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Benutzername: 
haberlei
Wohnort: 
Wien
Über mich: 
Begeisterte Leserin von Krimis, Thrillern, Humorvollem, historischen (Frauen-)Romanen, Biografien

Bewertungen

Insgesamt 303 Bewertungen
Bewertung vom 08.04.2025
Himmel, was für ein Theater
Teufl-Heimhilcher, Brigitte

Himmel, was für ein Theater


sehr gut

Pläne fürs Leben … und dann kommt die LIebe

„Himmel, was für ein Theater“ von Brigitte Teufl-Heimhilcher ist ein Familien-Wohlfühlroman, der Auftakt zur Reihe „Juttas Freundinnen“.

Kurz zum Inhalt:
Der Wunsch der ehemaligen Stadträtin Jutta H., dass ihr ironisch-politisches Buch auch in der stadtbekannten Buchhandlung Brühl verkauft wird, stößt auf Widerstand. Denn der Buchhändler Günther Brühl führt prinzipiell keine Werke von Selfpublishern. Andererseits findet der Junggeselle Gefallen an der temperamentvollen, attraktiven Frau …

Das in lieblichen Pastelltönen gehaltene Cover passt gut zum Genre, einem heiteren Happy-End-Roman. Das Buch erschien 2024, ist in 50 mit Überschriften versehenen Kapiteln unterteilt. Der Schreibstil ist locker und flüssig. Die eine oder andere humorvolle Szene oder schlagfertige Dialoge lockern auf. Die Handlung spielt in der Gegenwart. Es handelt sich im Übrigen um eine textlich nur geringfügig adaptierte Neuauflage des bereits 2017 unter dem Titel „(K)ein Herz für Buchhändler“ herausgegebenen Romans.

Die Handlung verläuft ohne nervenaufreibende Dramatik, ohne aufwühlende tragische Ereignisse, auch ohne komplexer Missverständnisse oder Verwicklungen. An und für sich liest sich gerade dieser ruhige Verlauf so angenehm entspannend. Auch wenn dies jetzt widersprüchlich klingt, ein bisschen mehr emotionale Würze hätte ich mir schon gewünscht. Wohlfühlromane wie diesen bevölkern durchwegs sympathische Menschen, die rücksichtsvoll und respektvoll miteinander umgehen, wo zwischenmenschliche Beziehungen und daraus resultierende Probleme mit Gesprächskultur gelöst werden. Es sind Menschen, die schon Schwächen und Stärken zeigen, aber ihre Ecken und Kanten sind nie wirklich verletzend oder störend. Man genießt die Ereignisse, die Entwicklung der Handlung, die frei von wirklich negativen Emotionen verläuft. Und natürlich geht es auch um Liebe.

Der Kreis der handelnden Personen ist überschaubar. Während die Wesenszüge der Hauptfiguren facettenreicher gezeichnet sind, diese dadurch lebendig und authentisch wirken, bleiben die Nebendarsteller etwas farbloser, aber dennoch ganz gut vorstellbar. Im Mittelpunkt stehen Jutta und ihre Freundin Bianca, zwei eigentlich grundverschiedene Charaktere, die sich dennoch sehr gut verstehen, gut ergänzen und gegenseitig unterstützen. Jutta, bis vor kurzem politisch tätig, ist vielseitig interessiert und praktisch veranlagt, wirkt bodenständiger als die Physiotherapeutin Bianca mit ihrer ausgeprägten esoterischen Ader. Beide sind nach gescheiterten Ehen nun Single, genießen ihre Selbstständigkeit und Ungebundenheit, pflegen nach wie vor freundschaftliche Kontakte zum früheren Partner. Und dann kommt die Liebe ins Spiel und wirft Lebenspläne über den Haufen.

Die Welt, in die einen dieser Roman entführt, ist natürlich eine Art heile Welt, es wird aber nie kitschig. Ich finde, gerade in der heutigen Zeit, wo Egoismus, Narzissmus und Mobbing überhand nehmen, wo Hassaktionen nicht nur verbal im Sozialen Medien gesetzt werden, sondern immer häufiger handgreiflich werden, ist es so wohltuend, in eine Art märchenhaftes Miteinander zu versinken. Somit möchte ich dieses und andere Bücher dieser Autorin all jenen empfehlen, die gerne ein paar Stunden lang von einer friedlicheren, besseren Welt träumen möchten.

Bewertung vom 05.04.2025
Augenblicke des Bösen
Knospe, Bernd Richard

Augenblicke des Bösen


ausgezeichnet

Abgründe der menschlichen Seele

„Augenblicke des Bösen“ von Bernd Richard Knospe ist bereits der vierte Band mit Eric Teubner-als Protagonist, meiner Meinung nach der psychisch aufwühlendste Thriller der Reihe, teilweise nichts für Zartbesaitete.

Worum geht es?
Eric Teubner wird von der Enkelin eines Skandal-Filmregisseurs engagiert, um dessen Biografie zu verfassen – die Beschäftigung mit dessen Werk, ziemlich verstörenden Filmen, entpuppt sich als eine Aufgabe, die ihn an seine Grenzen treibt.
Nach dem tödlichen Unfall ihres Gatten findet die Witwe eigenartige Fotos ihres Mannes mit einer fremden Frau. Sie beauftragt einen Privatdetektiv mit der Aufklärung. Die Recherchen entwickeln sich zu einer tödlichen Gefahr für die Familie.
Zwei Geschichten, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben …

Der (vermutlich alte) Mann auf dem Cover strahlt Einsamkeit aus, wie er da in dieser düsteren Atmosphäre sich Filme ansieht. Auf den Titel bezogen, sind es wohl Filme, die Augenblicke des Bösen wiedergeben. Das Buch erschien 2024, die Handlung spielt in der Gegenwart. Unterteilt ist der rund 600 Seiten umfassende Roman in 24 Kapitel mit Überschriften, ohne Orts- oder Zeitangaben. Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft und packend. Emotionen und Stimmungen springen ausdrucksstark auf einen als Leser über. Die stetigen Perspektiven- und Ortswechsel gestalten die Handlung abwechslungs- und temporeich. Insbesondere regen häufige Cliffhanger zum Weiterlesen an.

Eric Teubner bildet die Zentralfigur dieser Reihe. Was ihn anbelangt, so knüpft die Handlung an den Vorgängerband an, doch ist der Roman auch ohne Kenntnis der anderen Romane problemlos verständlich, weil sowohl die Protagonisten als auch deren Vorleben soweit erforderlich beschrieben werden.

Die beiden Handlungsstränge entwickeln sich über einige Kapitel parallel, völlig unabhängig voneinander. Man lernt die Protagonisten und deren Lebenssituation kennen. Zwar ist zu erahnen, dass es irgendwann eine Verbindung geben muss, aber es dauert, bis die ersten Zusammenhänge aufploppen. Dem komplexen Handlungsverlauf zu folgen, erfordert ein gewisses Ausmaß an Konzentration und Ausdauer. Dieser Roman ist eindeutig keine Lektüre für zwischendurch. Die Spannung hält sich stets auf hohem Niveau, da einerseits ein Mörder weitere Opfer im Visier hat, andererseits Teubner bei Durchsicht des Filmwerks auf verstörende Inhalte stößt. Mich fesselte vor allem jener Teil, wo es um die Suche nach jener mysteriösen Frau auf dem Foto geht. Eine Suche, die sich immer mehr zu einer Gefahr für die Ermittler, die Witwe und deren Familie entwickelt. Die andere Plotlinie, mit den (wenn auch glücklicherweise nicht bis ins kleinste Detail beschriebenen, dennoch aber beklemmenden) Filmszenen, mochte ich eben wegen dieser abstoßenden Szenen weniger.

Obwohl sowohl die Recherchen der Privatermittler einerseits, als auch jene von Teubner andererseits immer mehr Informationen liefern, gelingt es erst nach Verfolgung etlicher falscher Spuren sowie einiger unerwarteten Wendungen in einem dramatischen Finale, den Mörder zu fassen, dessen Motivation zu erkennen. Auch Teubners Suche ist erfolgreich, gewissermaßen ebenfalls überraschend. Die beiden Handlungsstränge verknüpfen sich zufriedenstellend. Und das versöhnliche Ende lässt einen letztlich nach all dem Bösen und Grauen das Buch mit dem Hoffnungsschimmer schließen, dass der nächste Band den Protagonisten ein besseres Leben bescheren wird.

Abgesehen davon, dass der Autor im Zusammenhang mit den skandalösen Filmen thematisch die Frage in den Raum stellt, „wie weit Kunst gehen darf und ab wann Kunst in Regionen vordringt, die jenseits der Grenzwertigkeit liegen“ (Zitat des Autors), liegt sein Schwerpunkt neben einer komplex aufgebauten Handlung vor allem in der facettenreichen Ausarbeitung der Charaktere. Seine Figuren wirken durch ihre Ecken und Kanten, Eigenheiten und Laster sehr authentisch, teils auch nicht überaus sympathisch. Sie sind geprägt durch Herkunft, drastische Erlebnisse und ihr Umfeld. Doch die Menschen entwickeln sich im Laufe der Handlung weiter. In unerwarteter Art und Weise, überrascht muss man das Bild, das man sich von der Person gemacht hat, revidieren. So mancher scheinbare Bösewicht offenbart letztlich positive Wesenszüge. Neben Teubner ist vor allem die Privatdetektivin Anna eine tragende Figur. Sie war meine Lieblingsfigur in diesem Roman. Ihre Stärke, ihre Hartnäckigkeit und Zielstrebigkeit sind beeindruckend. Sie gibt nie auf.

Ja, das Buch beinhaltet Augenblicke des Bösen, Szenen, bei denen ich mich nicht wohl fühlte, aber in seiner Gesamtheit bot der Roman packende Spannung, überraschende Wendungen und faszinierende Charaktere. Ich möchte aber nicht nur diesen Band empfehlen, denn man sollte alle gelesen haben. Ich freue mich jetzt schon auf die Fortsetzung.

Bewertung vom 02.04.2025
Die Meisterdiebin
Jaeggi, Christine

Die Meisterdiebin


ausgezeichnet

Diebin, anfangs nur der Not gehorchend, …

„Die Meisterdiebin“ von Christine Jaeggi ist ein historischer Kriminalroman voller Spannung und Dramatik, in dessen Mittelpunkt eine Frau steht, die aus einer Notsituation heraus zur Diebin wird.

Kurz zum Inhalt:
Nachdem die Nationalsozialisten sämtliches Hab und Gut der reichen Wiener Jüdin Elisa konfisziert haben, flieht sie in die Schweiz, wo sie als Emigrantin nicht arbeiten darf. Um einer Ausweisung als Mittellose zu entgehen bzw. die Bürgschaft aufbringen zu können, um Mutter und Schwester in die Schweiz nachzuholen, sieht sie nur Diebstahl als Lösung. Gleichzeitig kann sie sich an den Nazis rächen.

Das Cover mit der mondänen Dame ist ein Eye-Catcher. Ja, so könnte die Meisterdiebin ausgesehen haben! Das Buch erschien 2025 im Verlag Zytglogge. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, Orts- oder Zeitangaben finden sich primär im Text. Die Handlung spielt vorwiegend in Wien und in der Schweiz und umfasst einen Zeitraum von 1920 bis 1951. Der Roman basiert auf einem wahren Kriminalfall. Im Nachwort von Lena Berger, der Verfasserin jenes Artikels über die echte Meisterdiebin Erika Böhm, der Christine Jaeggi auf die Idee zu diesem Roman brachte, finden sich die Fakten zum Lebenslauf der Hoteldiebin.

Christine Jaeggi ist es meisterhaft gelungen, aus diesem Stoff einen packenden Roman zu machen. Nicht nur, dass sich die fiktiven Erlebnisse der Protagonistin harmonisch mit den Fakten des Lebenslaufes der historischen Gestalt verbinden, wird ein anschauliches Zeit- und Gesellschaftsbild vermittelt – sowohl das Leben der Begüterten in den 20er und 30er Jahren, als auch das Grauen, das mit dem Nationalsozialismus über die Menschen, insbesondere die Juden, hereinbrach. Wobei, abgesehen von der Umwelt und den politischen Geschehnissen, eindeutig Elise im Zentrum der Handlung steht – mit all ihren facettenreichen Gefühlen: ihre zwischenmenschlichen Beziehungen, ihre Stellung in der Familie, ihre Probleme, ihre Sehnsüchte und Wünsche, Schuldgefühle, Enttäuschungen, Liebesglück, Trauer und last but not least ihre Rachegelüste. Für sie läuft von Kindheit an nicht alles so unbeschwert, wie man ob ihrer vom Finanziellen her gesehenen Privilegiertheit annehmen möchte, aber sie meistert die Schicksalsschläge stets mit neu erwachtem Tatendrang. Sie hat immer ein Ziel vor Augen. Ja, sie wird zur Diebin, eigentlich nie aus Habgier, auch wenn sie mit den Jahren süchtig wurde nach diesem Adrenalinkick, sondern jahrelang um zu überleben, aber auch aus Verantwortungsbewusstsein ihrer Familie gegenüber. Sie rettet ihrer Mutter und Schwester letztlich das Leben, als sie sie aus Wien holt. So verfolgt man ihre Raubzüge mit Wohlwollen, fiebert und zittert mit ihr, eben weil man ihre Not und auch ihre Rachegefühle gegenüber den überheblichen und judenverachtenden Hotelgästen gut nachvollziehen kann. Nicht nur Elises Charakter ist vielschichtig beschrieben, auch die diversen anderen Haupt- und Nebenfiguren wirken, ob gut oder niederträchtig, authentisch und lebendig.

„Die Meisterdiebin“ hat mich gefesselt, begeistert und die Geschichte wird sicher noch lange in meinem Gedächtnis haften bleiben. Eine unbedingte Leseempfehlung und 5 Punkte.

Bewertung vom 01.04.2025
Südbahn nach Triest
Neuwirth, Günter

Südbahn nach Triest


ausgezeichnet

Mordermittlungen in Wien und Triest

Mit „Südbahn nach Triest“ setzt Günter Neuwirth seine historische Romanreihe mit dem Triester Inspector Bruno Zabini als Ermittler fort.

Kurz zum Inhalt:
Bruno besucht mit Luise und deren Sohn Wien. Selbst im Urlaub bleibt er von Verbrechen nicht verschont. Eine reiche Wiener Witwe wurde ermordet. Da die Wiener Polizei Verbindungen zu Triest feststellt, wird Bruno kontaktiert und um Amtshilfe ersucht. Kurz darauf tritt Bruno die Heimreise an. Im selben Zug befinden sich drei Verdächtige. Und dann findet sich auch noch eine Leiche im Gepäckwagen …

Wie bei den Vorgängerbänden stimmt auch diesmal das Cover mit einer alten Hafenansicht sehr eindrucksvoll auf die Zeit und die Atmosphäre ein. Trotz der zahlreichen Schiffe zieht dennoch die eindrucksvolle Dampfeisenbahn die Blicke auf sich – passend zum Buchtitel. Das Buch erschien 2024 im Gmeiner Verlag. Der Roman gliedert sich in drei Teile, wobei der erste Teil primär in Wien spielt, der zweite während Brunos Heimfahrt mit dem Zug und der dritte Teil die Mordermittlungen in Triest schildert. Die genaue Datierung der Kapitel veranschaulicht einen Handlungszeitraum von circa einem Monat, von Anfang April bis Anfang Mai 1908. Der Schreibstil ist flüssig, sprachlich der damaligen Zeit angepasst. Das Personenverzeichnis hilft, rasch den relevanten Personenkreis zu überblicken.

Da ich bereits die anderen Bände dieser Reihe kannte, freute ich mich über das Wiedersehen mit Bruno, Luise, usw. Doch auch für Quereinsteigerin sehe ich kein Problem. Soweit erforderlich gibt es Hinweise auf die Vorgeschichte. Nichtsdestotrotz würde ich raten, alle Bände in der richtigen Reihenfolge zu lesen, um den privaten roten Faden genau verfolgen zu können und die Entwicklung der Protagonisten in vollem Umfang zu durchblicken.

Wie bei den Vorgängerbänden genoss ich es, wiederum in seinerzeitige Lebensumstände einzutauchen. Der Autor versteht es ausgezeichnet, das historische Ambiente lebendig zu machen. Man gewinnt u.a. einen Eindruck vom Polizeialltag, der Gesellschaftsstruktur, dem damaligen Frauenbild, von landschaftlichen Schönheiten sowie architektonischen Besonderheiten, und last but not least von technischen Neuerungen, für die sich der Autor, selbst Ingenieur, besonders interessiert. Basierend auf sehr fundiertem Fachwissen, lernt man diesmal eine Menge (fast ein wenig zu detailliert) über das Eisenbahnwesen zu jener Zeit, z.B. auch über die Semmeringbahn, und über die Arbeitsweise von Lokomotiven.

Zwar passiert der Mord bereits im Prolog, doch wird man im ersten Teil „Im Prater blühen die Bäume“ primär ins kaiserliche Wien mit all seinen einzigartigen Sehenswürdigkeiten und Ausflugsmöglichkeiten entführt, wo Bruno mit Luise samt Sohn und Kindermädchen Urlaub machen und eine unbeschwerte, glückliche Zeit verbringen. Zwar lernt man sukzessive den Personenkreis rund um das Opfer kennen, doch die Krimihandlung schimmert fürs Erste nur ansatzweise zwischen Reiseschilderungen und Sightseeing durch.
Im zweiten Teil „Auf Schienen gen Süden“ tritt die Ermittlertätigkeit bereits in den Vordergrund. Noch sind die Verdachtspunkte vage, der Kreis der Verdächtigen überschaubar, doch für Bruno gibt es nach wie vor keine greifbaren Angriffspunkte. Erst die Leiche im Gepäckwagen erfordert vollen polizeilichen Einsatz, denn die Identität des Toten beweist einen Zusammenhang zum Mordfall in Wien.
Im dritten Teil „Sonnenaufgang am Golf von Triest“ nehmen die Ermittlungen Fahrt auf, bis es letztendlich Bruno und seinem Team gelingt, stichhaltige Beweise zu liefern, die den Täter eindeutig identifizieren.

Was die Charaktere anbelangt, so sind die handelnden Personen, egal ob Haupt- oder Nebenfiguren, je nach Wichtigkeit mit mehr oder weniger Facetten dargestellt. Sie wirken stets authentisch und lebendig, gut vorstellbar. Natürlich steht Bruno Zabini im Mittelpunkt der Handlung. Seine zuvorkommende, ruhige Persönlichkeit wirkt sympathisch. Er verfügt über gute Menschenkenntnis und ausgezeichneten Spürsinn. Er tritt selbstbewusst auf, verschafft sich stets auf angenehme Art und Weise Respekt. Er ist technisch äußerst interessiert und Neuem gegenüber sehr aufgeschlossen. Privat hat er nun endlich sein Glück mit Luise gefunden, was dem Roman ein bisschen Romantik verleiht.

Mir hat „Südbahn nach Triest“ wiederum sehr gut gefallen, auch wenn die Krimihandlung diesmal etwas unspektakulär war und es keine prickelnden Spannungsmomente gab. Als Brunos Fan bin ich an seiner Seite durchs alte Wien geschlendert, genoss ich das Treiben auf Wiens Straßen, die Kaffeehausstimmung und das Flair edler Hotels. Ich reiste mit ihm genussvoll per Bahn und ließ die Stimmung im Hafen Triests auf mich einwirken. Das alles hat mir erquickliche Lesestunden beschert. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung „Wettlauf in Triest“.

Eine unbedingte Leseempfehlung!

Bewertung vom 29.03.2025
Höhlenmorde
Zellner, Ingrid

Höhlenmorde


ausgezeichnet

Späte Rache

Mit „Höhlenmorde“, dem fünften Band der Reihe mit Surendra Sinha, dem sympathischen Ermittler mit indischen Wurzeln, ist Ingrid Zellner wiederum ein äußerst spannender Krimi gelungen.

Kurz zum Inhalt:
Eine Mordserie beschäftigt Surendra Sinha und Leonie Lexer, wobei die Leichen in jeweils anderen Höhlen im Umkreis aufgefunden werden. Bald stellt sich heraus, dass sich die Opfer kannten, vor vielen Jahren als Klassenkameraden …

Das Cover wirkt schon irgendwie bedrohlich, der Eingang in eine finstere Höhle. Da spürt man fast hautnah das Gruseln, dass dies einer der Leichenfundorte sein könnte. Das Buch erschien 2025. Die Handlung spielt in der Gegenwart. Die Kapitel in angenehmer Länge verfügen weder über Zeit- noch Ortsangaben. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft. Das Lokalkolorit ist gut eingefangen. Die beindruckende Höhlenlandschaft ist anschaulich beschrieben. Dass dies bereits der vierte Band der Reihe ist, ist sicher auch für Quereinsteigerin kein Problem. Soweit erforderlich gibt es Hinweise auf die Vorgeschichte des Kommissars.

Der Prolog – die erschütternde Schilderung eines Opfers - lässt bereits erahnen, dass diese schändliche Tat nicht ungesühnt bleiben wird. Ansonsten wird die Handlung primär aus Sicht des Ermittlers Surendra Sinha geschildert. Man verfolgt seine geschickten Befragungen und seine Überlegungen, fühlt sich stets wie ein stiller Zuhörer in die Ermittlungen mit eingebunden. Die grausamst gefolterte und zugerichtete Leiche, die man in einer der Höhlen findet, lässt auf große Wut und Rache schließen, doch zunächst findet das Ermittlerteam keine offensichtlichen Ansatzpunkte. Erst als in einer anderen Höhle eine zweite Leiche gefunden wird, kommen sie dahinter, dass die beiden Opfer einander kannten, zu Schulzeiten. Und dass sie mit einem weiteren Schüler ein schändliches Trio gebildet haben, das andere Kinder gemobbt, geschlagen und beraubt hat. Nun mangelt es nicht mehr an Verdächtigen, denn es gab seinerzeit etliche, die unter den Dreien zu leiden hatten. In mühsamer polizeilicher Kleinarbeit und unzähligen Befragungen verdichten sich die Informationen. Dennoch tappt die Polizei im Dunkeln, bis sich nach einem dritten Mord und in einem dramatischen Finale die überraschenden Zusammenhänge endgültig klären.

Was die Charaktere anbelangt, wirken die Menschen, ob Haupt- oder Nebenfiguren, authentisch und lebendig. Surendra Sinha steht im Mittelpunkt. Er hat durch seine besonnene Art und sein zurückhaltendes Wesen eine sympathische Ausstrahlung. Er ist höflich, freundlich und charmant. Bei den Befragungen spürt man seine gute Menschenkenntnis, sein ausgezeichnetes Einfühlungsvermögen und seine exzellente Beobachtungsgabe. Dass sich zwischen Leonie und Surendra langsam eine über das Kollegiale gehende Zuneigung entwickelt, gibt dem Ganzen noch einen gewissen romantischen Touch.

„Höhlenmorde“ entpuppte sich für mich als Pageturner. Ich bin eindeutig ein Fan von Surendra Sinha. Ich freue mich schon auf weitere Fälle und empfehle dieses Buch mit Freuden weiter. 5 Sterne.

Bewertung vom 20.03.2025
Die Saubermacherin
Kunz, Sabine

Die Saubermacherin


ausgezeichnet

Mit der Lizenz zum Staubsaugen und Rumschnüffeln

„Die Saubermacherin“, der Debutroman von Sabine Kunz, ist ein amüsanter Cosy-Krimi, der sowohl Action als auch Romantik bietet.

Kurz zum Inhalt:
Millie ist scheinbar eine ganz normale, sehr tüchtige Putzfrau, doch in Wirklichkeit ist sie eine der Agentinnen eines internationalen Spionagenetzwerks. Während sie sich eigentlich auf den nicht ungefährlichen Auftrag konzentrieren sollte, die Verbreitung manipulierter Lebensmittel zu stoppen, begegnet sie ihrem Traummann …

Das Cover wirkt frisch-fröhlich, passt zum Thema und auch zur Gattung Cosy-Krimi. Das Buch erschien 2020. Die Kapitel tragen zum jeweiligen Inhalt passende Titel, jedoch keine Orts- oder Zeitangaben. Der Schreibstil ist flüssig und humorvoll, so manche Wortschöpfung und Situationskomik hat mich zum Schmunzeln und Lachen gebracht. Die Handlung spielt in der Gegenwart, in Wien und Niederösterreich.

Die Geschichte wird aus Sicht von Millie in Ich-Form und Präsens erzählt. Man wird von Beginn an in die Handlung hineingezogen, einerseits sehr humorvoll, andererseits mit der nötigen Dosis Spannung. Die originelle Art und Weise, wie Millie ihre Spionagetätigkeit mit dem Putzen bei der bespitzelten Klientel verbindet, ist sehr amüsant – ob es diverse Verkleidungen sind oder die zu Waffen umfunktionierten Putzartikel. Doch der Auftrag entwickelt sich als wesentlich riskanter als gedacht, die Kriminellen als äußerst brutal. Ihre beste Freundin wird überfallen und fällt ins Koma. Ein Grund mehr für Millie, den Verbrechern das Handwerk zu legen. Doch sie erhält keine Unterstützung seitens der Agentur. Im Gegenteil, ihre KollegInnen benehmen sich zunehmend seltsam ihr gegenüber. Auf sich allein gestellt gerät Millie von einer prekären Situation in die andere. Und verwirrenderweise taucht immer wieder Max auf, jener Traummann, in den sie sich verliebt hat. Doch immer wieder steigen Zweifel in ihr auf, ob sie ihm vertrauen kann. Da gibt es so einige Ungereimtheiten. Bis sich letztlich alles klärt und in Wohlgefallen auflöst, bietet das Buch noch so einiges an Action und Dramatik und last but not least an Romantik.

Bis auf die paar Bösewichte, die letztlich zur Strecke gebracht werden, wird der Krimi primär von sympathischen Personen bevölkert. Im Mittelpunkt steht natürlich Millie, die findige Putzfrau-Agentin, die äußert geschickt spioniert und nebenbei die Wohnungen blitzsauber putzt. Sie verlor als Kind bei einem Brand während des Balkankriegs ihre Eltern, wuchs in Wien liebevoll aufgenommen von einer rumänischen Familie auf. Ich mochte sie auf Anhieb. Ihr offenes, freundliches Wesen, ihre Spontanität, ihren Einfallsreichtum. Max ist nicht nur für sie der Traummann schlechtweg, so sieht man ihn auch als Leser und so hofft man mit Millie, dass er sich nicht als Fake entpuppt. Mehr will ich nicht verraten. Generell sind auch die Nebenfiguren gut vorstellbar und wirken lebendig.

Ich hatte unheimlichen Spaß beim Lesen. Mit Bedauern habe ich das Buch geschlossen. Ich freue mich schon jetzt auf weitere Eskapaden von Millie. Für all jene, die unterhaltsame Cosy-Krimis lieben, gebe ich somit eine unbedingte Leseempfehlung ab.

Bewertung vom 20.03.2025
Stuhl-Yoga für Senioren ab 60   Gelenkschonende 10-Minuten-Übungen für mehr Beweglichkeit und Wohlbefinden
Brandt, Emilia

Stuhl-Yoga für Senioren ab 60 Gelenkschonende 10-Minuten-Übungen für mehr Beweglichkeit und Wohlbefinden


ausgezeichnet

Stuhl-Yoga, sehr zu empfehlen, nicht nur für ältere Menschen

„Stuhl Yoga für Senioren“ von Emilia Brandt ist ein sehr gut verständlich gestaltetes, farbig illustriertes Anleitungsbuch. Es empfiehlt sich, das Buch wirklich von Beginn an zu studieren, sich über die Grundlagen zu informieren, über Atmungstechniken, die richtige Stuhl-Wahl und Körperhaltung. Auch wie man sich mental vorbereiten sollte. Der Aufbau ist übersichtlich und gut strukturiert. Stuhl-Yoga auszuüben, bringt eine Vielzahl von Vorteilen mit sich, nicht nur bessere Fitness und Kräftigung der Muskulatur, sondern generell steigert es das Wohlbefinden.

Die Vielzahl an Übungen sind umfassend beschrieben, sowohl mit anschaulichen Zeichnungen, wie sie auszuführen ist, worauf man achten soll, auch wofür die jeweilige Übungen besonders hilft. Ich konnte aufgrund der Erklärungen die Übungen problemlos nachvollziehen.

Das Buch bietet Anregungen für Übungseinheiten und Vorschläge, wie man regelmäßig das Training in den Alltag einbauen könnte.

Ich finde das Buch generell sehr empfehlenswert, das Gelesene auch konsequent umzusetzen, ist mir persönlich leider noch nicht gelungen.

Bewertung vom 20.03.2025
Winzerkrieg
Ittensohn, Uwe

Winzerkrieg


ausgezeichnet

Andrés rettender Einfall

Mit „Winzerkrieg“, dem 7. Band dieser Reihe, liefert Uwe Ittensohn einen ganz besonders kniffligen Fall, der das polizeilich/private Ermittler-Kleeblatt Frank, Verena, André und Irina nicht nur hinsichtlich der Lösung des Falles, sondern auch zwischenmenschlich fordert.

Kurz zum Inhalt:
Eine Leiche mit Kopfschuss findet sich am Rheinufer. Ein Selbstmord? Aber die Tatwaffe fehlt! Was eher für Mord spricht. Es gibt Verdächtige und letztlich zwei Geständnisse. Während Frank in einer ermittlungstechnischen Sackgasse steckt, hat André eine aberwitzige Idee, wie es abgelaufen sein könnte …

Ich bin bereits seit Band vier Fan dieser Reihe. Daher waren mir die Protagonisten bereits vertraut, aber man kommt als Quereinsteiger jederzeit problemlos in die jeweilige Geschichte hinein. Durch das Personenverzeichnis gewinnt man rasch einen Überblick hinsichtlich der Haupt- und Nebenfiguren. Das Buch erschien 2025. Das Cover unterstreicht das Ambiente des Buches. Es ist sehr übersichtlich in angenehm kurze Kapitel unterteilt, jeweils mit Titel, Datums- und Zeitangaben versehen. Letztere sind im Hinblick auf diverse Rückblenden sehr hilfreich. Das Buch spielt im Jahr 2023.

Der Schreibstil ist flüssig, gut beschreibend. Immer wieder sind regionale Besonderheiten in die Handlung mit eingewoben sowie Wissenswertes über Wein. Das Lokalkolorit wird sprachlich durch den breiten pfälzischen Dialekt der Winzer unterstrichen – durchaus auch für mich als Österreicherin gut verständlich. Einen humorvollen Touch bringen die Dialoge zwischen André und seiner Mitbewohnerin, der jungen Studentin Irina, hinein. Besonders liebenswert ist deren neuester Mitbewohner: ein entzückender kleiner Kater namens Charly.

Man ist sofort mitten im Geschehen. Denn ausgerechnet André und Irina stoßen beim Joggen auf eine durch einen Kopfschuss verunstaltete Leiche. Der Fall erweist sich als knifflig. Obwohl es auf den ersten Blick nach Selbstmord aussieht, weist das Fehlen der Tatwaffe eher auf Mord hin. Andererseits spricht die prekäre finanzielle Situation des Opfers, der Ruin seines Weinguts für eine Verzweiflungstat. Franks Ermittlungen konzentrieren sich auf die dem Toten nahegestandenen Personen, dessen Ex-Frau und deren Partnerin. Durch den Druck der Vernehmungen verwickeln sich die Verdächtigen in Widersprüche. Als zwei Geständnisse vorliegen, sieht sich Frank in einer Sackgasse.

Die stetigen Perspektivenwechsel zwischen den laufenden Ermittlungen und den Rückblenden, die die Lebensgeschichte des Opfers, dessen Wesen und Werdegang sowie die Gründe für sein Scheitern offenlegen, die Kürze der Kapitel, immer wieder mit einem Cliffhanger endend, auch brenzlige Situationen, sowie last but not least ein dramatisches Finale, erzeugen nicht nur eine temporeiche Handlung, sondern heizen die Spannung an und lassen einen das Buch kaum aus der Hand legen. So nach und nach fügt sich Puzzleteil zu Puzzleteil bis sich letztendlich durch einen genialen Einfall Andrés der Tathergang schlüssig klärt.

Die Protagonisten wirken lebendig und empathisch, zeigen nicht nur Stärken, sondern auch Schwächen und spontane Emotionen. Die fruchtbringende Zusammenarbeit der beiden Kriminalbeamten mit dem privaten Ermittler-Duo basiert auf einer langjährigen Freundschaft, ist geprägt von Vertrauen und Offenheit. Wobei diese Freundschaft diesmal auf eine harte Probe gestellt wird. Interessant ist auch die Entwicklung der Personen, insbesondere von Verena, die sich zunehmend gegenüber Frank durchsetzt und seine Impulsivität und ausufernde Emotionalität deeskalierend bremst. Auch André zeigt sich von einer neuen Seite. Er entdeckt nicht nur die Liebe zu einer Katze, sondern auch zarte Gefühle zu einer Frau. Die Nebenfiguren sind ebenfalls anschaulich beschrieben und gut vorstellbar beschrieben, sodass man ihre Handlungen nachvollziehen kann.

Mit „Winzerkrieg“ ist dem Autor wieder einmal ein nicht nur spannender, sondern auch unterhaltsamer Krimi gelungen. Das Buch bietet alles, was ein ausgezeichneter Regionalkrimi beinhalten sollte: sympathische Protagonisten, regionales Flair, einen Schuss Humor und natürlich Spannung und Action. Mit Vorfreude auf den nächsten Fall empfehle ich das Buch gerne weiter und vergebe 5 Sterne.

Bewertung vom 18.03.2025
Die Brandung - Leichenfischer
Kliewe, Karen

Die Brandung - Leichenfischer


ausgezeichnet

Verfolgt, gefangen, vergraben

„Die Brandung - Leichenfischer“ von Karen Kliewe ist der zweite Fall für das deutsch-dänische Ermittlerduo Svensson & Ohlsen.

Worum geht es?
Im deutsch-dänischen Grenzgebiet findet man zwei tote Frauen, mit Grabbeigaben wie zur Wikingerzeit. Um diesem Rätsel auf die Spur zu kommen, zieht die Polizei die Archäologin Fria Svensson als Beraterin hinzu. Die Zeit drängt, denn weitere junge Frauen werden vermisst …

Das Cover mit der eindrucksvollen Küstenlandschaft stimmt auf den Schauplatz des Krimis ein und ist stilmäßig an den ersten Band angelehnt. Ein ausgezeichneter Wiedererkennungseffekt. Das Buch erschien 2025 im DTV Verlag. Die Kapitel unterteilen sich jeweils in mehrere kurze Abschnitte, in stets wechselnde Perspektiven. Genaue Orts- oder Zeitangaben sind nicht vorhanden. Die Handlung spielt im Jahr 2022. Der Schreibstil ist flüssig, gut beschreibend und dialogreich. Jeder Band steht für sich alleine und ist auch für Quereinsteiger problemlos verständlich. Wegen des großen Personenkreises hätte ich eine Liste sehr geschätzt. Hinweise haben aber meine Neugier geweckt, Band 1 nachzulesen.

Anfangs ist es gar nicht einfach durchzublicken. In mehreren Handlungssträngen wird man mit einer Vielzahl von Personen konfrontiert, allen voran mit den dänischen und deutschen Kriminalisten, den Menschen aus Frias Arbeitsumfeld und mit ihrer zahlreichen Verwandtschaft, aber auch noch mit einigen anderen Menschen: mit einer irgendwo gefangen gehaltenen Frau, mit einem Stalker und noch einer seltsamen jungen Frau. In stetigem Wechsel wird aus Sicht dieser Personen erzählt. Man fragt sich, wie all diese Szenen zusammenhängen. Als Leser genießt man zwar scheinbar einen Wissensvorsprung gegenüber den Ermittlern, die verzweifelt nach Anhaltspunkten suchen, nach Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Toten, doch gelingt es einem trotzdem nicht, die Zusammenhänge zu durchschauen. Somit bleibt es weiterhin spannend. Für die Polizei beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Denn je mehr Puzzlesteinchen sie zusammentragen, desto wahrscheinlich erscheint es, dass jene weiteren vermissten Frauen dem Täter zum Opfer gefallen sein könnten..

Die zahlreichen Perspektivenwechsel, des Öfteren mit einem Cliffhanger endend, halten den Spannungsbogen straff. Abwechslungsreich und temporeich. Einerseits verfolgt man die Recherchen und Aktionen der Polizei, andererseits bangt man mit eingesperrten Opfern, beobachtet die mutmaßlichen Täter. Und tappt lange Zeit im Dunkeln. Erst als sich einige Handlungsstränge verlinken, lichtet sich der Fall, aber nur etwas – den tatsächlichen Täter, die wahre Motivation, erkennt man wirklich erst am Ende. Die unerwartete Lösung ist schlüssig, nachvollziehbar.

Ich denke, kennt man den ersten Band ebenfalls, dann erschließen sich einem die Charaktere der Hauptpersonen noch etwas besser. Nichtsdestotrotz sind die Wesenszüge von Fria und Ohlsen gut herausgearbeitet: seine Schweigsamkeit und seine Probleme, Gefühle zu zeigen und auszudrücken, Frias Energie, Neugier, Intuition und Hartnäckigkeit, ihr Hang zu Alleingängen, aber auch wie wichtig ihr Familie ist. Auch wenn sich Fria der Archäologie zugewendet hat, im Herzen blieb sie die polizeiliche Ermittlerin mit einem ausgezeichneten Spürsinn. Die sie umgebenden Menschen sind mit markanten Eigenschaften und auch vom Aussehen her gut vorstellbarer beschrieben. Das Privatleben ist gut dosiert mit der Handlung verwoben.

„Die Brandung - Leichenfischer“ hat mir packende Lesestunden beschert und mich neugierig auf den Vorgängerband sowie – schon allein wegen des Cliffhangers am Ende des Buches – auf den nächsten Band gemacht. Eine Leseempfehlung mit 5 Sternen!

Bewertung vom 15.03.2025
Gefährliches Wasser
Izquierdo-Hänni, Daniel

Gefährliches Wasser


ausgezeichnet

Wasser ist Leben

„Gefährliches Wasser“ von Daniel Izquierdo Hänni ist der dritte Band mit Vicente Alapont als Protagonisten, einem ehemaligen Inspektor bei der Mordkommission, der nun Taxi fährt und nebenbei privat ermittelt.

Kurz zum Inhalt:
Vicente Alaponts soll die oder den Verursacher diverser Vandalenakte ausforschen. Ein einfacher Auftrag, denkt er, doch es steckt ein wesentlich schwereres Verbrechen dahinter.

Die Kathedrale von Valencia an der Plaza de la Reina bildet das Motiv am Cover. Die Kathedrale stammt aus dem Jahr 1262, wurde an der Stelle einer ehemaligen Moschee errichtet und weist verschiedene Baustile auf, darunter Romanik, Barock und Gotik. Somit stimmt das Cover auf den Schauplatz ein. Denn die Krimihandlung ist harmonisch eingebettet in reichlich Lokalkolorit – die anschaulichen Beschreibungen haben mich immer wieder animiert, die Landschaften zu googeln. Dabei habe ich festgestellt, welch wunderschöne Regionen, z.B. rund um die zahlreichen Stauseen in Spanien, es gibt. Das Buch bietet viel Interessantes und Wissenswertes, sowohl Historisches als auch Aktuelles, über die Stadt Valencia. Man wird auf besonders schöne Plätze hingewiesen, kulinarische Köstlichkeiten und Gebräuche, wie z.B. die „almuerzo“, die bei spanischen Angestellten und Beamten übliche Kaffeepause vormittags. Als vorrangiges Thema zieht sich die Bedeutung des Wassers für Spanien bzw. insbesondere für Valencia – ob Hochwasser oder Wassermangel - durch den Roman. Die spanische Lebensart sowie der familiäre Zusammenhalt werden ebenso thematisiert.

Der Schreibstil ist flüssig, selbst die ausführlichen Schilderungen von Land und Leuten sind nie langatmig und lesen sich flott und leicht. Immer wieder eingeworfene spanische Begriffe und Floskeln verdeutlichen den Schauplatz. Die Kapitel sind kurz, lediglich nummeriert, ohne Zeit- oder Ortsangaben. Der 2025 erschienene Roman spielt in der nicht näher bezeichneten Gegenwart. Das Buch kann problemlos ohne Kenntnis der Vorgängerbände gelesen werden. Abgerundet wird die Wasser-Thematik durch historische Informationen im Prolog und im Nachhang.

Man ist von Beginn an mitten im Geschehen. Dass der Roman im Präsens verfasst ist, verdeutlicht dieses Gefühl des Dabeiseins. Im Mittelpunkt steht Vicente Alapont, aus dessen Sicht primär erzählt wird. Vereinzelt wechselt die Perspektive, sodass man Einblick in die Gedankenwelt anderer, u.a. jener des gesuchten Verbrechers, erhält. Als Leser verfügt man somit über einen Wissensvorsprung gegenüber Alapont, was die Spannung nicht mindert, ist es doch interessant, wie er das Rätsel löst und dem Täter auf die Spur kommt. Die Ermittlungen erweisen sich als schwierig. Es dauert, bis Alapont auf Ansatzpunkte stößt. Mit detektivischem Instinkt erkennt er so nach und nach die Zusammenhänge, ahnt die Motivation des Täters. Der Fall löst sich schließlich nach einem dramatischen Showdown.

Vicente Alapont ist sympathisch charakterisiert, ein Familienmensch und geschätzt bei seinen ehemaligen Kollegen. Nach wie vor ist er gut vernetzt. Er genießt einerseits das Leben, auch seine Ungebundenheit als Taxifahrer, andererseits reizt es ihn doch nach wie vor, zu ermitteln. Gute Menschenkenntnis und exzellenter Spürsinn sind die Basis für seine Erfolge.

„Gefährliches Wasser“ ist ein Wohlfühlkrimi mit deutlich spürbarem spanischen Ambiente, ein Buch, das Lust macht, das Land zu bereisen, all die Schönheiten und Sehenswürdigkeiten selbst zu sehen. Man spürt bei jeder Zeile die Begeisterung des Autors für dieses Land, seine Wahlheimat. Genau in diesem Sinne habe ich – wie bereits die Vorgängerbände – auch diesen Krimi genossen, mich Urlaubssehnsucht hingegeben und nebenbei interessiert Alapontes Ermittlungen verfolgt. Gerne empfehle ich das Buch weiter, vor allem Lesern, die ruhige, unblutige Krimis mögen, mit viel Lokalkolorit.