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frankfurt

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Insgesamt 30 Bewertungen
Bewertung vom 16.11.2024
Mordscoach
Pabst, Lilli

Mordscoach


gut

Grotesk ohne Humor
Nach einem sehr spannenden Anfang driftet die Geschichte leider zu sehr ins Groteske ab. Die Protagonistin bleibt oberflächlich beschrieben und unsymphatisch, da hilft auch kein Kindheitstrauma, welches ab- und zu erwähnt wird.
Ich finde, dass die Autorin, die doch selbst Psychotherapeutin ist, die Szenen etwas professioneller hätte schreiben können. Stattdessen lässt sie ihre Protagonistin wiedergeben, was die Allgemeinheit in einem Fall bei Gewalt gegen Frauen denkt. Das passt für mich nicht. Die Morde sind so offensichtlich konstruiert, dass mich die Beschreibung überhaupt nicht gefesselt hat. Störend auch die Szenen, die sich im Kreis drehen. Inerhalb von zwei Seiten der gleiche Satz: "Jakob ist mein Mann! Er gehört mir!" Die Sprache wird mit der Zeit immer vulgärer, die Gewalt immer brutaler... passt nun so gar nicht zu einem Cozy-Krimi. Sprachlich ist der Roman nicht besonders anspruchsvoll, man kann ihn schnell durchlesen. Der Humor, den ich mir erhofft hatte, fehlt völlig. Ich hatte nach der ersten, gut beschriebenen Szene, mehr erwartet. Das Buch mit dem abrupten Schluss, ohne die Geschichte zu Ende zu erzählen, lässt mich leider entäuscht zurück. Schade!

Bewertung vom 31.10.2024
Still ist die Nacht / Maya Topelius Bd.2
Åslund, Sandra

Still ist die Nacht / Maya Topelius Bd.2


ausgezeichnet

Kriminalinspektorin Maya fährt in Urlaub zu einem Yoga-Retreat, den ihre Freundin Emely mit ihrem Partner veranstaltet. Bereits auf der Fähre macht man Bekanntschaft mit Mayas kriminalistischer Beobachtungsgabe, die sie auch im Urlaub nicht abschalten kann.
Am Abend vor dem Beginn der Yoga-Sessions wird Midsommar gefeiert mit Alkohol, Drogen und viel gutem Essen. Allerdings rutscht dabei Emely gegenüber Maya eine jahrelang zurückliegende Beobachtung über Mayas Mutter raus.
Die völlig überzogene Reaktion von Maya darauf ist das Einzige, was für mich nicht stimmig ist: Diese passt weder zur Protagonistin noch in diese Zeit. Hier wird ein Drama produziert, welches völlig drüber ist.

Richtig spannend wird es, wie es sich für einen guten Krimi gehört, mit einem Mord an einem Inselbewohner.
Maya beginnt verdeckt zu ermitteln (was allerdings nicht lange verdeckt bleibt).

"Still ist die Nacht" ist mein erster Roman von Sandra Åslund, allerdings kommt man sehr gut in die Geschichte rein, ohne den Vorgänger zu kennen. Der Autorin ist es besonders gut gelungen, die schwedische typische Landschaft zu beschreiben. Atmosphärisch so dicht, so dass man sogar die Mücken zu spüren glaubt. Auch die verschiedenen Charaktere sind sehr lebensecht beschrieben.

Die Schreibe ist schnörkellos und flüssig, der Spannungsbogen durchweg hoch. Ein richtig guter Cozy-Krimi für herbstliche Abende. Den Vorgänger-Roman werde ich mir noch holen - und, da die Autorin von einer Trilogie schreibt, kommt der dritte Teil auch noch auf die Wunschliste!

Bewertung vom 30.08.2024
Tödlicher Stoff / Die Hausboot-Detektei Bd.3
Achterop, Amy

Tödlicher Stoff / Die Hausboot-Detektei Bd.3


weniger gut

Zu skurill, zu vewirrend!
Den ersten Roman der Hausbootdeteketei habe ich mit sehr großem Spaß verschlungen! Um so mehr freute ich mich, als ich dieses Buch entdeckte und
zunächst fälschlicherweise für den zweiten Band hielt.
Denn so groß die Freude auf die alten Bekannten der Detektei war, so groß war auch die Enttäuschung. Zunächst bin ich überhaupt nicht reingekommen in die Menge an Protagonisten mit ähnlich klingenden Namen. Erst als ich vor- und zurückblätterte merkte ich, dass ich den dritten Band erwischt habe. Umso schlimmer. Ein Roman einer Reihe, der nicht für sich stehen kann, sondern nur gelesen werden kann, wenn man alle in der richtigen Reihenfolge liest, um überhaupt folgen zu können, lässt einen unzufrieden zurück. Es ist sehr dick aufgetragen und eine Person wird skuriller als die andere beschrieben, dass es nicht mehr originell ist. Die häufige Wiederholung, dass die Autorin Teil der Detektei ist und Hinweise auf die Vorgänger-Romane finde ich lediglich aufdringlich. Als ich merkte, dass es der dritte Band ist, wollte ich eigentlich sofort los, den zweiten Band besorgen, aber nach weiteren Zeilen nahm ich Abstand von dem Vorhaben. Es wird keine weitere Hausbootdetektei-Romane mehr für mich geben. Sehr Schade! Die Reihe fing so vielversprechend locker und spaßig an. Bei diesem Band hatte ich das Gefühl, es musste dringend und sehr schnell geschrieben und lektoriert werden. Die Story hat mich leider nicht überzeugt.

Bewertung vom 30.08.2024
Lupus
Rode, Tibor

Lupus


gut

Überladen, trotzdem spannend!
Der Titel "Lupus" lässt einen Thriller um Wölfe erwarten. Doch geht es wirklich um diese? Ganz klares Jein. Eigentlich geht es um eine Abbildungszüchtung. Deshalb wird die aktuelle Kontroverse, ob Wölfe hier heimisch werden dürfen oder nicht, für mich persönlich zu kurz angerissen.
Die Protagonistin Jenny ist Tierärztin und Wolfsbeauftragte, jedoch auch Jägerin und erfüllt in der Wolfs-Diskussion eher eine neutrale Position.

Jennys Vater ist verschwunden, es gibt einen Toten (Unfall oder Mord?) , Schafe werden eindeutig von einem Wolf gerissen (oder doch nicht?), dann wird auch ein Mensch von einem Tier angegriffen.
Ermittelt wird von Staatsanwalt Bach persönlich. Er und Jenny arbeiten gemeinsam an der Lösung des Falls. Das sich daraus eine Romanze entwickelt ist sehr vorhersehbar (und überflüssig).

Der Roman handelt von Nazis in der DDR, die bis jetzt totgeschwiegen wurden; es geht um die DDR, in der die Bürger kontrolliert und bespitzelt wurden und so Misstrauen und Angst bei den Menschen geschürt wurde; Kinderheime, die kein Zuhause boten.
Und um die Wissenschaftler in der DDR, welche auf dem Sperrgebiet der Insel Riems zwar Mittel zur Verfügung gestellt bekamen, aber die Insel nicht verlassen durften.

Es geht um so unglaublich viel in diesem Thriller: Zäune, Investoren, Geheimnisse, Totgeglaubte, Mord, Traumata, KI, Lügen, Verletzungen, Viren, "Ostseewölfe", Brände, Einbrüche, Familiengeschichten, Erpressung, Unschuldig im Gefängnis.
Anfangs noch superspannend zu lesen, läßt die Lesefreude ungefähr ab der Mitte des Romans nach - einfach, weil es viel zu viel ist, was hier miteinander verwoben wird. Da hilft auch die Aufklärung am Ende nicht mehr wirklich.
Dieser Thriller ist hoffnungslos überfrachtet.
Wer sich davon nicht abschrecken lässt und einen gut recherchierten Roman lesen möchte, ist hier richtig.

Bewertung vom 17.01.2024
Die Unbestechliche
Welser, Maria von;Horbas, Waltraud

Die Unbestechliche


ausgezeichnet

Zeitgeschehen
Die Geschichte um Alice, die Reporterin werden möchte, ist eingebettet in die Geschehnisse der 60er und 70er Jahre. Die Situation, in der sich eine Frau ihre Unabhängigkeit erkämpfen möchte und die Schwierigkeiten in der festgefahrenen patriachalen Welt sind beklemmend gut beschrieben. Auch die Ressentiments, die ausgerechnet von Frauen kommen sind realitiätsecht, auch weil sie zum Teil immer noch genauso vorhanden sind. Im Ernst: Was haben wir erreicht? Täglich liest man, dass Ärtzinnen für die Krankenschwester gehalten wird und nach einem Arzt verlangt wird. Und das ist nur ein Beispiel von vielen. Wie viel schwieriger hatte es da noch Alice! Sie lässt sich nicht unterkriegen und geht mutig ihren Weg, auch wenn sie ungewöhnliche Entscheidungen trifft. Was mir gut gefallen hat, sind, neben den großen politischen Themen und Ereignissen, die genauen Beschreibungen des Setzers und Druckers mit Fachbegriffen, die längst ausgestorben sind.
Sprachlich sehr einfühlsam, trotzdem zieht sich manches in die Länge und nimmt jede Spannung. Eine unaufgeregte Erzählung einer aufregenden Zeit.
Wer sich darauf einlassen kann, liegt mit diesem Roman richtig. Von mir 5 Sterne und eine Lesempfehlung.

Bewertung vom 12.11.2023
Jil Sander. Eine Annäherung
Wiesner, Maria

Jil Sander. Eine Annäherung


sehr gut

Der Titel "Jil Sander - Eine Annäherung" ist treffend, denn es bleibt (leider) bei einer Annäherung. Das Buch ist klar strukturiert und stellt das Leben und Werk Jil Sanders chronologische vor.
Das Cover des Buches ist genial! Es nimmt in der minimalistischen Fotografie das auf, was mit Jil Sander und ihrer Mode verbunden wird: Klares und sachliches Design, keine Schnörkel, kein Chichi, nichts überflüssiges, nichts florales, eine durchweg und zeitlose Eleganz. Diesen Stil findet man in allen Kollektionen der Ikone Jil Sanders wieder.

Die Aufteilung im Buch macht es den Leser:innen möglich, Jil Sanders Weg in die Modewelt zu verfolgen. Maria Wiesners Schreibstil tut hier ihr übriges, sie beschreibt den Weg Jil Sanders in die Modewelt und ihre Beharrlichkeit sehr eindurcksvoll.
Es hätte dem Buch sicher gut getan, mehr persönliches über Jil zu erfahren, auch hätte ich mir gewünscht, dass der Einfluss den Jil in der Modewelt hatte, mehr Raum gegeben worden wäre. Bei dem, für mich unerklärlichen, Widerspruch zwischen ihrer klaren und sachlichen Mode und ihrem pompösen und überladenen Wohnstil, hätte ich mir mehr gewünscht.

Die Frau Jil Sander war und ist ein absolutes Vorbild. Gerade weil in der Modewelt Männer, bis auf sehr wenige Ausnahmen, das Sagen haben und ausgerechnet Männer für Frauen Mode machen.
Jil Sander hat sich in dieser Welt durchgesetzt und das verdient Hochachtung. Das Buch bekommt von mir auf jeden Fall eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 21.10.2023
Beuteherz / Annie Ljung Bd.1
Rolfsdotter, Ulrika

Beuteherz / Annie Ljung Bd.1


ausgezeichnet

Super spannend!
Die Autorin schafft es, die Figuren lebendig und die Atmosphäre beklemmend zu beschreiben. Hier ist alles drin, was einen guten Krimi ausmacht: Der Spannungsbogen bleibt bis zum Ende erhalten, es gibt eine Menge Verdächtiger und jede Menge falscher Fährten. Wem kann die Protagonistin noch vertrauen? Und über allem schwebt das Geheimnis über Annies Vergangenheit. Nach und nach kommt heraus, warum sie damals ihren Heimatort verlassen musste.

Annie musste wieder in ihren winterlichen Heimatort zurückkehren, um sich um ihre, an schwerer Demenz erkrankten Mutter im Pflegeheim zu kümmern, die eines nachts bei Verwandten aufgetaucht war. Dort verschwindet plötzlich die 17jährige Tochter. Hängt das Verschwinden von Saga, die Annie verdammt ähnlich sieht, mit Annies Vergangenheit zusammen? Es beginnt die verzweifelte Suche nach der jungen Frau. Auch Annie lässt das keine Ruhe, sie bleibt zunächst, um ihren Verwandten beizustehen. Doch dann bleibt sie, um sich ihrer Vergangenheit zu stellen und ermittelt auf eigene Faust.

Fazit: Man fliegt nur so durch die Zeilen und fiebert mit. Der klare und leichte Schreibstil tut sein übriges. Deshalb auch ein Dank an die Übersetzerin Sabine Thiele.

Bewertung vom 16.07.2023
Die Tote am Fastensee
Johannsen, Anna

Die Tote am Fastensee


weniger gut

Ohne jede Atmsophäre
Nüchterner Krimi

Dies war mein erstes Buch von Anna Johannsen und ich war sehr gespannt auf einen Krimi, der auf Fehmarn und Schleswig spielt, da ich beide Orte gut kenne. Leider fehlt eine atmosphärische Beschreibung der Orte völlig, deshalb könnte dieser Roman an jedem anderen beliebigen Ort spielen.

Eine Polizistin wird tot aufgefunden. Kurz vor ihrem Tod hat sie einen korrupten Kollegen angezeigt. Sie war krankgeschrieben und hatte sich auf den Ferienhof ihrer Eltern auf Fehrmann zurückgezogen. Lena Lorenzen, die Ermittlerin, lebt auf Husum mit ihrem Mann und ihrem kleinen Kind. Das Privatleben wird nur kurz hin- und wieder mal gestreift. Auch hierbei bleiben die Personen farblos. Es wird nur nebenbei erwähnt, dass es Probleme in der Beziehung wegen unregelmäßigen Arbeitszeiten gibt und eine größere Veränderung bevorsteht, weil der Ehemann in die Selbstständigkeit wechseln möchte.

Auf Fehmarn wird ermittelt, ob der Mörder aus ihrer Jugendclique oder aus dem Kollegenkreis stammt und ob ihr Tod etwas mit einem geplanten Windpark zu tun hat. Die Protagonisten werden nur kurz beschrieben. Man verfolgt den Fall anhand der persöhnlichen Rede, die ohne Emotionen und fast schon protokollarisch aufgelistet ist. Für mich haben sich die Gespräche sehr hölzern und steif dargestellt.

Andererseits wird ein bisschen viel von ihrer Mitarbeiterin erzählt wird, die eine Deutsch-Dänin mit grönländischen Wurzeln ist und sich rassistische Anfeindungen gefallen lassen muss. Kommissarin Lorenzensen fällt es zwar auf, reagiert aber nicht. Für mich ist hier eine Chance vertan geblieben, dem Roman noch etwas Tiefe zu geben

Die Polizeiarbeit wird wohl, durch die Beschreibung der Abläufe, zum Beispiel die Besorgungen von Durchsuchungsberichten, realistisch dargestellt. dies ist einfach nur langweilig und nüchtern. Dadurch bleibt man distanziert und kann sich mit keinem der Protagonisten irgendwie identifizieren,

Mein persönliches Fazit: Sicher ist die Polizeiarbeit präzise beschrieben, aber die Atmosphäre und Spannung hat völlig gefehlt. Sehr Schade!

Bewertung vom 30.06.2023
Apfelmädchen / Kommissarin Lind ermittelt Bd.1
Martin, Tina N.

Apfelmädchen / Kommissarin Lind ermittelt Bd.1


sehr gut

Die Autorin schafft es, einen Spannungsbogen zu kreieren, der im letzten Drittel geballt zum Höhepunkt kommt. Zunächst muss man sich allerdings durch einige Ermittlungen arbeiten, die sich durch Wiederholungen unnötig in die Länge ziehen. Etwas unübersichtlich wird es zunächst wegen zu vieler Namen und Zeitsprüngen. Die Zeitsprünge klären Stück für Stück die Rätsel auf, vor welchen die Ermittler in der Gegenwart stehen. Ein sehr sympathisches Team, das zum Glück nicht mit persönlichen Problemen belastet sind. Das ist sehr wohltuend. Mir persönlich war die genaue Beschreibung der Gewalttat zu brutal. Hätte es meiner Meinung nicht gebraucht. Worüber ich noch stolperte, war eine beschriebene Tatsache, die aber erst im folgenden Kapitel von den Ermittlern durch jemand anderen Beachtung finden. Das war einfach unlogisch. Kann ein handwerklicher Fehler gewesen sein oder einfach nur, um auf mehr Seiten zu kommen. Faszinierend finde ich die vielen Fäden, die einen scheinbar unauflösbaren Knäul bilden, der dann nach und nach aufgelöst wird. Das ist große Klasse und lässt einen, trotz der kritischen Bemerkungen, nur so durch die Zeilen fliegen. Die Autorin macht in ihrem Roman deutlich, was unüberlegte Worte und Taten aus Unerfahrenheit, Überforderung und Gutgläubigigkeit anrichten können. Von mir eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

Bewertung vom 22.05.2023
Blue Skies (deutschsprachige Ausgabe)
Boyle, T. C.

Blue Skies (deutschsprachige Ausgabe)


ausgezeichnet

"Blue Skies" ist keine Dystopie! Während des Lesens wird einem beklemmend klar, angesichts der aktuell verheerenden Brände in Kanada und der schlimmen Unwetterkatastrophe in Italien und, nicht zu vergessen, die unlängst furchtbare Überschwemmung bei uns im Ahrtal, dass wir mitten in der Klimakatastrophe sind. Der Roman fängt ein bisschen zäh an, bis er dann rasant an Tempo gewinnt und man von einer Katastrophe in die nächste schlittert. Die sind so packend geschildert, dass es lange nachhallt.

Die große Dürre und Hitze mit Hurricans in Kalifornien und der ständige Regen mit Überflutungen und erbarmungslosen Stürmen in Florida beschreibt Boyle beeindruckend eindringlich in Form eines Familienromans. Was mich hier ein bisschen gestört hat, war die Bedienung einiger Klischees: Der Sohn mit akademischer Laufbahn will die Welt retten und die Tochter ist eine oberflächliche und verantwortungslose Frau, die Influencerin werden möchte (und es auch kurzzeitig schafft). Ihr Alkoholkonsum während Schwangerschaft und Stillzeit aus purer Langeweile lässt einen innerlich aufschreien, eine Konsequenz für das verbleibende Kind wird daraus jedoch leider nicht beschrieben. Doch so unterschiedlich Cat und Cooper auch sind, es wird deutlich dass beide in ihrem Leben orientierungslos bleiben. Wobei Cat mit ihrer Selbstsüchtigkeit und ihrem Materialismus noch ein paar mehr miese Züge erhalten hat. Der Vater bleibt farblos, die Mutter kümmert sich auf ihre Art ums Klima und tut was sie kann, um das schlechte Gewissen erträglicher zu machen. Allerdings wird ihr tägliches Schwimmen im Pool beschrieben - und das ist angesichts der anhaltenden Dürre einfach nicht realistisch. Egal wie viel Chlor verwendet wird: Das Wasser verdampft bereits bei 'normalen' Außentemperaturen erheblich und bei der beschriebenen Hitze wäre nichts mehr davon da - denn Nachfüllen geht ja wegen Wassermangels nicht. Das sind allerdings die einzigen Beschreibungen, die mich gestört haben. Was jedoch sehr deutlich wird: Nichts anderes wie nur ein paar kosmetische Aktivitäten für das Klima durch anderes Essverhalten und E-Autos machen wir doch auch nicht, oder? Konsequenzen daraus, die dringend nötig werden, gibt es nicht. Weder im Roman noch in der Realität: Es wird in den Urlaub geflogen, SUV's sind die am meisten neuangemeldeten Autos, wir haben kein Tempolimit und schmeißen Klimaaktivisten in den Knast; feiern Hochzeiten als wäre nichts und bauen wie verrückt neue Häuser.

Der nüchterner Schreibstil Boyles schafft es, auch mit den überzogenen Zeichnungen der Protagonisten, die Beschreibung der klimatischen Veränderungen und damit den Einfluss auf Fauna und Flora richtig packend und beklemmend spürbar zu machen. Absolute Leseempfehlung von mir!