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Bewertungen

Insgesamt 11 Bewertungen
12
Bewertung vom 29.03.2025
Egal, sagt Aal
Regett, Julia

Egal, sagt Aal


ausgezeichnet

Liebevolle Illustration und einfühlsame Message

Im Mittelpunkt des Bilderbuchs steht der Fisch Aal, der in seinem Gewässer so einiges erlebt und verschiedene andere tierische Bewohner trifft. Auch wenn ihm einige negative Kommentare entgegengeschleudert werden, bleibt Aal sich treu, denn sein Motto ist „egal“. Doch dass diese Einstellung nicht immer greift, merkt Aal, als der Flusskrebs Fred wegen Aal’s Verhalten zum Weinen gebracht wird.
Das großformatige Bilderbuch ist sehr liebevoll illustriert und hat mich optisch vollkommen überzeugt. Es gibt auf jeder Seite einige Details zu entdecken, ohne dass das Ganze jedoch zu überfrachtet wird. Das Setting Gewässer spricht mich sowieso an und ich mag Büchern in diesem Bereich gerne. Auch der Aal ist als Hauptfigur toll gewählt und es macht Spaß, seine verschiedenen Körperhaltungen und Gesichtsausdrücke bildlich zu verfolgen.
Die Geschichte von Aal ist einfühlsam und auf subtile Weise lehrreich. Schließlich ist es zunächst toll, wenn man negative Kommentare anderer nicht zu sehr an sich heranlässt und für sich selbst einstehen kann. Um dieses Gefühl zu vermitteln, ist es nie zu früh, und ich denke die Aufbereitung ist sehr zielgruppengerecht. Das Buch wird für Kinder ab 4 Jahren empfohlen. Kleine Wortwitze sind auch eingebaut, so ist es zum Beispiel die Fischart Stichling, die immer etwas sticheln muss. ;) Die Geschichte bekommt noch einmal eine ganz andere Wendung, als der Flusskrebs zum Weinen gebracht wird, weil Aal sein frisch gesäubertes Zuhause schmutzig macht. Aal macht sich nicht viel aus Sauberkeit – die ist ihm egal, aber hier lernen wir als Leser, dass es auch für die Alles Egal-Haltung Grenzen gibt, wenn wir andere damit verletzen.
Insgesamt ein sehr gelungenes Bilderbuch mit schönen Illustrationen, einer altersgruppengerecht verpackten Message und einem ausgewogenen Verhältnis von Bild und Textlängen.

Bewertung vom 22.03.2025
Maybe Meant To Be
Walther, K. L.

Maybe Meant To Be


ausgezeichnet

Sage und Charlie steht das letzte Jahr ihrer Schulzeit bevor. Es ist eine intensive Zeit, in der Entscheidungen über die Zukunft getroffen werden müssen. Als wäre das nicht genug, wirbelt das Auftauchen des neuen Mitschülers Luke so einiges in ihrem Freundeskreis und in ihrer Gefühlswelt durcheinander. Obwohl Charlie in ihrem Internat als der Frauenschwarm schlechthin bekannt ist und seine Freundinnen ständig wechselt, sind ihre Mitschüler insgeheim davon überzeugt, dass Sage und Charlie heimlich ineinander verliebt sind. Dass es so einfach nicht ist, bezeugen Charlie’s aufkeimende Gefühle für Luke, von denen jedoch niemand jemals erfahren darf – nicht einmal Sage. Sie hingegen könnte eigentlich auf Wolke 7 schweben, denn sie und Charlie’s Zwillingsbruder Nick haben endlich zueinander gefunden. Nur, dass Charlie ihr gegenüber deutlich geäußert hat, wie viel er gegen eine solche Beziehung einzuwenden hat, und deshalb auf gar keinen Fall davon wissen darf. Zwischen romantischen Gefühlen, Herzschmerz und Geheimnissen bleiben Sage und Charlie jedoch beste Freunde und stehen füreinander ein, komme was wolle.
Ein weiteres Mal begeistert mich K. L. Walther mit ausdrucksstarken und tiefgründigen Charakteren, denen ich bereits nach wenigen Seiten vollkommen verfallen war. Bereits „The Summer Of Broken Rules“ hatte mich diesbezüglich restlos überzeugt, mit dem vorliegenden Buch schafft die Autorin es, dies noch einmal zu toppen. Erzählt wird abwechselnd aus den Perspektiven von Sage und Charlie. Eine spannende Mischung, da die beiden mal nicht die Gegenseiten einer Liebesbeziehung darstellen, sondern durch eine starke Freundschaft verbunden sind. Hierzu passend entsteht durch die Verquickung der Charaktere und ihres Beziehungsgeflechts untereinander ein spannendes Umfeld, das sich immer wieder in verschiedene Richtungen entwickelt. Luke und Sage freunden sich schnell an, während Charlie sich seine Schwärmerei für Luke zunächst verbietet. Nick und Charlie haben als Zwillingsbrüder eine starke Beziehung, dennoch ahnt Charlie nichts davon, was seinen Bruder und seine beste Freundin verbindet. Zudem gibt es ein mitunter aufreibendes Wechselspiel aus dem, was nach außen kommuniziert und dem, was im Inneren gefühlt wird. Während Luke Sage und Nick recht schnell durchschaut, ahnt Charlie nichts. Sage hat ein gewisses Gespür dafür, was Charlie beschäftigt; Nick jedoch bleibt ebenso wie ihre Eltern und der gesamte Campus im Dunkeln.
Die Geschichte ist emotional und aufwühlend, nimmt den Leser mit in Höhen und Tiefen, bringt zum Lachen und zum Weinen. Ich konnte mich in alle Charaktere sehr gut einfühlen und habe mich beim Lesen beinahe als Teils des Ganzen gefühlt. Es ist eine ganze Bandbreite an Emotionen vertreten, Romantik, Verliebtheit und Liebe spielen ebenso eine wichtige Rolle wie Angst vor Bewertung, mangelndes Selbstvertrauen und Unsicherheit. Besonders gut gefällt mir, dass es letztlich die Freundschaft ist, die im Zentrum des Buchs steht und in all ihren Facetten beschrieben wird.
Fazit: Ein rundum gelungenes Buch mit einer tollen und interessanten Figurenkonstellation. Ganz anders als die üblichen Er-trifft-sie-Geschichten, deutlich vielseitiger und mit einem starken Fokus auf das Thema Freundschaft. Große Leseempfehlung für alle, die gerne emotional eintauchen und Höhen und Tiefen mit den Charakteren durchleben wollen.

Bewertung vom 03.03.2025
Nachtflut
Westerkamp, Stina

Nachtflut


gut

Schwerfällige Handlung vor eindrucksvollem Naturkatastrophen-Setting

Elisa ist eine junge Frau, die nach einigen Schicksalsschlägen unter einer Angststörung mit Panikattacken leidet und infolgedessen tablettenabhängig geworden ist. Wasser triggert sie, da ihre Schwester bei einem Segelausflug verstarb. Als eine Sturmflut gigantischen Ausmaßes auf ihren Wohnort Bad Seeberg nahe der Ostsee zukommt, schafft sie es nicht rechtzeitig zu fliehen und landet schließlich im Haus des Nachbarehepaars. Die Naturkatastrophe bleibt jedoch nicht das einzige Problem, denn die schicksalhaften Ereignisse rund um ihre Familie scheinen Elisa einzuholen. Der als Mörder verhaftete Ex-Mann ihrer Schwester, Paul, kann aufgrund der Sturmflut aus der JVA entfliehen. Er hat Rache geschworen und macht sich auf in Richtung Bad Seeberg. Zudem funkt sie in ihrer Panik ihren eigenen Ex-Mann, Max, an, der sich ebenfalls auf den Weg macht. Das Buch thematisiert parallel den Umgang mit den akuten, lebensbedrohlichen Naturereignissen und rollt die Ereignisse aus Elisas Vergangenheit neu auf. Und auch mit dem Nachbarsehepaar stimmt etwas nicht…

Elisa ist die zentrale Protagonistin des Buchs, erzählt wird jedoch aus multiplen Perspektiven. Zum einen aus Elisa’s, dann aus Paul’s beginnend mit seinem Ausbruch aus der JVA, aus Max‘ beginnend mit seinem Einsatz für das THW und aus Vera’s (Elisa’s Nachbarin) beginnend mit deren Vorbereitungen auf die angekündigte Flut. Zusätzlich wird man als Leser immer wieder mit Auszügen aus einem Tagebuch konfrontiert, dessen Schreiberin erst gegen Ende offengelegt wird. Man gewinnt aber relativ schnell einen Verdacht, um wen es sich handeln könnte. Mich hat diese Flut an Perspektiven teilweise etwas überfordert und ich bin mir letztlich nicht sicher, ob es sie alle gebraucht hätte, um die Geschichte rüberzubringen. Vielmehr hatte ich den Eindruck, die Vielzahl an Handlungssträngen hat es stellenweise unnötig gestreckt und so eher Spannung rausgenommen als reingebracht. Als Beispiel hierfür seien die recht ausführlichen Beschreibungen von Max‘ Einsatz für das THW genannt, die dem Plot eigentlich nichts beigetragen haben. Dass er für das THW arbeitet und gut darin ist, hätte man als Leser auch in 5 Seiten verstanden.

Der Prolog und Beginn hat mir zunächst sehr gut gefallen und ich war auf eine spannende und nervenaufreibende Handlung eingestellt. Das Buch entwickelt sich aber leider in den ersten zwei Dritteln nur sehr langsam und zieht sich für meinen Geschmack, sodass es mir zwischendurch schwer gefallen ist, dran zu bleiben. Leider schafft es die Autorin nach meinem Empfinden über große Strecken hinweg nicht wirklich, Spannung aufzubauen und aufrechtzuerhalten. Ich denke, dies hängt insbesondere mit den ausführlichen Beschreibungen der einzelnen Handlungsstränge der Personen zusammen, in denen aber irgendwie nicht wirklich viel passiert. Die Geschichte hätte für mich deutlich mehr Tempo haben können. Im letzten Teil reißt die Autorin das Ruder dann jedoch noch einmal etwas herum, endlich passieren ein paar Ereignisse Schlag auf Schlag hintereinander und man wird durch unerwartete Wendungen überrascht.

Mit den Charakteren habe ich mich nur schwer anfreunden können. Elisa war für mich keine Person zum Identifizieren, ihre Labilität, Tablettensucht und Schwerfälligkeit macht es einem wirklich schwer, sie zu mögen. Auch die anderen Figuren waren mir nicht wirklich sympathisch, am ehesten vielleicht noch die Nachbarin Vera, die aber für die Handlung nur eine untergeordnete Rolle spielt. Schade fand ich auch, dass man als Leser relativ lange einen sehr einseitigen Eindruck der einzelnen erzählenden Figuren erhält. Gerade mit Hinblick auf die Plottwists am Ende hätte es sich angeboten, mal ein paar Zweifel zu streuen und den Leser dazu zu bringen, die Charaktere und deren Motive zu hinterfragen. Das hätte es deutlich spannender gemacht.

Insgesamt vergebe ich nur eine eingeschränkte Leseempfehlung, mein Fall war dieses Buch nicht. Größter Kritikpunkt ist hierbei die zu langsam voranschreitende Handlung über weite Teile des Buchs, wodurch es erheblich an Spannung einbüßt. Einen halben Stern Bonus gibt es für die überraschenden Wendungen im letzten Teil, dieser reißt es wieder etwas heraus. Gut gefallen hat mir außerdem das außergewöhnliche Setting der Naturkatastrophe, das eine durchgehend bedrückende Atmosphäre kreiert. 3,5 Sterne!

Bewertung vom 03.03.2025
Wilde Pflanzen essen
Rauch, Christine;Donnerberg, Ernestine

Wilde Pflanzen essen


sehr gut

Liebevoll & lustig gestaltet und einfach mal was Anderes

Das Buch ist eine Mischung aus Pflanzenführer, Bestimmungsbuch und Nachschlagewerk, ergänzt um einen kleinen Rezeptteil. Der Wildpflanzen-Part ist aufgeteilt in die Abschnitte krautige Pflanzen, Sträucher und Bäume. Jeder Pflanze ist eine Doppelseite gewidmet. Links findet sich jeweils eine Zeichnung mit den wichtigsten Infos zum Wuchs und zum (Wiederer-)kennen. Rechts ist dann ein bisschen was zur Pflanze beschrieben, ihre Eigenschaften werden in einer wiederkehrenden Systematik wiedergegeben und es werden „Serviervorschläge“, also Tipps zur Verköstigung unterschiedlicher Pflanzenteile gegeben.
Mir war der Kanal @Wildrausch bzw. die „Survival Siglinde“ vorab kein Begrifft. Die Neugier auf Wildpflanzen und die witzige Gestaltung des Umschlags haben mir aber Lust auf das Buch gemacht. Insbesondere die Illustrationen finde ich wahnsinnig gelungen. Zum einen witzig und zum anderen informativ, ist die Gestaltung sehr ansprechend und das Buch kommt nicht wie so ein klassisches Lehrbuch daher, was mich für gewöhnlich eher abschreckt. Nichtsdestotrotz habe ich in keiner Weise das Gefühl, dass der Inhalt oder die Professionalität darunter leidet. Vielmehr sind die Infos kurz und knackig aufbereitet und es gibt eine Reihe sinnvoller Kategorisierungen und kurzer Schlagwörter, die einem die Orientierung beim Lesen sehr einfach machen und in die man sich bereits nach den ersten zwei oder drei Pflanzen eingefunden hat.
Zum Schmunzeln bringt einen immer wieder die Mini-Siglinde, die auf jeder Seite auftaucht und meist einen mehr oder weniger komischen Spruch zum Besten gibt. Total sympathisch ist mir auch, dass sämtliche Pflanzen mindestens Augen oder sogar noch mehr menschliche Eigenschaften aufweisen. Da macht das Durchblättern richtig Freude. Trotz der vielen kleinen Details in den Illustrationen ist es den Autorinnen irgendwie gelungen, eine Übersichtlichkeit beizubehalten. Anders als man aufgrund des Covers auf den ersten Blick erwarten könnte, wirkt nichts überfrachtet oder überfüllt.
Einzig im Hinblick auf die Verwendung als Bestimmungsbuch sehe ich ein kleines Manko. Ich verstehe den Charakter der Zeichnungen total und finde es eigentlich auch gut, dass sie die Fotos aus anderen vergleichbaren Büchern ersetzen. Bei Pflanzen, die man allerdings noch nie bewusst gesehen hat oder welche gefährliche Doppelgänger besitzen, reicht die Zeichnung dann aber allein nicht aus. Hier hatte ich zunächst auf die angepriesene Begleitapp von Kosmos gehofft. Diese hat mich jedoch leider ziemlich enttäuscht und ich finde sie nicht sehr anwenderfreundlich. Die Fotos der Pflanzen sind ganz in Ordnung, zeigen teilweise aber nur Ausschnitte, sodass man sie zum Bestimmen auch nicht wirklich brauchen kann. Und die kurzen Video… naja, hier ist mir wieder einmal klar geworden, warum ich doch lieber auf das Geschriebene und Gezeichnete zurückgreife und nicht dem Insta-Profil folge. :D Aufgefallen ist mir noch, dass scheinbar gar nicht alle Videos fertig produziert sind, sondern sich an einigen Stellen noch Platzhalter in der App finden. Hier hätte ich bei Veröffentlichung des Buchs schon einen vollständigen Inhalt erwartet.
Insgesamt ein liebevoll und lustig gestaltetes kurzweiliges Buch für alle, die Interesse an Wildpflanzen und mal Lust auf etwas anderes als einen klassischen Naturführer haben.

Bewertung vom 24.11.2024
Be My Shelter (Erstauflage exklusiv mit Farbschnitt und Character Card)
Rotaru, Lana

Be My Shelter (Erstauflage exklusiv mit Farbschnitt und Character Card)


ausgezeichnet

Das Buch handelt von Kaira, die niemandem jemals eine Bitte abschlagen kann und dabei gar nicht merkt, wie sehr sie unter Druck steht, weil ihr Pensum für keinen normalen Menschen zu schaffen ist. Und von Cooper, der seit einiger Zeit von Ort zu Ort reist, keine feste Bleibe hat und sich aufgrund einer negativen persönlichen Erfahrung nicht binden möchte. Beide treffen aufeinander, da Cooper über Kaira’s Bruder Jason einen Schlafplatz in ihrer Wohnung erhält, als er nach Portland kommt. Es funkt eigentlich sofort zwischen den beiden, aber keiner will sich das so richtig eingestehen bzw. sie kämpfen beide gegen ihre Gefühle an. Hinzu kommt, dass ihre unterschiedlichen Lebenseinstellungen das ein oder andere Mal aufeinanderprallen.
Die Autorin schafft zwei sehr sympathische Charaktere, mit denen ich mich mit beiden von der ersten Seite an super identifizieren konnte. Die abwechselnde Erzählperspektive ermöglicht tiefe Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt beider Figuren und diese ist von der Autorin sehr schön und einfühlsam ausgestaltet worden. Die Spannung wird auch dadurch gesteigert, dass man als Leser immer ein kleines bisschen mehr weiß als die beiden Charaktere selber. Außerdem gefällt mir die vielfältige Welt an Nebencharakteren sehr gut, die super in die Geschichte eingebaut werden, sodass es nicht immer nur um Kaira und Cooper allein geht.
Erzählt wird mit viel Herz und einer Portion Humor, die Liebesgeschichte zwischen den beiden baut sich langsam auf und man fiebert als Leser richtig mit. Ich habe das Buch kaum mehr aus der Hand legen können. Es liest sich zudem flüssig und unbeschwert, ohne dabei jedoch langweilig oder „einfach gestrickt“ zu sein. Die Autorin schafft es, Kaira’s „Nie nein sagen“-Mentalität und zu was diese auf lange Sicht führt, sowie Cooper’s Probleme (von denen ich hier noch nicht zu viel verraten will) mit viel Fingerspitzengefühl zu thematisieren, ohne dass es jedoch den Lesespaß trübt. Vielmehr hat man so noch eine zusätzlich Komponente zum Nachdenken, die auch noch ein wenig nachklingt, nachdem man das Buch aus der Hand gelegt hat.
Klare Leseempfehlung für alle Fans von NA-Romance und Slow Burn Romance. Vielleicht gibt es ja demnächst noch eine Fortsetzung rund um Kaira’s Freundinnen Mila und Leandra, wer weiß. Mich würde es freuen. :)

Bewertung vom 24.11.2024
Blutbuße / Hanna Ahlander Bd.3
Sten, Viveca

Blutbuße / Hanna Ahlander Bd.3


ausgezeichnet

Mit "Blutbuße" erhält Viveca Sten's schwedische Polarkreis-Krimireihe ihren dritten Teil. Er steht den anderen beiden in Nichts nach. Als Leser ist man mittlerweile mit den Charakteren vertraut und hat diese kennen und lieben gelernt. (Tipp an alle Neueinsteiger: Unbedingt mit Band 1 starten für das volle Lesevergnügen der Reihe!) So habe ich mich richtig auf Hannah Ahlander und Daniel Lindskog gefreut.

Wieder einmal schafft es die Autorin ein meiner Meinung nach sehr gelungenes und bis zum Ende nervenzerreißend spannendes Werk vorzulegen. Als Schweden-Fan überzeugt mich auch einmal mehr die Kulisse. Die Handlung ist vielschichtig und teils nicht vorhersehbar. Ich war als Leser zwischendurch immer wieder überrascht von den neuen Wendungen, was eines der Dinge ist, die diese Reihe insgesamt für mich ausmacht.

Insgesamt eine absolute Leseempfehlung auch für alle, deren Lieblingsgenre nicht im Krimibereich liegt!

Bewertung vom 23.11.2024
Pineapple Street
Jackson, Jenny

Pineapple Street


sehr gut

Drei ins eins

Das Buch handelt von der Familie Stockton, aus welcher mehrere Generationen eine Rolle spielen. Erzählt wird abwechselnd aus der Perspektive der ältesten Schwester Darley und der jüngsten Schwester Georgiana sowie der von Sasha, der Frau des mittleren Bruders Cord. Darley's Alltag wird dominiert von ihrem Muttersein, die beiden Kinder Poppy und Hatcher sind im Grundschulalter. Während sie zeitweilig damit hadert, ihren Job für diese Rolle aufgegeben zu haben, verliert ihr Mann Malcolm den seinen unerwartet. Georgiana findet nach Antritt ihres ersten Jobs im Büro ihre erste große Liebe, leider unter schwierigen Umständen, die die Romanze von Anfang kompliziert machen. Sasha ist Künstlerin, zeichnet leidenschaftlich gern als Hobby und verdient mit Design- und Marketingaufträgen als Selbstständige ihr Geld. Sie ist nach ihrer Hochzeit ins ehemalige Elternhaus der Familie gezogen, fühlt sich dort jedoch überhaupt nicht wohl. Sie nimmt sich als Außenseiterin wahr, die von der Familie des Ehemanns nicht akzeptiert und integriert wird, versteht deren Gepflogenheiten nicht und tut sich schwer damit, sich daran anzupassen.
Erzählt wird stets in der dritten Person, sodass man als Leser eine Mischung aus Nähe und Distanz zu den Figuren spürt. Zwar hat jede der drei ihren eigenen Erzählstrang und ihre persönliche Geschichte, durch die familiäre Verbindung tauchen aber die jeweils anderen immer wieder auch in der Geschichte der aktuellen Erzählerin auf. Was das Ganze sehr auflockert, sind die häufig in die Gegenwartserzählung eingeflochtenen kleinen Anekdoten und Blicke in die Vergangenheit, die in allen drei Erzählsträngen vorkommen.
Zwei der drei Charaktere waren mir von Anfang an sympathisch, den dritten habe ich während des Lesens nach und nach ebenfalls lieben gelernt. Alle sind sehr authentisch gestaltet, haben Tiefe und jede ihre Besonderheiten und Feinheiten, sei es von der Beschreibung ihres Aussehens und Handelns, der Gedanken oder des Umfelds her. Ein Leitmotiv, das alle drei verbindet, ist der Reichtum der Familie Stockton und wie jeder der Charaktere damit umgeht und davon beeinflusst wird. Hiermit habe ich mich zeitweilig etwas schwer getan, da insgesamt ein ziemlich versnobtes Bild gezeichnet wird. Ist nicht gerade ein Sympathiefaktor, durch den man sich als Leser besser mit den Figuren identifiziert.
Der Schreibstil an sich ist zwar eher nüchtern, dennoch verliert sich der Spannungsfaden ab und zu in etwas langwierigeren Ausführungen. Sprich: Zwischenzeitlich viel Text für wenig Handlung. Manche Passagen empfand ich somit etwas als zäh, konnte jedoch jedes Mal danach wieder gut in den Lesefluss zurückfinden, wodurch ich es insgesamt nicht als übermäßig störend bewerten würde. Die kleinen und großen Ereignisse im Laufe der Handlung sind sehr unterhaltsam und je weiter sich der Faden spinnt, desto mehr fiebert man als Leser bei jedem der drei Erzählstränge mit und wartet sogleich darauf, wie und ob die drei denn endlich zusammenkommen
Insgesamt eine gelungene Familiensaga mit drei individuell und mit Tiefgang gestalteten Protagonistinnen. Trotz kleinerer Schwächen in der Spannungskurve insgesamt absolut lesenswert.

Bewertung vom 23.11.2024
Midsummer House
Lucas, Rachael

Midsummer House


sehr gut

Highlands mit Schwächen

Charlotte ist eine zielstrebige und bodenständige Frau, die ihre Pläne hartnäckig und vielleicht etwas stur verfolgt. Sie hat sich in den Kopf gesetzt, das Anwesen Midsummer House von der alten Eigentümerin zu kaufen - auch wenn diese etwas exzentrisch ist und außergewöhnliche Bedingungen stellt. Eine davon ist, dass Charlotte drei Monate lang im Haus wohnen soll, während die Eigentümerin auf Reisen geht. Rob, der Neffe der Eigentümerin, ist Banker, jedoch gerade auf unbestimmte Zeit von seinem Job freigestellt, da man auf seine halb-legalen Geschäften gestoßen ist und nun Ermittlungen führt. Die neue Situation gepaart mit der vielen freien Zeit bringen ihn dazu, sein bisheriges Leben neu zu hinterfragen. So merkt er, dass er kaum echte Freundschaften hat und die Arbeit bisher den überwiegenden Teil seines Lebens ausmachte. Durch einen Zufall erfährt er, dass seine Tante Hilfe benötigt, und beschließt, ihr auf dem Anwesen zu helfen. So kommt es, dass das Midsummer House von Charlotte und Rob gemeinsam bewohnt wird. Zu allem Überfluss sind sie gar keine Fremden, wie sie aller Welt weismachen, sondern sich bei einem One Night Stand - absolute Premiere für Charlotte - bereits einmal begegnet...
Die Geschichte wird abwechselnd aus den Perspektiven der beiden Hauptfiguren erzählt, was das Ganze abwechslungsreich und interessant macht. Mit beiden konnte ich mich gut identifizieren und beide sind als Charaktere schön ausgestaltet, wenn auch mit klarem Fokus auf die plakativen Kerneigenschaften. Das Buch ist leicht lesbar, der Erzählstil liest sich flüssig. Allerdings braucht die Geschichte etwas, bis sie so richtig ins Rollen kommt. Erst nach ca. einem Drittel ziehen die beiden ins Midsummer House ein, obwohl man als Leser - auch durch den Klappentext - ja schon weiß, dass es darauf hinausläuft, und dort die Geschichte erst so richtig beginnt. Etwa ab der Hälfte wurde es dann meiner Meinung nach besser und die Ereignisse rund um das Zusammenleben beginnen.
Das Setting, die schottischen Highlands und dort der Ort Applemore, gefiel mir sehr gut und ist schön beschrieben sowie in die Geschichte eingebunden. Sehr gut gefallen hat mir vor allem die liebevolle Gestaltung der ganzen Personen aus Applemore und die idyllische Dorfgemeinschaft. Da konnte ich mich richtig gut hineinfühlen. Es handelt sich um den dritten Band einer Reihe rund um Applemore. Ich hatte jedoch die beiden ersten vorab nicht gelesen und das war kein Problem, man kann die Geschichte gut solitär lesen.
Inhaltlich gab es ein paar Stellen, an denen mir die Geschichte etwas unglaubwürdig vorkam. So zum Beispiel als die alte Eigentümerin ohne Zögern in einen dreimonatigen Urlaub aufbricht, obwohl sie vorher betont, dass Midsummer House mehr als ein Haus für sie ist und ihr viel bedeutet. Und der Moment, als Charlotte und Rob für sie beide unerwartet das erste Mal im Haus aufeinander treffen: Nach ein paar Sätzen ist die Sache für sie geklärt und es ist klar, dass sie beide dort wohnen werden. Da hätte ich ein bisschen mehr Diskussion erwartet. Insgesamt hätte man meiner Meinung nach aus der Storyidee an sich mehr rausholen können, es gibt kaum knisternde Momente, wenige Turns und wenig Unerwartetes. Auch schwächeln die Dialoge zwischen den beiden Hauptfiguren, hier hätte ich mir etwas mehr Feuer gewünscht.
Fazit: Ein gut lesbares Buch für Zwischendurch, was jedoch leider nicht sein volles Potenzial ausschöpft und zu Beginn ein wenig langatmig ist. Dennoch habe ich mich gut unterhalten gefühlt und die Geschichte sowie den Ort gemocht. Insgesamt bin ich jedoch nicht so gefesselt, dass ich den Rest der Reihe unbedingt lesen möchte.

Bewertung vom 23.11.2024
Winterzauber auf dem kleinen Bücherschiff
Hansen, Tessa

Winterzauber auf dem kleinen Bücherschiff


sehr gut

Kuschelig-leichte Winterlektüre

Die Protagonistin dieses Buches ist Katja, die zusammen mit ihrer Freundin Miri eine ganz besondere Buchhandlung führt: Sie ist auf einem Schiff im Hamburger Hafen verortet. Während Band 1 der Reihe sich wohl um Miri dreht, steht diesmal Katja im Mittelpunkt. Ich kannte Band 1 vorab nicht, hatte jedoch keinerlei Probleme mich in die Geschichte einzufinden. Das gefällt mir schon einmal sehr gut!
Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm zu lesen, es fällt leicht, sich Seite für Seite vorzuarbeiten. Die Handlung spielt im Winter, ich würde die Lektüre also eher für die kommenden Monate empfehlen. Habe mich im Herbst aktuell noch nicht ganz in die Stimmung hineinversetzen können.
Die Geschehnisse an sich sind nicht tiefgründig, aber doch unterhaltsam. Also eine nette kleine Liebesgeschichte für kuschelige Stunden bei einem warmen Tee. Katja als Figur gefiel mir gut und ich konnte gut mit ihr mitfühlen. Auch die anderen Charaktere sind meiner Meinung nach durch die Autorin schön gestaltet worden.

Bewertung vom 23.11.2024
Die Wächter von Knightsbridge / Jewel & Blade Bd.1
Lück, Anne

Die Wächter von Knightsbridge / Jewel & Blade Bd.1


ausgezeichnet

Geheimnisvolle Wächtergesellschaft im modernen London

Jewel & Blade ist der Name einer neuen Reihe der Autorin Anne Lück. Ich kannte sie bisher von ihrer St. Alex-Reihe, die mir sehr gefällt, und probierte nun auch einmal eins ihrer Fantasy-Bücher aus.
Als Leser lernt man zunächst die Protagonistin Harper kennen, welche als junge Frau, die etwas im Leben feststeckt, vorgestellt wird. Sie lebt mit ihrer jüngeren Schwester, welche seit einem Unfall im Rollstuhl sitzt, und ihrer alleinerziehenden Mutter zusammen. Kann sich nicht dazu durchringen, ihr pausiertes Studium wieder aufzunehmen und weiß auch sonst nicht so recht, wo sie sich zukünftig sieht. Bei der Arbeit in der Goldschmiede ihrer Mutter, erhält sie eines nachts merkwürdigen Besuch. Ein junger Typ bringt unter einem Vorwand einen alten Ring vorbei. Dieser löst durch Kontakt mit ihrem Blut die erste ihrer Visionen bei Harper aus: Sie sieht eine Szene zwischen König Artus und seiner Widersacherin Hexe Morgana. Der Besucher eröffnet ihr, dass sie einer Familie der Nachkommen von Artus‘ Tafelrittern angehört. Diese Nachkommen verstehen sich selbst als Wächter der Legende und – am wichtigsten – der Schmuckstücke, die ihnen von den Rittern vermacht wurden. Was das alles mit ihrem verschwundenen Vater zu tun hat, will Harper herausfinden und reist Hals über Kopf nach London. Dort lernt sie nicht nur weitere Verwandte kennen, sondern begegnet auch den elitären und abweisenden Wächterfamilien.
Die Autorin versteht es, eine Reihe lebendiger und individueller Charaktere zu erschaffen, die die Geschichte lesenswert machen. Neben Harper selber, die mir sehr sympathisch war, lernt man zunächst ihre Schwester Danica und ihre beste Freundin Willow kennen. Archer, der geheimnisvolle Besucher, entwickelt sich zu einem Schwarm. Aber da gibt es auch noch Lark, mit den wahnsinnig blauen Augen, der ihre Skepsis gegenüber der Wächtergesellschaft teilt, obwohl er wie sie dazu gehört. Auch ihre Tante und ihr Onkel, sowie vor allem ihre Cousine, sind spannende Charaktere, die einen als Leser voll und ganz abholen und die Geschichte abwechslungsreich machen. Besonders gut gefällt mir, dass man bis zum Ende nie so ganz weiß, wem man wie sehr vertrauen kann, und damit sehr mit Harper mitfühlt.
Obwohl Fantasy eigentlich nicht mein Genre ist, habe ich mich mit dieser Geschichte sehr wohlgefühlt. Das Setting ist eines der realen Welt – also kein Fantasieland oder ähnliches – und hier passen sich die besonderen Begabungen der Rittererben sowie die alten Legenden um König Artus super ein. Das Ganze ist so beschrieben, als könnte es tatsächlich im London von heute geschehen und der Realismus hat mir erlaubt, ganz einzutauchen. Die Handlung habe ich als durchgehend spannend und abwechslungsreich empfunden. Es gibt einige Überraschungen, die immer wieder Neues aufwerfen, sodass keine Längen entstehen. Daneben kommen schlagfertige Dialoge und die Gedanken und Gefühle der liebenswerten Charaktere nicht zu kurz, sodass ein gelungenes Gesamtpakte entsteht.
Meine Leseempfehlung für alle, die kein Faible für klassische Fantasy haben, aber sich gerne in eine alltagsnahe, geheimnisvolle Geschichte entführen lassen wollen. Die Autorin versteht ihr Handwerk und schafft eine abwechslungsreiche und immer wieder überraschende Erzählung mit vielseitigen und sympathischen Charakteren.

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