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Lesenderfrosch
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Deutschland

Bewertungen

Insgesamt 5 Bewertungen
Bewertung vom 07.10.2024
Ein anderes Leben
Peters, Caroline

Ein anderes Leben


gut

Caroline Peters präsentiert in "Ein anderes Leben" eine Geschichte, die auf den ersten Blick eine Suche nach Identität und Veränderung darstellt. Für mich bleibt jedoch unklar, was der Roman letztlich aufzeigen will - ob es um eine persönliche Neuorientierung, eine Kritik an gesellschaftlichen Normen oder eine tiefere, introspektive Selbstreflexion geht. Vieles wirkt wie aus dem Leben gegriffen, was den Verdacht nahelegt, dass Peters hier biografische Elemente verarbeitet hat. Dadurch entsteht zwar eine gewisse Nähe zur Figur, aber der Gesamtfokus des Buches bleibt etwas unscharf.

Dennoch lädt der Roman dazu ein, sich auf eine Reise durch die verschiedenen Facetten des Lebens einzulassen. Wer biografisch geprägte Erzählungen und die Auseinandersetzung mit persönlichen Erfahrungen schätzt, könnte hier interessante Ansätze finden.

Bewertung vom 24.09.2024
Sing, wilder Vogel, sing
O'Mahony, Jacqueline

Sing, wilder Vogel, sing


ausgezeichnet

Bei Sing, wilder Vogel, sing handelt es sich um eine tiefgründige Geschichte über Verlust, Trauer und Hoffnung. Mit poetischer Sprache und einer starken, emotionalen Erzählweise beschreibt O’Mahony die Reise von Nora, die nach einem persönlichen Schicksalsschlag Zuflucht in der wilden irischen Natur sucht.
Die Charaktere sind wunderbar ausgearbeitet und besonders die Entwicklung von Nora bewegt den Leser. Ihre Auseinandersetzung mit der Natur als Mittel zur Heilung und Selbstfindung bildet das emotionale Zentrum des Romans. Die Umgebung spielt dabei fast selbst eine Hauptrolle, denn die Landschaftsbeschreibungen sind so lebendig und fesselnd, dass man das Gefühl hat, mit Nora durch die karge, aber wunderschöne irische Landschaft zu wandern.
Was das Buch besonders macht, ist der ruhige, fast meditative Stil, den O'Mahony wählt, um die schwierigen Themen des Lebens, wie Verlust und inneren Schmerz, zu erkunden. Es gibt keine übertriebenen Dramen, sondern stille Momente der Reflexion, die tief berühren.
Für Leser, die sich von ruhigen, introspektiven Geschichten angesprochen fühlen und die gerne in bildhafte, atmosphärische Erzählungen eintauchen, ist dieses Buch eine klare Empfehlung. " Sing, wilder Vogel, sing " ist ein Roman, der lange nach dem letzten Wort nachhallt und den Leser ermutigt, über den eigenen Umgang mit Verlust und Erneuerung nachzudenken.

Bewertung vom 07.08.2024
Taumeln
Scherzant, Sina

Taumeln


ausgezeichnet

Für alle mit einer kurzen Aufmerksamkeitsspanne: „Taumeln“ von Sina Scherzant gehört jetzt schon zu meinen Jahreshighlights.
Der Aufbau der Geschichte ist genial, durch das verbindende Element des Verschwindens der Schwester baut Sina Scherzant hier keinen Thriller auf, sondern ein packenden Pageturner, bei dem man mehr über die Figuren und Hintergründe erfahren möchte.
Sie zieht uns auf eine direkte und teils poetische Weise in die Gefühlswelt komplexer Charaktere. Der Schmerz schwingt subtil zwischen den Zeilen mit, ohne zu erdrücken. Für mich genau die richtige Dosis. Nicht nur, dass die Charaktere und die Story großartig aufgebaut sind, auch Scherzants Schreibstil ist ein Highlight in sich. Mal ganz simpel, dann wieder metaphorisch schön, zeichnet sie Situationen im Kopf der Lesenden, über die man noch eine Weile nachdenkt.

Bewertung vom 30.07.2024
Sobald wir angekommen sind
Lewinsky, Micha

Sobald wir angekommen sind


gut

“Sobald wir angekommen sind” von Micha Lewinsky ist so ein Buch, bei dem ich nach dem Lesen nicht weiß, ob es mir gefällt oder nicht.

Ben ist ein eins gefeierter Autor, der nach seinem Debüt kein weiteres Werk zustande bringt. Außerdem steckt er gerade mitten in der Scheidung von der Mutter seiner beiden Kinder und in einer Liebesbeziehung mit einer erfolgreichen Künstlerin. Neben dieser ohnehin angespannten Situation belastet ihn der Krieg zwischen Russland und der Ukraine so sehr, dass er den Atomkrieg kommen sieht und mit Frau und Kindern nach Brasilien flieht.

Die Themenwahl hat mir sehr gut gefallen. Ben ist Jude und kämpft stark mit dem Generationentrauma, das sich bei ihm immer wieder in Form von Angst und Panik zeigt. Micha Lewinsky macht dieses komplexe Thema in seinem Roman sehr greifbar. Die Geschichte von Bens Familie gibt Einblicke in eine Geschichte, die ich nur aus Geschichtsbüchern kenne. Trotz des ernsten Themas bleibt Lewsinky durch seine humorvolle Art locker und baut mit der Flucht und der Beziehung zu den beiden Frauen einen Spannungsbogen auf, der mich durch das Buch gezogen hat.

Was mich davon abhält, das Buch wirklich gut zu finden, ist besagter Humor. Ich finde es einfach nicht lustig, wenn ein ‘Verlierertyp’ falsche Entscheidungen trifft und damit vor die Wand fährt. Da muss ich immer an diese Bananenausrutscher-Sketche denken. Ben ist ein Typ, bei dem einfach nichts so klappt, wie es soll und der meistens auch nicht weiß, was er eigentlich will. Solche Figuren finde ich meistens nervig und eintönig.

Wenn man diese Art von Humor und Leichtigkeit mag, kann ich das Buch empfehlen. Das Thema und der Schreibstil sind durchaus gelungen.

Bewertung vom 11.06.2024
Die Sache mit Rachel
O'Donoghue, Caroline

Die Sache mit Rachel


gut

Puh, what a ride. In Die Sache mit Rachel, übersetzt von Christian Lux, schreibt Caroline ODonoghue über das Erwachsenwerden, Freundschaft und die erste große Liebe. Aber irgendwie auch über so viel mehr. Die 21-jährige Rachel lebt zusammen mit ihrer Familie im irischen Cork, studiert Anglistik und jobbt in einer Buchhandlung. Dort lernt sie den charismatischen James kennen, mit dem sie eine intensive Freundschaft eingeht. Das Besondere an diesem Roman ist sein Setting. Die Geschichte spielt in Irland im Jahr 2010, kurz nach der großen Finanzkrise. Immer wieder greift die Autorin die allgemeine Stimmung dieser Zeit auf und lässt sie geschickt in den Roman einfließen. Ein weiteres zentrales Thema ist die Sexualaufklärung und das Abtreibungsverbot in Irland. Ähnlich wie die wirtschaftliche Situation in Irland wird dieses Thema immer wieder hintergründig aufgegriffen und beeinflusst die Handlung im Nachhinein mehr, als man beim Lesen denkt. Diese beiden Aspekte und die Ausarbeitung der Figur Rachel fand ich super stark. Was mir allerdings gefehlt hat, war etwas zum Thema Freundschaft. Über James erfährt man immer wieder etwas, aber nie wirklich viel. Auch die Freundschaft der beiden wird immer wieder angerissen, aber nie besonders tief. Ich hätte gerne mehr über die beiden zusammen erfahren. Der Schreibstil von Caroline ODonoghue hat mir sehr gut gefallen. Sie schreibt sehr direkt und manchmal auch etwas derb, was mich beim Lesen aber nicht gestört hat. Die Sätze sind klar strukturiert und haben eine angenehme Länge. Es hat wirklich Spaß gemacht, das Buch zu lesen. Für mich war es teilweise eine lehrreiche, aber auch spannende Lektüre. Auch das Cover ist ein absoluter Eye-Catcher, bei dem sich viel Mühe gegeben wurde. Der Einsatz der CMYK-Farben ist auffällig und selten. Wer Lust auf eine Coming-of-Age Geschichte aus Irland hat, wird sich über dieses Buch freuen. Das Buch bekommt von mir eine gute 3,5 von 5.