Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
KGranger
Wohnort: 
Hürth

Bewertungen

Insgesamt 132 Bewertungen
Bewertung vom 08.04.2025
Wackelkontakt
Haas, Wolf

Wackelkontakt


gut

Wackelkontakt ist ein Roman, der definitiv aus dem Rahmen fällt – und genau das ist sowohl seine Stärke als auch seine Schwäche. Die Grundidee ist clever: Franz Escher wartet auf einen Elektriker, weil seine Steckdose einen Wackelkontakt hat. Um sich die Zeit zu vertreiben, liest er ein Buch über Elio Russo, einen Mafia-Kronzeugen, der im Gefängnis sitzt, auf seine Entlassung wartet und aus Angst nicht schlafen kann. Auch Elio liest ein Buch – über Franz Escher, der auf den Elektriker wartet...

Was sich anfangs wie zwei halbwegs normale Geschichten liest, verwandelt sich nach und nach in ein raffiniertes Spiel mit Realität und Fiktion. Die Ebenen überlagern sich, die Figuren lesen sich gegenseitig, und irgendwann weiß man als Leser nicht mehr, welche Geschichte „wirklich“ ist – oder ob es so etwas in diesem Buch überhaupt gibt.

Einerseits fand ich das faszinierend: Wolf Haas gelingt es, mit Sprache, Struktur und Perspektive zu spielen wie kaum ein anderer. Andererseits war mir das alles manchmal einfach zu viel. Man wird ständig in die Irre geführt, hangelt sich von einem Hinweis zum nächsten, nur um festzustellen, dass auch der wieder in Frage gestellt wird. Das kann spannend sein, wirkt aber irgendwann auch ein wenig ermüdend.

Unterm Strich bleibt Wackelkontakt ein intelligenter, ungewöhnlicher Roman mit vielen originellen Einfällen – aber auch einer verwirrenden Erzählstruktur, die nicht jeden mitnimmt. Wer gern literarische Irrgärten betritt, ist hier gut aufgehoben. Für mich war’s interessant, aber nicht ganz überzeugend.

Bewertung vom 24.03.2025
Das Leben fing im Sommer an
Kramer, Christoph

Das Leben fing im Sommer an


gut

Ich war sehr gespannt, ob ein Fußballer einen guten Roman schreiben kann – und wurde positiv überrascht. Christoph Kramer erzählt die Geschichte von Chris, den wir drei Tage lang im Sommer seiner ersten großen Liebe begleiten. Auch wenn es heißt, die Figuren seien frei erfunden, lässt sich kaum leugnen, dass der Protagonist nicht nur den Namen mit dem Autor gemeinsam hat.

Besonders gut gefallen hat mir die nostalgische Atmosphäre. Da ich selbst in den 90ern geboren wurde, konnte ich mich in vielen Details wiederfinden. Die Geschichte weckt Erinnerungen an die eigene Jugend, an unvergessliche Sommer und erste große Gefühle.

Dennoch gab es einige Kritikpunkte. Vieles blieb für mich zu oberflächlich – sowohl die Charaktere als auch die Handlung hätten mehr Tiefe vertragen. Zudem war das Lesen über große Strecken ziemlich zäh, es fehlte einfach an Spannung oder besonderen Momenten, die mich wirklich mitgerissen hätten.

Alles in allem ein solider Debütroman mit schönen Ansätzen, aber auch einigen Längen. Wer Lust auf eine sommerliche Coming-of-Age-Geschichte mit Nostalgiefaktor hat, kann einen Blick hineinwerfen – große literarische Höhen darf man jedoch nicht erwarten.

Bewertung vom 24.03.2025
Hatokos wunderbarer Schreibwarenladen
Ogawa, Ito

Hatokos wunderbarer Schreibwarenladen


gut

Ich liebe koreanische und japanische Geschichten dieser Art, deshalb war ich sofort neugierig auf "Hatokos wunderbarer Schreibwarenladen". Die Atmosphäre ist wirklich toll – ein kleiner, gemütlicher Schreibwarenladen, in dem Hatoko die Briefe anderer Menschen verfasst und dabei in die unterschiedlichsten Geschichten eintaucht.

Allerdings hatte ich während des Lesens ständig das Gefühl, dieses Buch in anderer Form schon einmal gelesen zu haben. Es gibt bereits viele Bücher mit einer ähnlichen Prämisse, die mich mehr berühren oder überraschen konnten. Auch wenn die einzelnen Aufträge, die Hatoko übernimmt, interessant sind, fehlte mir manchmal die emotionale Tiefe.

Für Fans von ruhigen, besinnlichen Geschichten oder Kalligraphie-Liebhaber ist das Buch sicher eine schöne Wahl. Ich persönlich kenne aber bereits stärkere Romane in diesem Genre.

Bewertung vom 24.03.2025
Greta & Valdin
Reilly, Rebecca K

Greta & Valdin


gut

Das Cover von Greta und Valdin ist wirklich ansprechend, und der rote Farbschnitt macht das Buch optisch zu einem Highlight. Inhaltlich konnte mich die Geschichte aber leider nicht ganz überzeugen.

Die Geschwister Greta und Valdin sind sympathische Protagonisten, die zusammen in Auckland leben, ihre Liebe zu Karaoke teilen und immer wieder unglückliche Entscheidungen in Sachen Liebe treffen. Valdin kommt nicht über seinen Ex Xabi hinweg, der inzwischen in Buenos Aires lebt, und Greta hat sich in ihre Kollegin Holly verliebt, die nicht einmal ihren Nachnamen richtig aussprechen kann.

Ich mochte die liebevolle, teils exzentrische Familie der beiden, doch die kulturellen Wurzeln waren mir manchmal fast zu vielschichtig – es wurde viel angeschnitten, aber nicht immer vertieft. Die Geschichte plätscherte für meinen Geschmack zu sehr vor sich hin, ohne wirkliche Höhepunkte.

Für Leser, die ruhige, charaktergetriebene Romane mögen, ist Greta und Valdin sicher eine gute Wahl. Mir fehlte allerdings das gewisse Etwas, das mich wirklich fesselt.

Bewertung vom 10.03.2025
Überleben ist alles
Morrison, Ewan

Überleben ist alles


gut

Die Grundidee von Überleben ist alles hat mich sofort angesprochen: Ein Vater, der nach einer Pandemie in Angst lebt und seine Kinder in ein abgelegenes Safe House bringt, weil er eine neue Katastrophe erwartet. Klingt nach einem spannenden Survival-Thriller – leider konnte mich die Umsetzung aber nicht wirklich fesseln.

Das größte Problem für mich war der Schreibstil. Die Geschichte wird aus der Sicht der jugendlichen Haley erzählt, die ihre Gedanken oft in Listenform präsentiert. Das mag als Stilmittel funktionieren, aber für mich fühlte es sich eher wie ein Survival-Guide an als wie ein spannender Roman. Mein Lesefluss wurde dadurch immer wieder unterbrochen, und echte Emotionen kamen kaum rüber.

Auch die Spannung blieb aus. Von Anfang an hat man das Gefühl, dass der Vater im Unrecht ist – was bleibt dann noch an Nervenkitzel? Wären tatsächlich Hinweise darauf aufgetaucht, dass Haley und ihr Bruder Ben in echter Gefahr sind, hätte das für mehr Unsicherheit und Spannung gesorgt. So blieb die Geschichte recht vorhersehbar und streckenweise langatmig.

Insgesamt ein interessantes Konzept mit viel Potenzial, das für mich aber durch den Stil und den fehlenden Spannungsbogen nicht ganz aufgegangen ist. Wer sich für Prepper-Themen interessiert, könnte dennoch auf seine Kosten kommen.

Bewertung vom 10.03.2025
Middletide - Was die Gezeiten verbergen
Crouch, Sarah

Middletide - Was die Gezeiten verbergen


sehr gut

Middletide – Was die Gezeiten verbergen hat mich sofort mit seinem wunderschönen Cover in warmen Rottönen angesprochen. Doch auch der Inhalt konnte mich überzeugen: Die Geschichte rund um den Schriftsteller Elijah Leiths, der nach Jahren in seine Heimat zurückkehrt und plötzlich im Zentrum eines Mordfalls steht, ist fesselnd erzählt. Hat er die junge Ärztin Erin wirklich umgebracht? Oder steckt mehr dahinter?

Besonders spannend fand ich die verschiedenen Zeitebenen, die geschickt miteinander verwoben sind. Man wird als Leser immer wieder in andere Jahre versetzt, wodurch sich nach und nach ein vollständiges Bild der Ereignisse ergibt. Dieser Stil hat mich sehr an Der Gesang der Flusskrebse erinnert, was mir gut gefallen hat – allerdings muss man diese Art des Erzählens mögen, da man ständig zwischen den Zeiten springt.

Trotz der gelungenen Atmosphäre und der interessanten Handlung hat mir aber etwas gefehlt. Vielleicht hätte ich mir mehr emotionale Tiefe oder eine stärkere Verbindung zu den Figuren gewünscht. Dennoch ist es ein eindrucksvoller Roman mit viel Spannung und einer melancholischen Grundstimmung, die perfekt zur Küstenlandschaft passt. Eine klare Leseempfehlung für alle, die geheimnisvolle Geschichten mit verschachtelten Zeitebenen mögen!

Bewertung vom 02.03.2025
Lyneham
Westerboer, Nils

Lyneham


ausgezeichnet

Schon das Cover von "Lyneham" hat mich sofort in seinen Bann gezogen – es erinnert mich ein wenig an die drei Brüder aus den Heiligtümern des Todes, und diese düstere, fast mystische Atmosphäre zieht sich auch durch das gesamte Buch.

Bereits auf den ersten Seiten hat mich die Geschichte gefesselt. Der Marshmallow-Test gleich zu Beginn war ein witziges Detail, das ich garantiert bestanden hätte – einfach, weil ich keine Marshmallows mag. Aber hinter diesem scheinbar simplen Test steckt so viel mehr: ein cleverer Einstieg in eine tiefgründige Story.

Henry ist gerade einmal 12 Jahre alt, als die Erde stirbt und er mit seiner Familie in ein fremdes Sonnensystem aufbrechen muss. Doch das Schicksal schlägt grausam zu – seine Mutter flieht in einem anderen Raumschiff und wird von ihnen getrennt. Was dann folgt, ist ein faszinierendes Abenteuer voller Spannung, Emotionen und atemberaubendem Worldbuilding.

Und genau dieses Worldbuilding hat mich absolut begeistert! Ich liebe Sci-Fi-Romane, und "Lyneham" hat alles, was ich mir von diesem Genre wünsche: eine fesselnde Zukunftsvision, eine intensive Atmosphäre und eine Story, die mich von Anfang bis Ende nicht mehr losgelassen hat.

Henry als Protagonist war für mich ein echtes Highlight. Seine Gedanken, Ängste und Hoffnungen waren so authentisch beschrieben, dass ich richtig mit ihm mitfühlen konnte.

Für alle Sci-Fi-Fans und Leser, die gerne in düstere, aber tiefgründige Geschichten eintauchen: "Lyneham" ist ein absolutes Must-Read!

Bewertung vom 27.02.2025
Say You Swear
Brandy, Meagan

Say You Swear


gut

"Say You Swear" hat mich mit seinem Setting und der emotionalen Story durchaus abgeholt, aber komplett überzeugen konnte mich der Roman nicht. Die Geschichte um Ari, die von ihrem besten Freund Chase das Herz gebrochen bekommt und sich schließlich in Noah verliebt, bietet einige wunderschöne und gefühlvolle Momente. Besonders Noah als Love Interest hat mir gefallen – ein echter Bookboyfriend!

Allerdings war mir der Roman insgesamt zu lang und mit zu viel Drama versehen. Es gibt viele typische Klischees, die sich durch die Handlung ziehen, was nicht immer störend war, aber doch manchmal vorhersehbar wirkte. Zudem hatte ich Schwierigkeiten, wirklich zu den Charakteren durchzudringen. Besonders Chase hat mich mit seinem bevormundenden Verhalten Ari gegenüber oft genervt. Manche Entscheidungen und Reaktionen der Figuren konnte ich nicht ganz nachvollziehen.

Dennoch gab es einige wirklich emotionale Szenen, die mich berührt haben, und insgesamt mochte ich die Geschichte. Wer dramatische Liebesgeschichten mit einer Mischung aus Herzschmerz und Romantik mag, wird hier sicher auf seine Kosten kommen.

Bewertung vom 24.02.2025
Hier draußen
Behm, Martina

Hier draußen


sehr gut

Hier draußen von Martina Behm erzählt von Ingo und Lara, die aus der Großstadt aufs Land ziehen und sich in der neuen Umgebung zurechtfinden müssen. Der Roman beginnt mit einer eindrucksvollen Szene: Ingo fährt eine weiße Hirschkuh an – ein Moment, der die mystische Atmosphäre des Buches gleich zu Beginn prägt.

Besonders gut gefallen hat mir, wie authentisch das Landleben geschildert wird. Als jemand, der selbst auf dem Land aufgewachsen ist, habe ich vieles wiedererkannt. Die Herausforderungen und Eigenheiten des Dorflebens sind realistisch eingefangen, und die Begegnungen mit den verschiedenen Bewohnern von Fehrdorf machen das Buch abwechslungsreich.

Allerdings fand ich nicht alle Perspektiven gleich spannend. Während ich immer gerne von Ingo und Lara gelesen habe, konnten mich die Kapitel über Uwe Hennemann, Enno Wirtz, Tove, Söhnke, Jutta und Armin nicht immer packen. Das bäuerliche Leben mit seinen Details hat mich stellenweise eher gelangweilt, einfach weil es mich persönlich nicht so interessiert.

Das Cover mit der weißen Hirschkuh ist ein echter Hingucker, und auch die knallige pink-gelbe Schrift sticht sofort ins Auge. Optisch ein absolut gelungenes Design!

Insgesamt ein lesenswerter Roman mit einer atmosphärischen Schilderung des Landlebens, der mich nicht in allen Passagen fesseln konnte, aber dennoch einen starken Eindruck hinterlassen hat.

Bewertung vom 19.02.2025
Klapper
Prödel, Kurt

Klapper


ausgezeichnet

Klapper von Kurt Prödel hat mich absolut begeistert! Die Geschichte um Thomas, genannt Klapper – wegen seiner knirschenden Gelenke durch einen Wachstumsschub –, ist ein wunderbarer Coming-of-Age-Roman, der mich in seiner Art ein wenig an Tschick erinnert hat.

Klapper ist ein Außenseiter, ohne Freunde, der seine Zeit am liebsten mit Counter-Strike verbringt. Dort hat er sich seine Schule detailgetreu nachgebaut – ein Zufluchtsort in einer Welt, in der er sonst wenig Anschluss findet. Doch dann taucht Bär in seiner Klasse auf. Die neue Schülerin wird zu seiner ersten echten Freundin, und ihre Freundschaft wird so authentisch und einfühlsam beschrieben, dass sie mich richtig berührt hat.

Kurt Prödel schafft es, mit einer Mischung aus Melancholie, Humor und feinem Gespür für jugendliche Einsamkeit eine Geschichte zu erzählen, die tief nachhallt. Ich habe jede Seite genossen und kann diesen Roman nur wärmstens empfehlen!