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MrsDarcyReveals

Bewertungen

Insgesamt 9 Bewertungen
Bewertung vom 19.11.2024
Die Lungenschwimmprobe
Renberg, Tore

Die Lungenschwimmprobe


sehr gut

Geschichten aus dem Alten Leipzig
2018 stieß Tore Renberg, einer der erfolgreichsten Schriftsteller Norwegens, durch Zufall auf Johannes Schreyer und die Lungenschwimmprobe. Sein Interesse war geweckt. Fast sechs Jahre recherchierte er fortan für den vorliegenden Roman, der ein wichtiges Zeitzeugnis mitteldeutscher Geschichte darstellt.
Die fünfzehnjährige Gutsbesitzer-Tochter Anna Voigt gebiert ein totes Kind. Es ist das Jahr 1681 und die Zeichen stehen schlecht für unverheiratete Frauen, die tote Kinder zur Welt bringen – noch dazu im stillen Kämmerlein.
Der Vorfall bleibt nicht unbemerkt und gewinnt schnell an Brisanz. Es braucht einen erfahrenen Doktor, der den Leichnam untersucht und die abscheuliche Kindsmörderin überführt. Johannes Schreyer aus Zeitz nimmt sich dieses Falles an und wagt, was bisher kaum einer vor ihm gewagt hat – er führt eine Lungenschwimmprobe durch und weist damit nach, dass Annas Kind tot zur Welt kam. Doch das 17. Jahrhundert ist düster – die Hexenverfolgungen fanden gerade erst ein jähes Ende und der Femizid war nach wie vor präsent, der Zeitgeist intolerant. Dieses medizinische Experiment, von dem der belesene Doktor Schreyer erst kürzlich erfahren hat und das selbst in Fachkreisen noch gänzlich unbekannt ist, findet wenig Anklang bei der Obrigkeit.
Zur Verteidigung der jungen Voigtin braucht es einen ambitionierten Anwalt - Christian Thomasius aus Leipzig. Was auf den ersten Blick wie ein klarer Fall erscheinen mag, wird sich über Jahre hinziehen und den Zorn der Obrigkeit entfesseln.
„Die Lungenschwimmprobe“ ist harte Kost – sie verlangt ihren Leserinnen und Lesern einiges an Geduld ab – doch die wird belohnt.
Renberg scheint sich im Verlauf des Buches in Belanglosigkeiten zu verirren, doch nach etwa 200 Seiten wird deutlich, wie akribisch er für diese Geschichte recherchiert hat und dass er mit seinen Ausführlichkeiten eben nicht nur einen historischen Roman zum Fall Anna Voigt vorlegt, sondern viel mehr ein unglaublich wichtiges und interessantes Zeitdokument des barocken Leipzig. Kenner der Stadt werden schon alleine schon wegen der ausführlichen Beschreibungen ihnen wohlbekannter Orte der Innenstadt ihre helle Freude haben.
Man geht aus diesem Buch zweifellos klüger hervor, mit einem völlig neuen Blick auf die Welt.
Eine wertvolle Leseempfehlung!

Bewertung vom 10.11.2024
Strong Female Character
Brady, Fern

Strong Female Character


sehr gut

Authentischer Bericht einer lange missverstandenen jungen Frau
„Strong Female Character“ ist die authentische und aufrichtige Autobiografie der schottischen Stand-up-Comedienne, Podcasterin und Schriftstellerin Fern Brady.

Fern bekam erst mit 34 Jahren ihre offizielle Diagnose als Asperger-Autistin. Ihr Leben bis dahin war geprägt von Gewalt und Gewaltausbrüchen, von Ablehnung und Unverständnis.
Sie rechnet in diesem Buch mit ihrer eigenen Vergangenheit ab und klärt dabei schonungslos über die inneren Mechanismen von Asperger-Autismus auf. Das kann für Menschen, die sich nicht im Autismus-Spektrum bewegen, äußerst abstoßend wirken.
Sicher ist, dass dieses Buch polarisieren wird – ebenso wie Autisten polarisieren, weil es in der Bevölkerung noch zu wenig Verständnis dafür gibt.

Für nicht diagnostizierte Menschen, hier vor allem Frauen, dürfte dieses Buch jedoch ein Befreiungsschlag sein. Fern spricht aus, was man „nicht laut sagt“.
Nicht diagnostizierte Menschen lehnen sich selbst oft für ihre Verhalten- und Denkmuster ab, weil sie vom Außen oft Ablehnung und Unverständnis für ihr Wesen erfahren haben – und weil sie sich oft selbst nicht verstehen. Hier allerdings könnte der ein oder andere endlich ein gewisses Verständnis für sich selbst entdecken und den Mut finden, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Ein extrem persönliches, aufrichtiges Buch - lesenswert!

Bewertung vom 03.11.2024
Als wir im Schnee Blumen pflückten
Harnesk, Tina

Als wir im Schnee Blumen pflückten


ausgezeichnet

Diese Geschichte lässt Herzwurzeln wachsen

Das Debüt der schwedischen Schriftstellerin Tina Harnesk, die selbst samische Wurzeln hat, ist so viel mehr als nur ein Roman.
Verwoben mit Begebenheiten ihrer eigenen Familiengeschichte erzählt Harnesk in „Als wir im Schnee Blumen pflückten“ die Geschichte des fiktiven alten Sami-Ehepaares Mariddja und Biera.
Beide am Ende ihres Lebens angelangt, stellen sie sich des dunkelsten Kapitels ihres Lebens. Und das ist nicht die Vertreibung aus der Heimat, als Landesgrenzen gezogen und Land zu Besitz und Eigentum erklärt oder große Ungerechtigkeit an der samischen Bevölkerung verübt wurden – es ist der Verlust ihres Neffen Heaika-Joná, den sie wie einen Sohn umsorgt und geliebt haben und der ihnen eines Tages von seiner eigenen Mutter entrissen wurde.

Die Geschichte spielt in der Gegenwart und wird fortlaufend aus verschiedenen Perspektiven erzählt. In Rückblicken erfährt man ganz allmählich die Zusammenhänge und vor allem Beweggründe aller Protagonisten.
Das Buch handelt von Herzwurzeln, Heimat und Vertreibung. Vom Lauf des Lebens und seinen harten Prüfungen. Ein Buch, so schmerzlich schön, dass man es nicht mal eben so weglesen kann. Die Geschichte will tief in ihre Leser einsinken, wie die Schneeschmelze nach einem harten, langen, dunklen Winter in die sich erwärmende Erde einsinken und sie fruchtbar machen will.
Es gibt dutzende Sätze, die in ihrer Schönheit so formvollendet sind, dass man sie am liebsten kosten, schmecken und inhalieren möchte. Kurze Ausflüge in die samische Gedankenwelt lassen den Leser immer wieder innehalten, um simple Wahrheiten in ihrer Tiefe wirken zu lassen.

Einzig der deutsche Titel von “Folk som sår i snö“ ist wohl ein wenig misslungen. Zwar erregt „Als wir im Schnee Blumen pflückten“ zweifellos Aufmerksamkeit, dennoch impliziert der Titel nicht das, was die Autorin ursprünglich damit ausdrücken wollte.

„Als wir im Schnee Blumen pflückten“ ist insgesamt dennoch etwas ganz Besonderes und entzieht sich deshalb konventioneller Bewertungsrichtlinien. Die ganze Geschichte wirkt auf einer viel tieferen Ebene als der des Verstandes. Mag sie auch an manchen Stellen etwas langatmig sein – sie lässt Herzwurzeln wachsen, und das ist eben pure Magie!

Bewertung vom 02.11.2024
Midsummer House
Lucas, Rachael

Midsummer House


sehr gut

Verliebt in den schottischen Highlands

„Midsummer House“ ist der Abschlussband der Reihe „Das Erbe von Applemore“.
Ich muss gestehen, dass mir das leider nicht bewusst war, als ich das Buch begonnen habe zu lesen. Die zwei vorhergehenden Bücher sind mit demnach unbekannt. Ich hatte dennoch keinerlei Schwierigkeiten mich in die Geschichte einzufinden.

Was mich dazu bewogen hat, das Buch zu lesen, war in erster Linie dieses bezaubernde Cover. Ich finde es ganz außerordentlich hübsch. Und die ersten zwanzig Seiten versprachen eine romantische, witzige, und prickelnde Geschichte. Tatsächlich lässt „Midsummer House“ auch eine große Portion Fernweh aufkommen. Die Landschaftsbeschreibungen sind idyllisch, die Protagonisten allesamt sympathisch.
Trotzdem war die Geschichte für mich einen Hauch zu konstruiert, zu friedvoll trotz der Schicksalsschläge. Der Schreibstil ist nett, aber nicht überragend - was vielleicht auch an der Übersetzung liegt.

Unterm Strich ist der Abschlussband der Applemore-Reihe eine nette Geschichte für zwischendurch. Mich konnte Rachael Lucas dennoch nicht ganz überzeugen. Ich empfehle es trotzdem gerne weiter.
Schottland und der Zauber aufkeimender Liebe machen dieses Buch zu einem netten Schmöker.

Bewertung vom 02.11.2024
Tee auf Windsor Castle
Parker, Claire

Tee auf Windsor Castle


ausgezeichnet

Nette kurze Geschichte, gespickt mit Lebensweisheiten und einer fast unerwarteten Wendung zum Schluss

Der Zufall will es, dass sich Kate bei einer Führung auf Windsor Castle verläuft und in der Teeküche einer netten alten Dame landet. Betty, wie sich selbst vorstellt, serviert erst einmal eine Tasse Tee. Die beiden kommen ins Gespräch, die Stunden fließen nur so dahin. Und da sich die beiden ungleichen Frauen so sympathisch sind, verbringen sie noch einige Zeit miteinander.
Gespickt mit allerlei Lebensweisheiten der betagten Betty, ist diese Geschichte ein netter Zeitvertreib und erinnert irgendwie an „Das Cafe am Rande der Welt“ – nur eben auf britisch.
Die Aufmachung des Buches ist wunderhübsch. Ich kann es mir als nettes Gastgeschenk für Fans der Royals vorstellen. Das Buchregal wertet es mit seiner Goldprägung jedenfalls sehr auf.
Unterm Strich ist dieser Roman eine nette Geschichte, aber dennoch nicht so hinreißend, wie ich erwartet hätte.
Und Spoilerwarnung:
Das Zitat auf dem hinteren Buchdeckel fällt unter „Spoiler“ und ist in meinen Augen leider unangemessen.

Bewertung vom 02.11.2024
Tage einer Hexe
Dimova, Genoveva

Tage einer Hexe


weniger gut

Ein Buch voller Ungereimtheiten

In „Tage einer Hexe“ entführt die in Bulgarien geborene Schriftstellerin Genoveva Dimova ihre Leserinnen und Leser in eine Welt voller Hexen, Monster und dunkler Magie. Geteilt durch eine Mauer, bilden die Städte Chernograd und Belograd die Schauplätze dieser Geschichte.
Die Handlung beginnt in der Neujahrsnacht in Chernograd, dem Beginn der zwölf sogenannten „Schmutzigen Tage“. Die Handlung des Buches erstreckt sich über besagten Zeitraum.

Obgleich der Beginn des Buches sehr plastisch beschrieben wird, fällt es dennoch schwer, sich in dieser fantastisch konstruierten Welt zurechtzufinden, weil es viele Ungereimtheiten gibt.

Dimova zeichnet ein düsteres Bild von Chernograd, das von Armut, dunklen Gestalten und Monstern gebrandmarkt ist. Die Abwesenheit von Farben erzeugt eine gewisse Trostlosigkeit. Im Gegensatz dazu scheinen die Menschen im schillernd bunten Belograd fern der Armut zu leben, was wohl vor allem Korruption und fragwürdigen finanziellen Einnahmequellen geschuldet ist. Die Einwohner Belograds sind stolz auf ihre Mauer, die sie von der Düsternis Chernograds separiert. Das hindert sie aber offenbar nicht daran, Waren von der anderen Seite der Mauer zu schmuggeln. Seien es Magie, Kosmetika, Medikamente – die Belograder scheinen ganz verrückt nach Erzeugnissen der anderen Seite zu sein.

Enervierende Ungereimtheiten gleich zu Beginn:
Chernograd ist düster, farblos, kalt, es ist tiefster Winter in dieser Neujahrsnacht - Armut, Angst und Trostlosigkeit überall.
Als es Kosara gelingt, auf S. 37 mit verbundenen Augen über die Mauer nach Belograd zu kommen, steht da folgendes geschrieben: „Eine warme Brise blies ihr ins Gesicht. Es roch nach fremden Gewürzen und exotischen Blumen, nach fernen Winden und nach salzigem Meer.“ Man möchte meinen, in Belograd herrschen mildere Temperaturen als im kalten, trostlosen Chernograd. Doch nur 5 Seiten weiter zittert Kosara vor Kälte.
Auf S. 107 riecht es nach frisch gemähtem Gras und nahendem Regen – auf S. 125 tanzen Schneeflocken durch den Wind. Von aufwendigem Worldbuilding kann also keine Rede sein.
Es ließen sich etliche weitere solcher Widersprüchlichkeiten aufzählen – das würde diese Rezension aber sprengen.

Der Erzählstil ist nicht ausgereift – wobei sich ganz klar feststellen lässt, dass dies dem Übersetzungsduo Wieland Freund und Andrea Wandel geschuldet ist. Ganze Absätze schillern nur so vor Wortmagie – in anderen werden die Worte irgendwie sperrig, schlimmer noch – es wird Umgangssprache angewandt. Sätze wie „Warum bist du wirklich über die Mauer?“ (S. 67) mindern die Qualität der Geschichte. Wohingegen sich der Sinn von Sätzen wie „Wobei – wenn Sie jetzt so drüber nachdachte, hatte er mit dem Lassen-Sie-die-Hände ein bisschen überzogen.“ (S. 123) auch nach mehrmaligem Lesen nicht erschließt.

Optisch macht die Erstauflage von „Tage einer Hexe“ zweifelsohne eine Menge her. Schutzumschlag, Farbschnitt und Kapitalband sind ganz hervorragend aufeinander abgestimmt. Offenbar schenkt das Verlagswesen der Optik eines Buches heute mehr Aufmerksamkeit als dem Inhalt.

Wer einen Eyecatcher für sein Bücherregal braucht, dem sei dieses Buch wärmstens empfohlen. Wer Ausschau hält nach unterhaltsamer Lektüre, der suche bitte weiter.

Bewertung vom 02.11.2024
Spellshop
Durst, Sarah Beth

Spellshop


sehr gut

Ein Buch wie warmer Sommerregen

Die amerikanische Schriftstellerin Sarah Beth Durst hat fast 25 Fantasy-Bücher geschrieben, doch nur ein Bruchteil davon wurde ins Deutsche übersetzt. Bisher von der deutschen Leserschaft wenig beachtet, dürfte „Spellshop“ allein schon wegen seines bezaubernden Covers Aufsehen erregen und den Weg zu weiteren Übersetzungen ebnen.

Kiela ist Bibliothekarin in der großen Stadt Alyssium. Als die von der Rebellion ausgelösten Unruhen größer werden und auch die Bibliothek irgendwann in Flammen steht, flüchtet sie gemeinsam mit ihrem sprechenden Spinnenkraut Caz und einem Boot hinaus auf die offene See. An Bord sind außerdem unzählige bibliothekseigene Zauberbücher voller arkanem Wissen. Die Flüchtigen segeln zu Kielas Geburtsort – der entlegenen Insel Caltrey – wo sie Quartier im alten Cottage ihrer Eltern beziehen. Hier beginnt nun für Kiela ein Leben, um das sie niemals gebeten hätte.

Insgesamt ist „Spellshop“ der Inbegriff von Cozy Fantasy.
Verträumt und entschleunigend plätschert die Geschichte vor sich hin. Zweifellos sehnt man sich während der Lektüre nach einer beschaulichen Insel wie dieser – weit entfernt vom Chaos einer rebellierenden Gesellschaft.
Trotz all der Gemütlichkeit werden metaphorisch auch ernsthaftere Themen angesprochen: Machtmissbrauch und Klimawandel. Das macht die Geschichte umso erbaulicher.

Einen Punkt Abzug gibt es für die fast schon erzwungene Political Correctness, die insbesondere im letzten Drittel des Buches immer wieder kurz angeschnitten wird.
Politischer Machtmissbrauch und Klimawandel schienen der Autorin wohl irgendwann nicht mehr zu reichen. Es mussten dann außerdem noch Themen wie Homosexualität und Genderneutralität angesprochen werden, was letztlich doch ein wenig zu ambitioniert war.
Hier wäre es wünschenswert gewesen, derart wichtige Themen nicht nur anzuschneiden, sondern sie entweder zu vertiefen oder ganz wegzulassen, um sie für ein anderes Buch aufzusparen. Das breite Themenspektrum war in diesem Fall tatsächlich ein wenig unangebracht.

Zu empfehlen ist „Spellshop“ für jeden, dem der Sinn nach Alltagsflucht steht.
Man findet sich leicht in der Geschichte zurecht, was nicht zuletzt der fabelhaften Übersetzerin Aimée de Bruyn Ouboter geschuldet ist.

Bewertung vom 24.06.2024
In den Farben des Dunkels
Whitaker, Chris

In den Farben des Dunkels


ausgezeichnet

Fehler sind oft nur Umwege, die dir in Erinnerung rufen, welchen Weg du gehen willst. S. 290

"In den Farben des Dunkels" ist mein erstes Buch von Chris Whitaker. Ich wusste offen gestanden nicht so recht, worauf ich mich bei diesem Werk einlasse. Das Cover sprach mich keinesfalls an. Vorlage dazu bildete das Cover der englischen Originalausgabe und ich stellte mir ernsthaft die Frage, weshalb ein Buch mit dem Titel „In den Farben des Dunkels“ vorwiegend in Weiß gehalten wird. Bis mir dämmerte: In Weiß sind alle Farben vereint. Und das wiederum wurde der Poesie Whitakers hinreichend gerecht.

Die Zeitspanne der Handlung erstreckt sich über 30 Jahre. Ein 600-Seiten starkes Buch schreckt mich für gewöhnlich ab. Jedoch konnte mich die Leseprobe auf ganzer Linie überzeugen. Der Autor hat eine unglaublich wortgewaltige und bildhafte Sprache. Es ist, als höre man die Zikaden zirpen, spüre die Kühle, die der Sonnenuntergang mit sich bringt oder schmecke den süßesten Honig der Welt auf frisch gebackenem Maisbrot.

Über die Handlung werde ich kein Worte verlieren. Kein Wortschatz dieser Welt vermag in wenigen Sätzen diese gigantische Geschichte zu komprimieren. Beim Lesen war ich abwechselnd hingerissen, entsetzt, mitfühlend, voll der Trauer, ruhelos. Nur wenige Tage verbrachte ich mit Patch und Saint. Sah sie aufwachsen, scheitern, irren, lieben und fallen. Es war, als hätte mein eigenes Leben für wenige Tage still gestanden, weil ihres so tausend Mal lebendiger erschien. Conny Lösch, die Übersetzerin des Buches, hat einen unglaublichen Job gemacht. Die Tiefe dieser Geschichte so reich und wortgewaltig in eine andere Sprache zu transportieren, war sicherlich kein leichter Job. Und doch ist es ihr über die Maßen gelungen.

Dieses Buch vereint in sich so viele Themen, dass es keinem Genre zuordnen lässt. Die Farben des Dunkels ist ein Thriller, eine Liebesgeschichte, ein Familienroman, eine Abenteuergeschichte, ein Gesellschaftsroman. Es geht um die Gegensätze des Lebens, die Abgründe des Menschen. Dieses Buch ist all das und doch nichts davon.

Ich bleibe als Leserin gerührt und atemlos zurück und empfehle es gerne weiter.

Bewertung vom 01.06.2024
Sepia und das Erwachen der Tintenmagie / Sepia Bd.1
Bell, Theresa

Sepia und das Erwachen der Tintenmagie / Sepia Bd.1


ausgezeichnet

»Flohall erwartet dich!«
Diesen Satz schrieb Aelius Atramento, genannt Silbersilbe, der Meister der Buchdruckerkunst in einem Brief an Sepia. Die zwölfjährige Waise macht sich auf den beschwerlichen Weg nach Flohall, um bei Silbersilbe in die Lehre zu gehen - nicht ahnend, welches Abenteuer ihr dort bevorsteht. Gemeinsam mit ihren Freunden Niki und Sanzio erkundet sie nicht nur die magische Stadt Flohall, sie gerät auch zwischen die Fronten von Gut und Böse und kommt ihrer eigenen Herkunft auf die Schliche.

Menschen jeden Alters, die Bücher lieben, werden in diesem Buch ein wahres Zuhause finden. Meine Ausflüge nach Flohall nahmen mich derart in Anspruch, dass ich die Welt um mich herum vergaß. Ich bekam einfach nicht genug von den ausführlichen Beschreibungen der Märkte, Tavernen, Bibliotheken und magischen Bücher. Obwohl ich mittlerweile selten Fantasy lese, musste ich bei dieser Geschichte einfach zugreifen.

Kurze Kapitel und große Schrift machen dieses Buch zu einem absoluten Pageturner. Die Illustrationen von Eva Schöffmann-Davidov verleihen der Geschichte zusätzlichen Zauber.
Einen halben Stern Abzug gibt es für das Cover. Ich empfinde es als zu überladen und es spiegelt die wohlige Wärme und Gemütlichkeit, die Flohall im Großteil des Buches ausstrahlt, keinesfalls wider. Dieses Buch war in meinem Fall kein Coverkauf, verlockt hat mich hier der Klappentext, der sein Versprechen eindeutig gehalten hat.