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haberlei
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Wien
Über mich: 
Begeisterte Leserin von Krimis, Thrillern, Humorvollem, historischen (Frauen-)Romanen, Biografien

Bewertungen

Insgesamt 292 Bewertungen
Bewertung vom 05.03.2025
Die Spur der Sehnsucht
Janssen, Jaane

Die Spur der Sehnsucht


ausgezeichnet

Die Kraft der Liebe

„Die Spur der Sehnsucht“ von Jaane Janssen ist ein packender historischer Roman, der Romantik mit Spannung verbindet.

Kurz zum Inhalt:
1775, Borkum. Sventje ist mit Lian, einem Walfänger, verheiratet, der sich viele Monate lang auf See befindet. Während dieser Zeit muss sie alleine für ihre drei Kinder sorgen, ist zudem erneut schwanger. Immer wenn Sventje in Schwierigkeiten gerät, eilt ihr der Gutsherr Valentin zu Hilfe, der sie seit Kindheit trotz des Standesunterschiedes heimlich liebt.

Das Cover ist wunderschön, stimmt auf die typische Landschaft auf Borkum ein. So stelle ich mir auch Sventje und Lian als Kinder vor. Das Buch erschien 2024 im Verlag Tinte & Feder. Die Kapitel sind einerseits mit Namen übertitelt, andererseits mit Orts- und Zeitangaben versehen, wodurch man sowohl die Perspektivenwechsel als auch die Chronologie sehr gut nachvollziehen und Rückblenden deutlich erkennen kann. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft. Das karge Leben der Inselbewohner ist ebenso anschaulich beschrieben wie die gefahrvolle Tätigkeit als Walfänger. Im Gegensatz dazu stehen die Lebensumstände des Gutsherrn, der zwar wohlhabend, aber dennoch gewissen Einschränkungen unterworfen ist. Man fühlt sich gut in jene Zeit versetzt. Es wurde offensichtlich ausgiebig recherchiert und sehr geschickt Fiktives mit Fakten (z.B. tatsächlich vorhandenen Schauplätzen) verknüpft. Die Sprache ist der damaligen Zeit angepasst. Der hie und da vorkommende Dialekt unterstreicht das Lokolkolorit. Besonders gefielen mir die gefühlvollen Briefe und Logbucheintragungen Lians, dadurch wirkt die Handlung so lebendig und authentisch.

Die Handlung wird von drei Protagonisten getragen: dem Ehepaar Sventje und Lian sowie dem Gutsherrn Valentin. Aus Sicht dieser Drei werden die Ereignisse auch erzählt. Die Nebenfiguren sind ebenfalls gut gezeichnet, sowohl jene in Sventjes Umkreis als auch Valentins Familie. Hervorzuheben ist die Hebamme Fenna, der dahingehend große Bedeutung zukommt, als sie als Bindeglied zwischen Sventje und Valentin fungiert. Der stetige Wechsel zwischen den Akteuren gestaltet die Handlung abwechslungsreich, Cliffhanger in dramatischen Situationen verstärken die Spannungsmomente, sodass man das Buch oft gar nicht mehr aus der Hand legen möchte. Die Rückblenden zeigen Szenen aus Sventjes, Lians und Valentins Kindheit, wie sie einander kennengelernt haben, sich die Beziehungen entwickelt haben.

Den Roman bevölkern vorwiegend sympathische Menschen. Sventje, Lian und Valentin sind geprägt durch ihre jeweilige Herkunft, ihr Milieu. Sventje, das Findelkind, von einer Klosterschwester aufgezogen, Lian, der unbeschwerte Junge aus einfachen Verhältnissen, der von Kind auf davon träumt, auf See zu gehen, Walfänger zu werden, und Valentin, der älteste Sohn des Gutsherrn, der von Kind an zum Respekt einflößenden Herrscher über seine Pächter erzogen und von ihm standesmäßig nicht ebenbürtigen Kindern ferngehalten wird, die er von Weitem sehnsüchtig beobachtet. Die Charaktere sind facettenreich und lebendig beschrieben, zeigen Stärken und Schwächen, Ängste und Sehnsüchte und Emotionen, vor allem tiefempfundene Liebe. Schon nach wenigen Seiten hatte ich sie ins Herz geschlossen, litt und freute mich mit ihnen.

Ich kannte bislang Krimis und Thriller dieser Autorin, die sie unter dem Namen Jennifer B. Wind schreibt, und war sehr neugierig, ob sie dieses für sie neue Genre ebenso mitreißend umsetzt. Ich wurde nicht nur nicht enttäuscht, ich bin begeistert. Basierend auf gut recherchierten Fakten versetzt einen dieses Buch nicht nur in eine längst vergangene Epoche und vermittelt ein anschauliches Milieubild, sondern dramatische Entwicklungen und nebulöse Geheimnisse sorgen für reichlich Spannung, alles wunderbar verwoben mit Liebe und Romantik.

Voller Vorfreude auf die Fortsetzung und Neugierde, wie es mit Sventje, Lian und Valentin weitergeht, spreche ich fürs Erste einmal eine unbedingte Leseempfehlung aus und vergebe 5 Sterne!

Bewertung vom 26.02.2025
TÖDLICHE INTELLIGENZ - KEIN NORMALER ARBEITSTAG
Maria Heinrich

TÖDLICHE INTELLIGENZ - KEIN NORMALER ARBEITSTAG


sehr gut

Ein umstrittenes KI-Projekt

„Tödliche Intelligenz“ von Maria Heinrich ist der dritte Band der Thriller-Reihe „Kein normaler Arbeitstag“ mit Ana Rubin als Protagonistin.

Kurz zum Inhalt:
Ana Rubin ist Leiterin eines KI-generierten Verkehrsprojekts. Der letzte Testlauf ist im Gange, doch das Projekt droht zu scheitern, weil maßgebende Störfaktoren auftreten. Aktivisten demonstrieren, der Bürgermeister wird währen der Pressekonferenz attackiert und die IT wird durch einen Hacker angegriffen. Als vor Anas Augen ein Mordanschlag verübt wird, beginnt sie nachzuforschen. Wer steckt dahinter? Die Aktivisten? Konkurrenz? Oder gar jemand aus ihrem eigenen Team?

Das Cover ist schlicht und macht doch auf sich aufmerksam; es ähnelt den Vorgängerbänden, hat somit guten Wiedererkennungswert. Das Buch erschien 2024. Die Kapitel sind angenehm kurz gehalten, verfügen weder über Zeit- noch Ortsangaben. Die Handlung spielt in der Gegenwart, teils in Wien, teils in Korneuburg, Niederösterreich. Als Wienerin genoss ich es besonders, dass mir die Schauplätze vertraut waren. Der Schreibstil ist flüssig und dialogreich, und trotz der Thematik nicht zu techniklastig. An und für sich kann man in diese Reihe problemlos quer einsteigen; Kenntnis der Vorgängerbände ist nicht erforderlich. Lediglich hinsichtlich des relativ großen Personenkreises wäre ein Personenverzeichnis hilfreich gewesen.

Die von Beginn an schwelende Spannung steigert sich temporeich von Kapitel zu Kapitel, je mehr sich Ana engagiert. Und ihr bleibt praktisch nichts anderes übrig, als aktiv zu werden. Denn nicht nur das Projekt ist gefährdet, sondern Ana erkennt, dass der Täter auch sie selbst im Visier hat. Ana schlittert bei ihren Nachforschungen von einer prekären Situation in die andere, gerät letztens sogar in Lebensgefahr, als sie dem Täter zu nahe kommt. Dem unerwarteten Täter. Denn bis zuletzt ahnte ich nicht, wer der Täter ist und welches Motiv ihn antreibt.

Ana steht im Mittelpunkt der Handlung, um sie herum sind unzählige Nebenfiguren, die für mich großteils eher gesichtslos blieben, die sich zu wenig voneinander unterschieden, keine eindeutigen Charaktere bildeten. Das Businessmilieu ist anschaulich dargestellt und die Menschen agieren in ihren Funktionen. Grundsätzlich wirkt das Team harmonisch. Alle ziehen am selben Strang. Sie sind ambitioniert, einsatzwillig, der Erfolg des Projekts ist ihnen wichtig. Sie zeigen zwar gewisse Aversionen und Ehrgeiz, aber darüber hinaus, also gefühlsmäßig, bleiben sie charakterlich blass. Ana als Leiterin des Projektes ist die Zentralfigur. Da man auch aus ihrer Perspektive die Geschichte miterlebt, erhält sie deutlichere Konturen. Sie ist sehr verantwortungsbewusst, kompetent, natürlich auch ehrgeizig, ihr liegt viel am Gelingen des Projekts. Trotzdem riskiert sie ihren Job, weil sie unbedingt dem Mörder auf die Spur kommen will. Er darf nicht ungestraft davonkommen. Sie agiert mutig, meist zu impulsiv, unvernünftig ganz alleine. Mir fehlte etwas die persönliche Seite von Ana, private Gefühle. Sie war mir zu kühl. So richtig warm wurde ich nicht mit ihr.

Mir hat der Roman spannende Lesestunden beschert und Lust auf mehr Bücher dieser Autorin gemacht. Gerne empfehle ich das Buch weiter.

Bewertung vom 22.02.2025
Das Altersheim kann warten
Horster, Bettina;Linnemann, Gesa A.;Reimann, Linda-Elisabeth

Das Altersheim kann warten


sehr gut

Digitale Lösungen als tägliche Hilfe für ältere Menschen

„Das Altersheim kann warten“ mit dem Untertitel „Neue digitale Wege für ein selbstbestimmtes und sicheres Leben im Alter“ gibt einen Überblick über (bei Erscheinen des Buches im Jahr 2024) bereits vorhandene digitale Hilfsmittel bzw. zeigen die Autor*innen auf, in welche Richtung Pilot- oder Forschungsprojekte laufen.

Ein ausführliches Inhaltsverzeichnis bietet einen guten Einblick in die Themenbereiche, die in 13 Kapiteln abgehandelt werden. Im Anhang findet man Links und Kontakte, sowie umfangreiche Literaturhinweise zu der Thematik. Der Schreibstil ist flüssig, leicht verständlich. Viel Theorie, aber nicht nur. Anhand von drei älteren Personen, die verschiedene Handicaps haben – schwindende Sehkraft, Demenz und körperliche Einschränkung nach einen Schlaganfall – wird verdeutlicht, inwieweit intelligente Assistenzsysteme Hilfe leisten und ein selbstständiges Leben zuhause unterstützen können. Mir erschloss sich nur nicht gänzlich der technische Aufwand, z.B. die Anzahl notwendiger Geräte/Sensoren, ob WLAN reicht oder Verkabelungen vonnöten sind.

Ich gehöre selbst bereits zur älteren Generation. Mit 70+ macht man sich natürlich des Öfteren Gedanken, wie lange einem ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden wohl vergönnt sein wird. Daher hat mich das Buch auch sehr interessiert. Die Fallbeispiele bilden zwar einen ausgezeichneten Praxisbezug, dennoch zeigt sich, dass man trotz allem auf eine Bezugsperson, z.B. Sohn/Tochter, Partner, angewiesen ist. Auf jemanden, der sich um die Hardware kümmert, diese selbst besorgt oder von einer Firma installieren lässt, der dem Betroffenen die Handhabung erklärt und im Falle von Problemen, bei der Lösung behilflich ist. Wer übernimmt das für alleinstehende, kinderlose Menschen?

Nicht unwesentlich ist die Kostenfrage. Das wird hier nicht näher beziffert. Viele Projekte befinden sich zudem noch in der „Ideenphase“, sind von der Vermarktung noch weit entfernt. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass – jedenfalls zu meinen Lebzeiten - sich diese Luxuslösungen nur Betuchte werden leisten können. Manche Informationen sind auch nur für Leser*innen in Deutschland relevant, wie z.B. Kostenübernahme durch Krankenkassen.

Schließlich habe ich mir die Frage gestellt, was mir persönlich die Lektüre dieses Buches gebracht hat. Das Buch enthält viel Wissenswertes und praktische Tipps. Als Denkanstoß für mich nahm ich mit, dass ich mich mit den Funktionen meines bestehenden Equipments, wie Notebook und Smartphone, noch etwas eingehender befassen sollte (Videocall, Sprachnachrichten, Spotify, etc.), weil diese die Basis für den Umgang mit Sprachassistenten bilden.

Das Buch bietet einen soliden Überblick und gibt Impulse. In diesem Sinne fand ich das Buch lesens- und empfehlenswert.

Bewertung vom 18.02.2025
Donaumelodien - Praterblut
Zach, Bastian

Donaumelodien - Praterblut


ausgezeichnet

Unschuldig unter Mordverdacht

„Donaumelodien - Praterblut“ von Bastian Zach ist der Auftakt zu einer historischen Krimireihe, die Ende des 19. Jahrhunderts in Wien beheimatet ist.

Kurz zum Inhalt:
Im Prater werden drei junge Frauen ermordet, grausam zerstückelt. Hieronymus Holstein gerät in Verdacht und muss in nur sieben Tagen den wahren Mörder finden, um seine Unschuld zu beweisen. Sein Freund, der „bucklige Franz“ hilft ihm bei den Nachforschungen, vor allem bei der Suche nach jener unbekannten Frau, die Hieronymus in diese prekäre Situation gebracht hat. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt …

Das Cover stimmt ausgezeichnet auf die Epoche ein. Das Foto vermittelt den Eindruck, man befände sich mitten in dieser Menschenmenge, die da in den Prater spaziert. Das Buch erschien 2020, die Handlung spielt im Jahr 1876. Die Kapitel sind kurz gehalten, weisen weder Zeit- noch Ortsangaben auf. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, ist sprachlich der Zeit angepasst, mit zahlreichen altösterreichischen Ausdrücken gespickt, die (für Nicht-Wiener) im Glossar erklärt werden. Das Lokalkolorit ist anschaulich beschrieben, seien es die prunkhaften Bauten sowie das Interieur bedeutender Gebäude, oder das Straßenbild und die Klassen- bzw. Milieuunterschiede, die Kluft zwischen Arm und Reich. Man bekommt ein sehr lebendiges Bild der Lebensumstände im sogenannten Alten Wien. Dass der Autor über Fachkenntnisse über diese Zeit verfügt und gut recherchiert hat, ist deutlich zu spüren. Geschickt vermengt er seine fiktive Kriminalgeschichte mit historisch belegten Personen und Ereignissen. Einen guten Überblick über das damalige Wien bietet auch der Orientierungsplan aus dem Jahr 1876 (für Details benötigt man allerdings eine Lupe).

Erzählt wird vorwiegend aus der Sicht von Hieronymus, dazwischen auch aus jener von Franz. Die beiden stehen im Mittelpunkt der Handlung. Sie sind durchaus sympathische Protagonisten mit einer positiven Ausstrahlung, sind hilfsbereit und freigiebig, empathisch, mutig und findig. Man merkt Hieronymus an, dass er früher in besseren Verhältnissen lebte, denn er bewegt sich problemlos in Adelskreisen ohne aufzufallen. Auch Franz ist bei weitem nicht so einfältig, wie er sich auf den ersten Blick gibt. Beide hatten schwere Schicksalsschläge und Bösartigkeit anderer Menschen erfahren, mussten ein neues Leben beginnen. Das hat sie zwar geprägt, doch weder Verbitterung noch Rachegelüste beherrschen ihre optimistische Lebenseinstellung.

Man ist von Beginn an mitten in der Geschichte, als Zeuge von Hieronymus Flucht, als er nicht wissend wie er dort gelandet ist, neben einer Leiche erwacht. Die Spannung lässt bis zum Schluss nicht nach, geraten doch die beiden Freunde bei ihren Nachforschungen immer wieder in prekäre Situationen, aus denen sie sich mit Geschick und Einfallsreichtum immer wieder hinaus lotsen können. Hieronymus und Franz sammeln eine Fülle von Informationen, doch lange Zeit erschließt sich ihnen kein Zusammenhang der drei Morde, kein verbindendes Motiv. Erst als Hieronymus ein winziges Detail auffällt, erkennt er den wahren Täter. Mit List und Risiko gelingt in einem dramatischen Finale die Überführung des Mörders. Letztlich verdankt es die Wiener Polizei ihnen, dass der wahre Täter entlarvt werden kann.

Dieser historische Kriminalroman beinhaltet alles, was ich persönlich bei diesem Genre sehr schätze: nämlich ein mit gut dosierten Details geschildertes Zeitbild, das sehr authentisch und atmosphärisch wirkt, sympathische Protagonisten und last but not least einen interessanten und spannend aufbereiteten Kriminalfall. Ich freue mich schon auf den nächsten Fall! Mit Freuden und Überzeugung empfehle ich dieses Buch und vergebe 5 Punkte.

Bewertung vom 13.02.2025
Hochgeboxt
Kerwien, Bettina

Hochgeboxt


ausgezeichnet

Das zweigeteilte Berlin im Jahr 1984

„Hochgeboxt“ von Bettina Kerwien ist der mittlerweile 38. Band der Serie „Es geschah in Berlin“, wo beginnend im Jahr 1910 anhand von fiktiven Kriminalfällen die Geschichte der Stadt Berlin dokumentiert wird. Als Verfasser der Reihe agieren verschiedenen Autor*innen. Fünf Fälle stammen bislang aus Bettina Kerwiens Feder; nach „Tot im Teufelssee“, „Tiergarten-Blues“ und „Agentenfieber“ war dies mein viertes Buch von ihr.

Kurz zum Inhalt:
Bei einer ausgelassenen Feier im Partykeller des ehemaligen Profiboxers Hans-Jürgen „Kid“ Kilinek wird seine Ehefrau Elfriede erschossen. Kommissar Kappe und sein Team stoßen bei den Ermittlungen nicht nur auf Ungereimtheiten …

Das Cover im typischen Stil dieser Reihe, schwarzer Hintergrund, mit den ins Auge stechenden roten Boxhandschuhen, hat ausgezeichneten Wiedererkennungswert und harmoniert optimal mit dem Titel des Buches. Der Krimi erschien 2024. Die Handlung umfasst einen Zeitraum von rund zwei Wochen, vom 23. Juli bis 4. August 1984; die Kapitel sind datiert, pro Tag ein Kapitel.

Als Österreicherin bin ich mit der Geschichte Berlins zwangsläufig nicht sehr vertraut. Gerade deswegen schätze ich die Zeitreise, auf die die Autorin einen mitnimmt. Für mich fühlen sich ihre Geschichten, so auch diese, stets sehr gut recherchiert und authentisch an. Die Atmosphäre im geteilten Berlin ist ausgezeichnet zu spüren, auch die Einschränkungen, von denen die Menschen im Westteil von Berlin ebenfalls betroffen sind. Das wird durch Peter Kappes verwandtschaftliche Beziehungen zur DDR zusätzlich unterstrichen. Der Schreibstil ist flüssig, der gut dosiert eingesetzte Berliner Dialekt trägt zur Lebendigkeit der Szenerie bei.

Wenn auch die vorliegende Geschichte und die darin vorkommenden Personen an und für sich fiktiv sind, so basiert der Krimi dennoch auf Fakten. Als Basis diente der sogenannte Bubi-Scholz-Mord. Scholz erschoss am 22. Juli 1984 im Vollrausch seine Frau Helga. Da ihm kein Tötungsvorsatz nachgewiesen werden konnte, wurde er letztlich wegen fahrlässiger Tötung zu drei Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.

Dadurch dass das Buch im Präsens geschrieben ist, fühlt man sich mitten im Geschehen, mitten in den Ermittlungen. Peter Kappe und sein Team sind voll gefordert. Was auf den ersten Blick einwandfrei nach Mord aussieht, mit einem eindeutigen Täter, entpuppt sich nach und nach als nebulös. Es steckt mehr dahinter. Im Prominentenmilieu nachzuforschen, erweist sich als mühsam. Dennoch, Kappe, Rosi und Landsberger kommen nicht nur immer mehr Geheimnissen auf die Spur, es tun sich regelrechte Abgründe auf. Die Spannung steigt kontinuierlich. Puzzlesteinchen für Puzzlesteinchen verdichten sich die Informationen bis in einem dramatischen Showdown sich alles klärt, sich alles findet – überraschend und packend.

Zwischengeschaltet ist ein zweiter Handlungsstrang über einen jungen Burschen in der DDR, der verhaftet wird, weil er eingeschmuggelte, verbotene westliche Bücher liest. Man gewinnt einen guten, wenn auch beklemmenden Eindruck, welchen Restriktionen die Menschen damals ausgesetzt waren.

Die Charaktere, sowohl des Ermittlerteams als auch der Verdächtigen, fand ich gut vorstellbar beschrieben. Gut dosiert eingeflochten ist das Privatleben von Kappe und seinem Team: die sich immer mehr festigende Beziehung zwischen Kappe und Rosi, ebenso wie die zwar legale, aber nach wie vor vielfach nicht akzeptierte Homosexualität Landsbergers. Besonders gefiel mir Kappes „Familienzuwachs“, der Schäferhund Rocky.

Seit Generationen sind Mitglieder der Familie Kappe (sowohl im Westen als auch im Osten) im Polizeiapparat tätig. Es ist sicher interessant, diese Entwicklung ab 1910 zu verfolgen. Doch auch wenn man irgendwann quer einsteigt, kommt man problemlos in den jeweiligen Fall hinein. Was den roten Faden anbelangt, gibt es, soweit erforderlich, entsprechende Erklärungen oder Hinweise.

Wiederum hat ein Band dieser Krimireihe mich sehr lebendig und anschaulich in eine Zeitspanne der Stadt Berlin entführt, und Erinnerungen an einen spektakulären Kriminalfall geweckt, den ich seinerzeit nur am Rande wahrgenommen habe. Das Buch war informativ, spannend und unterhaltsam. Gerne empfehle ich es weiter. Ich finde, diese Reihe ist wirklich lesenswert.

Bewertung vom 13.02.2025
Tödlicher Steinschlag
Manz, Eric

Tödlicher Steinschlag


sehr gut

Major Höfers 3. Fall

„Tödlicher Steinschlag“ von Eric Manz ist der dritte Band der Regionalkrimireihe mit dem Ermittler-Duo Major Höfer und Abteilungsinspektor Kerbl.

Kurz zum Inhalt:
Bei einem Spaziergang findet Major Höfer einen am Kletterfelsen hängenden verletzten Mann. Er wurde von einem herabfallenden Stein getroffen. Unfall oder Mordanschlag? Höfer vermutet letzteres, da er meint, hoch oben ein Gesicht gesehen zu haben. Inspektor Kerbl ist allerdings erst bereit zu ermitteln, als auf den Kletterer im Krankenhaus ein weiterer Anschlag verübt wird.

Diese Krimireihe spielt in Mödling. Dazu passt der am Cover abgebildete Schwarze Turm, er ist ein markantes Mödlinger Ausflugsziel. Das Buch erschien 2024. Die Kapitel sind kurz gehalten, ohne Orts- oder Zeitangaben. Die Handlung spielt in der Gegenwart. Der Schreibstil ist flüssig, sprachlich typisch österreichisch gefärbt, mit amüsanten Dialogen, die die Handlung auflockern. Beschauliche Landschaftsbeschreibungen ergänzen die Krimihandlung. Der Fall ist in sich abgeschlossen, Kenntnis der Vorgängerbände ist nicht erforderlich.

Obwohl Major Höfer sofort einen Mordanschlag wittert, sieht es für die Polizei anfangs lediglich nach einem Unfall eines leichtsinnigen Kletterers aus. Nach einer weiteren Attacke auf den Verletzten schaltet sich auch Inspektor Kerbl in die Ermittlungen ein. Der Kreis der Verdächtigen ist zwar überschaubar, doch bei allen fehlt auf den ersten Blick das Mordmotiv. Die Ermittler kommen nur mühsam voran, es gibt keine wirklich hilfreichen Hinweise. Erst als bei einem weiteren Mord dem Täter ein maßgeblicher Fehler unterläuft, erkennen Höfer und Kerbl, wer hinter den Anschlägen steckt, doch es fehlt nach wie vor an stichhaltigen Beweisen. So beschließen sie ein riskantes Manöver: sie stellen dem Täter eine Falle. Es kommt zu einem dramatisches Finale, im Zuge dessen der Täter überwältigt und schließlich festgenommen werden kann.

Primär agieren sympathische Menschen in diesem Krimi, die Nebenfiguren sind ebenso wie die Hauptakteure gut vorstellbar beschrieben. Die lockeren Dialoge sind unterhaltsam, Major Höfers Privatleben ist geschickt mit der Handlung verwoben und gut dosiert. Die beiden Ermittler ergänzen einander recht gut, Abt.Insp. Kerbl ist der ruhigere Typ, geduldig und höflich, während Major Höfer engagierter wirkt, aber auch cholerisch und unduldsam ist. Die beiden liebenswerten Krimidamen bilden ein gutes Pendant zu Kerbl und Höfer.

„Tödlicher Steinschlag“ ist ein ruhiger, unterhaltsam-spannender Krimi, in solider Whodunit-Krimi, den man locker in wenigen Stunden auslesen kann. Gerne empfehle ich das Buch weiter.

Bewertung vom 11.02.2025
Verlassen / Mörderisches Island Bd.4
Ægisdóttir, Eva Björg

Verlassen / Mörderisches Island Bd.4


ausgezeichnet

Die Menschen sind nicht immer, was sie scheinen, aber selten etwas Besseres (G.E. Lessing)

„Verlassen“ von Eva Björg Ægisdóttir ist der vierte Band dieser Reihe, ein spannender Kriminalroman mit packender isländischer Atmosphäre.

Kurz zum Inhalt:
In einem einsam gelegenen Hotel im Westen Islands versammelt sich die schwerreiche Familie Snaeberg zu einer Geburtstagsfeier. Was auf den ersten Blick nach fröhlichem Beisammensein aussieht, offenbart bei näherem Hinsehen wenig Herzlichkeit und eine Menge Aversionen. Hinter der Fassade brodeln allerlei Heimlichkeiten. Und dann wird plötzlich ein Gast vermisst …

Das Cover mit der in Schwarz-Weiß gehaltenen isländischen Landschaftsdarstellung unterstreicht das mystische Flair dieser Insel mit der einmaligen Lavalandschaft. Stilistisch ist es den Vorgängerbänden angepasst, wodurch sich ein eindeutiger Wiedererkennungswert ergibt. Bei „Verlassen“ handelt es sich um einen Folgeband einer Reihe. Ich hatte als Quereinsteiger nicht das Gefühl, dass mir Vorkenntnisse gefehlt hätten. Es handelt sich um einen eigenständigen Fall.

Die Originalausgabe kam 2021 unter dem Titel „þú sérð mig ekki“ (Du siehst mich nicht) heraus und wurde von Freyja Melsted übersetzt. Die deutsche Fassung erschien 2025 im Verlag Kiepenheuer & Wisch. Die Kapitel sind datiert, wodurch man sich gut chronologisch orientieren kann. Die untergeordneten Abschnitte sind mit Namen übertitelt. Der Schreibstil ist flüssig und gut beschreibend. Als Island-Fan begeisterten mich die Landschaftsbeschreibungen. Die tiefe Dunkelheit, der unwirtliche Schneesturm, die schroffen Klippen und die klirrende Kälte verdeutlichen die unwirtliche Natur Islands, insbesondere im Winter. Geschichten über Elfen und Trolle unterstreichen das Mystische. Eigene Reiseerinnerungen belebten mein Kopfkino – ich besichtigte u.a. die Holzkirche von Búðir und den Strand Djúpalónssandur.

Die Handlung spielt Anfang November 2017, umfasst die Geschehnisse eines Wochenendes. Im Hinblick auf den umfangreichen Personenkreis erweist sich der am Beginn des Buches befindliche Stammbaum der Großfamilie als sehr hilfreich.

Der Handlung ist raffiniert aufgebaut. Obwohl bereits nach wenigen Seiten feststeht, dass eine Leiche am Fuß der Klippen liegt, weiß man bis zuletzt nicht, wer das Opfer ist, bzw. ob es ein Unfall oder Mord war. Insbesondere die Perspektivenwechsel gestalten die Handlung so spannend. Die Protagonisten geraten immer wieder in prekäre Situationen, es gibt unheimliche Szenen. Oft enden die Abschnitte noch dazu mit einem Cliffhanger, wodurch man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen will. Es ist ein stetiges Hin und Her zwischen dem Jetzt – den eher kurz gehaltenen Ermittlungen der Polizei – und den Ereignissen davor, die abwechselnd aus Sicht von vier Personen geschildert werden. Auch der Erzählstil unterscheidet sich. Während die Abschnitte mit den Kriminalkommissaren in der Mitvergangenheit verfasst sind, sind die der Protagonisten im Präsens und in Ich-Form gehalten. Im Mittelpunkt stehen Petra und ihre Tochter Lea, Tryggvi, der Lebensabschnittspartner von Petras Tante, und Irma, eine Hotelangestellte. Die Vier beobachten nicht nur die anderen während des Treffens oder agieren mit verschiedenen Familienmitgliedern, sondern ihre Gedanken schweifen auch in die Vergangenheit, u.a. werden Kindheitserinnerungen geweckt. Von Beginn an spürt man, dass diese Schlüsselpersonen irgendein Geheimnis mit sich herumtragen, sei es ein traumatisches Erlebnis oder Schuldgefühle, auf jeden Fall etwas, das sie belastet, das niemand wissen darf, auch nahe Verwandte nicht. Je mehr man hinter die Fassade dieser Menschen blickt, desto offenbarer wird es, das dies keine herzliche, emphatische Familie ist. Sie wirken kaum sympathisch, sondern ichbezogen, oberflächlich, überheblich; sie kümmern sich nicht umeinander. Nach außen wahren sie den Schein der Reichen und Schönen. Im Grunde sind sie alle seelisch vereinsamt, im tiefsten Inneren eigentlich unglücklich. Sie ertränken ihre Probleme in Alkohol, auch Drogen sind im Spiel. Die Charaktere sind sehr gut vorstellbar gezeichnet.

Das Buch ist vom Anfang bis zum Ende fesselnd geschrieben. Die Autorin führt die Leserschaft geschickt in die Irre. Man vermutet mal dieses, mal jenes Familienmitglied als Opfer, sieht verschiedene Personen als Täter. Immer wieder überrascht eine unerwartete Wendung, bis letztlich nach einem dramatischen Finale alle Fäden zueinander finden, sich alles klärt.

Mir hat „Verlassen“ sehr spannende Lesestunden bereitet und Lust auf weitere Bände dieser Autorin gemacht. Eine Leseempfehlung mit 5 Sternen.

Bewertung vom 04.02.2025
Kom.Ba. / Kommissar Bambus
Gun, Ben B.

Kom.Ba. / Kommissar Bambus


ausgezeichnet

Es ist der Mut, weiterzumachen, der zählt

Mit „KOM.BA. Kommissar Bambus – Band 1 Phönix“ hat Ben B. Gun ein neues Genre geschaffen, den Poetry Crime, den poetischen Krimi. Der Autor kombiniert das Lösen von Kriminalfällen, also Spannung, einerseits mit Lyrik, mit tiefgründigen Gedichten, andererseits mit sehr stimmungsvollen und menschlich einfühlsamen Szenen. Es handelt sich um den vielversprechenden Debutroman des Autors und stellt den Auftakt einer Trilogie dar.

Kurz zum Inhalt:
Im Mittelpunkt steht Hauptkommissar Gabriel Landgraf, der bei einem Einsatz nicht nur körperlich schwer verletzt, sondern vor allem traumatisiert wird. Im Zuge der Therapie erkennt er, dass er sein Leben ändern muss. Der Neuanfang erweist sich als schwierig, doch er kämpft sich durch und verwandelt sich – wie Phönix aus der Asche – in einen neuen Menschen.

Das in pastellartigen Farben gehaltene Cover wirkt fast etwas zu lieblich für einen Kriminalroman, doch es passt zum Schreibstil des Autors und verstärkt das Kopfkino den Schauplatz betreffend, wo Gabriel letztlich sein Glück findet, in der kleine Villa an der Donau. Zum Titel „Kom.Ba“ bzw. „Kommissar Bambus“ möchte ich lediglich verraten, dass Freunde Gabriel diesen Spitznamen gaben.

Das Buch erschien 2024. Die Handlung spielt im Jahr 2015, kurz in Hamburg, aber großteils in Deggendorf, Bayern. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, sind übertitelt, jedoch weder mit Zeit- noch Ortsangaben versehen. Zu jedem Kapitel gibt es am Anfang ein Gedicht, das wunderbar auf die kommenden Ereignisse einstimmt. Der Prosa-Erzählstil ist flüssig, es gibt wunderbare Landschaftsbeschreibungen und stimmungsvolle Szenarien, die animieren, diese Gegenden zu bereisen. Andererseits gibt es auch sachliche Passagen, die Wissenswertes vermitteln, gut recherchiert wirken, die zwar den Rahmen eines Kriminalromans zu sprengen scheinen, aber sich doch harmonisch in die Handlung einfügen. Auch wenn es ruhigere Passagen in diesem Roman gibt, so fehlt es dennoch nicht an Spannung und Action. Primär wird die Geschichte aus Gabriels Sichtweise erzählt, doch vereinzelte Perspektivenwechsel offenbaren Aktionen oder Gedanken von Menschen aus Gabriels Umkreis oder von Tätern.

Durch den hochdramatischen Beginn wurde ich nicht nur sofort in die Handlung hinein gesogen, sondern Gabriels körperliche und vor allem seelische Verletzungen gingen mir nahe. Voll Sympathie und Mitgefühl durchlebte ich mit ihm eine Achterbahn der Gefühle, litt mit ihm in seiner traumatisierten und depressiven Phase, freute mich mit ihm als es ihm gelang, sich aus dem Tief herauszukämpfen, teilte seine Zuversicht beim Neubeginn, um dann wie er zwischen Glücksmomenten und Frustration hin- und hergerissen zu werden.

Das Buch begeisterte mich durch seine Vielschichtigkeit, durch die so andere Herangehensweise. Im Unterschied zu herkömmlichen Krimis steht hier der Mensch im Mittelpunkt, der Ermittler als Mensch. Als Mensch, der zwar Kriminalfälle zu lösen hat, wo aber diesmal das Privatleben nicht nur am Rande gestreift wird, sondern wo der Schwerpunkt des Romans darin liegt zu zeigen, wie es einem Kommissar als Mensch geht. Wenn er Schlimmes in seinem Beruf erfährt, wenn es durch die Anforderungen seines Berufes zu Beziehungsproblemen kommt, wenn es zwischenmenschlich mit Kollegen nicht stimmt, wenn er sich trotz dringender Arbeit um kranke Verwandte kümmern möchte, wie wichtig es für ihn ist, Freunde zu finden und zu haben.

Was die Personen anbelangt, so steht Gabriels charakterliche Entwicklung eindeutig im Mittelpunkt. Aber die Charaktere sind generell lebendig, vorwiegend liebenswürdig und gut vorstellbar gezeichnet. Ich habe etliche Personen aus Gabriels Umfeld regelrecht ins Herz geschlossen. Nicht nur Gabriel zeigt Stärken und Schwächen sowie Emotionen. Aber natürlich kristallisieren sich vor allem die vielen Facetten von Gabriels Wesen heraus. Gabriel ist ein Kämpfertyp. Er gibt nie auf. Sein Durchhaltevermögen zeigt sich nicht nur in der Therapie, sondern auch, als er in Deggendorf an seiner neuen Dienststelle auf Ablehnung stößt, geschnitten wird. Seiner Beharrlichkeit verdankt er letztlich auch seine Ermittlungserfolge bei den alten, drei Jahre zurückliegenden Fällen, aber auch seinen unkonventionellen Methoden. Er ist primär ein freundlicher, hilfsbereiter Mensch mit einer positiven Lebenseinstellung, mutig und zupackend, der vorurteilsfrei und verständnisvoll seinen Mitmenschen begegnet, was sich u.a. im Umgang mit den jungen Asylanten zeigt.

Dieses Buch ist ein Kriminalroman, der einen ganz besonderen Eindruck hinterlässt, einerseits einen bewegten Lebensabschnitt eines Kriminalkommissars zeigt, reich an Problemen, andererseits durch die verschiedenen Themen, die dessen Leben streifen, zum Nachdenken anregt, auch informativ ist. Mir hat dieser ungewöhnliche Krimi ausgesprochen gut gefallen und Lust auf die Fortsetzung gemacht.

Eine unbedingte Leseempfehlung mit 5 Sternen!

Bewertung vom 31.01.2025
MordsZeit 3
Pfolz, Karina; Holzmair, Eva; Hlavin, Silvia; Durrani, Katharina; Appelshäuser, Gerhard; Fenz, Wolfgang; Ferchländer, Beate; Grausgruber, Gabriele; Fröhlich, Leopold; Gungl, Petra K.

MordsZeit 3


ausgezeichnet

Gelungene und fehlgeschlagene Morde

„MordsZeit“ beinhaltet auf rund 100 Seiten 22 abgeschlossene mörderische Geschichten für zwischendurch, verfasst von folgenden österreichischen KrimiautorInnen (in alphabetischer Reihenfolge): Gerhard Appelshäuser, Katharina Durani, Wolfgang Fenz, Beate Ferchländer, Leopold Fröhlich, Gabriele Grausgruber, Petra K. Gungl alias Petra Liebkind, Silvia Hlavin, Eva Holzmair, Alexander Kautz, Eric Manz, Ulrike Moshammer, Karina Pfolz, Franz Preitler, Ernst Schmid, Jenna Theiss, Gert Weihsmann, Gudrun Wieser, Lotte R. Wöss und Bastian Zach. Es ist dies bereits der dritte Band dieser Reihe.

Das Büchlein erschien 2024. Es verfügt über eine Inhaltsangabe am Anfang und ausführliche Informationen zu den Autor*innen samt Foto am Ende. Zudem ist es optisch sehr ansprechend gestaltet mit wunderschönen Illustrationen von Karina Pfolz. Interessant ist, wie diese Reihe entstand. Der erste Band erschien 2022, basierend auf den für die BuchWien verfassten „FünfMinutenKrimis“. Seither erscheint jedes Jahr ein Büchlein, das nicht nur die Leserschaft unterhält, sondern mit dem auch Gutes getan wird. Denn der Erlös aus diesem Werk geht an die Kinderkrebshilfe.

Zwanzig verschiedene Autor*innen bieten abwechslungsreiche Mordideen und –motive, natürlich auch ganz unterschiedliche Szenarien. Manche sinnen auf Rache, andere wollen sich einfach nur bereichern oder einen lästig gewordenen oder bösartigen Mitmenschen loswerden. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Die Opfer werden vergiftet, erschlagen, betrogen, es werden Alibis gefälscht, Unfälle herbeigeführt oder Selbstmorde inszeniert. Oft denkt man zu wissen, worauf die Story hinausläuft, doch dann endet es ganz anders. Und nicht immer bedauert man das Opfer. Es gibt durchaus Fälle, wo man sich sehr gut in die Täter*innen hineinversetzen kann, dann freut man sich, wenn quasi ein perfektes Verbrechen gelingt. Nachdem Schadenfreude die schönste Freude ist, amüsierten mich immer jene Geschichten am meisten, wo sich das Blatt gegen den Täter wendet, die Tat nicht wie geplant gelingt, ihn entweder die verdiente Strafe ereilt oder der Täter zum Opfer wird. Somit ist für jeden Geschmack etwas darunter. Auch ich hatte einige Favoriten.

In diesem Sinne empfehle ich dieses Büchlein gerne weiter – es ist ideal für unterwegs oder z.B. für Wartezeiten beim Arzt.

Bewertung vom 25.01.2025
Bad Vöslau in Flammen
Ruhrhofer, Norbert

Bad Vöslau in Flammen


ausgezeichnet

Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, …

„Bad Vöslau in Flammen“ von Norbert Ruhrhofer ist ein ebenso unterhaltsamer wie spannender Regionalkrimi.

Worum geht es?
Der Abendspaziergang des Ehepaars Pokorny endet abrupt, als direkt vor ihnen ein leer stehendes Hotel lichterloh zu brennen beginnt. Ein Mann flieht, ein zweiter wir tot aufgefunden. Offensichtlich Brandstiftung. Wer steckt dahinter? Der Hoteleigentümer? Willi und Toni können es nicht lassen, sie beginnen zu ermitteln …

Das Cover mit dem blutroten Himmel und dem Jubiläumskreuz bei der Vöslauerhütte im Vordergrund ist ein Eyecatcher und harmoniert ausgezeichnet mit dem Buchtitel. Das 2024 erschienene Buch ist bereits der vierte Band dieser Reihe. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, sie sind mit Zeitangaben versehen, was ich stets sehr schätze, weil man chronologisch besser durchblickt. Die Handlung spielt in der Gegenwart vorwiegend in Bad Vöslau, mit Abstechern nach Graz und München, und umfasst einen Zeitraum von 13 Tagen. Der Schreibstil ist flüssig, sprachlich sehr authentisch durch typisch österreichische Ausdrücke. Das jeweilige Lokalkolorit ist anschaulich beschrieben, macht Lust auf Erkundigungstouren. Orts- und Perspektivenwechsel gestalten die Handlung abwechslungsreich, immer wieder eingesetzte Cliffhanger steigern die Spannungsmomente. Das Privatleben ist gut dosiert mit Fallrelevantem verwoben.

Für mich war es das zweite Buch der Reihe. Auch wenn man die Serie nicht kontinuierlich liest, überblickt man den relevanten Personenkreis problemlos. Noch dazu verfügt das Buch über eine mit Anmerkungen versehene Personenliste. Soweit erforderlich, sind in die Handlung immer wieder Hinweise auf Geschehnisse in den Vorgängerbänden vorhanden. Die Kriminalfälle sind jeweils in sich abgeschlossen. Am besten ist es natürlich, die Bände in richtiger Reihenfolge zu lesen – des roten Fadens wegen.

Was den Handlungsablauf anbelangt, so beginnt es, abgesehen vom Miterleben des Hotelbrandes eher heiter mit Situationskomik bzw. beschaulich mit privatem Geplänkel. Doch je mehr sich das Ehepaar in die Ermittlungen vertieft, desto interessanter und abwechslungsreicher wird es. Denn sie verfolgen die Hauptverdächtigen nicht nur bis nach Graz, sondern sogar bis nach München. Stets zum Missfallen der Chefinspektorin der Polizeiinspektion von Bad Vöslau. Alibinachweisen und DNA Checks belegen den ersten Verdacht nicht, dann wird auch noch eine Nachbarin ermordet. Es wird immer verwickelter, das Ehepaar Pokorny lässt nicht locker. Durch ihre nachdrücklichen Befragungen und aufmerksamen Beobachtungen liefern sie der Polizei immer wieder wertvolle Hinweise. Aber sie kommen dem Täter auch gefährlich nahe. Im dramatischen Finale löst sich der Fall in überraschender Art und Weise.

Normalerweise agieren in einem Cosy-Krimi primär sympathische, freundliche Menschen. Das trifft natürlich auch hier wieder auf die Hauptakteure zu, doch das Umfeld, in dem die Pokornys diesmal recherchieren, besteht diesmal aus einer Gruppe boshafter, streitsüchtiger und missgünstiger Nachbarn, allesamt sehr lebendig beschrieben. Toni und Willy Pokorny sind ein liebenswürdiges Paar, harmonieren trotz gewisser charakterlicher Unterschiede und Lebenseinstellungen. Das Ehepaar Pokorny ist im Ort gut vernetzt, geschickt im Ausfragen der Leute und die beiden sind exzellente Beobachter. Im Plauderton erfahren sie so mancherlei, was die Menschen Polizeibeamten nicht erzählen. Eine ihrer Informationsquellen ist die schrullige Frau Katzinger, deren familiäre Angelegenheiten sogar in die Ermittlungen hineinspielen.

„Bad Vöslau in Flammen“ hat mir nicht nur spannende Lesestunden beschert, sondern mich auch gut unterhalten. So manche Szene voller Situationskomik hat mich zum Schmunzeln gebracht. Ich empfehle nicht nur diesen Band, sondern die gesamte Reihe gerne weiter.