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Benutzername: 
EOS
Wohnort: 
Siegen

Bewertungen

Insgesamt 222 Bewertungen
Bewertung vom 08.04.2025
Die Schwester des Serienkillers / Die Familie des Serienkillers Bd.3
Hunter, Alice

Die Schwester des Serienkillers / Die Familie des Serienkillers Bd.3


ausgezeichnet

Vergangen heißt nicht vergessen
Anna Price hatte eine schwere Kindheit, sie und ihr Bruder Henry wuchsen verwahrlost auf. Die Eltern beide alkoholabhängig, der Vater zudem noch handgreiflich, was besonders Henry zu spüren bekam. Schließlich kamen sie in ein Kinderheim und damit vom Regen in die Traufe. Denn auch hier gibt es strenge Regeln und Strafe an Stelle von Zuneigung und Unterstützung. Die Geschwister verlieren sich später aus den Augen.
Anna Price hat sich eine eigene Existenz als Lehrerin aufgebaut und geheiratet, sie lebt mit ihrem Mann in einem Haus am Meer. Eines Tages tauchen Kriminalbeamte auf, die ihr mitteilen, dass ihr Bruder ein gesuchter Serienkiller ist. Sie bitten Anna um Hilfe, was ihr Leben völlig auf den Kopf stellt.
Schon der Prolog ist ergreifend und grausam, er wirft bereits einige Fragen auf. Das ganze Buch ist ein regelrechter Pageturner, man möchte immer weiter lesen, um mehr zu erfahren. Die Autorin versteht es, Spannung aufzubauen und diese aufrecht zu erhalten. Man erfährt als Leser, dass Anna ein Geheimnis hat und sich deswegen vor Henry fürchtet. Immer wieder wird dies erwähnt und man grübelt, was es sein könnte.
Zur Spannung trägt sicher auch bei, dass das Geschehen aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird, auch aus der Sicht des Mörders.Es gibt immer wieder Cliffhanger und überraschende Wendungen, so dass die Seiten nur so dahinfliegen.
Man kann sehr schön miträtseln, aber man schwankt hin und her. Am Ende ist man total überrascht und regelrecht sprachlos.
Die Protagonisten werden detailliert beschrieben. Richtig sympathisch fand ich keinen von ihnen, da sich jeder in irgendeiner Form merkwürdig verhält.
Am Ende bleibt keine Frage offen, der Plot ist perfekt konstruiert.
Alles in allem hatte ich eine äußerst spannende Lesezeit und möchte das Buch allen empfehlen, die Thriller ohne Action, aber mit Tiefgang lieben.

Bewertung vom 25.03.2025
Die Tochter des Serienkillers / Die Familie des Serienkillers Bd.2
Hunter, Alice

Die Tochter des Serienkillers / Die Familie des Serienkillers Bd.2


sehr gut

Ist das 'Gen zum Morden' vererbbar?
Jenny stellt sich diese Frage immer wieder, denn ihr Vater hat mehrere Frauen getötet. Sie hat sich zwar von der Familie distanziert und ihren Namen geändert, aber wegen der traumatischen Ereignisse in ihrer Kindheit hat sie Blackouts, die sie befürchten lassen, dass sie nicht mehr weiß, was sie in dieser Zeit der Bewusstseinsstörung gemacht hat. Dazu kommen eine Reihe von Vorfällen, die sie an die Taten ihres Vaters erinnern. Was hat sie selbst dazu beigetragen?
Sie hat sich eine eigene Existenz als Tierärztin auf dem Lande aufgebaut und eine Familie gegründet, zusammen mit Mark, der aber nicht absolut vertrauenswürdig ist und der auch eine Affäre mit einer Frau aus dem Dorf hatte. Diese Frau wird entführt, und damit fangen die Probleme an, denn Jenny wird bald verdächtigt, etwas damit zu tun zu haben. Sogleich entwickeln sich bei Jenny Selbstzweifel, weil sie sich immer wieder die Frage stellt, ob die Taten ihres Vaters nun auch bei ihr durchschlagen.
Schon der Prolog ist ergreifend und grausam, er wirft bereits einige Fragen auf. Das Buch ist ein regelrechter Pageturner, man möchte immer weiter lesen, um mehr zu erfahren. Die Autorin versteht es, Spannung aufzubauen und diese bis auf wenige etwas langatmige Passagen aufrecht zu erhalten. Zur Spannung trägt sicher auch bei, dass das Geschehen aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird, meist aus der Sicht von Jenny oder Mark. Dazwischen gibt es Rückblicke auf Jennys Kindheit und Szenen im Gefängnis, wodurch die Figur des Serienmörders Paul Slater näher beleuchtet wird. Es gibt immer wieder Cliffhanger und überraschende Wendungen, so dass die Seiten nur so dahinfliegen.
Nach und nach entwickelt sich ein umfassendes Bild der Story und man rätselt ständig, wer denn nun der Täter sein könnte. Aber erst im letzten Viertel gibt es deutlichere Hinweise. Allerdings ist dies verbunden mit Szenen, die realitätsfern und stark konstruiert erscheinen.
Die Protagonisten werden gut beschrieben. Ich konnte ihren Gedanken folgen, Gefühle nachvollziehen und mich teilweise gut in sie hineinversetzen. Aber richtig sympathisch fand ich keinen von ihnen.
Alles in allem hatte ich eine spannende Lesezeit und möchte das Buch durchaus empfehlen, auch wenn es ein wenig von der realen Wahrnehmung abweicht.

Bewertung vom 10.02.2025
Die Eigensinnige
Müller, Lucca

Die Eigensinnige


ausgezeichnet

Eine bemerkenswerte Frau des 19. Jahrhunderts
Freifrau Marie von Ebner-Eschenbach hätte ein sorgenfreies Leben haben können, wenn sie sich an die Traditionen und Konventionen der damaligen Zeit gehalten hätte. Aber schon als junges Mädchen hat sie ihre eigenen Vorstellungen davon, wie ihre Zukunft aussehen soll und was sie auf jeden Fall verhindern möchte, z.B. möchte sie sich ihren Ehemann selbst aussuchen und sich nicht von ihren Eltern mit einem gutgestellten Grafen verbandeln lassen.
Viele ihrer Ziele erreicht sie, wenn auch oft mit harten Kämpfen verbunden oder auf Umwegen. So lässt sich ihr Wunsch nach Bildung für Frauen erst verwirklichen, nachdem sie ihre große Liebe Moritz geheiratet hat, da er ihren Wunsch ernst nimmt und ihr bei der Realisierung hilft.
In Moritz hat Marie den Partner gefunden, der ihr aufrichtiges Verständnis und Unterstützung entgegen bringt, und die ersten Jahre ihrer Ehe verlaufen sehr glücklich. Wegen ihrer entgegengesetzter Kinderwünsche kommt die heile Welt ins Wanken, aber nach einer gewissen Zeit kann alles wieder ins rechte Lot gerückt werden, so dass beide wieder miteinander im Einklang leben.
Der Schreibstil ist einfach und angenehm zu lesen, da fliegen die Seiten im Buch nur so dahin. Die meisten Charaktere sind mit Liebe zum Detail beschrieben, wirken aber nicht übertrieben, so dass man sich im Kopf ein realitätsnahes Bild zusammenbaut.
Einzig die Szenen, die ein Zusammentreffen mit Kaiserin Sissi beschreiben, fand ich überflüssig, da sie nichts mit dem roten Faden der Geschichte zu tun hatten und irgendwie realitätsfern wirkten. Die Gespräche im Frauenkreis waren teilweise etwas langatmig, da sie klischeebehaftet waren.
Trotzdem hatte ich viele Stunden Lesespaß, denn ich musste oft darüber nachdenken, was sich doch zwischenzeitlich für die Frauen zum Positiven hin verändert hat. Ich fand es hochinteressant nachzuverfolgen, wie Marie sich Schritt für Schritt ihr Leben so einrichtet, dass es ihr gefällt. Dass dabei auch Fiktion zum Tragen kommt, hat mich nicht gestört, denn es ging mit Maries Leben konform.
Ich habe mir vorgenommen, in Kürze eines der Werke der Marie von Ebner-Eschenbach zu lesen und dabei diesen Lebenslauf im Hinterkopf zu behalten.

Bewertung vom 02.02.2025
Die dunkle Hochzeit / Ever & After Bd.2
Tack, Stella

Die dunkle Hochzeit / Ever & After Bd.2


ausgezeichnet

Sehr spannend und düster märchenhaft
Dieses Buch hat mich absolut gefesselt und in seinem Bann gehalten, wobei ich gestehen muss, dass ich bislang nie Märchenfantasy gelesen habe, weil es mir immer zu realitätsfern war. Dieses Buch konnte ich jedoch nur schwerlich weglegen, weil ich immer wissen wollte, wie es weitergeht.
Es fängt bereits sehr spannend an, als Rain einen Fluchtversuch unternimmt, zusammen mit ihrem Cousin Avery, der in einem Vogelkäfig sitzt, weil er in einen Spatz verwandelt wurde. Schon dieser Anfang ließ mich nicht stoppen, weil ich unbedingt wissen wollte, ob diese Aktion ein glückliches Ende nimmt.
Die Autorin versteht es meisterhaft, Spannung zu erzeugen, und dies zieht sich durch das ganze Buch. Dabei entwickelt sie immer wieder neue Ideen, es gibt keine Redundanzen.
Die einzelnen Szenen sind detailliert beschrieben, so dass man abtauchen kann in das Geschehen und sich im Kopf Bilder entwickeln. Dadurch tritt keine Langatmigkeit auf, sondern man ergänzt sein Kopfkino.
Ich habe den ersten Band der Trilogie nicht gelesen, bin aber trotzdem gut in das Geschehen hineingekommen. Etwa nach einem Drittel des zweiten Bandes habe ich dann eine kurze Zusammenfassung des ersten Teils gelesen, wodurch mir einiges noch klarer wurde.
Inhaltlich geht es darum, dass Rain versucht, der chaotischen Welt, die sie durch das Erwecken Blacks ausgelöst hat, zu entkommen. Gelingt ihr dies nicht, wird sie den dunklen Prinzen heiraten müssen. Rain hat viele Ideen, aber Blacks Magie ist überall, gut getarnt und destruktiv. Als scheinbar letzter Ausweg erscheint Rumpelstilzchen, aber kann sie dieser Märchenfigur wirklich vertrauen?
Rain ist mir irgendwie sehr sympathisch, weil sie immer wieder gegen Black opponiert und nicht aufgibt. Sie ist unglaublich stark und zäh, lässt sich nicht einschüchtern.
Mir gefallen die immer wieder eingestreuten Querverweise auf die Märchen meiner Kindheit, sowie die Zitate aus den Grimmschen Märchen am Anfang jedes Kapitels.
Bleibt noch zu erwähnen, dass das Buch einen sehr attraktiven Farbschnitt hat, der es zu einem Eyecatcher im Bücherregal macht. Dazu trägt aber auch die Dicke des Buches bei, das mit seinen ca. 700 Seiten meine anderen Bücher übertrifft.
Ich habe das Buch sehr gern gelesen und freue mich jetzt schon auf die Fortsetzung, die Ende '25 erscheinen wird.

Bewertung vom 03.12.2024
Der König
Nesbø, Jo

Der König


ausgezeichnet

Zwei Könige? Da ist einer zu viel...
Dies ist der Folgeband zu Nesbos Buch 'Ihr Königreich', das ich aber leider nicht gelesen habe. Trotzdem habe ich gut in diesen 2. Band hineinfinden können, da es auch immer wieder Rückblicke gibt, und man sich nach und nach ein Bild machen kann, was in der Vergangenheit passierte.
Es geht um zwei Brüder, Roy und Carl, die die meiste Zeit ihres Lebens im norwegischen Os verbracht haben. Os ist ein kleiner, aber touristisch ausgebauter Ort, und beide Brüder leben vom Tourismus mit verschiedenen Projekten. Nun droht Gefahr, denn ein geplanter Tunnel würde am Ort Os vorbeiführen und die Touristen fernhalten oder zumindest ihre Zahl reduzieren. Was tun, um dies zu verhindern?
Besonders schlimm ist diese Bedrohung, weil Roy gerade im Begriff ist, eine äußerst attraktive Touristenattraktion zu planen, eine sensationelle Achterbahn. Er möchte seinen Traum nicht aufgeben und geht zielstrebig, aber mit kriminellen Methoden Schritt für Schritt weiter.
Anfangs hat man den Eindruck, als würden sich die beiden Brüder gut verstehen und Hand in Hand arbeiten, aber je mehr man in den Seiten vorwärtskommt, erkennt man die Abgründe, die sich in dem Verhältnis auftun. Ein Gewissen scheinen beide nicht zu besitzen, denn sie schrecken vor unmoralischen und kriminellen Handlungen nicht zurück, wenn etwas oder jemand im Weg ist. In gewisser Weise sind sie Konkurrenten, denn jeder von ihnen möchte der 'König von Os' sein.
Im Laufe der Seiten rückt immer mehr die kriminelle Vergangenheit der Brüder in den Vordergrund, die gleichzeitig auch bedrohlich für die beiden wird, auch wenn sie glauben, dass ihre Taten verjährt sind.
Der Ich-Erzähler ist Roy, der mir anfangs sogar sympathisch war, bevor mir klar wurde, dass er skrupellos intrigiert und dadurch Zwang ausübt. Da er die Einwohner des kleinen Ortes gut kennt, weiß er über alle Schwächen Bescheid und weiß sie zu nutzen. Das wirkt oft zunächst harmlos, aber da sollte man die Hintergründe betrachten.
Der Schreibstil des Autors ist mitreißend, man möchte immer mehr erfahren über die Verwicklungen der Brüder. Gleichzeitig sind die Szenen so detailliert beschrieben, dass man sich im Kopf ein Bild davon macht.
Ich hatte eine spannende Lesezeit und kann diesen Nesbo wärmstens empfehlen, für alle, die Krimis/Thriller mit Tiefgang wüschen und nicht brutale Action-Sequenzen.

Bewertung vom 24.11.2024
Siegen-Wittgenstein - HeimatMomente
Stoltenberg, Stefanie

Siegen-Wittgenstein - HeimatMomente


ausgezeichnet

Touristische Highlights in Siegen-Wittgenstein
Dieses Buch ist eine wahre Fundquelle sowohl für Einheimische als auch für diejenigen, die das Siegerland und das angrenzende Wittgensteiner Land kennenlernen möchten. Ich als Einheimische hatte gedacht, alle Sehenswürdigkeiten in meiner Heimat zu kennen, aber das war ein Irrtum.
Im Laufe des Lesens habe ich noch so einige Attraktionen in meiner Heimat entdeckt, die mir entweder unbekannt oder nur oberflächlich bekannt waren und die auf meiner To-Do-Liste für das kommende Ausflugsjahr stehen.
Mir gefällt sehr gut, dass auch historische Hintergründe erzählt werden, die mir bislang unbekannt waren.
Es ist unterteilt in 6 Kapitel, die uns die einzelnen Gebiete in dieser Region mit all ihren Highlights präsentieren. Das fängt bei der Stadt Siegen an, geht weiter über das nördliche, mittlere und südliche Siegerland und erfreulicherweise wird auch das Wittgensteiner Nachbarland eingeschlossen und mit zwei Kapiteln bedacht.
Sehr praktisch finde ich das kleine handliche Format, das gut in Tasche oder Rucksack passt.
Begeistert haben mich die wunderschönen Fotos, die die interessantesten Aspekte der beschriebenen Attraktionen illustrieren. Das fängt schon beim Cover mit der herrlichen Fachwerk Kulisse von Freudenberg an.
Der Schreibstil der Autorin liest sich locker und leicht, die einzelnen Orte werden detailliert beschrieben.
Alles in allem ein empfehlenswerter kleiner Reiseführer, der die empfehlenswertesten Momente in dieser Region festhält.

Bewertung vom 13.11.2024
Kalte Erlösung / Mara Billinsky Bd.9
Born, Leo

Kalte Erlösung / Mara Billinsky Bd.9


ausgezeichnet

Erbarmungslose Morde
Wieder einmal treibt ein Serienmörder in Frankfurt sein Unwesen, drei Menschen werden brutal gefoltert und getötet. Zunächst scheint es, als hätten die Morde nichts miteinander zu tun, aber dann wird doch eine Parallele bei den Foltermethoden entdeckt. Aber was verbindet die Opfer, so dass genau diese auserwählt wurden? Mara Billinsky ermittelt....
Zeitgleich ist Mara in diesem Band auch Mitglied einer internationalen Ermittlungsgruppe, die auf der Suche nach einem Kriminellen ist, der Polaris genannt wird. Mit dem ebenfalls dort tätigen Nordin verbindet sie mehr als Kollegialität.
Obwohl dies bereits der 9.Band der Reihe ist, kann man problemlos einsteigen. Aber sehr wahrscheinlich bekommt man dann Lust, auch Vorgängerbände zu lesen....
Seit ich Mara im ersten Band dieser Reihe kennengelernt habe, bin ich ein Billinsky Fan. Sie ist eine ausdauernde und mutige Ermittlerin, ihre Fahndungsmethoden sind spektakulär, wobei sie auch oft Blessuren davonträgt und ihr Leben in Gefahr kommt. Sie liebt Alleingänge und ist deswegen schon mehrmals von ihrem Chef Klimt ermahnt worden. In diesem Buch muss sie oft alleine ermitteln, weil sie keinen Kollegen zur Seite hat. Sie geht auf sehr lockere Weise mit ihrem Chef Klimt um, und dieser hat Mara schätzen gelernt, ja, er hat sogar Angst um sie.
Ein weiterer von mir sehr geschätzter Protagonist dieser Reihe ist Maras früherer Ermittlungspartner Rosen. Er ist überkorrekt und verbissen, was die Recherchearbeit betrifft. Gleichzeitig ist er sehr zuverlässig und unterstützt Mara, wann immer er kann.
Leo Borns Schreibstil ist packend, er bedient sich des Perspektivenwechsels, so dass der Spannungsbogen fast durchgehend hoch bleibt. Durch häufige Cliffhanger am Ende der Kapitel möchte man immer weiterlesen und das Buch nicht weglegen, besonders da die Kapitel recht kurz sind. Man macht sich auch selbst viele Gedanken, wer der Täter sein könnte und was dahinter steckt, so dass man indirekt auch in die Ermittlungen eingebunden ist. Das gefällt mir sehr.
Alles in allem hatte ich eine spannende Lesezeit und kann es kaum erwarten, den nächsten Band in Händen zu halten, denn dort wird sicher eines der Themen weitergeführt. So ist dieser ganze 9.Band auch wiederum ein Cliffhanger für den nächsten....

Bewertung vom 14.10.2024
Aus dem Haus
Böttger, Miriam

Aus dem Haus


gut

Was will das Buch mir sagen?
Dies ist mir bis zum Ende nicht klar geworden. Ich habe mich sehr gefreut, das Buch lesen zu dürfen, denn der Klappentext versprach eine unterhaltsame Auseinandersetzung mit Familienleben, im Speziellen und im Allgemeinen. Unter dieser Prämisse habe ich zu lesen begonnen und anfangs wurde ich nicht enttäuscht, denn ich fand das Buch unterhaltsam. Besonders die Wortspiele fand ich sehr gelungen (schockgealtert, todgesund usw.), und die Fähigkeit der Autorin, ellenlange verschachtelte Sätze zu schreiben, die man dennoch versteht, fand ich beeindruckend.
Den etwas merkwürdigen Alltag der leicht schrulligen Mutter fand ich humorvoll beschrieben: die vielen TV-Geräte, die zwar laufen, aber nicht beachtet werden, und eine Frau, die die Nacht zum Tag macht und deshalb ihren Mann oft nicht sieht. Hier könnte ich noch viele Beispiele anfügen, die mich beim Lesen grinsen ließen, denn wer weiß, welche ungewöhnlichen Eigenheiten man sich selber noch zulegt....
Ich fand das Buch durchaus unterhaltsam bis diese immense Aversion gegen Kassel und seine Bewohner einsetzte. Mich verbindet zwar mit Kassel überhaupt nichts, aber diese Gehässigkeit war mir unverständlich. Zunächst habe ich alles mit Einsamkeit der Mutter entschuldigt, die sich im neuen Wohnort erstmal einleben muss. Aber dann weitete sich der Hass auch auf das HAUS aus. Es scheint ein großes und gut ausgestattetes Haus zu sein, trotzdem strahlt es nur Negatives aus, sowohl in den Augen der Mutter, aber nun kommt auch noch die Tochter dazu.
Das Verhalten der Tochter, die übrigens bis zum Schluss 'anonym' bleibt, ist rätselhaft. Einerseits ist sie froh, dem Alltag im HAUS zu entfliehen, als sie anfängt, in Berlin zu studieren. Aber andererseits sucht sie auch immer wieder den Kontakt.
Irgendwann setzte der Punkt ein, an dem ich mich fragte, was das Buch mir denn sagen will und ob ich nicht Zeit verschwende, wenn ich weiterlese. Es wurde zusehends langweilig, trotzdem habe ich bis zum Ende durchgehalten. Aber ich frage mich immer noch, was ich aus dem Buch für mich 'mitnehmen' kann....

Bewertung vom 14.10.2024
Wallis Simpson
Lindinger, Michaela

Wallis Simpson


ausgezeichnet

Eine Biografie mit vielen Details, auch über Edward VIII
Seit ich den Film 'The King's Speech' gesehen habe, lässt mich dieses Kapitel der englischen Geschichte nicht mehr los. Davor war mir Wallis Simpson nur als Persona non Grata im englischen Königshaus bekannt, dann wurde mir klar, welchen großen Konflikt sie ausgelöst hat. Ich wollte mehr über diese Frau erfahren. Wie war ihr Verhältnis zu Edward VIII? Hat sie ihn wirklich geliebt, oder war er nur Mittel zum Zweck, um in der Gesellschaftshierarchie aufzusteigen? Ich habe die Antwort erhalten.
Das Buch vermittelt auf ansprechende Weise viele Details aus Wallis Leben, und nicht nur das. Man erfährt auch viel über Edward VIII, der noch nicht einmal ein Jahr lang König war, bevor er wegen Wallis abdankte.
Zuerst störten mich die vielen Geschichten rund um Edward, denn ich wollte ja Wallis näher kennenlernen, aber dann verstand ich, dass beides miteinander verwoben ist. Ich habe über beide Personen vieles erfahren, was mein Gesamtbild erweitert.
Für mich ist diese Biografie sehr informativ und hat mich keinesfalls gelangweilt. Dies wurde ergänzt durch das reichhaltige Bildmaterial, wodurch einzelne Aspekte noch mehr veranschaulicht wurden. Die Autorin hat sehr intensiv recherchiert, um hier ein umfassendes Bild des berühmten und gleichzeitig verachteten Paares abzubilden.
Der Schreibstil ist einfach und angenehm zu lesen, da fliegen die Seiten im Buch nur so dahin. Es gibt humorvolle Passagen, ebenso wie sehr leidvolle. Auch ironisierende Ausführungen sind reichlich vorhanden. Sehr beeindruckend finde ich beschrieben, wie sehr Wallis intrigiert, um ihre Ziele zu erreichen. Insgesamt hat mich dieser Schreibstil gefesselt und gut unterhalten.
Sehr lobenswert finde ich das ausführliche Personenverzeichnis am Ende des Buches. So findet man schnell die richtige Stelle, wenn man nach einer bestimmten Person im Umfeld des Paares sucht.
Im Hintergrund habe ich auch noch viel Interessantes über die anderen Royals erfahren, was mein Wissen zur englischen Königsfamilie erweitert hat.
Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen, und ich kann es jedem empfehlen, der an der englischen Geschichte interessiert ist.

Bewertung vom 25.09.2024
Und später für immer
Jarck, Volker

Und später für immer


sehr gut

Der pure Wunsch zu überleben
Gegen Ende des zweiten Weltkriegs beschließt Johann Meinert, gemeinsam mit ein paar Kameraden zu desertieren. Nach all den Einsätzen bei der Luftwaffe hat er nur noch den dringenden Wunsch, endlich zu seiner Frau und dem ungeborenen Kind zurückzukehren. Als die Situation geographisch günstig ist, setzt er sein Vorhaben in die Tat um. Er flieht zu Onkel und Tante und versteckt sich dort im Heuschober. Alles verläuft ruhig, bis plötzlich das Nachbarsmädchen Frieda ihn entdeckt, sich mit ihm bekannt macht und ihn immer wieder mal besucht. Sie ist 16 Jahre alt, und ihr Vater dient der NSDAP. Sie verhält sich anfangs recht feindselig gegenüber Johann. Von da an wird er von Zweifeln gequält, ob Frieda ihn verrät oder ob er ihr vertrauen kann....
Der Autor bedient sich eines sehr spannenden Schreibstils, Johanns Angst während der Flucht und im Versteck ist förmlich spürbar. Besonders trifft dies auf den Moment zu, als einer der Deserteure plötzlich einen Rückzieher machen will, da hält man den Atem an.
Sehr atmosphärisch ist es auch, als er von Frieda entdeckt wird und das Scheitern seiner Flucht in greifbare Nähe rückt. Intensiv bemüht er sich um die Zuneigung von Frieda, um nur ja nicht verraten zu werden. Man spürt regelrecht seine Panik.
Immer wieder werden Rückblicke auf die Zeit vor der Desertation eingeschoben. Diese Zeitsprünge waren zunächst nicht klar erkennbar. Die Erinnerungen, die auf wahren Begebenheiten beruhen, machen einen großen Teil des Buches aus. Diese Einschübe sind zwar interessant und sie spiegeln die Gefühlswelt der Soldaten intensiv wieder, aber das eigentliche Thema wird dabei umgangen. Ich fand das etwas langatmig, denn ich wollte ja wissen, wie es mit Johann und Frieda weitergeht und ob die Flucht erfolgreich ist.
Hochspannend wird es dann nochmal, als Frieda und Johann sich annähern. Auch diese Situation ist wieder sehr gefühlsintensiv. Man spürt, wie es zwischen den beiden knistert. Hier hätte ich etwas mehr erwartet. Diese gefährliche Situation wurde nur kurz beschrieben.
Auch das Ende ist mir etwas zu kurz geraten, im Prinzip ist es ein offenes Ende....
Alles in allem hat mir das Buch gefallen, es hat Einblicke in eine mir fremde Welt geliefert und Denkanstöße gegeben. Nur einige Situationen kamen mir zu kurz, während andere zu ausführlich waren. Durchaus lesenswert!