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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
CCK
Wohnort: 
Aachen

Bewertungen

Insgesamt 42 Bewertungen
Bewertung vom 10.05.2024
Und Großvater atmete mit den Wellen
Teige, Trude

Und Großvater atmete mit den Wellen


sehr gut

Trude Feige erzählt nach der Geschichte von Tekla (der Großmutter der fiktiven Rahmenerzählerein) nun das Schicksal von Konrad, ihrem Stief-Großvater.
Diesmal ist der Rahmen allerdings sehr schmal, der gesamte Roman spielt in der Vergangenheit, und schildert mir bisher unbekannte Ereignisse des zweiten Weltkrieges im Indischen Ozean.
In dieser turbulenten Zeit sind Konrad und sein Bruder Sverre auf einem Handelsschiff unterwegs, das von den Japanern angegriffen wird. Sie werden voneinander getrennt. Während Sverre in japanische Gefangenschaft gerät, landet Konrad nach einer Odysee mehr tot als lebendig auf Java. Dort wird er von der Krankenschwester Sigrid gepflegt. Als die Japaner alle europäischen Bewohner der Insel in Lager zwingen, wird ihre junge Liebe auf eine harte Probe gestellt, da es Frauen- und Männerlager gibt.
Sehr detailreich schildert der Roman die unmenschlichen Zustände in diesen Lagern. Viele Menschen sterben an Hunger und Krankheiten.

Leider wusste man ja von Anfang an, dass Sigrid und Konrad nicht zusammenbleiben werden, da er ja Tekla heiratet. Das hat mich ein bisschen gestört, da man die ganze Zeit nur darauf wartet, wann und warum ihre Liebe scheitert.

Insgesamt aber ein gut geschriebener historischer Roman.

Bewertung vom 13.03.2024
Das verborgene Genie / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.5
Benedict, Marie

Das verborgene Genie / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.5


gut

Marie Benedict ehrt wieder eine große Frau der Weltgeschichte mit einer gut recherchierten Biografie. Leider verrät der Rückentext schon sehr viel - Rosalind Franklin wird um die Früchte ihrer Arbeit betrogen, für die drei Männer später den Nobelpreis erhalten. Dabei hat sie sich vollständig ihrer Forschung über die Struktur der DNA verschrieben - auf ihre eigene Gesundheit und die Pflege von Beziehungen achtet sie nicht.
Die Autorin stellt die wissenschaftlichen Zusammenhänge auch für Laien verständlich dar. Die Gefühlswelt der Wissenschaftlerin kommt aber meiner Meinung nach etwas zu kurz. Ich kann mir kaum vorstellen, dass eine so kluge Frau die Warnungen zum Umgang mit den Röntgenstrahlen einfach so missachtet hat. Auch der Umgang damit, dass andere ihre Forschungsergebnisse nachweislich gestohlen haben ist für mich nicht nachvollziehbar - nach diesem Roman nimmt Rosalind das schicksalsergeben hin und wendet sich einem anderen Forschungsthema zu.
Empfehlenswerte Lektüre für Leser, die an Wissenschaft und Biografien interessiert sind.

Bewertung vom 15.02.2024
Wir werden jung sein
Leo, Maxim

Wir werden jung sein


ausgezeichnet

Maxim Leo beschäftigt sich in seinem neuen Roman mit der großen Frage, ob es gut wäre, wenn die Menschen ihre Endlichkeit überwinden könnten und ewig oder zumindest wesentlich länger leben könnten.
Es gelingt ihm dabei, wesentliche Argumente einzubringen, ohne den moralischen Zeigefinger allzu sehr zu recken.
Eine besondere Spannung gewinnt die Geschichte dadurch, dass die Verjüngung von vier Patienten der Nebeneffekt einer Medikamentenstudie ist. Eigentlich sollten nur ihre Herzprobleme gelindert werden, aber plötzlich werden der Schüler Jakob, die Lehrerin Jenny, der alte Unternehmer Wenger und die ehemalige Profischwimmerin Verena immer jünger. Da sie sich alle in unterschiedlichen Lebensphasen befinden, hat das ganz unterschiedliche Auswirkungen aus sie und ihre Umwelt. Und es zeigt sich schnell, dass es nicht nur Vorteile bringt, plötzlich jung und fit zu sein. Auch die Gesellschaft ist überfordert mit der Option des ewigen Lebens und so überschlagen sich die Ereignisse. Unterhaltsam und lehrreich - 5 Sterne!

Bewertung vom 09.02.2024
Mayfair House
Hay, Alex

Mayfair House


weniger gut

Auf dieses Buch war ich sehr gespannt. Ich bin ein großer Fan von Downtown Abbey und Bridgerton und auch gut gemachte Krimis mit Frauen in der Hauptrolle wie Ocean 8 sehe ich gern.
Leider wurde ich enttäuscht. Ich weiß nicht, ob es als Film besser funktioniert hätte, aber die eigentlich gute Story (Die Hausmädchen planen einen großen Raub, während die Hausherrin einen Ball gibt) wird mit zu vielen Nebengeschichten überladen. Zwischendurch wusste ich nicht mehr, wer wer ist.
Außerdem wird die gesamte Vorbereitung des Raubs dadurch sehr langatmig, da die Beweggründe der einzelnen Beteiligten sehr ausführlich dargestellt werden. Daneben wirken die detaillierten Beschreibungen der Kleidung oder der Zimmerausstattung fast spannend - die gehören ja auch zu einem historischen Roman mit dazu.
Am Ende fand ich auch den Höhepunkt - also die Durchführung des Raubes - etwas zu glatt, zu wenig spannend.

Insgesamt kann ich dafür nur 2 von 5 Sternen vergeben.

Bewertung vom 06.10.2023
Kajzer
Kaiser, Menachem

Kajzer


weniger gut

Die Leseprobe hatte mich sehr überzeugt und neugierig gemacht:
"Der Autor schildert als Nachkomme eines Holocaust-Überlebenden seine Nachforschungen in Polen. Da sein Großvater Versuche unternommen hatte, eine Entschädigung für das durch Enteignung verlorene Haus zu bekommen, beginnt Menachem Kaiser bei Recherche-Aufenthalten mit seiner Suche.
In sehr authentischer Sprache wird über die generationenübergreifenden Nachwirkungen der Shoah erzählt, die in der eigenen Familie verschwiegen wurde.
Ich bin sehr gespannt, was der junge Autor nach so langer Zeit noch erfahren kann."
Leider ist im Verlauf des Buches der rote Faden häufig nicht mehr erkennbar. Bei den Nachforschungen kommt Menachem Kaiser von der Suche nach seinem Großvater ab, als er auf Spuren von dessen Cousin stößt. Da dieser als Häftling an einem seltsamen Höhlenprojekt der Nazis gearbeitet hat und später ein Tagebuch über diese Zeit veröffentlichte, erfahren wir einiges über die sogenannten "Schatzsucher", die diese Höhlen aufspüren und auf versteckte Wertgegenstände hoffen.
Häufig ist die Beschreibung zu detailreich, verliert sich in Nebensächlichkeiten und am Ende bleibt nur die Erkenntnis, dass man über die verstorbenen Familienmitglieder oft nichts mehr erfahren kann.

Bewertung vom 16.08.2023
Bei euch ist es immer so unheimlich still
Schröder, Alena

Bei euch ist es immer so unheimlich still


ausgezeichnet

Alena Schröder erzählt die Vorgeschichte zu "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid". Der Roman steht aber für sich und erzählt eine abgeschlossene Geschichte.
Silvia Borowski verlässt Berlin in einem "geliehenen" Auto mit ihrer vaterlosen Tochter auf dem Beifahrersitz und fährt zum ersten Mal seit Jahrzehnten in ihre Heimat in der süddeutschen Provinz.
Dort trifft sie auf ihre Mutter Evelyn, von deren Leben in den 1950er Jahren in Rückblicken erzählt wird. Eigentlich hat sie alles erreicht, was man sich als Frau in diesen Zeiten wünschen konnte (ein liebevoller Mann, ein Haus, ein Kind), aber ihren Beruf als Ärztin übt sie nicht mehr aus. Und die Freundschaft zu ihrer Schwägerin Betty ist auch getrübt.

Wie der Titel schon sagt, gibt es zwischen Mutter und Tochter viel Unausgesprochenes, viele Verletzungen und bei beiden das Gefühl, versagt zu haben.
Der Autorin gelingt es sowohl die Nachkriegszeit als auch die Wendezeit lebendig werden zu lassen und gleichzeitig die beiden Hauptfiguren trotz aller Schwächen den Leser*innen nahe zu bringen.

Bewertung vom 16.08.2023
Perlenbach
Caspari, Anna-Maria

Perlenbach


weniger gut

Anna-Maria Caspari erzählt in diesem Buch die Vorgeschichte zu "Ginsterhöhe" (wobei das erst auf den letzten Seiten deutlich wird).
Ihre Erzählung skizziert den Lebensweg von drei unterschiedlichen Kindern über mehrere Jahrzehnte.
Luises Vater ist Arzt, ihre Mutter früh verstorben und sie entscheidet schon früh, dass sie Ärztin werden möchte. Bei den Kämpfen auf diesem Weg unterstützt sie ihre Hauslehrerin.
Jacob ist der einzige Sohn eines Tuchfabrikanten. Aufgrund seiner kränklichen Konstitution wird er gemeinsam mit Luise und deren Schwester zu Hause unterrichtet. Die Eltern erwarten, dass er die Führung der Firma übernimmt. Allerdings merkt er früh, dass ihn das wenig interessiert und auch eine Ehe für ihn nicht in Frage kommt.
Wilhelm dagegen ist unter ärmlichsten Bedingungen in Wollseifen aufgewachsen und durfte einige Winter bei Jacobs Familie als Spiel- und Lerngefährte verbringen. Nun hofft er auf ein anderes Leben in Monschau, aber ein einziger Satz kann Hoffnungen zerstören.

Das ist viel für ein Buch von unter 400 Seiten und daher gibt es einige Zeitsprünge und ich fand, dass die einzelnen Hauptfiguren etwas blass waren und man als Leser*in distanziert blieb.
Nebenbei erläutert die Autorin nämlich noch ausführlich das Leben im Dorf Wollseifen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und die ausgehende Blütezeit der Eifelstadt Monschau als Tuchmacherzentrum der Region.

Mir hat es weniger gefallen als Ginsterhöhe, und da ich das schon mit nur 3 Sternen bewertet hatte, vergebe ich 2 von 5 Sternen.

Bewertung vom 29.04.2023
Das Bücherschiff des Monsieur Perdu
George, Nina

Das Bücherschiff des Monsieur Perdu


weniger gut

Da das Buch "Südlichter" von Nina George zu meinen Lieblingsbüchern gehört, hatte ich mich sehr auf die Fortsetzung von "Das Lavendelzimmer" gefreut. Auch dieser erste Roman über Monsieur Perdu und seine besondere Buchhandlung habe ich gern gelesen.
Leider bin ich diesmal enttäuscht. Ich fand das Roadmovie überladen. Monsieur Perdu fährt am Ende mit einem ganzen Boot voller Menschen durch Frankreich, die nach der Richtung im Leben suchen. Besonders nervend fand ich die auf dem Cover angepriesene "literarische Apotheke" - welches Buch man in welcher Lebenssituation als Leseempfehlung geben sollte. Viele der Empfehlungen schienen mir aus der Zeit gefallen, genau wie Perdu selber, der sich modernen Kommunikationsmitteln verweigert.
Außerdem stören diese eingeschobenen "Lebensweisheiten" den Lesefluss der eigentlichen Geschichte, so dass man am liebsten schnell über sie hinweglesen möchte, um zu erfahren, wie es mit den Hauptpersonen weitergeht.

Bewertung vom 20.04.2023
Morgen und für immer
Meta, Ermal

Morgen und für immer


sehr gut

Das Cover lässt einen mit den prallen Brombeeren zunächst vermuten, dass es sich um einen Sommer-Sonne-Wohlfühlroman handelt. Auch die Leseprobe bestätigt diesen Eindruck - der Autor beherrscht einen sehr poetischen Sprachstil, ohne gefühlsduselig zu werden. Wir lernen einen kleinen Jungen kennen, der im zweiten Weltkrieg in Albanien auf einem Dorf bei seinem Großvater aufwächst, da die Eltern als Partisanen kämpfen. Die Idylle wird auch nicht gestört, als ein deutscher Deserteur auftaucht, sondern er wird in die Kleinfamilie integriert und führt den kleinen Kajan in die Wunderwelt des Klavierspiels ein.
Doch der weitere Verlauf des Romans ist vor allem durch die Dornen der Brombeeren geprägt. Kajan macht immer wieder Verlusterfahrungen, die vor allem durch die kommunistische Diktatur geprägt sind, der seine Mutter in leitender Funktion verbunden ist.
Für das letzte Drittel des Romans würde ich sogar eine Triggerwarnung aussprechen: Es werden Folterszenen so detailliert dargestellt, dass ich das Buch nicht mehr vor dem Einschlafen lesen konnte.
Auch wenn das Ende wieder versöhnlicher ist, hat mich das Buch verstört, aber dadurch eindrucksvoll den Blick auf eine mir unbekannte Welt gerichtet - sowohl Einblicke in die albanische Kultur als auch in das Leben in einer kommunistischen Diktatur gegeben.
Ich vergebe insgesamt 4 Sterne - vor allem für die herausragende sprachliche Umsetzung.

Bewertung vom 19.03.2023
Der Kuss des Kaisers
Neumeyer, Christine

Der Kuss des Kaisers


gut

Zunächst fällt rein äußerlich der ungewohnte Umschlag auf - es ist ein Hardcover, aber ein unbearbeiteter Pappumschlag. Das Buch lässt sich weniger leicht aufklappen und liegt insgesamt nicht gut in der Hand.

Inhaltlich führen uns die ersten Kapitel, die auch durch die Leseprobe bekannt sind, in das Wien des frühen 20. Jahrhunderts. Zunächst spielt das Bild "Der Kuss" von Gustav Klimt eine beherrschende Rolle. Leider versprechen hier Leseprobe und Titel des Buches zu viel - das Bild bietet höchstens eine Rahmenhandlung und hat weder mit dem Kriminalfall noch der weiteren Geschichte viel zu tun.
Gut gelungen finde ich die Darstellung des kaiserlichen Wiens in verschiedenen Gesellschaftsschichten, den Prunk des Kaiserhauses zum Thronjubiläum gegenüber der Armut der einfachen Bürger.
Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Sprache, vor allem der Wiener Dialekt.
Obwohl der Mordfall in äußerst brutaler Weise geschieht und die Leiche nur in Einzelteilen gefunden werden kann, ist der weitere Verlauf des Romans eher behäbig und die Aufklärung plätschert dahin.
Insgesamt etwas für Liebhaber von historischen Cosy-Crime.