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Archer1

Bewertungen

Insgesamt 17 Bewertungen
12
Bewertung vom 08.04.2025
Das Ministerium der Zeit
Bradley, Kaliane

Das Ministerium der Zeit


sehr gut

In einer nahen Zukunft wird unsere namenslose Protagonistin angeheuert, um im Ministerium der Zeit sozusagen Verbindungsoffizierin für einen Zeitreisenden - einen sogenannten Expat - zu werden. Dank einer hochmodernen Technik gelingt es, Personen aus ihren Zeiten zu entfernen, die ohnehin gestorben wären (um ein Zeitparadoxon zu verhindern) und in die heutige Zeit zu bringen. Es gibt viel Geheimhaltungsgemauschel, aber schließlich wird ihr der Offizier und Polarreisende Graham Gore aus dem Jahr 1847 zugewiesen, während andere Leute aus verschiedenen Jahrhunderten ebenfalls ankommen. Je mehr Zeit sie mit Graham verbringt, desto näher kommen sie sich. Doch das Ministerium hat diese Leute nicht aus Herzensgüte aus ihrer Zeit geholt und überhaupt sind Zeitreisen ein zweischneidiges Schwert, wie sie alle irgendwann erkennen müssen ...

Eine spannende Idee, das gebe ich zu. Und Commander Gore war mir mit einigen Abstrichen, die wohl seiner zeitlichen Herkunft zuzuordnen ist, hochsympathisch. Das traf nicht für seine Betreuerin zu. Um ehrlich zu sein, ging mir die Ich-Erzählerin nach einiger Zeit ordentlich auf den Keks. Wie sie eine psychologische Begutachtung für einen solchen Job hinter sich bringen konnte, wurde zwar spätestens am Schluss klar, aber okay war sie für mich nicht. Beinahe von Tag 1 an schmachtet sie ihren Schützling an, was einem Viktorianer ganz sicher ebenfalls ordentlich auf den Keks gegangen wäre. Sie schien manchmal die einfachsten Zusammenhänge nicht zu begreifen und war auch so in meinen Augen meistens inkompetent, was sich bis zum Schluss nicht besserte. Meistens gefiel mir der Schreibstil, auch wenn gelegentlich so seltsame oder unpassende Metaphern eingeflochten wurden, dass ich stoppen und den Satz noch mal lesen musste. Was ich auch schade fand, war, dass scheinbar keiner der Expats groß Probleme mit der Anpassung hatte.

Wenn ich sehe, dass die Lady aus dem 17. Jahrhundert von heute auf morgen zum Hippie mutiert oder Graham, der Viktorianer, mal so eben durch sämtliche technischen Details inklusive Pässe und ähnliches durchsteigt, betrachte ich das schon gelegentlich ein bisschen zweifelnd. Was die Vorgesetzte der Protagonistin betrifft, hatte ich schnell eine Ahnung und war fast enttäuscht, als sie zutraf. Insgesamt gesehen finde ich die Idee und das Konzept wirklich spannend, allerdings konnte die Umsetzung dabei nicht mithalten. 3.5/5 Punkten.

Bewertung vom 05.04.2025
Die Spurenfinder und das Drachenzepter / Der Spurenfinder Bd.2 (MP3-Download)
Kling, Marc-Uwe; Kling, Johanna, Luise und Elisabeth

Die Spurenfinder und das Drachenzepter / Der Spurenfinder Bd.2 (MP3-Download)


ausgezeichnet

Seit dem Fall um den ermordeten Dorfvorsteher (um den trauere ich ja noch immer ein bisschen, war er doch ein netter Kerl!) ist ein Jahr vergangen. In Friedhofen ist so viel los wie ... nun ja. Auf einem Friedhof. Die Zwillinge Naru und Ada langweilen sich, während Elos van Bergen weiter an seinen Memoiren schreibt. Zum Glück taucht ein Bote des Königs auf: Das berühmte Drachenzepter wurde gestohlen, und er braucht es dringend zur 100-Jahr-Feier wieder. Elos und die Kids machen sich auf den Weg in die Hauptstadt. Das Drachenzepter ist schnell wiedergefunden, doch damit beginnt erst einmal ein Fall um eine gefährliche Intrige, die Elos, seine Freunde und seine Kinder alles kosten könnte.

Der erste Fall um Elos und "seine" Kids war ganz nett, doch hier hat Marc-Uwe Kling noch mal eine Schippe raufgelegt. Wir treffen alte Bekannte wie den König, seine Tochter (vibet da was zwischen ihr und Elos?) und Minna wieder, die mit ihren wunderbar ungefilterten Sprüchen und ihrem Benehmen herrlich die Geschichte auflockert und manchmal sogar an sich reißt. Und Kling unc Co haben einen neuen Cast ins Spiel gebracht, der mit all den schrägen Figuren, egal auf welcher Seite, ordentlich Spannung und Action reinbringt. Dass der Autor selbst auch noch witzig die Geschichte liest, lässt das (Hör)Buch zu einem herrlichen Lesespaß werden. 4.5/5 Punkten.

Bewertung vom 22.03.2025
If We Were Gods
Große, Lara

If We Were Gods


weniger gut

Olivia stammt aus ärmlichen Verhältnissen und hat es trotzdem an die Arcane Academy in Schottland geschafft. Zusammen mit den anderen fünf besten Absolventen ihrer ersten Unis bildet sie eine Studiengruppe unter einem charismatischen Professor. Nur hier in Schottland können sie die arkanen Ebenen dank der Emerald Stairway richtig erforschen. Nur auf die verbotenen Ebenen dürfen sie nicht, weil ... Keks. (Die sind so gefährlich - never mind, dass man auf jeder der anderen Ebene auch überall sterben kann. Wer achtet schon auf Logik, isso.) Allerdings ist Olivias Gruppe und ganz besonders der arrogante, ABER extrem gut aussehende Milo der Meinung, dass sie es auf die verbotenen Ebenen schaffen können. Um dort dann gottgleich zu werden, weil ... Ja, okay, den Teil hatte keiner so richtig durchdacht, ist aber auch egal. Natürlich geht ab einem bestimmten Punkt alles schief, was schief gehen kann, die Inquisition taucht auf und die sechs machen es eigentlich immer nur noch schlimmer.

Ich glaube, ich habe zehn Tage oder so für das Buch gebraucht. Normalerweise dauert es bei dieser Seitenzahl höchstens drei Tage Lesezeit, aber es hat mich einfach nur so sehr gelangweilt. Mal davon abgesehen, dass ich mir vorkam wie in einer schlechten Fanfiction. Ein Schloss in Schottland, das an einem See liegt, der übersetzt Schwarzer See heißt? (Ja, die gängigen gälischen Worte kennt man halt.) Dazu Harry Potter, der hier ohne Narbe, dafür mit sehr viel Arroganz durch die Gegend läuft. Und huch: Eine Inquisition, die da einreitet. Saxa kam mir vor wie aus der Serie "Ragnarök" entnommen, und das lag nicht nur am zufällig gleichen Namen. Hier wurden viele Versatzstücke genommen, die man aus anderen Büchern oder auch Serien kennt. Das Magiesystem schien mir tatsächlich ein Original der Autorin zu sein - das Problem hier nur: Welchen Sinn hat diese Art von Magie? Auf allen Ebenen lauern Gefahren, aber nach der 13. darf man nicht weiter, weil es zu gefährlich ist - und niemand zweifelt in hundertfünfzig Jahren oder so diese Regel an?

Das alles hätte immer noch eine coole Geschichte werden können. Aber die Charaktere waren einfach so von Grund auf unsympathisch. Olivia will unbedingt zu den reichen Kids dazu gehören (warum eigentlich? Die waren echt nur nervig!) und belügt sie nach Strich und Faden. Dann verliebt sie sich auch noch in diesen extrem anstrengenden Milo, der ja so heiß ist, aber alle Leute um sich behandelt, als wären sie minderbemittelt. (Wenn man bedenkt, dass alle mit ihm befreundet sein wollten, hat er vielleicht gar nicht so unrecht.) Die Leute aus der Gruppe hatten keine Persönlichkeit, die waren reine Stereotypen. Oder doch, sie waren alle einfach nur Ar... öcher, die sich für was Besseres hielten. Was sie allein schon Himari angetan haben und auch ansonsten waren sie bereit, über Leichen zu gehen. Und selbst das hätte wenigstens noch spannend werden können - wenn es denn auch nur einen Hauch von Spannung aufgebaut hätte. Aber es hat sich alles so gezogen wie ein uralter Kaugummi unter einer noch älteren Schulbank. Langer Rede, kurzer Sinn: Das wunderschöne Cover plus Farbschnitt ist das einzig Erwähnenswerte an dem Buch, das um mindestens 200 Seiten gekürzt gehört.

Bewertung vom 22.03.2025
Lyneham
Westerboer, Nils

Lyneham


ausgezeichnet

Als es dank der Menschen mit der Erde endgültig zu Ende geht, ist Henry Meadows gerade einmal zwölf Jahre alt. Zusammen mit seiner kleinen Schwester, seinem älteren Bruder und seinem Vater besteigt er eines der Raumschiffe, das die letzten Menschen zu ihrer neuen Heimat bringt: Perm. Ein Mond, irgendwo so weit entfernt, dass nicht nur Henry keine Ahnung hat, wie lange die Reise dahin in den Schlafkapseln dauert. Ihre Mutter Mildred, eine Wissenschaftlerin, fliegt mit einem späteren, aber dafür schnelleren Raumschiff. Sie und ihre Mannschaft sind lange vor Henry und den anderen da und werden den Mond für die menschlichen Siedler bewohnbar machen. Doch ihr Chef, eine Art Musk-Verschnitt, hat seine eigene Agenda und er bringt damit alles in Gefahr. Lange Zeit später wird selbst Henry noch diese Auswirkungen zu spüren bekommen ...

Wow. Das war ein wilder Ritt, ganz ehrlich. Und Westerboer hat es geschafft, ein einzigartiges Buch zu schreiben. Nicht nur, dass er eine äußerst komplexe Geschichte aus der Sicht eines Kindes schreibt, er lässt auch zwischendrin Mildred zu Wort kommen. Sowohl Mildred als auch Henry sind - glaube ich - Asperger und gehen daher mit einigen Situationen auf ganz spezielle Weise um. Das fügt der Handlung noch das gewisse Etwas hinzu. Ich könnte mir vorstellen, dass sich viele Lesenden aufgrund der beschriebenen Technik und der Tatsache, dass der Autor erwartet, dass man mitdenkt, schnell überfordert fühlen könnten. Manche Sachen muss man sich zusammenreimen - und das klappt eigentlich auch ganz gut, wenn man keine Raketentechnik studiert hat. Um ehrlich zu sein, der Schluss war mir ein bisschen zu drüber, aber als Gesamtpaket war das eine einzigartige Geschichte, die mich mitgenommen und gefesselt hat, zumal auch der Schreibstil des Autors sehr gefällig ist. 4.5/5 Punkten.

Bewertung vom 01.03.2025
The Serpent and the Wolf
Robinson, Rebecca

The Serpent and the Wolf


ausgezeichnet

Vaasalina ist die ungeliebte Tochter eines Fürsten und als dieser stirbt, wird sie von ihrem psychopathischen Bruder an das Nachbarreich verkauft. Da in ihr eine unkontrollierbare Magie schlummert, geht ihr Bruder davon aus, dass sie entweder sich oder ihren neuen Ehemann Reid tötet oder beide. Ihm wäre alles recht. Doch Vaasa möchte selbstbestimmt leben und flieht. Als Reid sie wiederfindet, bietet er ihr einen Deal an: Sie hilft ihm, den Posten des Hauptmanns - des obersten Heerführers - in seinem Land zu erreichen, danach gibt er sie frei. Und er lässt sie nicht nur von seinen Soldaten trainieren, sondern auch von einem Hexenbund, der alles über ihre Magie weiß. Doch Vaasas Bruder ist kriegslüstern und es dauert nicht lange, bis er alles gefährdet, was Vaasa und Reid gerade aufbauen ...

Der Klappentext ist recht irreführend und beinahe hätte ich das Buch deshalb nicht gelesen. Zum Glück habe ich es mir doch noch überlegt und damit einen guten Griff getan. Nicht nur, dass Vaasa eine starke, tapfere Frau ist, dazu noch clever, manchmal geradezu listig, die genau weiß, was sie will. Mit Reid haben wir endlich auch mal einen großen, starken Helden vorliegen, der eine absolute green flag ist. Er tut nichts ohne Consent von Vaasa und zusammen sind sie wirklich ein unschlagbares Team. Daran könnten sich einige andere FantasyautorInnen eine große Scheibe abschneiden. Vielleicht ist es in der Mitte für eine bestimmte Klientel (diejenigen, die nur Rambazamba im Bett und ein Wischi-Waschi-Worldbuilding bevorzugen) zu komplex und politisch. Das Tempo geht an dieser Stelle auch ein bisschen zurück, zugegeben. Aber mir hat diese Geschichte wirklich gut gefallen und ich bin gespannt, wie es mit Reid und Vaasa weitergehen wird. 4.5/5 Punkten.

Bewertung vom 22.02.2025
The Stars are Dying / Nytefall Bd.1
Peñaranda, Chloe C.

The Stars are Dying / Nytefall Bd.1


weniger gut

Alle hundert Jahre gibt es im Königreich einen Wettkampf, das Libertatem. Wer sein Land vertritt und gewinnt, der sorgt dafür, dass eben dieses Land im nächsten Jahrhundert nicht von Vampiren heimgesucht wird. Astraea kann sich nicht an ihr Leben erinnern. Vor fünf Jahren wurde sie blutend von Hektor gefunden und gerettet und lebt seitdem verborgen in seinem Etablissement. Ihre einzige Freundin ist Cassia, die demnächst für ihr Land zum Libertatem antreten soll. Astraea begleitet sie - doch als Cassia getötet wird, bleibt ihr nichts anderes übrig, als selbst im Libertatem anzutreten. Dabei wird sie von dem geheimnisvollen Nyte unterstützt, den außer ihr niemand sehen kann, und anderen Leuten, die alle ihre eigene Agenda haben und mehr über Astraeas Vergangenheit zu wissen scheinen als sie selbst.

Die Idee dieses Buch hat mich von Anfang an gepackt und auch die ersten hundert Seiten waren recht ansprechend. Doch plötzlich gab es einen Bruch. Wo anfangs noch ein roter Faden erkennbar war und das Ganze auch recht nachvollziehbar anmutete, wird die Geschichte plötzlich wirr, verlor den roten Faden und jegliche Logik. Astraea ist natürlich keine ausgebildete Kriegerin und das verlangte ja auch keiner - zumal ganz ehrlich, die "Prüfungen", die beim Libertatem drankamen, ließen den Verdacht aufkommen, dass jemand Hunger Games bei Wish bestellt hat. Aber was man verlangen kann, ist eine Entwicklung des Hauptcharakters, sprich Astraeas. Diese Frau jedoch zeichnete sich von Anfang bis zum Ende durch übertriebene Unfähigkeit aus. Seltsamerweise schien das niemanden zu stören, alle, die eh auf ihrer Seite waren, versicherten ihr immer wieder, dass sie alles für sie täten. Ich hatte das Gefühl, dass Astraea selbst beim Schuhebinden überfordert gewesen wäre (vielleicht wurden deshalb Schuhe mit Klettverschluss erfunden?). Sie wurde permanent von allen anderen gerettet, schwankte ständig zwischen "Hui, bin ich stark" und "Uh, das kann ich nicht". Ja, sie wurde von ihrem "Retter" kleingehalten und mit Tabletten ihre Fähigkeiten unterdrückt, aber das erklärte trotzdem nicht, warum sie sich so gar nicht weiterentwickelte.

Das Schlimme ist auch, dass sich die Geschichte las, als hätte die Autorin sämtliche gerade gehypten Bücher miteinander vermischt. Es gab keinerlei Überraschungen bei den Dingen, die irgendwie logisch waren - auch wenn diese Dinge immer seltener vorkamen. Was mich auch massiv gestört hat, war, dass Astraea lediglich einen verräterischen, toxischen und manipulativen Mistkerl (Hektor) gegen einen anderen (Nyte) ausgetauscht hat. Nyte sollte als der mysteriöse, morally grey Bookboyfriend rüberkommen, war aber einfach nur ein Ar... - ihr wisst schon. Diese furchtbare Abhängigkeit, die Astraea zu Nyte hatte, sollte als star crossed verkauft werden, ebenso das sinnlose Hin und Her aus "Liebe" und Hass, aber es waren einfach nur noch sinnlos aneinandergereihte Szenen, die für Irritierung selbst bei den wohlgesonnensten LeserInnen sorgten. Mir kam das Buch wirklich so vor, als wären lediglich die ersten paar Seiten lektoriert worden und ab da hätte man ein nicht überarbeitetes Manuskript verwendet. Ich bin einfach nur frustriert, weil das Buch so, so viel Potenzial gehabt hätte und so völlig gegen die Wand gesetzt wurde. 1.5/5 Punkten.

Bewertung vom 17.02.2025
The Fake Mate - Die Liebe ist eine Bestie für sich
Ferguson, Lana

The Fake Mate - Die Liebe ist eine Bestie für sich


weniger gut

Mackenzie ist Ende 20 und Assistenzärztin an einem großen Krankenhaus. Außerdem ist sie eine Werwölfin und Omega. Um den Datevorschlägen ihrer Oma zu entkommen, behauptet sie, sich mit jemanden zu treffen. Zum Glück ist der mürrische Kardiologe und Alphawerwolf Noah in einer ähnlichen Situation. Er muss dem Krankenhausvorstand eine Gefährtin präsentieren, also faken die beiden eine Beziehung. Was ihnen nicht bewusst ist: Zwischen Alphas und Omegas herrschen besondere Bedingungen und so wird ihre Beziehung sehr schnell nicht nur nicht fake, sondern auch sehr körperlich und emotional.

Okay. Ich gestehe, die Bücher von Ali Hazelwood sind mein guilty pleasure und hier haben wir eine Geschichte vorliegen, die sich relativ offensichtlich sowohl an Lovehypothesis als auch an Bride bedient. Das hätte mir gar nicht so viel ausgemacht, wenn die Handlung gut entwickelt worden wäre oder wir einen schönen Schreibstil hätten. Doch schon da hapert es an allen Ecken und Enden. Unsere Charaktere werden als mega intelligent beschrieben, sind aber scheinbar außerstande, die einfachsten Zusammenhänge zu begreifen. Noah, der ach so geniale Kardiologe, kommt manchmal so absolut begriffsstutzig daher; ansonsten war er awkward und mürrisch. Während Mackenzie etwas mehr Fleisch auf den literarischen Rippen hatte, aber außer Fröhlichkeit und eine Vorliebe für Suppen blieb mir von ihr nichts in Erinnerung.

Der Schreibstil ist zwar meistens recht gefällig zu lesen, aber es wurde so viel gegrinst, gelacht oder gelächelt, dass für nichts anderes mehr Platz blieb. Vor allem stört es mich gewaltig, wenn Sätze gelacht werden. Und das auf jeder Seite. Und auch wenn ich Sex(szenen) so sehr mag wie jeder andere, so brauche ich nicht gefühlt die Hälfte von 600 Seiten mit Sex. Anstelle der Annahme, dass Sex sells, hätte man sich lieber bei der Prämisse und vor allem der Logik der Geschichte mehr Zeit nehmen sollen.

Mackenzie zum Beispiel ist beinahe 30, lässt sich von ihrer Oma aber vorschreiben, ob sie endlich mal einen Mann findet? Die Oma ist sicherlich nett, aber so übergriffig, dass es einen gruseln konnte. Das galt übrigens auch für sämtliche "FreundInnen" und Bekannte, die in dem Buch vorkamen. Sollte wahrscheinlich als besonders lustig oder freundschaftlich rüberkommen, aber was sich die Leute da in Beziehungen einmischten, war creepy. So richtig lächerlich war übrigens der Schluss. Der fiese Antagonist: wurde übrigens nur als fies von sowohl Mackenzie als auch Noah beschrieben, denn eigentlich - ohne dass ständig mitgeteilt wurde, er sei fies - war er nur freundlich und hat nicht mal halb so viel gelächelt oder gegrinst wie der ach so mürrische Noah. Bei Noah ist es allerdings hach-hach-hach, bei ihm war es immer "schleimig". Wie auch immer. Der megageniale Noah lässt sich allen Ernstes von jemandem erpressen, der einfach was behauptet. Wo am Ende Aussage gegen Aussage stehen würde und es sowieso noch einen Diskriminerungsparagraphen gibt, da zieht der mächtige Alpha winselnd seinen knotigen Kolben ein, um "Mackenzie nicht zu schaden". Selten so einen Stuss gelesen, sorry.

Das einzig Positive, was mir zu dieser Story einfällt, ist, dass Noah keine Red Flag war und sich Mackenzie oft als relativ tough erwies. Ansonsten kommt mir das Ganze eher wie eine Fanfiction zu verschiedenen Ali-Hazelwood-Stories vor, allerdings ohne auch nur annähernd diese Qualität zu erreichen.

Bewertung vom 15.02.2025
Campion. Tödliches Erbe
Allingham, Margery

Campion. Tödliches Erbe


sehr gut

Albert Campion ist wohl das, was man am besten als Universaldilettant bezeichnet. Wohlhabend genug, um nicht arbeiten zu müssen, setzt er sein außergewöhnliches Gehirn ein, um außergewöhnliche Fälle zu lösen. Manchmal sogar, bevor ein Verbrechen geschieht, wie es im Falle der Familie Gyrth scheint. Seit vielen hundert Jahren ist diese Familie Hüter eines besonderen Kelches und auf den hat es eine ungewöhnliche Verbrecherbande abgesehen. Campion tut sich mit dem Sohn und der Tochter des Hauses zusammen, um dieses Verbrechen zu verhindern. Dabei helfen ihm nicht nur seine grauen Zellen, sondern auch Verbündete in allen Teilen des Landes und aus allen Schichten.

Das ist kein Krimi, wie man ihn heutzutage noch zu lesen bekommt, dennoch fand ich ihn sehr unterhaltsam und kurzweilig. Erstaunlich modern sind hier alle, obwohl das Buch in den 30igern des 20. Jahrhunderts geschrieben wurde. (Für Leute, die damit kognitive Probleme haben: Das ist etwa 90 Jahre her.) Gut gefallen hat mir, dass Frauen hier keine Nebenrolle spielten und nicht nur ihren eigenen Kopf hatten, sondern auch ihr eigenes Ding machten. Eher ungewöhnlich sind die Ermittlungsmethoden unseres Helden, aber andererseits ist so ein Netzwerk aus Leuten das, was wir heute übers Internet regeln und ich fand es einfach nur mega. Ein bisschen zu schnell ging mir die Auflösung, aber alles in allem ist das eine Wiederentdeckung, bei der ich gegen weitere Fälle überhaupt nichts einzuwenden hätte.

Bewertung vom 12.02.2025
What the River Knows / Geheimnisse des Nil Bd.1
Ibañez, Isabel

What the River Knows / Geheimnisse des Nil Bd.1


weniger gut

Inez ist die Tochter reicher Argentinier, die in Ägypten Ausgrabungen finanzieren und deshalb immer ein halbes Jahr lang dort verbringen. Zu gern hätte Inez sie begleitet, doch ihre Eltern haben immer abgelehnt. Und jetzt erreicht sie ein Brief mit der Mitteilung über den Tod ihrer Eltern. Inez ist wild entschlossen herauszufinden, was mit ihnen passiert ist und schafft es tatsächlich, nach Ägypten zu gelangen, obwohl das Ende des 19. Jahrhunderts nicht einfach ist. Doch weder ihr eigener Onkel noch dessen Mitarbeiter Whit wollen sie in Ägypten haben und sie verbergen viele Geheimnisse vor ihr. Als Inez mit einem magischen Ring in Berührung kommt, sieht sie Visionen von Kleopatra und plötzlich ist sie für mehrere Parteien interessant - und gefährdet.

Ich wollte diese Geschichte so sehr mögen, dachte ich doch, es würden Peabody-Vibes kommen. Und ja, manchmal bekam man das auch, aber das wurde überschattet durch die furchtbare Beziehung, die zwischen diesem Whit und Inez konstruiert wurde. Whit ist widerlich. Er behandelt die junge Frau von oben herab, stinkt permanent nach Alkohol und tut eigentlich nie was anderes, als "lässig irgendwo gegenzulehnen". Woher Inez ihre Faszination für ihn entwickelte, war mir schleierhaft. Andererseits war auch Inez nicht die hellste Kerze auf der Torte und sie wechselte ihre Meinungen schneller als ihre Unterwäsche. Witzig auch, dass ihr Onkel und sie immer die Gier der Briten und deren Ausgrabungsverhalten und den Diebstahl ägyptischer Kultur verurteilten, allerdings: Was machten sie denn mit dem Zeug? Als ob irgendwelche Nichtägypter sich bei Ausgrabungen anders verhalten hätten. Im Übrigen musste Inez immer nach Luft schnappen oder theatralisch reagieren. Und obwohl sie die Ich-Erzählerin ist, weiß sie immer genau, dass sie rot oder blass wird. Wahrscheinlich hat sie ständig den Spiegel vor der Nase gehalten. Richtig magisch wurde die Geschichte auch nicht, dafür kam mir dieser Teil etwas zu kurz. Und ein Tuch, das um den Hals getragen wird und aus dem magisch kochendes Wasser tropft, mit dem man seinen Kaffee aufbrüht, finde ich tatsächlich eher eklig, besonders wenn man bedenkt, wie sehr man schwitzt und dreckig wird.

Mir sind auch einige Fehler in dem Buch aufgefallen und das Korrektorat scheint auch Probleme mit dem Imperativ zu haben, denn es heißt zum Beispiel "Tritt zurück" und nicht "Trete zurück". Solche Sachen kamen immer mal wieder vor. Statt in einen Farbschnitt sollten Verlage lieber in ordentliche Korrektorate investieren. Ach so: Was der Fluss weiß? Keine Ahnung. Der spielte keine wirkliche Rolle und weiß wohl selbst nicht, was er hier im Titel zu suchen hatte.

Bewertung vom 03.02.2025
Der Sternenstaubdieb
Abdullah, Chelsea

Der Sternenstaubdieb


sehr gut

Vor Jahren wurde der Stamm von Layla von Dschinn-Jägern ausgelöscht und sie überlebte nur, weil der Dschinn Quadir ihr das Leben rettete. Jetzt nennt sie sich Loulie al-Nazari und ist als Mitternachtsjägerin bekannt, die verbotene Artefakte verkauft. Dann lässt sie der Sultan verhaften und er lässt ihr nur die Wahl, für ihn ein verschollenes Artefakt zu finden oder zu sterben. Zusammen mit Quadir, von dem außer ihr niemand weiß, dass er ein Dschinn ist, der Dschinn-Jägerin Aisha und dem unerfahrenen Prinz Mazen macht sie sich auf eine gefährliche Reise, bei der jeder seine verborgene Agenda hat.

Das Buch liest sich ein bisschen wie eine Geschichte aus 1001 Nacht, und es kommen auch bekannte Elemente vor wie der Sultan, der seine Ehefrauen hinrichten lässt, bis die eine erscheint, die ihn durch ihre Geschichten fasziniert, den vierzig Räubern und magischen Lampen. Auch die Dschinns und Ghule, die regelmäßig auftauchen, sowie das Setting führen tief in eine abenteuerliche Märchenwelt. Dabei ist das Mindset der Charaktere durchaus modern und ich sollte die Ewiggestrigen warnen: Hier wird gegendert, das wird euer eigenes kleingeistiges Mindset wohl nicht verkraften. Dass es nicht die vollen fünf Punkte wurden, lag zum Teil an Loulie selbst, die mir manchmal zu zickig wurde und der Tatsache, dass durch die Dschinn-Magie doch sehr viel geregelt wurde und mir das manchmal etwas zu viel wurde. Alles in allem haben wir hier bis auf ein paar gemächliche Passagen eine abenteuerliche Geschichte vorliegen, die orientalische Märchenvibes versprühte und zum Glück mit kitschiger Liebesgeschichte nichts am Hut hatte.

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