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Ready4

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Bewertung vom 28.05.2016
Hoffnung im Herzen, Freiheit im Sinn
Kebraeb, Zekarias

Hoffnung im Herzen, Freiheit im Sinn


gut

Es wird sehr leicht und flüssig erzählt, sodass sich das Buch sehr gut liest.

Was Zekarias Kebraeb berichtet, verschlägt einem teilweise die Sprache.Es ist unvorstellbar, was er und viele tausende Flüchtlinge erleben auf ihrem Weg nach Europa. Allein der Weg durch die Wüste, in der er Durst und Hunger erleidet und die Menschenhändler so grausam und kaltblütig sind, lässt einem mitfühlen. Auch der Aufenthalt in Libyen, wo die Flüchtlinge wie Dreck behandelt werden und ganz zu Schweigen der Weg mit dem Schiff über das Meer nach Italien sind unvorstellbar. Als sie im Auffanglager in Crotone ankommen, sind viele der Flüchtlinge enttäuscht von den Zuständen dort. So haben sie sich Europa nicht vorgestellt, eingesperrt zu sein und im Dreck mit Massen von Menschen zu hausen. Und raus aus dem Auffanglager wird die Lage auch nicht besser, viele sind obdachlos, weil keine Unterkünfte vorhanden sind.

Als Zekarias in der Schweiz und später in Deutschland in Notunterkünften untergebracht wird, ändert das für ihn die Lage immer noch nicht . An diesen Stellen kann ich manchmal nicht mehr folgen. Denn eines ist sicher, wer vor dem Militär in Eritrea flieht, Hunger und Durst und viele weitere unmenschliche Situationen bewältigt hat, der sollte doch eigentlich zufrieden sein, dass er noch lebt, ein Dach über dem Kopf hat und Essen und Trinken.
Nicht so Zekarias. Es wird über das Essen in den Notunterkünften geschimpft, es wird über die Gesetze geschimpft, über Mitarbeiter in den Behörden usw.
Letztendlich erhält Zekarias seine Aufenthaltserlaubnis und er kann in Deutschland bleiben und arbeiten.

Es gibt auch Stellen im Buch, da kann ich mir das geschriebene absolut nicht vorstellen.
Z.B. Dass die Wärter im Gefängnis in Deutschland einen Gefangenen verprügelt haben sollen oder dass eine Mitarbeiterin vom Arbeitsamt Zekarias aus der eigenen Tasche 20,00 Euro aus Mitleid gegeben haben soll und gleichzeitig aber einen Vorschuss-Scheck, den er ja sofort einlösen kann, oder dass der Mitarbeiter von der Ausländerbehörde gesagt hat, dass er mit einer Duldung Hartz IV beantragen soll?

Es ist also abschließend festzustellen, dass Europa kein Paradies ist. Dass man als Flüchtling sehr viel auf sich nimmt und am Ende vielleicht doch enttäuscht wird. Und man braucht auch starke Nerven und viel Geduld, denn das Warten (Wie geht es mit mir weiter? Darf ich bleiben?) kann mitunter unerträglich sein. Aber vielleicht ist manchmal die Erwartungshaltung auch zu hoch. Denn zu erwarten, in dem Zielland sofort eine Aufenthaltserlaubnis zu erhalten und womöglich sofort Studieren oder Arbeiten zu können, diese Einstellung scheint mir etwas zu hoch zu sein.

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