und darüber dann zu malen oder zu schreiben. Also eigentlich das, was die Autor:innen in ihrem Podcast machen. Find ich irgendwie cool, dieser Spange zur Realität!

Der Schreibstil ist mitreissend und spannend. Ein richtiger Pageturner von dem man einfach nicht lassen will. Meine liebe Nachbarin würde wohl sagen: "Ich habe dieses Buch gefressen!" ;-)

Und das Ganze ist halt noch dazu mega scharf. Puh, also manche Stellen hab ich seeehr langsam gelesen und genossen und bin dann in eigene Fantasien abgedriftet. Hm. Schön, wenn Bücher sowas können!
Am heißesten war die Story mit Dianas Exfreund, der ihr nach wie vor hie und da im Kopf herumspukt. Das sind wirklich sehr intensiv erotische geschriebene Szenen.

Eine Empfehlung für alle, die gerne sexy Geschichten lesen. Ansonsten von der Storyline her nichts Neues oder Besonderes, aber eben sehr fein zum Lesen und Fantasieren!

Bewertung vom 23.10.2024
Coco kann!
Harel, Maike

Coco kann!


ausgezeichnet

Coco kann! Und wie sie kann! Aber vorher braucht sie eine kleine Starthilfe von ihrem Papa, denn die Herausforderungen des Alltags können einem kleinen Kind große Angst machen und oft unüberwindbar erscheinen. Egal ob das ein Hund ist, dem sie auf der Straße begegnet oder ob sie sich selber die Schuhbänder binden soll. Mit Hilfe von ihrem Vater bewältigt Coco eine Hürde nach der anderen. Am Ende des Buchs dreht die kleine freche Coco dann den Spieß um und fordert ihren Papa heraus. Mal sehen, ob Papa auch kann!

Dieses Buch holt Kinder im Alter von 3 bis 5 Jahren genauso ab wie ihre Elternteile. Die Autor:innen schaffen es den für uns Erwachsene selbstverständlich zu bewältigenden Alltag aus der Perspektive eines kleinen Kindes so darzustellen, dass es plötzlich richtig nachvollziehbar ist, wie sich diese fühlen, wenn sie vor scheinbar einfachen oder ganz normalen Hürden des Lebens stehen.

Sogar die Emotionen der kleinen Coco und die Ruhe, die ihr Papa ausstrahlt werden regelrecht greifbar transportiert. Einserseits durch den Text und anderseits aber auch durch die Illustrationen. Die Wutausbrüche, die Verzweiflung und die Ängste der kleinen Coco sind regelrecht greifbar. Genauso wie einen die lustigen Erzählungen und Späßchen des Papas zum Lachen bringen.

Am besten gefällt mir, dass der väterliche Elternteil so präsent ist. Es kommt gar keine Mama vor und wird auch nicht erwähnt. Find ich super. Nicht nur für Kinder, die evt nur einen Elternteil haben, sondern auch weil es normalisiert werden sollte, dass ein Vater mal 24 Stunden allein mit seiner Tochter verbringt.


Authentisch illustriertes Kinderbuch mit Tiefgang, modernen Ansätzen und extrem hohem Identifikationspotential!

Bewertung vom 22.10.2024
Wallis Simpson
Lindinger, Michaela

Wallis Simpson


gut

Oh, surprise surprise! Megan war gar nicht die erste Frau, die einen Royal dazu veranlasst hat das britische Königshaus zu verlassen?
Man merkt schon, ich bin kein großer Fan der Royals, weshalb ich wohl diese große Wissenslücke hatte. In der Tat habe ich vor der Lektüre dieser Biografie noch nie von Wallis gehört, aber die Aufmachung des Buchs, das stimmige Cover, das gerade zu nach Skandal und Lüsternheit schreit und einen Hauch von Kriminalität versprüht, hat mich magisch angezogen. Außerdem musste ich wissen, warum eine Person als "meistgehasste Frau der Welt" bezeichnet wird.
Spoiler: Ich verstehs noch immer nicht.

Man muss sich schon sehr für die Windsors (bzw. Royals im Allgemeinen) interessieren, um dieses Buch zu verschlingen. Sehr viele Fakten aneinandergereiht. Unzählige Wiederholungen von zuvor schon gesagtem. Zum Glück kommen immer wieder Fotos, die das Geschriebene bildlich unterstreichen und ergänzen. Aber generell ist es kein gutes Zeichen bei mir, wenn ich mich über ein ganzseitiges Bild erfreue, einfach auch nur deshalb, damit ich rascher umblättern darf.

Zum Glück ist die Gestaltung in Farbe, Schriftart und Satz so derartig gelungen, dass man als Leser:in ständig das Gefühl hat etwas sehr hochwertiges zu lesen und Freude am Anschauen der Seiten hat. Der Schreibstil der Autorin hat mich leider nicht umgehauen. Es gelingt ihr zwar Wallis sehr nahbar und auch aus mehreren Perspektiven darzustellen, aber das Geschriebene bleibt etwas platt. Der Tiefgang fehlt. Doch gerade der macht Biografien meines Erachtens so lesenswert.
Außerdem werde ich einfach das Gefühl nicht los, dass die Autorin Wallis eher unsympathisch findet. Ja, ich hab schon mitbekommen, dass sie wahnsinnig umstritten war und vielfach verhasst, aber ist es nicht gerade die Aufgabe einer Biografin das herauszustreichen, was nicht für die ganze Welt offensichtlich war?

Und warum gehts in der Biografie einer Frau so viel um Männer? Auch wenn diese eine riesige Rolle in Wallis' Leben spielten, ja vielleicht sogar ihr Hauptmotiv für die meisten Entscheidungen waren, so sind sie für Wallis doch nur Instrumente gewesen, um etwas zu erreichen, das mit Liebe gar nichts zu tun hat.Warum geht es nicht mehr darum, sondern wird irgendwelchen Typen seitenweise Raum gegeben, ohne dass Wallis' Name auch nur einmal vorkommt? Find ich bisschen schade, denn über Männer und ihr Leben wurden schon genug Seiten gefüllt.

Alles in allem eher was für Hardcore-Fans.

Bewertung vom 24.09.2024
In den Wald
Vaglio Tanet, Maddalena

In den Wald


sehr gut

Zum Inhalt:
Auf der ersten Seite des Romans, werden wir ohne Vorgeplänkel in die Geschichte gestürzt: Nachdem sich die aufsässige Schülerin Giovanna das Leben genommen hat, verschwindet ihre Lehrerin. Das kleine italienische Dorf, in dem die beiden beheimatet sind, ist sofort in Aufruhr und Suchaktion werden gestartet, genauso wie die Gerüchte- und Spekulationsküche angeworfen wird.
Warum trifft die Lehrerin das Ableben einer ihrer Schüler:innen so hart? Was hat Giovanna zu dem Sprung aus dem Fenster bewegt? Wo ist die Lehrerin jetzt? Und was bedeutet das für das ganze Dorf?
Seite für Seite lichten sich die Geheimnisse allmählich...


Zum Cover:
Der wilde, verwunschene Wald hat mich sofort magisch angezogen. Er verspricht Abenteuer und Ruhe, gleichzeitig aber ist er auch düster und ein bisschen gruselig. Dieses Gefühl bleibt auch beim Lesen der Geschichte hängen und passt einfach sehr gut zum Inhalt.

Kritik und Feedback:
Die Story macht einfach neugierig. So viel werfen allein der Klappentext und dann die ersten Seiten des Buchs auf. Man möchte unbedingt erfahren, welche Beweggründe Giovanna und die Lehrerin für ihr Verhalten haben. Das Interessante für mich war dann, dass eigentlich recht bald (so in den ersten 100 Seiten) recht viel aufgedeckt und erklärt wird, aber einem die reinen Fakten nicht ausreichen. Man will mehr über die Hintergründe, sie seelische Motivation der beiden erfahren. Warum haben gerade die beiden diese Situation auf jene Weisen verarbeitet?
So wird der Roman sehr schnell zu einem ausgewachsenen Psychodrama, welches an vielen Stellen durchaus sehr beklemmend wahrgenommen wird und uns die Grenzen unseres Verstands näher bringt. Es wird thematisiert wie fragil unsere psychische Gesundheit ist und wie unterschiedlich Menschen mit Schicksalsschlägen umgehen.
Leider hat mir der Schreibstil nicht recht zugesagt. Einerseits wird die Handlung flott vorangetrieben und dann sind vor jedem Absatz immer so unnötige Beschreibungen der Umwelt (des Waldes, des Lichts, der Sonne, des Dorfs) vorangestellt, die überhaupt nichts zum Wesen des Buchs beitragen und die man meines Erachtens einfach rauslöschen könnte. Das hat meinen Lesefluss sehr gestört.
Aber insgesamt eine ganz spannende Story und psychologische Inhalte zum Reflektieren.

Bewertung vom 13.09.2024
Über Leben und Tod
Klenk, Florian

Über Leben und Tod


ausgezeichnet

Zugegeben, ich bin nicht ganz unbefangen in dieses Buch gegangen, da ich den Podcast der beiden Herren, die am Cover abgebildet sind, vorher bereits rauf und runter gehört habe. Umso gespannter war ich auf die Aufarbeitung dieser Thematik in Buchform. Wie bei den meisten Projekten, die der wiener Journalist und Autor Florian Klenk angreift, wurde ich auch hier nicht enttäuscht. Gemeinsam mit dem Gerichtsmediziner und offensichtlich begnadeten Geschichtenerzähler, Christian Reiter, ist ein wunderbares Buch über teils unglaubliche Geschehnisse im Bereich der Gerichtsmedizin entstanden.

Die Leser:innen werden in die österreichische Geschichte entführt (zum Beispiel in die Zeiten der Pest), lernen berühmte und auch tragische Kriminalfälle kennen bei denen Herr Reiter selbst federführend zu deren Aufklärung beigetragen hat und erfahren auch skurrile Details (wie beispielsweise über "Beethovens" Totenschädel). Doch auch Gegenwartsthemen werden behandelt, wie zum Beispiel K.O. Tropfen und was wir als Gesellschaft dagegen tun könn(t)en.
Besonders hat mir auch gefallen, dass (genauso wie auch im Podcast) nach jedem "Fall" immer Schlüsse daraus gezogen werden und Handlungstipps für die Leser:innen mitgegeben werden.

Jedes Kapitel schließt Florian Klenk stilistisch so wunderschön, dass man angeregt wird danach weiter darüber nachzudenken. Der Schreibstil ist überhaupt genau meins. Anspruchsvoll, klug und immer am Punkt. Kein Wort zuviel.
Ob das Ganze nun ein Sachbuch ist, wage ich zu bezweifeln. Vom Inhalt her ja natürlich, denn man wird von Seite zu Seite wissender, aber die Bezeichnung wird dem wunderbaren Stil nicht gerecht, finde ich.

Authentisch, wenn passend auch humorvoll, immer intelligent und vor allem mitreißend geschrieben, liest sich dieser Pageturner so schnell, dass man am liebsten sofort wieder von vorn anfangen möchte.