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lesenaufderueberholspur

Bewertungen

Insgesamt 11 Bewertungen
12
Bewertung vom 04.03.2025
bruder, wenn wir nicht family sind, wer dann
Lovrenski, Oliver

bruder, wenn wir nicht family sind, wer dann


sehr gut

Ein super besonderes Buch, das erstmal überrascht, bei vielen bestimmt aneckt und am Ende ganz schön berührt – zumindest mich.

„bruder wenn wir nicht family sind wer dann“ ist ein autobiographischer Roman von Oliver Lovrenski, der 2003 geboren und als Sohn einer Kroatin und eines Norwegers in Oslo aufgewachsen ist. Ich wiederhole: 2003! 😅

Erstmal zur Form: Lovrenski schreibt, wie er spricht und hält nix von Satzzeichen und Groß- und Kleinschreibung. Die Kapitel sind kurz, die Sprache ist roh. Man merkt, dass er Teile seines Romans auf dem Handy getippt hat (slay). An dieser Stelle sei direkt die krasse Übersetzungsleistung von Karoline Hippe erwähnt. Dass man bei so einem Buch „nicht merkt“, dass es übersetzt ist und bei dem die Sprache nicht cringe, sondern absolut authentisch daherkommt, ist großes Tennis, wenn ihr mich fragt.

Besonders beeindruckt an dieser ganz eigenen Tonalität haben mich zwei Sachen. Zum einen sind es die sprachlichen Einflüsse des Freundeskreises (Somali, Norwegisch, Kroatisch und Arabisch), die auch in der Übersetzung funktionieren. Zum anderen sind es die Varianz und die Kontraste, die sprachlich benutzt werden, die aber auch eine gute Überleitung zum Inhalt geben.

Es geht basically um die 4 Freunde Ivor (Erzähler), Marco, Arjan und Jonas. Das Buch ist kurz, bildet aber einen Zeitraum von sechs Jahren ab. Sie wachsen in einem von Brutalität, Ablehnung, Rassismus und Drogen geprägten Umfeld auf. Vom eigenen gelegentlichen Konsum werden sie zu rücksichtslosen Dealern und Gewalttätern, die immer wieder mit ihrer eigenen Abhängigkeit zu kämpfen haben. Was aber zwischen dieser absoluten Abgefucktheit wirklich berührt, ist das Verhältnis der Jungen. Wie sie aufeinander aufpassen, zueinander stehen und sich bedingungslos lieben, ist ein wirklich schöner Blick auf Freundschaft bzw. Brüderschaft. Ihr Schmerz wird in jeder Zeile spürbar und das gelingt mal lustig, mal aufrüttelnd und zwischendurch auch wirklich poetisch.

Ich feier es, dass das Talent von Lovrenski erkannt, sein Buch mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und jetzt in diverse Sprachen übersetzt wurde. Den merk ich mir!

Bewertung vom 27.02.2025
Unter Grund
Liepold, Annegret

Unter Grund


sehr gut

Ein Roman über den Abstieg in die rechte Szene.

Annegret Liepold ist u.a. studierte Politikwissenschaftlerin und hat eine tiefgründige, realistische Geschichte über Franka geschrieben. Das Intro hat mich total gecatcht: Franka ist Referendarin und mit ihrer Klasse zu Besuch bei den NSU-Prozessen. Die Betitelung von Beate Zschäpe als „Nazischlampe“ weckt Erinnerungen. Sie kehrt zurück in ihre Heimat und stellt sich endlich ihrer Vergangenheit.

In Rückblenden erfahren wir über eine Dorf-Jugend in Franken in den Nullerjahren. Es ist 2006 und die WM macht es wieder salonfähig, stolz auf sein Land zu sein und Deutschlandflaggen zu schwenken. Franka ist eine junge Frau, die sich verloren fühlt. Ihr Vater ist früh gestorben, ihre Familie schweigt, ihre Großmutter (genannt die Füchsin) ist geheimnisvoll, unnahbar und hart. Franka fühlt sich nirgendwo zugehörig.

Als sie Patrick und Janna kennenlernt, passiert es schleichend, dass die eigentlich unpolitische Franka in die rechte Szene gezogen wird. Ihre Wut, ihre Orientierungslosigkeit und der Wunsch, irgendwo dazuzugehören, führen zu einer Radikalisierung – zu der das Wegsehen ihres Umfelds ihr Übriges tut.

„Unter Grund“ ist beklemmend und authentisch. Eine Gesellschaft, in der rechte Gedanken tief verankert sind, familiäre Traumata, die weitervererbt werden, jugendliche Radikalisierung – und plötzlich wird aus Mitläuferschaft Mittäterschaft.

Franka hat gerade noch die Kurve bekommen, das wird ja schon mit dem Intro des Romans klar. Wie sie sich entradikalisiert hat, wird im Roman nur angedeutet, darüber hätte ich gern mehr erfahren. Rein literarisch hat mich die Geschichte nach dem starken Intro kurz verloren, mir hat das Tempo ein bisschen gefehlt. Abgesehen von diesen beiden kleinen Kritikpunkten hat mich „Unter Grund“ aber vor allem inhaltlich sehr abgeholt und gefesselt.

Abgerundet wird das Buch mit einem wichtigen und interessanten Glossar zu rechtsradikalen Symbolen, Liedern und Parolen und Hintergrundinformationen zum NSU-Prozess.

Insbesondere in Anbetracht der aktuellen politischen Ereignisse eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 11.02.2025
Wenn wir lächeln
Unterlehberg, Mascha

Wenn wir lächeln


sehr gut

Ein tolles Buch über junge, weibliche Wut und Freundinnenschaft. Es erzählt die Geschichte von Jara und Anto und startet mit einer ziemlich krassen Szene: Jara steht nachts auf einer stillgelegten Eisenbahnbrücke, Anto ist gerade in den Fluss darunter gesprungen und noch nicht wieder aufgetaucht. Jara überlegt nicht nur, wie sie damit umgehen soll, sondern lässt alles, was zu diesem Moment geführt hat, Revue passieren.

Bruchstückhaft springen wir in die Vergangenheit. In die kurzen Kapitel mit den vielen Zeitsprüngen muss man erstmal reinkommen, aber die Geschichte hat durch das hohe Tempo eine richtig krasse Sogkraft und ist schwer aus der Hand zu legen.

Jara und Anto lernen sich in den Nullerjahren auf einem Fußballplatz kennen und werden trotz ihrer Gegensätze langsam unzertrennliche Freundinnen. Mascha Unterlehberg beschreibt den aufwühlenden Prozess des Aufwachsens junger Frauen in einer patriarchal geprägten Welt. Körper, die man kennenlernen muss und sexualisiert werden. Sexuelle Handlungen, die sich falsch anfühlen, für die man sich schämt, aber erst Jahre später wirklich versteht und Worte findet. Ausnutzen und ausgenutzt werden. Wut, die runtergeschluckt wird und doch irgendwann ausbricht. Und was ich besonders gut eingefangen fand: Das Entstehen von Freundinnenschaften und das immer wieder auf die Probe gestellt werden. Weil die eine Mist baut, den die andere nicht mittragen will, weil man neidisch ist, die andere nicht versteht und weil man trotzdem solidarisch sein will.

Nach der ersten Hälfte hätte ich das Buch Leuten empfohlen, die „Ellbogen“ von Fatma Aydemir oder „Drei Kameradinnen“ von Shida Bazyar mochten – nach der zweiten Hälfte würde ich es noch dringend allen ans Herz legen, die „Die schönste Version“ von Ruth-Maria Thomas geliebt haben.

Girlhood mit krassen, schönen, traurigen, rührenden, wütend machenden Bildern.

Bewertung vom 04.02.2025
Klapper
Prödel, Kurt

Klapper


sehr gut

Das Buch „Klapper“ spielt auf zwei Zeitebenen: Es beginnt 2025, Klapper ist erwachsen und loggt sich in sein altes Counterstrike-Profil ein. Er stolpert über den Accountnamen BÄR, offline seit 4891 Tagen. Die Entdeckung bewegt ihn, so viel ist auf Seite 2 klar. Und um zu erfahren, warum, springen wir ins Jahr 2011, als die Geschichte von Klapper und Bär begann.

„Klapp klapp, Klapper klapp,
So klingt’s, wenn Thomas’ Körper knackt …“

Dank der genialen Lyrik seiner Mitschülerin wisst ihr jetzt, warum Thomas Klapper genannt wird. Und könnt erahnen, wie sein Standing in der Klasse ist. Bär heißt eigentlich Vivi und kommt neu in Klappers Klasse. Sie wirkt cool und setzt sich ausgerechnet neben ihn. Die beiden freunden sich langsam, aber intensiv an. Klapper kommt aus geordneten, bürgerlichen Verhältnissen, zuhause ist es trotzdem nicht einfach. Die Mutter ist schwer depressiv, sein Vater bekommt ihn nicht zu greifen. Bärs Familie ist das Gegenteil: groß und chaotisch. Klapper besucht sie oft und fühlt sich meistens ziemlich wohl. Dass sie auch ein ganz schönes Päckchen zu tragen hat, erfahren wir als Lesende, Klapper ahnt es nicht. Die Geschichte steuert auf ein alles veränderndes Ereignis zu (verrate ich jetzt natürlich nicht).

Ich hab nicht erwartet, dass mich das Buch so packt. Kurt Prödel war mir als lustiger Internetmann bekannt, sein Romandebüt kann sich aber wirklich mehr als sehen lassen. Melancholisch und trotzdem lustig zu schreiben, ist für mich eine feine Kunst. Nicht nur die 2011er-Tristesse mit Oli-Kahn-Poster, Krümeleistee, Axe Deo und Til Schweiger Filmen wurde trocken und scharfsinnig beobachtet. Sondern auch Klappers und Bärs Gefühle in ihrem Außenseitertum waren so gut beschrieben, dass ich beim Lesen echt oft einen fetten Kloß im Hals hatte. „Klapper“ ist für mich ein gutes Beispiel dafür, wie man sich an Stereotypen bedienen kann, ohne sich in stumpfen Klischees zu verlieren und trotzdem Charaktere mit Tiefe und authentischen Dialogen zu entwickeln. Das Ende fand ich erst verkürzt und unbefriedigend, aber irgendwie passt es auch zur überraschenden Wucht der Geschichte.

Bewertung vom 01.11.2024
Grace / Academy of Dream Analysis Bd.2
Braun, Ruby

Grace / Academy of Dream Analysis Bd.2


sehr gut

🌙 Würdiger Abschluss 🌙

Ich bin nicht unbedingt Fantasy- und/oder Romance-Leserin, aber die Dilogie von Ruby Braun hat mir super gut gefallen. Ich bin zwar keine Expertin für das Genre, aber deshalb würde ich auch behaupten, dass „Vengeance“ und „Grace“ besonders gut für Romantasy-Einsteiger:innen geeignet sind.

Man muss sich nicht auf drölfzig Bände mit tausenden von Seiten commiten, sondern die Story ist nach den beiden Bänden abgeschlossen. Ich mochte die Welt, und wie sie aufgebaut ist, sehr. An der Academy of Dream Analysis werden luzide Träumer:innen ausgebildet, die durch Träume die Wirklichkeit beeinflussen können. Das Setting hat eine schöne Komplexität, aber man braucht keine Karte, Lexikon oder Charakterverzeichnis, um bei Ortschaften und Personen noch durchzusteigen. 😅 Konnte gut folgen und den Überblick behalten.

„Grace“ hat einen nahtlosen Übergang zu Teil 1 und hat mich sofort wieder reingezogen. Es wird genug „wiederholt“, um sich schnell wieder an alles zu erinnern und schon die ersten paar Seiten sind ultra spannend geschrieben.

Auch wenn die Themen düster und schwer sind, ist die Geschichte am Ende tröstlich und super schön. Es geht um den Kampf mit den eigenen Dämonen und vor allem um unverarbeitete Trauer und was sie mit uns macht. Das Buch hat deutliche Triggerwarnungen auf der letzten Seite (es wird vorab drauf hingewiesen), was ich super fand.

Die Charaktere müssen sich weiterentwickeln für die Story und diese Charakterentwicklung ist super gut gelungen und glaubhaft. Beide Bücher leben von geilen Plottwists und kurzen Kapiteln mit wechselnden Perspektiven von Nemesis und Mercy – dadurch fliegt man nur so durch die Seiten.

Am Ende blieben für mich keine Fragen offen!

Bewertung vom 08.10.2024
Okaye Tage
Mustard, Jenny

Okaye Tage


sehr gut

Dieses Buch macht, was ein Buch machen soll: Es unterhält, berührt, regt zum Nachdenken an und es bietet Eskapismus. Deshalb fand ich es tatsächlich auch mehr als okay (wie viele Wortspiele mit dem Titel gab es wohl bisher?).

Es geht um Sam und Luc, die sich in ihren Zwanzigern auf einer Party in London kennenlernen – Sam ist für ein Praktikum in der Stadt, eigentlich lebt sie in Stockholm. Obwohl die beiden sehr unterschiedlich in ihrem Charakter, ihrer Sozialisation und Herkunft sind, haben sie direkt eine Connection. Sie verlieren sich kurz nach dem Kennenlernen aus den Augen, finden aber einige Zeit später wieder zusammen. Was danach passiert, verrate ich jetzt natürlich nicht im Detail, nur so viel – ohne großen Spoiler: Wir lesen über eine On-Off-Geschichte, über ein Annähern und Auseinanderleben, ein tiefes Kennenlernen und Verhandeln einer Beziehung. Ich find’s ne große Kunst, eine Liebesgeschichte zu Papier zu bringen, die gleichzeitig berührt und nicht kitschig ist – und genau das ist Jenny Mustard meiner Meinung nach toll gelungen.

Die Geschichte wird abwechselnd aus beiden Perspektiven erzählt, wodurch man als Lesende:r nach und nach das Gesamtbild zusammensetzen kann – fand ich super, weil es dadurch ein cooles Wechselspiel aus Selbst- und Fremdwahrnehmung gab. Die Beziehung von Sam und Luc lebt von Missverständnissen und Fehlinterpretationen des Verhaltens der anderen Person. Und trotzdem hat man das Gefühl, sie gehören zusammen. Hätte die beiden zwischendurch am liebsten geschüttelt und ihnen das Kapitel des jeweils anderen vorgelesen, haha.

Neben der Gefühlswelt der beiden werden spannende und zeitgeistige Themen wie Karriere, der Anspruch an sich selbst, Body Issues, Wertvorstellungen, Kinderwunsch, Klimaschutz, Identität und Zugehörigkeit behandelt. Den Sprachstil fand ich toll, was nicht zuletzt auch an der Übersetzung von Lisa Kögeböhn liegt. Begriffe wie „montagmorgenvoll“ oder „Klimbimladen“ haben mich zwischendurch sogar vergessen lassen, dass ich nicht in der Originalsprache lese.

Meiner Meinung nach also ein Buch, das dem Hype gerecht wird!

Bewertung vom 20.08.2024
Genau so, wie es immer war
Lombardo, Claire

Genau so, wie es immer war


gut

Mit der Bewertung von „Genau so, wie es immer war“ hab ich mich schwer getan. Negative Aspekte wurden von guten wettgemacht und angenehme Spannung wechselte sich mit ziemlicher Langeweile ab. Deshalb gibt’s mal eine Pro- und Contra-Rezi und dann könnt ihr selber gucken, welche Argumente euch überzeugen, ok? 😅

👍 Das Buch ist ein Pageturner.
👎 Es gibt viele Pages zu turnen. 720 Seiten hätt’s nicht gebraucht.

👍 Ab der ersten Seite baut sich subtile Spannung auf: Die Mitte 50-jährige Julia Ames trifft eine alte Bekannte im Supermarkt und die Begegnung wirbelt ihre Vergangenheit auf. Man checkt: Irgendwas ist vorgefallen, weiß aber nicht was.
👎 Die Spannung kann über die vielen Seiten nicht gehalten werden und die Auflösung des „Dramas“ fand ich dann auch eher low.

👍 Mag’s grundsätzlich sehr, wenn mir Bücher Lebenswelten von Leuten eröffnen, die nicht meine sind.
👎 Hab festgestellt, dass mich die Lebensrealität einer weißen, mittelalten, typisch-amerikanischen Familienmutter wohl tendenziell langweilt.

👍 Ich mochte, wie feinsinnig die Autorin die Depression einer Frau beschreibt, der ihre Gefühle ihr Leben lang abgesprochen wurden und die einen schwierigen Zugang dazu hat.
👎 Ich finde, emotionale Tiefe muss nicht unbedingt durch laaaange innere Monologe und Dialoge aufgebaut werden. Hätte mir mehr „show don’t tell“ gewünscht.

👍 Mochte die Charakterentwicklung von Julia. Durch Rückblenden und Geschichten aus dem Hier und Jetzt wird langsam ihr Leben erzählt und aufgebaut und sie findet mehr und mehr Zugang zu ihren Gefühlen.
👎 Ich fand Julia zwischendurch nervig und ihre Handlungen nicht immer nachvollziehbar.

Zusammengefasst: Kann man lesen, muss man aber nicht? Ich hab aber auch das Gefühl, ich war nicht die Zielgruppe – hab sehr viele positive Rezensionen gelesen. Also wenn ihr auf ruhig erzählte Familienromane steht, die sich mit der Frage beschäftigen, was im Leben glücklich macht, dann macht euch selbst ein Bild.

Bewertung vom 13.08.2024
Ich komme nicht zurück
Khayat, Rasha

Ich komme nicht zurück


sehr gut

Hanna und Cem wachsen in einer Arbeitersiedlung im Ruhrgebiet auf. Irgendwann stößt Zeyna dazu, die mit ihrem Vater Nabil vor dem Krieg geflohen ist. Es entwickelt sich eine tiefe Freundschaft, bei der auch Nabil und Hannas Großeltern (bei denen sie aufwächst) eine Bindung eingehen. Irgendwann kommt es zwischen den beiden zum Bruch – warum erfährt man erst ganz am Ende des Romans.

Die Geschichte ist aus der Perspektive von Hanna erzählt. Sie kehrt nach dem Tod ihrer geliebten Großmutter in die Siedlung zurück und lebt dort inmitten der Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend. Mit Cem ist sie noch befreundet, an Zeyna muss sie nun immer intensiver zurückdenken und versucht, Kontakt aufzunehmen, den ihre ehemalige Freundin aber abblockt. Nach und nach erfahren wir als Lesende mehr über die Vergangenheit der zwei und reflektieren gemeinsam mit Hanna: Trotz des gemeinsamen Aufwachsens waren die Erlebnisse und Erfahrungen von Hanna und Zeyna sehr unterschiedlich.

Es geht um Wahlfamilien, Freundschaften, die durch das politische Weltgeschehen beeinflusst werden, Rassismus, Klassismus, Liebe, Zugehörigkeit und Außenvorbleiben.
Das alles verpackt in einer poetischen Sprache und tollen stilistischen Mitteln (fand es zum Beispiel cool, dass Zeyna in den Gedanken von Hanna direkt angesprochen wird). Die Auflösung hat mich überrascht und berührt. „Ich will nicht zurück“ ist ein eher kurzer Roman, aber ein echter Pageturner, den ich regelrecht verschlungen habe.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.08.2024
Glück
Thomae, Jackie

Glück


gut

„Glück“ hat mich leider nicht richtig glücklich gemacht. Dabei hatte das Thema extrem viel Potential. Im Roman geht es (hauptsächlich) um zwei Frauen, bei denen die sogenannte innere Uhr tickt. Sie sind knapp 40, Single und fragen sich: Ist der Kinder-Zug abgefahren oder kann und will ich noch aufspringen? Und vor allem: Braucht man Kinder (und eine Beziehung) um glücklich zu sein?

Ich hatte mich aufgrund des Klappentexts und der Leseprobe auf einen progressiven Roman gefreut, denn natürlich ist die Antwort auf die Fragen in meinen Augen eigentlich „Nein“, auch wenn das natürlich durch gesellschaftlichen Druck, individuelle Ansichten und Wünsche etc. pp. NICHT so einfach zu beantworten ist. Und leider ist es durch die Biologie nun mal so, dass es diese Phase im Leben einer Frau gibt, in der man sich die K-Frage stellen muss, wenn man die „Deadline“ nicht verpassen will. Zu alt, um noch warten zu können, zu jung um es „hinter sich zu haben“.

Leider hat mich der Roman nicht wirklich gepackt und erreicht, obwohl ich das Thema an sich extrem emotional, unfair und aufwühlend finde. Woran hat’s jelegen?

Erstmal wurden sehr viele Handlungsstränge aufgemacht und nicht wirklich beendet. Teilweise haben Familienmitglieder oder Freund:innen ganze Kapitel bekommen, ohne dass sie jetzt richtig viel zur Geschichte beigetragen oder die Gefühle der beiden Protagonistinnen anfassbarer gemacht hätten. Gefühle waren mein größtes Problem bzw. ihr Ausbleiben. Es fehlte der Tiefgang in der Gedankenwelt und den Emotionen, die das Kinderthema auslöst. Es bleibt leider recht unnahbar und fast schon nüchtern.

Hinzu kommt, dass ich auch 1-2 Takes im Buch fragwürdig fand. Zum Beispiel hatte die eine Protagonistin in der Vergangenheit zwei Abtreibungen, die sie jetzt tendenziell bereut und fragt sich deshalb, ob die entsprechenden Beratungsgespräche nicht kritischer und ausführlicher geführt werden müssten. Ich denke wir sollten eher über die Abschaffung von § 218a sprechen und über niedrigschwellige Zugänge und nicht das Thema Kinderwunsch mit dem Recht am eigenen Körper vermischen. Das war aber vielleicht auch nur meine Wahrnehmung zwischen den Zeilen – so eindeutig wurde es nicht geschrieben. Den zweiten schwierigen Take, der bei mir hängen geblieben ist, waren die Ansichten der zweiten Protagonistin in Sachen politischer Verantwortung für Alleinerziehende. Das sieht sie als individuelles Problem – selber Schuld, wenn die Kohle knapp ist und die Sorgen groß. Sie wird innerhalb der Handlung zwar für diese Aussage kritisiert (sie ist Senatorin für Familienpolitik 🥲), aber so richtig reflektiert und gerade gerückt wird sie halt nicht.

Am Ende bekommt der Roman eine leicht dystopische Wendung (will jetzt nicht zu viel spoilern), die zwar interessant war, aber irgendwie auch zu einem Roman-Ende führte, das mir etwas zu plump und für das komplexe Thema zu verkürzt war.

Für Gesprächsstoff sorgt das Buch aber allemal! Deshalb gibt es von mir aufgerundete 2,5 Sterne. Es braucht mehr Bücher über das Thema!

Bewertung vom 15.07.2024
wir sind pioniere
Erdmann, Kaleb

wir sind pioniere


ausgezeichnet

ja gut dass man die rezension komplett klein und ohne satzzeichen schreibt liegt ja mal sowas von auf der hand ich bin in dem fall definitiv keine pionierin so viel steht auch fest

also ja das komplette buch ist so geschrieben und ich dachte ganz kurz ohje ohje aber dann ganz schnell oha oha wie gut das liest sich besser als befürchtet und außerdem passt es auch noch zum inhalt was will man mehr es peitscht einen regelrecht durch die geschichte und das gefällt natürlich jemandem wie mir die eh immer schon auf der überholspur liest

also jedenfalls geht’s um vero und bruckner ein paar das gerade festgestellt hat dass sie ein kind erwarten und jetzt kommen sie ins zweifeln und nachdenken über sich und ihre beziehung
ihre perspektiven im buch wechseln sich ab und sie bewegen sich aufeinander zu und zwar nicht nur literarisch sondern literally weil sie nämlich beide gerade unterwegs sind und mit dem zug nach hause fahren wo dann die große aufeinanderkunft und aussprache stattfindet

ich bin sehr gern durchs buch geflogen kann aber ehrlich gesagt sein dass es mir relativ schnell wieder aus dem kopf fliegt aber macht ja nix für den moment war es super also wenn ihr mal bock auf speedreading habt ohne die technik zu können dann go for it

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