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Lara89
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Münster
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Geschichten sind das Größte

Bewertungen

Insgesamt 91 Bewertungen
Bewertung vom 30.06.2024
I walk between the Raindrops. Storys (deutschsprachige Ausgabe)
Boyle, T. C.

I walk between the Raindrops. Storys (deutschsprachige Ausgabe)


ausgezeichnet

Meisterlich
Die Geschichten wurden fast alle schon in amerikanischen Zeitschriften veröffentlicht, hier nun in deutscher Übersetzung. Boyle ist ein begnadeter Autor. Er erfreut im Lesefluss immer wieder mit überraschenden Sichtweisen und Formulierungen, bei denen man noch einmal genau hinschaut.
Eigentlich schreibt Boyl historische Romane, gern über berühmte Persönlichkeiten. Aber das sind wir eigentlich alle – berühmte, und bald historische Persönlichkeiten. Denn Boyles Lieblingsthemen sind die Zerstörung unserer Umwelt, der Klimawandel und unsere Distanz zur Natur, die wir doch lieben. Wir, die wir Geschichten wie diese lesen, spüren nur entfernte Auswirkungen des Elends, das unsere Lebensweise verursacht. Wie Regentropfen, die im Titel vorbeifallen, treffen uns diese Katastrophen nicht.
In den Geschichten geschehen Dinge, für die niemand wirklich etwas kann, und die trotzdem schräg und verrückt sind – und oftmals sehr schmerzhaft. Aber manchmal können wir wenigstens einen Hund retten.

Bewertung vom 20.06.2024
Das Dorf der acht Gräber / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.3
Yokomizo, Seishi

Das Dorf der acht Gräber / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.3


ausgezeichnet

Der Sohn des Mörders
Seishi Yokomizo (1902-1981) ist ein bekannter japanischer Autor zahlreicher Kriminalromane.
Die Vorgeschichte, die im Klappentext erwähnt ist, handelt von acht Samurai, die hier getötet wurden. Die zweite Vorgeschichte schildert unfassbares Leid und schwer erträglichen Frauenhass.
Tatsuya lebt und arbeitet in Kobe, einer japanischen Großstadt. Er ist ohne Vater aufgewachsen, und seine Mutter verstarb früh. Nun erhält er die Nachricht, er habe in einem abgelegenen Dorf ein größeres Erbe gemacht. Er reist nach Acht Gräber, lernt mehr über seine Familiengeschichte und plötzlich geschehen Morde in seiner Umgebung.
Tatsuya selbst ist der Erzähler dieses spannenden Gruselkrimis. Er ist ein unschuldiges Kind, das versehentlich in eine furchtbare Geschichte hineingestolpert ist – seine eigene Familiengeschichte. Aus der Großstadt kommend und nicht grade wohlhabend, ist er plötzlich ein Familienoberhaupt in einer sehr traditionellen, dörflichen Gemeinschaft. Und dann geschehen Morde. Hat der Mörder es auch auf ihn abgesehen?
Die Geschichte ist fesselnd geschrieben. Stück für Stück und Mord für Mord wird man tiefer hinein geführt und fragte sich, gemeinsam mit der Hauptperson, was denn nun dahinter steckt. Der Ermittler Kosuke Kundaichi, der in zahlreichen Kriminalgeschichten des Autors auftritt, ist hier nur eine Nebenfigur. Doch er ist derjenige, der zum Schluss alles aufklärt.
Hilfreich ist das Personenverzeichnis, besonders wegen der japanischen Namen. Ein Glossar gibt es auch.
Für Krimifans ein Muss! Für alle anderen eine spannende Geschichte aus einer fremden Kultur, deren Aufbau an die Kriminalromane von Agatha Christie und Arthur Conan Doyle erinnert.

Bewertung vom 27.05.2024
Im wechselnden Licht der Jahre
Liehr, Tom

Im wechselnden Licht der Jahre


sehr gut

Plötzlich sechzig
Der Autor ist bereits durch mehrere Romane bekannt geworden. Hier schreibt er über das Altern und über seine Generation.
Alexander wächst in Westberlin auf und erlebt dort Schulzeit und Studium. Jahre später hat er ein Haus und eine Familie, und er und nähert sich seinem sechzigsten Geburtstag.
Der Rückblick in die Zeit von Alexanders Kindheit weckt nolstalgische Gefühle. Auch wer wie dieser in den achtziger Jahren in Westberlin war, kann sich hier gut zurück träumen. Aber Nostalgie ist nicht direkt das Thema des Buches, es geht vielmehr um das Lebensgefühl in unserer heutigen Gesellschaft, in der Mittelschicht.
Die Bilder aus der Gesellschaft, der von heute und der aus den Siebzigern und Achtzigern, sind zutreffend und amüsant gezeichnet. Man hat den Eindruck, die Leute regen sich über Belanglosigkeiten und Irrtümer auf, wenn zum Beispiel eine offensichtlich weiße Frau sich aufgrund einer vermuteten Verwandtschaft als POC bezeichnet – als Person of Colour. Dazu passt, dass das Thema des Alterns nur sehr abstrakt behandelt wird, denn Alexander ist kerngesund. Als er einen gebrechlichen Achtzigjährigen trifft, den er von früher kennt, ahnen wir, dass es vielleicht für den Fast-Sechzigjährigen doch nicht so ein großes Problem ist.
Überhaupt ist Alexander ziemlich naiv. Es fehlt ihm an Energie, und der Aspekt Revolte, der in dieser Generation stark war, fehlt ihm auch. Er hatte eine Menge Glück im Leben, unter anderem seine Ehefrau. Diese bleibt leider etwas blass.
Der Stil ist sehr angenehm zu lesen. Der Autor kann auch mal mit langen Sätzen fesseln. Das macht das Lesen abwechslungsreich. Die Erzählweise ist sonst eher gemächlich, es gibt aber spannende Höhepunkte. Insgesamt ist dies ein recht unterhaltsamer Roman ohne größeren Anspruch, der besondes den lesenden Babyboomern Spaß machen dürfte.

Bewertung vom 22.05.2024
Bonjour Agneta
Hamberg, Emma

Bonjour Agneta


ausgezeichnet

Zwischen Prunk und praktisch
Agneta sitzt im Keller ihres Hauses und futtert heimlich leckeres Toastbrot mit Butter und Marmelade. Sie ist Anfang fünfzig, ihr Ehemann ist ein Sport- und Gesundheitsjunkie und ihre Kinder sind längst ausgezogen. Ihre Lieblingsbeschäftigung sind Kreuzworträtsel. Plötzlich trifft sie eine verrückte Entscheidung, und damit beginnt eine bezaubernde Entpuppungsgeschichte.
Die Protagonistin war mir von Anfang an sympathisch. Sie hat Humor, sie redet mit sich selber, ihre Probleme sind begreiflich, aber ihre Handlungen sind es nicht. Sie ist schräg, sie ist seltsam, und sie ist wie du und ich. Das ist die Persönlichkeit, die sich hier entfaltet.
Das Geschehen wird komplett aus Sicht der Protagonistin beschrieben. Es passieren vollkommen unvorhersehbare Dinge, was im Gegensatz zu Agnetas normalem Leben steht. Es wird genüsslich gegessen und getrunken, so dass beim Lesen Appetit aufkommt. Der Stil ist nicht nur flüssig und gut zu lesen, sondern auch sehr anschaulich, ohne langwierige Beschreibungen. Man kann sich gut vorstellen, wo die Heldin da hingeraten ist. Und man fühlt mit ihr – man schmunzelt, schüttelt den Kopf und freut sich dann mit ihr.
Ich habe dieses Buch verschlungen, obwohl ich anfangs nur kurz reingucken wollte. Doch Agneta hat mich neugierig gemacht und die ganze Geschichte hindurch gefesselt. Deshalb volle Punktzahl.

Bewertung vom 17.05.2024
Einfach gesund schlafen
Amann-Jennson, Günther W.

Einfach gesund schlafen


gut

Schlaftipps aus der Forschung
Der Autor ist Schlafpsychologe und seit vierzig Jahren als Schlafforscher tätig. Hier stellt er sein ganzheitliches Konzept für bioenergetischen Schlaf, SAMINA, vor.
Guter Schlaf lässt sich nicht erzwingen. Es gibt viele Aspekte, die dabei eine Rolle spielen. Das können körperliche Voraussetzungen sein, eine psychologische Disposition, aber auch die Bedingungen in der Umgebung des Schlafenden. Klar ist nur, dass genügend Schlaf für ein gesundes Leben zwingend notwendig ist.
Schwerpunkt des Buches ist die Schilderung wissenschaftlicher Zusammenhänge. Die sind interessant, aber nicht immer leicht zu verstehen. Das vorgestellte ganzheitliche Schlafkonzept ist eine kostspielige Angelegenheit: Wer einen fünfstelligen Betrag auszugeben bereit ist, um besser zu schlafen, findet hier die Gründe, warum etwa ein schräg stehendes Bett sinnvoll ist, eine Erdungsmatte und viel Schafwolle. Um das Bett, das man hat, schräg genug zu stellen, müsste man das Kopfende um 17 cm erhöhen.
Konkrete Tipps und Anregungen, die man wirklich leicht umsetzen könnte, gibt es nur wenige.

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Bewertung vom 10.05.2024
The April Story - Ein wirklich erstaunliches Ding
Green, Hank

The April Story - Ein wirklich erstaunliches Ding


sehr gut

Wer sind die denn?
Fesselnde Rätselgeschichte in der Welt der sozialen Medien
Mitten in New York steht plötzlich eine drei Meter hohe Roboterskulptur. April May ist beeindruckt und dreht schnell ein Video davon, für ihre Internetpräsenz. Als an vielen anderen Orten der Welt ebensolche Statuen auftauchen, beginnt ein Social-Media-Hype, an dessen Spitze sich April May setzt. Ein weltweites Rätselraten beginnt. Was hat es auf sich mit diesen Skulpturen?
Die Geschichte ist spannend und überrascht immer wieder. Zeitweilig erinnert sie an Computerspiele, in denen jedes Rätsels Lösung eine neue Aufgabe mit sich bringt. Damit steigt die Spannung immer weiter, immer neues Spezialwissen wird gebraucht, immer mehr Menschen machen mit. Es liest sich sehr fesselnd.
Marketing, Fernsehen und der öffentliche Blick – wie fühlt es sich an, berühmt zu sein? April ist nicht unsympathisch, obwohl sie ihre Fehler hat. Sie ist eine ganz normale junge Frau, Künstlerin in New York, mit Studienabschluss in Produktdesign und Fachkenntnissen in Marketing. Man kann ihr gut folgen.
Ein Social-Media-Abenteuer. Vielleicht auch ein Science Fiction? Oder gar eine Sozialkritik? Jedenfalls ist dies eine ziemlich abgedrehte Geschichte, die sich flüssig liest und die bis zum Schluss Überraschungen bereit hält.

Bewertung vom 06.05.2024
Strom - Das dunkle Erwachen
Hill, Robin

Strom - Das dunkle Erwachen


ausgezeichnet

Was bleibt, ist Rassismus
Fioras Dorf liegt inmitten einer felsigen Gegend und besitzt weder Strom noch fließendes Wasser. Da sie dunkle Haut hat, ist sie eine Außenseiterin. In Einschüben lernen wir die Götter dieser Welt kennen. Es sind künstliche Menschen, Roboter mit eigenem Willen und eigenem Bewusstsein. Sie suchen nach –Bedeutung. Und nach Gefühlen.
Vielleicht war diese Welt – Terramea – ja einmal wie unsere. Früher gab es dort Fabriken, es gab Maschinen und selbstverständlich auch elektrischen Strom. Doch irgendwann entwickelten die Maschinen ein eigenes Bewusstsein. Und übernahmen. Man weiß es nicht. Es steht auch nicht die Diskussion über KI im Mittelpunkt.
Sondern die Geschichte, die Welt und ihre Wesen. Das ist toll erzählt, man gleitet förmlich hinein und folgt Fiora auf ihrem Leidensweg und ihrer Wanderung durch das öde Land bis in die Städte, ans Meer und in den Himmel. Sie entwickelt sich von einer verwirrten, kleinen Halbschwester zu einer Anführerin, die genau weiß, was es heißt, in dieser Welt ein Mensch zu sein. Und sie entdeckt ungeahnte Kräfte in sich.
Ob wir es hier mit Fantasy oder Science Fiction zu tun haben, ist unklar. Es kommen magische Wesen vor, aber auch sehr viel Technik. Einiges, was eigentlich Technik ist, wirkt wie Magie. Aber das muss den Widerstandskämpfern schließlich auch egal sein. Und für uns Lesende ist eine tolle Geschichte entstanden, die man verschlingen kann. Aber man muss aufmerksam bleiben, denn die Zusammenhänge sind nicht immer leicht zu verstehen.

Bewertung vom 26.04.2024
Das Fenster zur Welt
Winman, Sarah

Das Fenster zur Welt


gut

Wie das Leben so spielt
Die Geschichte beginnt in Florenz, dem Zentrum der Renaissance-Kunst. Im Jahr 1944 wird das faschistische Italien von den Aliierten eingenommen. Ulysses ist britischer Soldat, Evelyn eine erfahrene Kunsthistorikerin, die beim Bergen der Renaissance-Schätze helfen soll. Ihre beiden Lebensgeschichten verlaufen in den folgenden Jahrzehnten wie Schleifenwege umeinander herum und zeitweilig auch parallel.
„Warum hast du niemanden, Uly? Ist es wegen Peggy?‟ - „Nicht mehr. Wir hatten unsere Momente, und Momente gehen vorüber. Lerne, sie zu nutzen, Alys.‟
Wir folgen einer Wahlfamilie, die sich um Ulysses zusammen findet. Es sind Menschen aus London und Florenz, die einander etwas bedeuten, auch wenn sie nicht blutsverwandt sind. Ulysses war mir hier wesentlich sympathischer als die Kunstkriterin Evelyn, deren Arroganz mir anfänglich ziemlich auf die Nerven ging. Man versteht sie besser, wenn man weiter liest. Insgesamt erschienen mir die Menschen im Roman allzu harmonisch. Man kennt sich, man schätzt einander, die Jahre vergehen und man wird älter. Naturkatastrophen und Kriege passieren, aber schwere Konflikte kommen nicht vor. Nur Peggy zeigt immer wieder Unerwartetes. Glücklich ist sie nicht damit, aber sie wäre eine interessantere Hauptfigur gewesen.
So richtig fesselnd wird das Buch nirgends. Die Geschichte plätschert durch die Jahrzehnte, gelegentlich unterbrochen von Weisheit. Viele Seiten lang geht es um das Leben, um Bilder voll Schönheit und Poesie, und um Florenz. Das ist nicht besonders aufregend, aber auch nicht langweilig. Ein Roman für nebenbei.

Bewertung vom 08.04.2024
Lebensfreude
Corssen, Jens;Ehrenschwendner, Stephanie

Lebensfreude


sehr gut

Ratgeber für mehr Lebensfreude
Was macht Lebensfreude aus und wie findet man sie? Fünf Personen, die verschiedener kaum sein könnten und einander noch nie gesehen haben, machen sich als Selbsthilfegruppe auf die Reise, um das herauszufinden.
Der Psychologe und Coach Jens Corsson stellt hier, gemeinsam mit der Wissenschaftsjournalistin und Sachbuchautorin Stephanie Ehrenschwendner, in Romanform die Idee des „Freude-Kreis‟ vor. Solche Gruppen entstehen gerade vielerorts in Deutschland, Österreich und in der Schweiz. In Form von Einschüben gibt er Anregungen und nennt er Leitsätze, die dabei helfen können.
Jedes Treffen der Gruppe wird mit einer neuen Erfahrung verbunden. Einmal geht es zum Eisbaden, mitten im Winter. Ein anderes Mal spielen sie eine Kunstperformance nach, bei der es darum geht, nichts sehend und hörend mit einander zu agieren. Diese Aktionen basieren auf den Ideen der Teilnehmenden und haben das Ziel, besondere und bereichernde Erfahrungen zu machen.
Wir folgen jeder einzelnen der Personen bis in ihre Gedanken und in ihre Selbstwahrnehmung hinein. Sie sind nahbar, man kann sich ihre Befindlichkeiten gut vorstellen. Schritt für Schritt erleben wir im Laufe einiger Monate ihre Entwicklung mit.
Es ist ermutigend zu erleben, dass das geht: mehr Lebensqulität empfinden, indem man im Alltag einige wenige Sachen ausprobiert und ändert.
Die eigene Haltung ist entscheidend, das ist eine zentrale Aussage des Buches. Mit dem, was wir denken und was wir über uns denken, erschaffen wir unsere Wahrnehmung und unsere Welt. Wenn wir an unserem Denken etwas ändern, ändert sich auch unsere Wahrnehmung, unsere Welt und unsere Zufriedenheit. Hier erleben wir beispielhaft, wie es gehen kann.
Wer sich selbst die Frage stellt, ob und wie man mehr Freude im eigenen Leben haben kann, findet hier Anregungen und Beispiele. Ein Ratgeber, der inspirieren kann.

Bewertung vom 01.04.2024
25 letzte Sommer
Schäfer, Stephan

25 letzte Sommer


gut

Sinnsuche
An einem Wochenende im Ferienhaus auf dem Lande, das er alleine verbringt, begegnet der namenlose Ich-Erzähler dem Kartoffelbauern Karl. Es kommt zu einer Begegnung von unerwarteter Intensität.
Die Gespräche der Männer und die Fragen nach dem, was im Leben wichtig ist, stehen im Zentrum. Der Ich-Erzähler scheint ein dauerhaft gestresster Manager zu sein, während der andere seinen Frieden gefunden hat. Sie tauschen Schlüsselerlebnisse aus, die sie zu dem machten, was sie heute sind.
Mich persönlich hat das eher wenig berührt. Es gibt einige schöne Zitate und Lebensweisheiten, aber das war es auch schon. Die Protagonisten blieben mir fremd, gerade der Erzähler wirkt wie ein ganz normaler Mann ohne besonderes Profil. Eine Geschichte im eigentlich Sinne passiert nicht. Auch die Bedeutung des Titels wird nicht klar.
Vermutlich können „echte‟ gestresste Manager mit diesem Buch mehr anfangen.