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Lesegenuss
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Freiburg

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Insgesamt 69 Bewertungen
Bewertung vom 05.06.2024
Eine große Erfindung / Die Zeit der Frauen Bd.1
Berg, Susanne von

Eine große Erfindung / Die Zeit der Frauen Bd.1


sehr gut

Die Geschichte beginnt Ende des 19. Jahrhunderts und der Handlungsort ist in Ostwestfalen.
Mit der fast erwachsenen Tochter Katharina betreiben die Zumwinkels ihren Bauernhof. Theresa
die Frau des Bauern, leidet an einer Lungenkrankheit und hat zur Unterstützung die junge Magd Lina an der Seite. Diese hat sich in den neuen Knecht Thomas verguckt. Doch anscheinend hat der Bauer ihn für seine Tochter als Ehemann ausgesucht, damit die Nachfolge für den Hof gesichert ist. Denn Katharina war das einzige Kind der Zumwinkels. Doch diese hat kein Auge für den Knecht.
Da kommen Handwerker, um den neuen Stall zu bauen. Und mit ihm der Sohn des Meisters, Carl Thiele. Auch er soll einmal den Betrieb seines Vaters übernehmen. Die Mannschaft bleibt die gesamte Bauzeit auf dem Hof und darf im Haus schlafen. Sehr zum Verdruß von Thomas, den das ziemlich stört. So bleibt es denn nicht aus, dass sich Katharina und Carl näher kommen. Ihn interessieren viele Abläufe im Betrieb, und so sucht er nach Lösungen zur Arbeitserleichterung. Auch das ist Thomas ein Dorn im Auge. Er lässt nichts unversucht, um Carl in Mißkredit zu bringen. Doch Katharina und Carl arbeiten mit viel Eifer daran, die Milchzentrifuge neu zu erfinden.
Auch der Vater sieht schon das Potential, und irgendwann steht dem Glück nichts mehr im Weg.
Wirklich nicht?
Denn da ist noch immer Thomas.

Was genau alles passiert und bis sich letztendlich das Blatt wendet, müsst ihr halt schon selber lesen.
Fakt ist, dass mit der neuen Saga der Autorin Susanne von Berg - Pseudonym von Andreas Schmidt, der Leser erneut nach der "Kaufhaus Saga" uns hier eine großartige Geschichte eines sehr bekannten Waschmashcinenherstellers präsentiert. Alles angefangen mit der Erfindung der Milchzentrifuge.
Die Protagonisten sind gut beschrieben und vorstellbar.
Das harte Leben der damaligen Zeit ist anschaulich geschildert. Und man kann sich schon vorstellen, wie die Menschen dort ihr Tagewerk verrichtet haben.
Wie schon in anderen Geschichten ist es hier eine mutige Frau, die sich nicht von ihrem Weg, ihrer Liebe abbringen lässt. Und mit dazu beiträgt, dass der Grundstein für weitere Erfindungen, bis in unseren heutigen Alltag, gelegt wird.
Die beiden Folgebände der Trilogie erscheinen auch schon bald, so dass das Warten, wie es weitergeht, sich gut aushalten lässt. ♥
Ich mag den Schreibstil des Autors und hoffe auf noch weitere interessante neue Geschichten in dieser Richtung.

Bewertung vom 21.02.2024
Sturmmädchen
Bernstein, Lilly

Sturmmädchen


ausgezeichnet

Noch können die drei Freundinnen Elli, Käthe und Margot im späten Frühjahr 1933 ihre Zeit genießen. Sie ahnen nicht, welch gravierenden Ereignisse diese tiefe Freundschaft auf eine harte Probe stellen wird.
träume hatten sie, die beiden Mädchen aus Monschau und Margot, das Mädchen aus der Stadt. Vor acht Jahren fing ihre Freundschaft an, als die Eltern von Margot ein Ferienhaus dort kaufen., Seitdem waren sie unzertrennlich. Und wann immer es ging, verbrachten sie viel Zeit miteinander. An den Wochenenden, in den Ferien.
Nun arbeitete Käthe in der Fabrik in Monschau. Elli war daheim aufgrund ihrer Gehbehinderung.
Und an diesem Tag im Mai machten sie die Bekanntschaft mit der aufkommenden Hitlerjugend.
Die Geschichte geht im nächsten Teil weiter in dem Zeitraum von Oktober 1938 bis Dezember 1938.
Der weitere Teil spielt in der Zeit von Januar 1939 bis Februar 1940 und endet im Epilog Mai 1940.
Ich habe bewusst diese Zeiträume aufgeführt.
Sie umschreiben erneut einen Zeitraum im Rückblick auf die dunkle Zeit der Geschichte Deutschlands.
Es ist Käthe, die zu der Partei steht und sich eingliedert.
Elli fühlt sich hilflos und kämpft täglich mit der Mutter ums Überleben. Diese ist als Hebamme tätig.
Margot und ihre Familie sind Juden. Der Lebens- und Leidensweg der Familie Schiffmann macht erneut deutlich, unter welch unsäglichen Repressalien gegen das Volk der Juden vorgegangen worden ist.
Ellis ansich normale Welt bricht zusammen, als die Mutter stirbt. Doch sie beweist Stärke, versucht mit allem was geht, weiter ihre Freundin Margot zu helfen. Sie nimmt das Leid derer nicht so hin. Und bringt sie in höchste Gefahr.
Die Entwicklung der Protagonistin Elli ist sehr authentisch geschrieben. Aus dem behüteten Mädchen wird eine starke, selbstbewußte Frau.
Eine weitere wichtige Person in der Handlung ist die Nonne Schwester Gertrud. Sie tritt zwar nicht oft in Erscheinung, aber hat bedeutsame Unterlagen. Was sie und Ellis Mutter verbindet, kann man anfangs nur ein bisschen erahnen. Die Auflösung ergibt sich zum starken Ende des Romans.
Wie verbunden sich die Mädchen trotz allem fühlen, die Stärke ihrer Freundschaft, dass alles ist in "Sturmmädchen" geschrieben.
Nach ihren vorangegangenen Romanen wie "Findelmädchen" oder "Trümmermädchen" ist "Sturmmädchen" erneut ein großartiger Roman aus der Feder von Lilly Bernstein.
Meine Leseempfehlung
#gegendasvergessen

Bewertung vom 11.12.2023
Große Liebe im kleinen Trödelladen
Hepburn, Holly

Große Liebe im kleinen Trödelladen


sehr gut

"Liebe macht dich vollständig"
Nach gut zehn Jahren kehrt Hope Henderson aus London zurück in ihre Heimat. Wie oft waren sie früher als Familie hier in York durch die Stadt gebummelt und immer wieder war sie wie gebannt vor den Schaufenstern des Trödelladens gestanden. So auch heute und da sieht sie die Anzeige, dass eine Teilzeitkraft gesucht wurde. Mit dem Besitzer, Mr. Young, des Ever After Emporium wird sie schnell einig. Dieser Laden war das Paradies. Auch wenn sie sich noch intensiv mit der Materie befassen musste, Hope fühlte sie war angekommen.
S. 26 "Das Emporium hatte mehr Schätze zu bieten, als sie es sich jemals hätte träumen lassen."
Und Mr. Young war eh der Meinung, dass der Laden schon lange nach ihr gerufen habe. Ein Monat war nun vergangen, als sie im Laden die Bekanntschaft mit Will und deren Nichte Brodie macht. Er war nach dem tödlichen Unfall derer Eltern nun ihr Vormund. Doch seitdem spricht Brodie nicht mehr. Da entdecken sie eine kleine nordafrikanische Holzkiste. Ein Geheimnishüter.
Brodie löst das Rätsel, wie es geöffnet wird. Und darin finden sie einen Ring mit einem riesigen Smaragd und ein kleines Stück Papier. Ein Brief aus dem Jahr 1923. Darin erwähnt eine Ausgrabung in Ägypten.
Hopes Interesse ist geweckt und sie will versuchen, das Geheimnis zu lösen. Dabei behilflich der Archäologieprofessor Ciaran, in den sich Hope verliebt. Doch dieser ist nicht ehrlich zu ihr und begeht einen großen Fehler. Denn Hope hatte Nachfahren des Inhalts gefunden und Vertrauen zu der alten Dame Isobel aufgebaut. Isobel war Nachfahrin von Elenor Beatrice Locelace, der der Ring gehörte. Vor über 100 Jahren war sie bei Ausgrabungen in Ägypten dabei gewesen und sich dort verliebt.
Wer von der Autorin Holly Hepburn schon ihre vorherigen Romane gelesen hat, weiß hier erwartet ihn erneut eine wunderbare Geschichte.
"Große Liebe im kleinen Trödelladen" ist aufgegliedert in vier Teile.
Teil 1 - Ein Neuanfang
Teil 2 - Heimliche Liebe
Teil 3 - Gebrochene Versprechen
Teil 4 - Weihnachtswünsche
Das Cover zeigt weihnachtliche Stimmung, wobei letztendlich erst der vierte Teil in der Jahreszeit spielt. Egal, es ist ein wunderschön romantisches Bild.
Die Geschichte spielt rund um den Fund in der Holzkiste und was es damit auf sich hat. Interessante Einblicke in die Archäologie. Desweitere die Charaktere Hope, die noch immer über den den frühen Tod ihres Mannes trauert. Die beiden männlichen Protagonisten unterscheiden sich nicht nur vom Charakter, sie zeigen Hope auch auf bereit zu sein für einen Neuanfang.
Ganz besondes möchte ich aber noch zwei weitere Charaktere erwähnen, Mr. Young und die alte Dame Isobel. Sie beiden geben dem Buch das gewisse Extra, und sei es nur durch ihre Lebensweisheiten.
Ich wurde gut unterhalten und hatte schöne Lesestunden.

Bewertung vom 11.12.2023
Sturmlichter
Theisen, Patricia

Sturmlichter


sehr gut

Eine historische Saga um drei Frauen, die ihre Träume haben
(Zitat Spoiler)
Zu ihrem vierzehnten Geburtstag hatte sich Victoria Belrose, kurz Torie genannt, von ihrem älteren Bruder einen Besuch auf dem Jahrmarkt gewünscht. Ziel war Madame Odessa, die die Zukunft voraussagen konnte.
Zitat S. 11
Drei Mädchen, symbolisiert durch drei Tiere. Drei Schicksale, deren Bestimmung es war, sich auf die Suche nach dem Glück zu machen ... eine Wildkatze voller Neugier, ein Schwan mit Schaffenskraft und ein Wiesel voller Mut. ... Die Schicksale dieser jungen Frauen waren eindeutig miteinander verwoben.
Der erste Teil spielt in den Jahren 1914-1916. Torie hatte kein Interesse an ihrer Geburtstagsfeier und so schleicht sie sich heimlich in die Fabrik ihres Vaters. Dort war Besuch aus Rußland. Torie interessierte sich für alles technische. Sehr zum Leid ihrer Mutter. Doch für Torie stand fest, dass sie später einmal die Fabrik übernehmen würde. Ihr Bruder Maurice studierte Medizin und stand kurz vor dem Abschluss. Doch es kommt anders. Torie muss in ein Internat in die Schweiz. Dort lernt sie Clarissa aus München kennen und sie freunden sich an.
"Sturmlichter" von Patricia Theisen beeindruckt durch sein Cover als auch durch den interessanten Klappentext. Er erzählt den Weg dreier Frauen, die ihre Träume haben. Diese in der damaligen Zeit als Frau umzusetzen, erfordert Stärke und Willenskraft.
Dominierende Charaktere der ganzen Handlung ist der Weg von Torie. Man kann fast sagen, dass über die Hälfte der Geschichte sich um Torie handelt, während Clarissa sich den Rest teilen. Wenn überhaupt. Das ist wirklich sehr schade, denn diese beiden Charaktere hätte viel mehr Raum zugestanden. Und dennoch fließen ihre Geschichte gut ins Gesamte ein.
Interessant auch zu lesen die ganze Thematik um die damalige Autoindustrie. Ich fand es wirklich gut. Und wie Torie es als Frau geschafft hat, an einer Expedition mit Autos durch Afrika teilzunehmen. Nichts konnte sie aufhalten, nur weil sie ein Mädchen war. In der Zeit von Afrika wird auch das Thema der Kolonialzeit aufgegriffen. Gut geschildert.
"Sturmlichter" ist ein wahrlich interessanter historischer Roman. Man konnte sich gut in die Personen hineinversetzen und im gewissen Sinn waren sie weitere Vorreiter für den Weg der Frauen in der Geschichte. Sie prägten mit den Wandel, das Umdenken und setzen sich über gesellschaftliches Moraldenken hinweg. Ein weiteres Thema ist die Zeit des Ersten Weltkriegs, denn Tories Bruder Maurice arbeitet dort als Arzt. Dort lernt er Mia kennen.
Die Kapitel lassen sich flüssig lesen. Aber dennoch wie schon geschrieben, fand ich es sehr schade, dass Clarissa als auch Mia nicht den Anteil im Roman hatten, der ihnen zugestanden hätte. Zu viel Torie.
Letztendlich habe ich aber eine schöne Lesezeit gehabt. Ich fühlte mich gut unterhalten und habe einige interessante Sachen erfahren. So gebe ich gern meine Empfehlung.

Bewertung vom 23.09.2023
Wie ein Stern in mondloser Nacht
Sand, Marie

Wie ein Stern in mondloser Nacht


ausgezeichnet

Handlungsort ist Berlin. Es beginnt in der Vergangenheit 1947. Die junge Hanni lebt mit der Mutter und dem kranken Bruder in ärmlichen Verhältnissen in einer Hinterhofwohnung. der Vater lebte nicht mehr. Henni wart auf den Weg zu den von Rothenburgs, wo die Mutter sonst putzte. Doch diese war kränklich und Henni musste für sie einspringen. Dort im Haus begegnet sie dem Sohn Ed, der nach einem Disput mit dem Vater die Treppe hinunter eilt. Sie kommen ins Gespräch und so erfährt sie, dass er nach Cambridge will, studieren. Sie will auch mehr aus ihrem Leben machen. Er will heranwachsendes Leben retten, während sein Vater die "Zellklumpen" entfernt. Henni kennt das, denn sie sieht das arme Leben, wo ein Kind nach dem anderen geboren wird, stirbt ...

Berlin im Jahr 2000
Aufgewachsen in Dänemark, lebt und arbeitet Liv schon sehr lange in Berlin als Reporterin. Heute war sie zur Eröffnung der Babyklappe am Krankenhaus Waldfriede gekommen. Der etwas siebzigjähre Redner hielt eine beeindruckende Rede, wobei ihr durch den Kopf geht, sie würde ihn irgendwie kennen. Und daher wagt sie die Frage: "Kennen Sie Henni Bartholdy?"
Vor vielen Jahren hatte sie die stadtbekannte Hebamme Henni Bartholdy interviewt. Diese hatte in den 1950er Jahren so eine Art Babyklappe gebaut. Aus der Not heraus. Als Liv konkrete Fragen stellt, bricht die Hebamme das Interview ab und das war es dann. Liv selbst war ein Findelkind.
Die Geschichte zwischen Henni und Ed entwickelt sich. Doch als sie von ihm schwanger wird, regeln die Mütter den Abgang hinter ihrem Rücken. Ihr wird gesagt, dass Ed nach Cambridge gegangen sei.
Vergangenheit und Gegenwart greifen nahtlos ineinander.
Am beeindruckendsten sicherlich Hennis Leben, ihr Werdegang. Die damaligen Lebensumstände, da spürt man die pure Verzweiflung der Frauen. Doch Henni lässt sich nicht von ihrem Weg abbringen, geschweige denn verbiegen. Und sie trifft Ed wieder, der zwar verheiratet ist, doch eines Tages bei ihr einzieht. Während die Charaktere Henni sich als eine starke Frau darstellt, verblasst Liv gegen sie.
Was die beiden Frauen miteinander verbindet, kann man nur erahnen. Ich möchte hier nicht weiter spoilern.
Es ist eine Geschichte, die zeitweise sehr emotional herüber kommt. Das Thema Babyklappe bzw. Findelkinder, die Grauzone der Justitia, hochsensibel und dennoch darf man hier nicht die Augen verschließen. Meine absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 17.09.2023
Zeit des Wandels / Das Kaufhaus Bd.3
Berg, Susanne von

Zeit des Wandels / Das Kaufhaus Bd.3


sehr gut

Dies ist der Abschlussband zur Trilogie der Familiensaga um die Kaufhaus Dynastie "Hertie". Es ist eine historische Zeitreise gut über 100 Jahre zurück. Unterhaltsam und informativ verbunden mit Fakten und eigener Fantasie des Autors ist die Handlung aufgebaut. Leonard und Flora Tietz sind inzwischen in Köln in ihrer Villa eingezogen. Ihr Sohn Alfred wird in die Geschäftsführung eingearbeitet. Um seinen Blick zu erweitern, geht er nach Berlin zu seinem Onkel Oscar. Gleichzeitig soll er dort Aktien zeichnen lassen, da die Warenhauskette an die Börse will. Dort im Kaufhaus des Onkels trifft er auf eine junge Frau, die sich gerade nach passender Kleidung für ihren neuen Job als Lehrerin umschaut. Margarete und Albert, keiner kennt den Namen des anderen, und doch geht beiden das Zusammentreffen nicht aus dem Kopf.
Liebe auf den ersten Blick.
Und Albert legt sich mächtig ins Zeug, um die Unbekannte zu finden.
Zur gleichen Zeit haben Leonard und Flora mit heftigen Auseinandersetzungen zu kämpfen. Neid der Konkurrenz, worunter in Berlin Oscar ebenfalls es schwer hat. Hier ist es der alte Konkurrenz aus Stralsund, Wertheim, der ihm Steine in den Weg legen will.
Mit Alfred und Margarete hat der Autor erneut besondere Charaktere erschaffen. Sie verleihen der Handlung noch einmal neuen Glanz. Berührend die Szene, wo sie am Grab von Hermann Tietz stehen. Ihm haben die Familien so viel zu verdanken. Er war nicht nur ein guter Ratgeber, sondern unterstützte die Familien wo er konnte. "Onkel Hertie" wurde er genannt, was auf seine Zeit in Amerika zurückführte.
Alle anderen Charaktere sind ebenfalls klar aufgestellt. Ich durfte ihre weitere Entwicklung mitverfolgen und hatte oft das Gefühl, mitten in der Handlung zu stehen.
Die Kapitel haben eine angenehme Länge.
Auch das Cover ist erneut gut gewählt und stimmig mit den beiden Vorbänden.
Für mich ein guter Abschluss der Familiensaga.
Aus dem Spitznamen "Onkel Hertie" wurde später der Markenname "HERTIE".
Meine Leseempfehlung

Bewertung vom 15.09.2023
Die Tochter von Kopenhagen
Balson, Ronald H.

Die Tochter von Kopenhagen


sehr gut

Die Anwältin Catherine Lockhart gibt der Bitte ihres ehemaligen Chefs Walter Jenkins nach und nimmt sich des Falls um die 92jährige Britta Stein an. Diese hat mehrfach das Restaurant des alten Ole Henryks mit bösen Parolen besprüht. Das habe ihm die Nichte von Britta Stein erzählt. Doch er könne den Fall nicht übernehmen, weil seine Kanzlei seit Jahren die Anwälte von Ole seien. Grund der Aktion von Britta Stein war, dass der 95jährige Ole in die Ruhmeshalle der Dänisch-Amerikanischen Gesellschaft von Chicago aufgenommen werden soll u. a. als Anerkennung seines Heldentums im Zweiten Weltkrieg.
Mit Liam Taggert, der anfänglich gegen die Übernahme des Falls ist, versucht nun Catherine zusammen mit Emma den Fall zu lösen. Und Britta Stein hat viel zu erzählen. Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen. In der Vergangenheit geht es um das damalige Leben der Familie um Britta in den 40er Jahren des Zweiten Weltkriegs, als die Deutschen Dänemark besetzen.- Und wieder einmal um die Repressalien gegenüber den Juden. Die Verfolgung. Die 92jährige bleibt bei ihrer Behauptung, dass der Alte Ole mit den Nazis kooperiert hat. Es gilt zu beweisen, dass Ole ein Verräter war. Obwohl Catherine die Zeit im Nacken bis zum nächsten Gerichtstermin sitzt, lässt sich Britta mit ihren Erzählungen aus der Vergangenheit nicht aus der Ruhe bringen.
Leider sind diese Episoden oft zu langatmig geworden. Doch am Ende versteht man, warum.
Dem Autor ist der Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart gut gelungen, ohne dass es Fragen aufwirft. So ist die gesamte Handlung gut beschrieben. Es ist halt wieder ein Stück Zeitgeschichte. Die Charaktere sind gut aufgestellt.
Da ich bereits einige Romane des Autors run um das Ehepaar Lockhart/Taggert gelesen habe, war mir der Schreibstil geläufig. Insofern hatte ich doch eine gewisse Erwartenshaltung zu dem neuen Roman, der sich aber nicht so ganz erfüllte. So ganz kam das Komplettpaket nicht an die vorherigen ran.
Aber dennoch ist es erneut ein eindrücklicher Roman #gegendasvergessen

Bewertung vom 05.09.2023
The Maid / Regency Grand Hotel Bd.1
Prose, Nita

The Maid / Regency Grand Hotel Bd.1


gut

Die Geschichte handelt von dem Zimmermädchen Molly Gray, die in dem altehrwürdigen Regency Grand Hotel arbeitet. Sie liebt ihren Job und versieht ihn mit äußerster Gründlichkeit. Doch dann kommt der Tag, wo sie in einen Mord im Hotel verwickelt wird und schließlich sich zur Hauptverdächtigen macht. Molly wuchs bei der Großmutter auf, die leider vor einigen Monaten verstarb. Diese war für sie ein starker Rückhalt, egal was war die Oma richtete sie immer auf und stabilisierte Mollys Verhalten.
Dass nun ausgerechnet an diesem Montag kurz vor Feierabend sie den Geschäftsmann Mr Black tot in seinem Zimmer findet, da sprechen dann viele Umstände gegen Molly. Doch sie, die ein Faible für Columbo hat, versucht selbst das Knäuel um den Tod zu entwirren. Die Lösung zu dem Fall erfährt man dann erst ziemlich am Ende. Der Einstieg in die Geschichte, das Kennenlernen der Person Molly und ihren Tätigkeiten im Hotel ziehen sich teils sehr, sehr endlos hin. Die Tat selbst rückt vorerst nicht zu sehr in den Fokus, sondern das Drumherum und warum ausgerechnet Molly verdächtigt wird.
Die Charaktere Molly zu beschreiben ist nicht einfach. Ja man könnte sagen, nervig, anstrengend. So manches Mal wäre ich gern zwischen die Zeilen gegangen und hätte sie zurecht gerückt. Dann wiederum erscheint sie sachlich und vernünftig. Das sprach alles für ein Symptom. Wenn man dann wiederum liest, dass sie ein fotografisches Gedächtnis hat, bestätigt sich die Vermutung. Und erklärt dann auch das Ende bzw. die Lösung des Rätsels um den Mord. ☺
Die Geschichte selbst wird aus Mollys Sicht geschrieben. Im Prinzip dreht sich alles um die Person Molly, ihr Wesen, ihre Persönlichkeit.
Rundum ist es ein netter Unterhaltungsroman, auch wenn es teils doch sehr langatmig geschrieben ist.
Für mich war es ein netter Leseausflug in das Genre.

Bewertung vom 16.07.2023
Das Glück der Geschichtensammlerin
Page, Sally

Das Glück der Geschichtensammlerin


gut

Der Roman "Das Glück der Geschichtenerzählerin" von Sally Page handelt von der erwachsenen Frau Janice, die als gute Reinigungskraft in verschiedenen Haushalten in Cambridge arbeitet. Es sind alles sehr unterschiedliche Menschen, mit denen sie zu tun hat. Sie mag ihren Job. Und irgendwann wurde sie zur Geschichtensammlerin. Während sie sauber machte, kam es immer wieder vor, dass die Leute ihr gern ihre Geschichten erzählten. Janice schreibt diese nicht auf. Nein, sie sammelt sie in ihrem Gedächtnis. Und wenn sie daheim ist, holt sie eine besonders schöne aus der Erinnerung. Zuhause, da wo ihr Man derzeit mal wieder keinen Job hatte. Das hatte sie durch Zufall herausbekommen, bis er ihr endlich die Wahrheit sagte. So viele Jahre wie sie verheiratet waren, genau so viele Jobs hatte er gehabt. Ihr Sohn lebte in London und der Kontakt war sehr eingeschränkt. Warum das so ist, erfährt der Leser zum Schluss.

Janice erfuhr durch ihre unterschiedlichen Arbeitgeber deren eigene Geschichte. Wobei die von Geordie eine ihrer liebsten ist. Er wird im Zug einer persönlichen Veränderung für eine gewisse Zeit der Retter von Janice.
Doch was war Janices Geschichte?
Janice nimmt noch eine zusätzliche Stelle an und zwar bei der alten Mrs B. Man meint es wird jetzt interessanter. Mal schauen. Denn die 92-jährige erzählt ihr, immer nur stückweise, eine hochinteressante Geschichte. Bis beide an einen Punkt kommen, wo Janice endlich anfängt ihre Geschichte zu erzählen.
Was ein bisschen die Geschichte auflockert, ist das langsame Kennenlernen zwischen Janice und dem Busfahrer. Sie kommen ins Gespräch und so langsam, aber wirklich sehr, sehr langsam entwickelt sich etwas.
Als Janice Mann die gesamten Ersparnisse für einen windigen Job verpasst, reicht es ihr.
"Das Glück der Geschichtensammlerin" ist eine Ansammlung von Geschichten einzelner Menschen, bei denen Janice tätig ist.
Leider war mir Vorgehensweise bzw. die Umsetzung einer guten Idee, die die Autorin hatte, mehr als verwirrend. Es ist zwar ein ruhiges Buch, aber letztendlich fehlte mir ein Leitfaden.
Es war nicht flüssig zu lesen. Ich selbst konnte es nur immer kapitelweise lesen. Es fiel mir nicht leicht, mich ganz auf die Geschichte einzulassen.
Das Cover als auch der Infotext hatten mich auf die Geschichte neugierig gemacht und so freute ich mich schon auf die Lesezeit. Doch durch die, für mich, spürbare Distanz konnte ich nicht die gewünschte Beziehung herstellen.

Bewertung vom 15.07.2023
Schritte in eine neue Welt / Die Frauen vom Reichstag Bd.3
Gabriel, Micaela A.

Schritte in eine neue Welt / Die Frauen vom Reichstag Bd.3


ausgezeichnet

Das Leben lehrt uns … schau nach vorn und gib nicht auf!
Es ist Ende Mai 1941. Marlene von Runstedt erreicht nach einer langen Schiffsreise endlich New York. Hier wird sie von ihrer Freundin Paula Hagedorn und Lena erwartet. Paula Hagedorn war schon gleich 1933 in die Emigration gegangen. Hier kümmerte sich sie um politisch Verfolgte. Es war ein langer Weg für Marlene, um nach New York zu kommen. Wo sich ihr Mann Max befand, entzog sich ihrer Kenntnis. Endlich in Freiheit.
In den ersten beiden Teilen der Reihe "Die Frauen vom Reichstag" wird der Weg der Frauen beschrieben, wie sie für die SPD endlich nach Einführung des Wahlrechts, ins Parlament des Reichstags einziehen. Während Paula in den USA arbeitete, war Marlene weiterhin in Berlin als Anwältin tätig. Sophie leitete das Jugendheim Finkenberg.
Wer den Geschichtsverlauf kennt, weiß wie immens der Druck auf die jüdische Bevölkerung zunahm. In der Innenklappe ist der Verlauf von 1933 bis zu Beginn des Zweiten Weltkriegs aufgelistet.
In "Schritte in eine neue Welt" wird erzählt, wie es für die Frauen nach 1933 weiterging. Für alle wird es eine starke Lebensveränderung. Marlene geht auf Drängen ihres Mannes nach Frankreich, doch er bleibt erst einmal in Berlin. Dort ist er den Repressalien des Regimes ausgesetzt und er flieht. Im Jugendheim Fnkenberg versteckt Sophie jüdische Kinder, so auch Lena. Dies geschieht in Verbindung mit dem Pfarrer Leonard. Es ist aber auch Liebe, die beide verbindet. Eine Liebe die nicht sein darf. Aber immer wieder taucht Leonard als rettender Engel auf.
Die aufgeführten Jahreszahlen und Orte der einzelnen Kapitel zeigen den Wechsel zwischen den jeweiligen Handlungsorten. Sei es in Europa als auch New York. Jede der einzelnen Charaktere sind authentisch und gut vorstellbar geschrieben.
Desweiteren die politische Zeit, die einem erneut vor Augen führt, welch Schreckensherrschaft das Volk beherrschte.
Dies schreibt die Autorin in deutlichen Worten. Man spürt förmlich, wie die braune Suppe sich über das Volk ergießt.
Aber da sind dann auch die schönen Momente - Hoffnung, Zuversicht und die Liebe.
Der dritte Band der Saga um die ersten Parlamentarierinnen war und ist für mich der krönende Abschluss. Es war aber auch eine sehr emotionale Lesereise.
"Der Krieg ist aus!" Welch erlösende Worte für die Menschen, die so viel erleiden mussten.
Die Parlamentarierinnen-Reihe zeichnet sich durch die sorgfältige Recherche aus. Einen Satz aus dem Nachwort der Autorin möchte ich hieraus zitieren, den der damalige SPD-Vorsitzende Otto Wels in seiner Rede 1933 sagte:
"Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht."
Zitat S. 393
Meinerseits wünsche ich mir noch mehr Leser für "Die Frauen vom Reichstag". Es war/ist ein langer Weg gewesen für die Frau in der Gesellschaft, ebenso heutzutage in der Politik "ihre Frau" zu stehen. Manche scheitern, während andere mit starkem Willen und Energie ihren Platz behaupten.