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doppeldepp

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Bewertung vom 09.05.2011
Tarot der Idioten
Szabó, Zoltán;Szabó, Ingrid

Tarot der Idioten


ausgezeichnet

Es gibt Bücher, die kann man nach erstem Augenschein gleich wieder weg legen und es gibt Bücher, die lassen einen nicht mehr los, bis man die letzte Seite gelesen hat.
So ein Buch ist der 'Tarot der Idioten' von Zoltán Szabó und Ingrid Szabó.
Untertitel: 'Crowley und Gurdjieff im Café de la Pax. Zwei berüchtigte Magier und eine Lady im Gespräch. Ein semifiktiver Okkult- und Renaissance-Roman.'
Das, was in heutiger Esoterik oft wie ein schlammiger Brei vor sich hin zwirbelt, ohne dass man so recht weiß, wohin die Reise geht, hat hier eine klare rote Linie. So wie ein Gewässer von der Quelle, über den Bach, den Fluß, irgendwann ins Meer findet, hat der Leser in diesem Buch die Möglichkeit, seine Rolle in Natur und Kosmos zu finden und sich damit einer neuen Ganzheitlichkeit anzuschließen, die nichts mehr ausschließt und Entwicklungen breiten Raum lässt. In sieben Tagen (Schöpfungstagen) finden die Gespräche zwischen Gurdjieff und Crowley statt, später kommt Frieda Harris ("Lady Bulldogge") als weibliches Element noch dazu. Vater, Sohn und Frieda als Heiliger Geist, könnte man sagen.
Wichtige Stationen des okkulten Weges sind die einundzwanzig Stufen der Vernunft oder einundzwanzig Idiotentypen, die hier mit 'Zauberzahlen' in verschiedene Module aufgearbeitet werden und den Bezug zum Tarot und zur Astrologie aufzeigen. Die Idioten sind die Menschen, die an sich arbeiten, die im Prozeß der Selbstfindung- und werdung ihre Persönlichkeit schulen (Individualmenschen). Die Meisten, die das nicht tun (Kollektivmenschen), träumen vor sich hin und leben in einer Schein- und (Au)Tomatenwelt, die sie 'nichts-desto-trotz' für die richtige halten. Aber die, die ihren individuellen Weg bewusst gehen, wissen, dass Studium an sich selbst, auch Studium von Welt und Kosmos ist. Dem Ganzen wird so eine Bedeutung, ein Sinn gegeben. Es kommt darauf an, in den Erscheinungen, die wir mit unseren fünf Sinnen wahrnehmen, Analogien zu finden. Und die finden Gurdjieff und Crowley, in ihren intensiven Gesprächen, mit einer hilfreichen Flasche Armagnac, zu Hauf.
Z.B. zu den 'Großen Arcana' des Tarot. Es gibt 21 'Große Arcana', der NARR, die Karte NULL, spielt das Zünglein an der Waage.
Die Unterhaltung der Beiden führt zu den verschiedenen Grundgesetzen des Kosmos:
Das Gesetz der drei Kräfte: Positiv-Negativ-Neutral.
Das Gesetz der Sieben, die Heilige Zahl.
Mit drei mal sieben haben wir dann die einundzwanzig Stufen der Vernunft, die Idiotentypen und die 'Großen Arcana' des Tarot in enger Umschlingung.
Das Gesetz der Drei findet sich auch in der
Astrologie: kardinal, fix und veränderlich, und in der
Philosophie: These, Antithese und die Synthese.
Gurdjieff und Crowley kommen zu dem fatalen Schluß, dass die Menschen zwar als Originale geboren werden, aber meistens als Kopien enden. Je unbewusster ein Mensch lebt, desto mehr orientiert er sich an der Masse, dem Kollektiv und damit ist er verloren, ist er 'Futter für den Mond'.
So schwirrt der Leser 'Per Anhalter durch die Galaxis' und erfährt die Geheimnisse von Mensch, Natur und Kosmos ' das Entscheidende: der SINN wird klar, in den das Leben eingebettet ist.
Und was will man mehr?
Hochzufrieden können wir nach 231 Seiten das Buch zuklappen, nachdem wir uns auch noch mit den Farben der alten Visconti-Sforza-Karten beschäftigt haben. Eine gelungene Abrundung. Man kann diesem Buch nur eine weite Verbreitung wünschen und hoffen, dass das Autorenpaar noch weitere Geheimnisse im Köcher hat, die sie dann irgendwann dem Suchenden offenbaren.

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