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Hier-spricht-Mutti
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Mutti ist vielseitig interessiert, kennt sich in diversen Bereichen gut bis sehr gut aus, kann aber nicht handwerkeln. Muss sie auch nicht, schließlich hat sie Vati!

Bewertungen

Bewertung vom 05.03.2013
Midleifcrisis
Andersson, Leif L.

Midleifcrisis


sehr gut

Dieses Buch kam auf Veranlassung des Hausherren in die Hände der Ehefrau, und nach der Lektüre binnen 2 Nächten möchte ich hier gern anderen Lesern meine Eindrücke schildern:

Zunächst einmal: dieses Buch hat mich wirklich sehr gut unterhalten. Binnen 2 Abenden hatte ich die ca. 280 Seiten durch, und das lag auch an der sehr klaren und strukturierten Sprache, die der Autor verwendet.
Man merkt, dass Leif-Lasse Andersson (Pseudonym eines Journalisten und m.E. sein alter Ego) mit Sprache umzugehen weiß und sich sicher auf diesem Terrain bewegt.

Wenngleich die Ausdrucksweise mitunter recht derb ist (für mich z.T. hart an der Grenze), liest sich das Buch sehr gut, und ich schwankte zwischen "dem Macho gehört mal eins auf die F*esse gegeben" und "was für eine arme Sau" bzw. "ach nee, der hat ja eine Seele",.
Wer hier aufgrund des etwas sehr auf "Sex sells" gemachten Covers mit Netzstrumpfhose bekleideter, tief decolletierter Frau erotische Literatur erwartet, liegt leicht daneben.

Zwar begleitet man Leif-Lasse auf seiner Suche nach Material zum V*geln, und wenn er etwas vor die "Flinte" bekommt beschreibt er auch wie, was, wo, von wo, wie oft, wie feucht, wie schmutzig und wie angenehm (oder auch nicht), doch zwischen den Zeilen versteckt sich auch häufig die eigentliche Sehnsucht.....

SUCHT sucht? Nach Mama, nach Wärme, nach Verständnis und Freundschaft.

So wohnen 3 Seelen in Leif-Lasses Brust. Der Cowboy (Macho) der Kleine (von ca. 8 Jahren) und Leif-Lasse (der sich selbst noch nicht gefunden hat). Je nachdem, welches weibliche Geschöpf nun grade welchen der 3 Anteile anspricht, agiert er auch. Von Supermacho-ich-kann-alles bis hin zum 8-jährigen Raupenfänger.

Während der Suche nach geeignetem Material bewegt sich Leif-Lasse durch/mit angeblich 117 Frauen. Kennenlernen ist kein Problem, Dank Internet und Flirtbörsen, doch die Realität holt den Suchenden spätestens dann ein, wenn ein heißer Feger sein Foto von vor 30 Jahren gepostet hat!

Ungeplant verliebt er sich eines Tages am Arbeitsplatz in ein liebes Mädchen ("sittsamer Sex"), das aber außer Leif-Lasse auch noch einen anderen liebt. Nebenher agiert eine böse Ehefrau, die ihn bereits kurz vor der Hochzeit das erste Mal betrogen hat, räumt die Konten leer, blufft, es gibt 2 supertolle Kinder, und einen Leif-Lasse, der immer weiter in der Horizontalen auf der Suche nach Miss Perfect ist.

Dabei macht er weder vor seiner Anwältin Halt, noch vor Zufallsbekanntschaften. Und sollten diese grade verhindert sein und er hat Druck auf dem Füller und nichts zum Schreiben, hat er noch seine "Reservebank" - sprich Frauen, die auf Anruf alles liegen und stehen lassen.

Man erlebt Bondage-Erlebnisse, angelesene Versuche BDSM umzusetzen, und auch als DOM versucht sich Leif-Lasse.
So heißt es an einer Stelle "richtiger Sex ist schmutzig - wenn man es richtig macht!"

Und genau das ist der Haken bei der Sache.
Manchmal mag ich nicht mehr in jedem 2. Satz die Worte F*cken, A*sch, T*tten etc. etc. lesen, sondern möchte ein bisschen mehr in die Seele dieses Menschen gucken, der sich so unerschrocken testosterongesteuert und wahllos durch sein Leben v*gelt.

An einigen Stellen kommt man ins Zweifeln, ob dieser Typ, der da so auf dicke Hose macht, wirklich DAS will, was er letztendlich fast immer bekommt. Und auf den letzten Seiten zeigt sich, dass auch er selbst genau DAS hinterfragt.

Es wäre schön, wenn der Autor noch die Chance auf ein zweites Buch bekäme, denn schreiben und unterhalten kann er!

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