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Suzanne

Bewertungen

Insgesamt 25 Bewertungen
Bewertung vom 27.02.2025
Der Gesang der Seeschwalben / Die Bücherfrauen von Listland Bd.1
Engelmann, Gabriella

Der Gesang der Seeschwalben / Die Bücherfrauen von Listland Bd.1


ausgezeichnet

Bezaubernde Familiengeschichte
Gabriella Engelmann verknüpft in ihrem Roman gekonnt die zwei Zeitebenen einer Familiengeschichte, die auf der Insel Sylt spielt.
In der Vergangenheit verliebt sich die junge Lene unsterblich in einen Feriengast. In der Gegenwart soll ihre Tochter Fenja von der Journalistin Anna für ein Projekt über Bücherfrauen interviewt werden.
Doch Fenja ist zunächst spurlos verschwunden und auf der Insel angekommen trifft Anna nur auf ihre Tochter Elisa. Gemeinsam retten sie in einem Sturm Fenjas Bücherschätze vom Dachboden und machen dabei auch noch einen erstaunlichen Fund. Bücher spielen in diesem Roman eine große Rolle, sie werden oft zitiert und die Liebe zu Büchern hat sich in der Familie weiter vererbt.
Als Anna Fenja endlich findet, bittet diese sie ihr bei der Recherche ihrer Familiengeschichte zu helfen, damit alte Wunden heilen können.
Die Autorin hat die Atmosphäre der Insel gut eingefangen und mit liebevollen Details ausgeschmückt. Da gibt es z.B. den koboldartigen Bo, den Lene immer wieder am Strand trifft und den außer ihr offenbar niemand sehen kann. Auch die Landschaft an der Nordsee ist sehr lebendig beschrieben und die Hauptpersonen in diesem Roman waren mir sofort sympathisch.
Alles in allem ein richtiges Wohlfühlbuch, das ich sehr gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 24.02.2025
Rückkehr nach Budapest
Kiss, Nikoletta

Rückkehr nach Budapest


ausgezeichnet

Verratene Liebe
Der Roman von Nikoletta Kiss ist ein Sprung zurück in die Zeit als es den Ostblock noch gab und in Kneipen noch kräftig geraucht wurde.
Die Icherzählerin Márta ist seit ihrer gemeinsamen Kindheit am Balaton  eng mit ihrer Cousine Theresa befreundet. Selbst Scheidungskind mit einem trinkenden Vater beneidet sie die Cousine um ihre heile gut situierte Familie. Sie selbst sucht Halt bei ihrem Freund Andras und flüchtet, als ihr dies nicht mehr genügt, zu Theresa nach Ostberlin.
Diese nimmt sie mit in eine Welt der Künstler und Schriftsteller in verrauchte Kneipen und heruntergekommene Wohnungen. Beide sind fasziniert von dem charismatischen Konstantin, einem regimekritischen Dichter, der sich ungern festlegt und immer zwischen mehren Frauen schwankt. Obwohl er mit Theresa zusammen ist, verfällt ihm auch Márta. Es kommt zu engen Momenten mit Konstantin, die sie aber ratlos zurücklassen. Die Beziehung zu Theresa verändert sich dadurch, bleibt aber bestehen.
Als Rahmenhandlung für den Roman dient die Beerdigung der früh verstorbenen Theresa, die Márta zum Anlass nimmt auf ihre Freundschaft zurück zu blicken. Der Autorin gelingt es sehr gut die Lebensumstände in Berlin und Budapest zu dieser Zeit lebendig und nachvollziehbar darzustellen. Sie macht uns deutlich, wie eine impulsive unüberlegte Handlung damals sehr schnell zu einem Verrat führen konnte. In das Gefühlsleben von Márta als Erzählerin konnte ich mich sehr gut hineinversetzen und ihre Verzweiflung in der Beziehung zu Konstantin und ihre ambivalenten Gefühle für Theresa verstehen. Dadurch war das Buch für mich so spannend, dass ich die 300 Seiten sehr schnell durchgelesen habe.

Bewertung vom 19.12.2024
Die Tochter der Drachenkrone
Qunaj, Sabrina

Die Tochter der Drachenkrone


ausgezeichnet

Sehr unterhaltsamer historischer Roman
Die Autorin erzählt in ihrem Roman die Geschichte von Gwenllian, einer walisischen Fürstentochter. Wir begleiten ihr Leben fast über ein Vierteljahrhundert. Die Waliser leiden unter den unterschiedlichen Machtansprüchen der Briten und Normannen. Dazu kommen Kämpfe zwischen den Brüdern Gwenllians um die Erbfolge, sie selbst ist dabei hin und hergerissen für welche Seite sie sich entscheiden soll. Dabei ist sie für eine Frau des 12.Jahrhunderts schon sehr eigenwillig und kämpft für ihre Rechte, allerdings nicht immer mit Erfolg. Durch ihre Heirat will sie ein Bündnis bilden, aber ihre Ehe wird überschattet durch Kriege und Machtkämpfe. Als Leser hofft und bangt man mit ihr um ihr persönliches Glück.
Dies alles beschreibt die Autorin so lebendig und bunt, dass man sich fast in diese Zeit hineinversetzt fühlt. Die einzelnen Figuren sind sehr gut ausgearbeitet und so anschaulich beschrieben, dass ich sie mir beim Lesen gut vorstellen konnte. Die Geschichte ist so spannend und nimmt so viele überraschende Wendungen, dass ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen konnte.
Eine klare Leseempfehlung für alle die historische Romane mit starken Frauenfiguren lieben.

Bewertung vom 28.10.2024
Die Lungenschwimmprobe
Renberg, Tore

Die Lungenschwimmprobe


sehr gut

Gut recherchiert

Der Roman von Tore Renberg beruht auf einer wahren Begebenheit. 1681 wird Anna Voigt angeklagt ihr Kind nach der Geburt getötet zu haben. Der Arzt Johannes Schreyer kann dies mit der nach ihm benannten Lungenschwimmprobe entkräften und die drohende Todesstrafe zunächst abwenden. Annas Vater bemüht den Leipziger Rechtsanwalt Christian Thomasius die Verteidigung seiner Tochter zu übernehmen. Das Gerichtsverfahren wird jedoch zu einem Politikum und zieht sich über mehrere Jahre hin.
Dies alles beschreibt der Autor ausführlich und sehr gut recherchiert auf knapp 700 Seiten und gibt dem Leser damit Einblick in die Rechtswissenschaft und Medizin zu der Zeit nach dem dreißigjährigen Krieg. Er wählt dabei einen Schreibstil, der der damaligen Zeit angepasst ist. Das fand ich beim Lesen aber durch passend. Neben Anna Voigt sind die Hauptfiguren in diesem Buch der Arzt Johannes Schreyer und der Rechtsanwalt Christian Thomasius, beides historische Persönlichkeiten, die Einfluss in ihrer Zeit hatten.
Ich fand die Schilderung des bürgerlichen Lebens in Leibzig sehr interessant, auch wenn das Buch an einigen Stellen dann doch etwas langatmig und ausufernd ist. Manche Szenen waren mir beim Lesen dann auch zu brutal, da hätte man meines Erachtens nicht so ins Detail gehen müssen.
Es ist kein Buch das man schnell liest, ich fand es aber durchweg sehr spannend in die damalige Zeit einzutauchen. Für mich ein sehr akribisch recherchierter historischer Roman der mir neue Einblicke in die Zeit kurz nach dem dreißigjährigen Krieg gegeben hat.

Bewertung vom 05.09.2024
Zwei in einem Leben
Nicholls, David

Zwei in einem Leben


ausgezeichnet

Wohlfühlbuch
Die Hauptpersonen dieses Buches sind Marnie und Michael. Marnie ist Lektorin, geschieden, Ende 30 und gesteht sich selbst ein einsam zu sein. Sie sagt gerne Termine mit Freunden ab und zieht sich immer mehr in ihr Schneckenhaus zurück. Michael ist Anfang 40, frisch getrennt und als Erdkundelehrer einigermaßen beliebt bei seinen Schülern.
Cleo, eine gemeinsame Freundin der beiden organisiert eine Wochenendwanderung mit einigen ihrer Freunde, in der Hoffnung Alleinstehende unter ihnen zusammenzubringen. Michael hat die Wanderung geplant, sie soll von Küste zu Küste gehen und die Freunde sollen ihn dabei die ersten drei Tage begleiten. Die erste Teilnehmerin erscheint erst gar nicht und der zweite Teilnehmer springt nach kurzer Zeit ab, ebenso wie Cleo selbst wenig später. Am Ende bleiben dann nur noch Marnie und Michael übrig.
Da ich selbst gern wandere, konnte ich mich gut in Marnie hineinversetzen und musste so manches Mal schmunzeln, wie sie gleich zu Beginn mit viel zu schwerem Rucksack (Abendkleid und Pumps für alle Fälle im Gepäck) die Wanderung beginnt. Steile Anstiege und Regenfälle bringen sie fast zur Verzweiflung, aber sie hält trotzdem durch und macht sich jeden Morgen wieder auf den Weg.
Gefallen hat mir wie David Nicholls mit den unterschiedlichen Charakteren spielt, Marnie ist flapsig , ironisch und schlagfertig, Michael dagegen eher wortkarg. Trotzdem kommen die beiden sich im Laufe der Wanderung dann doch näher, jeder erzählt von seinen persönlichen Problemen und gescheiterten Beziehungen in der Vergangenheit.
Mir hat der humorvolle Schreibstil von Nicholls sehr gefallen, besonders die Dialoge und das „Unterwäsche-Wrestling“ haben mich zum Schmunzeln gebracht. Aber auch ernste Themen wie Einsamkeit spricht er an. Um die Vierzig wenn man schon einige Enttäuschungen erlebt hat, ist es nicht mehr so einfach sich zu verlieben. Und so dauert es auch eine ganze Wanderung und noch etwas länger, bis die Beiden sich näher kommen.
Für mich ein Wohlfühlbuch, mit seinen kurzen Kapiteln und der vorangestellter Wanderroute für den jeweiligen Tag sehr unterhaltsam zu lesen.

Bewertung vom 30.07.2024
Reise nach Laredo
Geiger, Arno

Reise nach Laredo


ausgezeichnet

Eine melancholische Reise eines alternden Mannes zu sich selbst

Gleich zu Beginn des Buches wird uns der zurückgetretene König Karl in seinem Klosterexil vorgestellt. Arno Geiger beschreibt ihn sehr einfühlsam und geht ausführlich auf seine körperliche Hinfälligkeit und seine geistige Erschöpfung ein. Obwohl er seinen Hofstaat um sich hat und alle sich um ihn bemühen, spürt man wie machtlos und einsam er ist. Ganz im im Gegensatz dazu steht der junge Geronimo mit seiner unbekümmerten Jugend, der Karl besucht und der nicht weiß, dass er dessen illegitimes Kind ist. Der Besuch des Jungen muntert Karl auf und er schlägt ihm vor gemeinsam in der Nacht nach Laredo durchzubrennen.
So beginnt eine fantastische Reise mit vielen Überraschungen und Wendungen, es kommen weitere Personen dazu, es werden Freundschaften geschlossen und gemeinsam Gefahren überwunden. Jeder in der Gruppe wird mit seinen Stärken und Schwächen akzeptiert.
Man ist sich als Leser nicht sicher, ob die Gruppe ihr Ziel erreichen wird und das Ende war für mich dann auch etwas überraschend.
Arno Geiger beschreibt die Geschichte dieser Reise sehr sprachgewandt und bildhaft, so dass es für mich ein Vergnügen war diesen Roman zu lesen. Zudem hat er das Leben Karls und seines Sohnes Geronimo gut recherchiert und mir dadurch ein Stück Geschichte näher gebracht. Auch die teilweise fantastischen Elemente und die ausführlichen Beschreibung der einzelnen Charaktere haben mir sehr gut gefallen.

Bewertung vom 18.06.2024
Die kurze Stunde der Frauen
Gebhardt, Miriam

Die kurze Stunde der Frauen


ausgezeichnet

Interessantes Sachbuch

Miriam Gebhardt gibt uns in ihrem Buch „Die kurze Stunde der Frauen“ einen interessanten Eindruck über das Leben der Frauen und ihren Kampf um Gleichberechtigung in der Nachkriegszeit. Sie betrachtet dabei unterschiedliche Facetten des Lebens und berichtet in ihrem gut recherchiertem Buch u.a. über die Entnazifizierung, den Mythos der Trümmerfrau, erlebte Traumata und den Kampf ums tägliche Überleben.
Sie beschreibt dies an Hand vieler individueller Quellen wie Briefen und Tagebüchern sehr eindrucksvoll und erwähnt auch die Unterschiede in den Lebensentwürfen von Frauen in West- und Ostdeutschland.
Interessant war für mich auch über die vier Frauen zu lesen, die an der Entstehung des Grundgesetz beteiligt waren. Ihr Lebensweg und ihr Einfluss auf die Gesetzgebung wird in diesem Buch ebenfalls beschrieben und auch mit welchen Schwierigkeiten sie zu kämpfen hatten.
Ich fand die Lektüre sehr aufschlussreich und durch die individuellen Lebensgeschichten, die die Autorin beschreibt, auch sehr interessant zu lesen.
Eine Leseempfehlung für alle, die versuchen wollen die Lebensumstände in der Nachkriegszeit besser zu verstehen und mehr über die Entwicklung der Frauenrechte erfahren möchten.

Bewertung vom 18.06.2024
Forgotten Garden
Gosling, Sharon

Forgotten Garden


ausgezeichnet

Ein Garten heilt alte Wunden und fördert neue Freundschaften

Die Hauptperson diese Romans ist die Landschaftsarchitektin Luisa, die das Angebot erhält in einem kleinen Küstenort in England ein altes Fabrikgelände in einen Gemeinschaftsgarten umzuwandeln. Zunächst ist sie wenig motiviert, übernimmt das Projekt dann aber doch in Gedenken an ihren verstorbenen Mann, der sicherlich begeistert von dieser Idee gewesen wäre.
Bei der Besichtigung des Geländes hat sie eine Reifenpanne und lernt den Lehrer Mr. P. kennen, der neben der Arbeit noch einen Boxclub für vernachlässigte Jugendliche leitet. Einer seiner Schützlinge ist Harper, die sehr begabt ist, aber kein einfaches Leben hat. Ihr Vater hat Alkoholprobleme und sie muss sich allein um ihren jüngeren Bruder Max kümmern. Aus Geldmangel ist sie straffällig geworden und muss Sozialstunden ableisten.
Luisa trifft zunächst mit ihrem Projekt auf wenig Begeisterung bei den Anwohnern, Harper soll ihre Sozialstunden bei ihr ableisten und macht das zunächst sehr widerwillig und wortkarg. Im Boxclub erhält Luisa einen Raum als Planungsbüro und findet in Mr. P. einen Gesprächspartner und Unterstützer ihrer Ideen. So gelingt es ihr schließlich auch das Vertrauen der Anwohner zu gewinnen und sie für den Gemeinschaftsgarten zu begeistern.
Die Autorin schafft es wunderbar das Leben der drei Hauptpersonen, ihre Probleme und Schwierigkeiten lebendig und mitfühlend zu beschreiben und auch herauszustellen, was sie gemeinsam verbindet. Die Entstehung des Gartens wurde so anschaulich beschrieben, dass ich ihn mir fast bildlich vorstellen konnte. Dabei hat sie auch nicht vergessen die Schwierigkeiten zu beschreiben mit der jede ihrer Figuren zu kämpfen hat. Nicht zu vergessen, dass der Ort an dem der Gemeinschaftsgarten entstehen soll auch ein sozialer Brennpunkt mit einigen kriminellen Charakteren ist.
In diesem Buch geht es nicht nur um die Anlage eines Gartens, es geht um Gemeinschaft und die Möglichkeit neue Perspektiven im Leben zu finden. Dies alles beschreibt die Autorin mit einigen sehr spannenden und teilweise dramatischen Wendungen, sodass ich das Buch im letzten Drittel kaum noch aus der Hand legen konnte.
Eine klare Leseempfehlung nicht nur für Gartenliebhaber.

Bewertung vom 11.04.2024
Und Großvater atmete mit den Wellen
Teige, Trude

Und Großvater atmete mit den Wellen


sehr gut

In ihrem neuen Roman erzählt uns Trude Teige die Lebensgeschichte ihres Großvaters Konrad. Das Buch beginnt mit einem Vorwort der Enkeltochter Juni, die auch bereits über die Lebensgeschichte ihrer Großmutter berichtet hat. Großvater Konrad, der ihr sehr nahe steht, bringt ihr bei in Momenten der Angst oder der Traurigkeit zur Beruhigung mit den Wellen zu atmen.
Der Norweger Konrad ist während des zweiten Weltkriegs 1943 zusammen mit seinem Bruder Sverre auf einem Handelsschiff im indischen Ozean unterwegs, als sie von Japanern torpediert werden und das Schiff untergeht. Die Brüder werden getrennt und Konrad kämpft in einem Rettungsboot um sein Überleben. Er strandet auf der Insel Java und wird dort im Krankenhaus von der norwegischen Krankenschwester Sigrid gepflegt und verliebt sich in sie.
Bald schon wird Java von den Japanern kontrolliert. Die europäischen Zivilisten werden in Arbeitslager gesteckt, wo sie fast verhungern und unter der Willkür der japanischen Besatzer leiden. Ein Teil der Geschichte, der mir bis dahin nicht bekannt war.
Trude Teige hat sehr gut recherchiert wie das Leben in diesen Lagern ablief und ausführlich darüber in diesem Buch geschrieben. Auch wenn der Roman Fiktion ist, so beruht er doch auf dokumentierten Begebenheiten. Ich fand es allerdings teilweise sehr belastend zu lesen, wie die Menschen unter Krankheit, Hunger und Willkür der japanischen Besatzung leiden mussten. Das ist nicht so geeignet für zartbesaitete Gemüter.
Trude Teige hat dieses Buch gradliniger geschrieben als den ersten Band über die Großmutter, die im Regen tanzt. Abwechselnd erfahren wir hier in oft sehr kurzen Kapiteln was Sigrid und Konrad getrennt voneinander im jeweiligem Lager erleben, und wie sie um ihr Überleben kämpfen müssen. Ich habe bei der Lektüre mit den Protagonisten mitgelitten und gehofft, aber auch die Mitmenschlichkeit und Hilfe untereinander unter schwierigen Bedingungen bewundert. Der sehr lebendige Schreibstil der Autorin hat bewirkt, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Man kann diesen Roman auch gut lesen, ohne den ersten Band gelesen zu haben.

Bewertung vom 04.03.2024
Kantika
Graver, Elizabeth

Kantika


ausgezeichnet

Eine charakterstarke Frau

Kantika erzählt die Lebensreise einer charakterstarken Frau und Überlebenskünstlerin, die hart arbeitet um ihre Träume wahr werden zu lassen. Der Autorin Elisabeth Graver diente als Vorbild für diesen Roman die Lebensgeschichte ihrer Großmutter Rebecca Cohen. Ihre Geschichte ist auch die Geschichte einer Familie sephardischer Juden, die zunächst wohlhabend in der Istanbuler Oberschicht leben. Leider ist der Vater wenig geschäftstüchtig und verliert sein Unternehmen und als sich die Stimmung in den zwanziger Jahren in Europa verdüstert muss die Familie Istanbul verlassen und zieht zunächst nach Barcelona. Für Rebecca beginnt eine lange Odyssee, sie verliert ihren ersten Mann und heiratet ein zweites Mal einen Witwer mit Kind mit dem sie nach Amerika geht. Ihre Eltern und Geschwister muss sie dabei in Europa zurücklassen. In ihrem wechselhaften Leben fängt sie immer wieder von vorne an sich mit ihren Talent zum Nähen ein Geschäft aufzubauen. Sie kümmert sich um ihre 6 Kinder und fördert mit viel Geduld ihre Stieftochter Luna, die mit einer Zerebralparese zur Welt gekommen ist. In ihrem Gesang findet Rebecca ein Zuhause, sie singt seit ihrer Kindheit. Später kann sie darin Tradition, Vergangenheit und Zukunft verweben.
Der mare Verlag hat dieses Buch sehr schön gestaltet. Das Titelblatt mit der angeschlagenen Kachel ganz in Blau fällt einen sofort ins Auge. Jedes Kapitel wird mit einem schwarz-weiß Foto begonnen, das dem jeweiligen Lebensabschnitt von Rebecca oder ihrer Familie entspricht. Das macht neugierig auf die dazugehörige Geschichte.
Kantika ist ein berührendes Buch, das uns in das Leben und in die Rituale sephardischer Juden in die Zeit um 1920 einführt. Die Autorin hat eine wunderbaren bildhaften Schreibstil mit der sie die Personen und die Landschaften lebendig werden lässt. Ich habe Rebecca gerne auf ihrem Lebensweg begleitet und empfehle dieses Buch allen, die Familiengeschichten über mehrere Generationen mögen.