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Verena

Bewertungen

Insgesamt 5 Bewertungen
Bewertung vom 04.03.2025
Das Lieben danach
Bracht, Helene

Das Lieben danach


ausgezeichnet

Erschütternd, aber so wichtig!

Helene Bracht gelingt mit "Das Lieben danach" ein eindrucksvolles Buch, das die Leser auf eine emotionale Reise mitnimmt. Es ist mutig und eindringlich, eine schmerzliche Erzählung einer Überlebenden von sexuellem Missbrauch in der Kindheit und den Auswirkungen dieser Erfahrung. Die Geschichte dreht sich um die Themen Verlust, Hoffnung und die Suche nach einem neuen Lebenssinn.

Mit einem schonungslos ehrlichen Schreibstil und emotionaler Tiefe gelingt es der Autorin, das Trauma und die Auswirkungen auf ihr Leben berührend darzustellen. Dabei scheut sie auch nicht davor zurück selbst zu reflektieren und ihre eigenen Entscheidungen kritisch zu hinterfragen. So schildert die Autorin, von einer Zeit voller Gefühlskälte und Lügen, und dass sie durch den erlebten Missbrauch irgendwann selbst in gewisser Weise zur Täterin wurde. Dabei ordnet sie ihre Handlungen immer wieder enorm lehrreich und wortgewannt in einen psychologischen Kontext ein und untermauert diesen mit Quellen und Erläuterungen durch Fußnoten, sodass besonders interessierte Leser*innen weitere Literatur zur Recherche erhalten.

Insgesamt ist "Das Lieben danach" ein reflektiertes und ehrliches Buch, das nicht nur gelesen, sondern auch gefühlt werden sollte. Damit gibt die Autorin so vielen Menschen eine Stimme. Für mich eine klare Leseempfehlung für alle, die es sich zutrauen. Für Personen mit unverarbeiteten Traumata könne die Schilderung des Missbrauchs jedoch zu anschaulich dargestellt sein. Dieser führt auch noch Jahrzehnte später zu negativen Denk- und Handlungsmustern bei den Opfern. Das Thema ist auf jeden Fall erschütternd, trotzdem ist es so wichtig darüber zu sprechen!
In den Worten der Autorin: "Es ist lohnend, denke ich, auf Spurensuche zu gehen, denn niemand stellt in Abrede, dass eine frühe Erfahrung mit sexueller, körperlicher oder emotionaler Gewalt Spuren und Prägungen hinterlässt."

Bewertung vom 19.02.2025
The Love Hypothesis - Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe
Hazelwood, Ali

The Love Hypothesis - Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe


weniger gut

Ein Ali Hazelwood Buch, wie jedes andere

Ali Hazelwoods „Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe“ hat mich beim ersten Lesen durchaus unterhalten, doch nachdem ich weitere Bücher der Autorin gelesen habe, musste ich feststellen, dass das Buch nicht so besonders ist, wie ich ursprünglich dachte.

Gut gefallen hat mir der Schreibstil, das Buch liest sich flüssig und es wird nicht langweilig. Der Punkt, der mich bei meiner ersten Lektüre begeistert hat, war die Darstellung von Frauen in MINT-Berufen. Hazelwood möchte intelligente Protagonistinnen zeigen, die in einem von Männern dominierten Umfeld bestehen. Das ist ein Aspekt, den ich sehr schätze und der dem Buch eine gewisse Tiefe verleiht. Leider wird dieser positive Aspekt jedoch durch die sich wiederholenden Handlungsstränge und Charaktere in Hazelwoods anderen Büchern getrübt. Außerdem wird die Protagonistin Olive immer wieder als schwach, hilfsbedürftig und naiv dargestellt. Damit werden die üblichen Klischees bedient und für mich die Darstellung von starken Frauen in männlich dominierten Berufsfeldern zerstört. Auch das zentrale Element des Fake-Dating ist für mich persönlich nicht ansprechend. Ich kann verstehen, dass manche Leser*innen vielleicht die Dynamik und die Spannung dabei schätzen, ich kann mich damit aber einfach nicht ganz anfreunden.

Insgesamt kann ich „Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe“ leider nur für Leser*innen empfehlen, die nur ein einziges Buch der Autorin lesen möchten. Die Begeisterung, die ich beim ersten Lesen empfunden habe, ist leider verloren gegangen. Es bleibt zu hoffen, dass Hazelwood in zukünftigen Werken neue Wege geht und uns mit originelleren Erzählungen und besonders mit einzigartigen authentischen Charakteren überrascht.

Bewertung vom 10.02.2025
Wenn wir lächeln
Unterlehberg, Mascha

Wenn wir lächeln


ausgezeichnet

Die Wut junger Freundinnen über männliche Übergriffe

Das Buch hat mich von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen. Es geht um sexualisierte Gewalt gegen Frauen und eine Freundschaft zwischen zwei Mädchen, die sich wehren wollen. Der Schreibstil ist sehr interessant und liest sich teilweise wie ein Rap-Text. Die Kapitel sind kurz, fragmentiert und von Zeitsprüngen geprägt. Dies spiegelt für mich gut die große Unsicherheit der beiden Freundinnen wider. Die Autorin schafft es, eine Vielzahl von Emotionen zu transportieren und die Charaktere auf eine Weise darzustellen, die sie lebendig und nachvollziehbar macht. Jeder Satz wirkt durchdacht und trägt zur Gesamtstimmung bei. Das Thema ist enorm relevant in der heutigen Zeit. Vollkommen unerwartet konnte ich mich in einigen Passagen wiederfinden, sodass sich das Gelesene teilweise fast schon zu real angefühlt hat. So wird es vermutlich den meisten Frauen beim Lesen gehen. Ein kleiner Wermutstropfen für mich war das Ende, von dem ich mir etwas mehr Klarheit gewünscht hätte. Mit ist jedoch bewusst, dass zu dieser Geschichte kein anderes Ende gepasst hätte, nichts anderes hätte die Wut und Verzweiflung so verdeutlicht.

Insgesamt ist "Wenn wir lächeln" von Mascha Unterlehberg ein absolut gelungenes Debüt. Ein eindringliches und fesselndes Werk, das sich mit dem sensiblen Thema sexualisierter Gewalt gegen Frauen auseinandersetzt. Das Buch regt zum Nachdenken an und bleibt im Gedächtnis – eine klare Leseempfehlung für alle, die sich mit relevanten gesellschaftlichen Themen auseinandersetzen möchten.

Bewertung vom 30.01.2025
Das Leben ist ungerecht
Höller, Miriam

Das Leben ist ungerecht


ausgezeichnet

Inspirierender Umgang mit Schicksalsschlägen

"Das Leben ist ungerecht" von Miriam Höller ist ein beeindruckendes und berührendes Buch. Direkt beim ersten Satz hatte ich Gänsehaut: "Bist du bereit für die Herausforderungen des Lebens? Ich möchte dich ermutigen, dir diese Frage gemeinsam mit mir zu stellen – denn das Leben stellt sie dir nicht."

Die Autorin schafft es, ihre persönlichen Erfahrungen und Herausforderungen so authentisch zu schildern. Ganz besonders die Erfahrungen kurz nach dem Tod ihres Partners haben mich sehr berührt. Ihre Fähigkeit, die schwierigsten Themen mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Ehrlichkeit zu behandeln, ist bewundernswert. Sie inspiriert dazu, das Leben in all seinen Facetten anzunehmen, sich selbst zu vertrauen und nicht aufzugeben, egal wie ungerecht es manchmal erscheinen mag. Auch der Schreibstil hat mich positiv überrascht, für mich genau das richtige Maß an Sachlichkeit und Emotion. Lediglich an ein paar Stellen könnten für mich die Erkenntnisse und Ratschläge ein wenig knapper formuliert sein.

Insgesamt kann ich dieses Buch jedem ans Herz legen, der nach Inspiration und Mut sucht. Miriam Höller hat mit diesem Werk etwas Wundervolles geschaffen, das lange nachklingt. Denn wie die Autorin selbst schreibt: „Besondere Begegnungen und wertvolle Worte brauchen oft Jahre, bis sie wirklich in uns wirken“.

Bewertung vom 27.01.2025
Seven Ways to Tell a Lie
Hadler, Colin

Seven Ways to Tell a Lie


sehr gut

Fesselnder und origineller Jugendthriller

„Seven Ways to Tell a Lie“ von Colin Hadler ist ein packender Roman, der die Komplexität von Wahrheit und Lüge in Zeiten von KI und Social Media zeigt. Die Geschichte entfaltet sich um das zentrale Thema von Geheimnissen, das die Freundesgruppe umgibt. Dem Autor gelingt es, die Protagonisten vielschichtig und authentisch zu gestalten, wodurch die inneren Konflikte und Handlungen meist nachvollziehbar werden. Die Erzählweise ist wirklich fesselnd und die Spannung wird bis zum Ende hochgehalten! Ab der zweiten Hälfte konnte ich das Buch nicht mehr weglegen.
Dennoch gibt es einige kleine Schwächen. An manchen Stellen fühlt sich die Handlung für mich minimal zu weit hergeholt an, und es fehlen gelegentlich tiefere Erklärungen zu den Beweggründen der Charaktere. Dies führt dazu, dass einige Wendepunkte nicht ganz so stark wirken, wie sie vielleicht beabsichtigt waren. Ein schönes Detail fand ich zudem die indigene Herkunft des Hauptcharakters, wobei die Auseinandersetzung mit Rassismus in einer Kleinstadt, in der die weiße, reiche Oberschicht dominiert, etwas untergegangen ist.

Insgesamt ist „Seven Ways to Tell a Lie“ ein unterhaltsames Buch, das die Leser dazu anregt, über Wahrheit und die Macht von Deepfakes nachzudenken. Ein lesenswerter Roman, der durch seinen fantastischen Schreibstil viel Spannung bietet! Meines Erachtens ist der Roman besonders für Jugendliche und junge Erwachsene geeignet, die mit dem Umgang von Medien aufgewachsen sind.