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Polly1000
Wohnort: 
Norden

Bewertungen

Insgesamt 24 Bewertungen
Bewertung vom 22.07.2024
Im Nordwind / Nordwind-Saga Bd.1
Georg, Miriam

Im Nordwind / Nordwind-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Ein historischer Roman, der im Jahr 1913 in Hamburg spielt. Zwischen dem entbehrungsreichen Leben im Arbeiterviertel und dem wohlsituierten Leben der Oberschicht. Was für ein Auftakt der 2-teiligen Saga um Alice Bloom, die versucht, sich und ihre Tochter aus unsagbarem Elend zu befreien. Und eine Scheidung von ihrem gewalttätigen Mann durchsetzen will. In dieser Zeit so gut wie ein Ding der Unmöglichkeit. Mutig und stark ist sie und sorgt für emotional berührende Momente. Zusätzlich zu dem Lesegenuss sind die historische Fakten perfekt einbettet in eine mega spannende Geschichte. Wie es damals mit dem Scheidungsrecht bestellt war, wusste ich nicht. Sehr lehrreich und schockierend, wie aussichtslos so etwas damals gewesen ist. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig so dass die Seiten nur so dahin flogen. Es ist so bildhaft geschrieben, dass man beim Lesen sofort tief in die Geschichte eintaucht und sich mittendrin befindet und mitleidet. Für mich ist dieses Buch bisher DAS Lesehighlight in diesem Jahr.
Die fast 600 Seiten habe ich ruck zuck durchgelesen, und ich freue mich sehr auf den 2. Teil, der im Oktober erscheint.

Bewertung vom 15.07.2024
Don't kiss Tommy. Eine Liebe in der Stunde Null
Graw, Theresia

Don't kiss Tommy. Eine Liebe in der Stunde Null


ausgezeichnet

Ich lese so gerne Bücher aus der deutschen Nachkriegszeit, die ja oft in Berlin, Hamburg oder ab und zu mal im Ruhrgebiet spielen. „Don’t kiss Tommy“ ( der Titel gefällt mir überhaupt nicht, warum muss der auf englisch sein?) spielt zur Besatzungszeit der Briten in dem altehrwürdigem Bad Oeynhausen, für mich ein völlig neues Terrain zu diesem Thema. Die Innenstadt wird durch einen Stacheldrahtzaun abgeriegelt und die Bewohner aus ihren Häusern vertrieben. Die beiden (ehemaligen)Freundinnen Rosalie und Anne versuchen jede auf ihre eigene Art mit der Situation fertig zu werden. Das Leben der Bad Oeynhausener ist hart in den Jahren 1945-1947, sie müssen den Extrem-Winter, Hunger, Wohnungsverlust und Hochwasser aushalten und haben dabei stets das gute Leben, das die britischen Besatzer führen, vor Augen.
Dieses Buch verbindet deutsche Geschichte mit der wirklich wunderbaren Erzählung über die Menschen in dieser Zeit, dazu eine Liebesgeschichte. Und das alles, ohne Kitsch und Melodramatik. Das Buch habe ich verschlungen. Die Autorin kannte ich bisher nicht, aber das wird sich jetzt ändern.

Bewertung vom 04.06.2024
Zeit zu verzeihen
Lind, Hera

Zeit zu verzeihen


ausgezeichnet

Wieviel kann ein Mensch ertragen und aushalten? Als Kind wird Clara von ostpreußischen Flüchtlingen gerettet und aufgenommen und wächst in der DDR auf. Durch Zufall erfährt Clara 20 Jahre später, dass ihre leibliche Mutter noch lebt. Im Westen, also unerreichbar für sie. Ich habe alle Tatsachen-Romane von Hera Lind gelesen, und für mich ist „Zeit zu verzeihen“ der Beste von allen. Wenn man Hera Lind liest, weiß man vorher: Es ist keine anspruchsvolle Literatur, teilweise sehr kitschig, trivial, und es gibt in jedem Buch so unglaubliche Zufälle und Begebenheiten, dass man denkt: Niemals kann das so gewesen sein. Und trotzdem gebe ich volle 5 Sterne, denn auch dieses Buch ist einfach so mitreißend und spannend geschrieben, dass man es einfach nicht aus der Hand legen kann und sich die Nacht um die Ohren schlägt, Tränen vergießt und noch Tage danach über den Inhalt nachdenkt. Und wenn ein Buch so etwas schafft, dann gibt es trotz melodramtisch-seichtem Sprachstil die beste Bewertung von mir. Besonders das Nachwort in jedem Buch finde ich sehr berührend. Jedes Mal ein würdiger Abschluss. Freue mich auf ihren nächsten Roman.

Bewertung vom 24.03.2024
Schicksalsjahre. Die Frauen vom Neumarkt
Heiland, Julie

Schicksalsjahre. Die Frauen vom Neumarkt


ausgezeichnet

Was war das für ein Lesegenuss! Es geht um 3 Generationen von Frauen: Hannah, Marlene und Lotte aus Dresden in der Zeit von 1939 bis nach der Wiedervereinigung. Eine bewegte Zeit voller Schicksalsschläge, Liebe, Hass und Versöhnung. Dazu erfährt man so viel über die Zerstörung und dem Wiederaufbau von Dresden. Vieles habe ich gar nicht gewusst. Erzählt wird in zwei Zeitebenen: Einmal von Lotte und dann von Ihrer Enkelin Hannah. Dieses Buch ist endlich einmal wieder ein richtig „dicker Schinken“ mit seinen fast 600 Seiten. Ein toller Schreibstil, und die Charaktere sind so gut beschrieben, dass man ihnen nahe kommt. Fast alle sind einem sympathisch und ans Herz gewachsen. Dazu die Liebesgeschichte von Lotte und Jakob, so schön. Ich habe das Buch in drei Abenden/Nächten durchgelesen, das war Lesegenuss pur. Ich kann dieses Buch wärmstens empfehlen.

Bewertung vom 12.03.2024
Das Jahr ohne Sommer
Neumann, Constanze

Das Jahr ohne Sommer


sehr gut

Wie ist es, aus der "kleinen grauen DDR" in den "goldenen Westen" zu fliehen und sich dort ein neues Leben aufzubauen? Nach einer gescheiterten Flucht kommt die Erzählerin zunächst in eine Kinderheim und lebt dann fast 2 Jahre bei ihrer Großmutter in Leipzig, der Heimatstadt der Familie. Das Leben in dem kleinen grauen Land wird gut widergespiegelt, besonders interessant finde ich, dass es in Leipzig stattfindet und nicht, wie so oft in Büchern, in Berlin. Als Leipzig-Kenner ist mir das eine besondere Freude.
Als die Familie nach 2 Jahren und einem Gefängnisaufenthalt der Eltern endlich zusammen in Westdeutschland leben darf, beschreibt die Autorin eindrucksvoll die Zerrissenheit und die Trauer um die verlorene Heimat, um das unbedingt Dazugehören wollen in der neuen Heimat. Die Flucht hat lebenslange Auswirkungen auf die ganze Familie, das wird hier sehr deutlich. Die bedrückte und eigentümliche Stimmung spiegelt sich durch das ganze Buch wider. Zudem wird gezeigt, dass auch im Westen nicht alles gold ist, was glänzt und es sehr kräftezehrend und schwer ist, sich eine neue Existenz aufzubauen. Man fragt sich manchmal tatsächlich: War es das wert? Ein Leben in Freiheit, Denkfreiheit, Reisefreiheit ist das eine, aber die traumatischen Erlebnisse der Flucht, der Gefängnisaufenthalt, an dem die Mutter zerbricht und psychisch und physisch schwer krank wird, die Großmutter aus Leipzig, die nur aufwändig im ausländischen sozialistischem Ausland getroffen werden darf, all das lässt einem die Frage stellen: Hätte die Familie ein besseres oder schlechteres Leben gehabt, wären sie geblieben? Dieses Buch regt sehr zum Nachdenken an, ist in einem schönen Schreibstil geschrieben und gefällt mir sehr gut.

Was mir an diesem Buch nicht so gefällt: Man bekommt als Leser keinen Zugang / keine Nähe zu der Erzählerin. Sie bleibt einem irgendwie fremd. Das Buch hat sehr wenige Seiten, dafür finde ich es ehrlich gesagt einfach zu teuer.

Bewertung vom 08.02.2024
Wir werden jung sein
Leo, Maxim

Wir werden jung sein


ausgezeichnet

Ich habe schon einige Bücher von Maxim Leo gelesen: Dieser Autor schreibt so besonders und immer sehr feine Geschichten. Schwer zu erklären: Sein Schreibstil ist mitreißend und packend, und in Kombination mit seinen Geschichten und Themen anders als andere Bücher. Richtig gut, und so war auch dieses Mal bei „Wir werden jung sein“ ein spezieller Lesegenuss vorprogrammiert, und ich bin wieder mal nicht enttäuscht worden.
Was wäre, wenn es ein Medikament gibt, und wir biologisch immer jünger werden? Hört sich verlockend an, aber was für Folgen dieses für einen selber, die Weltbevölkerung , bestehende und künftige Generationen haben würde, das wird einem klar nach dem Lesen dieses Romans. Also ich habe nicht bedacht, dass durch das ewige Leben der jetzigen Menschheit keine Kinder mehr in die Welt gesetzt werden dürften, wegen Platzmangel durch die aktuelle ewig lebende Bevölkerung, die dann auf immer zusammenbleiben würde.
Es gibt es diesem Buch verschiedene Hauptcharaktere, denen ich alle gleich gerne gefolgt bin und gespannt war, wie es jedem von ihnen durch die Verjüngung gehen wird. Toll und spannend und durchaus realitätsnah geschrieben, und am Ende des Buches weiß ich, dass es besser wäre, wenn ein Medikament zum ewigen Leben niemals er/gefunden wird.

Bewertung vom 28.01.2024
Geteilte Träume / Kinderklinik Weißensee Bd. 4
Blum, Antonia

Geteilte Träume / Kinderklinik Weißensee Bd. 4


ausgezeichnet

Dieser Band 4 „Geteilte Träume“ der „Kinderklinik Weißensee“ schließt diese Buchserie ab, das macht mich etwas traurig, denn in den letzten drei Jahren haben mich die Buchteile begleitet. Auch wenn man über ein Jahr auf die Fortsetzung warten musste, war ich schnell wieder drin in der Geschichte. Jetzt sind wir mittlerweile also schon im Jahr 1948. Dieses Mal geht es um die Ärztin Lissi Vogel, der Nichte von Marlene und natürlich um das Thema Kinderlähmung, die Lissi überstanden hat.Toller und flüssiger Schreibstil, Freude, Leid und Familienzusammenhalt werden authentisch vermittelt, ich habe mitgefiebert, und es war wieder richtig schön, ein Buch in zwei Rutschen zu lesen. Wie immer ist der geschichtliche Hintergrund der sich veränderten Weltgeschichte und Berlin super interessant. Mir hat auch dieser vierte Teil sehr viel Spaß gemacht zu lesen, und für die Allgemeinbildung habe ich auch etwas getan. Viel über das Thema Kinderlähmung wusste ich vor dieser Buchreihe nämlich nicht.

Bewertung vom 06.01.2024
Arthrose endlich heilen
Feil, Wolfgang;Homburg, Tobias

Arthrose endlich heilen


ausgezeichnet

Wow, ich bin mit Knie-Arthrose geplagt und habe dieses Buch an einem Nachmittag verschlungen. Einiges muss ich noch mehrmals zur Verinnerlichung lesen, denn es ist eine ganze Fülle an Informationen, die einem hier geboten werden. Die wichtigste Aussage des Autoren: Arthrose ist heilbar. Dr. Feil erklärt ausführlich darüber in seinem Buch auf, und zwar wissenschaftlich und auch alltagstauglich: So gibt es neben den sehr ausführlichen wissenschaftlichen Erklärungen auch Kapitel über psychische Stärke, Ernährung, Bewegung, Rezepte, Nährstoffe und Knorpelregeneration. Dazu einige Erfahrungsberichte von Betroffenen. Hier fühlt sich jeder, der an Arthrose erkrankt ist, angesprochen und motiviert, etwas dagegen zu tun. Und zwar ohne Medikamente, Schmerzmittel oder Operation. Die Tabellen zur entzündungssenkenden Ernährung haben mich besonders beeindruckt. Alles gut verständlich für Laien. Dieses Buch gibt Hoffnung.

Bewertung vom 03.12.2023
Schneesturm
Walsh, Tríona

Schneesturm


gut

Zehn Jahre nach einer Tragödie trifft sich eine ehemalige Freundes-Clique wieder in ihrer Heimat, auf der irischen Insel Inishmore, unter ihnen die Inselpolizistin Cara. Durch einen Schneesturm sind Insel und Bewohner von der Außenwelt abgeschnitten. Ein Mord passiert, und es ist klar, dass der Mörder noch auf der Insel weilt, denn auch dieser kann wegen dem Unwetter den Ort des Geschehens nicht verlassen. Bald auch wird klar, dass innerhalb des Freundeskreis ziemlich viel nicht stimmt. Spannendes Thema, tolle Kulisse, flüssiger gut zu lesender Schreibstil, aber die Umsetzung hat mich nicht so ganz überzeugt. Einerseits durchaus spannend geschrieben, aber es wird zu viel am Drumherum geschrieben, was weder maßgebend noch interessant ist. Ich habe mich bis zum Schluss gefragt, was das Ganze mit dem Filmteam eigentlich sollte, dieses hatte so gar nichts mit der Gesamtsituation zu tun und hätte besser ganz fehlen können. Zudem wurde auf jeder Seite zig Male die ganzen Vornamen genannt, noch nie habe ich in einem Buch so oft Namen gelesen. Verwirrend. Und die Auflösung war irgendwie total unspektakulär, da hatte ich mit „mehr“ gerechnet.
Mit den Charakteren wurde ich nicht so recht warm, bis auf Cara vielleicht. Alles in allem hat mir das Buch als Bettlektüre gut gefallen, aber ein Buch-Highlight ist es nicht. Ein nettes Lesen, aber das war es dann auch.

Bewertung vom 26.10.2023
Das einzige Kind
Lind, Hera

Das einzige Kind


gut

Wie immer ist auch dieser Tatsachen-Roman von Hera Lind ein Buch, das man gut in einem Rutsch durchlesen kann, weil man es nämlich kaum zur Seite legen kann. Ein Lesevergnügen trotz der dramatischen und teils unglaublichen Geschichte um den kleinen Djoko, der in sehr jungen Jahren unendlich viel Leid, Schmerz, Terror und Krankheit erleben muss. Djoko schlägt sich als kleiner Junge im zweiten Weltkrieg im ehemaligen Jugoslawien durch. Ich konnte nicht mitzählen, wie oft er kurz vor dem Tode stand. Und immer wieder hat er Glück und trifft auf einen „guten Menschen“, der sich seiner annimmt. Bei Hera Linds Tatsachenromanen nach einer wahren Geschichte handelt es sich immer um eine Vermischung der erlebten Tatsachen und Fiktion. Nur so ist zu erklären, dass Djoko sich nach achtzig Jahren an jedes Detail der Kindheit mit 4 Jahren erinnert. Ein beeindruckendes, wenn auch wenig glaubhaftes Erinnerungsvermögen. Abzug gebe ich, weil auf den ersten hundert Seiten der Begriff „Po“, „Popo“ oder „Hintern“ gefühlt auf jeder Seite vorkam. Sehr befremdlich. Der Leser begreift es auch ohne diese ständigen Wiederholungen, dass die Kinder dort damals wohl unten ohne herumgelaufen sind und stets ordentlich verdrescht wurden. Zudem sind einige Begebenheiten schier unglaublich. Z.B, dass so vielen Menschen Djoko adoptieren wollen. Alles in allem habe ich das Buch gerne gelesen, war aber zu oft befremdet, was die Autorin aus dieser Geschichte gemacht hat.