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JosiLea
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Dresden

Bewertungen

Insgesamt 30 Bewertungen
Bewertung vom 10.11.2025
Gelfuso, Hayley

Das Buch der verlorenen Stunden


sehr gut

„Das Buch der verlorenen Stunden“ entführt seine Leser in eine magisch-poetische Welt, die sich mitten in einer der dunkelsten Epochen der Geschichte entfaltet. Bereits auf den ersten Seiten spürt man eine leise Hoffnung, die sich wie ein Lichtstrahl durch die düstere Kulisse vergangener Erinnerungen zieht. Hayley Gelfuso gelingt es, mit feinem Gespür und fantasievoller Erzählkunst eine Geschichte zu weben, die berührt und zum Nachdenken anregt.

Im Zentrum steht Lisavet Levy, ein junges jüdisches Mädchen, das von ihrem Vater in einem Zwischenraum versteckt wird, um sie vor den Gräueln der Nazis zu schützen. Gefangen zwischen den Zeiten entwickelt sie die Fähigkeit, durch Epochen zu wandeln – eine Gabe, die sie mit einem geheimnisvollen Buch konfrontiert, das Erinnerungen bewahrt und verändert. Die Idee, dass Erinnerungen neu geschrieben werden können, verleiht dem Roman eine philosophische Tiefe, die über das Genre der Fantasy hinausreicht.

Die Erzählstruktur ist anspruchsvoll: Zwei Zeitstränge – die 1940er und 1960er Jahre – wechseln sich ab und fordern vom Leser Aufmerksamkeit und Geduld. Der Einstieg gestaltet sich nicht ganz leicht, da die Sprache eher sachlich bleibt und die historischen Bezüge eine gewisse Distanz erzeugen. Für mich persönlich war es keine klassische fesselnde Lektüre, es ist eher ein Roman, der sich langsam entfaltet – ich habe Zeit gebraucht, um mich in die Geschichte einzufinden und sie vollständig zu erfassen.

Wer sich jedoch auf das Buch einlässt, wird mit einer vielschichtigen Erzählung belohnt, die Magie, Erinnerung, Liebe und Verlust miteinander verwebt. Es ist ein Roman für Leserinnen und Leser, die sich gerne auf eine tiefgründige Reise begeben, die zwischen Realität und Fantasie pendelt und dabei große Fragen stellt: Was bleibt von uns, wenn die Zeit vergeht? Und können Erinnerungen die Geschichte verändern?

Bewertung vom 09.10.2025
Thor, Annika

Eine Insel im Meer


ausgezeichnet

Im Mittelpunkt stehen die Schwestern Steffi und Nelli aus Wien, die als jüdische Kinder vor Flucht vor den Nationalsozialisten von den Eltern nach Schweden geschickt werden. Ohne ihre Eltern, mit 2 Koffern, beginnt für sie ein neues Leben in einem fremden Land und einer fremden Sprachen. Der Roman erzählt von Verlust, Fremdsein und dem schwierigen Neubeginn – aber auch von Hoffnung, Mut und der Kraft von Zusammenhalt.

„Eine Insel im Meer“ ist ein berührender Jugendroman über zwei jüdische Schwestern, die während des Zweiten Weltkriegs aus Wien nach Schweden fliehen. Der Verlust der Heimat und der schwierige Neubeginn in einem fremden Land werden kindgerecht und einfühlsam erzählt. Der einfache, aber flüssige Stil macht das Buch besonders zugänglich für Leser ab 10 Jahren.

Es gelingt der Autorin, ein komplexes Thema kindgerecht und dennoch tiefgründig zu vermitteln. Das sanft gestaltete Cover vermittelt trotz des ernsten Themas Hoffnung und Optimismus. Die neuen Illustrationen ergänzen die Geschichte dezent und stimmig.

Ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 1999, ist diese Neuauflage des Romans eine eindrucksvolle Pflichtlektüre, die Empathie fördert und zum Nachdenken anregt.

Bewertung vom 05.10.2025
Bähr, Julia

Hustle


sehr gut

Der Roman stellt die Frage: Wie weit geht man, um sich ein Leben zu erschaffen, das man sich erträumt hat? Nach einem etwas wirren Einstieg zieht die Geschichte einen schnell in den Bann – mitten hinein in Leonies Big-Business-Plan. Drei weitere Frauen zeigen, wie man sich durch zweifelhafte Deals im reichen München behauptet. Moral, Macht und Selbstinszenierung stehen im Zentrum. Das Cover, das wie eine KI-Zeichnung der Autorin wirkt, passt perfekt: gut gefaked ist halb gewonnen. Leonie kämpft sich durch ein kapitalistisches System, das Chancen bietet – aber auch Opfer fordert. Ein spannender, kritischer Blick auf weibliche Ambitionen, Identität und die Frage, wie viel man bereit ist zu opfern, um ganz oben mitzuspielen. Das Buch erinnert Frauen daran, sich gegenseitig zu helfen – sei es mit einem offenen Ohr, einem ehrlichen Rat oder dem Klassiker: einem Glas Wein und der Erkenntnis, dass wir zusammen alles schaffen!

Bewertung vom 15.09.2025
Verley, Vivien

Das Geheimnis von Port Mint / Thea Magica Bd.1


ausgezeichnet

Das Cover ist ein absoluter Blickfang und die Texte jeder Seite sind filigran eingerahmt, ein bunter Farbschnitt ist ebenfalls vorhanden. Hier wurde nichts ausgelassen um die Aufmerksamkeit zu wecken und dennoch ist es nicht übertrieben.

Dieses Buch nimmt die jungen Leser mit auf eine geheimnisvolle Welt in der jeder Mensch über eine besondere Gabe verfügt. Aber was ist, wenn deine Gabe eine vermeintlich verbotene Kraft ist?

Im Leben von Robin "Fluffy" Fluff stehen große Veränderungen an. Erst der Umzug samt Familie zu Granny nach Port Mint, eine neue Schule ohne Freunde und dann noch der "First Flush" und Robins Frage, welche wohl ihre magische Gabe ist?! Einen Schluck heißen Tee und auf einmal steht die Welt Kopf! Wem kann man noch trauen, wer darf die Wahrheit zur wahren Zauberkraft niemals erfahren?

Ein toller Wohlfühlroman - der sich wunderbar leicht und flüssig lesen lässt - mit vielen wunderbaren romantischen Illustrationen bildet den Auftakt einer geheimnisvollen Reihe in eine Welt voller Tee-Magie. Man darf gespannt sein, welches Abenteuer Robin bevorsteht und welche Rolle dieser Quinton Chest dabei spielt!

Bewertung vom 29.08.2025
Petrowitz, Michael

Die unendliche Klassenfahrt - Spuk auf Burg Hammelstein


sehr gut

Die Illustrationen gefallen mir ausgesprochen gut und passen hervorragend zu dieser verrückten Klassenfahrt. Auf den ersten Seiten sieht man auf einem Gruppenbild wer, wie und warum an dieser lustigen Klassenfahrt beteiligt ist.

Eigentlich freut sich die ganze Klasse 4a auf ein paar lustige Tage voller Abenteuer am Meer, das haben sie sich auch verdient. Aber irgendwie wird aus dieser Klassenfahrt eine Reise durch Raum und Zeit und plötzlich kümmern sich die Kinder um eine Burg inklusive einem traurigen Gespenst. Und der Heimweg lässt sich nur antreten, wenn die Klassen auf einem Turnier gewinnt - na, ob das gut geht?

Der Schreibstil ist einfach gehalten und somit für Leseanfänger gut zu bewältigen. Allerdings trüben die einfache Wortwahl und die vorhersehbaren Situationen ein wenig die Spannung und die Handlung, umso herrlicher sind dafür die wundervollen Illustrationen. Dennoch ist es eine herrlich verrückte Geschichte die den jungen Lesern Lust auf Urlaub, Klassenfahrt und Abenteuer macht!

Bewertung vom 13.08.2025
Kelly, Julia R.

Das Geschenk des Meeres


ausgezeichnet

Die Autorin Julia R. Kelly hat mit diesem historischen Roman eine wundervolle Geschichte an der rauen Küste Schottlands geschaffen. Eine Geschichte die mit leisen Tönen aus unterschiedlichen Zeiten und Perspektiven erzählt und mit seiner stillen Poesie und der erzeugten Atmosphäre berührt.

Einst als Fremde in Skerry gelingt es Dorothy nicht, sich über all die Jahre zu integrieren. Zu fern scheinen ihr die Bewohner und zu fremd Dorothys Vorstellungen über deren Leben. Über all die Jahre bleibt sie verschlossen und kann sich niemanden anvertrauen. Daran änderts sich auch nichts, als ihr der größte Schmerz zuteil wird, den man sich als Mutter nur vorstellen kann. Und dann wird plötzlich Jahre später ein Kind gefunden. Von Joseph. Der einzigen Person, die kurz einen Blick auf die wahre Dorothy bekommen hat. Ob dieses gefundene Kind in Dorothy und Joseph und den anderen Bewohnern von Skerry aus diesem tiefen Schweigen und dem gegenseitigen Misstrauen wecken kann?

Aus den verschiedenen Perspektiven bildet sich für den Leser am Ende ein stimmiger Erzählstrang und es rundet sich das Bild vergangener Geschehnisse aus einer Sturmnacht von 1900. Umrissen von mythischen Elementen entdeckt der Leser hier ein stimmungsvolles Drama um ein verschwundenes Kind vor rauer Kulisse.

Bewertung vom 28.07.2025
Ameling, Anne

Dämmernachtstraum


ausgezeichnet

In dieser Geschichte steht die 13-jährige Lillimot im Mittelpunkt und das, wo sie doch eigentlich überhaupt nicht auffallen möchte. Lillimot fühlt sich anders als die Anderen, sei es durch ihren Stil oder auch durch ihren Lebensort. Sie lebt zusammen mit ihrer Mutter und ihrer selbstbewussten Schwester Ruby im (Hochhaus-)"Gebirge" und möchte doch am liebsten unsichtbar sein, aber das geht eines Tage gehörig schief. Auf einmal steht sie im Mittelpunkt des Chaos und plötzlich ist alles anders - vor ihr liegt das fantastischste Abenteuer ihres Lebens und sie wird zur "Großen Retterin"!

Wird es ihr gelingen über ihren Schatten zu springen und ihre wahre Gabe zu entdecken und damit die Tagholde und die Nachtspinste wieder zum Einklang zusammenzubringen oder wird das weltliche Gefüge endgültig auseinanderbrechen? Ein Fluch liegt über den Tagholden und nur einem außergewöhnlicher Retter kann es gelingen, den Fluch zu brechen und die Tagholde wieder die Macht über den Tag und die Nacht zu geben. Aber stimmt die Erzählung des versteinerten Faunes? Zusammen mit dem kleinen Boten des Fauns Habixus und ihrem chaotischen aber liebenswerten Schulfreund Kasimir stolpert sie in ein fantastisches Abenteuer, welches den jungen Leser in eine zauberhafte Welt führt und zeigt, welche große Kraft in der Natur und in kleinen Veränderungen stecken kann und das in jedem Schritt auch immer eine persönliche Entwicklung zu sich selbst stattfindet.

In diesen fantasievollen Buch von Anne Ameling erwartet den jungen Leser eine tolle Geschichte über eine versteckte Gabe, tiefe Freundschaft und eine schien unlösbare Aufgabe. Dabei hat es somit alles, was man braucht für ein gelungenes Lese-Abenteuer.

Bewertung vom 02.07.2025
Grandl, Peter

Reset


ausgezeichnet

Das Cover zieht sofort die Aufmerksamkeit auf sich und ist dennoch schnörkellos. Und schon nach den ersten Seiten ist man tief drin in einer Geschichte, die man weit weg wähnt und dennoch trifft dieses Buch einen direkt und die Frage: Was wäre wenn? Denn so abstrakt und weit weg von der Realität ist es bedauerlicherweise nicht mehr und spielt mit der Überlegung, was KI zusammen mit Terrorismus anrichten kann und wo die Gefahren für uns Menschen liegt.

Dabei kommt man zu dem Schluss, es war nie wichtiger selbst zu denken und wieder zu lernen, Dinge zu hinterfragen!

Was kann man noch glauben, wenn alles Fake ist: Anrufe, Video-Botschaften. In vielen verschiedenen Handlungsorte passieren weltweit schreckliche Vorfälle, die durch Terrorismus und KI Dimensionen annehmen, die schwer von der Realität zu unterscheiden ist.

Hier ist Peter Grandel ein spannender Thriller gelungen, auch mit einem Einblick in ein Thema, mit dem man selten Berührungspunkte hat: der Sicherung und Überwachung in der Luft. Tatsächlich bleibt einem die Luft weg, denn die Geschichte entwickelt sich schon in den ersten Seiten rasant und spannend.

Bewertung vom 12.06.2025
Deya, Claire

Eine Welt nur für uns


ausgezeichnet

Das Cover erinnert an ein sich dem Ende neigenden Urlaubstag im Sommer an der französischen Küste. Und ist damit weit weg von dem düsteren und traurigen Einstieg entfernt, den sich dem Leser in den ersten Seiten eröffnet. Das Ende des Krieges steht kurz bevor und doch hat doch jeder verloren - die große Liebe, den Lebensmut oder die Unbeschwertheit. Dies ist alles verwischt wie die Spuren am Sand der Côte d’Azur und ist Teil der dunklen Vergangenheit jedes Einzelnen. Am Strand liegen keine sorglosen Tagträumer sondern scharfe Minen und die Gruppe junge Männer um Fabien, Vincent und dem Kriegsgefangenen Lukas müssen nicht nur diese realen Gespenster entschärfen, sondern auch die Geister der Vergangenheit besiegen.

Ob es Ihnen gelingen mag, die Hoffnung und die große Liebe wiederzufinden und sich so mit dem Leben zu versöhnen? Was für eine interessante Geschichte aus einem anderen Blickwinkel der Historie. Die aufwühlende Geschichte mit einem so wortreichen und ausdrucksvollen Schreibstil wird durch ein Nachwort der Autorin Claire Deya abgerundet und berührt den Leser tief und wirkt noch einige Zeit nach.

Bewertung vom 26.05.2025
Vuong, Ocean

Der Kaiser der Freude


ausgezeichnet

Was für ein überaus wortreiches Werk hat uns der Autor Ocean Vuong geschenkt. Man kann in jeder Zeile lesen, wie aufmerksam er die Umgebung und das Leben wahrnimmt. Selbst die absolute Tristesse und Einöde am Rand von Hartford wird hier so wunderbar authentisch be- und fantasievoll umschrieben.

Das Cover passt hervorragend dazu - ein junger Mensch im diffusen Nebel, das Ziel und dabei auch ein bisschen den Lebenswillen aus den Augen verloren. Dabei scheint das innere Licht so klar, dass es nur noch angeknipst werden muss.

Die Annäherung zwischen der achtzigjährigen Grazina und dem jungen Hai ist absolut lesenswert. Das Buch erzählt sensibel, ungeschönt und doch manchmal komisch die Hürden zwischen den Menschen und der individuellen eigenen Entwicklung. Dabei wird auch der Blickwinkel auf aktuelle Weggefährten gerichtet und wie schwer der Weg ist, sich selbst zu finden, wenn man von allen übersehen wird. Groß ist dabei die Gefahr, dass man sich an die Geister der Wirklichkeit klammert, die einen gefangen nehmen, in einem Strudel aus Rausch, Ablenkung und Betäubung.

Ich persönlich werde nun Karotten anders betrachten, als gesunde Motivatoren, die sich ihr Licht in dunkler Erde selbst erschaffen und dies sollte eigentlich für uns alle Vorbild sein :-).