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felina

Bewertungen

Insgesamt 2 Bewertungen
Bewertung vom 21.04.2013
Elysion
Elbel, Thomas

Elysion


ausgezeichnet

Thomas Elbels Entwurf unserer Zukunft gefällt mir sehr gut. Während die USA in einem Bürgerkrieg unterzugehen drohen, erscheinen plötzlich sogenannte Malachs, gruselig aussehende Wesen ohne Haut, die unglaubliche Kräfte und Fähigkeiten haben. Sie unterwerfen die Menschen, die im Wald wohnen und bringen ihnen Frieden, solange sie gehorchen. Schon bald verbreitet sich die Meinung, es wären von Gott geschickte Engel, die Frieden bringen sollen. Dazu passt auch sehr gut das Rückencover, auf das in großen grünen Lettern "Die Götter sind gekommen, um die Welt zu retten ... doch wer rettet die Welt vor den Göttern?" geschrieben steht. Es erinnerte mich ein wenig an die griechische Mythologie und die "Göttlich"-Reihe von Josephine Angelini, womit dieses Buch aber überhaupt nichts gemeinsam hat.
Doch die Menschen, die in der Stadt geblieben sind, wollen sich nicht ergeben. Viele Plünderergruppen durchziehen die Stadt, immer auf der Suche nach Nahrung und allem anderen wertvollem.
Ich finde diese Idee sehr interessant, die Gesellschaft hat sich in zwei Hälften geteilt und doch haben sich beide Seiten in Richtung Mittelalter zurückentwickelt.

Sehr gut gefiel mir auch die Einbindung der Religion in das Geschehen. Glaube und Angst sind seit jeher Mittel zur Macht & Unterdrückung des Volkes und ich fand es herrlich, wie der Religionsanführer selbst, der auch hier zu Wort kommt, seine Untertanen für ihre Blindheit und Gläubigkeit verachtet. Als nicht-grade-Freund der Kirche hat mich das äußerst amüsiert..^^

Der Leser wird ohne lange Erklärungen direkt mitten ins Geschehen geworfen, weswegen ich am Anfang leichte Orientierungsprobleme hatte. Auch der ständige Sichtwechsel war am Anfang sehr irritierend. Doch nach kurzer Zeit konnte ich mich zurechtfinden und war begeistert, dass der Autor aus so vielen Sichtweisen erzählt, auch wenn der Hauptfokus auf Cooper gerichtet bleibt.
Die neue Welt wird aus vielen verschiedenen Blickwinkeln geschildert und alles setzt sich nach und nach wie ein Puzzle zusammen. Daher bekommt man als Leser sehr viele verschiedene Meinungen zu dem System und einen tollen Gesamtüberblick. Das finde ich sehr gut, da die Geschichte sich nicht nur auf die Hauptperson fokussiert, sondern wirklich übergreifend erzählt.

Diese vielen verschiedenen Handlungsstränge werden im Verlauf des Buches unaufhaltsam zusammengeführt, sodass man das ganze Buch hindurch weiß, irgendwann werden die alle aufeinandertreffen und es wird knallen. Der Weg dahin aber war bereits so grauenhaft, tödlich, brutal und spannend, dass ich mich ständig fragte: Wie will der das noch überbieten? Und jedes Mal wurde ich von Neuem überrascht.

Die Charaktere waren allesamt sehr gut ausgearbeitet und sehr überzeugend. Kaum jemand ist hier das, was er zu sein scheint und die Grenze zwischen Gut und Böse verschwimmt immer mehr. Diese Ambivalenz hat mich unglaublich fasziniert.

Das epische Finale, auf das der Leser sich freut, ist genau das: episch. Ich hatte die Befürchtung, dass das Finale spannungsmäßig bereits so aufgeblasen wurde, dass es letztendlich in sich zusammensinken und gar nicht mehr so groß werden würde.
Kurz vor Ende gibt es noch eine sehr überraschende Wende, die ziemlich viel des vorher Gelesenen auf den Kopf stellt. Leider geht sie aber ein wenig in der Spannung des Finales unter und ist nicht hundertprozentig logisch, wie ich finde.

Das Ende gefiel mir gut, auch wenn es ein, zwei minimale Sachen gibt, die ich nicht ganz überzeugend finde. Außerdem gibt es einen fiesen Epilog, der auf eine Fortsetzung hoffen lässt.
Worauf ich unbedingt noch hinweisen will, ist, dass dieses Buch wirklich sehr brutal und blutig ist, es ist NICHTS für zartbesaitete Menschen.

FAZIT
Elysion ist eine der besten Dystopien, die ich bisher gelesen habe, es ist unglaublich spannend, sehr gut durchdacht und vielschichtig mit starken Charakteren. Trotz minimaler Logikfehler am Ende bin ich begeistert.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.04.2013
Unbekannt verzogen
Winter, Tom

Unbekannt verzogen


gut

Zitat:"Unsere Ehe war ein sehr, sehr langer Flug, und jetzt ist die Maschine abgestürzt. Dass ich am liebsten gar nicht mitgeflogen wäre [...] scheint keine Rolle mehr zu spielen. Es geht nur darum, dass wir überlebt haben. [...] Aber vielleicht ist mein schönes Beispiel doch nicht so richtig gelungen, weil Bob nämlich noch g ar nicht weiß, dass wir abgestürzt sind. Er glaubt, wir sind nur in eine kleine Turbulenz geraten und frühstücken morgen am Strand." (S. 132/133)


EIGENE MEINUNG

Für mich war das beste am Lesen der besondere Schreibstil Tom Winters. Er arbeitet mit vielen Bildern, Vergleichen und hat es geschafft, mich unzählige Male zum Lachen zu bringen.

Eine große Rolle spielen in diesem Buch Briefe, die eine karthatische Wirkung haben. Diese Idee gefällt mir sehr gut, es tut manchmal einfach gut, seine Gedanken offen und frei zu sagen, ohne dass jemand davon erfährt.

Die Hauptperson Carol erschien mir am Anfang ziemlich unsympathisch, sie ist todunglücklich in ihrer Ehe, die nur noch auf dem Papier besteht, und kommt überhaupt nicht mit ihrer Tochter klar und bezeichnet sie als "Intelligenzbestie" (S. 13). Auf der einen Seite tut sie mir deswegen sehr leid. Aber, und das ließ sich das ganze Buch hindurch nicht ändern, sie bleibt mir unsympathisch, obwohl im Laufe des Buches erklärt wird, wieso alles so gekommen ist. Trotzdem jammerte sie mir eindeutig zu viel und ihr Selbstmitleid, in dem sie sich stellenweise ersäuft, ist ein bisschen zu viel des Guten.
Auch Albert ist unzufrieden mit seinem Leben und einsam. Doch er ist mir eindeutig sympathischer, seine Mordfantasien-Statistik ist gravierend geringer als die von Carol und ich finde ihn äußerst knuffig. Seine nostalgischen Gedanken und seine stundenlangen Gespräche mit seiner Katze sind zum Knuddeln.
Bob hat mich mit seiner Wehleidigkeit und Herumheulerei unglaublich genervt, er ist nur auf den Schein bedacht und hat Carol im Zuge seiner Erkrankung wirklich auf übelste Weise ausgenutzt. Ich fand, dass er ziemlich überspitzt dargestellt wurde.
Sophie wurde leider total vernachlässigt, von einer Gelegenheit mal abgesehen, sie war die ganz Zeit mehr ein Geist als alles andere. Das finde ich sehr schade, da man daraus bestimmt noch hätte mehr machen können. Doch das hätte glaube ich, kaum in die Handlung gepasst.

Nach einem interessanten Einstieg verliert die Geschichte schnell an Interesse, daran konnten auch nicht die kleinen amüsanten Häppchen etwas ändern. Das Geschehen scheint nur so dahinzuplätschern und trotz dramatischer und wichtiger Ereignisse wurde es irgendwie keinen Deut interessanter..

Die Atmosphäre in diesem Buch ist wirklich durchgängig depressiv. Carol ist ständig so genervt und sarkastisch und auch um Albert steht es nicht bestens und so war ich mehrere Male davor, das Buch aus der Hand zu legen, weil mir diese pessimistische Sichtweise unfassbar auf die Nerven gegangen ist.

Das Ende hält ein paar überraschende Wendungen bereit, die ich nicht ganz überzeugend fand und auch irgendwie unrealistisch fand. Auch wie das Buch endet passt meiner Meinung nach nicht unbedingt zum Rest des Buches.

Das Buch liegt super schön in der Hand, der Einband ist kein Hochglanz, sondern aus Papier, und die Buchstaben des Titels und des Autorennamens stehen leicht hervor. Der Poststempel und natürlich auch die Titelunterschrift deuten auf das wichtigste Element, das unsere beiden Hauptpersonen miteinander verbindet, hin und das Bild der Frau, die auf einem Koffer sitzt, ist bezeichnend für Carol.


FAZIT

"Unbekannt verzogen" ist ein unglaublicher schwarzmalerischer Roman, der interessant beginnt, dann aber immer langweiliger wird, meine persönlichen Highlights waren Albert und der interessante,, ungewöhnliche Schreibstil.


EMPFEHLUNG

Ich kann für dieses Buch nur eine eingeschränkte Leseempfehlung abgeben, wer sich nicht an Pessimismus stört und dicke Nerven hat, der könnte durchaus seine Freude am Schreibstil habe