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Madame Litout

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Bewertung vom 26.12.2021
Die Hüter der fliegenden Inseln
Koppe, Friedrich

Die Hüter der fliegenden Inseln


ausgezeichnet

Jeris wächst in einer Familie auf, zu der er sich nicht zugehörig fühlt. So sehr er sich auch anstrengt, es gelingt ihm nicht, die Anerkennung seines Vaters zu gewinnen, die ihm sehr wichtig ist. Mehr zu Hause fühlt er sich im Garten von Mael, dem Schutzpatron seiner Heimatinsel, und bei Cosma, dessen stummer Pflegetochter.
Die Insel fliegt gleich vielen anderen durch die endlose Leere, und sie droht auseinanderzubrechen. Jeris sieht in ihrer Rettung endlich die Möglichkeit, seinem Vater Sebero zu beweisen, dass er nicht der Versager ist, für den dieser ihn zu halten scheint. Er überwindet seine Angst und bricht mit Cosma, seinem Freund Valon und den Brüdern „Anfang und Ende“ zu einer abenteuerlichen Reise durch das Nichts auf, von der nicht alle zurückkehren. Die Geschichte erzählt von Freundschaft, wie es der Klappentext sagt, sie deckt die Geheimnisse um Cosma und ihre Stummheit auf, aber sie erzählt auch und vor allem von Jeris‘ Erwachsenwerden.
Was mir besonders gefallen hat, ist die Rolle der Bäume in dieser Geschichte. Schon das einleitende Zitat von Khalil Gibran weist darauf hin. Sie sind die Verbindung zwischen Erde und Himmel, das Zentrum des Lebens, sie halten den Lebensraum der Menschen zusammen. Und werden doch von ihnen zerstört – aus Unwissenheit, aus Habgier oder aus Leichtsinn. Die Parallelen zur realen Welt sind unübersehbar, nur dass die Folgen für Alpatu und die anderen Inseln viel unmittelbarer und drastischer sind.
Die Geschichte ist sehr geradlinig erzählt, ich hätte mir an manchen Stellen mehr Informationen zu einigen der interessanten Charaktere gewünscht. Was genau ist mit den Eltern von „Anfang und Ende“ geschehen? Wie ist der Lebensweg der Piratin Nyra verlaufen? Und wie wird der neue Hüter von Alpatu seiner Aufgabe gerecht? Aber so bleibt viel Raum für eigene Ideen – oder vielleicht für eine Weiterführung in einem nächsten Band? Die Leserinnen und Leser würde das sicher freuen!