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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Jana H.
Wohnort: 
Leipzig

Bewertungen

Insgesamt 5 Bewertungen
Bewertung vom 11.05.2020
Felix und die Quelle des Lebens
Schmitt, Eric-Emmanuel

Felix und die Quelle des Lebens


sehr gut

Èric-Emmanuel Schmitt gelingt es auch in diesem Roman, große Fragen des Lebens mit Leichtigkeit anhand einer kleinen Gemeinschaft zu verhandeln. Liebevoll gestaltet er die Figuren rund um Felix, den zwölfjährigen Sohn einer senegalesischen Einwanderin. Fatou ist eine lebenskluge Frau, die ihr Pariser Café zum Lebensmittelpunkt von Außenseitern macht. Da ist die schüchterne Mademoiselle Tran, Madame Simone, die als Jules geboren wurde, der nörgelnde Philosoph Sophronides und der hochsensible Robert, Robert Larousse genannt, da er ein Wörterbuch auswendig lernt. Ihnen allen gibt Fatou eine Heimat.
Als eines Tages ein Unglück über die kleine Gemeinschaft hereinzubrechen droht, wird Fatou völlig aus der Bahn geworfen. Gemeinsam unternehmen Felix und ihre Gäste alles Erdenkliche, um sie aufzumuntern. Doch das Problem sitzt tief, da hilft nicht Onkel Bamba mit seinen Späßen, nicht die gut bezahlten Marabouts, keiner bringt sie wieder zum Sprechen. Eine Lösung zeichnet sich erst ab, als Felix‘ Erzeuger sie mit auf eine Reise nimmt.
Wunderbar beschrieben sind der Zusammenhalt und das Sorgen füreinander im Café. Leider wird die Geschichte im letzten Teil oberflächlich. Die Geschehnisse verlaufen wie im Zeitraffer. Wird Felix und Fatous Leben zunächst „fröhlich, drollig, zärtlich“ und sehr plastisch dargestellt und die Umstände von Fatous Erkrankung ausgearbeitet, eilt der Autor am Ende durch das Geschehen, als könne er es gar nicht erwarten, eine Lösung herbeizuführen. Leider wird sie damit sehr unwirklich. Schade.

Bewertung vom 17.03.2020
Das eiserne Herz des Charlie Berg
Stuertz, Sebastian

Das eiserne Herz des Charlie Berg


ausgezeichnet

In Stuertz‘ Blog, in dem er auch über die Entstehung dieses seines Erstlings schreibt, wird er gefragt, wer das denn alles lesen solle. Und tatsächlich: Es ist ein Wälzer von über 700 Seiten. Doch keine Bange, es sind unterhaltsame Seiten, die in die 90er zurückblicken − gar nicht so ferne, aber noch weitgehend analoge Jahre, die wir uns heute kaum noch vorstellen können. VHS-Kassetten sind wichtiges Kommunikationsmittel, Telefone mit Wählscheiben werden benutzt, ein Kassettenrekorder und natürlich das Mischpult mit Knöpfen und Reglern seines dauerhaft bekifften Vaters Dito. Der Name des Helden, Charlie, ist einprägsam. Für das übrige und ziemlich schräge Personal braucht es jedoch gefühlt die ersten fünfzig bis hundert Seiten, um ihre Namen einsortieren zu können. Da sind mütterlicherseits sein Opa Bardo, der leider, leider gleich zu Beginn vor Charlies Augen das zeitliche segnet und seine Oma, ebenfalls schon tot. Rita, seine biologischen Mutter, die sich nicht um ihn kümmert; Ditos Musikerkollege Stucki, Sera, eine adoptierte Gräfin, und seine ferne Liebe Mayra aus Mexiko, seine italienischen Großeltern Nonno und Nonna, der Hund Helmi und viele mehr. Und so bunt es beim Personal zugeht, so bunt wird auch parliert: immer wieder mit italienischen oder spanischen Einsprengseln, oft aber auch ziemlich herzhaft. Allerdings gibt es Passagen, in denen der Autor übertreibt: Brutale Jungmännerfantasien werden in die Tat umgesetzt und detailliert beschrieben. Da ergibt sich die Frage, ob der gemeine Leser nicht vorgewarnt werden sollte.
Doch Charlie ist ein liebenswerter Held, der sich um alles und jeden kümmert und dem trotzdem gefühlt alles, was er anfasst schief geht: Beim gemeinsamen Jagdausflug wird Opa erschossen, die Eroberung des Baumhauses mit seiner mexikanischen Freundin Mayra wird auf peinliche Weise sabotiert, auch der Auftritt beim Text.Eval endet unerfreulich und natürlich kommt ihm sein Herz immer wieder bei den unpassendsten Gelegenheiten dazwischen. Schön Stuertz‘ Wortkreation: Was für ein Schlimassel!
Eine besondere Eigenschaft Charlies als Folge einer Herzattacke ist Fluch und Segen zugleich: Sein Geruchssinn, literarischer Ausdruck seiner immensen Empfindsamkeit, der immer dann besonders gut funktioniert, wenn unser Held starken Gefühlen, wie Wut und Schmerz, ausgesetzt ist. Doch so schlimm die Geschichten von Charlie und seinen Gefährten sind, beim magischen Hirschgulasch werden sie so lange wiederholt, übertrieben und ausgeschmückt, dass vom Drama am Ende nicht viel bleibt. Auf diese Weise wird auch aus der ganzen Geschichte kein großes Drama, sondern sie beschreibt mit viel Witz eine Welt, die einerseits Erinnerungen weckt und andererseits die fremde Welt einer überdrehten Familie vorstellt, wie sie den meisten sehr fremd sein dürfte − anders eben und trotz der kleinen Einschränkungen ein Lesevergnügen.

Bewertung vom 13.04.2019
Lises Lettering
Hellström, Lise

Lises Lettering


ausgezeichnet

Die in Dänemark geboren Schwedin Lise Hellström erzählt dem Leser auf eine äußerst sympathische Art ihren Weg aus einer persönlichen Krise, die sie mit Hilfe des Handletterings bewältigt. Zunächst planlos findet sie mit dem Lettering eine Passion, mit der sie es sogar schafft, geschäftlich erfolgreich zu sein. Allerdings ist Zweifel angebracht, wenn sie sich wiederholt als talentlos bezeichnet. Im Gegenteil: Sie hat ihr kreatives Talent entdeckt und es mit Begeisterung, Hartnäckigkeit und Konsequenz zum Erfolg geführt. An ihrem Erkenntnisprozess lässt sie den Leser teilhaben, betont zugleich aber auch, dass üben, üben und nochmals üben Voraussetzung für den Erfolg ist. Allerdings nimmt sie dem Übenden ab, all das technische Wissen, welches sie sich Schritt für Schritt durch Ausprobieren angeeignet hat, selbst erarbeiten zu müssen. Sie beschreibt die Eigenschaften der verschiedenen Papiere und empfiehlt die passenden Stifte und ihre Ausdrucksweisen. Die höhere Schule ist die Verwendung von Tuschen und Wasserfarben. Bevor den Leser die Materialfülle erschlagen kann, kehrt sie jedoch zum Bleistift zurück und lässt den Übenden zunächst Skizzen anfertigen. Reizvoll ist die Arbeit mit Pinselstiften. Doch auch hier fordert sie auf zum Üben, Üben, Üben. Anders als in Übungsheften anderer Autoren bietet Lise nur wenige Vorlagen, die nachzuzeichnen sind. Sie fordert von Beginn an auf, mit eigenen Ideen zu arbeiten. Dabei sollen nicht nur Buchstaben und Wörter gestaltet, sondern ganze Bilder komponiert werden. Illustrationen vollenden ihre Kunstwerke und machen sie zur Einladung, zur Grußkarte, zum Plakat oder Geschenkanhänger. Und selbst T-Shirts, Tätowierungen und Gebrauchsgegenstände können gestaltet werden, die Möglichkeiten sind vielfältig. Schließlich entlässt Lise ihre Leser, nicht ohne auf die sozialen Medien zu verweisen, in denen viele Freunde des Handletterings ihre Arbeiten vorstellen: Inspiration für eigene Arbeiten und Anregung Eigenes zu veröffentlichen.
Alles in allem ist ‚Lises Lettering‘ ein Buch, das Mut machen soll, mit der eigenen Kreativität umzugehen. Es erfordert jedoch Ausdauer es durchzulesen und zugleich fordert es Ausdauer beim Üben. Wer diese nicht hat, sollte sich mit einfachen Übungsheften beschäftigen.

Bewertung vom 10.06.2012
Güle güle Süperland!
Özkan, Hülya

Güle güle Süperland!


sehr gut

Literarisch ist dieses Buch sicher nicht herausragend. Für einen Deutschen bietet es jedoch in kurzweiligen Episoden einen kleinen Einblick in die Welt ausgewanderter Türken, ihrer Nachkommen und ihrer Familien. Sie sind hin und hergerissen zwischen zwei Kulturen. Die Protagonisten gehen sehr unterschiedlich damit um, aber jeder findet seinen Weg, auch wenn der zurück führt in die Heimat.
Ich würde das Buch unter die Kategorie Urlaubslektüre einordnen. Es liest sich leicht und man mag es nicht weglegen.

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