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Mikk

Bewertungen

Insgesamt 27 Bewertungen
Bewertung vom 23.08.2024
Als wir Schwäne waren
Karim Khani, Behzad

Als wir Schwäne waren


sehr gut

"Als wir Schwäne waren" von Behzad Karim Khani ist ein spannendes Buch über Identität, Identitätsverwüstung und Ausgrenzung und schließt an den Debütroman "Hund Wolf Schakal" an, den ich damals sehr gerne gelesen habe.

Khanis neuestes Buch befasst sich mit dem Leben und dem Aufwachsen des Protagonisten Reza in einem problematischen Vorort in Bochum. Kriminalität, Gewalt und Unsicherheiten als ausländische Person prägen den Alltag von Reza. Das Buch baut sich in drei Teilen auf und ist aus der Sicht des Protagonisten geschrieben in Hinblick auf die direkte Ansprache an seinen Sohn mit der Message, dass niemand gefangen ist in problematischen Verhältnissen und daraus ausbrechen kann.

Behzad Karim Khani schreibt seinen neuesten sehr präzise und schnelllebig, ohne große Schnörkel. Die Beziehungen, die im Buch beschrieben werden, sind sehr nahbar und lassen uns direkt an den Problemen teilhaben. Ich finde es auch sehr realistisch, dass das Abrutschen aus einem "ehrwerten" Elternhaus und geordneten Verhältnissen beschrieben wird in Kombination mit Migrationshintergrund und die Integration in die deutsche Gesellschaft.

Bewertung vom 30.07.2024
Kleine Monster
Lind, Jessica

Kleine Monster


gut

Die Protagonistin Pia lebt mit ihrem Mann und ihrem kleinen Sohn glücklich zusammen, bis eines Tages die Schule anruft. Ihr Sohn Luca wird beschuldigt bei einer Klassenkameradin sexuell übergriffig geworden zu sein. Nach anfänglichem abstreiten und beschützen des Sohnes wird Pia jedoch klar, dass sie Luca nicht mehr trauen kann und jedes Verhalten und Anzeichen deutet. Liegt das aber an Luca oder an ihren eigenen Kindheitstraumata?

Jessica Lind hat wirklich ein starkes Buch geschrieben. "Kleine Monster" thematisiert heiles Familienglück, externe Angriffe darauf und bedingungslose Liebe, ebenso wie Vergangenheitsbewältigung und übergriffiges Verhalten. So sehr ich mich am Anfang mit Pia identifizieren und ihre innere Zerrissenheit nachvollziehen konnte, umso mehr wurde sie mir am Ende fremd bis richtig unsympathisch. Ihre Verfehlungen ihrem Sohn Luca gegenüber mit ihrem Trauma zu entschuldigen, widerstrebt mir und lässt mich gedanklich auf dem Tisch hauen, dass Eltern ihr eigenes Leben aufräumen sollten, bevor sie Kinder in die Welt setzen. Dementsprechend empfand ich das Ende als recht schwach, da es einfach wieder in eine halbwegs harmonische Richtung geht, ohne das vorherige schlimme Verhalten der Mutter zu thematisieren.

Bewertung vom 16.07.2024
Mein drittes Leben
Krien, Daniela

Mein drittes Leben


ausgezeichnet

Lindas Geschichte hat mich so berührt, wie schon lange keine Geschichte mehr und ich habe das Buch förmlich verschlungen.

Daniela Krien hat wirklich ganze Arbeit geleistet. Die Protagonistin Linda erlebt einen schweren Schicksalsschlag - ihre Tochter stirbt leider durch einen Verkehrsunfall. Das reißt Linda komplett aus der Bahn und sie hangelt sich fortan nur noch von Tag zu Tag und versucht ein Leben ohne ihre Tochter zu bewältigen. Ihr Ehemann versucht noch alles zusammenzuhalten und verzweifelt auch nach und nach an der Last.

Obwohl das Thema so hart ist, schafft es die Autorin beeindruckend einfühlsam zu zeigen, wie aus so einem harten Schicksalsschlag etwas wunderbares erwachsen kann und man die Kraft wieder findet das Positive im Leben zu sehen. Der Schreibstil ist dabei wunderschön und hat mich an vielen Stellen zu Tränen gerührt. Danke für das Buch.

Bewertung vom 04.07.2024
Mitternachtsschwimmer
Maguire, Roisin

Mitternachtsschwimmer


ausgezeichnet

Mit so einer Wucht habe ich gar nicht gerechnet, aber das Buch hat mich von vorne bis hinten abgeholt - inklusive des Covers.

Die Protagonistin Grace ist eine starke Frau und läuft selbstsicher durch ihr Leben. Ihre Charakterbeschreibung hat mir wirklich große Freude bereitet.
Evan, der von seinem Alltag und seiner Familie ausgegrenzt wird und Abstand gewinnen soll, ist sensibel und man merkt die Verletzlichkeit in der Situation.

Beide Protagonisten harmonieren so wundervoll zusammen, auf ihre eigene unterschiedliche Art. Roisin Maguire hat eine tolle Geschichte gesponnen, die mich als Leserin eingesogen hat und auch mir aufzeigt, was wichtig im Leben ist. Die Beschreibungen der Umgebung haben mich absolut begeistert und mich direkt ans Meer und die Küste versetzt. Und zeigt mir auch auf, offen zu Menschen zu sein und sich immer wieder überraschen zu lassen.

Bewertung vom 07.04.2024
Mein ziemlich seltsamer Freund Walter
Berg, Sibylle

Mein ziemlich seltsamer Freund Walter


gut

Ich mag die Bücher und Geschichten von Sybille Berg eigentlich sehr sehr gerne und als ich hörte, dass sie einen Comic, wenn auch für Kinder, veröffentlichen wird, war ich sehr begeistert und wollte diesen direkt lesen. Nachdem ich das jetzt gemacht habe, bin ich sehr unsicher darüber, wie ich es finden soll.

Der Comic dreht sich um Lisa, die in ihrem jungen Leben eine Außenseiterin und darüber sehr unglücklich ist. Als eines Tages hinter ihrem Haus ein Außerirdischer landet namens Walter, der mit ihr befreundet sein möchte, nimmt die Geschichte ihren Lauf.

Das Buch thematisiert das Anderssein und auch Freundschaft, aber auch Mobbing. Die thematische Herangehensweise über ein Comic und schöne Illustrationen finde ich grundsätzlich sehr gelungen. Allerdings finde ich einige Themen nur sehr oberflächlich angesprochen und könnten Kinder vielleicht eher verwirren. Ich bleibe etwas unentschlossen zurück.

Bewertung vom 07.04.2024
Annas Lied
Koppel, Benjamin

Annas Lied


sehr gut

Benjamin Koppels Roman "Annas Lied" hat mich sehr berührt, auch weil sie in Anlehnung an die Geschichte aus der nahen Familie des Autoren beruht. Der Roman dreht sich um die jüdische Familie von Anna in den 19030er Jahren in Kopenhagen, die ursprünglich aus Polen stammt. Die ganze Familie von Anna ist sehr musikalisch geprägt und möchte diese Träume auch verwirklichen. Die Brüder von Anna widersetzen sich der jüdischen Tradition sich verheiraten zu lassen und so erhofft sich die Mutter von Anna, dass die einzige Tochter sich den Traditionen hingibt, weniger freiwillig, als eher hörig. Und das, obwohl sie in einen nichtjüdischen Mann verliebt ist.

Das Buch hat mir einige Einblicke in das Leben nach jüdischen Traditionen gegeben, die ich noch nicht kannte. Der Schreibstil von Benjamin Koppel war sehr berührend, auch wenn meiner Meinung nach der Roman auch etwas kürzer hätte gestaltet werden können.

Bewertung vom 05.02.2024
Notizen zu einer Hinrichtung
Kukafka, Danya

Notizen zu einer Hinrichtung


ausgezeichnet

Wow wow wow - wie spannend war bitte dieses Buch? Danya Kukafka ist mit diesem Buch wirklich eine so spannende, mitreißende und herzerwärmende Geschichte gelungen, die mich direkt in den Bann gezogen hat.

Das Buch nimmt uns mit auf die letzte Reise von Ansel Packer, genauer gesagt in seine letzten 12 Stunden vor seiner angesetzten Hinrichtung. Das Urteil: der Mord dreier Jugendlicher in seiner eigenen Jugend. Besonders spannend fand ich an der Geschichte, dass eben nicht nur die Tätersicht beleuchtet wurde, sondern auch die der Opfer. Dadurch schaffte es die Autorin, dass die lesende Person, dass ich mich direkt in der Geschichte wiederfand und mich um die Protagonist:innen drehte und mich einfühlte in deren Lebensrealitäten. Aktuelle Zeitabschnitte vermischt mit Rückblicken ergeben hier für mich wirklich ein tolles Buch und ich empfehle es klar weiter.

Bewertung vom 19.01.2024
Das Philosophenschiff
Köhlmeier, Michael

Das Philosophenschiff


gut

Der Roman „Das Philosophenschiff" von Michael Köhlmeier handelt von der Architektin Anouk Perlemann-Jacob, frisch 100 Jahre alt geworden, und ihrer eigenen Geschichte, die sie einem jungen Autoren erzählt. Sie wurde damals mit ihrer Familie aus Russland mit dem sogenannten "Philosophenschiff" ins Exil deportiert, um der Verfolgung frühzeitig zu entgehen. Der Autor kommt jeden Tag ins Haus der alten Frau und lauscht ihrer Geschichte und versucht ihr auch kognitiv hinreichend zu folgen.

Und das war auch eher mein Problem mit dem Buch. Ich glaube die Geschichte rund um das Schiff ist super spannend, aber meiner Meinung nach braucht man einiges an Vorwissen. Es hätte aber im Roman auch den Zauber genommen mehr Seiteninformationen einzubauen. So war es aber schwierig die Geschichte chronologisch und von den Personen her zu verfolgen. Und ganz ehrlich gesagt hat mich der Charakter von Anouk Perlemann-Jacob wahnsinnig gemacht, ich fand sie furchtbar unfreundlich. Deshalb war das Lesen irgendwann nicht mehr so ein Genuss.

Bewertung vom 09.01.2024
Wellness
Hill, Nathan

Wellness


gut

Leider leider war das Buch nicht nach meinem Geschmack, aber das gehört ja auch dazu.
Jack und Elizabeth heirateten und können ihr Glück kaum fassen. Sie erleben wunderbare Jahre zusammen, aber irgendwann kommen Zweifel auf und sie müssen sich gemeinsam Problemen stellen, neuen Beziehungskonzepten, um ihr gemeinsames Glück wieder neu aufleben zu lassen.

Ich hatte gehofft, dass die Geschichte dahinter deutlich tiefgründig ist. Ich konnte mich während des Lesens den beiden Protagonisten leider überhaupt nicht nahe fühlen und fand die Geschichte beizeiten etwas plump und mit Themen gespickt, die gerade eben modern sind zu verflechten. An manchen Stellen war es mir einfach zu kitschig, aber da scheiden sich ja eh die Geister. Gepaart damit, dass mir das Buch auch einfach zu lang war, kann ich hierfür leider keine Empfehlung aussprechen.

Gut gefallen hat mir jedoch das Cover und irgendwie die Haptik des Buches, auch wenn es meine Einschätzung nicht mehr herum reißt.

Bewertung vom 06.12.2023
Eine Vorzeigefamilie
Hahn, Rochus

Eine Vorzeigefamilie


gut

Von mikki44

Das Buch von Rochus Hahn "Eine Vorzeigefamilie" ist ein biographisches Portrait des Autors und nimmt uns mit in die Kindheit, die keinesfalls heiter Sonnenschein war.
Die Familie baute sich traditionell auf. Der Vater Alleinernährer und die Mutter Hausfrau mit drei Söhnen. Und auch was die Erziehung angeht, ist Rochus Hahn Opfer seiner frühen Kindheit und der damaligen Zeit. Es wird mit harter Hand regiert und körperliche Auseinandersetzungen sind keine Seltenheit.
Der Autor nimmt uns mit in 5 Jahrzehnte und beschreibt nicht nur die damalige Empfindung auf diese Art der Erziehung, sondern auch die Folgen, die einen psychisch daraufhin prägen.

Ich konnte dem Buch trotz dieses Themas gut folgen. Der Schreibstil war leider nicht so meins, er blieb sehr distanziert und etwas unnahbar. Ob sich der Autor an dieser Stelle vielleicht selber schützen wollte - mag sein. Aber dadurch hat mich die Geschichte dahinter nicht so ergriffen.