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Hightower667
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Bewertungen

Insgesamt 139 Bewertungen
Bewertung vom 17.12.2024
Super-Nairobi
Lambeck, Sandra

Super-Nairobi


ausgezeichnet

Super-Nairobi hat es einfach drauf!

Super-Nairobi ist erst vier Jahre alt, aber schon eine Superheldin. Und das obwohl niemand außer ihr davon so richtig Bescheid weiß! Sie hat richtige Superkräfte wie Superschläue oder Superstärke und sie hat es sich zur Aufgabe gemacht den Menschen in ihrem Viertel zu helfen. Sie hilft zum Beispiel beim Wiederfinden verloren gegangener Dinge oder kümmert sich um das leibliche Wohl der nachbarschaftlichen Tiere.

Doch es gibt auch Situationen in denen die größte Superheldin mal traurig ist und selbst Hilfe benötigt. Zum Glück gibt es einen Menschen, auf dessen Hilfe sie sich immer verlassen kann: Mama!

Autorin Sandra Lambeck hat mit „Super Nairobi“ ein bezauberndes Kinderbuch geschrieben, welches einen als Leser/in absolut begeistert zurücklässt. Egal ob groß oder klein, Super-Nairobi wird jedes einzelne Herz im Sturm erobern. Dies liegt nicht nur an der warmherzig erzählten Geschichte, die leicht verständlich und somit gut nachvollziehbar ist. Nein, wirklich überragend sind die phantastischen und einfach wunderschön anzuschauenden Illustrationen von Nicole Gebel, die der Geschichte zusätzliches Leben einhauchen und das Buch auf ein ganz anderes Level heben.
Es gibt soviel zu entdecken. Schon das farbenfrohe Cover mit dem riesigen Titel kann man als Einladung verstehen, der quirligen Nairobi bei ihren Abenteuern beizustehen.

Das Buch richtet sich eher an eine jüngere Zielgruppe, die eher noch zur Kita geht anstatt in die Schule. Egal ob in der Familie oder in der großen Kitarunde. Die Geschichte vorgelesen zu bekommen ist mit Sicherheit ein Highlight. Denn letztlich können und wollen wir doch alle Superheld/innen sein und wenn es uns mal nicht so gut geht, dann gibt es auch jemanden, der uns zuhört und hilft. Wir sind nicht alleine.

Fazit: Ein tolles Kinderbuch ist „Super Nairobi“ geworden. Neben der eigentlichen Geschichte mitsamt der Illustrationen ist es vor allem das sehr schön geschriebene und auf den Punkt gebrachte Vorwort der Psychologin Tebogo Nimindé-Dundadengar, welches eigentlich alles Wichtige über die Intention des Buches preisgibt. Lasst euch von Nairobi verzaubern! Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 11.12.2024
Bock auf Eishockey
Rotter, Christian

Bock auf Eishockey


gut

Eishockeygeschichten für Fans

Warum hat man Bock auf Eishockey? Was treibt einen Menschen an diesen Sport zu lieben und alles für ihn zu geben? Ein Leben zwischen Triumphen und Niederlagen, Verletzungssorgen und dem Gewinn von Titeln.

Sportjournalist und Eishockeyfan Christian Rotter hat sich diese Frage nach der Motivation auch gestellt und 21 Eishockeystars und Fans aus der Prominenz befragt und ziemlich eindeutige Antworten bekommen.

Eigentlich alle Befragten sind schon in jungen Jahren mit dem Sport in Berührung gekommen und die Faszination hat sie seitdem nicht mehr losgelassen.

Alle erzählen ihre eigene Geschichte, die mal mehr mal weniger interessant ist. Sowohl junge Spieler wie Moritz Seider, der 2023 WM-Silber mit der deutschen Nationalmannschaft gewinnen konnte, als auch alte Hasen wie Marco Sturm oder Franz Reindl erklären ihre Sicht der Dinge. Selbst Campino von „Die Toten Hosen“, den man vielleicht nicht unbedingt als Eishockeyfan vermutet hätte, kommt zu Wort.

Die Kapitel sind angenehm kurz gehalten. Zu jeder Person gibt es am Anfang einen Überblick über die Person mit den wichtigsten Fakten und Erfolgen im Eishockey. Dazu gibt es auch ein Foto, welches es aber leider nur in Schwarz-Weiß und sehr grobkörnig zu betrachten gibt. Da hätte man mehr draus machen können.

Das Buch richtet sich eher an Fans der Sportler und des Sports. Neulinge werden nicht viel über die Regeln oder das Spielsystem erfahren. Grundwissen ist schon von Vorteil, wenn man den Geschichten der Spieler/innen folgt.

Die Spielercollage auf dem Cover zusammen mit dem knackigen Titel macht aber schon Lust sich mit dem Inhalt zu beschäftigen.

Fazit: Persönliche Geschichten aus der Welt des Eishockeys. Aufgeschrieben und erzählt von den deutschen Stars des Sports. Fans können bedenkenlos zugreifen, alle anderen vielleicht kurz reinlesen. Solide.

Bewertung vom 05.12.2024
Endlich das ganze Leben
Recchia, Roberta

Endlich das ganze Leben


ausgezeichnet

Eine intensive Erfahrung

Ein unvorstellbar grausames Verbrechen verändert das Leben von zwei jungen Frauen und deren Familien in einer schicksalhaften Nacht grundlegend. Danach ist nichts mehr so wie es war. Für keinen von ihnen.

Davor lebt Familie Ansaldo im Italien der 80er Jahre ein beschauliches Leben. Erzählt wird die Geschichte von Marisa und Stelvio. Wie sie sich und unter welchen Umständen sie sich kennengelernt haben und zusammenfanden. Zwei Kinder werden geboren und die Geschäfte laufen prächtig. Tochter Betta ist ein lebensfrohes und Grenzen austestendes Mödchen, welches alle Blicke auf sich zieht. Zusammen mit ihrer Cousine Miriam verbringen die Ansaldos ihre Sommerferien in einem Haus an der Küste. Alle sind zufrieden bis die Tragödie ihren Lauf nimmt in dieser unheilvollen Nacht.

Mit „Endlich das ganze Leben“ hat die italienische Autorin Roberta Recchia ein grandioses Debüt veröffentlicht. Als Leser sitzt man gebannt vor dem Buch und es entsteht eine Art Sogwirkung, der man sich nur sehr schwer entziehen kann.

Während es im Davor-Teil um die Vorstellung und Entwicklung der einzelnen Charaktere der Familie Ansaldo geht, so ist der Danach-Teil ein krasser Schritt, der in eine ganz andere Richtung geht mit der ich auf jeden Fall nicht gerechnet hätte, aber sehr nachvollziehbar ist. Es kommen andere wichtige Charaktere in die Geschichte, die auch ein davor und danach haben und mit ihren Erfahrungen Einfluss auf das Leben von anderen Menschen nehmen können. Ich möchte von dem Danach nicht soviel erzählen, da es die Spannung und Überraschung schmälern würde.

Es geht um Aufarbeitung und Trauer. Wut, Schmerz und Liebe. Auf das Weiterleben.

Die Idee mit dem Davor und dem Danach im Bezug auf die Tragödie ist wirklich sehr gelungen. Der Blick auf das Leben der Protagonisten ist so authentisch und präzise geschildert, aber ohne auf jemanden zu zeigen oder jemanden zu verurteilen.

Auch wenn es hier im Buch um das Unglück der Tochter geht, so hat doch jeder Mensch schon eine Situation erlebt, die man im Nachhinein in Davor und Danach einteilt. Sei es eine Krankheit oder ein Lottogewinn. Beides verändert auf unwiderrufliche Weise. Dieses Gefühl kann die Autorin mit ihrer wunderbaren Art zu schreiben an den Leser/in weitergeben. Somit ist man auch eher Teil der Geschichte als nur ein beliebiger Zuschauer.

Der Schreibstil ist flüssig und sehr angenehm zu lesen. Dadurch, dass das Buch in den 80er Jahren spielt, ist das Frauenbild ein ganz anderes als das heutige. Als Frau hatte man klein bei zu geben und sich einen Ehemann zu suchen, der sich um einen kümmert. Wie er aussah war fast schon egal. Alles abseits der gängigen Norm wurde totgeschwiegen oder verdrängt. Hauptsache die Nachbarn haben nichts mitbekommen. Ging man als Mädchen auf eine Party und tanzte ausladend war man ein Flittchen.

Das Cover bekommt nach dem Lesen des Buches eine ganz andere Bedeutung. Mit der oberflächlichen Schönheit, die man zu Beginn darin erkennen vermag, hat es dann nichts mehr zu tun.

Es gibt ein paar Szenen, die sind wirklich nur schwer zu ertragen, sind aber notwendig, um das Erlebte authentisch widerzugeben.

Fazit: Ein Buch, welches es auf Anhieb in meine Jahres Top 10 geschafft hat. Man wird als Leser schreien, weinen, lachen und leiden, aber es wird sich lohnen. Ein tolles Buch, dass noch länger nachhallen wird. Einfach lesen. Es wird niemand bereuen. Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 27.11.2024
Schach-Euphorie
Doggers, Peter

Schach-Euphorie


ausgezeichnet

Sympathischer Überblick rund um das Phänomen Schach

Spätestens seit der 2020 zum ersten Mal auf Netflix ausgestrahlten Serie „Das Damengambit“ ist Schach weltweit wieder in aller Munde. Es gab einen regelrechten Hype um das Spiel. Corona und seine Kontaktsperren haben ihr übriges getan, um die Menschen vor das Brett oder den Bildschirm zu holen.

Der niederländische Schachjournalist und Spieler Peter Doggers erzählt in seinem Sachbuch „Schach-Euphorie“ die Geschichte dieses wunderbaren Spieles, dessen Beginn rund 1500 Jahre in der Vergangenheit liegt. Er erzählt von seinem Siegeszug rund um die Welt. Dem Einfluss von Schach in der Kultur, den Medien, der Politik und dem Sport.

Doggers hat Ahnung von der Materie und reißt den Leser mit seiner Liebe zum Schach einfach mit. Der Schreibstil ist gut verständlich, so dass sowohl Spieler als auch Laien begeistert weiterlesen werden.

Besonders die großen Momente im Schach sind sehr schön beschrieben. Wie die legendären Schachpartien von Bobby Fischer gegen Boris Spasski 1972 auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges in Reykjavik. Oder die Partien von Garri Kasparow gegen den Schachcomputer Deep Blue 1996/97.

Gerade Computer und das Internet haben in der Schachszene Einzug gehalten. Den Weg dorthin zeigt Peter Doggers sehr ausführlich auf. Dabei geht er ebenso auf die positiven Aspekte (weltweites Spielen online zu jederzeit) als auch auf die negativen ein (Betrug). Hier sei aktuell auf die Betrugsvorwürfe gegen Hans Niemann verwiesen, dem vorgeworfen wird, bei einem Turnier gegen den damaligen Schachweltmeister und Superstar Magnus Carlsen geschummelt zu haben.

Da Doggers beim Marktführer in Sachen Online-Schach, Chess.com arbeitet, wird auch dessen Geschichte von den frühen Anfängen mit langsamen Internet bis heute geschildert.

Die Zeiten mögen sich in all den Jahrhunderten geändert haben. Die Faszination für Schach ist aber immer geblieben. Heute mehr denn je.

Fazit: „Schach-Euphorie“ gibt einen tollen Überblick über alle Facetten dieses wunderbaren Spiels. Hier bleiben keine Fragen offen. Am Ende des Buches gibt es dann auch noch einige sehr bekannte Partien zum Nachspielen. Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 20.11.2024
Ailton. Mein Fußballmärchen
Goncalves da Silva, Ailton;Sellin, Fred

Ailton. Mein Fußballmärchen


gut

Sympathische Biografie

Eine Frage zu Beginn! Braucht es es wirklich eine Biografie von einem Spieler wie Ailton, der eigentlich nur ein gute Saison in der Bundesliga hatte? Wenn sie so charmant und spitzbübisch geschrieben wurde wie diese hier, dann hat sie durchaus ihre Daseinsberechtigung.

Mit „Ailton - Mein Fußballmärchen“ hat Ailton Gonçalves da Sillva (so sein richtiger Name) zusammen mit den Journalisten und Buchautor Fred Sellin genau dies getan.

Das Buch beginnt mit dem größten Triumph von Ailton, dem Gewinn der Deutschen Fußballmeisterschaft 2004 mit Werder Bremen. Zu lesen gibt es hier den Originalwortlaut von Radio Bremen Reporter Henry Vogt. Emotionaler Start.

Dann geht es weit zurück in der Zeit und der Ort ist ebenfalls ein anderer. Brasilien. Hier wächst Ailton unter eher bescheidenen finanziellen Verhältnissen auf. Zusammen mit seinen Brüdern ist er aber immer an der frischen Luft und spielt Fußball. Barfuß!

Ailton war schon immer ziemlich schnell und stark am Ball. Irgendwann entdeckt jemand sein Talent und somit beginnt für ihn die Reise seines Lebens, die ihn irgendwann zu einem deutschen Bundesligaverein im Norden bringen wird. Bis dahin erzählt er seine Geschichte mit allem Höhen und Tiefen. Schonungslos ehrlich und mit einer Menge Humor.

Zum Beispiel war es Ailton immer wichtiger Fußball zu spielen als zu trainieren. Er kam also regelmäßig zu spät zum Trainingslager. Manchmal Tage zu spät. Auch war er nicht sonderlich erpicht darauf die deutsche Sprache zu lernen. Schule und Lernen waren für ihn nie von besonderer Bedeutung und wichtig. Das war als Kind schon so. Somit stand er sich oftmals selbst im Weg, wenn es um den nächsten Schritt in seiner Karriere ging.

Humor hat Ailton aber auch eine Menge. Angesprochen auf seinen eher stämmigen Körperbau, erzählt er jedem, dass das alles Muskeln seinen. Es macht als Leser Spaß seinen Ausführungen zu folgen. Egal ob Familie oder Fußball, Ailton hat eine sehr individuelle Sichtweise auf das Leben. Das mag einigen vielleicht nicht zusagen, wird hier aber glaubwürdig und ehrlich geschildert.

Der Fußball kommt natürlich auch nicht zu kurz. Ausführlich wird über die einzelnen Stationen seines Weges erzählt. Höhen und Tiefen lösen sich dabei ab. Manchmal hat man sogar das Gefühl als gebe es keine Chance mehr auf ein Happy End für ihn und sein Talent. Das dem nicht so war, hat die Zeit ja gezeigt.
In diesem Zusammenhang ist es auch spannend zu lesen wie ehrlich Ailton mit dem Business Fußball umgegangen ist. Er war immer ehrlich zu sich selbst und hat an sich geglaubt. Im Buch kommen dann so einige Weggefährten nicht so gut weg.

Das Cover sieht klasse aus und zeigt Ailton auf dem Höhepunkt seiner sportlichen Karriere. Man will wissen mit wem man es hier zu tun hat.

Fazit: Keine essenzielle, aber trotzdem wunderbar kurzweilig zu lesende Biografie eines Brasilianers, der auszog um den Fußball im Norden Deutschlands zu verzaubern. Gut gemacht! Leseempfehlung!

Bewertung vom 15.11.2024
Immortal Longings
Gong, Chloe

Immortal Longings


sehr gut

Packende Fantasy mit frischem Setting

Schauplatz dieses Fantasyromans ist San-Er, engbesiedelte Hauptstadt des Königreichs von Talin. Dort lebt die untergetauchte Prinzessin Calla, nachdem sie ein Massaker an ihrer eigenen Familie verübt hat. Einzig Überlebender ist ihr Onkel Kasa, derzeitiger König, der jedoch sehr zurückgezogen in dem Palast residiert. Er ist ihr letztes Ziel. Um dies zu erreichen nimmt sie an einem jährlichen Wettkampf teil, dessen einziger Überlebender dem König gegenüber stehen darf, um den Preis zu empfangen.

Doch es gibt auch andere Teilnehmer, die den Preis gewinnen möchten. Da wäre zum Beispiel Anton, der das Preisgeld wegen hoher Schulden braucht und nichts unversucht lassen wird, um als Sieger vom Platz zu gehen.

Während des Wettkampfes kreuzen sich die Wege der beiden und sie treffen eine Abmachung. Nun aber stellt sich die Frage, ob das Interesse des Gemeinwohls wichtiger ist als das persönlichen Wohlbefinden? Wie werden sie sich entscheiden?

Mit „Immortal Rising“ hat Autorin Chloe Gong einen packenden und spannenden Fantasyroman geschrieben. Der Schauplatz San-Er als riesige nach oben gebaute Stadt mit all seinen Straßen, Dächern und Winkeln ist wirklich atemberaubend. Die Verfolgungsjagden innerhalb der Stadt sind packend geschrieben. Die Geschichte ist eine Mischung aus „Battle Royale“ und „Die Tribute von Panem“, aber mit dem Augenmerk auf das „Reisen“ innerhalb der Stadt und der Menschen. Tolle Idee!

Man muss zugeben, dass der Beginn des Buches etwas zäh geraten ist, da so viel beschrieben wird und man regelrecht von Informationen über die Welt erdrückt wird. Viele Charaktere und Namen, die man als Leser/in erstmal einordnen muss. Zudem sind die Kapitel sehr lang geraten. Ist dieser Punkt aber überwunden, so wird man mit einer tollen Story belohnt, die sehr facettenreich angelegt ist. Wer ist böse, wer ist gut? Weiß man wirklich mit wem man es zu tun hat? Als Leser/in möchte man unbedingt wissen wie es weitergeht und ob die einzelnen Charaktere ihre Ziele erreichen werden. Es gibt also eine Sogwirkung, der man sich nur schwerlich entziehen kann. Aufgrund des großartigen Cliffhangers am Ende des Buches kann man sich voller Ungeduld auf einen weiteren Teil freuen.

Besonders hervorheben ist die Präsentation des Buches. Ein sehr schönes und reduziertes Cover sowie ein sofort positiv ins Auge springender Farbschnitt werten das Buch noch zusätzlich auf. Da sollten sich andere Verlage mal eine Scheibe von abschneiden. Klett-Cotta macht da wirklich schöne Sachen. Daumen hoch!

Fazit: Wer am Anfang die Geduld aufbringen kann weiterzulesen, der wird mit einem starken Fantasyroman belohnt. Weniger Romantasy, dafür aber um so mehr Action. Ein Buch, dass auch als Kinofilm oder Computerspiel eine gute Figur machen würde! Leseempfehlung!

Bewertung vom 10.11.2024
Auf der Suche nach Novak
Hodgkinson, Mark

Auf der Suche nach Novak


gut

Großartiger Tennisspieler mit speziellen Lebensansichten

Ohne Frage gehört Novak Djokovic zu den größten und besten Tennisspielern aller Zeiten. Auf jeden Fall ist er der erfolgreichste Spieler aller Zeiten.

Der Sportjournalist Mark Hodgkinson hat mit seiner Biografie „Auf der Suche nach Novak - Das Phänomen Djokovic“ versucht die Persönlichkeit dieses Ausnahmespielers zu ergründen.

Hodgkinson erzählt von der Kindheit im Luftschutzkeller während des Jugoslawienkrieges in Serbien Ende der neunziger Jahre, von Novaks Anfängen im Tennis auf ziemlich maroden Plätzen. Schon ganz zu Anfang wurde das Talent in ihm gesehen und erkannt. Genauso wie sein Ehrgeiz und sein ziemlich früher Hang zur Perfektion. Schon früh in seiner Karriere soll er gesagt haben, dass er einmal der beste Spieler der Welt werden würde.
Zusammen mit seiner Familie, mit der er auch heute noch sehr eng verbunden ist, hat er es trotz vieler Entbehrungen als Kind und Jugendlicher in die Weltspitze geschafft.

Der Autor versucht hinter die Kulisse des Menschen Djokovic zu schauen. Auf den familiären Zusammenhalt, seine eher ungewöhnlichen und für ihn angepassten Trainingsmethoden, sowie seine Aktionen neben dem Tennisplatz. Denn Novak ist auch berühmt für seine legendären Parodien anderer Weltklasse-Tennisspieler.

Obwohl man viele Facetten über ihn erfährt, so richtig erfassen kann man sein Wesen nie. Dies wird besonders deutlich in den Corona-Jahren, als er ungeimpft nach Australien einreisen möchte und sogar mit dem Gesetz dort in Konflikt gerät. Da ist von Verschwörungstheorien die Rede und einige Aussagen sind auch aus dem Spektrum der Esoterik. Auch hierbei bleibt der Autor neutral.

Es gibt ein paar Bilder in der Mitte des Buches, die zu gefallen wissen. Schön wäre es noch gewesen, eine Übersicht der einzelnen Matches seiner Karriere zu haben. Oder zumindest eine Rubrik, in der seine wichtigsten Spiele analysiert werden. Dies kommt leider ein wenig kurz.

Fazit: Fans von Novak Djokovic werden dieses Buch lieben. Sie lernen ihren Star ein Stück weit besser kennen. Leider werden einige Dinge nur angerissen und nicht hinterfragt. Solide Leseunterhaltung.

Bewertung vom 10.11.2024
Lia und Lea im Ponyglück - Silberpferde in Not
Kessel, Carola von;Beckmann, Lia;Schirdewahn, Lea

Lia und Lea im Ponyglück - Silberpferde in Not


gut

Für Pferdefans ein Muss!

Die beiden bekannten Influencerinnen Lia und Lea bestreiten endlich ein neues Abenteuer. Zusammen mit der Autorin Carola von Kessel haben sie das neue Buch unter dem Titel „Silberpferde in Not“ veröffentlicht.

Worum geht es diesmal? Das Gestüt Silberweide verwahrlost so langsam. Nachdem die Leiterin vor kurzem verstorben ist, kümmert sich niemand mehr um die knapp 30 Pferde. Für die Pferde wird vorübergehend ein neues Zuhause gesucht. Lia und Lea bieten sich natürlich sofort an und übernehmen jeweils ein Pferd. Ihre Aufgaben sollen die Versorgung und Ausbildung der Pferde sein. Zudem sollen kleine Videos über ihre erlangten Fortschritte auf Social-Media gepostet werden. Am Ende sollen die Pferde dann auf einer großen Verkaufsveranstaltung vorgestellt werden.

Natürlich läuft nicht alles nach Plan. Vermittlerin Maja setzt die Mädchen ziemlich unter Druck und will Ergebnisse sehen. Doch da hat sie die Rechnung ohne die Mädchen gemacht!

Egal, ob man Lia und Lea kennt: Als Pferdefreund/in kommt man hier voll aus seine Kosten. Die Geschichte ist gut nachvollziehbar aufgebaut und leicht zu verstehen. Der Schreibstil ist flüssig und temporeich. Vereinzelt gibt es sehr schöne Illustrationen zu sehen, welche dem Buch gut zu Gesicht stehen. Da hätte es ruhig noch ein paar mehr geben können. Ebenfalls stark sind die Rätseleinlagen am Ende eines jeden Kapitels. So hat man neben dem Lese- auch den Knobelspaß.

Das Cover ist ebenfalls gelungen. Zeigt es doch ein Bild der beiden Influencerinnen mit ihren Pferden. So weiß man als Leser/in sofort mit wem man es zu tun hat und kann sie besser einordnen.

Fazit: Ein kurzweiliges Buch vor allem für Pferdefans. Ohne das Lösen der Rätsel ist man allerdings ziemlich schnell durch mit dem Lesen. Der Gesamteindruck stimmt aber. Lesenswert für Kinder ab neun Jahren.

Bewertung vom 03.11.2024
Das zweite Kind
De Franchi, Marco

Das zweite Kind


sehr gut

Höchstspannung aus Italien

Mit fast genau 666 Seiten präsentiert uns der italienische Autor und Hauptkommissar Marco de Franchi einen der intensivsten Thriller dieses Herbstes.

Valentina Medici, Ermittlerin der italienischen Spezialeinheit, wird von Rom nach Bologna geschickt, um einen auf den ersten Blick „normalen“ Fall in Sachen Kindesentführung zu untersuchen. Doch schnell entwickeln sich die Dinge in eine komplett andere Richtung und Valentina sieht sich mit einer Serie von Verbrechen konfrontiert, die in Sachen Grausamkeit und Gewalt immer neue Dimensionen erreichen. Zusammen mit dem abgehalfterten lokalen Kommissariatsleiter Fabio Costa ermittelt sie gegen alle Widerstände und gerät dabei selber in große Gefahr.

Was für eine Atmosphäre! Das Buch startet eher gemächlich und leicht mysteriös und man denkt schon fast an eine schnelle Lösung. Doch man irrt sich gewaltig. Der Schreibstil ist flüssig und spannend. Der Autor weiß durch seine langjährige Polizeiarbeit wie der Hase läuft und kann seine ganze Erfahrung in die Geschichte einbringen. So bleiben die Geschehnisse trotz ihrer Grausamkeiten doch sehr realistisch und nachvollziehbar. Auch die Charakterzeichnung der beiden Hauptprotagonisten Valentina und Fabio sind glaubhaft und authentisch dargestellt.

Auf der einen Seite steht Valentina, die ihre erste große Ermittlung leitet und immer mehr mit Selbstzweifeln und den Widerständen innerhalb des Polizeiapparates zu kämpfen hat. Sie zieht die richtigen Schlüsse und niemand hilft ihr so richtig. Einige Leute arbeiten sogar eher gegen sie. Nur in Fabio sieht sie einen Vertrauten, einen Wegbegleiter. Doch dieser hat weitgehend mit dem Leben als Polizist als auch insgesamt mit dem Leben abgeschlossen. Er möchte als Leiter einer kleinen Polizeistation einfach in Ruhe gelassen werden. Ereignisse in der seiner Vergangenheit haben ihn zu einem gebrochenen Mann werden lassen.

Marco de Franchi gelingt es immer wieder falsche Fährten zu legen und den Leser/in zu verunsichern. Der größte Clou erweist sich später im Buch, mit dem man so nicht gerechnet hätte und die Perspektive auf den Fall definitiv verändert. Sehr erfrischend!

Leser/innen mit schwachen Nerven sollten um das Buch einen großen Bogen machen, da die Darstellung von Gewalt ziemlich häufig vorkommt und auch ziemlich explizit dargestellt wird. Die Szenen passen aber sehr gut zum Setting und der Atmosphäre des Buches. Es geht hier aber auch nicht nur einfach um die Brutalität, sondern diese Szenen haben einen Zusammenhang mit der erzählten Geschichte.

Ebenfalls erwähnenswert ist das düstere Buchcover. Die Aufteilung ist sehr gelungen und macht neugierig auf die folgende Geschichte.

Fazit: Wer einen echten Pageturner für den Herbst lesen möchte, der kommt an „Das zweite Kind“ nicht vorbei. Nehmt an eurem Lieblingsort Platz und beginnt zu lesen. Ihr werdet sehen, die Stunden werden wie im Flug vergehen. Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 27.10.2024
Die Mitford Schwestern / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.6
Benedict, Marie

Die Mitford Schwestern / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.6


gut

Eine Familie zum Abgewöhnen


In den Jahren zwischen den Weltkriegen repräsentieren und dominieren die Mitford-Schwestern die High Society Englands. Gesegnet mit dem Geld der aristokratischen Eltern stehen ihnen die Türen weit offen. Sie können haben was sie wollen.
Im Mittelpunkt des Buches stehen drei der Mitford-Schwestern: Diana, Unity und Nancy. Während Nancy sich ihren Lebensunterhalt als Schriftstellerin verdient und politisch eher moderat auftritt, geraten ihre beiden Schwestern immer mehr in die Fänge des Faschismus.

Diana ist gelangweilt von ihrem Leben als Gattin eines reichen Industriellen. Sie verliebt sich unsterblich in einen englischen Faschistenführer und folgt ihm sogar nach Deutschland, wo Hitler inzwischen die Macht übernommen hat. Die jüngste Schwester Unity verfällt dem Führer und der nationalsozialistischen Idee vollends und entzieht sich dem alltäglichen Leben immer mehr.
Als Nancy bemerkt, dass die Nazis zu einer Gefahr für England werden könnten und ihre Schwestern ihren Teil dazu beitragen, muss Nancy sich entscheiden, ob sie Informationen an den Geheimdienst weitergeben soll, um ihr Land zu warnen und zu schützen!

Mit dem Buch „Die Mitford-Schwestern“ hat die amerikanische Autorin Marie Benedict wieder einen Roman geschrieben, der sich mit der Geschichte real existierender Frauen auseinandersetzt. Anders als bei ihren vorherigen Romanen, bei denen es sich immer um eine Person handelte, haben wir es hier mit einer ganzen Familie zu tun. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf drei Schwestern, aus deren Sicht die Kapitel im Wechsel erzählt werden.

Der Schreibstil ist durchaus packend und spannend. Das Tempo eher gemächlich und somit gut nachvollziehbar.

Ein Großteil der im Buch vorkommenden Charaktere ist leider sehr unsympathisch. Es ist erschreckend zu lesen wie einzelne Familienmitglieder dem Nationalsozialismus frönen und verfallen. Es dauert lange bis man endlich eine „Heldin“ gefunden hat,
die einen mit positiven Gedanken durch das Buch führt. Auch die Eltern der Schwestern, die aus dem Adel kommen, sind moralisch höchst bedenklich. Um ihren Stand in der Gesellschaft zu halten, ist ihnen jedes Mittel recht. Es wirklich schrecklich zu lesen wie die Familie miteinander kommuniziert.

Nach dem Lesen fragt man sich schon, was sich wirklich so ereignet hat und was der Phantasie der Autorin entsprungen ist. Kurze Erläuterungen am Ende des Buches wären hier sehr sinnvoll gewesen und hätten die Geschichte noch nachvollziehbarer gestalten können.

Fazit: Ein gutes Buch mit einer starken und bestimmt für viele Leser/innen noch unbekannten Geschichte einer englischen Familie aus der High Society Englands. Leider kristallisiert sich erst gegen Ende ein sympathischer Charakter heraus, der das Buch tragen kann. Leseempfehlung!