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Glücksklee

Bewertungen

Insgesamt 123 Bewertungen
Bewertung vom 01.03.2022
Thirteen / Eddie Flynn Bd.4
Cavanagh, Steve

Thirteen / Eddie Flynn Bd.4


weniger gut

Blieb leider hinter meinen Erwartungen zurück

Ganz vorne auf dem Cover prangt schon folgende Ankündigung: „Der Serienkiller steht nicht vor Gericht. Er sitzt in der Jury.“ Was genau im Mittelpunkt der Handlung dieses Thrillers stehen wird, ist somit von vorne herein kein Geheimnis. Dennoch war ich neugierig darauf, was der Autor, Steve Cavanagh, mit diesem Ausgangssetting anstellen würde.
Und im Großen und Ganzen war „Thirteen“ für mich leider kein besonders spannendes oder fesselndes Leseerlebnis. Die Storyline zieht sich gefühlt ein wenig, die Einschübe zwischen den Kapiteln, die in der Aufmachung eines Gutachtens durch den Juryberater daherkamen, haben mich eher irritiert als wirklich zur Handlung beigetragen. Auch die Auflösung des großen Geheimnisses rund um den prominenten Angeklagten Bobby Solomon fand ich eher klischeehaft, wenn ich ehrlich sein soll. Die Handlung wechselt zwischen der Perspektive von Eddie und dem in der Jury sitzenden Serienkiller – und leider waren die Kapitel aus Sicht des Killers meiner Meinung nach ein wenig zu bemüht, eine Blaupause eines Serienkillers zu zeichnen – Beschreibungen von Erlebnissen und Verhaltensweisen, wie man sie aus der Verhaltensanalyse (spätestens seit Serien wie Criminal Minds und Mindhunter) kennt, finden sich in dem Thriller wieder.
Mir war durch den Klappentext leider auch nicht bewusst, dass es sich bei dem Thriller um einen Band aus einer ganzen Reihe von Büchern rund um den Anwalt Eddie Flynn handelt. So konnte ich die Anspielungen auf seine Vergangenheit und seine aktuelle familiäre Situation nicht wirklich einordnen.

Bewertung vom 26.02.2022
Der fürsorgliche Mr Cave
Haig, Matt

Der fürsorgliche Mr Cave


sehr gut

Schwere Kost

Der Klappentext hatte mich bereits auf eine aufwühlende und dramatische Geschichte vorbereitet. Und ich kenne die Art und Weise, wie Matt Haig schreibt und mit welchen Untiefen der Seele er sich zum Teil in seinen Romanen auseinandersetzt auch bereits – aber „Der fürsorgliche Mr. Cave“ hat mich dann doch mehr mitgenommen, als ich erwartet hatte.
Die Geschichte wird aus der Sicht von Terence Cave, Besitzer eines Antiquitätenladens und vom Schicksal schwer gebeutelt, erzählt. Seine Worte richtet er an seine Tochter, Bryony.
Zu Beginn der Handlung (und dies ist kein Spoiler, da es bereits im Klappentext enthalten ist), verliert Terence seinen Sohn und Bryony damit ihren Zwillingsbruder. Dieser weitere Verlust scheint für Terence den Punkt zu markieren, an dem er unter dem Leid und Schmerz seiner vorangegangenen Verlust (Mutter und Ehefrau) zerbricht.
Sein Bestreben, seine Tochter zu beschützen, äußert sich in extremen Regeln und fortlaufender Überwachung, gegen die die Teenagerin umso heftiger rebelliert. Einige der Szenen, die sich in dem Roman abspielen, waren für mich sehr aufwühlend. Und ja, im Verlaufe des Romans wird klar, dass Terence in bestimmten Situationen keinen gesunden Bezug mehr zur Realität hat und sich seine psychische Verfassung auch zunehmend verschlechtert. Dass sein Verhalten wahnhaft und sein Drang nach Kontrolle zwanghaft ist. Die Erfahrungen mit seiner Mutter und die Art und Weise, wie seine Frau zu Tode gekommen ist, sorgten bei mir zumindest dafür, dass ich verstehen konnte, wieso sein Verhalten so eskalieren konnte.
Der Schreibstil des Autors ist wie immer flüssig und liest sich sehr angenehm. Die Handlung war dagegen weniger „schön“ – und auch die Auflösung der Handlung zum Ende hin hat mich dieses Mal nicht, wie z.B. bei der „Mitternachtsbibliothek“ mit einem hoffnungsvollen Blick nach vorne zurückgelassen.
Auch wenn man den Eskalationsprozess der Geschichte irgendwie vorausahnen kann, so war ich von der Tiefe, mit der sich Matt Haig mit dem Absturz von Mr. Cave auseinandersetzt, doch auch fasziniert. Es ist eine toxische Mischung aus Schuldgefühlen, Trauer, Wut und einem unbändigen Wunsch den letzten Menschen zu beschützen, der ihm geblieben ist, die sein Verhalten verursacht. Wenn man in Betracht zieht, dass man es hier mit den Taten eines Mannes zu tun hat, die vermutlich aufgrund einer Art Psychose oder etwas in dieser Richtung geschehen, so wäre auch Mr. Cave eigentlich wiederum ein „Opfer“ und „Täter“ zugleich. Mein erster Impuls war allerdings auch, dass ich vor allem in Bryony das „Opfer“ gesehen habe, dass unter den Regeln ihres Vaters um Freiheit kämpft. Ich will damit nicht andeuten, dass Mr. Caves Verhalten zu rechtfertigen ist, aber diese Erkenntnis, dass er ja nicht von Grund auf „böse“ ist, um böse zu sein, sondern seine Handlungen aufgrund einer psychischen Erkrankung erfolgen, macht den Roman vielleicht beim Lesen auch so „unbequem“.
Von mir erhält „Der fürsorgliche Mr. Cave“ dennoch vier von fünf Sternen.

Bewertung vom 16.02.2022
Alles Begehren
Jones, Ruth

Alles Begehren


sehr gut

Fesselnd trotz zum Teil wirklich unsympathischer Protagonisten
Im Mittelpunkt des Romans „Alles Begehren“ von Ruth Jones steht die Affäre von Callum und Kate. Für mich war dieser Ansatz, der bereits aus dem Klappentext des Romans hervorgeht, gleichermaßen interessant und abschreckend. Wie wird eine solche Geschichte erzählt, was sind das für Charaktere, die da im Mittelpunkt der Handlung stehen werden? Ich glaube, diese Fragen haben vor allem dafür gesorgt, dass ich das Buch unbedingt lesen wollte.
Gleich zu Anfang muss ich sagen, dass es sich bei „Alles Begehren“ zumindest nach meinem Empfinden nicht um eine Liebesgeschichte im herkömmlichen Sinn handelt. Die Geschichte spielt auf verschiedenen zeitlichen Ebenen - zum einen im Jahr 1985, in der Gegenwart und gibt ganz am Ende auch einen Einblick in die „Zukunft“ der Protagonisten.
Ich habe am Anfang ein bisschen Zeit gebraucht, um mich in die Geschichte einzufinden. Denn sowohl Callum als auch Kate waren mir absolut unsympathische Persönlichkeiten – egoistisch und rücksichtslos und in Teilen fürchterlich verlogen. Die Charaktere haben mich mit ihrem Verhalten wirklich abgestoßen – denn man erhält neben den Einblicken rund um die Affäre von Kate und Callum auch detaillierte Einblicke in deren (familiäres und freundschaftliches) Umfeld und die Scherbenhaufen, die ihr Verhalten dort zwangsläufig hinterlässt.
Ganz ehrlich, ich habe dem „Paar“ Callum und Kate keine einzige Sekunde während des Lesens ein Happy End gewünscht. Und dennoch konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen. Es hat mich gefesselt bis zur allerletzten Seite. Und damit ist der Autorin, Ruth Jones, meiner Meinung nach ein absolutes Meisterwerk gelungen.
„Alles Begehren“ ist eine aufwühlende Geschichte, eine Geschichte, über die man diskutieren kann und bei der ich neugierig bin, ob es Leser/innen gibt, die die Affäre von Kate und Callum anders, gütiger betrachten, als ich das beim Lesen getan habe. Es ist keine leichte Kost – und das Ende der Geschichte kam mir dann doch ein bisschen kurz abgehandelt daher. Aber in einer Gesamtwertung komme ich immer noch auf vier von fünf Sternen.

Bewertung vom 14.02.2022
Erschütterung
Everett, Percival

Erschütterung


weniger gut

Konnte mich emotional leider nicht mitreißen

„Erschütterung“ von Percival Everett hatte mich aufgrund des Klappentextes unglaublich neugierig gemacht. Ein Vater, dessen Welt im wahrsten Sinne des Wortes durch die furchtbare Diagnose seiner Tochter erschüttert wird und der auf ein Himmelfahrtskommando aufbricht – das klang für mich nach einer emotional mitreißenden Geschichte.
Allerdings war „Erschütterung“ dann doch etwas anders, als ich das erwartet hatte.
Im Mittelpunkt der Handlung steht Zach, der Ich-Erzähler und Protagonist der Geschichte. Er ist Professor an einer Universität und hat sich nach eigener Beschreibung in seinem Leben eingerichtet, das ihn zwar nicht mit unbändigem Glück erfüllt (weder sein Job, noch die Beziehung zu seiner Frau sorgen wirklich für Glück), das ihn aber ganz zufrieden macht. Nur Sarah und die Vaterrolle, die er ihr gegenüber innehat, scheint ihn wirklich glücklich zu machen. Alles in allem ist er mir über Teile der Handlung einfach nicht besonders sympathisch.
Erschütterung ist die Geschichte eines Mannes, der an dem Verlust seiner Tochter zu zerbrechen droht und sich diesem Erlebnis dadurch entzieht, dass er einem Hilferuf folgt, den er in einer gebrauchten Jacke gefunden hat. Auch wenn diese Mission sicherlich heroisch erscheint, hatte ich das Gefühl, dass sich Zach der größeren Herausforderung (dem sich verschlechternden Gesundheitszustand seiner Tochter) entzieht und seine Frau damit alleine zurücklässt.
Zwischen den Kapiteln hat Percival Everett Informationen aus Zachs Fachbereich eingefügt – und auch immer wieder Schachzüge – in der Art und Weise, in der diese bei einer Schachpartie dokumentiert werden würden. Obwohl die Informationen aus dem Bereich der Paläontologie zum Teil interessant waren, fand ich, dass sie die Handlung nicht unbedingt bereichert haben. Auch die Schachzüge haben mich eher irritiert, wenn ich ehrlich bin.
Auch der Schreibstil des Autors kam für mich etwas sperrig daher. Das, in Verbindung mit dem wenig sympathischen Protagonisten, hat vermutlich dazu geführt, dass mich die Geschichte nicht wirklich emotional berührt hat.
Der Erzähler, Christian Brückner, hat allerdings einen guten Job als Erzähler der Hörbuchversion abgeliefert. Man konnte seiner Stimme gut folgen und in die Handlung eintauchen.
Insgesamt komme ich leider nur auf zwei von fünf Sternen.

Bewertung vom 14.02.2022
Der Herzgräber
Williams, Jen

Der Herzgräber


weniger gut

Leider nicht so ganz mein Fall

Der Thriller „Herzgräber“ von Jen Williams hatte mich vor allem aufgrund des Klappentextes neugierig gemacht. Allerdings konnte mich die Umsetzung der Autorin nicht wirklich überzeugen. Zum einen war Heather, die Protagonistin der Geschichte, mir nicht wirklich sympathisch. Zum anderen gibt es in diesem Thriller nach meinem Geschmack den einen oder anderen Moment, in dem sich die Protagonistin einfach nur unlogisch verhält. Erschwerend kommt für mich hinzu, dass in beinahe jedem Kapitel gefühlt zunächst die aktuelle Wetterlage beschrieben wird und irgendwann Heather entweder alleine oder in Begleitung Wein trinkt.
Die Geschichte wird in der Gegenwart (Heather) und der Vergangenheit (Michael Reave) erzählt – wobei sich die Handlungsstränge Stück für Stück aufeinander zu bewegen. Allerdings konnte mich die Entwicklung der Story nicht wirklich fesseln. Das lag zum einen an den Längen, die für mich durch unnötige Beschreibungen (z.B. die Wetterlage, die keine Bedeutung für die Handlung zu haben scheint) und eben Heathers unlogisches Verhalten entstanden sind.
Insgesamt komme ich daher leider nur auf zwei von fünf Sternen, da das Buch mich leider nicht wirklich fesseln konnte.

Bewertung vom 06.02.2022
Die Frauen aus der Mulberry Lane (MP3-Download)
Clarke, Rosie

Die Frauen aus der Mulberry Lane (MP3-Download)


schlecht

Um es mal mit einer britischen Redewendung zu beschreiben: „Not my cup of tea“

Der Klappentext zu „Die Frauen aus der Mulberry Lane“ hatte mich unglaublich neugierig gemacht. Als Ort der Handlung London, kurz vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges – turbulente Zeiten und im Zentrum der Handlung die Frauen, die neben der Furcht vor einem Krieg noch andere Sorgen und Nöte haben – für mich war damit klar, dass ich dieses Hörbuch unbedingt hören musste.

Im Zentrum der Handlung stehen Maureen, Peggy und Janet, Peggy’s Tochter. Ich muss leider sagen, dass ich mit keiner der Frauen wirklich warm geworden bin. Ich weiß, dass die Geschichte in einer Zeit spielt, in der das Leben der Frauen anders war als heute. Aber im Großen und Ganzen drehen sich die Probleme der Frauen nur um die Männer in ihrem Leben. Der Vater von Maureen, der das Lebensglück seiner Tochter verhindert hat, der Ehemann von Peggy, der das Glück der eigenen Tochter durch seine Sturheit verhindert… Die Frauen sind in dieser Geschichte zumeist ihrem Schicksal entweder hilflos ausgeliefert, oder stellen eine Art Feindbild und übertriebene Karikatur aller schlechten Eigenschaften, die man Frauen zuschreiben kann, dar. Der einzige wirkliche Lichtblick für mich war Maureens Großmutter, die als Witwe ihr Leben selbst in der Hand zu haben schien.

Es gibt zudem Szenen, in denen wortwörtlich aus dem Text hervorgeht, dass die Frauen sich durch die intimeren Begegnungen mit ihren Männern benutzt gefühlt oder diese nicht unbedingt als rein positive Ereignisse empfunden haben.

Grundsätzlich scheinen aber auch die Männer in dieser Geschichte ihr Schicksal nur bedingt in der Hand zu haben – und damit meine ich nicht die Gefahr des anstehenden Krieges.

Normalerweise macht es Charaktere sympathischer, wenn sie nicht ganz fehlerlos sind. Aber leider waren gerade die Beziehungen, um die es im Kern gehen sollte und um die so hart gekämpft wird, für mich so dermaßen durch die Verhaltensweisen der Charaktere belastet, dass ich eigentlich mit keiner einzigen Paarkonstellation so richtig mitfiebern wollte und konnte.

Allerdings erhält man im Rahmen der Handlung ein paar Einblicke in das Leben in England kurz vor und während dem zweiten Weltkrieg (Kinder, die aufs Land geschickt werden, Verdunklung der Fenster, ehrenamtliches Engagement der Frauen). Hier hätte ich mir allerdings etwas mehr Tiefe und Informationen gewünscht. Die Erzählerin des Hörbuchs, Rebecca Madita Hundt, macht ihren Job sehr gut. Sie hat eine angenehme Stimme und ein angenehmes Sprechtempo.

Insgesamt komme ich leider nur auf einen von fünf Sternen.

Bewertung vom 27.10.2021
Der Mauersegler
Schreiber, Jasmin

Der Mauersegler


sehr gut

Die leisen Töne stehen hier im Vordergrund

Der Klappentext zu dem Roman „Der Mauersegler“ von Jasmin Schreiber hat mich unglaublich neugierig gemacht. Wie kommt es zu der Flucht des Arztes Prometheus und wie steht diese Flucht im Zusammenhang mit dem Tod seines besten Freundes Jakob?
All diese Fragen beantwortet Jasmin Schreiber in „Der Mauersegler“ Stück für Stück. Die Handlung springt zwischen der Kindheit von Prometheus und damit den tiefen Wurzeln der Freundschaft zwischen Jakob und Prometheus, der jüngeren Vergangenheit und der „Gegenwart“ hin und her. Und gerade hierdurch baut sich meiner Meinung nach der Spannungsbogen der Geschichte auf. Denn das Ende der Geschichte ist von vorne herein klar – zumindest in Grundzügen: Jakob ist gestorben. Aber das langsame Aufdecken der einzelnen Puzzleteile der Geschichte sorgte für mich dafür, dass ich trotzdem unbedingt erfahren wollte, wie Prometheus an diesem Punkt in seinem Leben gelandet ist.
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, wodurch ich zum einen gut in die Geschichte hineingefunden habe. Zum anderen schafft sie es auch, Charaktere zu zeichnen, deren Schicksale mich berührt haben. Im Vordergrund stehen dabei neben Jakob und Prometheus vor allem die beiden Frauen, die ihm an der dänischen Küste zur Seite in dem Versuch der Schmerz- und Schuldbewältigung zur Seite stehen. Andere Charaktere bleiben eher blasse Nebenfiguren, ohne dass dies der Handlung schadet oder das Leseerlebnis schmälert. Die Geschichte lebt nicht von Action, sondern von für mich lag der Fokus definitiv auf der emotionalen Entwicklung und den emotionalen wie persönlichen Konflikten, denen er sich gegenübersieht. Es ist ein Buch der leisen, feinfühligen Töne, das mir gut gefallen hat.
Für mich ist „Der Mauersegler“ ein berührender Roman, den ich mit vier von fünf Sternen bewerte.

Bewertung vom 21.10.2021
Das geheime Leben des Albert Entwistle
Cain, Matt

Das geheime Leben des Albert Entwistle


ausgezeichnet

Von Herzschmerz bis Lachen ist hier alles mit dabei

Wenn mich nicht schon der Klappentext unglaublich neugierig auf die Geschichte gemacht hätte, so hätte mich spätestens das wunderschöne Cover, das thematisch einfach großartig zur Geschichte rund um den Postboten Albert passt, definitiv auf dieses Buch aufmerksam gemacht.
Und hinter dem relativ fröhlich anmutenden Cover versteckt sich eine absolut wundervolle Geschichte, die aber auch den einen oder anderen Herzschmerzmoment bereithält. Wenn ich ehrlich bin, musste ich das Buch ein oder zweimal aus der Hand legen, weil mich bestimmte Szenen emotional ziemlich betroffen haben. Das ist definitiv als Kompliment an die Erzählkunst von Matt Cain gemeint – die Charaktere, denen man begegnet, allen voran natürlich Albert, sind für mich authentisch gewesen und ich hatte beim Lesen das Gefühl, gemeinsam mit Albert die Gefühlsbandbreite von warmem Glück, Zufriedenheit, tiefer Traurigkeit und Verzweiflung und langsam wachsender Entschlossenheit zu durchlaufen.
Man erhält im Verlauf des Romans einen Blick in die Vergangenheit von Albert und George und langsam und extrem berührend breitet Matt Cain den weiteren Verlauf der Geschichte vor seiner Leserschaft aus. Dabei hat der Autor einen sehr schönen Schreibstil und ein feines Gespür für die Auswahl der Szenen und Ereignisse, die Alberts Geschichte bilden.
„Das geheime Leben des Albert Entwistle“ ist für mich eines dieser Bücher, das noch in einem nachklingt, dessen Charaktere nicht einfach aus dem Gedächtnis verschwinden, sondern die in Erinnerung bleiben. Ich freue mich, dass ich Matt Cain als Autor für mich entdeckt habe und ich freue mich schon auf (hoffentlich viele) weitere Werke aus der Feder des Briten.
Von mir erhält der Roman 5 Sterne und eine eindeutige Leseempfehlung.

Bewertung vom 04.10.2021
SCHWEIG!
Merchant, Judith

SCHWEIG!


ausgezeichnet

Psychologisch unglaublich gut konstruiert

Esther und Sue sind Schwestern. Schwestern, die ein schwieriges Verhältnis zueinander haben, eines, das von Spannungen, Vorwürfen und Zorn geprägt ist. Der Klappentext verrät schon einmal, dass "Schweig" keine beschauliche Weihnachtsgeschichte ist.

Hinzu kommt, dass die Autorin genau das liefert, was sie verspricht - zwei Erzählerinnen, die jeweils für sich glaubhaft zu sein scheinen - bis die andere Schwester zu Wort kommt und auf einmal die gleichen Ereignisse in einem ganz anderen Licht erscheinen. Wem soll man glauben? Besser - wem kann man glauben? Zusätzlich zu den beiden Schwestern kommt auch noch Esthers Ehemann zu Wort, dessen Wahrnehmungen und Eindrücke der Handlung, die sich eigentlich nur über wenige Stunden an Weihnachten hinzieht, eine weitere Dimension hinzufügen. Die Geschichte und deren Aufbau haben mich unglaublich fasziniert.

Durch den fortlaufenden Wechsel an Perspektiven, der absoluten Wahrheit, die jeder Erzähler für sich beansprucht und die aufgeladene Stimmung, die sich aus einer speziellen Familiendynamik heraus ergibt, fesselt der Roman von Judith Merchant bis zum großen Finale. Der Spannungsbogen wird durch geschicktes Einbinden von Informationen aus der Vergangenheit und Rückblicken zum letzten Weihnachtsfest kontinuierlich gesteigert.

Ich jedenfalls vergebe für "Schweig" volle fünf Sterne und eine Empfehlung für alle Fans von psychologischen Spannungsromanen und Thrillern. Den Roman kann man definitiv nicht nur zu Weihnachten gut lesen!

Bewertung vom 14.09.2021
Die Karte
Winkelmann, Andreas

Die Karte


gut

Blieb leider hinter meinen Erwartungen zurück

Ich war neugierig darauf, die Andreas Winkelmann die im Klappentext umrissene Idee umsetzen würde. Ein Mörder, der seine Opfer mit Hilfe der durch Sie selbst aufgezeichneten Laufstrecken aufspürt... leider blieb die Umsetzung dann doch hinter meinen Erwartungen zurück. Die Geschichte war für mich leider nicht so fesselnd, dass ich Sie nicht aus der Hand legen konnte. In Teilen hat sich die Handlung sogar gezogen.

Das Cover passt sehr gut zur Grundidee der Geschichte und auch in der Buchhandlung wäre ich darüber zumindest neugierig auf die Handlung geworden.

Zum Ende der Geschichte gelingt es Andreas Winkelmann auch sehr gut, die einzelnen Handlungsfäden zusammenzubringen - allerdings hat mich das leider nicht für die gefühlte "Zähigkeit" des Erzählstrangs bis zum großen Ende entschädigen können.

Insgesamt komme ich daher auf drei Sterne. "Die Karte" ist ein solider Thriller, für mich aber leider nicht "herausragend".