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Glückliche
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Sachsen

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Insgesamt 152 Bewertungen
Bewertung vom 10.04.2025
Die Garnett Girls
Moore, Georgina

Die Garnett Girls


sehr gut

Wenn einen die Vergangenheit nicht loslässt

Das luftig-leichte Cover, das drei junge Frauen im klaren, blauen Wasser in der Sonne stehend zeigt, täuscht ein wenig über die Schwere des Themas, um das es hier geht, hinweg. Aber es bildet keinen wirklichen Gegensatz.

Der Roman „Die Garnett Girls“ hat mich durchaus in seinen Bann gezogen.

Er erzählt von Margo, die von ihrer großen Liebe Richard, vor zwanzig Jahren verlassen wurde und ihre drei Töchter danach allein aufzieht. Da sie nach der Trennung von ihrem Mann in eine fast einjährige Depression gefallen ist und nicht für ihre auch unter dem Verlust des Vaters leidenden Kinder da war, haben auch deren Seelen ungeheuer gelitten. Die Narben sind noch im Erwachsenenalter zu spüren.

So beherrschen negative Gefühle wie Hass, Unglück, Unsicherheit und Selbstzweifel die drei Mädchen Rachel, Imogen und Sasha in unterschiedlichem Ausprägungsgrad.

Regelmäßig treffen sie sich bei der Mutter in Sandcove, ihrem früheren zuhause. Bei den von der Mutter organisierten Feiern und Festen fließt viel Alkohol und immer wieder brechen Konflikte auf, die daraus resultieren, dass die Mutter ihren Mann förmlich totschweigt. Er darf seit zwanzig Jahren nicht erwähnt werden, was die Spannungen noch mehr verschärft, da die Töchter das Ganze zumindest ein wenig verstehen wollen.

Der Schreibstil von Georgina Moore hat mich sehr angesprochen. Die einzelnen Protagonisten waren durch die Reihe klar skizziert, ich sah sie beim Lesen förmlich vor mir.

Die ganze Situation spitzt sich zu, als Richard Margo informiert, dass er im Sterben liegt und sie und seine Töchter noch einmal sehen möchte. Wie das auf alle wirkt und was sie mit dieser Sachlage machen, soll hier nicht beschrieben werden.

Wer gern Familiengeschichten mit ihren Geheimnissen und Verwicklungen liest, ist mit diesem Roman gut unterhalten. Mir haben dennoch ein wenig die Leichtigkeit und der Humor gefehlt.

Bewertung vom 09.04.2025
Leben und Sterben
Buyx, Alena

Leben und Sterben


ausgezeichnet

Medizinethik - Hautnah und verständlich erklärt für Laien

Dieses Buch empfinde ich als ein Geschenk. Eine Professorin der Technischen Universität München, Frau Alena Buyx, erklärt aktuelle Themen ihres Fachgebietes, der Medizinethik. Zugegeben, von diesem Zweig der Wissenschaft hatte ich bisher noch nichts gehört. Wohl aber von den Fragen, die in diesem Bereich der Wissenschaft eine Rolle spielen und die in unser tägliches Leben hineinreichen.

So ist das Ziel des Buches auch das Nahebringen des medizinethischen Handwerkszeuges. Und das geschieht immer wieder an Fällen aus der Praxis, was das Verständnis des Lesers sehr befördert.

Es geht um beklemmende Themen, um wichtige Fragen unseres Seins, die sich den Medizinern, aber auch uns Patienten stellen. Es ist gut, dass es dieses Buch gibt. Es öffnet mir die Augen für diese Fragen, die in irgendeiner Art und Weise an irgendeinem Tag auch mich direkt und unmittelbar betreffen können.

Das Buch ist in vier Abschnitte geteilt und deckt damit einen großen Bereich ab. Es geht um das „Werden“, das „Sterben“, das Arzt-Patienten-Verhältnis („Sorgen“) und zu guter Letzt um die Einflüsse der Künstlichen Intelligent (KI) auf die Medizin („Formen“). Den letzten Abschnitt über den aktuellen Stand der KI und ihre Nutzung in der ärztlichen Praxis habe ich mit gemischten Gefühlen gelesen. Aber es werden die Möglichkeiten angerissen und es wird dargelegt, welche Chancen aber auch welche Risiken bestehen, ausgelotet und begrenzt werden müssen.

Mich haben insbesondere die Ausführungen zur Sterbehilfe interessiert. Neben dem Aufzeigen des aktuellen rechtlichen Standes auf diesem Gebiet wurde mir erklärt, was passive Sterbehilfe ist und was sie von indirekter Sterbehilfe unterscheidet. Ich lernte auch etwas über den Gegensatz zwischen aktiver Sterbehilfe und Suizidassistenz.

Was will der Patient? Das ist eine entscheidende Frage in der Medizin. Mir wurde bestätigt, dass die Selbstbestimmung des Patienten den absoluten Vorrang hat. Ich entscheide, wie ich behandelt werden möchte, nachdem mein Arzt mir die verschiedenen Möglichkeiten aufgezeigt und erklärt hat und mir die jeweiligen Chancen und Risiken aufgezeigt hat.

Der Stil der Autorin ist durchweg dem Leser zugewandt. Ich fühlte mich direkt angesprochen. Und es werden allgemeinverständliche Formulierungen benutzt, die ich auch ohne Medizinstudium verstehe.

Literaturverzeichnisse, die 24 Seiten umfassen, findet man äußerst selten in einem populärwissenschaftlichen Buch. Ganz oft hat die Autorin an den entsprechenden Stellen auf weiterführende Literatur verwiesen. Ich bin u. a. dankbar für die von ihr empfohlenen Webseiten, auf denen sich Interessenten seriös informieren können.

Die Autorin hat es hervorragend verstanden, mir die wissenschaftlichen Themen der Medizinethik gut verständlich und darüber hinaus echt unterhaltsam zu vermitteln. Ich empfehle dieses Buch allen an der Thematik Interessenten zur Lektüre. Es lohnt sich.

Bewertung vom 30.03.2025
Hase und ich
Dalton, Chloe

Hase und ich


ausgezeichnet

Eine besondere Begegnung zwischen Mensch und Feldhase, sehr liebevoll geschrieben

Um es gleich vorweg zu sagen, das Buch hat mich gleich in seinen Bann gezogen. Das begann schon mit dem eindrucksvollen Cover, setzte sich über die schöne Zeichnung auf den Innenseiten und die wirklich bezaubernden schwarz-weiß Illustrationen fort, um mich dann mit seinem Inhalt zu fesseln.

Das Buch erzählt die einzigartige Beziehung einer Frau, der Autorin Chloe Dalton, zu einem Feldhasen. Sie fand ihn zufällig, er war noch ganz jung, verletzt auf einem Feldrain. Erst traute sie sich nicht, das Tier zu berühren, damit dessen Mutter es später nicht verstieß. Da die Mutter nicht kam, nahm sie das Tier mit nach Haus und pflegte es gesund.

Der Roman ist sehr bildhaft, sehr liebevoll und zugewandt geschrieben. Ich spürte aus jedem Satz das Staunen der Autorin über die Begegnung, über das freundliche Wesen des Hasen und ich spürte ihre Achtung vor dem Lebensraum des Tieres. So gab sie ihm keinen Namen, sperrte ihn nicht ein und plante von Beginn an, das Tier wieder auszuwildern.

Ich habe ganz viel Neues über den Feldhasen, aber auch über andere Tiere erfahren. Eine tiefgründige Recherche der Autorin zu diesem Thema reicherte den Inhalt fachlich an.

Ganz besonders im Fokus der Geschichte stand die Schönheit der Hasen. Die Tiere sind intelligent und zugleich verspielt. Als die Häsin, denn es war ein Weibchen, später dann Junge bekam, hielt die Beziehung. Einmal gebar sie ihre Jungen sogar im Haus der Frau. Ich erfuhr, dass diese Wildtiere ganz reinlich sind.

Auch das allgemeine Zusammenleben von Mensch und Tier wird betrachtet. Wenn z. B. große Erntemaschinen die Äcker pflügen oder das Getreide oder die Kartoffeln ernten, werden dabei Tiere verletzt oder getötet. Das habe ich bisher nie so gesehen. Mir hat gefallen, dass die Autorin ganz praktische Vorschläge unterbreitet, wie solche „Unfälle“ vermieden werden könnten.

Ich freue mich, Zeuge dieser wundervollen Begegnung geworden zu sein. Mein Bild vom Hasen hat sich gewandelt und mein Umweltbewusstsein ist gewachsen. Und dass, obwohl das kein Sachbuch, sondern der Bericht über ein tatsächlich stattgefundenes Zusammentreffen zwischen Mensch und Tier ist. Ich empfehle dieses Buch zur Lektüre.

Bewertung vom 23.03.2025
Die Kurve
Schmidt, Dirk

Die Kurve


gut

Kurvige Herausforderung

Das Lesen des Romans „Die Kurve“ hat mich ziemlich herausgefordert.

Es wurden Situationen beschrieben, deren Sinn ich anfangs nicht verstand, und ich begegnete Akteuren, die ich nicht kannte und die ich erst später im Buch besser kennenlernte.
Erst nach über 100 Seiten bekam die Geschichte für mich etwas Farbe und einen gewissen Zusammenhang.

Da ist Carl, die Hauptperson. Er hat früher einen Club, „Die Kurve“, geleitet und wurde zur Leitfigur für junge Menschen, von denen einige dann später seine Mitarbeiter wurden.

Jeder von ihnen hat seine Geschichte, seine Narben und schlimmen Erinnerungen. Jeder von ihnen hat seine gewissen Qualitäten.

Carl bietet diskrete kriminelle Dienstleistungen an und seine Mitarbeiter setzen seine Aufträge um.

Irgendwie wurde ich nicht recht warm mit der Geschichte. Mir fehlte der große Zusammenhang, der rote Faden. Es wird viel gesagt, aber vieles bleibt eben auch ungesagt. Manches kann man sich denken und anderes nicht.

Das Kennenlernen der Akteure und ihrer Schicksale kam für mich sehr spät. Das hat mein Verständnis für viele Handlungen und Ereignisse erschwert. Dennoch sind mir Carl, Jenny und Ridley sowie auch Ole im Verlauf der Geschichte ziemlich ans Herz gewachsen. Denn sie zeigen auch ab und an Herz hinter ihrer Fassade.

Mir haben insbesondere die Ironie sowie der hintergründige Humor im Buch gefallen.

Bewertung vom 20.03.2025
Die Magnolienkatzen
Morishita, Noriko

Die Magnolienkatzen


sehr gut

Eine schöne Geschichte über das Verhältnis von Mensch und Katze

Der Roman „Die Magnolienkatzen“ von Noriko Morishita handelt in Japan. Er erzählt, wie es der Titel unschwer erraten lässt, von einer Katze, die in der Nähe eines Hauses fünf kleine Kätzchen zur Welt bringt. Die Bewohner dieses Hauses bemerken das. Da das nahe gelegene Tierheim die Tiere innerhalb der nächsten zwei Monate nicht aufnimmt, nehmen die Hausbewohner, eine Mutter und ihre erwachsene Tochter, die Katzen vorerst in Obhut.

In dieser Zeit, in der die Frauen anfänglich noch gewisse Vorbehalte hegen, entsteht langsam eine liebevolle Verbindung zu den Tieren. Die Katzenbabys wachsen und gedeihen und vier der fünf Jungtiere werden an andere Katzenliebhaber weitergegeben. Im Haus der Familie verbleiben das Muttertier und ein kleiner Kater. An das Tierheim wird kein Gedanke mehr verwendet.

Wir erleben, wie die Tiere älter werden und sich eine große Zuneigung zwischen den Frauen und den Katzen entwickelt.

Das Buch ließ sich gut lesen und ich kann die vielen Katzenliebhaber in meinem Umkreis jetzt besser verstehen. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt.

Bewertung vom 17.03.2025
Du hast ein Recht darauf, glücklich zu sein
Jäger, Nicole

Du hast ein Recht darauf, glücklich zu sein


ausgezeichnet

Mutiges Buch einer starken Frau, das berührt

Das Buch „Du hast ein Recht darauf, glücklich zu sin“ von Nicole Jäger, erschienen im Rowohlt-Verlag, hat mich sehr berührt und angesprochen.

Zugegeben, bis zu diesem Buch hatte ich von der Künstlerin, Frau Jäger, noch nichts gehört, gesehen oder gelesen. Aber das Cover mit dem Foto dieser hübschen jungen Frau, die mich irgendwie direkt anschaut, in Verbindung mit dem ansprechenden Titel, hat mein Interesse sofort geweckt. Und ich wurde nicht enttäuscht.

Ihren Schreibstil finde ich bezaubernd, ansprechend und absolut authentisch. Sie ist in jeder Zeile, mit jedem Wort glaubwürdig.

Zum Inhalt des Gelesenen fallen mir so viele Adjektive ein: tiefgründig, analytisch, ehrlich, humorvoll warm und vorbehaltlos offen. Dabei schreibt sie auch schockierend und zum Teil hinunterziehend, insbesondere, wenn sie sich mit ihren Zweifeln auseinandersetzt.

Mir hat ihre Auseinandersetzung mit sich selbst und der Welt um uns herum sehr zugesagt, handelt es sich doch nicht um eine ich-bezogene „Nabelschau“, sondern dieses Thema geht uns irgendwie alle an.

Gefallen hat mir ganz besonders, dass sie niemals jammert oder sich beschwert. Nein, sie stellt fest, analysiert und zieht ihre Schlussfolgerungen. Das hat viel mit dem Streben nach mehr Selbstliebe, Selbstverantwortung, Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein, ja nach Stärke, zu tun. Was ich in diesem Buch über Nicole erfahren habe, lässt mich glauben, dass sie auf diesem Weg bereits ein großes Stück vorangekommen ist. Ich wünsche ihr, dass sich der Prozess so positiv fortsetzt. Sie hat auf jeden Fall meine allergrößte Hochachtung.

Entzückt und hingerissen war ich vom letzten Abschnitt in diesem Buch, dem Dank. Ich habe schon sehr viele Bücher gelesen. Aber das hier ist der absolut schönste, privateste und wertschätzendste Dank an die Unterstützer, den ich jemals gelesen habe.

Ich empfinde dieses Buch als eine Bereicherung.

Bewertung vom 13.03.2025
Die Meisterdiebin
Jaeggi, Christine

Die Meisterdiebin


ausgezeichnet

Äußerst lesenswerter Mix aus Lebensgeschichte, Zeitkolorit und Krimi

Der Roman „Die Meisterdiebin“ von Christine Jaeggi, erschienen im Zytglogge-Verlag, hat mich sehr beeindruckt.

Schon das Cover finde ich sehr ansprechend. Die elegante Frau, deren Hutkrempe ihr Gesicht fast verdeckt, wirkt mondän, gepflegt und überaus geheimnisvoll. Sie hat dunkelrot geschminkte Lippen und trägt auffallenden Schmuck. Dieses Cover hat in Verbindung mit dem mysteriösen Titel des Romans mein Interesse sofort geweckt.

Der Roman handelt von einer Frau, die von 1936 bis 1946 die meistgesuchte Person in der Schweiz war, stahl sie in dieser Zeit doch Unmengen von Schmuck und Geld in Schweizer Nobel-Hotels. Die Frau, die es tatsächlich gab, wie ein Nachwort glaubhaft versichert, heißt im Roman Elise Rosenberg.

Wir erleben die Kindheit und Jugend des Mädchens, das mit seiner Familie in Java und dann in Wien lebt. Sie wächst behütet und in geordneten Verhältnissen auf. Sie ist wissbegierig, freundlich, aber auch streitbar und gerechtigkeitsliebend. Leider verschlechtern sich die Verhältnisse der Familie durch den heraufziehenden Faschismus.

Ich möchte die weitere Handlung nicht vorwegnehmen, einiges ist ja bereits gesagt. Ich beschränke mich vielmehr darauf, meine Eindrücke beim Lesen zu schildern.

Ich bin ohne Schwierigkeiten in das Buch eingestiegen, da der Schreibstil klar und gut verständlich ist. Die Figuren sind detailliert beschrieben, sowohl äußerlich, als auch charakterlich, sodass ich mir ein Bild von ihnen machen konnte.

Meine Heldin war von Beginn an Elise, aus deren Sicht das Buch auch geschrieben ist. Mit ihr habe ich all ihre schönen Momente, ihre scheinbar niemals erlahmende Tatkraft, aber auch ihre Probleme und Schicksalsschläge erlebt. Der Schritt hin zur „Meisterdiebin“ wird nachvollziehbar und authentisch dargestellt. In ihrer Situation bleibt ihr nichts anderes übrig.

Der Roman schildert die geschichtliche Situation dieser Zeit sehr deutlich. Ich wurde Zeugin schlimmer Vorfälle und Demütigungen, die damals an der Tagesordnung waren.

Dass es mit den Diebereien irgendwann ein Ende haben musste, war mir von Beginn an klar. Dennoch zitterte ich innerlich, unter welchen Umständen sie schließlich gefasst wird.

Ich habe den Roman mit Interesse, innerer Anteilnahme und reger Neugier gelesen, hatte ich Elise doch ins Herz geschlossen und erfuhr darüber hinaus viel über diese schlimme Zeit.

Ich bin beeindruckt, wie es der Autorin gelungen ist, die im Nachwort vorgestellte reale Person in eine so lebendige Romangestalt mit einer so ergreifenden Geschichte zu wandeln.
Das Buch ist facettenreich, vielschichtig mit einem realen geschichtlichen Hintergrund geschrieben. Es ist wirklich sehr lesenswert.

Bewertung vom 05.03.2025
Portrait meiner Mutter mit Geistern
Edel, Rabea

Portrait meiner Mutter mit Geistern


sehr gut

Das Schicksal der Frauen über die Generationen hinweg

Der Roman von Rabea Edel „Portrait meiner Mutter mit Geistern“ hat tiefen Eindruck bei mir hinterlassen. Er enthält keine Geschichte, die man eben mal schnell so weg liest.
Schon das Cover mit dem Bild einer Frau und der erhabenen Schrift hat mir gefallen. Die Frau, die im Profil zu sehen ist, strahlt Nachdenklichkeit und Schwermut, aber auch Entschlossenheit aus.
Der Roman ist wunderbar, ein literarisches Juwel, jedoch fordert er den Lesenden, zumindest kann ich das von mir sagen.

In Zeitsprüngen erfuhr ich die Schicksale von Dina, Selma, Martha und Raisa, den Frauen einer Familie, über die Generationen hinweg. Dabei zieht sich der Zeitstrahl von 1900 bis 2018.

Ihre Schicksale sind schwer, nicht vom Glück beschieden. Alle hatten sie Träume und Hoffnungen, alle hatten sie Beziehungen und alle bekamen sie eine Tochter.

Die Autorin, Rabea Edel, versteht es wunderbar, die Geschichten der Frauen zu erzählen und dabei die harten, bösen Tatsachen nur in Andeutungen zum Ausdruck zu bringen. Sie arbeitet mit Bildern, Gedanken und Träumen. Besonders haben mir die Beschreibungen gefallen. Von der Natur, vom Himmel, von der Trägheit der Zeit.

Ein ist ein Buch mit wunderbaren Sätzen, dass dem Lesenden, im konkreten Falle mir, Mitwirkung abverlangt, Konzentration, Bereitschaft und Geduld.
Ein Buch wie ein Puzzle. Zeitsprünge, immer wieder wechselnde Personen im Fokus. Die Erkenntnisse: kleine Schnippselchen, die sich nach und nach zu einem Gesamtbild zusammensetzen. Mit Betonung auf „nach und nach“ oder „gemächlich“.

Das hat mir gefallen. Auch wenn der Inhalt viel Grausames, Hartes und Ungesagtes enthält.
Es ist so viel Geschichte, historische Realität dabei. Es dauert, bis das Bild Gestalt annimmt.
Das ist große, sprachgewaltige Literatur. Beeindruckend, herausragend.

Schön ist der Fokus auf den Frauen in den unterschiedlichen Zeitebenen mit ihren jeweiligen Herausforderungen.

Jetzt, am Ende, habe ich dennoch nicht alles verstanden. Ich habe aber eine Ahnung davon erhalten, was diese Frauen geleistet haben und wie sie mit ihrem Leben zurechtkamen. Selbst, wenn ich nicht alles durchdringe, ist es ein ganz wunderbares Buch.

Bewertung vom 28.02.2025
Die Fletchers von Long Island
Brodesser-Akner, Taffy

Die Fletchers von Long Island


sehr gut

Was Geld mit einem machen kann

Der Roman „Die Fletchers von Long Island“ von Taffy Brodesser-Akner, 2025 erschienen im Eichborn Verlag, beschreibt sehr anschaulich das Leben der jüdisch-amerikanischen Familie Fletcher.
Der längst verstorbene Patriarch der Familie, Zelig, übersiedelte vollkommen auf sich allein gestellt von Europa nach Amerika und machte später mit Styropor-Verpackungen eine Menge Geld. Er heiratete, die Familie vergrößerte sich um einen Sohn (Carl) und eine Tochter (Marjorie). Als Zelig früh verstirbt, übernimmt der inzwischen erwachsene Carl die Leitung der Firma. Mit seiner Frau Ruth hat er drei Kinder, Nathan, Bernard (genannt Beamer) und Jenny.

Dann wird Carl entführt und nach einer Woche gegen eine Lösegeldzahlung befreit.
Carl schüttelt sich kurz und führt sein Leben fort wie bisher. So hat es den Anschein. Aber tatsächlich verändert diese Entführung sein Leben und das Leben der gesamten Familie.

Diese Auswirkungen, die nicht direkt als solche ersichtlich sind, werden im Folgenden als die Lebenswege des sex- und drogensüchtigen Beamer, des überängstliche Nathan und der aufsässigen Jenny beschrieben. Das zu lesen, ist meistens unterhaltsam, oft komisch und manchmal anstrengend. Ich habe mich gefragt, wie diese überreichen Menschen so kaputt sein bzw. werden können. Aber für all das gibt es selbstverständlich Ursachen.

Die Antwort darauf habe ich mir im weiteren Verlauf erlesen. Auch das Ende war nochmal überraschend und interessant.

Das Buch hat mich ziemlich beeindruckt. Wegen des ihm innewohnenden Humors, der klaren Sprache und dem wunderbaren Stil der Autorin hat es mich gut unterhalten. Insgesamt jedoch konnte ich mit den Personen nicht mitfiebern, waren sie mir doch zu weit weg.
Als Chronik einer Familiengeschichte fand ich es zuerst ziemlich gewöhnungsbedürftig, aber letztendlich sehr gelungen.

Bewertung vom 26.02.2025
Der zweite Verdächtige / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.5
Schwiecker, Florian;Tsokos, Michael

Der zweite Verdächtige / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.5


sehr gut

Aussagekräftiger Einblick in unser Justizsystem

Der fünfte und finale Band „Der 2. Verdächtige“ aus der Reihe „Eberhardt & Jarmer ermitteln“ von Florian Schwiecker und Michael Tsokos war mein erster Roman von diesen Autoren.

Schon das interessant in Rot, Grau und Schwarz gehaltene Cover hat mich angesprochen. Der Titel und der Zusatz „Justiz-Krimi“ haben dann meine Neugierde und Leselust geweckt. Das Buch hat sich gut gelesen. Die kurzen Kapitel, jeweils mit Ort und Zeit überschrieben, und die insgesamt interessante und spannende Handlung trugen dazu bei, dass ich, nachdem ich einmal mit dem Lesen begonnen hatte, gar nicht mehr aufhören konnte und es in einem Rutsch „konsumierte“.

Um etwas zum Inhalt zu erfahren, ist der Klappentext gut geeignet. Da ich das nicht wiederholen und auf keinen Fall spoilern möchte, werde ich nur allgemein etwas zur Handlung sagen.

Ganz allgemein betrachtet, geht es in diesem Buch, am Beispiel eines sehr verzwickten Falls, um die Beschreibung des Zusammenwirkens von Polizei, Rechtsmedizin, Staatsanwaltschaft und Gericht bei der Aufklärung von Verbrechen. Ein großes Augenmerk wird auch der Strafverteidigung gewidmet.

Der Rechtsanwalt Rocco Eberhardt vertritt den Beschuldigten. Der Fokus der Handlung liegt dann auch auf der Schilderung seiner Anstrengungen, die Unschuld seines Mandanten zu beweisen. Sein Vorgehen im Rahmen der Aufklärung des tatsächlichen Geschehens zu verfolgen war fesselnd. Es zeigte sich, wie wichtig die Zusammenarbeit mit seinem Freund und Privatermittler Tobi aber auch mit dem Rechtsmediziner Dr. Justus Jarmer für seine Arbeit ist. Da ich Gerichtskrimis liebe, haben mir insbesondere die Szenen im Gericht besonders gefallen.

Das Buch hat mir einen Eindruck vermittelt, wie schnell man in die Mühlen polizeilicher Ermittlungen gelangen kann und was das mit dem Betroffenen macht. Auch der Einfluss der Medien auf die Meinungsbildung wurde überzeugend dargestellt. Insgesamt also eine spannende und authentisch wirkende Handlung. Einzig der Schluss hat mir nicht so behagt.