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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
hohleborn
Wohnort: 
Floh-Seligenthal

Bewertungen

Insgesamt 280 Bewertungen
Bewertung vom 29.03.2025
Das ist Glück
Williams , Niall

Das ist Glück


ausgezeichnet

Nach 60 Jahren blickt Noel zurück auf sein 17-jähriges Ich und das Dorf seiner Großeltern im abgelegensten Winkel Irlands im Jahr 1958.
Der Autor Niall Williams entwirft ein liebevolles Bild des irischen Dorflebens fernab jeglicher Moderne, ein Dorf ohne Strom, ohne fließend Wasser, fast noch ohne Telefon, ohne Fernsehtechnik und die Automobile waren noch an einer Hand abzuzählen. Dafür gab es noch Hilfsbereitschaft und Rücksichtnahme unter den Dorfbewohnern.
Der junge Noel, der nach dem Tod seiner Mutter seine Berufswahl hinterfragt und das Priesterseminar verlässt, kehrt mangels anderer Alternativen zurück zu seinen Großeltern. Ganga und Doady sind zwei Menschen, die ihrer familiäre Zuneigung nicht zur Schau stellen und mit zärtlichen Zuwendungen geizen.
Ich bin im Jahr 1958, in dem dieses Buch handelt, in einem kleinen Dorf im Thüringer Wald geboren. Wir hatten zu dieser Zeit schon fließend Wasser und Strom in unseren Dörfern. Fernseher und Autos waren im Dorf allerdings wie in Irland noch Mangelware. Doch unsere dörfliche Gemeinde von damals erkenne ich in diesem stillen Buch über ein irisches Dorf der damaligen Zeit wieder.
Dieses Buch ist ein solch poetisches Meisterwerk. Grundlegende Themen der dörflichen Gemeinden Irlands wie die Sitzordnung in der Kirche, die dörflichen Traditionen in der Osterzeit , die Verkaufstaktiken der Handelsvertreter aber auch der Vertreter des Staates beim Anpreisen der demnächst verfügbaren Elektrizität werden so charmant in Worte gefasst, dass man manche Passagen gleich nochmal lesen muss. Für die Auswahl "Zitat des Monats" finden sich in diesem Buch unendlich viele Anwärter. Der Autor verteilt Weisheiten des Alters gleich en masse.
Ganz nebenbei handelt der Autor die Facetten der Liebe an mehreren Beispielen sehr umfassend ab: Anhand der ersten Liebe des jungen Noel gleich zu den drei Schwestern des Dorfarztes, anhand der bedinglosen, aber auch aussichtlosen Liebe seines Freundes Christie zu seiner Jugendliebe Annie, sowie anhand der gut versteckten, aber nicht minder tiefen Liebe seiner Großeltern.
Fazit: Ein lesenwertes Buch voller Poesie über das Leben, die Liebe, das Glück, das Dorfleben und nicht zuletzt über Irland; sehr zu empfehlen.

Bewertung vom 26.03.2025
Wie Risse in der Erde
Hall, Clare Leslie

Wie Risse in der Erde


ausgezeichnet

Dieser Roman erzählt von den Irrungen und Wirrungen der Liebe. Er enthält eine Hymne an die Liebe.
Im Mittelpunkt steht Beth, die intellektuelle Tochter eines Lehrerehepaares. Sie erzählt von ihrem Leben: ihrer Jugendliebe zu Gabriel, dem Sohn aus dem benachbarten Herrenhaus, ihrer Liebe zu Farmer Frank, ihrem Ehemann und ihrer unendlichen Liebe zu ihrem Sohn Bobby. Über 20 Jahre begleitet das Buch das Leben von Beth, berichtet aber auch detailliert vom großen Gerichtsprozess gegen Frank.
Dieser Gerichtsprozess entwickelt den Spannungsbogen des Romanes. Lange ist nicht klar, welches Verbrechen zur Anklage steht. Parallel erzählt der Roman vom Gerichtsprozess und vom Leben von Beth. Während der Leser langsam erahnt, welches Verbrechen verhandelt wird, entfährt er immer mehr über Leben und Lieben in Beths Vergangenheit.
Der Leser begleitet Beth durch alle Höhe und Tiefen ihrer Liebe.
Ich war hin und hergerissen, wem ich meine Sympathie geben sollte, an wessen Seite Beth schlussendlich lebt.
Obwohl durch das ganze Buch die herannahende Tragödie spürbar ist, düster über der liebenden Frau schwebt, lässt das Ende hoffen.
Zum Schluss wird der Leser erkennen, zu welcher Kraft Liebe fähig ist.

Bewertung vom 12.03.2025
Perfect (mis)Match
North, Leslie

Perfect (mis)Match


ausgezeichnet

Vincent, der erfolgreiche, wohlhabende, geschäftsführende Gesellschafter der Fa.Summit fährt rückwärtsfahrend auf dem Weg in seine private Parklücke in der Tiefgarage seiner Firma in das geliehene Fahrzeug der jungen Fotografin Piper. Anstatt sich zu entschuldigen, erhebt er schwere Vorwürfe gegen die junge, allerdings verdammt sexy aussehende Frau.

Kurze Zeit später sehen sich die beiden Streithähne auf der Verlobungsfeier seines besten Freundes Paul unverhofft wieder. Piper ist die Stiefschwester seines Freundes. Auf der Feier erfährt Vincent durch Zufall von einem älteren Ehepaar aus Hawai, dass sie Eigentümer einer kleinen Farm mit Heliotropblüten sind, einer Blüte, die er dringend für die Herstellung seines neuen Duftes benötigt. Doch leider hat er die beiden netten Leute durch seine kalte, abweisende Art bereits gründlich verärgert, während Piper einen guten Draht zu den beiden hat. Zu seinem Glück halten die beiden Piper für seine Freundin. Kurzerhand bietet Vincent Piper einen gut bezahlten Übergangsjob an. Hauptziel ist der Aufkauf der Heliotropblütenernte des Paares auf Hawai.

Durch ihre couragiertes Auftreten gewinnt Piper schnell nicht nur die fachliche Anerkennung ihres neuen Arbeitgebers sondern auch seine Sympathie. Schon bald ist sie aufgestiegen zur neuen Kreativ-Direktorin der Firma und bekommt eine neue Aufgabe, sie soll vörübergehend die Freundin ihres Bosses mimen. Piper, die gemeinsam mit ihrer besten Freundin ein eigenes Unternehmen gründen möchte, ist zwar nicht begeistert von dieser Fake-Beziehung, kann aber sowohl das Geld als auch Vincents Kontakte in der Geschäftswelt gut gebrauchen.

Leslie North erzählt erneut eine sehr unterhaltsame Liebesromanze aus der Welt der erfolgreichen Geschäftsmänner. Dies ist der sehr gut gelungene Auftakt zu der neuen Bosshole-Griesgram-Reihe Manhattan-Bosshole. Vincent, der Hauptprotagonist, ist Mitglied der verschworenen Freundesgruppe Lost Boys, die seit der Collegezeit eng befreundet und unzertrennlich sind. Es ist zu erwarten, dass die übrigen Junggesellen in dieser Freundesgruppe in der Fortsetzung dieser Buchreihe ihre Liebe auch noch treffen werden. Wie von Leslie gewöhnt, ist die romantische Liebesgeschichte mit einer guten Prise Erotik gewürzt. Das Buch ist locker und leicht zu lesen. Es hat mir viel Freude bereitet, eine schöne Lektüre für zwischendurch, für den Urlaub oder die ruhigen Abende am Kamin.

Ein Hinweis zum Schluss: Das Ebook sollte nochmals Korrektur gelesen werden. Es enthält keine Rechtsschreibefehler, aber Grammatik und Satzbau sind an manchen Stellen fehlerhaft.

Bewertung vom 06.03.2025
Mein wunderbarer Cottage-Garten
Groeningen, Isabelle van

Mein wunderbarer Cottage-Garten


sehr gut

Die renommierte Gartenexpertin Isabelle Van Groeningen stellt uns in diesem wunderschönen Buch ihren eigenen Cottage-Garten vor, den sie mit ihrer Ehefrau im kleinen Dorf Coleshill in den britischen Cotswolds anlegte und über 15 Jahre lang pflegte. Wie von einer Fachfrau erwartet, enthält das Buch viele gute Ratschläge für einen Hausgarten. Ausführlich empfiehlt sie auf S. 50 bis 51 Cottage-Garten-Pflanzen, ab S. 59 Pflanzen für die kalte Jahreszeit, von S. 115 bis 128 ihre Lieblingspflanzen und ab S. 158 Schnittblumen. Das Buch enthält bis zur Anlage der Gartenwege bzw. schöner Sitzplätze am Haus bzw. der Gin-Tonic-Terrasse am Gartenende mit wunderschönem Blick über die sanften Hügel des Cotswolds sehr gute Ratschläge für Gartenbesitzer.

Leider dokumentiert das rund 250 Seiten umfassende Buch nur diesen einen Garten. Obwohl die Autorin auf S. 20 schreibt, dass sie zur Inspiration für ihren Garten verschiedene Gärten in der Region aber auch schöne Gärten in Kent, Sussex und Somerset anschaute, orientiert sich das Buch nur an ihrem eigenen Cottage-Garten.
Auch hätte ich mir noch ein paar mehr Ganz-Seiten-Fotos bzw. Doppelseitenfotos gewünscht. Manche Sachen sind im Buch so toll beschrieben, wie z.B. das bepflanze Whiskyfass oder die als Rankhilfe eingesetzten Obelisken aus Eichenholz, finden sich aber auf den Fotos nicht wieder.

Der Leser erfährt, dass Isabelle und Gabriella das Cottage mit dem wunderschönen Garten 2008, als sie ihren Lebensmittelpunkt von England nach Berlin verlagerten, aufgaben. Mich würde schon interessieren, ob sie noch Kontakt zu den Nachbesitzern ihres Cottages haben und ob der Garten noch so oder ähnlich existiert.

Auf S. 23 gibt es noch einen kleinen Formulierungsfehler. Isabelle schreibt: "Industrialisierung und Mechanisierung bedrohten die Abschaffung der traditionellen Handwerkskunst." Das ist meines Erachtens nach falsch. Industrialisierung und Mechanisierung führen zur Abschaffung der traditionellen Handwerkskunst. Sie bedrohten die traditionelle Handwerkskunst, aber nicht deren Abschaffung.

Bewertung vom 19.02.2025
Sommergold
Cantrell, Josephine

Sommergold


ausgezeichnet

Loreena Swan zog vor 7 Jahren von der elterlichen Farm in den irischen Wicklow Mountains nach Dublin um eine Karriere als Straßenmusikerin zu starten. Nun kommt sie ausgebrannt, auf dem Tiefpunkt ihrer Karriere, mit quälenden Angststörungen zurück auf die Apfelfarm Eden Fields.

Doch auch im Paradies gibt es dunkle Wolken. Nach einigen Missernten droht die Familie ihre Farm zu verlieren. Loreena stürzt sich in die Arbeit, um ihr Elternhaus zu retten, aber auch um einen Neuanfang für sich zu finden. In Eden Fields trifft sie Noah, ihren ehemaligen Musikschüler, wieder. Durch seine Fragen setzt sich Lori immer mehr mit dem unbekannten Schicksal ihrer Vorfahrin Gwendolyn McEala auseinander. Über der gemeinsamen Suche nach Spuren der 1912 als vermisst gemeldeten Gwendolyn kommen sich Noah und Lori immer näher und Lori heilt allmählich. Doch ihre gemeinsame Zeit ist begrenzt, denn Noah ist nur auf Zwischenstation in Eden Fields vor dem großen Sprung nach Amerika.

Josephine Cantrell erzählt in zwei Handlungssträngen zwei Frauenschicksale in unterschiedlichen Epochen Irlands: Einmal das erschütternde Schicksal der jungen Gwendolyn zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die als ledige Mutter im erzkatholischen Irland um ihr Leben kämpft, auf der anderen Seite den Kampf von Loreena gegen ihre Ängste und für ihre Liebe in der Gegenwart.

Das Buch spiegelt die irische Gesellschaft und ihre durch die Religion geprägten Probleme für die Frauen sehr gut. Vor allem Gwendolyns Geschichte geht dem Leser ans Herz.

Zum Schluss bietet das Buch zwei kleine Happy Ends, doch einiges bleibt noch offen. Haben auch Gwen und Brendan ihr Paradies gefunden?Ich hoffe um Aufklärung in der Fortsetzung.

Bewertung vom 17.02.2025
3 Streuner wittern das Abenteuer
Fröhlich, Anja

3 Streuner wittern das Abenteuer


ausgezeichnet

Anja Fröhlich erzählt eine wunderschöne Geschichte von drei Hunden, die als Streuner in Spanien ihr Leben fristen. Doch dann werden sie eingefangen und an eine deutsche Familie vermittelt. Per Flugzeug geht es ab in ihre neue Heimat.
Die Geschichte wird aus Sicht von King Kerl, dem mittelgroßen Hund der dreien erzählt. Zunächst fand ich als Erwachsene das Buch etwas zu abgehoben von der Wirklichkeit. Obwohl ich die Geschichte als Erwachsene sehr schön fand, dachte ich, für Kinder ist sie zu "unwirklich", zu abgehoben.
Dann habe ich das Buch Ida, der 9-jährigen Enkeltochter meiner Freundin, zum Lesen ausgeliehen und sie war begeistert. Meine Befürchtungen haben sich nicht bestätigt.
Beide waren wir uns einig, dass die Illustrationen sehr gut gelungen sind, jedoch hätten wir sie beide in Farbe noch schöner gefunden.
Die Geschichte der drei untrennbaren Freunde, die mit ihrer neuen Heimat zunächst fremdeln und das Paradies für Hunde zunächst als Gefängnis betrachten, geht ans Herz und vermittelt nebenbei einige lehrreiche Botschaften für Kinder.

Bewertung vom 02.02.2025
Middletide - Was die Gezeiten verbergen
Crouch, Sarah

Middletide - Was die Gezeiten verbergen


ausgezeichnet

Der Debütroman von Sarah Crouch ist eine gelungene Mischung einer Liebesgeschichte und eines Krimis. Die Autorin erzählt in zwei Zeitschienen.
Die eine Zeitschiene beginnt zum Jahresbeginn des Jahres 1994 als die Leiche der allseits beliebten Ärztin Erin Landry auf dem Grundstück von Elijah Leith gefunden wird. Alles deutet auf ein Suizid hin, doch schon bald kommen Zweifel auf.
Die zweite Zeitschiene beginnt 1973, als Elijah sich von seiner Jugendliebe Nakita verabschiedet. Er hält es in der Enge seines Elternhauses nicht mehr aus, hofft auf einen Erfolg als Schriftsteller in San Francisco. Sein Versprechen, zu ihr zurückzukehren, bricht er. Warum, erfahren wir erst später im Laufe seiner Erinnerungen. Nach 15 Jahren kehrt Elijah enttäuscht und am Tiefpunkt seiner Laufbahn nach Point Orchards zurück. Ein einziges Buch hat er geschrieben, 47 Exemplare nur wurden verkauft.
Doch genau dieses Buch diente anscheinend als Vorlage für den Mord an der beliebten Ärztin.
Während der Leser die Liebesgeschichte von Elijah und Nakita über die Jahre verfolgt, verdichten sich auch für den Leser die Hinweise, dass nur einer der Täter sein kann- Elijah. Als zum Schluss die beiden Handlungsstränge zusammenlaufen, sieht man schon kaum noch Hoffnung für Elijah. Wo soll die Rettung und somit die Lösung dieses Kriminalfalles liegen?
In letzter Sekunde findet Elijah den entscheidenden Hinweis, wer ihn so sehr hassen könnte, um ihn einen solchen Mord anzuhängen und Nakita findet den entscheidenden Zeugen um nicht nur Elijahs Hals sondern auch ihre Liebe zu retten.
Ein gelungenes Debüt, spannend bis zum Schluss.

Bewertung vom 29.01.2025
Die Kinder von Birkby. Hier kommen die Tierretter! (Band 1)
Rose, Barbara

Die Kinder von Birkby. Hier kommen die Tierretter! (Band 1)


ausgezeichnet

Kaum war das Buch bei mir angekommen, ergab sich eine wunderbare Gelegenheit es mit meinen Lieblingslesekindern gemeinsam zu lesen.
Levi, der neunjährige Enkel meiner Schwester, durfte seiner 5-jährigen Schwester Lilly, dem ebenfalls 5-jährigen Sohn meiner Nachbarin und mir, der uralten 66-jährigen Tante seines Papas, vorlesen. Wir machten es uns in meinem Lesezimmer sehr gemütlich und waren alle total begeistert von diesem tollen Kinderbuch.
Die Geschichte über Emilie, ihre beste Freundin Jette, ihren fünfjährigen Bruder Benno, den neuen Nachbarsjungen Paul und den Liebling aller, dem Findelhund Pommes, geht ans Herz, ist sehr glaubwürdig und dank Benno auch sehr lustig. Allein sein "Okä" in jedem zweiten Satz sorgt für gute Stimmung.
Zwischendurch musste Vorleser Levi immer eine Pause machen, damit alle die schönen Bilder von Caroline Opheys bewundern konnten. Zum Schluß habe ich Levi noch das Lesen abgenommen, damit wir nicht zu spät fertig werden.
Levi wurde von seiner kleinen Schwester sofort darauf hingewiesen, wie liebevoll Emilia mit ihrem kleinen Bruder umgeht und dass sie ihn überall mit hinnimmt. Das kennt sie von ihrem großen Bruder anders. Aber ich habe ihr vor Augen gehalten, wie nett Levi doch ist und seiner Schwester vorliest. Das macht er nämlich sehr oft, weil die kleine Nervensäge ständig am Leben ihres großen Bruders teilnehmen will. Kaleb, der Sohn meiner Nachbarin, erklärte sofort, dass er wie im Buch ganz lieb mit seiner kleinen Schwester umgeht. Seine Mama konnte das später nicht so 100 prozentig bestätigen.
Danke für diese wunderschöne Geschichte. Das angegebene Lesealter ist sehr gut getroffen. Unser beiden fünfjährigen Zuhöhrern waren begeistert , aber auch dem 9-jährige Levi hat es sehr gut gefallen und mir natürlich auch. Ich kann es mit voller Überzeugung weiterempfehlen.

Bewertung vom 29.01.2025
Die Brandung - Leichenfischer
Kliewe, Karen

Die Brandung - Leichenfischer


ausgezeichnet

Fria Svensson, Tochter einer dänischen Polizistenfamilie, arbeitet als Archäologin in Dänemark, wohnt aber in Deutschland. Schon einmal wurde sie zu einem Kriminalfall der Flensburger Polizei unter Ohlsen Ohlsen hinzugezogen. Diesen ersten Fall von Fria und Ohlsen mit dem Titel "Moorengel" kenne ich bisher nicht.
Nun stößt Frias Ausgrabungstrupp bei Ausgrabungen in Dänemark auf eine Frauenleiche. Die Fachmännin erkennt sofort, dass das Grab einem Wikinkerschiff nachempfunden wurde. Schon bald gibt es Parallelen zu einem Fall der deutschen Polizei und Frias Spürsinn als Polizistentochter und Archäologin wird gefordert.
Das Buch erzählt den Kriminalfall aus verschiedenen Perspektiven. Die Betrachtung wechselt ständig zwischen Fria, Ohlsen, zwei gefangengehaltenen jungen Frauen und einer anscheinend geistig behinderten jungen Frau mit Kleinkind sowie einem jungen Mann, der eine der jungen Frauen stalkt. Dieser ständige Wechsel der Perspektive ist zunächst sehr verwirrend. Die Handlungsstränge, die sich vor dem Leser aufbauen, scheinen zu keinem gemeinsamen Ende zu führen. Man fragt sich zwischendurch, wie das alles am Ende zusammenpassen soll.
Detailliert beschreibt die Autorin das Klein/Klein der Polizeiarbeit. Nebenbei erzähtl das Buch jedoch auch vom Familienleben der sympathischen Familie Svensson und von Frias Mitbewohner Marten. Gleichzeitig beobachtet der Leser den typisch friesischen mundfaulen Kommissar Ohlsen in seiner Freizeit.
Doch es gelingt der Autorin meisterhaft das verwirrende Knäuel aus verschiedenen Strängen zu entwirren und einer logischen Erklärung zuzuführen.
Obwohl ich Teil 1 dieser Buchreihe nicht kannte, konnte ich Teil 2 problemlos folgen. Dieser zugleich packende und interessante Fall inspiriert mich natürlich, sofort Teil 1 auch zu lesen und ich freue mich auf Teil 3. Ich hoffe, Ohlsen ist da, wenn Fria und Marten Hilfe brauchen und geht nicht zu schnell in seine Auszeit...

Bewertung vom 13.01.2025
In einem Zug
Glattauer, Daniel

In einem Zug


ausgezeichnet

Der „neue Lattauer“ kommt als Dialog daher. Ein Dialog zwischen zwei bis dato unbekannten Reisenden während einer Zugfahrt von Wien nach München. Ein Dialog über rd. vier Stunden ergeben umgesetzt ein Buch von genau 200 Seiten. Ein Büchlein vollgespickt mit vielen Wortspielen mit reichlich Wortwitz aber auch ein Meisterwerk deutscher Sprache und nicht zuletzt eine Lehrstunde des Wiener Schmäh.
Das Gespräch zwischen dem Bestsellerautor in Schaffenskrise und der Therapeutin Catrin dreht sich um die Liebe im Allgemeinen und im Besonderen. Schon ein recht ungewöhnliches Thema für zwei Menschen, die sich erst vor wenigen Minuten in einem Zugabteil kennengelernt haben. Der Dialog der beiden Reisenden bezieht sich fast ausschließlich auf dieses doch sehr persönliche, sehr private Thema, während die Gedanken des Autors während des Gespräches auf diverse andere Themen abschwenken. Schlussendlich ergibt die Darlegung des Dialogs sowie der Gedankengänge des Autors eine gelungene Abhandlung über die Liebe, die Ehe, das Geheimnis einer guten Ehe, einen Reiseleiter für die Strecke Wien-München sowie einige andere interessante oder völlig nebensächliche Themen.
Nun könnte man denken, ein total uninteressantes Buch, staublangweilig wie der auf Seite 157 gepriesene Marmorkuchen. Weit gefehlt. Ich habe das Buch „In einem Zug“ in einem Zug am heutigen Tag durchgelesen. Ich konnte es nicht aus der Hand legen. Ich habe es sogar zu meinem Arztbesuch zur Überbrückung der gewohnten Wartezeiten mitgenommen. Und siehe da: Der Arztbesuch verging wie im Flug.
Wortwendungen wie „der sehnsüchtigste Möchtegernraucher auf der Erdkugel“, Sätze wie „inzwischen hat sich der Nasenbohrer-Zug aus Villach in aller Gemächlichkeit (Anmerkung meinerseits: Wie gut klingt diese Wiener Schmäh im Gegensatz zum im Deutschen verwendeten „in aller Gemütlichkeit“) in den Hauptbahnhof Salzburg hineinbequemt“, Schachtelsätze wie auf Seite 146 letzter Satz aber auch verbale Schlagabtäusche mit kurzen prägnanten Sätzen lassen dieses Buch zu einem Genuss deutschsprachlicherer Literatur werden.
Die für viele Leser wohl überraschende Wendung zum Schluss des Buches habe ich bereits frühzeitig geahnt und in etwas abgewandelter Form vorhergesehen. Das hat aber den Lesegenuss in keiner Weise geschmälert.
Wer als Nicht-Bahnreisender nach der Lektüre des Buches vermutet, solche Gespräche finden in einem Zug zwischen zwei wildfremden Leuten nie im Leben statt, dem sage ich als ehemalige Viel-Nutzerin der Deutschen Reichsbahn (die fuhr in der ehemaligen DDR noch bis 1990): Doch, solche Gespräche finden statt und es ist schon verwunderlich welche Geheimnisse zwischen fremden Menschen getauscht werden, welche dem besten Freund nie erzählt würden.
Als Einwohner eines ostdeutschen Bundeslandes noch ein Extra-Applaus für die gelungene Analyse zum Thema Ost/West auf Seite 171/172.
Danke für dieses wunderbare Buch! Ein Genuss für die Sinne!