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leonie70524

Bewertungen

Insgesamt 25 Bewertungen
Bewertung vom 26.05.2025
Himmlischer Frieden
Wen, Lai

Himmlischer Frieden


sehr gut

China befindet sich in den 80er Jahren im Kommunismus. Lin wächst in diesem System auf. Ihrer Großmutter, die ihre Vertraute ist, wurden noch die Füße gebunden, wogegen sie sich gewehrt hat. Anders ist Lins Vater, den das politische Regime zum Schweigen gebracht hat, und ihre Mutter, die vorbildlich vor Nachbarn und Bekannten dastehen will. Linn selbst versucht auch alles richtig zu machen. Als sie auf die Uni geht, erweitert sich ihr Horizont und sie beginnt, den Kommunismus mit seinen einengenden Vorschriften zu hinterfragen.

"Himmlischer Frieden " lässt sich leicht und flüssig lesen, wobei der Spannungsbogen in der Mitte des Buches etwas nachlässt. Die Protagonistin Lin verharrt etwas zu sehr in ihrer Opferrolle nach meinem Geschmack, besonders was ihren Freund betrifft. Interessant fand ich, dass es sich um die Autobiographie der Autorin handelt, die die Protestaktion auf dem Platz des Himmlischen Friedens Ende der 80er Jahre als Studentin selbst miterlebt hat.

Bewertung vom 27.04.2025
Das Haus der Türen
Eng, Tan Twan

Das Haus der Türen


sehr gut

Im Jahr 1921 kommt der britische Schriftsteller Willie Somerset Naugham auf die malaysische Insel Penang. Hier besucht er das Ehepaar Lesley und Robert, seinen alten Jugendfreund. Lesley ist erst wenig begeistert, denn sie muss sich um Willie kümmern. Sein als Sekretär getarnte homosexueller Freund Gerald treibt sich lieber abends rum, um das Geld des Schriftstellers bei Glücksspielen zu verprassen. Robert ist krank und geht abends früh zu Bett, so dass sich Lesley gezwungen sieht, Somerset Maughan zu unterhalten. Nach und nach kommen sich die beiden näher und offenbaren sich ihre Probleme. Der Schriftsteller ist pleite, leidet unter seiner Scheinehe, da er seine Sexualität nicht offen ausleben darf und befürchtet, seine Tochter zu verlieren.
Lesley fühlt sich ungesehen und traut sich nicht, aus ihrer Ehe auszubrechen. Die wahre Liebe hat sie bereits mit dem chinesischen Revolutioniär Sun Yat-sen erlebt, die in Rückblenden im Jahr 1910 erzählt wird.
Die Geschichte von Willie wird in der dritten Person erzählt, während Lesley als Ich-Erzählerin auftritt. Die Geschichte ist sprachlich poetisch und fein gezeichnet, hat jedoch einen leichten Erzählton und ist damit flüssig zu lesen. Die Konventionen, unter denen die Protagonisten zu leiden haben, halten auch noch in der heutigen Zeit an, wo viele Menschen noch immer mit Vorurteilen zu kämpfen haben und sich nicht trauen das Leben zu leben, was ihnen bestimmt ist.
Ich fand "Das Haus der Türen" wunderschön geschrieben. Es ist ein tiefgründiger und trotzdem leichter Roman im Zeitalter des Imperialismus, der wehmütig und zugleich poetisch ist.

Bewertung vom 12.03.2025
Die Melodie der Lagune
Constable, Harriet

Die Melodie der Lagune


sehr gut

Venedig zu Zeiten des 18. Jahrhunderts: Anna Maria ist Tochter einer Prostituierten und wird in ein Waisenhaus gegeben. Schnell stellt sich heraus, dass sie nicht nur musikalisch begabt ist, sondern die Musik auch ganz anders aufnimmt und erfährt. Ihr Musiklehrer Antonio Vivaldi erkennt ihr Talent beim Violinespielen schnell an und gibt ihr Einzelunterricht. Gemeinsam komponieren und erschaffen sie Neues.
Das Buchcover passt gut zum Inhalt des Romans: der blaue Fluss der Lagune, ein schwungvoller Teil eines Musikinstruments, in dem das historische Venedig hervorblitzt. Die geschichtlichen Umstände kamen in dem Roman gut zum Vorschein, sodass sich der Leser in die damalige Zeit hineinversetzt fühlt. Die Beschreibungen (der Umgebung) des Waisenhauses und von Venedig waren dabei sehr bildlich und atmosphärisch. Der Schreibstil der Autorin allgemein ist flüssig.
Da Anna Maria die Musik auch als Farben wahrnimmt, waren diese Beschreibungen der Musik für mich besonders interessant und lebendig.
Ihre Persönlichkeit und ihr Ehrgeiz fand ich im Buch gut umgesetzt und für die Zeit eher untypisch, was sie zu einer besonders interessanten Persönlichkeit macht.
Ich habe bei diesem Buch einiges gelernt: sowohl über die Person der real existierenden Anna Maria dal Violin, als auch über den (historischen) Zeitgeist. Ich habe zuvor noch nie etwas von ihr gehört und kann das Buch deshalb auch jedem ans Herz legen, da es neben Vivaldi noch eine andere großartige Komponistin im Venedig des 18. Jahrhunderts gab.

Bewertung vom 21.12.2024
Strong Female Character
Brady, Fern

Strong Female Character


ausgezeichnet

Fern Brady beschreibt in ihrer Autobiographie ihren Lebensweg mit Autismus. Ihre Diagnose erhält sie erst als Erwachsene. Ihr "Anderssein" hat ihr somit zunächst große Probleme bereitet, da sie sich bemüht hat, sich ihrer Umwelt anzupassen.
Fern beschreibt, wie sehr ihr die Reize der Umwelt zu schaffen machen. Die hohe Anpassungsleistung verlangt ihr so viel ab, dass sie teilweise sogar Möbel zerschlagen, da das autistische Gehirn keine Möglichkeit findet, die erlebten Reize adäquat abzubauen. Ein besonderes Augenmerk verdient die Autobiographie durch die Schilderung des weiblichen, hochfunktionalen Autismus. Mädchen und Frauen sind eher in der Lage, sich sozial anzupassen als männliche Autisten. Sie beobachten und ahmen nach, womit sie weniger auffällig sind. Trotzdem kostet das eine immense seelische Kraft. Nichts im zwischenmenschlichen Bereich kommt automatisch, alles muss erarbeitet werden. Dabei wird eine Autistin, die zwar sehr intelligent aber auch zeitgleich im sozialen Miteinander sehr naiv sein kann, Opfer von psychischen Mißbrauch und männlicher Dominanz.

Daher ist das Buch, das einen wertvollen Beitrag zur Aufklärung von weiblichen Autismus beiträgt, sehr empfehlenswert. Die Autorin schreibt eindringlich und sachlich. Dies führt eventuell bei manchen Lesern dazu, schwer mit ihr zu sympathisieren. Aber auch das kann ein Anzeichen von Autismus sein. Liebhudelei wird man bei Autisten schwer finden. Dafür erfährt man Authentizität und klare Aussagen, so wie in diesem Buch.

Bewertung vom 30.09.2024
Das Geheimnis der Glasmacherin
Chevalier, Tracy

Das Geheimnis der Glasmacherin


ausgezeichnet

"Das Gegeimnis der Glasmacherin" ist ein wunderbarer Roman um eine Familie aus Murano nahe Venedigs Mitte des 15.Jahrhunderts.
Orsola lebt mit ihren Eltern und den zwei Brüdern auf der Insel Murano. Die Familie hat sich dem Handwerk des Glasherstellens verschrieben. Der Vater und die Brüder bearbeiten die Glaskunst, währenddessen sich Orsola und ihre Mutter um den Hof, die Wäsche und das Essen kümmern. Eines Tages geschieht ein tragischer Unfall, der den Tod des Vaters zur Folge hat. Die Familie muss sich um zu Überleben neu sortieren, und Orsola lernt filigrane Glasperlen herzustellen, um das Familieneinkommen mit sicherzustellen.
Der Roman bietet einen Einblick in das mittelalterliche Leben in Italien und ist hervorragend recherchiert. Ich habe viel gelernt über die damalige Gepflogenheiten der Menschen, italienische Sprache und natürlich über die Herstellung des berühmten Murano-Glases.
Ich kann diesen tollen historischen Roman mit dem wunderschönen Cover nur jedem ans Herz legen, der gerne historische Romane liest.

Bewertung vom 04.09.2024
Sing, wilder Vogel, sing
O'Mahony, Jacqueline

Sing, wilder Vogel, sing


ausgezeichnet

Der Roman "Sing, wilder Vogel, sing" behandelt ein bitteres Kapitel in der Geschichte Irlands: die große Hungersnot Mitte des 19. Jahrhunderts, die viele Iren zum Auswandern gezwungen hat. So auch Honora, die alles verloren hat bis auf ihre Singstimme.
Von bitterem und alles verzehrendem Hunger getrieben wenden sich die Dorfbewohner zunächst an einen Gutshof, wo man ihnen nicht weiterhilft. Verzweifelt versuchen sie das Gut zu stürmen. Dort abgewiesen ziehen Dorfbewohner weiter, bis Honora auf der Flucht etwas Schreckliches passiert...

Honora, nun in den USA lebend und mit neuem Namen, erinnert sich an die damaligen traumatischen Ereignisse. Das Buch ist spannend und leicht zu lesen und hat mich oft schockiert. Das Schicksal von Honora verdient es definitiv gehört bzw. gelesen zu werden.
Das Cover ist wie bei Diogenes schlicht und schön und auch für das Thema des Romans passend.

Bewertung vom 26.08.2024
Die Frauen von Maine
Sullivan, J. Courtney

Die Frauen von Maine


sehr gut

Der Roman hat mich durch seine Tiefe und die sorgfältige Charakterzeichnung beeindruckt. Schon das Cover und die Gestaltung des Buches fangen die Atmosphäre der Geschichte perfekt ein. Das Cover zeigt eine schlichte, aber eindrucksvolle Landschaftsaufnahme, die die Weite und zugleich die Einsamkeit Maines widerspiegelt. Die Farbgebung wirkt beruhigend und lädt den Leser ein, in die ruhige, aber intensive Welt der Figuren einzutauchen.

Die Geschichte selbst dreht sich um vier Generationen von Frauen, deren Leben eng miteinander verknüpft sind. Ohne zu viel zu verraten, kann ich sagen, dass Sullivan es meisterhaft versteht, die individuellen und zugleich universellen Herausforderungen, denen diese Frauen gegenüberstehen, darzustellen. Die Themen Familie, Pflichtgefühl, Liebe und der Konflikt zwischen Tradition und Moderne ziehen sich wie ein roter Faden durch das Buch.

Sullivans Schreibstil ist flüssig und präzise, sie schafft es, komplexe Emotionen und Beziehungen in klaren und dennoch poetischen Sätzen auszudrücken. Die Sprache ist nicht überladen, sondern vermittelt das Wesentliche mit einer Eleganz, die den Leser sofort in den Bann zieht. Es gelingt ihr, eine Atmosphäre zu schaffen, die gleichzeitig melancholisch und hoffnungsvoll ist.

Jede Frau der Geschichte ist einzigartig und dennoch durch ein unsichtbares Band mit den anderen verbunden. Besonders beeindruckt hat mich, wie authentisch und vielschichtig die Charaktere gezeichnet sind. Man spürt, dass Sullivan ein tiefes Verständnis für die inneren Kämpfe und Freuden ihrer Figuren hat. Sie schafft es, die Leser dazu zu bringen, sich mit jeder dieser Frauen zu identifizieren, unabhängig von ihrem Alter oder ihren Lebensumständen.

Für mich war das Buch besonders interessant, weil es eine intensive Auseinandersetzung mit der weiblichen Identität und den Erwartungen an Frauen in verschiedenen Epochen und Lebensphasen bietet.

Ich kann „Die Frauen von Maine“ wärmstens empfehlen. Es ist ein Buch, das zum Nachdenken anregt und noch lange nach dem Lesen nachhallt. Leser, die Geschichten über starke Frauen, komplexe Familienbeziehungen und das Aufeinandertreffen von Vergangenheit und Gegenwart mögen, werden dieses Buch besonders schätzen.

Bewertung vom 24.08.2024
Und dahinter das Meer
Spence-Ash, Laura

Und dahinter das Meer


sehr gut

Das Buchcover finde ich sehr schön und einladend; als ob es zu einer sommerlichen Reise einladen würde.
Die Geschichte wurde meiner Meinung nach im Groben und Ganzen gut umgesetzt. An der einen oder anderen Stelle hätte ich mir eventuell noch mehr Details gewünscht, zum Beispiel, wie Beatrix sich in der “neuen Familie“ anfangs eingelebt und gefühlt hat.
Der Schreibstil ist flüssig zu lesen und die Sprache schön, oft auch mit malerischen (Natur-)Beschreibungen.
Die Figuren waren für mich alle authentisch, da jede relevante Person mal abwechselnd ein Kapitel erzählt hat, sodass der Leser einen guten Eindruck in die Gedankenwelt des jeweiligen Charakters erhält.
Der Roman war für mich schön zu lesen, weil ich darin abtauchen konnte und ich die Geschichte schön fand.
Ich würde das Buch jedem empfehlen, der in eine leichte Sommergeschichte mit tollen Charakteren abtauchen möchte.

Bewertung vom 04.08.2024
Alte Eltern
Kitz, Volker

Alte Eltern


sehr gut

Das Cover von „Alte Eltern“ ist schlicht und dennoch ansprechend gestaltet. Die Farbauswahl und das Layout sind unaufdringlich, was die Ernsthaftigkeit des Themas unterstreicht und gleichzeitig Neugier weckt.
Volker Kitz greift in seinem Buch ein gesellschaftlich hoch relevantes und oft tabuisiertes Thema auf: das Älterwerden und die späte Elternschaft. Er beleuchtet die Herausforderungen und Freuden, die mit dem Älterwerden und der Verantwortung für junge Kinder einhergehen. Dabei gelingt es ihm, die Geschichte realistisch und einfühlsam zu erzählen, ohne in Klischees zu verfallen. Der Autor verwebt persönliche Erfahrungen und gesellschaftliche Beobachtungen geschickt, sodass sich die Leser in vielen Aspekten wiederfinden können.
Der Schreibstil des Autors ist klar und prägnant. Er verzichtet auf unnötige Ausschmückungen und kommt direkt auf den Punkt, was die Lektüre flüssig und angenehm macht. Seine Sprache ist zugänglich und dennoch tiefgründig, was dem Thema gerecht wird und den Lesern einen einfachen Zugang ermöglicht.
Die Figuren des Werkes sind authentisch und vielschichtig dargestellt. Man merkt, dass Volker Kitz großen Wert darauf gelegt hat, glaubwürdige Charaktere zu schaffen, die in ihrem Handeln und Denken nachvollziehbar sind. Besonders die älteren Elternfiguren sind sehr gut ausgearbeitet, ihre Sorgen und Hoffnungen wirken echt und berührend.
Das Buch ist für mich besonders interessant, da es ein Thema behandelt, das in unserer Gesellschaft immer wichtiger wird, aber dennoch oft übersehen wird. Die Mischung aus persönlichen Erlebnissen und gesellschaftlicher Reflexion bietet viele Denkanstöße.
Es ist eine empfehlenswerte Lektüre für alle, die sich mit dem Älterwerden, späten Elternschaften und den damit verbundenen gesellschaftlichen Herausforderungen auseinandersetzen möchten. Volker Kitz schafft es, auf eindringliche Weise zu sensibilisieren und gleichzeitig zu unterhalten. Ein Buch, das nachhallt und zum Weiterdenken anregt.

Bewertung vom 21.07.2024
Nach uns der Sturm
Chan, Vanessa

Nach uns der Sturm


ausgezeichnet

Der Roman ließ mich tief in das Leben der Protagonistin Vera Lee eintauchen. Es verwebt gekonnt historische Ereignisse, persönliche Schicksale und kulturelle Identität zu einer fesselnden Erzählung.
Die Geschichte spielt im frühen 20. Jahrhundert und beginnt in Malaysia, wo Vera als Tochter chinesischer Einwanderer aufwächst. Ihre Kindheit wird von den politischen Unruhen und der japanischen Besatzung während des Zweiten Weltkriegs geprägt. Diese historischen Ereignisse bilden den Hintergrund für Veras persönliche Entwicklung und ihre Suche nach Identität und Zugehörigkeit.
Vanessa Chan gelingt es, die inneren Konflikte und Emotionen ihrer Charaktere auf eine authentische und berührende Weise darzustellen. Vera ist eine vielschichtige Protagonistin, deren Stärke und Verwundbarkeit gleichermaßen zum Vorschein kommen. Ihre Beziehungen zu ihrer Familie, insbesondere zu ihrer Mutter, sind tiefgründig und komplex, was die Leser dazu veranlasst, sich intensiv mit den Themen Familie auseinanderzusetzen.
Ein besonders starker Aspekt des Romans ist Chans Fähigkeit, die historischen und kulturellen Details zum Leben zu erwecken. Ihre Beschreibungen sind so lebendig, dass die Leser sich mühelos in die verschiedenen Schauplätze und Epochen versetzt fühlen. Die Erzählung vermittelt ein tiefes Verständnis für die malaysische Geschichte und die Herausforderungen, mit denen die chinesische Gemeinschaft konfrontiert war.
Die Sprache des Romans ist poetisch und gleichzeitig präzise, was den Lesefluss unterstützt und die Emotionen der Charaktere verstärkt. Chan verwendet geschickt Metaphern und Symbole, um die Themen des Buches zu vertiefen und den Lesern ein reichhaltiges Leseerlebnis zu bieten.
"Nach uns der Sturm" ist nicht nur eine persönliche Geschichte über Verlust und Wiederentdeckung, sondern auch eine universelle Erzählung über die Suche nach Identität inmitten von politischen und sozialen Umbrüchen. Es ist ein Buch, das zum Nachdenken anregt und lange nach dem Lesen nachhallt.
Für mich ist es eine empfehlenswerte Lektüre für alle, die sich für gut recherchierte historische Romane und tiefgehende Charakterstudien interessieren.