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Verena

Bewertungen

Insgesamt 8 Bewertungen
Bewertung vom 14.04.2025
Hatokos wunderbarer Schreibwarenladen
Ogawa, Ito

Hatokos wunderbarer Schreibwarenladen


sehr gut

eine sanfte, atmosphärische Erzählung

"Hatokos wunderbarer Schreibwarenladen" ist ein sanfter, ruhiger Roman, der uns die Welt einer öffentlichen Schreiberin in Japan zeigt. Während dem Lesen lernt man enorm viel über diese mir bisher unbekannte Tätigkeit und auch über die japanische Kultur im Allgemeinen. Dabei beschreibt die Autorin detailliert, welches Papier, welche Briefmarke, Stifte und Tinte usw. Hatoko sorgfältig für die unterschiedlichen Arten von Aufträgen auswählt. Toll ist, dass die Briefe, die sie verfasst, sowohl im japanischen Original, als auch in der Übersetzung abgedruckt sind. Die Protagonistin ist authentisch und vielschichtig geschrieben. Sie hatte eine schwierige Kindheit während sie bei ihrer Großmutter aufwuchs, darum zog sie für eine Weile ins Ausland. Von klein auf wurde sie streng in der Kunst der Kalligraphie unterrichtet, um sie auf den Beruf der Schreiberin vorzubereiten. Während sie liebevoll Schreibtätigkeiten für die Nachbarschaft durchführt, knüpft sie auf diese Weise Kontakte zu ihren Kund*innen, besonders in ihrer Nachbarschaft. Dabei wächst nicht nur Hatoko selbst, sondern sie fungiert auch als eine Art Medium, das die persönliche Entwicklung ihren Kund*innen fördert. Denn jede Person, mit der Hatoko interagiert, bringt ihre eigene Lebensgeschichte du Herausforderungen mit. So entsteht ein ruhiger, zarter Roman, der von den zwischenmenschlichen Beziehungen der Charaktere lebt.

Der Schreibstil ist ruhig und entspannend und passt hervorragend zu den Beschreibungen über Kalligraphie und den Wesenszügen der Protagonistin. Das Buch baut kaum Spannung auf. Stattdessen lebt es von den Gefühlen, Einsichten und Geständnissen der Charaktere. Ein kleines Manko ist, dass ich ohne tiefgehendes Verständnis über die japanische Kultur manchmal leider nicht ganz verstehen konnte, warum manche gewählten Worte in den Briefen eine so große Wirkung hatten. Zudem sind manche Erzählstränge durch abrupte Zeitsprünge etwas fragmentarisch.

Insgesamt ist das Buch eine sanfte, ruhige Erzählung über Freundschaft, inneren Frieden und die Kraft von Worten, das die Leser*innen nach einem stressigen Tag abends zur Ruhe kommen lassen kann. "Hatokos wunderbarer Schreibwarenladen" ermutigt dazu, die kleinen Dinge im Leben wertzuschätzen.

Bewertung vom 31.03.2025
Geht so
Serrano, Beatriz

Geht so


gut

Psychische Gesundheit im Arbeitsleben mit humorvollem Schreibstil

"Geht so" ist das originelle Debüt von Beatriz Serrano. Es geht um die Protagonistin Marisa. Sie ist lustlos und desillusioniert, sie sieht ihre Arbeit als sinnlosen Zeitvertreib, bei dem sie viel Geld verdient, ohne einen Mehrwert für die Gesellschaft zu generieren. Zudem ist sie genervt von ihren Kolleg*innen. Sie ist einsam und leidet unter einer Angststörung, weswegen es ihr jeden Morgen schwer fällt in die Arbeit zu gehen. Um ihr Leben erträglicher zu gestalten, betäubt sie sich mit Drogen und YouTube-Videos. Das Ganze ist dabei zeitweise unglaublich witzig geschrieben, dass ich beim Lesen mehrfach laut lachen musste. Zu gewissen Teilen können sich sicher viele Leser*innen im Text wiederfinden. Die Auseinandersetzung mit dem Thema psychische Gesundheit im Arbeitsleben ist authentisch und trifft den Zeitgeist. Der Schreibstil der Autorin gefällt mir dabei besonders gut. Eigentlich ist die Geschichte bedrückend, aber gleichzeitig so locker und humorvoll geschrieben. Das Buch liest sich flüssig und man möchte wissen, wie es weitergeht. Das Cover gefällt mir und passt perfekt zum melancholischen Inhalt des Buchs.

Leider muss ich auch sagen, dass sich besonders die Mitte und zweite Hälfte des Buches immer wieder phasenweise gezogen hat. Die Geschichte scheint kaum voranzuschreiten. Dies drückt den Spaß beim Lesen leider etwas, den ich besonders am Anfang (und wieder im letzten Kapitel) hatte. Trotzdem hat die Autorin einen wirklich guten gesellschaftskritischen Roman geschrieben, den ich besonders Personen in den 20ern und 30ern empfehlen würde, die vielleicht selbst in einer ähnlichen Lebensphase sind, also in ihrem ersten Job angekommen, ohne genaue Vorstellungen davon, wohin ihr Leben sie führen soll.

Bewertung vom 12.03.2025
Das Herz kennt keine Demenz
Ayag, Jim

Das Herz kennt keine Demenz


ausgezeichnet

Ein einfühlsamer Bericht über ein Thema, das uns alle betreffen kann

Das Thema des Buches, Altenpflege und Demenz, nimmt Jahr für Jahr an Bedeutung zu. Unsere Gesellschaft altert und die Arbeit mit alten besonders mit demenzerkrankten Menschen wird als belastend wahrgenommen. Darum wird uns dieses Thema in der Zukunft immer mehr begleiten. Trotzdem bekommen Pfleger nicht die Anerkennung und Ressourcen, die sie verdienen und benötigen. Der Autor schafft es, die komplexen Themen rund um Demenz und die damit verbundenen Herausforderungen auf eine einfühlsame und verständliche Weise darzustellen. Hierzu verwendet er die fiktive Person der Frau Tippelkamp, um seine persönlichen Erfahrungen mit demenzerkrankten Menschen zu schildern.

"Das Herz kennt keine Demenz" macht mich betroffen und gleichzeitig freut es mich unheimlich, mit wie viel Freunde der Autor seinen Beruf ausübt. Der authentische nahbare Schreibstil gefällt mir sehr. Beim Lesen kann man einiges lernen, über die Thematik an sich und darüber, wie liebenswert Menschen im Alter sind, besonders, wenn sie Schwierigkeiten haben, sich zurecht zu finden. Im Umgang mit ihnen ist jeden Tag Kreativität und Feingefühl gefragt. Für den Autor lohnt sich dies aber, wenn er sieht, wie viel Lebensqualität seine Arbeit den Bewohner*innen zurückgeben kann. Besonders während der Coronapandemie wurden ihm und seinen Kolleg*innen die Arbeit sichtlich erschwert. Dies wurde sehr deutlich im Teil, der in der Ich-Perspektive aus der Sicht einer demenzerkranken Person geschrieben war. Der Autor konnte die Verwirrtheit und Angst sehr gut nachvollziehbar beschreiben. Auf diese Weise ist es einfacher die für uns oft unverständlichen Handlungen dementer Menschen zu verstehen und besser auf sie einzugehen.

Ich kann dieses Buch jedem empfehlen, der sich mit dem Thema Demenz auseinandersetzen möchte, sei es aus persönlichem Interesse oder aus der Perspektive der Angehörigen. Jim Ayag hat mit diesem Werk einen wichtigen Beitrag geleistet, der sowohl aufklärt als auch mitreißt. Ein tolles Plädoyer dafür, alte Menschen und die Arbeit von Pfleger*innen wertzuschätzen!

Bewertung vom 04.03.2025
Das Lieben danach
Bracht, Helene

Das Lieben danach


ausgezeichnet

Erschütternd, aber so wichtig!

Helene Bracht gelingt mit "Das Lieben danach" ein eindrucksvolles Buch, das die Leser auf eine emotionale Reise mitnimmt. Es ist mutig und eindringlich, eine schmerzliche Erzählung einer Überlebenden von sexuellem Missbrauch in der Kindheit und den Auswirkungen dieser Erfahrung. Die Geschichte dreht sich um die Themen Verlust, Hoffnung und die Suche nach einem neuen Lebenssinn.

Mit einem schonungslos ehrlichen Schreibstil und emotionaler Tiefe gelingt es der Autorin, das Trauma und die Auswirkungen auf ihr Leben berührend darzustellen. Dabei scheut sie auch nicht davor zurück selbst zu reflektieren und ihre eigenen Entscheidungen kritisch zu hinterfragen. So schildert die Autorin, von einer Zeit voller Gefühlskälte und Lügen, und dass sie durch den erlebten Missbrauch irgendwann selbst in gewisser Weise zur Täterin wurde. Dabei ordnet sie ihre Handlungen immer wieder enorm lehrreich und wortgewannt in einen psychologischen Kontext ein und untermauert diesen mit Quellen und Erläuterungen durch Fußnoten, sodass besonders interessierte Leser*innen weitere Literatur zur Recherche erhalten.

Insgesamt ist "Das Lieben danach" ein reflektiertes und ehrliches Buch, das nicht nur gelesen, sondern auch gefühlt werden sollte. Damit gibt die Autorin so vielen Menschen eine Stimme. Für mich eine klare Leseempfehlung für alle, die es sich zutrauen. Für Personen mit unverarbeiteten Traumata könne die Schilderung des Missbrauchs jedoch zu anschaulich dargestellt sein. Dieser führt auch noch Jahrzehnte später zu negativen Denk- und Handlungsmustern bei den Opfern. Das Thema ist auf jeden Fall erschütternd, trotzdem ist es so wichtig darüber zu sprechen!
In den Worten der Autorin: "Es ist lohnend, denke ich, auf Spurensuche zu gehen, denn niemand stellt in Abrede, dass eine frühe Erfahrung mit sexueller, körperlicher oder emotionaler Gewalt Spuren und Prägungen hinterlässt."

Bewertung vom 19.02.2025
The Love Hypothesis - Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe
Hazelwood, Ali

The Love Hypothesis - Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe


weniger gut

Ein Ali Hazelwood Buch, wie jedes andere

Ali Hazelwoods „Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe“ hat mich beim ersten Lesen durchaus unterhalten, doch nachdem ich weitere Bücher der Autorin gelesen habe, musste ich feststellen, dass das Buch nicht so besonders ist, wie ich ursprünglich dachte.

Gut gefallen hat mir der Schreibstil, das Buch liest sich flüssig und es wird nicht langweilig. Der Punkt, der mich bei meiner ersten Lektüre begeistert hat, war die Darstellung von Frauen in MINT-Berufen. Hazelwood möchte intelligente Protagonistinnen zeigen, die in einem von Männern dominierten Umfeld bestehen. Das ist ein Aspekt, den ich sehr schätze und der dem Buch eine gewisse Tiefe verleiht. Leider wird dieser positive Aspekt jedoch durch die sich wiederholenden Handlungsstränge und Charaktere in Hazelwoods anderen Büchern getrübt. Außerdem wird die Protagonistin Olive immer wieder als schwach, hilfsbedürftig und naiv dargestellt. Damit werden die üblichen Klischees bedient und für mich die Darstellung von starken Frauen in männlich dominierten Berufsfeldern zerstört. Auch das zentrale Element des Fake-Dating ist für mich persönlich nicht ansprechend. Ich kann verstehen, dass manche Leser*innen vielleicht die Dynamik und die Spannung dabei schätzen, ich kann mich damit aber einfach nicht ganz anfreunden.

Insgesamt kann ich „Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe“ leider nur für Leser*innen empfehlen, die nur ein einziges Buch der Autorin lesen möchten. Die Begeisterung, die ich beim ersten Lesen empfunden habe, ist leider verloren gegangen. Es bleibt zu hoffen, dass Hazelwood in zukünftigen Werken neue Wege geht und uns mit originelleren Erzählungen und besonders mit einzigartigen authentischen Charakteren überrascht.

Bewertung vom 10.02.2025
Wenn wir lächeln
Unterlehberg, Mascha

Wenn wir lächeln


ausgezeichnet

Die Wut junger Freundinnen über männliche Übergriffe

Das Buch hat mich von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen. Es geht um sexualisierte Gewalt gegen Frauen und eine Freundschaft zwischen zwei Mädchen, die sich wehren wollen. Der Schreibstil ist sehr interessant und liest sich teilweise wie ein Rap-Text. Die Kapitel sind kurz, fragmentiert und von Zeitsprüngen geprägt. Dies spiegelt für mich gut die große Unsicherheit der beiden Freundinnen wider. Die Autorin schafft es, eine Vielzahl von Emotionen zu transportieren und die Charaktere auf eine Weise darzustellen, die sie lebendig und nachvollziehbar macht. Jeder Satz wirkt durchdacht und trägt zur Gesamtstimmung bei. Das Thema ist enorm relevant in der heutigen Zeit. Vollkommen unerwartet konnte ich mich in einigen Passagen wiederfinden, sodass sich das Gelesene teilweise fast schon zu real angefühlt hat. So wird es vermutlich den meisten Frauen beim Lesen gehen. Ein kleiner Wermutstropfen für mich war das Ende, von dem ich mir etwas mehr Klarheit gewünscht hätte. Mit ist jedoch bewusst, dass zu dieser Geschichte kein anderes Ende gepasst hätte, nichts anderes hätte die Wut und Verzweiflung so verdeutlicht.

Insgesamt ist "Wenn wir lächeln" von Mascha Unterlehberg ein absolut gelungenes Debüt. Ein eindringliches und fesselndes Werk, das sich mit dem sensiblen Thema sexualisierter Gewalt gegen Frauen auseinandersetzt. Das Buch regt zum Nachdenken an und bleibt im Gedächtnis – eine klare Leseempfehlung für alle, die sich mit relevanten gesellschaftlichen Themen auseinandersetzen möchten.

Bewertung vom 30.01.2025
Das Leben ist ungerecht
Höller, Miriam

Das Leben ist ungerecht


ausgezeichnet

Inspirierender Umgang mit Schicksalsschlägen

"Das Leben ist ungerecht" von Miriam Höller ist ein beeindruckendes und berührendes Buch. Direkt beim ersten Satz hatte ich Gänsehaut: "Bist du bereit für die Herausforderungen des Lebens? Ich möchte dich ermutigen, dir diese Frage gemeinsam mit mir zu stellen – denn das Leben stellt sie dir nicht."

Die Autorin schafft es, ihre persönlichen Erfahrungen und Herausforderungen so authentisch zu schildern. Ganz besonders die Erfahrungen kurz nach dem Tod ihres Partners haben mich sehr berührt. Ihre Fähigkeit, die schwierigsten Themen mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Ehrlichkeit zu behandeln, ist bewundernswert. Sie inspiriert dazu, das Leben in all seinen Facetten anzunehmen, sich selbst zu vertrauen und nicht aufzugeben, egal wie ungerecht es manchmal erscheinen mag. Auch der Schreibstil hat mich positiv überrascht, für mich genau das richtige Maß an Sachlichkeit und Emotion. Lediglich an ein paar Stellen könnten für mich die Erkenntnisse und Ratschläge ein wenig knapper formuliert sein.

Insgesamt kann ich dieses Buch jedem ans Herz legen, der nach Inspiration und Mut sucht. Miriam Höller hat mit diesem Werk etwas Wundervolles geschaffen, das lange nachklingt. Denn wie die Autorin selbst schreibt: „Besondere Begegnungen und wertvolle Worte brauchen oft Jahre, bis sie wirklich in uns wirken“.

Bewertung vom 27.01.2025
Seven Ways to Tell a Lie
Hadler, Colin

Seven Ways to Tell a Lie


sehr gut

Fesselnder und origineller Jugendthriller

„Seven Ways to Tell a Lie“ von Colin Hadler ist ein packender Roman, der die Komplexität von Wahrheit und Lüge in Zeiten von KI und Social Media zeigt. Die Geschichte entfaltet sich um das zentrale Thema von Geheimnissen, das die Freundesgruppe umgibt. Dem Autor gelingt es, die Protagonisten vielschichtig und authentisch zu gestalten, wodurch die inneren Konflikte und Handlungen meist nachvollziehbar werden. Die Erzählweise ist wirklich fesselnd und die Spannung wird bis zum Ende hochgehalten! Ab der zweiten Hälfte konnte ich das Buch nicht mehr weglegen.
Dennoch gibt es einige kleine Schwächen. An manchen Stellen fühlt sich die Handlung für mich minimal zu weit hergeholt an, und es fehlen gelegentlich tiefere Erklärungen zu den Beweggründen der Charaktere. Dies führt dazu, dass einige Wendepunkte nicht ganz so stark wirken, wie sie vielleicht beabsichtigt waren. Ein schönes Detail fand ich zudem die indigene Herkunft des Hauptcharakters, wobei die Auseinandersetzung mit Rassismus in einer Kleinstadt, in der die weiße, reiche Oberschicht dominiert, etwas untergegangen ist.

Insgesamt ist „Seven Ways to Tell a Lie“ ein unterhaltsames Buch, das die Leser dazu anregt, über Wahrheit und die Macht von Deepfakes nachzudenken. Ein lesenswerter Roman, der durch seinen fantastischen Schreibstil viel Spannung bietet! Meines Erachtens ist der Roman besonders für Jugendliche und junge Erwachsene geeignet, die mit dem Umgang von Medien aufgewachsen sind.