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Bewertungen
Insgesamt 8 BewertungenBewertung vom 10.09.2024 | ||
"Ein anderes Leben" von Caroline Peters ist ein überaus kurzweiliges Buch vor allem über die Mutter Hannah aus der Sicht der jüngsten Tochter geschrieben. Das Buch erweckt den Anschein ansatzweise autobiographisch zu sein, aber man möchte gar nicht wissen, inwieweit das den Tatsachen entspringt. Oft freut man sich ja über Bücher und Autobiographien von berühmten Persönlichkeiten aus Theater, Film oder Sport und ist dann etwas enttäuscht, da sie oft nicht gut geschrieben sind (was ja auch nachvollziehbar ist). Bai Caroline Peters ist das aber keineswegs der Fall, ganz im Gegenteil. Sie versteht es großartig, ihre Charaktere zu beschreiben und auch, dass man als LeserIn trotz deren Anzahl nie den Überblick verliert. Anhand kleiner Episoden werden die Eigenschaften der Familienmitglieder und deren Verhältnis zueinander wunderbar nahegebracht, teilweise mit einer Prise Humor, die aber auch ins Tragikomische geht. Hannah, die Hauptprotagonistin ist hin- und hergerissen von ihrem Freiheitsdrang und ihrer Rolle als Mutter. Dass sie dabei oft ihren eigenen Willen durchsetzt wirkt einerseits egoistisch, andererseits wieder bewundernswert. Man kann sich als LeserIn nicht ganz entscheiden, ob sie einem jetzt sympathisch ist oder nicht. Das ist auch eine der großen Stärken des Buches. Die drei Väter der drei Töchter sind ebenso interessante Persönlichkeiten, vor allem Bow, den Vater der Erzählerin, gewinnt man lieb. Sehr gut beschrieben sind ebenso die Eigenarten und Differenzen der drei Schwestern. |
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Bewertung vom 19.08.2024 | ||
Arno Geigers Reise nach Laredo ist ein für ihn scheinbar untypisches Buch. Die Schilderung der Zeit Karls V und sein Ausbruch aus seinem Asyl im Kloster mit seinem unehelichen Sohn Geronimo ähnelt etwas den Abenteuern Don Quijotes. Anders als in seinen oft autobiographischen Büchern verlässt Geiger diesmal die Jetztzeit oder nähere Vergangenheit. Es gelingt ihm aber sehr gut, den Leser in die damalige Zeit zurückzuversetzen. Und vor allem schafft er es wieder, die Charaktere wunderbar anzulegen und sie oft nur durch unscheinbare, scheinbar unwichtige Details greifbar zu machen. Angefangen von Kaiser Karl, der sich im Leben außerhalb des Klosters/ Hofes nicht ganz leicht tut, der junge unbeschwerte Geronimo und das Geschwisterpaar bilden interessante sehr unterschiedliche Persönlichkeiten. Das Buch lebt von den scheinbar unwichtigen Details, die ein wunderbares Gesamtbild schaffen. Das überraschende Ende soll hier nicht verraten werden, ist aber ein auch ein großartiger Einfall des Autors. Die Reise nach Laredo kann vielleicht nicht ganz mit Geigers "Der alte König in seinem Exil", "Es geht uns gut" oder "Das glückliche Geheimnis" mithalten, was aber vor allem daran liegt, dass diese Bücher so einzigartig sind und nicht daran, dass "Die Reise nach Laredo" ansatzweise schlecht wäre. Ein durch und durch lesenswertes Buch, das man nur sehr schwer weglegen kann. |
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Bewertung vom 04.04.2024 | ||
Der Blaue Salamander von Luca Ventura reiht sich nahtlos an die ersten vier Bände der Reihe rund um Enrico Rizzi und Antonia Cirillo ein. Seine Capri-Krimis heben sich wunderbar von der Vielzahl von Lokal-Krimis ab. Es wird nicht nur wird wieder die Insel und ihre Bewohner mit ihren Ecken und Kanten liebevoll geschildert, es wartet auf die beiden Ermittler auch wieder ein sehr spannender Fall um die ermordete Modedesignerin Rosalinda. Neben der kurzweiligen Handlung um den Mord wird auch die Modebranche (die mich normalerweise nicht wirklich interessiert) unterhaltsam behandelt. Aber das Wichtigste an Venturas Buch sind wieder die beiden Hauptprotagonisten Rizzi und Cirillo. Der sympathische Kommissar mit seinen Eigenheiten, seiner Familie und seiner traurigen Vergangenheit muss wieder einmal gegen seine Kollegen vom Festland aus Neapel kämpfen. Und Cirillo mit ihrer geheimnisvollen Vergangenheit ist jedemal aufs Neue ein überaus spannender Charakter. Luca Ventura ist aufs Neue ein ungemein unterhaltsamer Pageturner gelungen, den man nur schwer zur Seite legt. Seine Capri-Krimis sind inzwischen jedes Jahr ein sehnsüchtiger erwarteter Höhepunkt vieler Krimi-Fans geworden, absolut zurecht. |
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Bewertung vom 04.03.2024 | ||
Die Spaghetti-vongole-Tagebücher Die "Spaghetti Vongole Tagebücher" von Stefan Maiwald sind eine großartige Ergänzung zu seiner wunderbaren "Bar in Italien". Wieder schafft er es, das italienische Lebensgefühl auf unterhaltsame Weise nahezubringen. Als angeheirateter Deutschstämmiger ist er geradezu prädestiniert dazu. Stefan Maiwald schreibt immer mit einer Prise feinen Humor. Ungemein liebenswert, wie er seine italienische Familie und seine Freunde beschreibt, vor allem mit Anmerkungen der kulturellen Unterschiede zwischen ItalienerInnen und Deutschen (Österreich zählt hier kulturell ebenso dazu). Großartig zu lesen, wie er versucht, seinen Schwiegervater mit einem aufwendigen Menu zu beeindrucken. Seine Reise quer durch Venetien und Friaul um die Zutaten zu besorgen ist eine kulinarische Odyssee, die man sofort nachreisen möchte. Auch wenn man schon unzählige Male an der Adria war, in diesem wunderbaren Buch findet man auf jeden Fall neue Ziele. |
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Bewertung vom 22.01.2024 | ||
In seinem Buch "Das Philosophenschiff" brilliert Michael Köhlmeier wieder in der Erzählkunst seiner frühen Werke. Er vermischt Fiktion und (autobiographische) Realität auf ungemein ansprechende fesselnde Art und Weise. Das Gespräch der Architektin Anouk Perleman-Jacob mit Köhlmeier über ihre Vergangenheit, vor allem über ihre erzwungene Ausreise mit ihren Eltern aus Russland auf einem Philosophenschiff ist überaus kurzweilig. Nicht nur ihre Schilderungen über diese Zeit, über die intellektuellen Zeitgenossen und vor allem über ihr Treffen mit Lenin auf dem Schiff sind wunderbar geschildert, vor allem fasziniert die (fiktive) Beziehung zwischen dem Schriftsteller und der 100 jährigen Architektin. Köhlmeier wirft immer wieder autobiographische Passagen ein, vor allem seine Frau Monika und seine Familie in Vorarlberg betreffend. Genau diese Mischung aus Fiktion mit realen Tatsachen aus der russischen Vergangenheit angereichert und der persönlichen Gefühlswelt Köhlmeiers als Zuhörer und Biograph machen "Das Philosophenschiff" zu einer großartigen Lektüre, die viel zu schnell an der letzten Seite anlangt. |
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Bewertung vom 25.10.2023 | ||
"Die Superkräfte der Vögel" von Silke Hartmann ist etwas anders als ein Großteil der vielen Bücher über Vögel. Sie lässt bewusst hochwissenschaftliche Beschreibungen aus, was aber keineswegs bedeutet, dass das Buch nicht informativ ist. Ganz im Gegenteil, die faszinierenden Eigenschaften der Vögel werden nur auf etwas leichtere Art und Weise geschildert. Silke Hartmann wählt einen lockeren Plauderton, wodurch ihre Begeisterung für Vögel und Ornithologie noch deutlicher sichtbar wird. Das Buch ist sowohl vom Text, als auch vom Layout her auf sehr jugendliche Art und Weise gestaltet. Daran muss man sich zwar etwas gewöhnen, aber dadurch ist das Buch auch wirklich für alle Altersstufen geeignet. Vor allem schafft es Hartmann auch in ihrem authentischen Stil umfassende Informationen über Vögel zu übermitteln. Vor allem schafft sie es, mit ihrer Begeisterung und Faszination anzustecken. |
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Bewertung vom 18.07.2023 | ||
Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe "Eine vollständige Liste aller Dinge die ich vergessen habe" ist das bisher wohl persönlichste Buch von Doris Knecht. Auch wenn die Protagonistin unbenannt bleibt, so dürfte sie doch viele autobiographische Züge haben. Es ist zwar ein Buch aus Frauensicht, das sicherlich vor allem Frauen anspricht, aber auch als Mann ist es überaus interessant zu lesen. Ein sehr schönes Stilmittel sind auch die Zeitsprünge, von den eigenen Kindern zur eigenen Kindheit, überhaupt der sehr schön dahinfließende Text. Er liest sich, als ob die Gedanken einfach direkt so hingeschrieben worden sind. Dieses scheinbar Strukturlose ist gleichzeitig eine große Stärke des Buches. Die sehr ruhige Sprache verstärkt noch die Wirkung, man kann so noch besser in die Protagonistin (Autorin?) eintauchen, die uns an Ihren Gefühlen, Gedanken Schwächen, Emotionen sehr ehrlich teilhaben lässt. 1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich. |
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Bewertung vom 30.01.2023 | ||
Arno Geigers "Das glückliche Geheimnis" ist eine sehr gelungenes autobiographisches Buch. In seinem kurzen prägnanten Stil schildert er sein Leben, als Aufhänger dient ihm dabei sein Sammeln alter Bücher und Briefe aus Altpapiercontainern, das er auch weiterführt, als er schon erfolgreicher Schriftsteller ist. Sehr schön schildert er anhand seiner Touren auch das Verändern der Gesellschaft. Er beschreibt seine Beziehungen mit all ihren Krisen aber auch positiven Momenten und vor allem dabei mit einer bewundernswerten Offenheit. Ebenfalls spielt sein Familienleben eine große Rolle in diesem Buch, neben seinem dementen Vater, den man schon aus "Der alte König in seinem Exil" kennt geht er auch auf sein Verhältnis zu seiner Mutter ein. Ein weiterer sehr interessanter Teil seines Buches beschäftigt sich mit seiner Tätigkeit als Schriftsteller, wie Arno Geiger Misserfolge und Erfolge erlebt und wie er damit umgeht. Vor allem bekommt man einen sehr schönen Einblick in die Literatur-Branche, den man so noch nicht gekannt hat. |
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