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Walter
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Berlin

Bewertungen

Bewertung vom 15.07.2010
Sein und Staat
Herrera, Hugo

Sein und Staat


ausgezeichnet

Walter Gomez-Becker
Berlin

Obwohl das Buch sich mit einem heute eher unbekannten Philosoph beschäftigt (Helmut Kuhn: 1899-1991), ist Hugo Herrera dazu fähig, seine entscheidende Grundgedanken darzustellen und zu zeigen, wie sie auf die heutige philosophisch-politische Diskussion Anwendung finden könnten.

Kuhn war Ordinarius für Philosophie in der LMU (München) und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Phänomenologie, Begründer und Herausgeber der Philosophischen Rundschau und Neubegründer der Zeitschrift für Politik. Er gehörte zur Generation von Eric Voegelin, Leo Strauss und Hans-Georg Gadamer, studierte u.a. mit Hönigswald und Guardini und unter seinen Studenten und Promoventen rechnen sich B. Waldenfels und J. Jäntzen. Trotz allen diesen akademischen Leistungen und trotz der unleugbaren Qualität mancher seinen Werke (es ist z. B. an seines Sokrates-Buch zu erinnern) ist sein Denken fast in Vergessenheit geraten. In diesem Hinsicht ist also den Versuch des Verfassers, das Denken Kuhns vorzustellen, verdienstvoll, um so mehr daher, dass Herrera die Diskussion auf hohes Niveau führt. Da im Buch eher um grundlegenden Themen der zeitgenössischen Philosophie (Transzendentalphilosophie, Phänomenologie; praktische Philosophie und Aristotelismus; politische und juristische Philosophie) und da Kuhn sich mit bedeutenden Philosophen tief beschäftigt, ist die Lektüre dieses Buches von nicht knappem Vorteil.

Im 1. Kapitel ("Das Sein, das Nichts und das Gute") beschreibt Herrera die ontologischen Gedanken Kuhns und zeigt, wie er sich vielfach kritisch - jedoch nicht ohne plausible Gründe - auf Heidegger und Kant beziehet. Dann kommen zwei Kapiteln, die Herrera der praktischen sowie der politischen Philosophie Kuhns widmet und er schließt seine Forschung mit einem hervorragenden Kapitel über "Helmut Kuhn, Carl Schmitt und den Begriff des Politischen", in dem er sich auf die frühe Besprechung der Schmittschen Schrift durch Kuhn im Jahre 1933 (Kant-Studien) konzentriert.

Hugo Herrera ist Professor für Moderne Philosophie an der Universidad de los Andes in Santiago de Chile.

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