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vigothelen
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Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 32 Bewertungen
Bewertung vom 20.11.2024
Gefährliche Betrachtungen
Eckardt, Tilo

Gefährliche Betrachtungen


sehr gut

Gefährliche Betrachtungen, Der Fall Thomas Mann. Kriminalroman von Tilo Eckardt
erschienen im VerlagDroemer, Umfang:304 Seiten

Tilo Eckardt legt mit „Gefährliche Betrachtungen“ einen Kriminalroman (?) vor, der in den 1930er Jahren spielt. Die Bezeichnung Krimi wird aber dem nicht ausreichend gerecht.
Protagonisten sind nämlich der deutschen Schriftsteller Thomas Mann sowie ein junger Mann aus Litauen namens Miuleris. Thomas Mann reist nach Nidden, einem damals für den Sommerurlaub mit seiner Familie wohl geeigneten Ort. Er will dort auch an einer großen politischen Rede arbeiten , die unruhigen Zeiten von damals sind ja bekannt.
Miuleris ist nun ebenfalls nach Nidden gereist. Das ist kein Zufall, sondern er hat seit langem den Wunsch, das Ouevre Thomas Manns ins Litauische zu übersetzen. Er hofft, einen Kontakt mit Thomas Mann herzustellen , der ihm seinem Ziel näherbringt. Das gelingt ihm sehr bald.
Der Krimiplot entsteht nun dadurch, dass Miuleris , gesegnet mit einem fotografisches Gedächtnis
sehr schnell die Notizen von Thomas Mann aufschreiben kann, diese Aufzeichnungen aber verliert.
Gemeinsam machen sie sich auf die Suche, der politische Inhalt könnte gefährlich werden, falls das Dokument in falsche Hände gerät.
Was aber das Buch viel reizvoller macht, sind die Gespräche der beiden Protagonisten. Diese zeigen insbesondere Thomas Mann von einer Seite, die wir bisher nicht kennen. Witzig auch , dass ein Literat wie Mann sofort den Namen seines Gegenübers in „Müller“ verballhornt.
Apercú: Die Geschichte ist reine Fiktion, das tut dem Lesevergnügen aber keinen Abbruch.
Reine Krimifreunde kommen nicht ganz auf ihre Kosten, für alle anderen aber eine köstliche Lektüre!

Bewertung vom 12.11.2024
Blutrotes Karma
Grangé, Jean-Christophe

Blutrotes Karma


ausgezeichnet

Blutrotes Karma, Thriller von Jean-Christophe Grangé , erschienen im Tropenverlag, 608 Seiten

Jean-Christophe Grangé ist ein französischer Schriftsteller, der sicher mehr als 20 Romane etc geschrieben hat und spätestens seit der Verfilmung seines zweiten Romans Die purpurnen Flüsse
auch außerhalb Frankreichs bekann ist. .Sein neuer Roman , blutrotes Karma , spielt während der Pariser Studentenproteste Ende der 60er Jahre. Da ich persönlich in dieser Zeit sehr mit diesem Thema beschäftigt war, interessiert mich dieser Roman schon besonders.
Aufhänger hier ist der Fund einer schrecklich zugerichteten Leiche einer jungen Frau.
Diesen Mord versuchen der Freund der Toten , ein Student namens Hervé sowie sein Halbbruder Mersch aufzuklären. Praktischerweise ist jener Polizist. Erwartbar wird weiter gemordet.
Neben Paris ist ein weiterer Schauplatz Indien , später landen wir in Rom . Neben den Studentenprotesten werden die Hippie-Bewegung sowie die in der Zeit beliebte Beschäftigung mit asiatischen Religionen thematisiert.
Der Autor zieht uns mit seinem direkten Schreibstil schnell in jene Zeit hinein, es liest sich größtenteils spannend, vielleicht sind wenige Passagen etwas lang geraten.
Insgesamt empfehlenswert durch die Verbindung einer aufregenden Zeit und Thriller-Elementen.

Bewertung vom 22.10.2024
Das Parfüm des Todes
Hsiao, Katniss

Das Parfüm des Todes


ausgezeichnet

Katniss Hsiao ,Das Parfüm des Todes, Thriller
Aus dem taiwanischen Chinesisch von Karin Betz. Herausgegeben von Thomas Wörtche im Suhrkamp Verlag, 483 Seiten.

Der Einstieg in diesen Roman ist gewöhnungsbedürftig. Man bekommt nicht jeden Tag einen Roman einer taiwanesischen Autorin zu Gesicht.
Die Protagonistin ist Yang Ning, die als Kind einen überbordend tiefen Geruchssinn hatte, diesen aber mit dem Tod ihres Bruders verloren hat.
Irgendwann merkt sie, dass sie den Geruchssinn wieder kurzzeitig aktivieren kann, und zwar , und nun wird es schräg, durch schreckliche Gerüche, die mit dem Tod einhergehen, wie Blut, Verwesung und andere mit Leichen in Verbindung stehende Ausdünstungen.
So ist der ideale Beruf für sie der einer Tatortreinigerin, bald wird es für sie wie eine Sucht, diese Gerüche aufzunehmen. Ihr Chef lässt sie da auch gewähren.
Als sie aber einen Reinigungsauftrag ohne Wissen ihres Chef übernimmt, stellt sich heraus, dass sie einem Mörder geholfen hat, Spuren zu beseitigen. Der Mordverdacht fällt da natürlich zunächst auf sie.
Interessant sind noch die kurzen Einschübe einer Stimme, die offensichtlich Yang Ning stalkt, vielleicht der Mörder?
Mir fiel es wie schon erwähnt schwer, mich an die taiwanesischen Namen zu gewöhnen und die Personen zuzuordnen. Wenn man das Problem überwinden kann, tut sich ein ungewöhnlich spannender, teils gruseliger Roman in einer düsteren Atmosphäre auf . Insbesondere wird uns Yang Ning in ihrer außergewöhnlichen Persönlichkeit immer näher gebracht. Auch die Geschichte wird zunehmend komplex, insgesamt ein lohnenswertes Leseerlebnis!

Bewertung vom 02.10.2024
Das mörderische Christmas Puzzle
Benedict, Alexandra

Das mörderische Christmas Puzzle


gut

Das mörderische Christmas Puzzle von Alexandra Benedict in der Übersertzung von Elisabeth Schmalen (Übersetzer) , erschienen im Verlag Tropen, Umfang 352 Seiten .

Protagonistin ist die 80-jährige Edie O’Sullivan, die neben ihrer Rente mit dem Ausarbeiten von Kreuzworträtseln ihre Brötchen verdient . Sie liebt es , zu puzzeln , kümmert sich um ihre Katzen und findet Weihnachten grässlich.
Der Horror beginnt ausgerechnet in der Weihnachtszeit mit dem Erhalt eines Päckchens mit 6 Puzzleteilen und der Möglichkeit, einen vierfachen Mord zu verhindern, indem sie das Puzzle löst.
Dabei ist vielleicht hilfreich, dass ihr Adoptivsohn Sean bei der Polizei ist und mit der Untersuchung des ersten der angekündigten Morde beauftragt ist. Allerdings teilt Edie ihre fortlaufenden Erkenntnisse nicht unbedingt mit ihm, es ist nicht ganz klar, warum.
:Weiterhin spielt die 90-jährige Nachbarin Riga eine Rolle, keine Freundin, aber Dialogpartnerin der humorigen und kauzigen Art.
Im Laufe des Romans wird sehr gut klar, wie es zu der aktuellen Lebenseinstellung von Edie, u. a. auch zu Weihnachten gekommen ist. Langsam wir klar, dass die geplante Mordserie etwas mit Edies Vergangenheit zu tun hat. Das Ganze liest sich sehr gut weg, auch das Miträtseln macht zusätzlich Spass.
Die Spannung steigt, das Ende wird hier nicht verraten.
Insgesamt ein unterhaltsamer, spannender Roman , das Genre „alte Leute ermitteln“ wird hier gut bedient. Eine Empfehlung!

Bewertung vom 12.09.2024
Invictum
Trussoni, Danielle

Invictum


sehr gut

Invictum , Das zweite Rätsel, Band 2 von Danielle Trussoni , erschienen bei Hoffmann und Campe, 373 S.

Mit Invictum legt Danielle Trussoni nun nach Ingenium einen zweiten Band einer sicher auf viele weitere Bände ausgelegten Reihe vor. Protagonist ist erneut Mike Brink, der nach einem Unfall unter dem sogenannten Savant-Syndrom leidet.
Als Savant bezeichnet man Menschen, die trotz kognitiver Einbußen oder signifikanter Entwicklungsstörungen in einem eng umgrenzten Bereich durchschnittliche oder überdurchschnittliche geistige Leistungen vollbringen können. Bei Mike ist diese Fähigkeit, Rätsel komplexer Art zu lösen und das in Verbindung mit einem fotografischen Gedächtnis.
Hier geht es nun um das „größte Rätsel der japanischen Geschichte „ , eine Drachenbox , deren Inhalt , ja was eigentlich, zumindest Größtes bewirken kann.
Eingeladen vom japanischen Kaiser und begleitet von der ominösen Sakura macht er sich auf den Weg nach Japan auf ein Spiel um Leben und Tod.
Wie es in Thrillern sein muss, gibt es den Erzschurken Segde als Gegenspieler, der aber doch eigentlich schon tot ist ??,
Das Wesen des Romans wird zusätzlich bestimmt in ein Eintauchen in die japanische Geschichte und Kultur und deren Erzählungen. Das andere Element ist das Vertiefen in Rätsel jeder Art, für Liebhaber dieses Bereichs ein gelungener Hintergrund.
Insgesamt liest sich der Roman gut herunter , stolpern könnte manche/r allerdings über zu viel „japanische Welt“ einerseits und zu viel Rätselkunde, teilweise auch mit graphischen Elementen dargestellt. Wer aber ein Faible für die Rätselwelt hat, kommt voll auf seine/ihre Kosten.
Da ich den ersten Band nicht gelesen habe, kann ich nicht beurteilen, ob die Lektüre von Ingenium zum Verständnis beitragen kann. Ich habe mich aber in einer spannenden und auch lehrreichen Welt in Invictum sehr gut unterhalten gefühlt.

Bewertung vom 08.09.2024
Winterwölfe
Jones, Dan

Winterwölfe


ausgezeichnet

Dan Jones: Winterwölfe erschienen im C H Beck Verlag, Umfang 426 Seiten.
Dan Jones' fulminante Fortsetzung der Essex-Dogs-Saga liegt hier vor. Die am Ende von Essex dogs verbliebenen Preotagonisten dieser Kampftruppe sehen wir gleich zu Beginn wieder in ihrer bescheidenen Verfassung, die Kenntnis von Essex dogs wäre dabei sehr hifreich.
Hier geht es also weiter im August 1346 mit der Belagerung von Calais, der französischen Küstenstadt , durch die Engländer. Nach wie vor faszinierend gelingt es dem Autor, die Geschehnisse rund um die Truppe der essex dogs mit den historischen Ereignissen zu verknüpfen. Jedes Kapitel beginnt mit einem kurzen Zitat aus Chroniken, die aus dieser Zeit vorliegen und die Einordnung des Geschehens hervorragend gelingen lassen.
Wir erleben hautnah das aus heutiger Sicht elende Leben sowohl der Kampftruppen als auch der zum großen Teil armen Bevölkerung. Der Gegensatz zu den „Edlen“ , also Könige, Prinzen, Ritter ,wird wunderbar herausgearbeitet. Die Brutalität des Krieges wird durch detaillierte Schilderungen plastisch gezeigt, mir gruselte es an vielen Stellen. Wie schon in essex dogs nimmt Dan Jones uns in das Geschehen mit , als ob wir dabei wären.
Auch neu eingeführte Personen wie das Mädchen Squelette, eine , wie man heute sagen würde Partisanin , macht das Ganze zusätzlich dramatisch. Freund und Feind gehen wild durcheinander , auch die essex dogs geraten durch unvorhergesehene Ereignisse an die verschiedenen Fronten. Insgesamt lebt und leidet man mit den essex dogs mit, obwohl deren Charakter mir völlig fremd ist und auch deren Brutalität abstoßend ist
Ein hervorragendes Buch also von Dan Jones , ich konnte es kaum zur Seite legen. Dicke Empfehlung (aber bitte vorher essex dogs lesen, sofern noch nicht geschehen).

Bewertung vom 28.08.2024
All das Böse, das wir tun
Dazieri, Sandrone

All das Böse, das wir tun


ausgezeichnet

„All das Böse, das wir tun“ von Sandrone Dazieri, erschienen im Harper Collins Verlag, Umfang 504 Seiten.
Der italienische Schriftsteller Sandrone Dazieri wird 1964 in Cremona geboren. Er besucht die San Pellegrino Terme Schule für Hotelmanagement und arbeitet nach seinem Abschluss an verschiedenen Orten Italiens als Koch .
Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen, heute und zweiunddreißig Jahre zuvor.. Es geht jeweils um das Verschwinden eines Mädchens. Im aktuellen Fall scheint es eine Entführung zu sein, es erfolgt aber keine Forderung nach Lösegeld oder anderem.
Im Fall von vor zweiunddreißig Jahren wurde die Leiche des Mädchens gefunden. Ein Verdächtiger wird schnell und oberflächlich ermittelet und letztendlich verurteilt. Hier ist das weitere Thema aber die Machenschaften der (männlichen) Polizei, in die die junge Kommissarin Itala hineingerät. Ihr schlechtes Gewissen wegen der zweifelhaften Verurteilung des vermeintlichen Mörders wird endgültig zur treibenden Kraft ihres Handelns, als der vermeintliche Mörder ebenso vermeintlich Selbstmord begeht.
Die Verbindung zur heutigen Ebene ist Francesca, die Tante des entführten Mädchens. Sie war als Praktikantin der Verteidigung des früheren Falles involviert und versucht, Parallelen zu finden in der Überzeugung, dass der damalige Täter noch frei herumläuft und wieder zuschlägt.Ihr Treffen auf den mysteriösen Gery bringt Tempo in die Ereignisse.

Fazit
Ein spannender Roman, der Wechsel zwischen den Zeitebenen wird gut und das Lesevergnügen befördernd bewältigt. Das hat man nicht immer so.

Ich konnte das Buch nur ungern weglegen und kann diesen Thriller nur empfehlen.

Bewertung vom 24.08.2024
Du kennst sie
Jennett, Meagan

Du kennst sie


gut

„Du kennst sie“ von MaMeagan Jennett, erschienen im Suhrkamp Verlag, Umfang 399 Seiten.

Meagan Jennett ist eine ehemalige Barkeeperin, die aber an der Universität Glasgow gerade in Fine Arts promoviert. „Du kennst sie“ ist ihr Debüt.
Protagonistin dieses Thrillers ist die Barkeeperin Sophie . In ihrem Job ist sie täglich bzw. abendlich den Aufdringlichkeiten bis hin zu sexuellen Belästigungen der männlichen Bargäste ausgesetzt. Soweit so bekannt. Als ein dem Besitzer der Kneipe bekannter Typ namens Mark meint, er könne sich alles erlauben, macht es endgültig Klick bei Sophie , witziger Weise, als er sich an einem zurückgestellten Glas Wein für den Feierabend vergreift. Sie ermordet Mark auf abscheuliche Weise. Schnell merkt sie, dass das auch für zukünftige Belästigungen eine Lösung sein kann. Zweite Hauptfigur ist die Polizistin Nora, die in Erwartung der Nachfolge ihres aktuellen Chefs Murph ist. Murph ruft sie zu einer in einer Mülldeponie gefunden Leiche hinzu. Nora hat hier nicht das erste Mal mit Halluzinationen zu tun.
Sophie und Nora begegnen sich bei den Ermittlungen, eine besondere Beziehung scheint zu entstehen.
Weiter Romaninhalte sind Beschreibungen der Insektenwelt, übersinnliche Einsprengsel , teilweise ziemlich eklig, manchmal langwierig.
Fazit:
Der Plot ist zunächst sehr interessant , die Entwicklung zu einer Serienmörderin (meistens sind die Serienmörder ja Männer ) und die Beziehungsentwicklung der beiden Frauen Nora und Sophie sind kühl aber überzeugend geschildert..
Leider wird mein Lesefluss durch die ausschweifenden Beschreibungen aus der Insektenwelt respektive des Übersinnlichen gestört. Das passt irgendwie nicht zusammen.
Vielleicht findet aber der eine oder die andere diese Zusatzinhalte gerade wichtig. Die tatsächliche Handlung ist auf jeden Fall lesenswert.

Bewertung vom 07.08.2024
Die Toten von Veere. Ein Zeeland-Krimi
Vermeer, Maarten

Die Toten von Veere. Ein Zeeland-Krimi


sehr gut

Die Toten von Veere. Ein Zeeland-Kriminalroman von Maarten Vermee, erschienen im Harper Collins-Verlag, Umfang 575 Seiten.

Die Ermittlerin Liv de Vries reist in die kleine Stadt Veere,die in der niederländischen Provinz Zeeland liegt. Ihr Auftrag ist es, den vermissten Rob van Loon zu finden , ein Koch, der nach Veere unterwegs war und jetzt verschwunden zu sein scheint. Wer ist dieser Rob van der Loon wirklich? Nur ein Koch ? Eine weitere Protagonistin ist vor Ort die Sektionsassisstentin Ann-Remi , eine besonders neugierige Person.
Eigentlich ein einfacher Fall und nicht von dem Kaliber, das Liv de Vries gewohnt scheint. Aber bald zeigt sich ein verwickelter Fall, der Bezug zum Ende des zweiten Weltkrieges aufweist. Damals verschwand ein junges Mädchen surinamesischen Ursprungs. Die beiden Zeitebenen verknüpft Maarten Vermee meisterhaft, man fiebert bei beiden Fällen mit. Dass beide Fälle wohl zusammenhängen, kann man erahnen, die Auflösung erfolgt erst gegen Ende, so dass die Spannung erhalten bleibt.
Interessant auch die Schilderung aus der späten Kriegszeit des 2. Weltkrieges in dieser Gegend, wo die Einwohner sowohl unter der deutschen Besatzung als auch unter den alliierten Angriffen auf die deutschen Besatzer zu leiden hatten.

Fazit


Ein toller Krimi , besonders aber durch die Verknüpfung mit der Historie des 2.Weltkrieges und nebenbei auch dem idyllischen Ort Veermee.

Bewertung vom 17.07.2024
Das Lied des Propheten
Lynch, Paul

Das Lied des Propheten


sehr gut

'Das Lied des Propheten' von Paul Lynch erschien im Klett-Cotta - Verlag und umfängt 310 Seiten.

Paul Lynch erzählt die Geschichte eines dystopisch werdenden Staates an Hand einer Familie, die in die Fänge des Staates gerät.
Es beginnt damit, dass Eilish auf ein Klingeln hin die Tür öffnet und zwei unbekannten Männern gegenübersteht. Die verlangen einen dringenden Kontakt mit ihrem Mann Larry, der aber nicht anwesend ist. Zuhause angekommen erwägt Larry zunächst , das ganze nicht ernst zu nehmen.
Als Lehrer und Gewerkschaftsvorstand ahnt er aber, dass es besser ist, sofort zu reagieren. Der neue Geheimdienst GNSB ist ihm wohl schon geläufig . Die bedrohliche Befragung führt uns gut ein in die Zukunft, die sich hier , wir sind in Irland , entwickeln wird. Immerhin darf er nach Hause gehen. Die Unruhe in der Bevölkerung , die Entwicklungen in der Schule , die Beschränkung der Gewerkschaft entwickeln sich sehr schnell. Dann ist Larry plötzlich verschwunden.
Paul Lynch entwickelt hier ein Szenario, das in manchen Ländern schon begonnen hat. Hier ist ein demokratischer Staat, der zunehmend totalitär wird. Durch Regierungsanweisungen, Vorschriften und die Aushöhlung bis hin zur Beseitigung demokratischer Rechte wird die Bevölkerung zusehends wehrlos .
Dystopische Szenarien gibt es viele. Besonders sticht für mich hier aber der Schreibstil von Paul Lynch heraus. Atemlos reiht er Nebensatz an Nebensatz, unglaubliche Sprachvielfalt , Bilder und Metaphern. Das mag manche LeserInnen abschrecken. Wenn man sich aber darauf einlässt, entsteht ein tolles Lese vergnügen. Sowohl das beängstigende Szenario als auch der Schreibstil haben mich fasziniert.