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tommi
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Berlin

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Bewertung vom 22.02.2023
Das Siku-Buch
Blanck, Christian

Das Siku-Buch


ausgezeichnet

Mein Lieblingsspielzeug von Siku war ein gelber Radlader, mit dem ich stundenlang Murmeln auf Lkw-Modelle transportierte. Kaum ein Junge kam in meiner Generation an den Modellautos von Siku vorbei, wenngleich einige meiner Freunde meinten, die Wiking-Modelle seien jedenfalls die besseren Objekte für Sammler. Diese Frage erübrigte sich mit der Übernahme von Wiking durch Siku im Jahr 1984. Siku ist die Abkürzung für Sieper Kunststoffe, ein Unternehmen in Lüdenscheid, das seit 1950 Modellautos herstellt.

Das Herrliche an Siku ist, das sind noch echte Modellautos zum Spielen, also für Kinder die reinste Freude. Christian Blanck hat zusammen mit acht weiteren Autoren in knappen und empathischen Texten seine Erinnerungen an die Kindheit und die Erfahrungen mit den Autos von Siku zusammengetragen und versetzt den Leser in eine wundervolle, uns heute sorgenfrei erscheinende Epoche, in der die Freude an einfachem und stabilem Spielzeug mindestens so groß war wie die heutige Begeisterung für elektronische Geräte des digitalen Zeitalters.

Das Buch aus dem Delius Klasing Verlag hat einen Umfang von 224 Seiten im praktischen quadratischen Format und ist in sieben Kapitel gegliedert. Dabei bilden die Texte den Rahmen für die von Blanck selbst erstellten rund 250 Fotografien alter Siku-Modelle. Das besonders Reizvolle daran ist, dass nicht wie in einem Katalog neue oder neuwertige, makellose Fahrzeuge gezeigt werden, sondern solche mit deutlichen Spuren des "Bespielens". Mal fehlt ein Teil der Lackierung, mal fehlen ein paar Räder, mal ist durch den "materialmordenden" Einsatz im Kinderzimmer auch ein Teil abgebrochen. Die kleinen Autos sieht man so, wie man sie vielleicht bei sich zu Hause auch noch in einem irgendwo versteckten Kasten aus Kindheitszeiten wieder vorfindet.

Die Vielfalt der Siku-Modelle war und ist so groß, dass unmöglich das ganze Spektrum abgebildet werden kann. Aber das Buch setzt doch interessante Schwerpunkte – so sind insbesondere die gelben Fahrzeuge des ADAC, mehrere Rettungs- und Notarztwagen, viele Polizeiautos aber auch immer wieder kleine Porsche anzutreffen. Feuerwehren jeder Art, Sportwagen, Rennwagen, Luxuslimousinen und auch die filigranen Baufahrzeuge erfreuen den Betrachter und zeigen alle die Patina, die durch große Spielfreude und rustikalen, kindgerechten Umgang mit ihnen über die Jahre entstanden ist. Eine Überschrift geht sogar auf das Thema "75 Jahre Porsche" ein, und man bekommt einen Überblick über die an Siku-Fahrzeugen nachgebildeten so typischen Felgen des berühmten Sportwagen-Herstellers.

Die farblich abgestimmte Zusammenstellung mehrerer Fahrzeuge in Gruppen vermag ebenso zu gefallen wie die Ausleuchtung der Details der Modelle. Fallen die Texte auch eher kurz aus, so erhalten sie - ebenso wie manche Bildunterschriften - auch interessante Einzelheiten; wer weiß denn schon, dass Siku neunmal so viele Carrera GT produziert hat wie Porsche! Ein längeres Kapitel mit eingehendem Text widmet sich der unübersehbaren Leidenschaft des Autors, seinem selbst vorgenommenen "Tuning" an einem blauen Siku Porsche 901 sowie der Entstehung des Buchs über Siku.

Hier ist aus der puren Begeisterung für ein Thema ein wirklich reizvolles Buch entstanden, das unbeschwerte Erinnerungen weckt, und zwar nicht nur bei den Verfassern sondern ganz besonders auch bei den Lesern. Das ist kein tief recherchiertes Sachbuch - diesen Anspruch erhebt es auch gar nicht - , sondern eine sehr persönliche und emotionale Ode an die von früher Auto-Begeisterung geprägte Kindheit. Der Band ist auf hochwertigem Papier gedruckt, die Verarbeitung ist einwandfrei – und das alles zu einem wirklich sehr fairen Preis.

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