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Benutzername: 
Zausel
Wohnort: 
Mühltal

Bewertungen

Insgesamt 5 Bewertungen
Bewertung vom 22.03.2012
Mister Fortunes letztes Paradies
Warner, Sylvia Townsend

Mister Fortunes letztes Paradies


weniger gut

Ich bin mir nicht sicher was ich da gelesen habe. In jedem Fall bin ich um eine wertvolle Erfahrung reicher (immer nach dem Ersterscheinungsdatum schauen). Der Inhalt und die Aufarbeitung sich mäßig ausbreitender Verzweiflung (oder ist es eher eine einfache Kapitulation?) berührt mich irgendwie nicht. Beim Lesen habe ich mich gefühlt wie beim Rühren in einer Suppe, die auf dem Herd steht (was aber nicht die Leistung von Zeitgenossen beiderlei Geschlechts in der Küche herabwürdigen soll) und bei der es lediglich darauf ankommt, dass sie weder anbrennt noch überkocht.
Ein in sich zerrissener Geist, der die Missionierung von glücklichen Eingeborenen auf einer einsamen Insel als zeitausfüllende Nebentätigkeit begreift und sich dann doch in die glaubensfreie Zone katapultiert. Ein Vulkanausbruch und die Folgen einer zerstörten Götzenfigur, die ähnlich spannend sind wie das Kuhfladenlotto auf einem Dorffest. Ich war ständig auf der Suche nach dem Protagonisten, mit dem ich mich freuen oder mit dem ich leiden konnte (obwohl die Auswahl mehr als überschaubar ist). Und dann noch eine ganze Insel voll von freundlichen Gutmenschen. Das hält ein normaler Mensch auf Dauer nicht aus.
Gut, die Autorin hat ein ausgeprägt gestörtes Verhältnis zu Mathematik und Geometrie. Aber das auf dem Umschlagdeckel angekündigte ironische Buch mit Situationskomik habe ich nicht vorgefunden. Der britische Humor ist ja bekanntlich gewöhnungsbedürftig und deshalb wundert es mich nicht, dass mir davon auf den insgesamt 181 Seiten nichts aufgefallen ist.
Ich denke es liegt einfach daran, dass die Erzählung aus dem Jahre 1927 stammt. Da war der Erregungsfaktor wohl doch noch anders justiert als im Jahr 2012. Insofern will ich die Leistung der Autorin nicht schlecht machen. Sie hat halt mit der Entwicklung nicht mithalten können.
Vielleicht hätte man mit der Sicht aus der Ich-Perspektive mehr Spannung erzeugen können. Wilde, schweißtreibende Albträume, in denen der Protagonist von Götzenstatuen gejagt wird; frustrierende Audienz bei den Himmelsmächten oder reale Panik im Urwald ...usw. Die gewählte Erzählperspektive hat mir ein Gefühl vermittelt das einem befällt, wenn man in einem vollkommen gefliesten Raum mit einer Temperatur um den Gefrierpunkt steht ...nur eine nackte Glühbirne an der niedrigen Decke. Wohlfühlen in einer Geschichte sieht im 21. Jahrhundert halt anders aus als in 1927. Schade!
Nachdem nun wohl alle Restexemplare verkauft sind, kann man nur noch auf gebrauchte Bücher zurückgreifen. Ich fürchte, eine Neuauflage ist (zum Glück) nicht in Sicht.

Bewertung vom 20.03.2012
Schüßler-Salze für meinen Hund
Bergmann-Scholvien, Claudia

Schüßler-Salze für meinen Hund


sehr gut

Ein Ratgeber ... ist ein Ratgeber, ...ist ein Ratgeber, ... ist ein Ratgeber. Manche kommen mit dem erhobenen Zeigefinger und schulmeisterisch daher. Dieser nicht! Die allgemeine Einführung, die Erläuterung über Wirkung und Umgang mit Schüßler-Salzen, die Erklärung zu den einzelnen Salzen und die Hinweise zur Anwendung, nichts erweckt den Anschein des Belehrenden um jeden Preis. Das liegt bestimmt an der langjährigen Erfahrung der Autorin, die ja als Tierheilpraktikerin sowohl mit den Vierbeinern als auch mit deren zweibeinigen Gefährten umzugehen hat. Der Ratgeber erweckt an keiner Stelle den Eindruck mit der Gabe von Schüßler-Salzen könnten sich alle Probleme mit dem Hund in Luft auflösen. Immer wieder wird auch auf die Grenzen dieser Methode hingewiesen und der Gang zum Tierarzt empfohlen, um eine Verschlechterung des Gesundheitszustands beim Tier zu vermeiden. Auch die Verantwortung des Halters ist kein Tabuthema. Ein anständiges Miteinander von Hund und Mensch ist halt nur durch eine entsprechende Erziehung auf beiden Seiten gewährleistet. Wobei jeder das Wort "anständig" für sich selbst definieren muß und damit ist nicht die Einstellung zur immerwährenden Frage "Darf der Hund mit auf die Couch oder darf er das nicht?" gemeint.
Unsere Hündin (62cm / 32 kg) ist mit jetzt 15 Jahren in einem Alter, in dem keine Wunderheilung zu erwarten ist. Dennoch enthält der Ratgeber einige gute Hinweise, um bei der einen oder anderen Gelegenheit für etwas mehr Lebensqualität zu sorgen; und sie nimmt es dankbar an. Auch die nachfolgenden Hundegenerationen werden bei Bedarf mit Schüßler-Salzen "versorgt" (wenn es eine Veranlassung dazu gibt), sofern es nicht angezeigt ist einen Tierarzt zu konsultieren.
In meinen Augen ist die Investition in dieses inhaltlich richtig gut gemachte Buch nur zu empfehlen. Vom Praktiker für den interessierten Amateur; leicht verständlich, ausführlich, kompetent. Mehr kann man eigentlich nicht erwarten, wenn man sich mit Hilfe eines Sachbuches beim Thema "Hundeverstehen" weiterbilden will! Der einzige Nachteil ist der, dass ich mir nicht vorstellen kann ein weiteres Buch zum Thema Schüßler-Salze für den Hund zu kaufen (schade für alle anderen Anbieter). Aber das ist ganz klar eine positive Aussage zum Ratgeber von Frau Bergmann-Scholvien.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.03.2012
Nie wieder achtzig!
Hildebrandt, Dieter

Nie wieder achtzig!


ausgezeichnet

Runde Geburtstage oder Jubiläen sind immer gute Gründe ein "Best of ..." auf den Markt zu werfen. Aber mal Hand aufs Herz würde jemand ein Buch mit einem so lanweiligen Titel kaufen? "Nie wieder achtzig!" dagegen läßt als Titel bewußt alles offen. Und wer dieses Buch kauft, weiß eigentlich was ihn erwartet. Da lauert keine auf Schenkelklopfer gierende Wortwitzansammlung a la Quatsch-Comedy-Club (obwohl auch das durchaus einen niveauvollen Unterhaltungswert haben kann). Hildebrandt schafft in meinen Augen den Spagat zwischen Sachbuch und anspruchsvoller Unterhaltung scheinbar mühelos. Nicht jeder traut sich so auf die Politik (speziell die bayrische) und deren Köpfe einzuschlagen wie er. Und wer einen Urlaub am Chiemsee plant, sollte das gedruckte Buch zuhause lassen und das Hörbuch vorübergehend aus dem Speicher seines Abspielgerätes entfernen. Sicher ist sicher. Jede einzelne Episode hat ihre Daseinsberechtigung. Und wenn manche auch schon 20 Jahre zurückliegen, so sind sie dennoch aktuell. Ändere die Namen und die Orte und schon passt es in die heutige Zeit. Gewiss, die behandelten Themen schreien eigentlich danach immer aktuell sein zu wollen: Gestaltungsspielraum bei den Arbeitslosenzahlen, Atomkraftdilettantismus in der Politik, Klimawandel, Pressefreihei, bayrische Ämterhackordnung (mühelos übertragbar auf alle hohen Ämter in allen Regierungen in allen Ländern dieser Erde), ...usw. Das ist Kabarett. Es ist nicht auf den schnellen, herzhaften Lacher aus. Da wird der Teppich unter den so manches gekehrt wird auch gerne mal etwas heftiger gelupft. Frustrierend kommt nur die Erkenntnis daher, dass auch das Aufdecken der Hilflosigkeit bei den Regierenden nicht zum Umdenken führt. "Nie wieder achtzig!" ist eine Fülle von teilweise erschreckenden Wahrheiten, kurz und knapp auf den Punkt gebracht. Auf Seite 136 arbeitet Hildebrandt das mit dem genialen Satz "Man muß stark sein, um das alles auszuhalten und nicht zum Terroristen zu werden." mehr als treffend heraus. Einige Textstellen hätten mich als Autor/Verlag darüber nachdenken lassen ob es nicht besser gewesen wäre das Buch mit Beipackzettel und Altersbeschränkung zu versehen (was aber nicht negativ verstanden werden sollte). Hildebrandt ist aber nicht nur politisch. Ich finde ihn gut so wie er ist und der "Klappentext" auf der Rückseite des Taschenbuchs ist die Wahrheit und nichts als die Wahrheit, so wahr die Satire helfe. Eigentlich schade, dass er nur einmal achtzig werden kann.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.03.2012
'Kann ich hier mal eine Sache zu Ende?!'
Klocke, Piet

'Kann ich hier mal eine Sache zu Ende?!'


weniger gut

Der Einband ist gut gelungen. Das Buch selbst beginnt auf Seite 7. Bis dahin wird man schon mal darauf eingestimmt, dass P.K. irgendwie eine Teilreinkarnation verschiedener Humoristen sein muss, die man nur kennen kann, wenn man selbst in der Altersklasse von Juppi Heesters ist. Es ist unverkennbar ...da wird eine gewisse Erwartungshaltung gefordert ...vom Leser. Und bitte ...man sollte Kunst auch erkennen, wenn man ihr begegnet! Ich gebe zu ...da scheint es bei mir ein kleines Defizit zu geben ...vielleicht ...aber ich hab davon noch nie etwas bemerkt ...jedenfalls nicht direkt. Also gut ...halbe Sachen kann doch jeder ...zumindest wenn er sich Mühe dabei gibt. Der geistige Gehalt ist hier wirklich Geschmackssache und taugt als Kriterium daher nur bedingt. Warum soll etwas schlecht sein nur weil mir der geistige Zugang fehlt? Aber: Den Leser (?) erwarten viele leere Zeilen (also nur zum gucken, nix zum lesen). Von den 216 Seiten mit Text sind 141 mit 0-8 Zeilen gefüllt. Die überwiegende Zahl (38 Seiten) mit 2 bedruckten Zeilen, 28 Seiten mit 3 Zeilen und 22 Seiten mit 4 Zeilen. Das ist arg gewöhnungsbedürftig und muss erstmal verdaut werden. Ich behaupte hier und jetzt, dass sich auf den Freiflächen mühelos der Plot für die Fortsetzung von "Ferkeln im Sturm" unterbringen lässt (auch wenn man nur halbwegs kreativ ist). Wenn es knapp wird bieten die 70 Seiten mit einem bis drei Bildern und unterschiedlich wenig Text noch Reserveflächen. Von den insgesamt 216 Textseiten sind 15 mit 30-32 Zeilen wirklich so voll, dass man nur noch zwischen den Zeilen schreiben kann. Na bitte ...geht doch! ...Obwohl ...die makellose CO2-Bilanz für ein gedrucktes Buch sieht anders aus. Wer, wie ich, durchhält bis zum Schluß, hat eigentlich eine Urkunde verdient. Allerdings lässt mich seither die Sorge um den Autor nicht mehr ruhig schlafen. Ich kann nicht sagen ob solch ein Zustand ...(nein, nicht meiner) ...therapierbar ist. Nur eines ist mir klar: Von den Substanzen zweifelhaften Ursprungs, die der Autor in früher Kindheit sicherlich unbewusst zu sich genommen haben muss und an deren Spätfolgen er heute zweifelsohne reichlich erfolglos laboriert, möchte ich keine einnehmen müssen, um ihm auf seinem ungewissen Weg ins Was-auch-immer-und-wohin-auch-immer folgen zu können (den Satz nehme ich, sofern der Autor das wünscht, natürlich vollumfänglich zurück). Positiv ist für mich, dass ich trotz des relativ hohen Kaufpreises dennoch viel Geld gespart habe. Da ich ein geplantes Live-Event mit P.K. nicht unbeschadet überstehen würde, habe ich mir definitiv die Ausgaben für zwei Eintrittskarten gespart.
Zwei wirklich geniale Sätze habe ich gefunden, die sich auf zwei weitestgehend leeren Seiten verloren haben. Der Autor möge mir die Zitate erlauben: "Angefangene Sätze sind das halbe Leben" (Seite 75) und "In jedem noch so großen Chaos steckt immer auch ein Fünkchen Hoffnungslosigkeit" (Seite 141). Danke dafür! Umso erstaunlicher finde ich, dass es die Zote: "Das Nashorn nimmt beim Vorspiel das Weibchen aufs Horn und bläst mehrfach kräftig hinein" (Seite 250) geschafft hat an der Zensur des guten Geschmacks vorbei zu schlüpfern. Spätestens die übernächste Generation wird das nicht mehr nachvollziehen können, weil es dann wahrscheinlich schon keine Nashörner mehr geben wird (also noch ein Witz auf Kosten einer Minderheit).
Fazit: Wem 12,99 Euro für ein teilweise bedrucktes Notizbuch nicht zu viel sind, der kann getrost zugreifen (vorausgesetzt er kann den vielfachen Anblick der Brille des Autors ohne Autor in Bildform ertragen). Allen Anderen sei der Weg ins Schreibwarengeschäft empfohlen. Dort gibt es komplett leere Notizbücher zu günstigeren Preisen. Für alle, die zugreifen und merken, dass ihre eigenen Humorantennen auf eine andere Empfangswellenlänge ausgerichtet sind, sei gesagt, dass die Ausgabe nicht als therapiebegleitender Medikamentenersatz von der Krankenkasse übernommen wird.
Bitte schlagen Sie nicht Ihren Buchhändler!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.