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Benutzername: 
tjw
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 2 Bewertungen
Bewertung vom 01.04.2013
Hinter den Augen
Ulrich, Ulrike

Hinter den Augen


ausgezeichnet

"Hinter den Augen" Ein großartiges Buch - dicht und intensiv geschrieben

Eine Frau – zu Unbeweglichkeit gezwungen – für eine unermessliche Stunde – ausgesetzt der puren Ungewissheit – nur auf sich selbst zurückgeworfen. Ende offen – alles möglich. Ist es ein Tumor oder am Ende doch ein Neuanfang? Die Gedanken ausgesetzt im freien Lauf der engen, sterilen Magnetresonanztomographenröhre fangen an zu flirren im Licht der Erinnerung.

Die Ausgangssituation der Ich- Figur in Ulrike Ulrichs neuem Buch „Hinter den Augen“ gleicht einer klinischen Versuchsanordnung. Was sie daraus entwickelt ist äußerst reizvoll und spannend.
Ein großartiges Buch, dicht und intensiv – wie schon lange nicht mehr gelesen.

Aufgespannt, aufgeschichtet entfaltet die Autorin aus der Situation der Untätigkeit einen dichter Sprach- und Gedankenraum, der an die Intensität von Texten Ingeborg Bachmanns heranreicht. Selbstreflexiv bis zur Selbstaufgabe bereit und dabei gleichzeitig auf das Äußerste, auf das Du hoffend – im Ergebnis dieses Bangens so viele Fragen aufwerfend, aber sich auch zum ersten Mal den Fragen stellt: Wenn er nie in mich verliebt. Wäre es nicht dasselbe? Für wen ist man denn verantwortlich?“

Verantwortung und Schuld sind die ihre zentralen Motive, aus deren Verstrickung es gilt Klarheit zu gewinnen. Im inneren Monolog durchschreitet und durchschneidet Ulrich in sprachlich höchster Sensibilität und chirurgischer Präzision das verworrene Geflecht der Vergangenheit ihrer Figur. In dünnen, lichtdurchlässigen Schnittbilder durchmisst sie den Raum des Erlebten aber noch lange nicht Verarbeiteten oder besser noch nicht Aufgearbeiteten. Es geht um die Fragen, die in der Schnelligkeit des Alltags immer liegen geblieben und jetzt erst in der Unbeweglichkeit wesentlich geworden sind egal, ob sie längst Vergangenes oder die eigene Zukunft bemessen. Die Ängstlichkeit vor den unausweichlichen Konsequenzen davon zu laufen hat in der Enge der Röhre am Ende kein Platz mehr - auch wenn man sich den Dingen stellt: das Aushalten ist nicht der einzige Weg – am ENDE steht die WEITE in der noch immer alles möglich ist.

Unbedingt lesen!

Bewertung vom 07.05.2010
fern bleiben
Ulrich, Ulrike

fern bleiben


ausgezeichnet

Ein herrlich intelligent und frisch erzählter Roman von Ulrike Ulrich. Eine unschlagbare Hymne an die Unentschiedenheit. Während viele mit über dreissig feststellen, dass ihr Leben festgefahren ist und sich damit abfinden, ist Lo die weibliche Hauptfigur in fern bleiben einfach eingestiegen und abgefahren zuerst mit dem Zug nach Rom... Unbedingt lesen in diesem Sommer - auch gut als Reiselektüre. Von dieser Autorin werden wir noch mehr hören - hoffentlich bald!