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Bewertungen
Insgesamt 50 BewertungenBewertung vom 13.11.2024 | ||
Der Roman "Genau so wie es immer war" thematisiert die Beziehungen der 57-jährigen Mutter Julia zu den wichtigsten Menschen in ihrem Leben. Der Titel ist insofern sehr treffend gewählt, als er die Kontinuität der Verhältnisse auf den Punkt bringt. Julia hat ein äußerst schwieriges Verhältnis zu ihrer Mutter und durch deren Vorbild ebenso zu ihrem Mann und den beiden Kindern. Im Verlauf der Lektüre werden die Motive und Hintergründe des Verhaltens der Protagonistin Julia zunehmend deutlicher. Dabei fällt es mir schwer, eine positive emotionale Verbindung zu ihr aufzubauen, was offenbar beabsichtigt ist. An einigen Stellen gewinnen die Leser:innen Verständnis und sicherlich Mitgefühl für Julia, an anderen auch Unverständnis und Befremdung. Es geschieht letztlich nicht allzu viel und gerade darin besteht der Zauber dieses Buches. Der Mangel an dramatischen Ereignissen verleiht dem Roman eine gewisse Leichtigkeit, die die Leserschaft dazu einlädt, sich auf die Erzählung einzulassen. |
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Bewertung vom 16.10.2024 | ||
"Kleine Monster" beginnt als ein Buch über einen Zwischenfall zwischen einem Schüler und einer Schülerin einer zweiten Klasse und doch steckt so viel mehr dahinter. In ihrem zweiten Roman beschreibt Jessica Lind die Schwierigkeit, unterschiedliche Erziehungsmethoden zu vereinen ebenso wie die Schwierigkeit, die eigene Kindheit aufzuarbeiten. Das Buch handelt von Trauer und Schuld und so vielen Ebenen dazwischen. Dabei geraten die Ereignisse, mit denen das Buch sogleich dramatisch beginnt, immer mehr in den Hintergrund - bloß für die Mutter scheint es unmöglich, sich hiervon und von den Implikationen zu lösen. "Kleine Monster" ist ein zutiefst bewegender Roman, dem es zum Teil auch ohne viele Worte gelingt, Empathie oder auch Abneigung dem Verhalten der Charaktere gegenüber zu erschaffen. Ich habe das Buch verschlungen. |
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Bewertung vom 15.10.2024 | ||
Spence erlebt an einem Freitag, wie eine Schulkameradin auf einer Feier tragisch zu Tode kommt, noch dazu am ersten Todestag seiner Mutter. Dieser Tag setzt etwas in Gang, was er nur langsam zu verstehen beginnt. Jeden Tag, wenn er aufwacht, ist es wieder dieser Freitag. Und jeden Tag geschieht etwas Schreckliches. So sehr er sich auch bemüht, das Geschehende zu verhindern, er wacht wieder an diesem Tag auf. Also versucht er herauszufinden, was er ändern muss, um diese Schleife zu durchbrechen. Eine spannende Buchidee, die lebendig und weitestgehend gut umgesetzt ist. Über die verschiedenen Freitage lernen wir Spence und seine Freunde besser kennen, v.a. aber lernt er sich selbst, seine Freunde und Bekanntschaften besser kennen und verstehen. Das Buch enthält wichtige Botschaften und ist eine ganz andere Coming-of-Age-Geschichte. |
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Bewertung vom 11.10.2024 | ||
"Das Lied des Propheten" ist wahrscheinlich das deprimierendste Buch, das ich je gelesen habe, und ich habe es gleichzeitig gehasst und geliebt. Es spielt im modernen Dublin und ist ein dystopischer Roman, der in einem Stil beginnt, der mich an Kafkas "Der Prozess" erinnert. Irland steht am Rande eines Bürgerkriegs, doch sowohl die Leser:innen als auch die Protagonistin erfahren dies nur allmählich. Die Geschichte wird vollständig aus der Perspektive von Eilish erzählt, einer vierfachen Mutter, die versucht, ihre Familie zusammenzuhalten, nachdem ihr Ehemann von der Geheimpolizei verhaftet wurde. Sie ist hin- und hergerissen zwischen der Stärke, die sie für ihre Kinder zeigen muss, der Pflege ihres demenzkranken Vaters, der Suche nach ihrem Mann und der schwierigen Aufgabe, richtige Entscheidungen zu treffen, während sie versucht, die Entwicklung der Lage vorherzusehen. "Das Lied des Propheten" erinnert an dunkle Kapitel der europäischen Geschichte und wirft ein Licht darauf, wie sich die politische und soziale Landschaft heute entwickelt. |
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Bewertung vom 09.10.2024 | ||
Hadley Vlahos' Buch bietet einen einfühlsamen Einblick in ihre Erfahrungen als Hospizkrankenschwester. Sie teilt zwölf bewegende Schicksale ihrer Patient:innen, die in den letzten Tagen ihres Lebens oft berührende Erlebnisse hatten – viele davon werden als übernatürlich beschrieben, wie die Anwesenheit verstorbener Verwandter. Die Schilderungen sind lebendig und ziehen die Leser:innen emotional in den Sterbeprozess hinein, was sowohl Trauer als auch Freude und tiefe Dankbarkeit auslöst. |
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Bewertung vom 16.09.2024 | ||
Unsere Jahre auf Fellowship Point Ich bin hin- und hergerissen, wenn ich darüber nachdenke, wie dieses Buch auf mich gewirkt hat. Zunächst einmal: es ist mit über 700 Seiten sehr lang. Diese Seiten sind sehr schön geschrieben, in einem literarischen Stil, der mir sehr gefällt. Auch die Geschichte - die 80 Jahre währende Freundschaft zweier Frauen, ihre sehr unterschiedlichen Lebensentwürfe und die Fragen die sie im hohen Alter bewegen, insbesondere die Frage der Hinterlassenschaft - ist wirklich schön. Am beeindruckendsten finde ich die überaus detailliert und tiefgründig beschriebenen Figuren, die so wie die Romanfiguren einer der Protagonistinnen lebendig werden. Lange Zeit habe ich die Lektüre auch dadurch geliebt. Jedoch hat sich die Geschichte mehr und mehr gezogen und zum Ende hin war ich dankbar dafür, dass sie nun auch ein Ende gefunden hat. |
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Bewertung vom 28.08.2024 | ||
Iida Turpeinen hat ein großartiges Buch geschrieben, von dem sicherlich alle Leser:innen viel gelernt haben werden. "Das Wesen des Lebens" - übrigens ein großartig passender deutscher Titel - erzählt über drei Jahrhunderte hinweg die Geschichte der Stellerschen Seekuh, benannt nach dem schiffbrüchigen Tierforscher, der sie lebend entdeckte, beschrieb und wohl die letzten Exemplare ihrer Art beobachtete. Die Autorin beschreibt leicht zugänglich die Entstehung der Arten, die Veränderung der Lebenswelten und die Konsequenzen für Lebewesen wie die Seekuh. Bemerkenswert finde ich, wie fesselnd diese nonfiktionale Erzählung verfasst ist und wie so ein durchaus wissenschaftliches Sujet Laien wie mir zugänglich gemacht wird. Das verdient in meinen Augen den allergrößten Respekt und sollte in der Wissenschaft häufiger geschehen. |
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Bewertung vom 26.08.2024 | ||
Unser Buch der seltsamen Dinge "Unser Buch der seltsamen Dinge" beginnt - nicht verwunderlich, denn dies ist eines der Lieblingswerke der Protagonistin Miv - ähnlich Enid Blyton's fünf Freunden. Über weite Teile ist das Buch geschrieben wie ein Kinder- oder Jugendbuch, sie Zielgruppe dürfte in einem ähnlichen Alter sein wie Miv und Sharon, die während des Buches zu Teenagern werden. Im Laufe des Buches gewinnt die Geschichte an vielen Fronten an Tiefe. Die Freundschaft von Sharon und Miv ist eines der zentralen Elemente, das "unser" im Titel ist sicher bewusst gewählt. Bemerkenswert finde ich, wie sehr ich die Lektüre genossen habe und wie sehr mich das Buch und insbesondere die Gefühle der jungen Miv berührt haben. Die Geschichte wirkt nicht großartig geschrieben, doch sie schafft Emotionen und enthält viele positive Botschaften und ist in jedem Fall eine schöne Lektüre. |
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Bewertung vom 15.07.2024 | ||
Mitternachtsschwimmer, der Buchtitel hat mich als ehemaligen Bewohner Irlands, der auch in der kalten irischen See schwimmen war, sogleich gecatcht. Die Geschichte(n) - denn eigentlich sind es mehrere - haben mich berührt, die wenigen Charaktere der Handlung lernen wir detailliert kennen. Mit Schwimmen hat die Geschichte letztlich doch eher wenig zu tun und so habe ich im Verlauf der Lektüre mehr und mehr das Gefühl bekommen, dass manche Geschichten an-, aber nicht auserzählt werden, teilweise immer wieder aufploppen ohne wirklich gelöst zu werden. Ja, das Buch berührt, insbesondere Luca und seine Interaktion mit Grace, Abbie und seinem Vater ist berührend. Doch hielt das Buch in meinen Augen nicht, was es versprach. Gefallen hat es mir dennoch und v.a. die 3D-Covergestaltung macht sich schön in jedem Bücherregal. |
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Bewertung vom 12.07.2024 | ||
Ein sehr ungewöhnlicher und zu Beginn fesselnder Thriller. "Anna O" erinnert mich stark an 'den Engel mit den Eisaugen' - im Raum steht die Frage der Schuld und in diesem Buch auch die der Schuldfähigkeit. Die Geschichte wird kapitelweise aus der Sicht von Ben, einem auf Schlaf spezialisierten Psychologen, der titelgebenden Protagonistin Anna und weiteren Charakteren erzählt. Dieses Element sorgt für Spannung, denn es kommen immer mehr Facetten der Tat, der Personen und deren Verbindungen ans Licht. Das Buch ist also äußerst spannend - doch für mich irgendwann auch frustrierend geworden. Eine Wendung nach der nächsten, manch schwer vorstellbare Fügungen, einige unglaubwürdige Geschehnisse haben mich in der zweiten Hälfte Interesse verlieren lassen. Für mich kam die Auflösung weder überraschend noch zufrieden stellend - daher nur drei Sterne. |
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