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sarahs-buecherwelt
Wohnort: 
neumünster

Bewertungen

Insgesamt 8 Bewertungen
Bewertung vom 06.12.2010
Die Ankunft / Morbus Dei Bd.1
Zach, Bastian;Bauer, Matthias

Die Ankunft / Morbus Dei Bd.1


ausgezeichnet

Schon das Cover dieses Taschenbuches ist ein wahrer Blickfang. Düster blickt den Leser eine Figur entgegen. Ein magisches Symbol ist hervorgehoben. Dazu ein unheimlicher Titel und ein vielversprechender Klappentext. Kurz gesagt, ich freute mich riesig auf ein spannendes Buch.

Der Prolog verursachte mir ein riesiges Fragezeichen auf dem Kopf. Nicht ganz zwei Seiten, die Angst aufkommen ließen. Danach ging es mit der eigentlichen Geschichte weiter. 1703 flieht Johann schwerverletzt von einem Bauern und kommt in das unheimliche Dorf mitten in Tirol. Elisabeth und ihr Großvater pflegen ihn gesund. Als Dank und aus Zuneigung zu Elisabeth verdingt er sich als Knecht bei Jakob, dem tyrannischen Vater von Elisabeth. Schnell merkt er, dass es nicht nur der kälteste Winter seit Jahren ist, sondern das im Dorf etwas unheimliches vor sich geht. Als eine Kuh verschwindet, erfährt Johann zum ersten Mal von den Ausgestoßenen. Um die Situation gefährlich zu zuspitzen kommt noch ein Trupp bayrischer Soldaten ins Dorf.

Während des gesamten Lesen stellte ich mir die Frage, in welches Genre ich diese Lektüre einteilen sollte. Es ist kein typisch, historischer Roman, aber als Horror oder Thriller kann man das Werk definitiv auch nicht bezeichnen. Es ist aber ein gelungener Mix, der von der ersten Minute den Leser packt. Ich wurde in eine Welt entführt, die nicht nur 300 Jahre zurück liegt, sondern düster, mystisch und voller Glaube steckt. Die historischen Fakten rund um das Leben in dieser Zeit wurden mir perfekt vermittelt. Ich konnte den Glauben an Gott und die harten Lebensbedingungen für ein kleines Dorf ohne Schwierigkeiten nachvollziehen. Alleine durch den harten Winter wirkt das Buch noch realistischer und spannender.

Nicht nur die Situation, sondern auch die Charaktere wurden vom Autoren-Duo authentisch, lebendig und voller eigener Charakterzüge beschrieben, dass ich jeden direkt vor meinem inneren Auge sehen konnte. Viele wurden sympathisch gestaltet, andere wiederum sind tyrannisch und eher unsympathisch.

Die beiden Autoren verwenden in allen Bereichen einen bildhaften und detaillierten Sprachstil. Dabei achten sie darauf den Leser in keiner Weise zu langweilen. Trotz der vielen Details wirkt es nie in die Länge gezogen, sondern die Spannung baut sich immer mehr auf bis sie am Ende in einem überraschenden Schluss aufgeht. Der Schluss lässt mich auf eine Fortsetzung hoffen.

Einmal angefangen, konnte ich dieses Werk nicht mehr aus der Hand legen. Das Böse, die düstere Umgebung und der verwirrende Prolog sind auf Grund der realistischen und historischen Rahmenbedingungen fesselnd. Ich habe das Buch an zwei Tagen durchgelesen.

Wer also auf der Suche nach einem Buch voller düsterer Atmosphäre ist, das historische Genre bevorzugt und dabei noch etwas zum Nachdenken mag, sollte sich dieses Buch kaufen.

===Bewertung===
Viele Bücher sind gut, aber nur wenige Bücher sind so gut. Düster, spannend, authentisch und detailliert. Dem Autoren-Duo ist ein grandioser Genre-Mix gelungen, der jeden Leser überzeugt. Dafür gibt es fünf Sterne.

5 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.12.2010
Die Schöne und der Tod / Max Broll Krimi Bd.1
Aichner, Bernhard

Die Schöne und der Tod / Max Broll Krimi Bd.1


sehr gut

Das Cover von „Die Schöne und der Tod“ ist einfach nur ansprechend. Der schwarze Hintergrund mit dem bezaubernden Gesicht und den sinnlichen Lippen passt perfekt zu diesem Buch. Der Klappentext tut das Übrige und hat mich sofort überzeugt.

Bernhard Aichner war mir bis zu diesem Buch ein völlig unbekannter Autor. Nach einem ersten Durchblättern des Buches, war mein erster Gedanke: Das kann ja was werden. Der Grund dafür ist Aufbau seiner Dialoge. Anführungszeichen gibt es keine. Stattdessen sieht es mit den Bindestrichen eher wie eine Aufzählung aus. Wer was spricht, muss beim genauen Lesen herausgefunden werden. Auf den ersten Blick wirkte dies anstrengend.

Auf den zweiten Blick faszinierte mich jedoch die Phantasie des Autoren. Als Max Vater schwer krank wird, verzichtet er auf seinen Job und seine große Liebe, Emma. Inzwischen lebt er in einem idyllischen Dorf und hat die Arbeit seines Vaters, als Totengräber übernommen. Dieses neue Leben gerät aus den Fugen, als sich Emma plötzlich bei ihm meldet. Ihre Schwester hat Selbstmord begangen und er soll sie nun beerdigen. Doch damit nicht genug, denn plötzlich verschwindet ihre Leiche spurlos. Max und seine Freunde begeben sich in Lebensgefahr, um das Rätsel der verschwunden Leiche zu lösen.

Auf ein solches Thema zu kommen, zeugt von Phantasie. Gerade der Anfang bedarf einiger Eingewöhnungszeit. Gleich zu Beginn wurde ich regelrecht mit dem ungewohnten Dialog überfallen. Die Figuren, aber auch die Situation wurde noch gar nicht vorgestellt. Ich fühlte mich ins kalte Wasser geworfen und musste mehrfach den Dialog lesen. Es dauerte aber nicht lange, bis mir die Figuren durch ihren individuellen Charme ans Herz gewachsen waren. Wer diese chaotische Bande nicht sympathisch findet, der wird an diesem Buch keine Freude haben.
Der Protagonist Max ist kein Polizist oder Detektiv, sondern ein ganz normaler Mensch, der auf die absurdesten Ideen kommt, um den Dieb der Leiche zu finden. Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen, wie oft ich lauthals losgelacht oder einfach nur geschmunzelt habe. Dieser Krimi ist einfach nur amüsant.

Bernard Aichner hat einen Krimi konzipiert, der voller Humor und Spannung steckt. Dabei hat er auf jedes winzige Detail geachtet. Seine Charaktere sind individuell und menschlich. Auch die Situationen, Schauplätze und Emotionen wurden authentisch dargestellt. Ich hatte stets das Gefühl mitten im Geschehen zu sein. Durch die vielen Details konnte ich alles direkt vor meinem Auge sehen. Wer jetzt aber davon ausgeht, dass der Autor dabei lange Sätze verwendet, der täuscht sich. Nicht nur bei den Dialogen, sondern auch im normalen Text, setzt der Autor auf staccato. Viele kurze Sätze, die aber voller Details stecken.

Bis zum Schluss ist der Inhalt so abgedreht, spannend und witzig, dass er auf seine Art und Weise fesselnd ist. Ich habe stets nach dem Motiv gegrübelt und wurde mit diesem Ende völlig überrascht. Das Ende fängt so leicht an, explodiert wie ein Feuerwerk, um sanft auszuklingen. Ich empfinde es als grandios und gut durchdacht.

===Bewertung===
Das 256-seitige Buch kann ich jedem empfehlen, der gerne Krimis liest. Es ist zwar ein gewöhnungsbedürftiger Krimi, der die volle Aufmerksamkeit des Lesers fordert, aber ich finde, dass es sich lohnt. Lediglich die exotischen Dialoge erschweren das Lesen. Daher bekommt das Buch nur vier Sterne.

Bewertung vom 27.11.2010
Herr Apropos von Nichten
David, Peter Allen

Herr Apropos von Nichten


gut

Herr Apropos von Nichten ist der erste Teil der Apropos-Trilogie. Der Autor selbst ist eher durch seine Star Trek, Spiderman oder Hulk Werke bekannt. Doch auch Herr Apropos von Nichten soll ein Werk sein, das seinesgleichen sucht. Nachdem Klappentext erwartete ich ein lustiges Abenteuer mit einem charmanten Helden und viel Fantasie-Figuren. Schnell wurde ich aber eines besseren belehrt. Wer hier ein typisches Fantasie-Werk erwartet, wird überrascht sein wie ich. Es ist eine Mischung aus klassischer Fantasie, Humor und einem blutrünstigen Ritteroman.

Als Leser durfte ich an der Stelle ins Geschehen steigen, als Apropos einen Ritter getötet hat. In einer Rückblende sollte ich jedoch den Umstand zum Tod des Ritters erfahren. Mehr der Zufall als das Talent haben Apropos das Leben gerettet. Nach dieser Einführung wurde ich gleich zurück in seine Vergangenheit gelotst. Nach und nach wurde mir von Apropos seine Lebensgeschichte erzählt. Seine Mutter, die für Ritter schwärmte, wurde mit ihm durch eine Vergewaltigung schwanger. Danach machte sie sich die neu erworbenen Fähigkeiten zum Hauptverdienst, um ihren Sohn, einen Krüppel zu finanzieren. Ja, Apropos ist kein starker Held, sondern durch ein lahmes Bein behindert. Zudem kämpft er nur, wenn es wirklich notwendig ist und ist auch sonst eher unsympathisch. Auf seiner Reise zum König Isteria, um Gerechtigkeit zu fordern, begegnet er nicht nur Königen, Rittern, sondern Prinzessinnen, Einhörner, Phönixe und vielen anderen Figuren.

Eigentlich ist das Buch von Anfang bis Ende voller Spannung und Humor. Es gibt Schilderungen, bei denen ich lauthals loslachen konnte. Die Schilderungen sind allesamt detailliert und stecken voller Leben, sodass ich mir den gesamten Roman vor meinem inneren Auge sah. Jeder einzelne Charaktere hatte etwas Besonderes an sich, dass ihn trotzdem immer sympathisch erscheinen ließ. Die einzige Ausnahme bildet der Protagonist. Apropos konnte während der gesamten Geschichte nicht einen Funken Sympathie erhaschen. Im Gegenteil durch diesen egoistischen Hauptcharaktere hatte ich oftmals sogar Lust das Buch abzubrechen. Auf der einen Seite wollte ich immer Mitleid mit diesem armen Pechvogel haben, da mir die gesamte Lebensgeschichte von Apropos einfach im Herzen weh tat. Auf der anderen Seite steht aber ein total mieser Charakter. Egoistisch und heuchlerisch. Auch wenn ich es durch seine Erlebnisse in der Kindheit verstehen kann, empfand ich Apropos einfach nur als Schuft. Trotzdem hat sich das Durchhalten gelohnt, denn die Wendung, welche Apropos in dem Buch durchlebt, ist im gewissen Maße schon lesenswert. Das zeigt zumindest die Vielseitigkeit des Autors. Die zahlreichen Ideen, Wendungen und Spannungskurven sind einfach nur bemerkenswert. Es gibt kaum eine Passage, wo nicht etwas passiert. Entweder wird etwas spannendes, emotionales oder lustiges eingebaut. Mit einem sympathischen Charaktere hätte das Lesen deutlich mehr Spaß gemacht.

Der Text selber hat mich stark überrascht. Die Schrift ist sehr groß, wie in einem Kinderbuch, und verteilt sich daher auf 701 Seite. Dadurch lässt es sich flüssiger lesen und strengt die Augen nicht so an. 31 Kapitel sorgen für gute Pausen beim Lesen.
Das englische Original kenne ich nicht, und kann daher nichts zu den Übersetzungskünsten sagen. Ich weiß nicht, ob Witze, Namen oder alles genau übersetzt wurde, oder viele Anspielungen einfach untergehen. Eines weiß ich jedoch sehr genau, und zwar das der Übersetzer definitiv Probleme mit seinem Korrektur-Programm hatte. Ich habe noch kein Buch gesehen, dass auch einem renommierten Verlag kommt, und so viele Rechtschreibfehler beinhaltet. Selbst unbekannte Autoren in kleinen Verlagen, die kein gutes Lektorat haben, sind sorgfältiger.

Nachdem ich das Buch in fünf Tagen durchgelesen hatte, bin ich am Ende sehr unentschlossen, was die Empfehlung angeht. Bis zum Schluss konnte ich mich mit dem Protagonisten Apropos und seinem Egoismus anfreunden.

Bewertung vom 18.11.2010
Still, still
Hannah, Sophie

Still, still


sehr gut

„Still, Still“ ist ein Psycho-Thriller, der sich mit den Ängsten werdender oder neuer Mütter beschäftigt. Geschrieben wurde dieses Buch von Sophie Hannah, einer mir bis dahin unbekannten Autorin.
Eine frischgebackene Mutter, die ihre Haustür offen und ihren Mann schlafend vorfindet, und dann in das Gesicht eines fremden Babys blickt. Keiner der ihr wirklich glaubt. Das ist alles andere als eine triviale Kost.
Durch den Klappentext war ich auf diesen Augenblick zum Glück vorbereitet und dadurch wurde es für mich erst ab dem zweiten Kapitel spannend. Im ersten Kapitel durfte ich allerdings die Protagonistin Alice kennenlernen. Auf den ersten Blick wirkt sie abhängig von der Liebe ihres Mannes und ihrer Schwiegermutter, doch später ändert sich dieser Eindruck zusehends. Neben Alice lernte ich ihren Mann und ihre Schwiegermutter kurz kennen. Eine kurze, aber bildhafte Einführung der wesentlichen Charakteren, wie ich fand.
Das erste Kapitel endet geschickt mit dem Blick in die Wiege. Als Leser war ich sehr überrascht, als es gar nicht an dieser Passage im nächsten Kapitel weiterging, sondern ich mich auf dem Polizeirevier wiederfand. Die Autorin versucht durch einen Zeitsprung mit jedem Kapitel immer mehr Spannung aufzubauen. Alice erzählt aus einer Ich-Perspektive alle Erlebnisse vom Anfang an. Während ich in den Polizei-Kapiteln einige Wochen später mich mit der Suche nach der verschwundenen Alice befassen durfte. Durch Zeitangaben mit jedem neuen Kapitel wusste ich stets an welchem Zeitpunkt ich mich in der Geschichte befand. Mit jedem neuen Kapitel wurde die Geschichte immer mysteriöser. Als Leser habe ich mir ständig die Frage gestellt, ob sie verrückt ist, ihr Mann vielleicht dahintersteckt oder aber doch die Schwiegermutter. Während des Verlaufs versucht Sophie Hannah geschickt den Leser auf eine falsche Fährte zu locken, und ich muss gestehen, dass ich ihr anfänglich sogar gefolgt bin, obwohl mir dies zu einfach klang. Zum Schluss hin wendet sich jedoch dieses Blatt und immer deutlicher wurde mir der eigentliche Grund von Alice verschwinden und ihrer „falschen Tochter“ vor Augen geführt.
Das Ende ist jedoch ein Schock. Im gesamten Verlauf überzeugt das Buch durch Logik, Spannung und Emotionen. Ich war regelrecht gefesselt und konnte es nur schwer aus der Hand legen. Ich erwartete einen ebensolchen Schluss, und wurde sehr enttäuscht. Der Schluss selbst ist für mich nur schwerlich nachvollziehbar gewesen. Ich habe selten so etwas absurdes, unlogisches und an den Haaren herbeigezogenes gelesen. Man könnte meinen, zwei Autoren wären hier am Werke gewesen. Zudem wird die Theorie sowohl von Simon, als auch Alice erklärt, sodass ich es sogar teilweise noch als langweilig empfand. In meinen Augen sollte ein solches Werk keinen unlogischen und langweiligen Schluss haben, sondern das Highlight sein.

Ich habe das Buch an zwei Tagen verschlungen, da ich mich so sehr auf den Schluss gefreut habe, und dann eine solche Enttäuschung. Der Anfang ist so gut, dass ich das Buch sofort jedem empfehlen würde, aber durch den Schluss, stehe ich definitiv nicht mehr voll und ganz hinter diesem Buch. Hier sollte jeder selber einmal entscheiden, ob er das Geld wirklich investieren will.

===Bewertung===
Es fängt authentisch, spannend und packend an. Lebhafte Charaktere, bildhafte Emotionen, farbenfrohe Orte und eine grausame Thematik machen das Buch zu einem guten Psychothriller. Der Schluss jedoch sticht negativ aus diesem Schema hervor. Er ist unlogisch, schlecht und langweilig. Diese ungewohnte Kombination bekommt aus diesem Grund nur vier Sterne.

Bewertung vom 15.11.2010
Ohnmachtspiele / Polizeimajor Johannes Schäfer Bd.2
Haderer, Georg

Ohnmachtspiele / Polizeimajor Johannes Schäfer Bd.2


sehr gut

Ohnmachtsspiele ist der zweite Titel des Krimi-Autoren Georg Haderer. Der erste Teil, Schäfers Qualen, war mir, bis ich diesen Teil in den Händen hielt, völlig unbekannt. Nach meinem letzten Krimi-Erlebnis, war ich wirklich gespannt, ob es sich diesmal um einen klassischen Krimi handeln würde.

Am Anfang sieht es alles andere als nach einen typischen Krimi aus. Zwar gibt es mehrere Leichen, aber es sieht eher nach Unfall, Überdosis oder Selbstmord aus. Durch die Unterbesetzung der Wiener Polizei sollen diese Fälle auch schnell abgeschlossen werden. Lediglich der dargestellte Selbstmord einer Frau aus einer angesehenen Familie soll aufgeklärt werden. Schließlich geht es doch um das Image der Polizei, aber auch um Statistiken. Schäfer wäre aber nicht Schäfer, wenn er nicht jeden Fall sein gleiches Interesse entgegen bringen würde und ehe er es sich versieht befindet er sich in einem vertrackten Serienmörder-Fall. Wenn ihm seine Kollegen nur glauben würden, wäre alles einfacherer.

So wie auch Schäfer erst nach und nach das Puzzle zusammensetzt, wurde auch ich als Leser nach und nach an den Krimi herangeführt. Den absurden Prolog über zwei frühreife Jungen, konnte ich anfangs sogar gar nicht mit der nachfolgenden Geschichte verbinden. Nach dem kurzen und verwirrenden Prolog wurde ich gleich zum ersten Mordfall geleitet. Für Schäfer ist es ebenfalls der erste Mordfall nach einer langen Pause. Da ich Schäfer im ersten Teil nicht kennenlernen durfte, fühlte ich mich ins kalte Wasser geworfen. Aber auch ohne „Schäfers Qualen“ zu kennen, kann dieses Buch ohne Probleme gelesen werden. Schließlich steht Schäfer in diesem Fall mit seiner depressiven und forschen Art im Augenmerk des Lesers. Aber ich musste feststellen, dass sich erst nach der Hälfte des Buches ein wirklich komplettes Bild vor meinen Augen gefestigt hat. Georg Harderer hat mit Schäfer eine sehr komplexe Figur ins Leben gerufen, die definitiv nicht mit einer kurzen bildhaften Einführung beschrieben werden kann. Aus diesem Grund empfand ich dies auch nicht tragisch. Seine Kollegen hingegen sind schon nach einigen Seiten abgerundet und stecken voller Witz, Herz und Charme.

Die Wendungen und die Verbindung zwischen den einzelnen Fällen, habe ich sehr genossen. Endlich ein typischer Krimi, der durch den Serienmörder schon einen leichten Hang zu einem Thriller bekommen hat. Dazu verwendet der Autor einen bildhaften, einfachen und fesselnden Stil, der eine authentische Stimmung in einem Mord-Dezernat schafft. Trotzdem musste ich mich an einigen Passagen zusammenreißen, um nicht einige Absätze zu überspringen. Neben den Mordfällen und der Rückkehr von Schäfer, geht es auch um die Rationalisierung des Personals. Kosten müssen überall gespart werden. Daher ist es schön zu lesen, dass dieses Thema in diesem Krimi aufgegriffen wurde. In meinen Augen wurde es aber zu ausführlich behandelt. Stellenweise wurde der Mittelteil durch diese Einbauten arg in die Länge gezogen. Zwar ist dies alltäglich und wie ich finde sehr realistisch umgesetzt worden, aber durch den Umfang wirkte es zu viel.
Besonders gelungen fand ich den Schluss dieses Krimis. Die Auflösung der Fälle ist gut durchdacht und lässt keine Fragen offen. Für mich war der Schluss auf jeden Fall überraschend.
Zusammen gibt diese Thematik mit den Mordfällen ein gut durchdachtes Gesamtkonzept ab. Ich konnte es trotz der langgezogenen Stellen nur schwerlich aus der Hand legen. Georg Harderer ist mit der Figur Schäfer ein sympathischer Charakter gelungen, der mit seiner depressiven Art, seinem trockenen Humor und der Willensstärke in den Bann zieht.

Ich kann das Buch jedem empfehlen, der einen realistischen, gut durchdachten und spannenden Krimi in Verbindung mit einer aktuellen Thematik lesen möchte. Auch wer den ersten Teil nicht kennt, wird an diesem zweiten Teil seine Freude haben und Schäfer schnell in sein Leser-Herz schließen.

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Bewertung vom 14.11.2010
Der zweitbeste Koch
Bracharz, Kurt

Der zweitbeste Koch


sehr gut

Der Einstieg in diesen Krimi empfand ich als gewöhnungsbedürftig. Erwartet man doch von den ersten Seiten an in das Verbrechen involviert zu werden. In diesem Fall wird der Leser ausführlich mit dem Protagonisten Xaver Ypp bekannt gemacht. Dieser Charakter ist ein älterer Herr, der für eine Zeitung den Gastronomie-Teil schreibt. Zudem durfte ich als Leser seine Kollegen und den angehenden Nachwuchs-Star Quentin kennenlernen. Dieser soll von Xaver angelernt werden. Das geht natürlich am Besten in einem Gourmet-Tempel. Vor Ort stellt Xaver das abrupte Verschwinden des zweitbesten Kochs fest. Die Vermutungen von Xaver gehen von der Ermordung bis zum Kanibalismus.
An dieser Stelle ging ich davon aus, dass ich nun endlich in den spannenden Verwicklungen über die Aufdeckung von Wang Li angekommen war. Die Ernüchterung folgte umgehend. Zwar befasst sich das Buch nach und nach mit der Aufklärung, beinhaltet jedoch zum größten Teil den kulinarischen Aspekt. Ich durfte Einblicke in Rätsel der hohen Mathematik erhalte, bekam die ungewöhnlichsten Speisekreationen vorgelegt und wurde mit Drogenerlebnissen, tödlichen Lebensmitteln und verdächtigen Käfigen im Zoo konfrontiert. Andere Krimis konzentrieren sich auf Spannung, hier befasst sich der Autor mit sehr ungewöhnlichen Nebensträngen. Diese sind in meinen Augen allerdings total unterhaltsam. Zwischenzeitlich war ich der kulinarischen Seite so fasziniert, dass ich ganz vergessen habe, dass es sich um einen Krimi handelt. Ich konnte etwas über die kulinarischen Eigenheiten in der fernöstlichen Küche erleben, die ich so nie erfahren hätte. Durch kleinere Überfälle, einen Bruder beim Geheimdienst oder den Tod seiner Frau, versucht Kurt Bracharz immer wieder daran zu erinnern, dass es eigentlich ein Kriminalroman ist. Zum Schluss wird dieser Aspekt immer deutlicher in den Vordergrund gestellt. Der Schluss näherte sich und wurde ruckartig und überraschend eingeleitet. Mit einer solchen Wendung hätte ich nur teilweise gerechnet. Dieser Höhepunkt voller Spannung dauerte nur kurz an, um danach wieder der kulinarischen Unterhaltung zu weichen.

Der Autor schreibt nicht nur bildhaft, sondern herrlich erfrischend. Der Lesefluss wird an keinem Punkt unterbrochen oder gestört. Nachdem ich die anfänglichen Schwierigkeiten mit den Namen überwunden hat, empfand ich den Stil nur noch angenehm. Ich konnte mich in die verschiedenen Situation, Charaktere und Emotionen gut hineinversetzen und war nach den ersten Seiten bis zum Schluss gefesselt.

Auch wenn ich persönlich dieses Buch nicht als eigentlichen Krimi bezeichnen würde, sondern eher kulinarische Unterhaltung mit Krimi-Einwurf, konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen. Ich habe diese Geschichte an einem Tag durchgelesen.

Empfehlen kann ich dieses skurrile Werk jedem, der sich für die fernöstliche Küche interessiert. Diese wird in dieser Lektüre deutlich aufs Korn genommen. Leser sollten sich vor dem Kauf jedoch bewusst machen, dass der Kiminal-Anteil jedoch höchstens 20 Seiten in Anspruch nimmt und auf eine recht gewöhnungsbedürftige Art und Weise zum Ende kommt.

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