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Meerglas

Bewertungen

Insgesamt 12 Bewertungen
12
Bewertung vom 10.06.2024
Die Sache mit Rachel
O'Donoghue, Caroline

Die Sache mit Rachel


sehr gut

"Die Sache mit Rachel" ist ein moderner Roman über Freundschaft und eine Dreiecksbeziehung auf zwei Erzählebenen.
Rachel ist schwanger und lebt in New York, als sie einen ehemaligen Kommilitonen trifft der ihr die traurige Nachricht übermittelt, dass ihr ehemaliger Professor Dr. Byrne im Koma liegt. Rachel erinnert sich an das Jahr 2009, als sie noch als Studentin in Irland lebte und für besagten Professor schwärmte. Sie lernte James kennen, mit dem sie zusammen in einem Buchladen jobbt und mit dem sie sich auf Anhieb versteht. Um Dr. Byrne näher zu kommen, veranstalten die beiden eine Lesung seines Buches. Rachel ahnt dabei nicht, dass auch James eigene Interessen verfolgt.
Der Roman ist sehr unterhaltsam und flüssig erzählt, der Schreibstil ist witzig und modern. Die Zeit in Irland spielt während der Regression, nachdem das eher arme Irland in den 99ern einen Wirtschaftsboom hatte und nun wieder eine Talfahrt bekommen hatte.
Eine empfehlenswerter Roman, der Spaß macht zu lesen.

Bewertung vom 29.05.2024
Man sieht sich
Karnick, Julia

Man sieht sich


ausgezeichnet

Frie und Robert sind Freunde, seit Robert neu in die Schule gekommen ist und Frie ihm den Weg zum Klassenzimmer gezeigt hat. Aber Robert empfindet mehr als Freundschaft und leidet still.

Die Geschichte beginnt in der Jetzt-Zeit und wird dann chronologisch von 1988 bis zum Jahr 2023 erzählt. Die beiden Schulfreunde verlieren sich immer mal aus den Augen und finden sich dann doch wieder. Der Zeitpunkt für eine gemeinsame Liebe scheint aber nie der richtige zu sein, bis sich die beiden auf einem Abitreffen nach langer Zeit wiedersehen.
Der Roman ist leicht und flüssig erzählt und mit viel Musik gespickt. Wer in den 80er und 90er Jahren jung war, wird dieses Buch sehr mögen.

Am Schluss überrascht das Buch mit einer Playlist der erwähnten Songs, die man downloaden kann. Das erinnert mich ein we IG an einen Young Adult Roman, nur eben für ältere Erwachsene. Sehr empfehlenswert, wenn man sich beim Lesen einfach mal nur wohlfühlen und entspannen möchte, und die dazugehörige Musik ist sehr gut ausgewählt.

Bewertung vom 13.05.2024
Das Licht in den Birken
Fölck, Romy

Das Licht in den Birken


sehr gut

In dem Roman "Das Licht in den Birken” begegnet man Thea, die mit Mitte 50 als ehemalige Aussteigerin in Portugal in ihre alte Heimat in der Lüneburger Heide zurück kommt. Thea gelangt auf den Hof von Benno. Dieser hat einen Gnadenhof für unerwünschte Tiere und geht ganz darin auf, diese zu umsorgen, hat jedoch keinerlei Talent im Umgang mit Menschen.

Thea und Benno helfen der verletzten Wanderin Juli. Als diese bemerkt dass der Gnadenhof gefährdet ist, helfen Juli und Thea wiederum Benno bei der Rettung des Hofes.

Der Roman ist leicht geschrieben und unterhält mit seinen ruhigen Naturbeschreibungen. Ich fand die Geschichte zwar ganz schön, alles in allem war mit die Story aber leider etwas zu seicht. Für den Sommer ist es aber eine nette Geschichte die all denen gefallen könnte, die "Die Rückkehr der Kraniche" mochten.

Bewertung vom 11.02.2024
Krummes Holz
Linhof, Julja

Krummes Holz


sehr gut

Jirko ist 19 Jahre alt, als er aus dem Internat nach Hause kommt. Bereits mehrfach hat die Schwester ihn gebeten zu kommen, er ist der Aufforderung jedoch nie nachgekommen, da er alles hinter sich lassen und vergessen wollte. Nun ist er wieder auf dem elterlichen Hof, und die Gefühle steigen in ihm hoch, die er eigentlich nicht fühlen möchte. Die familiäre Struktur hat sich mittlerweile geändert. Die Großmutter ist dement, der Vater abwesend, zwischen ihm und der Schwester eine Mauer aus Vorwürfen und Sprachlosigkeit. Die Schwester wirft ihm vor, sie allein mit der kranken Großmutter und dem Hof gelassen zu haben. Jirko selbst fühlt sich abgeschoben. Nach und nach werden das Trauma und die destruktiven Strukturen der Familie sichtbar. Schläge, Lieblosigkeit und fehlende Geborgenheit. Jedes Familienmitglied lebte und kämpfte auf sich allein gestellt und muss nun mit den Folgen klarkommen.
Viel erzählt wird nicht in dem Roman, vielmehr geht es um Stimmungen, Sprachlosigkeit, Verharren in schrecklichen vorgegebenen familiären Strukturen und Ohnmacht. Allein das hätte mir schon gereicht, die homosexuelle Komponente finde ich in diesem Zusammenhang nicht unbedingt passend und das Ende definitiv over-the-top. Der Roman ist gut geschrieben aber deprimierend, er bietet wenig Auswegmöglichkeit, was ihn jedoch realistisch macht. Man muss wissen, ob man sich damit belasten kann und will.

Bewertung vom 30.01.2024
Demon Copperhead
Kingsolver, Barbara

Demon Copperhead


ausgezeichnet

"Demon Copperhead" ist ein Roman in Anlehnung an Charles Dickens' "David Copperfield". Erzählt wird die Kindheit und Jugend von Demon, der in einem Wohnwagentrailer in Virginia zur Welt kommt und bei verschiedenen Pflegefamilien aufwächst. Die Mutter, selbst noch ein halbes Kind, ist drogenabhängig und völlig überfordert mit ihrer Rolle. Demon darf kein Kind sein und fühlt sich oft verantwortlich für seine Mutter, die er betrunken oder auch mal mit einer Überdies Tabletten halb tot im Bett vorfindet. Der Freund der Mutter ist nicht in der Lage, den Notarzt zu rufen, auch das muss Demon tun. Er, der selbst noch viel zu jung ist, muss Verantwortung übernehmen, wird aber gleichzeitig misshandelt von dem Freund der Mutter.
Die Autorin beschreibt das Leben am Rande der Gesellschaft aus der eigenwilligen und besonderen Sicht des Kindes, der selbst genau beobachtet, dass er nicht dazu gehört. Das Kind Demon erzählt fast im Plauderton von Drogen, Hunger und Armut, was seine Situation dem Leser fast noch unerträglicher macht. Ein sehr nachdenklich stimmendes und empfehlenswertes Buch.

Bewertung vom 24.01.2024
Die Hoffnung der Chani Kaufman
Harris, Eve

Die Hoffnung der Chani Kaufman


sehr gut

Es handelt sich hierbei um die Fortsetzung des Romans "Die Hochzeit der Chani Kaufman", die jedoch davon unabhängig gelesen werden kann.
Protagonistin Chani lebt mit ihrem Mann Baruch in Jerusalem. Als Leser taucht man ab in die völlig andere Welt einer jüdisch-orthodoxen Gemeinde, wobei Eve Harris uns an ihrem Insiderwissen über die vielen Regeln und Vorschriften der Glaubensgemeinschaft teilhaben lässt. Chani kann nicht schwanger werden, wir finden sie daher in einer Londoner Fruchtbarkeitsklinik wieder um ihrem Ehemann und der Gemeinde gegenüber ihre Pflicht zu erfüllen. Zwar hat sie sich ihren Traummann geangelt, kann der biblischen Aufforderung "seid fruchtbar und mehret euch" jedoch nicht nachkommen.
Die Autorin nimmt die Glaubenssätze der Gemeinde genaustens aufs Korn und spickt dies mit bissigem britischen Humor. Parallel zu der Geschichte von Chani und Baruch entwirft Eve Harris weitere Erzählstränge, so z.B. sein Freund Avromi, der als angehender Rabbi mit der Fleischeslust hardert. Der Roman ist durch den flüssigen Erzählstil leicht zu lesen und wirft ein Bild auf eine Lebensart, die frei von Selbstbestimmung ist, aber trotzdem warmherzig von der Autorin dargestellt wird.

Bewertung vom 11.01.2024
Das Philosophenschiff
Köhlmeier, Michael

Das Philosophenschiff


sehr gut

Anouk Perlemann-Jakob ist eine exzentrische 100-jährige Architektin. Sie wählt sich den Schriftsteller und Ich-Erzähler gezielt aus, denn sie habe sich nach ihm erkundigt und wisse, das er Dinge erfinde und dann behaupte, sie seien wahr.
Sie beginnt ihre Lebensgeschichte zu erzählen, hinterlässt dabei aber immer ein leises Gefühl der Ungewissheit, ob das Erzählte tatsächlich stimmt. Michael Köhlmeier schreibt seinen Roman als unzuverlässiger Erzähler, der in der Person der Anouk Perlemann- Jakob Fiktion mit einer wahren Begebenheit vermischt.
Die sogenannten Philosophenschiffe gab es zu Zeiten der russischen Revolution tatsächlich, als Intelektuelle, Künstler, Schriftsteller und gutbürgerliche andersdenkende Russen deportiert wurden, um das bolschewsitische System nicht zu gefährden. 1922 gelang die damals 14jährige Anouk mit ihren Eltern auf ein solches Schiff und lag 5 Tage vor Finnland, bis ein geheimnisvoller Gast an Bord kommt: Lenin selbst.
Mit Anouk Perlemann-Jakob ist Michael Köhlmeier ist überzeugender Charakter gelungen, der die ganze Geschichte zu tragen vermag. Der Roman war für mich ein wenig herausfordernd, da ich bisher nicht viel über den Bolschewismus wusste, was die Protagonistin mit ihrer spitzen und zum Teil humorvollen Art und wieder wettgemacht hat.

Bewertung vom 30.12.2023
Die Mönchin
Orontes, Peter

Die Mönchin


gut

Wir befinden uns im Kloster Ennswalden in Österreich, wo die als Mann verkleidete Mönchin Adriana als Schriftgelehrte arbeiten soll. Sie hat noch eine weitere Mission: es soll ein fünftes Evangelium geben, das Adiriana finden soll, um die Kirche vor Schaden zu bewahren. Ihre wahre Mission ist jedoch das Aufspüren des geheimnisvollen Briefes des Athanasius und die damit im Zusammenhang stehenden Morde innerhalb der Abtei.
Der historische Krimi ist schön aufgemacht mit dem Personenregister und der Zeichnung der Abtei. Leider habe ich aber dieses Jahr "Der Name der Rose" gelesen, so dass ich einfach zu viele Parallelen sehe. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass das Buch zwar flüssig zu lesen ist, aber durch die vielen Charaktere verwirrt. Auch die Morde, der Aufbau und die Struktur der Geschichte lassen an Umberto Ecos Werk denken, kommen aber an dessen meisterhaften, klugen und ironischen Erzählstil leider nicht heran.

Bewertung vom 01.12.2023
Die Hafenärztin. Ein Leben für die Hoffnung der Menschen
Engel, Henrike

Die Hafenärztin. Ein Leben für die Hoffnung der Menschen


ausgezeichnet

Zunächst möchte ich das schöne Cover des Romans „Die Hafenärztin. Ein Leben für die Hoffnung der Menschen" loben. Der Titel ist in Gold geprägt und verleiht dem Buch ein edles Aussehen.
Der Roman spielt in Hamburg während der Kaiserzeit und
ist der vierte Band einer Reihe.
Die Vorgänger muss man nicht zwingend gelesen haben, da jeder Band in sich abgeschlossenen ist, jedoch erkennt man die Chataktere wieder. Besonders die Hauptprotagonistin
Ärztin, die im Milieu des Hamburger Hafen die Bevölkerung versorgt, begleitet uns durch alle vier Bände. In diesem Teil muss sie sich mit den Auswirkungen von Drogensucht auseinandersetzen und gerät dabei selbst in Gefahr.
Die Autorin hat gut recherchiert und Anne als starken Frauencharakter dargestellt. Der Roman lässt sich durch den angenehmen und flüssigen Schreibstil gut lesen und ist eine schöne Mischung aus historischem Roman und Krimi.
Als Leser fühlt man sich in die damalige Zeit versetzt und lernt so einiges über die damaligen Lebensverältnisse. Es gab mir gut gefallen, dass der Roman an einigen doch eher ungewöhnlichen Schauplätzen spielt, an denen sich heute ganz andere Gebäude befinden.
Ich kann die Romane um die Hafenärztin Anne nur weiterempfehlen.

Bewertung vom 24.10.2023
Das einzige Kind
Lind, Hera

Das einzige Kind


ausgezeichnet

Es ist Oktober 1940 und Europa befindet sich mitten im Weltkrieg. Der kleine Djoko lebt unter harrschen Bedingungen: die Lebensumstände sind einfach, die Mutter neigt zu Gewaltausbrüchen aus Überforderung, der Vater ist oft abwesend. Dennoch fühlt sich Djoko in seinem Elternhaus im ehemaligen Jugoslawien geborgen. Seine Kindheit nimmt ein jähes Ende, als die faschistische Ustasha sein Dorf angreift und er zur Vollwaise wird. Schwer verletzt und traumatisiert begibt sich der kleine Junge auf die Flucht. Durch helfende Mitmenschen und auch glückliche Umstände hat er oft Glück im Unglück. So wird er zB aus Mitleid vor dem Erschießen durch die "Germanski", der deutschen Waffen-SS, verschont und sogar unter deren Obhut genommen. Immer wieder trifft er auf Menschen, die sich seiner annehmen und ihn beschützen.
Trotzdem muss er bereis in jungen Jahren unendlich viel Leid, Schmerz, Terror und Krankheit erleben.
Da es sich um eine wahre Geschichte handelt, hat mich das Buch sehr erschüttert.
Kritik übe ich an der Schreibweise von Hera Lind. Sie hat einen flüssigen Schreibstil, der einen leicht in die Geschichte eintauchen lässt. Allerdings versucht sie dann immer wieder lustig zu sein zwischendurch, was einfach nur nervt und überhaupt nicht in die ernste Geschichte passt.

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