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hereforbooksandcoffee

Bewertungen

Insgesamt 37 Bewertungen
Bewertung vom 19.05.2024
Bücher und Barbaren / Die Viv-Chroniken Bd.2
Baldree, Travis

Bücher und Barbaren / Die Viv-Chroniken Bd.2


gut

Gelungenes Prequel


Die junge Viv wird nach einer Verletzung auf dem Schlachtfeld von ihrer Truppe Söldnern in der Stadt Murk abgesetzt, um wieder zu genesen. Da sie aber nicht still herumsitzen kann, treibt sie sich in der Stadt herum, freundet sich mit der Buchhändlerin Fern an und entdeckt das Lesen für sich. Aber auch in dem kleinen beschaulichen Städtchen Murk geht nicht immer alles mit rechten Dingen zu. Gut, dass Viv direkt vor Ort ist…

Bücher & Barbaren ist der unterhaltsame, humorvolle und kurzweilige Vorgänger von Magie & Milchschaum. Wir treffen eine junge Viv, die sich auf dem Schlachtfeld noch beweisen will und mit ihrer verletzungsbedingten Zwangspause nicht glücklich ist. Das Buch kommt leider nicht an den ersten Roman von Travis Baldree heran, ich empfand das Ende als das genaue Gegenteil der Cozy Fantasy, die ich hier eigentlich finden wollte.

Negativ muss ich leider zwei weitere Dinge hervorheben: Der Klappentext des Buches weckt vollkommen falsche Erwartungen was den spannenden Handlungsteil des Buches angeht (Gallina??) und auch mit der Übersetzung von Wolfgang Thon bin ich leider nicht warmgeworden (ich sage nur: Bücher mit saftigen Stellen).

Alles in allem aber ein gelungenes Prequel zu Magie & Milchschaum, dass ich Lesern, dieses Buch mochten, gerne ans Herz lege.

Bewertung vom 20.04.2024
Das Fenster zur Welt
Winman, Sarah

Das Fenster zur Welt


gut

Und jetzt nach Florenz

Das Fenster zur Welt von Sarah Winman, aus dem Englischen von Elina Baumbach, bietet genau das, was der Titel des Buches sagt: Ein Fenster in das Leben seiner Charaktere.

Der junge Soldat Ulysses und die sechzigjährige Kunsthistorikerin Evelyn begegnen sich in einem toskanischen Weinkeller mitten im zweiten Weltkrieg. Diese Begegnung und die sich daraus spannende Unterhaltung lassen Ulysses auch nach seiner Rückkehr in das East End Londons nicht los, so dass er kurzentschlossen seine Sachen und einige Reisegefährten packt und in ein Abenteuer aufbricht: Das Leben in Florenz.

Der Roman hat auf seinen über 500 Seiten tatsächlich wenig Handlung, die einen Leser durch die Seiten zieht.
Das Augenmerk liegt auf den Charakteren, denen wir über Jahrzehnte durch ihre Leben und ihre Geschichten folgen. Ulysses ist dabei sympathisch und das Buch hat mir Lust auf einen ausgedehnten Urlaub in der Toskana gemacht.
Allerdings hat es sich teilweise ziemlich gezogen und mich nicht so sehr gefangen genommen, dass mich die Handlungslosigkeit gekümmert hat.

Bewertung vom 20.04.2024
Die Stimme der Kraken
Nayler, Ray

Die Stimme der Kraken


gut

Steckt kein Öko-Thriller drin

Die Stimme der Meere von Ray Nayler, aus dem kanadischen Englisch von Benjamin Mildner, verspricht laut Klappentext und ausgewählten Blurbs einen „Öko-Thriller der es in sich hat“ und leider hat das Buch genau das nicht abgeliefert.

Die Handlung folgt verschiedenen Protagonisten: Marinebiologin Dr. Ha Nguyen erforscht auf der Insel Con Dao die dort beheimateten Oktopoden, die anscheinend eine eigene Sprache und Kultur entwickelt haben. Gefördert wird dies vom Tech-Konzern DIANIMA, dessen Gründerin auch ihre eigenen Motivationen hat. Parallel wird immer wieder von einem Hacker und einem jungen Japaner, der als Arbeitskraft auf einen autonom fahrenden Fischkutter verschleppt worden ist.

Leider hatte Die Stimme der Meere wenig von einem Thriller, es gibt zwar immer wieder spannende Momente, allerdings sind diese immer schnell gelöst.
Das Buch ist aus vielen anderen Gesichtspunkten spannend und interessant, z.B. in seiner Diskussion um Sprache, Kommunikation und wie beides bei den Menschen von ihrem eigenen Erleben geprägt ist, bzw. wie schwer sich davon zu lösen ist, um mit einer anderen Spezies mit anderem Erleben zu kommunizieren. Hätte ich davon über 400 Seiten gebraucht – nicht wirklich.

Alles in allem und unter Berücksichtigung des Endes liest sich Die Stimme der Meere eher wie ein langer Szenenaufbau oder der erste Band einer Reihe – allerdings gibt es meines Wissens nach keine Folgebände.

So hat das Buch mehr Ähnlichkeit mit einem philosophisch angehauchten First Contact Sci-Fi, nur dass es hier eben nicht im Aliens sondern um Oktopoden geht.

Bewertung vom 26.03.2024
Der Rabengott
Leckie, Ann

Der Rabengott


sehr gut

Komplexe Fantasy vom Feinsten

Der Rabengott von Ann Leckie, aus dem Englischen von Michael Pfingstl, ist strukturell einer der interessantesten Fantasy Romane, die ich je gelesen habe.

Erzählt wird eine zweigeteilte Geschichte. Zum einen folgen wir Eolo, der zusammen mit dem Sohn und Erben des Statthalters Marwat in die Hauptstadt kommt. Als sie dort ankommen, hat allerdings schon Marwats Onkel das Erbe angetreten und Eolo unterstützt Marwat bei der Rückeroberung seines rechtmäßigen Platzes.
Der andere Erzählstrang folgt einem der Götter in der Welt.

Ann Leckie wird hier ihrer Imperial Radch-Reihe gerecht und schreibt anspruchsvolle Fantasy, die die von ihr aufgebaute Welt hinterfragt. Das Buch ist nicht auf eine spannende Handlung ausgelegt, sondern verliert sich in dem Aufbau der Welt und besonders der darin lebenden Götter, Abhandlungen zu Religion und deren Einfluss auf Gesellschaften.

Die Geschichte wird von einem Gott in der 2. Person Singular („Du“) erzählt und während das im ersten Moment ungewohnt zu lesen ist, sorgt es für eine interessante Erzählstruktur.

Der Rabengott wird für viele Leser hit or miss sein. Wer eine spannungsgeladene Geschichte mit viel Handlung sucht, ist hier falsch. Wer allerdings Lust hat in eine komplexe Welt einzutauchen und sich darin treiben zu lassen, kann hier ein richtiges Juwel entdecken.

Bewertung vom 02.03.2024
Elyssa, Königin von Karthago
Vallejo, Irene

Elyssa, Königin von Karthago


gut

Elyssa und Aeneas

Elyssa, Königin von Karthago von Irene Vallejo, aus dem Spanischen von Kristin Lohmann und Luis Ruby, ist im Spanischen bereits 2015 erschienen.

Das Buch greift einen Teil von Vergils Aeneis auf und erzählt die Geschichte von Elyssa (klassisch auch oft Dido), der Herrscherin und Gründerin von Karthago und Aeneas, einem trojanischen Prinzen, der nach der verlorenen Schlacht um seine Heimat mit seiner Flotte an Kriegern eine neue Heimat sucht.
Nach einem schweren Sturm erleiden Aeneas und sein Schiff vor Karthago Schiffbruch, und während sich zwischen ihm und Elyssa schnell Gefühle entwickeln, fühlen sich einige Spieler am Königinnen-Hof von den Neuankömmlingen bedroht und auch die Götter mischen sich ein.

Irene Vallejo hat hier einen Teil der klassischen Mythologie verarbeitet, den ich vorher nicht kannte, dementsprechend gespannt war ich auf die Geschichte von Elyssa und Aeneas.

Der distanzierte Schreibstil und die verschiedenen Perspektiven, die oft abrupt wechseln, haben es von Anfang an schwer gemacht sich in die Geschichte fallen zu lassen.
Ich habe keine Bindung zu den Charakteren aufbauen können und war daher auch nicht sonderlich interessiert daran ihren Geschichten zu folgen.
Das ist besonders schade, da die Autorin viel Zeit und Worte damit verbringt die Gedanken und Gefühle ihrer Figuren zu beschreiben und dabei die Handlung oft ehr eine untergeordnete Rolle spielt.

Leider hat mich das Buch nicht begeistern können.

Bewertung vom 20.02.2024
Demon Copperhead
Kingsolver, Barbara

Demon Copperhead


weniger gut

Das falsche Buch zur falschen Zeit

Demon Copperhead von Barbara Kingsolver, aus dem Englischen von Dirk van Gunsteren, kommt mit unglaublich viel Hype, vielen Empfehlungen und einigen gewonnenen Preisen daher und ich hatte hohe Erwartungen an das Buch.
Und doch haben Demon Copperhead und ich uns nicht gefunden:

Das Buch folgt dem Leben von Demon Copperhead, einem Jungen, der in die widrigen Umstände und Armut der Amerikanischen Appalachen hineingeboren wird und sein Bestes gibt, irgendwie das Leben zu überstehen.

Das Buch zeigt schonungslos die Realität aus Armut, Drogensucht, Missbrauch und häuslicher Gewalt. Es gibt so wenig Momente der Hoffnung in Demons Leben, dass das Lesen ab ca. 300 Seiten wirklich keinen Spaß mehr machte. Ich habe keine Heldengeschichte erwartet, kein Beschönigen der Realität, aber das Buch ist so unglaublich hoffnungslos, dass ich ab ca. 1/3 des Buches tatsächlich kämpfen musste weiterzulesen.

Barbara Kingsolver schafft mit Demon einen Protagonisten, dem man eigentlich gerne folgen wollen würde, ich mag ihre Sprache und werde wahrscheinlich ein weiteres Buch von ihr in die Hand nehmen.

Aber Demon Copperhead und ich haben uns wahrscheinlich einfach zur falschen Zeit getroffen.

Bewertung vom 23.01.2024
Nachbarn
Oliver, Diane

Nachbarn


ausgezeichnet

Fenster in eine andere Zeit

Die Kurzgeschichten in der Sammlung Nachbarn von Diane Oliver, aus dem Amerikanischen von Brigitte Jakobeit und Volker Oldenburg, öffnen ein eindrucksvolles Fenster in die amerikanischen Südstaaten der 60er Jahre.

Diane Olive wurde 1943 in Chatlotte, North Carolina, geboren und veröffentlichte zu ihren Lebzeiten 4 Kurzgeschichten. 1966 kam sie bei einem Motorradunfall ums Leben.

Die Geschichten haben mich tief beeindruckt. Diane Oliver schreibt in einer und über eine Zeit, in der Segregation und Anfeindungen Alltag waren und schafft es diese Bedrücktheit und Unsicherheit, aber auch die Ausweglosigkeit der Situation auf den Leser zu übertragen.
Die Autorin fesselt den Leser in jeder Geschichte und entführt in eine ganz neue Handlung. Ich habe jede einzelne Geschichte gerne gelesen, auch wenn ich besonders „Nachbarn“, „Die Kammer im obersten Stock“ und „Kein Service hier“ hervorheben möchte.

Nachdem ich die erste Geschichte beendet hatte, war ich mir sicher ein Highlight vor mir liegen zu haben und die weiteren Geschichten haben nicht enttäuscht!

Was eine großartige Wiederentdeckung!

Bewertung vom 01.12.2023
Wilde Minze
LaCour, Nina

Wilde Minze


sehr gut

Real und Emotional

Wilde Minze von Nina LaCour, aus dem Amerikanischen von Yasemin Dinçer, hat es geschafft mich zu berühren.

Emelie und Sara wachsen sehr unterschiedlich auf: die eine als jüngere Tochter in einer kreolischen Familie, deren Schwester drogensüchtig ist, die andere in einem White-Trash-Drogensumpf in einer Kleinstadt. Die Wege der beiden kreuzen sich in Los Angeles und während sie versuchen eine Beziehung aufzubauen, bringen sie doch die Päckchen mit, die sie tragen…

Wir folgen Emelie und Sara von ihrer jeweiligen Jugend an. Die Autorin zeigt in Episoden, wie die beiden genau zu den Menschen geworden sind, die sich im Restaurant Yerba Buena treffen und ineinander verlieben.
Genau durch diese Entscheidung konnte ich mit beiden Protagonistinnen sehr gut mitfühlen und habe verstanden, warum die Charaktere so handeln, wie sie es tun. Nina LaCour hat einen sehr angenehmen Schreibstil und schafft es, Emotionen durch Kontext auszudrücken und dabei nicht plump zu sein.

Allerdings muss ich sagen, dass ich nach dem im Klappentext angeteaserten „…ihre Vergangenheit holt sie ein“ etwas mehr daran anknüpfende Handlung erwartet hätte.

So ist Wilde Minze eine Mischung aus Selbstfindung, Romance und einem Hauch Familiengeschichte und wirklich zu empfehlen.

Schade ist allerdings, dass der Originaltitel Yerba Buena nicht beibehalten worden ist, denn dieser Name zieht sich durch die Geschichte hindurch.

Bewertung vom 26.11.2023
Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen / Die mörderischen Cunninghams Bd.1
Stevenson, Benjamin

Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen / Die mörderischen Cunninghams Bd.1


sehr gut

Skurriler Spaß

Die mörderischen Cunninghams – Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen von Benjamin Stevenson, aus dem Englischen von Robert Brack ist ein erfrischend anderer Krimi.

Die Familie Cunningham trifft sich zum ersten Familientreffen seit einer ganzen Weile, um das Freikommen einer der Söhne aus dem Gefängnis zu feiern. Doch in dem abgelegenen australischen Ski-Ressort taucht schon nach der ersten Nacht eine Leiche auf. Da von der Außenwelt so schnell keine Hilfe zu erwarten ist, stürzt sich der Protagonist Ernie in die Ermittlungen…

Ich hatte mit den Cunninghams sehr viel Spaß und das hat vor allem am Erzählstil gelegen. Der Protagonist Ernie blickt nach den Geschehnissen zurück uns berichtet uns als Leser davon. Und er nimmt kein Blatt vor den Mund: im Prolog wird direkt berichtet, auf welchen Seiten die Morde stattfinden. Der Leser wird immer wieder direkt angesprochen und ich habe laut aufgelacht, als Ernie sich über männliche Autoren ausgelassen hat, bei denen sich übergebende weibliche Charaktere sofort schwanger sind („Sie darf kotzen, wann und wo sie will!“).

Auch wenn ich von Anfang an den Mörder im Visier hatte, haben mich die Plottwists oft kalt erwischt. Das, in Kombination mit den skurrilen Cunninghams und dem Humor, hat mich wirklich begeistern können und ich freue mich schon jetzt auf den im Sommer 2024 erscheinenden Teil 2.

Bewertung vom 27.10.2023
Das Buch Eva
Clothier, Meg

Das Buch Eva


gut

Atmosphärische Herbstlektüre

Das Buch Eva von Meg Clothier, aus dem Englischen von Edith Beleites, nimmt das reale Voynich Manuskript, das der Wissenschaft seit seiner Entdeckung Rätsel aufgibt, und webt auf Basis dessen einen düsteren, atmosphärischen, historischen Roman.

Nach dem Tod ihrer Mentorin leitet die junge Nonne Beatrice die Bibliothek ihres Klosters. Ihr ruhiges Leben wird erschüttert, als in der Karnevalsnacht zwei schwerverletzte Frauen zum Kloster gebracht werden. Kurz vor ihrem Tod übergibt eine der beiden ein geheimnisvolles Buch an Beatrice. Innerhalb kürzester Zeit tauchen männliche Kirchenangehörige im Kloster auf und beginnen Fragen zu stellen, denn sie wollen unbedingt das Buch und dessen mysteriösen Inhalt zerstören…

Ich hatte meine Anfangsschwierigkeiten mit dem Buch: Auf der einen Seite wird der Leser direkt in die Handlung geworfen und ich hatte meine Schwierigkeiten die ganzen Schwestern des Klosters voneinander zu unterscheiden. Auf der anderen Seite liegt in dem Buch ein großer Fokus auf der Schaffung von Atmosphäre, was gerade zu Beginn des Buches zu Lasten der Handlung geht.
Die Geschwindigkeit nimmt im Laufe der Geschichte allerdings an Fahrt auf, so dass ich das Buch gerne gelesen habe.
Ich mochte den feministischen Blickwinkel, der hier genutzt wurde und auch das erst unmerkliche und später immer stärkere Einbinden von Fantasy-Elementen.

Alles in allem hat mich Das Buch Eva zwar unterhalten, aber leider nicht begeistern können.

Fazit: Ein Herbstschmöker, der einen Blick wert ist, wenn man sich für düstere, feministische Histo-Romane interessiert.