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bolie
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Langscheid

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Insgesamt 883 Bewertungen
Bewertung vom 20.02.2025
Der Gott des Waldes
Moore, Liz

Der Gott des Waldes


ausgezeichnet

Sie zählt und zählt. Es ändert sich aber nichts. Es sind 8 Kinder und 9 Betten. Ein Kind fehlt definitiv. Es ist Barbara, 13 Jahre alt und Tochter reicher Eltern. Nicht alleine die Tatsache, dass sie die Tochter reicher Eltern ist, macht ihr Verschwinden brisant. Die sind zudem auch Besitzer des Geländes, auf dem Kinder ihre Ferienfreizeit verbringen. Dieses Ferienlager mit dem Namen „Camp Emerson“ ist Ziel von Kindern reicher Eltern.

"Der Gott des Waldes" ist viel mehr als „nur“ ein Thriller. Das Buch beschreibt, in welcher Weise sich wohlhabende Menschen über Recht und Gesetz hinwegsetzen. Wie sie ihre Umwelt nur in „nützlich“ oder „verachtenswert“ unterteilen. Diese van Laars feiern rauschende Feste und schmücken sich dabei mit prominenten Gästen. Hinter der Fassade schlummern Missbrauch und psychische Gewalt. Bevor ihre Tochter Barbara verschwand, wurde ihr Bruder Bear schmerzlich vermisst. Wie kann es sein, dass zwei Kinder einer Familie auf unerklärliche Weise verschwinden? Hängen diese Vermisstenfälle zusammen?

Welch ein Buch, nicht nur spannend. Es zeigt zudem, wohin Standesdünkel und Prahlerei führen können. Immer mal wieder gibt es Verdächtige, die für mich klar als Täter infrage kamen. Bis sich dann wieder ganz andere Fakten herausstellten und es zur nachvollziehbaren Wende kam. Innerhalb von zwei Tagen beendete ich den Thriller und gebe eine eindeutige Leseempfehlung.

Bewertung vom 17.02.2025
Und ich werde dich nie wieder Papa nennen (eBook, ePUB)
Darian, Caroline

Und ich werde dich nie wieder Papa nennen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Am 02.09.2024 begann in Frankreich ein Prozess, wie es ihn zuvor noch nie gab. Ein Mann wurde angeklagt. Er soll seine Frau über 10 Jahre lang unter Drogen gesetzt haben. Er bot sie auf diversen Plattformen an und ließ sie von Fremden vergewaltigen. 52 Angeklagte wurden nacheinander zu dem Fall verhört. Der Hauptangeklagte war der Vater Carolines, der Autorin von "Und ich werde dich nie wieder Papa nennen". Sie will durchsetzen, dass die „chemische Unterwerfung“ eine Tat ist, die angemessen zu bestrafen ist. Nein, hier geht es nicht um K.o.Tropfen. Es sind oft Medikamente, die es in fast jedem Haushalt gibt.

Es triggert ungemein, dieses autobiographische Buch über Erniedrigung und Misshandlung. Wer es lesen möchte, sollte sich dessen bewusst sein. Die Tochter des Angeklagten Pelicot schreibt nicht nur über ihr Entsetzen. Sie gesteht ebenfalls ihr Schwanken zwischen Verachtung und Mitleid. Der Zwiespalt ist so zermürbend, dass sie in eine psychiatrische Klinik eingewiesen wird. Was sie dort erlebt, lässt sie auch nach Jahren noch schaudern. So wenig Empathie und Verständnis, das hätte sie nie erwartet. Sie will dafür kämpfen, dass Menschen mit diesen Traumata besser geschützt und von guten Therapeuten begleitet werden.

Achtsam sein und selbst das Unerklärbare ins Auge fassen. Das behalte ich nach dem Lesen dieses Buches für mich. Es ist ein ganz wichtiges Werk. Gerade für Mütter, die das Unfassbare nicht wahrhaben wollen.

Bewertung vom 17.02.2025
Die Ruinen von Northcott Abbey
Harris, C. S.

Die Ruinen von Northcott Abbey


ausgezeichnet

Das Buch war so spannend, dass ich es innerhalb eines Tages las. Es dauerte zwar einige Seiten, bis ich der Story folgen konnte, das Durchhalten wurde aber belohnt. Es gab sehr viele Protagonisten, die ich verdächtigte. Und nicht nur ich. Auch die Ermittler mussten immer wieder ihre Vermutungen revidieren. Aber erst das macht für mich einen gelungen Thriller aus. Sehr spannend und niemals langweilig, so beurteile ich das Buch. Klare Leseempfehlung. #NetGalleyDE

Archies Vater übte mit seinem Pferd das Springen. Das Tier schaffte den Sprung, der Vater brach sich das Genick. Ehe er sich versah, musste Archie die Aufgaben des Vaters übernehmen. Nämlich als Friedensrichter in Ayleswick für Recht und Ordnung sorgen. Er war eigentlich viel zu jung dafür. Aber die Pflicht rief. Als er der ersten Leiche in seiner Amtszeit begegnet, muss er sich übergeben. Wie gut, dass Sebastian zufällig vor Ort ist und ihm bei den Ermittlungen hilft.

Sebastian ist glücklich. Er liebt seine Frau und den kleinen Sohn von ganzem Herzen. Dennoch treibt ihn die Unruhe um. Er möchte endlich erfahren, wer sein Vater ist. Deshalb reist er mit der Familie nach Ayleswick. Dass er dort auch noch einen Mörder sucht, das hätte er vorher nicht erwartet. Eine junge Frau liegt tot am Ufer eines Baches. Neben ihr eine leere Flasche Laudanum. Wer ist so schlau, dass er einen Suizid vortäuschen möchte? Schon bald gibt es einige Verdächtige. Die Suche nach dem wahren Täter gestaltet sich schwierig.

Und wieder hat mich das Buch um den Ermittler Sebastian Styr überzeugt. Diese Mischung aus Historie und Krimi gefällt mir sehr gut. Die Spannung ist gleichbleibend hoch und die Beschreibung der Lebensbedingungen perfekt. Das gilt nicht nur für die Ansichten über Napoleon und seine Familie. Auch die Dekadenz des Adels hat die Autorin wieder einmal treffend ausgeführt.

Bewertung vom 17.02.2025
Ginsterburg (eBook, ePUB)
Frank, Arno

Ginsterburg (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Alfis Maschine wird getroffen. Ein Flügel ist abgerissen und er kann zum Glück rasch den rettenden Fallschirm finden. Er schwebt durch die Weite des Himmels. Und Zola hatte sich hingehockt, um ihre Blase zu leeren. Sie kam mit dem Zirkus nach Ginsterburg und sagte den Menschen ihre Zukunft voraus. Plötzlich hörte sie laute Rufe und flüsterte: „Da seid Ihr ja endlich“. Ein lauter Schwarm Kraniche flog über sie hinweg. Im Jahr 1935 war die Welt (fast) noch in Ordnung.

Was zunächst aussah, als würden endlich besserte Zeiten kommen, entpuppte sich rasch zum Gegenteil. Es fing damit an, dass Kinder und Jugendliche vereinnahmt wurden. Sie trafen sich regelmäßig zu Ausflügen und Freizeitaktivitäten. Heimlich still und leise wurden sie vereinnahmt für die Ideologie der neuen Herrscher. "Ginsterburg" ist ein Roman, der sehr gut beschreibt, wie selbst Menschen, die niemals politisch aktiv waren, den Versprechen Hitlers und seiner Getreuen glaubten.

Das Buch beschreibt die Entwicklung der Einwohner des Ortes Ginsterburg von den Jahren 1935 bis 1945. Jeder wollte den neuen Machthabern gefallen und selbst Freunde und Nachbarn wurden denunziert. Das Wort Ballastexistenz machte auch vor dem beschaulichen Ort nicht halt. Als den Menschen dann endlich klar wurde, dass diese neue Partei keineswegs nur Gutes im Sinn hatte, war es zu spät. Britische Bomber näherten sich dem Ort und es folgte eine Verwüstung, die niemand für möglich gehalten hätte.

Das Cover zeigt recht anschaulich, wie sich der Einschlag einer Bombe auswirken kann. Die Ereignisse rund um Ginsterburg sind bildhaft wiedergegeben. Es mangelt weder an Spannung noch an einer Darstellung von Geschehnissen, die im „3. Reich“ gang und gäbe waren.

Bewertung vom 09.02.2025
Tatort Hafen – Tod im Schatten der Elbflut (MP3-Download)
Kästner & Kästner

Tatort Hafen – Tod im Schatten der Elbflut (MP3-Download)


sehr gut

Immer mal wieder gab und gibt es Sturmfluten in Hamburg. Was sich aber nun zusammenbraut, das versetzt nicht nur die Verantwortlichen in Angst und Schrecken. Wer unterwegs ist, der möchte rasch nach Hause und nicht nur Brummifahrer werden aufgefordert, die Gefahrenzone zu verlassen. Zwei junge Männer wissen allerdings noch nicht, wie sie heimlich von ihrem Schiff verschwinden können. Zu bleiben, das wäre zu gefährlich. Sie haben einen Mord gesehen und wollen diesen recht bald der Polizei melden. „Tatort Hafen – Tod im Schatten der Elbe“ zeigt sehr gut, wie es am Hamburger Hafen zugeht.

Spannend, mit etlichen Wendungen, so empfand ich das Hörbuch. Es war zu keinem Zeitpunkt langweilig und der Sprecher machte seine Aufgabe perfekt. Die Charaktere sind gut dargestellt und das Private nimmt einen nicht zu großen Raum ein. Der Wechsel zwischen den Standorten ist zwar zunächst verwirrend, lockert das Geschehen aber auf. Das Hörbuch hat mich bestens unterhalten und ich gebe eine uneingeschränkte Empfehlung.

Bewertung vom 09.02.2025
Immer wenn ich dieses Lied höre (eBook, ePUB)
Lafon, Lola

Immer wenn ich dieses Lied höre (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Nur 7 Sekunden dauerte der Ausschnitt. In einem Stummfilm, der die kleine Anne Frank zeigte. Es sollten die einzigen bewegten Bilder ihres kurzen Lebens bleiben. Ein Foto daraus ist auf dem Cover zu sehen. In ihrem Buch #ImmerwennichdiesesLiedhöre schreibt die Autorin Lola Lafon, was sie mit Anne verbindet. Es ist nicht nur diese eine Nacht, die sie im Versteck der Franks verbringt.

Nach einem holländischen Verlag erklärte sich auch ein deutscher bereit, das Tagebuch Annes zu veröffentlichen. Allerdings nur, wenn einige Passagen gestrichen würden. So zum Beispiel jene, in denen die junge Frau sich abfällig über die „Nazis“ äußerste. Weil sie so sehr antisemitisch waren und selbst Nachbarn und enge Freunde denunzierten. Die Verleger meinten dazu: „Solche Seiten könnten die Leser „vor den Kopf stoßen“.“ Unfassbar, dass es nach der Schoah zu solchen Äußerungen kam.

1941 war ihr letzte Jahr in Freiheit. Leider gab es immer wieder Menschen, die das Leben Annes leugneten. Simon Wiesenthal sorgte dafür, dass im Jahr 1963 jener Mann gefunden wurde, der die Familie festnahm und zur Deportation führte. Er konnte sich sogar an Anne erinnern. Musste für seine Taten allerdings nicht gerade stehen. Er habe schließlich nur einen Auftrag durchgeführt, so urteilte das Gericht.

Das Buch ist in der Ich-Form aus der Sicht der Autorin geschrieben. Sie berichtet über das Tagebuch von Anne, ihr Leben in der kleinen Wohnung sowie über ihre Ängste und Wünsche. Aber auch über die Nähe zu ihr, da sie selbst ebenfalls als Jüdin geboren wurde. Auch sie hat Familienmitglieder durch Mord im „Dritten Reich“ verloren. Ich habe das Tagebuch noch nicht gelesen, werde es aber so schnell wie möglich nachholen. Das Schicksal dieser jungen Frau hat mich sehr berührt. #NetGalleyDE

Bewertung vom 06.02.2025
Du hast die Wahl
Raschke, Marc

Du hast die Wahl


ausgezeichnet

Bereits im Jahr 2011 wurde eine Langzeitstudie von Professor Wilhelm Heitmeyer durchgeführt. Über gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Die Ergebnisse des Projekts stehen im WWW. Es ist also keine neue „Entdeckung“, dass Menschen Furcht vor Überfremdung haben. Geht man noch weiter zurück zu den Jahren, in denen die RAF Deutschland mit Terror und Angst überzog. Stellen Sie sich vor, damals hätte man folgende Sätze gesagt: „Naja, die RAF ist sicherlich nur in Teilen linksextrem.“ oder „Man muss die Sorgen der Bürger ernst nehmen.“ Derjenige wäre mit Häme und Unverständnis überzogen worden. Nein, es sind nicht meine Gedanken. Es sind jene, die im Buch "Du hast die Wahl" von Marc Raschke thematisiert werden.

Ein recht dünnes Buch, dessen Inhalt aber alles zusammenfasst, was im Wahlkampf 2025 so wichtig ist. Der Autor geht auf „Nachrichtenportale“ ein, die sich auf die Verbreitung von Fake-News spezialisierten. Sie bedienen auf diese Weise ihre große Anhängerschaft der Rechten. Beispiele? Nius, NZZ und Cicero.

Noch ein Gedanke, den ich hier mal erwähne: Jens Spahn verpflichtete während seiner Amtszeit Krankenkassen zu einem kühnen Schritt. Sie mussten ihre Rücklagen abbauen. Die Folge ist erst heute erkennbar und wird der bösen Ampel angelastet. Die Kassen müssen ihre Beitrage erhöhen. Etliche, angeblich hochintelligente Leute, klagen über die Erhöhung. Erkennen aber nicht, wer diese zu verantworten hat.

So geht es weiter. Der Autor belegt durch Fakten, was er den Lesern zu sagen hat. Und ja, meine Entscheidungsfindung ist durch das Lesen des Buches nahezu abgeschlossen. Jetzt schaue ich mir noch den Wahl-O-Mat an und dann werde ich die Partei wählen, die in meinen Augen die richtige ist. Ich danke Herrn Raschke ausdrücklich für dieses klar verständliche Buch.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.02.2025
Jakob
Kofmehl, Damaris

Jakob


ausgezeichnet

Rebekka und Isaak liegen im Bett. Plötzlich sagt sie „Isaak, die Zwillinge streiten sich so sehr, dass ich denke, die bringen sich um. Ehe sie das Licht der Welt erblicken. Nur wenige Minuten danach platzt die Fruchtblase. Isaak läuft zur Hebamme und kommt wenige Minuten danach mit drei Frauen zurück. Es dauert nicht lange und die Zwillinge Esau und Jakob sind geboren. 15 Jahre später geht die Geschichte weiter.

Es gibt wohl nur wenige Menschen, die tatsächlich dieses Buch der Bücher gelesen haben. Keineswegs spannend und schon gar nicht unterhaltsam. Aus dem Grund ist es erfreulich, dass es Autoren wie Damaris Kofmehl gibt. Ihr Bibel Thriller #Jakob zeigt eindrücklich, wie brutal es schon damals zuging. Brunnen wurden zugeschüttet und somit nicht mehr als solche zu nutzen. Brüder kämpften gegeneinander und das Wort Gottes war nichts mehr wert.

Selbst für jene, die sich mit den Schilderungen der Bibel auskennen, ist #Jakob ein Buch, das fesselnd Ereignisse beschreibt, welche die Geschicke der Menschheit beeinflussten. Was bedeutet diese Aussage? An Gott zu glauben ist eine völlig private Ansicht und sollte auch privat bleiben. Das gilt auch für alle Erlebnisse, die in der Bibel beschrieben sind.

Ich habe das Lesen dieses Romans genossen. Die Geschichte um Jakob und Esau einmal in Romanform zu lesen, das war außergewöhnlich. So nah kam ich den Akteuren vorher nicht. Ich begleitete sie auf ihrem Weg und konnte ihre Ängste und Freuden empfinden. Ganz klar, dass es eine ausdrückliche Leseempfehlung von mir gibt. #NetGalleyDE

Bewertung vom 03.02.2025
Stadt der Hunde (eBook, ePUB)
De Winter, Leon

Stadt der Hunde (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Solange Nicole nicht sprach und ihre schrille Stimme nicht bei jeder Unterhaltung störte, war für ihn alles in Ordnung. Sie war die Mutter seiner Tochter. Dem Kind, das nicht „geplant“ war. Lea, sein Ein und Alles hätte es nie gegeben, wenn er Nicole nicht geehelicht hätte. Abtreiben? Nein, das war nie eine Option für ihn. Er, das ist der weltbekannte Gehirnchirurg Jaap Hollander. Er ist eine Kapazität und aus dem Grund wird er vom Premierminister Israels angesprochen. Er soll einen lebensgefährlichen Eingriff durchführen. Bei einer jungen Frau. Nein, keine „gewöhnliche“ Patientin. Sie ist die Tochter des Prinzen von Saudi-Arabien. Gelingt die OP, dann schwimmt er in Geld. Stirbt die Patientin, dann wird er getötet.

Für Jaap Hollander undenkbar, dass er nicht einmal im Jahr den Ort aufsucht, an dem die letzte Spur seiner Tochter gefunden wurde. Vor 10 Jahren verschwand sie und es gibt keinerlei Erkenntnisse über ihr Verschwinden. Ja, es wurde ein Rucksack gefunden. Vor einer Höhle, die bei starken Regenfällen völlig überflutet wird. Selbst wenn sie nicht mehr leben sollte, wo sind dann ihre Knochen zu finden? Und wo noch Reste ihrer Kleidung?

Leon de Winter schreibt über das Leid des Vaters, der sein Kind bereits 10 Jahre lang sucht. Und das so eindrucksvoll, dass mich dieser Roman #StadtderHunde tatsächlich gefangen nahm. Ich nahm nicht nur Anteil mit Jaap. Auch die Sorgen des Prinzen aus Saudi-Arabien konnte ich ein wenig nachvollziehen. Es spielt also keine Rolle, welchen Reichtum jemand angehäuft hat. Wer sehr krank ist, der kann sich seine Gesundheit nicht kaufen.

Das Buch ist außergewöhnlich. Es zeigt deutlich, wie sehr unser Gehirn von äußeren Gegebenheiten beeinflusst werden kann. Ich las es mit Begeisterung und gebe eine absolute Leseempfehlung. #NetGalleyDE

Bewertung vom 03.02.2025
Die Wächterin von Köln
Schier, Petra

Die Wächterin von Köln


sehr gut

Britti kommt aus Bonn und ist nach Köln gereist. Sie möchte als „Hübschlerin“ im Haus von Elsbeth arbeiten. Erst 14 Jahre alt und schon eine Hure? Nein, das gefällt Elsbeth so gar nicht. Sie möchte, dass das Mädchen sich zunächst auf andere Weise nützlich macht. Dass sie bestens mit Nadel und Faden umgehen kann, imponiert der Bordellbesitzerin ganz besonders. Elsbeth weiß was es heißt, sich als ganz junges Mädchen den Männern anbieten zu müssen. Aus dem Grund ist sie auch sehr auf das Wohl ihrer Mitarbeiterinnen bedacht.

Die Geschichte um Elsbeth ist spannend und unterhaltsam dargestellt. Schon als 16jährige verdingt sie sich als Hübschlerin im Haus namens „Zur schönen Frau“. Die Chefin ist streng und in meinen Augen ungerecht. Aber vielleicht war das ja damals üblich. Neben dem Leben im Freudenhaus wird auch die Situation auf den Straßen Kölns beschrieben. Hier gibt es Reiche und Bettelarme und auch die Kriminalität blüht.

Für mich war interessant, dass es ein „Wiedersehen“ mit etlichen Personen aus der „Lombardenreihe“ gab. Die Geschichte wird durch Dialoge in „kölscher“ Sprache aufgelockert. Im Epilog schreibt die Autorin nochmals sehr ausführlich über realistische Ereignisse damaliger Zeit sowie Geschehnisse, die ihrer Fantasie entsprungen sind.

Die Bücher von Petra Schier überzeugen durch eine akribische Recherche und das fundierte Wissen um das Leben im Mittelalter. Die Autorin kennt sich in den Gassen von Köln sehr gut aus. Dass sie immer wieder weiß, wie sie den Spannungsbogen straff gespannt hält, ist ein weiterer Pluspunkt ihrer Bücher. Das Cover unterscheidet sich wohltuend von den momentan üblichen Deckblättern. Es ist schlicht und dennoch außergewöhnlich.