Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Attempto!

Bewertungen

Bewertung vom 15.12.2009
Götterdämmerung
St.Clair/Schmittberg/Hoff

Götterdämmerung


ausgezeichnet

Die Weimar-Götterdämmerung von Michael Schulz lebt in erster Linie von Renatus Mészár: Es ist atemberaubend, welch facettenreiches Bild er von seinem Hagen souverän zeichnet und dabei so grauenvoll natürlich agiert, als wäre er tatsächlich selber ein passionierter Ränkeschmied. Er fängt die Zuschauer alle ein mit seinem souveränen Spiel: Hämisch-strahlend freut er sich diebisch über die eigene diabolische Genialität; mit überbordendem Charme spinnt er lächelnd seine Intrigen; mit herzzerreißender Miene lässt er doch immer wieder auch eine berührende Verletzlichkeit hervorblitzen; und mit geradezu infantilem Trotze manövriert er sich immer wieder schmollend in die Opferrolle - eine schauspielerische Glanzleistung ohnegleichen. 1 mit Stern, lieber Herr Mészár!

Die anderen Darsteller liefern solide Arbeit; dabei sind hervorzuheben: Catherine Foster, die wunderbar liebenswürdig die Leiden ihrer Brünnhilde lebendig werden lässt; und Marietta Zumbült, die die eigentlich recht unscheinbare Rolle der Gutrune bezaubernd ausgestaltet.

Herr Hoff gibt hier ganz souverän einen bemitleidenswert unbedarften König Gunther ab - und er sieht aus wie "Guddi" Gutenberg - das ist richtig niedlich!

Norbert Schmittberg spielt einen eher konventionellen Siegfried (Held, naiv, nicht sehr helle, ...); aber er macht es sehr sympathisch.

Summa summarum: Die schauspielerische Leistung der Darsteller ist großartig (ganz besonders Herr Mészár), und auch die Inszenierung ist weitgehend ansprechend (keine abstrusen Kostüme, funktionelles Bühnenbild, und - stets nachvollziehbare Aktionen auf der Bühne!). Inwieweit es gerechtfertigt ist, ab der 4. Szene des II. Aufzugs immer wieder das Tempo rauszunehmen und die Dramatik der Handlung auf depressive Apathie der Akteure zu beschränken - darüber kann man streiten.
Aber eins ist sicher: Dass der Chor der Gibichsmannen in der doch so großartigen Mannenrufszene zu einer Truppe brutaler Vergewaltiger mutiert - das hätte es nicht gebraucht!

Fazit: Wer eine Götterdämmerung mit einem überwältigenden Hagen sucht, der ist hier goldrichtig! Es gibt nur fünf Sterne, aber Herr Mészár hätte zehn verdient!