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Benutzername: 
Lara89
Wohnort: 
Münster
Über mich: 
Geschichten sind das Größte

Bewertungen

Insgesamt 104 Bewertungen
Bewertung vom 11.04.2025
Die Garnett Girls
Moore, Georgina

Die Garnett Girls


weniger gut

Liebe und Suff
Margo hat drei erwachsene Töchter. Der Ehemann und Vater verließ sie, als die Mädchen noch klein waren. Das wirkt nach. Alle drei Mädchen sind unbefriedigende Beziehungen mit Männern eingegangen. Margo erscheint als die Matriarchin, die im Mittelpunkt der Familie steht.
Hier sind vier Lebensgeschichten, die eng und sehr unglücklich miteinander verflochten sind. Die Frauen lieben einander und arbeiten sich an einander ab, das ist schmerzlich mit anzusehen, aber oft auch einfach unverständlich. Die Personen wirkten auf mich unlogisch und wenig klar. Auffällig ist der unmäßige Alkoholkonsum. Getrunken wird ständig.
Das zentrale Ereignis der Familiengeschichte – der Weggang des Vaters – klärt sich zum Schluss, allerdings auf wenig befriedigende Weise. Immerhin gibt es eine Art positiven Abschluss.
Die Insel Whight ist nur ein Hintergrund. Die Geschichte könnte an jedem beliebigen Strand in Südengland spielen.
Wer sich gern auf eine Familiengeschichte über Mütter und Töchter einlassen möchte, ist hier richtig. Sehr gelungen fand ich diese aber nicht.

Bewertung vom 24.03.2025
Der Gott des Waldes (eBook, ePUB)
Moore, Liz

Der Gott des Waldes (eBook, ePUB)


sehr gut

Der Wald, das Kind und die Familie
Aus einem Feriencamp in einem Wildnisreservat verschwindet ein Mädchen. Barbara ist die Tochter der Familie, der das Land gehört. Vierzehn Jahre zuvor verschwand bereits ihr Bruder, er wurde bis heute nicht gefunden. Nun geht wieder eine Suche los.
An dieser Geschichte sind viele verschiedene Personen beteiligt, und jede hat eine eigene Sicht auf die Dinge, die zum Teil in früheren Zeiten wurzelt. Die Charaktere sind allesamt sehr ausführlich, mehrdimensional und glaubhaft dargestellt. Doch es sind viele, sehr viele Menschen mit komplexen Beziehungen untereinander, die auf unterschiedlichen Zeitebenen gezeigt werden. Auch die Handlung springt ein wenig hin und her. Gut dass über jedem Kapitel steht, wann genau es spielt. Nicht immer ist es leicht, dem Geschehen richtig zu folgen.
Es bleibt lange offen, worum es hier eigentlich geht. Wird wirklich ein Verbrechen aufgeklärt oder steckt etwas ganz anderes dahinter? Dieses Vage erzeugt eine ganz eigene Spannung. Man tappt im Dunkeln, hat keine Idee, wohin die Reise geht und befürchtet, dass jetzt etwas ganz Schlimmes passieren könnte. Das ist toll geschrieben und fesselnd aufgebaut. Zeitweise wird es richtig gruselig.
Insgesamt ist dies etwas für Lesende, die sich gerne eingehend mit menschlichen Beweggründen und Beziehungen beschäftigen.

Bewertung vom 16.03.2025
Zeitrebellen / Timelock Bd.1
Peinkofer, Michael

Zeitrebellen / Timelock Bd.1


gut

Die Zeitlinie wiederherstellen
Der Autor ist für spannende Science Fiction und Fantasy bekannt. Hier erzählt er zwei parallele Geschichten, die in einer äußerst dystopischen Gegenwart spielen. Sonderbare Wahrnehmungen treten auf, sowohl bei zwei Kindern in Kyoto als auch bei einem jungen Mann in einer nicht näher benannten Metropole, in der er zur Schule geht.
Dies ist eine klassische Abenteuergeschichte durch die Zeiten. Es geht ins alte Ägypten, zu den Mammuts und in den Untergrund Kyotos. Cliffhanger unterbrechen abwechselnd die beiden Geschichten, die sonst nicht viel miteinander zu tun haben. Mit einem Cliffhanger endet dieser erste Band auch.
Die Charaktere sind Jugendliche, die zu Helden werden (müssen). Sie sind in ihrer Schlichtheit durchaus glaubhaft. Das Ganze ist äußerst professionell erzählt, bietet aber nichts, was man nicht schon öfter irgendwo gelesen hätte.
Nette Unterhaltung, aber nichts Besonderes.

Bewertung vom 16.03.2025
Die Brücke von London
Arth, Julius

Die Brücke von London


ausgezeichnet

Menschen auf der Brücke
Die Brücke von London („London Bridge“) wurde schon im 13. Jahrhundert errichtet. Etliche Häuser stehen darauf, es ist fast eine eigene Stadt. Hier geht es um eine frisch verwitwete Händlerin, die im 18. Jahrhundert auf der Brücke ihr Geschäft hat, und um zwei Schwestern, die zur Zeit des ersten Brückenbaus lebten.

Der Stil dieses Autors hat mir besondere Freude bereitet. Die Sprache ist wunderbar zu lesen. Die Figuren werden liebevoll geschildert, und die meisten von ihnen sind ein bisschen seltsam. Man kann gut mit ihnen mitfühlen. Bis in die Nebenfiguren hinein sind die Charaktere interessant und scharf gezeichnet. Ich hatte fast den Eindruck, ein neues Buch von Charles Dickens zu lesen. Das ist kein Zufall: Der Autor ist Spezialist für englische Literatur. Sein Protagonist heißt Oliver.
Die Geschichte ist sehr spannend und schildert anschaulich die sozialen Ungleichheiten jener Zeit. Die kleinen Leute sind die Guten, es sei denn sie sind allzu arm, so wie eine Gruppe von Straßenkindern, die nur mit Betrügereien überleben können. Sie legen einen besonderen Einfallsreichtum an den Tag, der die Geschichte und die Rettung der Hauptperson vorantreibt.
Eine besondere Lesefreude, für die man sich getrost Zeit nehmen sollte. Zu schade für „zwischendurch“.

Bewertung vom 12.03.2025
Der ewige Tanz
Schroeder, Steffen

Der ewige Tanz


gut

Das Leben tanzen
Das rote Cover zeigt die Dargestellte nur zur Hälfte. Erst wenn man das Buch aufklappt, ist sie ganz zu sehen. Anita Berber passte nicht ins Bild. Sie lebte exzessiv und intensiv, sie war eine Künstlerin, die machte, was sie wollte. Und sie lebte zu einer Zeit, in der ihre Kunst, der Ausdruckstanz, erfolgreich sein konnte – oder als vulgär verurteilt wurde.
Anita Berber war der große Star eines heute vergessenen Genres: Der Ausdruckstanz, der zu Beginn des vorigen Jahrhunderts parallel zum Stummfilm Leidenschaften auf die Bühne brachte, ist schon lange vergessen. Entsprechend schwierig ist es heute, sich vorzustellen, wie das damals war.
Romanhaft schildert der Autor die Lebensgeschichte der Berber, in Form von Rückblicken. In der Gegenwart liegt sie bereits im Sterben, mit 29 Jahren.
Ein kleines Mädchen, das tanzt. Sie lernt klassisches Ballett und hat ihren ersten Soloauftritt, noch ehe sie 18 wird. Sie ist begeistert, geradezu entflammt von klassischer Musik, und spürte diese im ganzen Körper. Das ist nicht leicht zu vermitteln, so rein als Text. Ich habe die Faszination vermisst, die Tanz sein kann, für Tanzende und Zuschauende. Ich habe nicht mitempfunden, was die Berber antrieb. Vielleicht ist ein Buch dafür das falsche Medium. Eine gewisse Ahnung davon findet sich in den bekannten Stummfilmen von Fritz Lang. In manchen hat sie mitgespielt.
Ich hätte mir zumindest Fotos gewünscht, und vielleicht ein paar Links zu filmischen Aufzeichnungen.
Gut zu lesen ist es auf jeden Fall. Eine Reise in eine ferne Zeit und in die Künstlerszene des beginnenden 20. Jahrhunderts.

Bewertung vom 11.03.2025
Im Auftrag der Fugger - Der Burgunderschatz
Dempf, Peter

Im Auftrag der Fugger - Der Burgunderschatz


gut

Spannende Jagd um historische Juwelen
Afra ist eine junge Bettlerin, die 1503 in Augsburg lebt. Sie gerät an den „Fugger-Boten“ Herwart. Mit ihm reist sie nach Basel, um Teile des Burgunderschatzes für Jakob Fugger zu kaufen. Es wird eine abenteuerliche und lebensgefährliche Reise. Der Autor hat schon mehr als ein Dutzend solcher Romane geschrieben und dafür auch Preise erhalten.
Das Buch ist flüssig zu lesen und äußerst spannend geschrieben. Die Heldin Afra weiß sich zu behaupten, ist mutig, gutherzig und ziemlich clever. Sie besitzt einen durchaus vielschichtigen Charakter; neben ihr bleibt selbst Herwart etwas blass.
Zu dieser Zeit gab es in Deutschland keine Post, keine öffentlichen Verkehrsmittel und keinerlei Fürsorge für Waisen und arme Leute. Doch wir erfahren nur wenig darüber, wie die Menschen damals im Alltag lebten. Auch der historische Jakob Fugger hat nur wenige, recht kurze Auftritte. Da hätte ich mir mehr gewünscht. Es gibt einige interessante Einzelgestalten, die ein Schlaglicht auf die Zeit hätten werfen könnten, aber ihre Geschichten werden nicht weiter vertieft. Schade.
Wir erleben eine spannende Abenteuergeschichte voller Cliffhanger und Gefahren, die auch in vielen anderen Zeiten hätte spielen können. Es ist eher ein Thriller als ein historischer Roman. Nicht alle Handlungsstränge werden zu einem Ende geführt, es bleiben Fragen offen. Es gibt ein Personenverzeichnis und ein kurzes Glossar. Eine Landkarte der Gegend, durch die Afra und Herwart unterwegs sind, wäre auch noch hilfreich gewesen.
Wegen der Blässe der Charaktere und der vielen vergebenen Chancen, mehr über diese Zeit zu erfahren, gebe ich nur drei Sterne.

Bewertung vom 08.02.2025
We hunt the Flame / Die Reiche von Arawiya Bd.1 (eBook, ePUB)
Faizal, Hafsah

We hunt the Flame / Die Reiche von Arawiya Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Die Magie zurückholen
Im Lande Arawiya ist die Magie verschwunden. Zafira, die als Mann verkleidet in einem düsteren Wald jagt, um ihre Familie zu ernähren, bekommt einen Auftrag. Auf der abgelegenen Insel Sharr soll sie ein Buch finden, das die Magie zurückbringen kann. Doch sie ist nicht die einzige mit diesem Auftrag.
Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt: aus der von Zafira und aus der von Nazir, einem Prinzen des Reiches. Das ist gelungen und sehr interessant. Hier treffen sich zwei sehr unterschiedliche Personen, die anscheinend dasselbe Ziel verfolgen. Oder doch nicht? Die Absichten aller beteiligten Personen bleiben lange Zeit unklar oder zeigen sich überraschend ganz anders als erwartet. Das ist ein komplexes Geflecht, das manchmal verwirrt, aber auch Spannung erzeugt.
Im Arawiya finden wir viele Dinge und Ausdrücke, die aus der arabischen Welt bekannt sind. Wer sich dort auskennt, ist im Vorteil. Für die anderen gibt es ein hilfreiches Glossar.
Die fantastischen Wesen und überhaupt die ganze Magie dieser Welt sind faszinierend und durchaus überraschend.
Der Schreibstil ist spannend und gut zu lesen. Die Hauptfiguren werden von starken Emotionen getragen, ich habe das nicht immer in Einzelnen verstanden. Erwartungsgemäß läuft es auf eine Liebesgeschichte hinaus, die mit dem Ende dieses Bandes keineswegs abgeschlossen ist. Der zweite Teil ist bereits lieferbar. Die Autorin, Amerikanerin mit arabischen Wurzeln, ist bereits durch Werke wie „Tempest of Tea“ hervorgetreten.
Das Buch ist also im Orginal amerikanisches Englisch, aber gut ins Deutsche übersetzt. Warum nicht auch der Titel?

Bewertung vom 24.01.2025
Staffellauf (eBook, ePUB)
Zelter, Joachim

Staffellauf (eBook, ePUB)


schlecht

Folgen einer Ehe
Niemand zwingt sie und es gibt keinen Hinweis darauf, warum sie sich das antut: Die Malerin Bernadette heiratet den Jurastudenten Karl Staffelstein und gibt ihre Kunst auf. Quälende Ehejahre und Mutterschaft folgen, sie wird krank und verbringt viele Jahre in Kliniken.
Der zweite Teil behandelt die Lebensgeschichte des ältesten Sohnes, die geprägt ist von der Geschichte seiner Mutter und den Erwartungen seiner Familie. Warum er studiert und promoviert, bleibt unklar. Nicht einmal sein Fach wird genannt. Schließlich scheint er seinen Weg zu finden, er wird Schriftsteller. Anscheinend ist er durchaus produktiv und schließlich hat er auch Erfolg. Warum er das tut, und worüber er überhaupt schreibt, wird nicht gesagt. So bleibt die Hauptperson auch des zweiten Teils konturlos und fremd.
Weil beide Hauptpersonen derart unverständliche Dinge tun aus Gründen, die nicht begreiflich sind, hat mich dieser Roman weder unterhalten noch irgendwie bereichert. Zeitverschwendung.

Bewertung vom 23.01.2025
Von hier aus weiter
Pásztor, Susann

Von hier aus weiter


ausgezeichnet

Das Leben nach seinem Tod
Marlenes Ehemann Rolf war schwer an Krebs erkrankt, als er Suizid beging. Marlene bleibt allein zurück. Tragischer kann eine Geschichte kaum anfangen. Doch Marlene findet ins Leben zurück.
Wie erleben diese Entwicklung aus Sicht von Marlene selbst. Ihre Verzweiflung ist sehr glaubwürdig, und ihre Resignation ist es ebenfalls. Was sie tut und nicht tut, kann man gut nachfühlen. Sie gerät in schräge, fast witzige Situationen, neben aller Tragik. Dieses Nebeneinander funktioniert, und es macht das Besondere dieses Buches aus.
Nach ziemlich schrägen Anfangsszenen in der Toilette eines Gasthofes entsteht der Eindruck, das Ganze sei doch ein wenig vorhersehbar: Als ein ehemaliger Schüler von Marlene auftritt und kurzerhand bei ihr einzieht, bringt er neue Aspekte in ihr Leben und kommt ihr auch menschlich etwas näher. Doch er bleibt eine Nebenfigur und lässt ihr Raum, ihr und ihrem Schmerz. Eine frühere Freundin von Marlene hört nicht auf, Kontakt zu ihr zu suchen und hat schließlich eine Überraschung für sie. Damit wird eine wunderschöne Versöhnung mit der Katastrophe um den Verstorbenen möglich.
Die Autorin hat es geschafft, aus einem höchst tragischen Setting eine Wohlfühlgeschichte zu machen, die glaubhaft ist und überrascht. Bravo!

Bewertung vom 19.01.2025
Unmöglicher Abschied (eBook, ePUB)
Kang, Han

Unmöglicher Abschied (eBook, ePUB)


weniger gut

Schwer verständlich

Inseon und Gyeongha sind Künstlerinnen. Als Inseon sich schwer an einer Hand verletzt und im Krankenhaus bleiben muss, ruft sie ihre Freundin zu Hilfe: Gyeongha soll in ihre Wohnung fahren und sich um ihr Haustier kümmern, einen Vogel.
Auf Gyeonghas Reise tauchen immer wieder Erinnerungen an Massaker auf. Gebeine wurden gefunden, in Massengräbern. Der Koreakrieg ist zur dieser Zeit erst seit wenigen Jahrzehnten vorbei und gehört damit zur Familiengeschichte der beiden Frauen. Diese Erinnerungen vermischen sich mit dem, was Gyeongha erlebt, wie in einem Fiebertraum. Zum Teil muss man sogar rätseln, wer hier gerade spricht und an wessen Erinnerungen wir teilhaben. Das damals Geschehene ist grausam.
Ich konnte damit nicht viel anfangen. Ich mag es lieber, wenn ich weiß, ob etwas gerade wirklich passiert in einer Geschichte oder ob es nur erinnert ist und viel früher stattfand. Und ich schätze es, wenn ich weiß, von wem hier die Rede ist und wer hier eigentlich spricht. Das Ganze scheint mir eher eine Metapher oder eine persönliche Aufarbeitung zu sein. Selbst der Vogel, der die Handlung antreiben soll, ist nur ein poetisches Bild. So ein Tier, wie dort beschrieben wird, gibt es nicht. Dies ist keine Geschichte sondern eine künstlerische Erinnerungsbewältigung.