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Alina

Bewertungen

Insgesamt 10 Bewertungen
Bewertung vom 21.07.2024
Triple Duty Bodyguards / Why Choose Bd.2
Gold, Lily

Triple Duty Bodyguards / Why Choose Bd.2


ausgezeichnet

Spannung und Leidenschaft vereint

Triple Duty Bodyguards von Lily Gold ist eine Why-Choose-Romance mit einer ordentlichen Portion Spice. Das Cover verspricht eher eine wohlige Liebesgeschichte, während die eigentliche Story mit ernsten Themen und alles andere als flachen Charakteren überzeugt. Nach einem Vorfall mit einem Stalker brauch die Schauspielerin Briar ein neues Sicherheitsteam und findet in Glen, Kenta und Matt drei sehr zuverlässige Kandidaten. Doch schon bald beginnt sich nicht nur eine Arbeitsbeziehung zu formen.
Dies war mein erstes Buch im Bereich Reverse Harem und Why-Choose und Triple Duty Bodyguards hat mich damit so überzeugt, dass es nicht mein letztes gewesen sein wird. Zunächst hatte ich die Befürchtung, dass sie Story sehr oberflächlich und vor allem auf den spicy Teil beschränkt sein würde. Doch je tiefer ich in die Geschichte eingetaucht bin, desto besser hat mir die Gesamtidee gefallen. Sowohl Briar als auch die Jungs sind gut ausgearbeitete Charaktere mit ihren eigenen Macken und Geheimnissen, die sie nahbarer machen. Auch der Handlungsstrang mit dem Stalker fand ich sehr spannend und hat für mich nochmal ein anderes Licht auf das Leben der Schönen und Reichen geworfen. Dieser Teil war sehr spannend und hatte schon fast etwas von einem Thriller. Hier sehe ich vor allem die Stärke der Story, da ich dadurch zwischenzeitig das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Allgemein fand ich auch den Schreibstil sehr gut und angenehm zu lesen. Und auch die romantischen bzw. spicy Szenen fand ich nicht zu abstrakt oder völlig weltfremd.
Triple Duty Bodyguards ist ein Buch voller Glamour, tiefgehenden Emotionen und heißen Männern. Super für jeden, der die Tropes Why-Choose und Reverse Harem für sich entdeckt hat.

Bewertung vom 01.06.2024
Die kurze Stunde der Frauen
Gebhardt, Miriam

Die kurze Stunde der Frauen


ausgezeichnet

Zwischen Trümmern und Aufbruch: Die wahre Rolle der Frauen in der Nachkriegszeit

Miriam Gebhart nimmt ihre Leserschaft mit in die Zeit zwischen Aufbruch und Ernüchterung der Nachkriegszeit. Dabei räumt sie auf mit Annahmen über die Trümmerfrauen und die vermeintliche Emanzipation der Frauen im Zuge des zweiten Weltkriegs. Dabei bezieht sie sich immer wieder auf persönliche Biografien deutscher Frauen und ordnet diese in den Gesamtkontext ein. Diese persönlichen Erzählungen sind zwar zum Teil von sehr unterschiedlichen Frauen, geben aber jedes Mal tiefe Einblicke in damalige Verhältnisse.

Ebenen diese persönlichen Biografien sind eine der Stärken dieses Buches. Sie veranschaulichen eine Zeit, deren Auswirkungen noch immer heute zu finden. Und genau das unterstreicht auch noch mal die gesellschaftliche Relevanz, die Miriam Gebhardt hier leistet. Um heutige Strukturen zu verstehen, müssen wir uns zunächst mit ihrem historischen Wachsen beschäftigen. Der verständliche Schreibstil Gebhardt trägt dazu bei, besonders da die Kapitel nicht vollgestopft mit Fachbegriffen sind und somit die Vorgänge für jeden und jede nachvollziehbar macht. Das Verständnis wird durch gut ausgewählte Fotos an den richtigen Stellen unterstützt.
Als Sachbuch überzeugt Miriam Gebhardts Buch außerdem durch ausführliche Recherche- und Quellenarbeit sowie eine wissenschaftliche Arbeitsweise, die allerdings soweit reduziert ist, dass das Buch für eine breite Öffentlichkeit zugänglich wird.
„Die kurze Stunde der Frauen“ ist sowohl für zeitgeschichtlich Interessierte gemacht sowie für all jene, die mehr über die arbeitsweltlichen Strukturen unserer heutigen Zeit erfahren wollen. Thematisch überzeugt das Buch mit einer noch immer aktuellen Relevanz durch die Thematisierung der Bedeutung der Frauen für die Arbeitswelt.

Bewertung vom 07.04.2024
Weil ich an dich glaube - Great and Precious Things
Yarros, Rebecca

Weil ich an dich glaube - Great and Precious Things


ausgezeichnet

Romance mit idyllischem Kleinstadtfeeling

Die Autorin Rebecca Yarros zaubert nach „Fourth Wing“ mit dem Buch „Weil ich an dich glaube“ einen romantischen Roman mit interessantem Setting. Wir begleiten Camden und Willow bei ihrem ersten Wiedersehen nach Jahren und sind Teil der emotionalen Achterbahn. Ganz nebenbei fühlen wir mit beim Schicksal von Camdens Dad und stürzen uns in die Familiendynamiken einer typischen Kleinstadt, natürlich inklusive der Herausforderungen.
Obwohl es sich bei „Weil ich an dich glaube“ um eine Liebesgeschichte handelt, fand ich die knapp 500 Seiten alles andere als langweilig. Die beiden Hauptprotagonisten Camden und Willow sind wunderbar ausgearbeitet und haben Ecken und Kanten, die sie zu richtigen Persönlichkeiten machen. Beide besitzen eine Hintergrundgeschichte, die einen sowohl mitfühlen als auch mitfiebern lässt. Einzelne Details im Charakter machen die beiden sehr einzigartig und ihre Beziehung dadurch wesentlich tiefgründiger und glaubwürdiger. Gleiches gilt für die anderen Bewohner der Kleinstadt Alba, deren persönliche Motive nach und nach ans Licht kommen. Leben der Liebesgeschichte gibt es noch einen anderen Handlungsstrang, der mich besonders am Ende sehr gefesselt hat. Zum Schluss konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
Auch der Schreibstil hat mir gut gefallen. Ich bekam genug Beschreibungen von Alba, um mir die Umgebung und die historische Stätte gut vorstellen zu können, hatte auf der anderen Seite aber auch nicht das Gefühl überladen zu werden von ausufernden Erläuterungen. Am Anfang fand ich den Wechsel der Erzählperspektive etwas verwirrend, aber das ist reine Gewöhnung. Leser*innen, die öfter Bücher mit verschiedenen POV´s lesen, sollten hierbei keine Schwierigkeiten haben.
Rebecca Yarros nimmt uns mit in eine vermeitlich idyllische Kleinstadt, die wie gemacht ist für die Liebesgeschichte zwischen Camden und Willow. „Weil ich an dich glaube“ ist ein Muss für alle, die gerne Romance lesen und nicht genug bekommen können von tollen Charakteren und ein klein bisschen Spannung.

Bewertung vom 07.03.2024
Das verborgene Genie / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.5
Benedict, Marie

Das verborgene Genie / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.5


ausgezeichnet

Leben und Forschen der Rosalind Franklin

Marie Benedict hat mit ihrem Buch „Das verborgene Genie“ einen gefühlsvollen Roman über das Leben und Wirken der Rosalind Franklin geschrieben. Die Protagonistin ist hier eine berühmte Wissenschaftlerin, deren Entdeckung zwar bis heute von wichtiger Bedeutung ist und dennoch viel zu selten mit ihr auch in Verbindung gebracht wird. Als Teil der Motivation hinter diesem Buch kann auch der Versuch angesehen werden, die Bedeutung von Rosalind Franklin für die Wissenschaft hervorzuheben. Damit steht sie stellvertretend für alle Frauen, deren Schaffen zu wenig Anerkennung bekommen haben. Das Thema des Romans ist noch in unserer heutigen Gesellschaft von Relevanz.
Wir Lesenden bekommen einen Einblick in die Wissenschaft der unmittelbaren Nachkriegszeit und durchstehen die Höhen und Tiefen einer wissenschaftlich sehr begabten Frau. Ich fand die charakterliche Ausarbeitung der Personen des Romans sehr gelungen und konnte mir die verschiedenen zwischenmenschlichen Beziehungen sehr gut vorstellen. Dadurch gewann der Roman an Nachvollziehbarkeit und Tiefe.
Die Erzählperspektive (1. P. Sing.) half mir mich in die emotionale Welt der Rosalind Franklin hineinzudenken, besonders in aufgeladenen Situationen. Oft hatte ich das Gefühl, als würde mir persönlich solch eine Ungerechtigkeit geschehen und über Seiten habe ich intensiv mit der Protagonistin mitgefühlt. Allgemein fand ich den Schreibstil gut, nur gab es an einigen Stellen Wiederholungen, die ich persönlich überflüssig fand. Auf den Lesefluss hatten diese allerdings keine negativen Auswirkungen. Zum Stil des Buches gehört auch die Gestaltung der Kapitel, die ich zunächst etwas befremdlich fand. Schlussendlich machen sie aber genau das Buch aus. Die Kapitel sind mehr Szenerien und erzählen bestimmte Situationen, ohne eine große Verbindung bzw. Überleitung zwischen den einzelnen Kapiteln zu schaffen, wie man es eher aus anderen Büchern gewöhnt ist.
Alles in einem ist „Das verborgene Genie“ genau das, was es sein sollte. Ein gut zu lesendes Buch über eine wichtige Frau der Wissenschaft, die durch den Roman an Aufmerksamkeit kommt, die sie verdient hat. Es ist ein Muss für all Jene, die gerne Romanbiografien (vor allem über starke Frauen) lesen und die die eigentliche Geschichte über die Entschlüsselung der DNA miterleben wollen.

Bewertung vom 01.01.2024
Not Your Business, Babe!
Bogner, Verena

Not Your Business, Babe!


gut

Hustle Culture, Generationenkonflikt und feministische Arbeitswelt

Das Buch “Not your Business, Babe” von Verena Bogner ist eine Mischung aus einem persönlichen Erfahrungsbericht mit Elementen eines populärwissenschaftlichen Aufsatzes. Die Autorin versucht hier einen Überblick zu geben, was man als (junge) Frau von der Arbeitswelt wissen sollte und wie unsere vorherrschenden Rollenbilder sich überhaupt so festigten konnten.
Der Schreibstil von Verena Bogner entspricht mehr dem eines persönlichen Erfahrungsberichtes. Wer sonst also von wissenschaftlichem Geschreibe und kompliziert formulierten Ratgebern abgeschreckt wird, hat hier nichts zu befürchten. Stattdessen hatte ich an einigen Stellen das Gefühl, als würde mir meine imaginäre große Schwester Tripps und Tricks für den Berufsalltag mit auf den Weg geben. Auch die Internetinsider oder Anspielungen auf Memes lockerten das ernste Thema auf. Dadurch lassen sich die guten 200 Seiten an einem Stück lesen. Gestört haben mich hin und wieder einzelne Anglizismen, die doch vermehrt in dem Buch zu finden sind. Einige waren passend, andere wiederrum hätten einfach durch ein deutsches Äquivalent ausgetauscht hätten können, ohne etwas an der Aussage zu ändern. Zwar vermitteln die Anglizismen dem Buch eine moderne Prägung, wären an der Menge her am Ende aber doch zu viel vorhanden.
Verena Bogner behandelt in ihrem Buch ein wirklich ernsthaftes und wichtiges Thema, das nicht durch einfache individuelle Veränderungen gelöst werden kann. Das System hat tiefe Wurzeln und wird in den einzelnen Kapiteln gut dargestellt. Ich bin mir darüber bewusst, dass noch kein ultimatives Heilmittel für die vorhandenen Problematiken gefunden wurde, dennoch hätte mich mir im Bereich der Lösungsansätze mehr Tiefgang und Innovation erhofft. So bleibt man nun an einigen Stellen mit dem Gefühl zurück, das Problem zwar erkennen zu können, aber keine Handlungsmöglichkeit zu haben. Viel neues steht auf den etwa 200 Seiten somit nicht.
Der Titel des Buches, besonders der Zusatz „Alles, was du als Frau über die Arbeitswelt wissen musst“, finde ich an einigen Stellen allerdings doch irreführend. So wird schnell der Anschein erweckt, das Buch sei tatsächlich für jede arbeitende Frau gemacht, was ich aber relativieren würde. Frauen der, im Buch so oft angesprochenen, Boomer Generation werden hier nicht fündig werden. Stattdessen bietet „Not your Business, Babe“ eine interessante Lektüre (vor allem als Einstieg in die Thematik) für die Frauen der Generation Y und Z, die sich auch regelmäßig über Sätze wie „Die Jugend von heute ist nicht mehr belastbar“, oder „Niemand will heute mehr arbeiten“ aufregen.

Bewertung vom 11.12.2023
Eine Vorzeigefamilie
Hahn, Rochus

Eine Vorzeigefamilie


gut

Zwischen Familie und Selbstreflexion

Das Buch „Eine Vorzeigefamilie“ ist die biografische Erzählung des Autors über Sein und Schein seiner Eltern. Dabei verknüpft er seine persönlichen Erlebnisse und Wendepunkte seines Lebens mit den Biografien seiner Familie. Heraus kommt eine interessante Erzählung, die durch die Gewalterfahrungen auch gesellschaftlich relevant ist. Es ist wichtig solch schwere Themen mehr in der Öffentlichkeit zu präsentieren und der Autor trägt hier seinen Teil zu bei. Es ist die Geschichte einer normalen Familie, wie sie jeder kennen könnte. Man muss sich regelmäßig in Erinnerung rufen, dass es sich hierbei um eine wahre Geschichte handelt, was das Buch nur noch eindrucksvoller macht. Allerdings stellt die Erzählung vor allem die persönliche Verarbeitung der eigenen Kindheit des Autors in den Vordergrund. Hierbei werden oftmals von seiner Seite nur Vermutungen und Theorien zu den Vorfällen vorgetragen, inwieweit diese aber tatsächlich die Innere Welt der Eltern abbildet, bleibt hier eine nicht lösbare Frage. An einigen Stellen hätte ich mir zudem eine Einbindung der Brüder des Autors gewünscht. Das Buch stellt somit nur seine alleinige subjektive Sichtweise dar.
Außerdem ist es mir zum Teil recht schwer gefallen das Buch zu lesen, da mir persönlich der Schreibstil nicht so gut gefallen hat. Ich bin hin und wieder über Sätze gestolpert, die ich mehrmals lesen musste, um das Geschriebene zu verstehen. Das ist allerdings eine Frage des persönlichen Geschmacks. Auch haben sich einige Äußerungen, Beispiele und Beobachtungen wiederholt, beziehungsweise sind erneut aufgegriffen wurden. An einigen Stellen hatte ich so ein leichtes Déjà-vu und habe mich gefragt, warum nochmal erneut darauf eingegangen wird. Dafür gut gefallen haben mir dafür die kurzen Kapitel und Unterkapitel. Sie hatten eine angenehme Länge und fanden in sich auch immer zu einem guten Abschluss.
Dennoch ist das Buch gesellschaftlich relevant und bietet einen spannenden Einblick in eine Familiengeschichte. Ein Buch für jeden, der sich gerne mit schwierigeren Themen und biografischen Erzählungen beschäftigt

Bewertung vom 05.12.2023
Der Spion und der Verräter
Macintyre, Ben

Der Spion und der Verräter


sehr gut

„Der Spion und Verräter“ hat mich anfangs neugierig gemacht, da es sich um eine wahre Spionagegeschichte während des Kalten Krieges handelt. Immer wieder musste ich mir diese Tatsache vor Augen führen, damit die diese Geschichte noch dramatischer wird. Die Geschichte von Oleg Gordijewski lädt ein zum Abtauchen in den Kalten Krieg und die geheimen Geschehnisse hinter den politischen Entwicklungen der Zeit. Der Einstieg in das Buch hat mir gut gefallen und vermittelt einen umfassenden ersten Eindruck von unserem Spion und seinem Werdegang hin zum KGB-Spion. Das zweite Drittel war für mich persönlich zu wenig spannend und eher eine einfache „Dahinerzählung“, während das letzte Drittel mich wieder mehr begeistern konnte.
Der Aufbau des Buches in drei Teile und die jeweiligen Unterkapitel waren sehr schlüssig und haben beim Lesen geholfen. Außerdem finden sich an zwei Stellen Fotos von den Personen, wodurch ich sie die Beteiligten besser vorstellen konnte. Allerdings haben die Fotos zum Teil die Geschichte vorweggenommen, sodass bestimmte Handlungen klar waren. Ich kannte vor diesem Buch die Oleg Gordijewski und seine Geschichte nicht, wodurch für mich nicht klar war, wie es enden wird. Die Fotos haben da zum Teil viel vorweggenommen.
Ein anderer – wenn auch kleinerer – Kritikpunkt betrifft die Darstellung der verschiedenen Geheimdienste. An einigen Stellen war diese Darstellung für mich zu undifferenziert. Der Autor vermittelt eine gut-böse Zuschreibung, wobei der KGB als der Innbegriff des Bösen auftritt und die westlichen Geheimdienste oft als „Retter“ oder „Die Guten“ dargestellt werden. Dass die Methoden des KGB alles andere als gut sind, sollte klar sein. Doch kann ich mir schlecht vorstellen, dass westliche Geheimdienste nicht auch schlechte oder gar böse Methoden angewendet haben, um an ihr Ziel zu kommen. Ich hätte mir hier mehr Differenzierung und Kontextualisierung gewünscht.
Dennoch ist „Der Spion und der Verräter“ ein spannendes Buch über eine wahre Spionagegeschichte und für all jene empfehlenswert, die gerne Spannung, Abenteuer und James Bond mögen.

Bewertung vom 14.11.2023
Bevor die Welt sich weiterdreht
Brosch, Luca

Bevor die Welt sich weiterdreht


ausgezeichnet

Fesselnde Spionage trifft auf Weltkrieg
Das Buch „Bevor die Welt sich weiterdreht“ von Luca Brosch ist ein spannender historischer Roman, der seine Leserschaft in die Schweiz während des Ersten Weltkrieges entführt. Bereits das Cover und der passende Titel haben mich neugierig gemacht auf die Geschichte, die dahintersteht. Davos und das Luxussanatorium als Setting sind sehr spannend und ermöglichen das Zusammentreffen verschiedenster Charaktere. Hier sehe ich auch eine der großen Stärken des Romans. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und vielschichtig, ohne zu erhöht oder illusionistisch zu sein. An den passenden Stellen wurden Rückblicke einiger Personen eingearbeitet, die mir sehr dabei halfen, deren Entscheidungen nachzuvollziehen. Positiv fand ich auch, dass nicht jeder Charakter seinen persönlichen Handlungsstrang bekam, wie mir das bei anderen historischen Romanen schon aufgefallen ist. Dadurch bewahrt sich „Bevor die Welt sich weiterdreht“ die Spannung und öffnet keine entbehrlichen Handlungsstränge, die die Geschichte nur in die Länge ziehen. Die Idee mit der Spionagegeschichte im historischen Setting ist gut umgesetzt und hat ausreichend Plot Twists an den richtigen Stellen.
Auch der Aufbau des Romans hat mir gut gefallen. Besonders die – im Verhältnis zu anderen historischen Romanen – kurzen Kapitel fand ich gut und haben zur Spannung beigetragen. Auch die Kapitelüberschriften haben die Geschichte ansehnlicher gemacht. Hinzu kommt ein guter Schreibstil, der sich einfach lesen lässt.
Einziger Kritikpunkt ist das für mich persönlich zu kurz gefasste Ende. Hier hätte ich mir noch ein paar Kapitel mehr gewünscht, damit die Geschichte ein noch runderes Ende für mich bekommt. Dennoch finde ich den Roman mehr als gelungen.
„Bevor die Welt sich weiterdreht“ ist im Ganzen eine schöne Geschichte und besonders für die interessant, die eine andere Art von historischem Roman lesen möchten.

Bewertung vom 18.10.2023
Mutterkuchen
On, Marie

Mutterkuchen


ausgezeichnet

Eine eindrückliche biografische Erzählung

Das Buch „Mutterkuchen“ ist eine eindrückliche autobiografische Erzählung, auf die man sich bewusst einlassen muss. Erst dann entfaltet die Geschichte ihr eigentliches Potenzial. Bereits das Cover und der Titel haben mich angesprochen und neugierig auf die Geschichte gemacht, die dahintersteckt. Die Autorin nimmt ihre Leserschaft mit auf eine Reise von der Vergangenheit bis in die Gegenwart. Dabei schildet sie Szenen und Ereignisse aus ihrem Leben auf eine Art und Weise, als würde sie einem mündlich ihre Geschichte erzählen. Der Schreibstil harmoniert dabei gut mit dem, was erzählt wird. Statt eines blumigen und ausschweifendem Erzählens, wird die Geschichte durch einen gut auf den Punkt gebrachten Stil entwickelt. Das Leid – besonders im ersten Teil – wird dadurch nur unterstrichen und wirkt sehr wahrhaftig. Immer wieder musste ich mir beim Lesen in Erinnerung rufen, dass es sich hierbei ja um eine autobiografische Erzählung handelt und das Leben, in das ich Einblicke haben durfte, tatsächlich so gelebt wurde und keine fiktive Welt darstellt. Umso nahbarer wurde die Erzählung und die Protagonistin bzw. Autorin, und ich habe auf eine sehr persönliche Art die Lebensentwicklung mitverfolgt und mitgefühlt. Jedes Tief und jedes Hoch haben mich sehr berührt. An einigen Stellen hatte ich Probleme Menschen und ihre Namen zuzuordnen, da in einigen Abschnitten auf bestimmte Personen nur kurz eingegangen worden ist. Im Kontext der Erzählweise passt es allerdings zur Geschichte. „Mutterkuchen“ ist ein Buch, auf das man sich bewusst einlassen muss. Tut man dies aber, so hat man die Chance auf ein berührendes Buch, das zum Mitfühlen und Mitleiden einlädt und einem sein eigenes Leben hinterfragen lässt.

Bewertung vom 17.10.2023
Die Postbotin
Schneefuß, Elke

Die Postbotin


sehr gut

Eine Geschichte über starke Frauen, Familie und die Liebe

Der Roman versetzt seine Leserschaft in das Berlin der Anfangszeit der Weimarer Republik. Durch die historischen – und zum Teil noch immer bestehenden – Orte konnte ich gut in die Geschichte eintauchen. Wobei ich an einigen Stellen gerne noch tiefer in das historische Berlin von 1919 eingetaucht wäre. Sowohl das Cover als auch die schön gestaltete Karte von Berlin im Buch sorgen für eine gute Atmosphäre.

Das Buch erzählt die Geschichte der Postbotin Regine, aber auch der anderen Frauen in ihrem Umfeld. Jede Einzelne von ihnen steht vor in einem Spannungsverhältnis mit der Familie, der Arbeit, den Nachkriegsproblemen und natürlich auch der Liebe. Dabei gefiel mir der Schreibstil von Elke Schneefuss auch sehr gut, der weder zu komplex und verschaltet als zu einfach gehalten war. Dadurch wurde ich regelrecht an das Buch gebunden und konnte es kaum aus der Hand legen. Über die 400 Seiten hinweg konnte man Regine, Evi und Co. Dabei erleben, wie sie über sich hinauswuchsen und ihre persönlichen Probleme meisterten. Allerdings entstanden durch die vielen unterschiedlichen Charaktere auch viele unterschiedliche Handlungsstränge, die mir persönlich am Ende zu wenig aufgeklärt worden sind. Hier sehe ich noch Potenzial – auch für eine mögliche Fortsetzung der Geschichte. Alles in ein einem handelt es sich bei der Geschichte um die Postbotin um eine Erzählung, die so auch hätte stattfinden können und die besonders für historische Romane liebende Menschen interessant ist.