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zeilen_drama

Bewertungen

Insgesamt 40 Bewertungen
Bewertung vom 23.10.2024
Das Verhalten ziemlich normaler Menschen
Reilly, K. J.

Das Verhalten ziemlich normaler Menschen


sehr gut

K.J.Reilly hat mit dem Roman "Das Verhalten ziemlich normaler Menschen" eine Geschichte für Jugendliche ab 14 Jahre geschrieben indem sich aber genauso trauende Ältere wiederfinden können. Der leichte, lockere Schreibstil spricht sicher die Jugendlichen an.
Den Titel finde ich sehr aussagekräftig. Denn trauernde Menschen SIND normale Menschen und deshalb ihr Verhalten auch normal. Auch wenn es vielleicht nicht leicht zu verstehen ist.
Das Cover ist sehr ansprechend und gibt ein Bild der vier Protagonisten wieder. Im Innenteil stehen Aussagen der Hauptperson Asher und passende Weisheiten verschiedener Künstler.
Der Einstieg in die Geschichte ist sehr gelungen. Asher, haut direkt seine Wahrheit dem Leser ins Gesicht und schockiert sie und die Mitmenschen in der Geschichte.
Er fühlt sich mitschuldig an dem Tod seiner Mutter.
Es stellt sich die Frage, ab wann ein trauernder Teenager wieder ein "Normalverhalten" an den Tag legen muss. Immerhin ist der Tod seiner Mutter nun schon über ein Jahr her.
In einer Trauergruppe erlebt Asher schnell, wie sehr Trauer verbinden kann. Sie macht nicht halt vor Jugend oder Alter.
Schnell entwickelt sich die Geschichte zu einem Roadmovie-Trip, indem ganz unterschiedliche Charaktere und Schicksale miteinander verflochten werden. Asherś Vision die ihn antreibt, bekommt im letzten Drittel schnell eine Wendung und überrascht im Ende.
Welch ein berührender, tiefsinniger Jugendroman! Man sollte viel häufiger Alte und Junge zusammen bringen. Sie können sich so gut gegenseitig unterstützen, voneinander lernen und mit Vorurteilen aufräumen. Diese Buch ist der beste Beweis!

Bewertung vom 11.10.2024
Für immer und ein Jahr
Hansen, Stefanie

Für immer und ein Jahr


ausgezeichnet

Das Cover besticht durch den Titel in großer, schwunghafter Schreibschrift mit dem Unendlichkeit-Zeichen in der Mitte. Schemenhaft ein blauer Fensterrahmen der dem Betrachter den Blick nach draußen ins wolkenverhangene Nichts freigibt.
Äußerst stimmig zur Geschichte, aber auch die Umschlagseiten mit einem Zitat der Autorin und eine Kurzvorstellung aller Protagonisten.
Eine wundervolle Geschichte über Jan, Vater zweier pubertierender Kinder, der seine Frau Kaja an Krebs verliert.
Ganz authentisch mit einem leichten, fast schwingendem Schreibstil, gelingt es Stefanie Hansen den Leser an dem Trauerprozess dieser Familie teilhaben zu lassen.
Kajas Geburtstagskalender wird sinnbildlich zum Antrieb, Anker und Bindeglied.
Mit seinem Versprechen an seine Frau, ein Jahr lang allen eingetragenen Personen zum Geburtstag zu gratulieren, hat sie ihm einen großen Dienst erwiesen. Zunächst sieht er darin aber nur eine äußerst unangenehme Aufgabe, Menschen zu kontaktieren. Nein, noch schlimmer, mit ihnen zu TELEFONIEREN!
Sehr realistisch wird Jan's Überforderung im Alltag, seiner Selbständigkeit als Tischler und der schwierige Umgang mit seinen Kindern beschrieben.
Immer wieder schaltet sich, quasi aus dem Jenseits, Kaja dazu und gibt in kursiv gedrucktes Zeilen Ihre Ermutigungen, Ratschläge, ihren empfundenen Stolz über Fortschritte und Liebe bei. Nicht immer erreichen Jan diese Nachrichten aber dem Leser zeigt es die tiefe Verbundenheit zwischen Verstorbenen und Toten.
Gut gelungen finde ich auch die so unterschiedliche Trauer und ihre Entwicklung bei den Kindern, gepaart mit den altersspezifischen Problemen und dem Annähern anderer Personen/Verwandten als Vertrauenspersonen und Tröster.
Und dann gibt es ja noch jede Menge Verwandte mit teilweise schrägen Lebensgewohnheiten, die Jan in sein Leben lassen muss, der lieben Kinder als Vorbild dienend. Ach ja, ein schimpfender Graupapagei schwirrt auch noch durch die Geschichte und zeigt, welche wichtigen Positionen Haustiere einnehmen können, vor allem wenn man sich einsam fühlt.
Den Ausgang der Geschichte möchte ich hier nicht spoilern aber auch er wirkt authentisch, vielleicht ein wenig zu reibungslos.
Insgesamt ein wirklich liebenswertes Buch, bei dem man sich berührt ein paar Tränchen verdrücken muss. Ein leichtes und zugleich doch so wichtiges Buch, das Trauer und eine Ausnahmesituation einer Familie in das normale Leben holt und viel über den Umgang mit Trauernden lehren kann.

Bewertung vom 25.08.2024
Zwischen den Welten
Vlahos, Hadley

Zwischen den Welten


ausgezeichnet

Das Cover zeigt eine Schnittmenge zwischen Himmel und Erde in passenden Farben. Die Schnittmenge gibt den Titel "Zwischen den Welten" frei. Weiterhin wird auch dort schon verraten, das es sich um zwölf unvergessliche Erlebnisse handelt, welche die Autorin als Hospizschwester erlebte. Ein New York Times Bestseller!
Ein wundervolles Buch, das zum einen den beruflichen Werdegang der Autorin zur Hospizschwester beschreibt und viel Persönliches preisgibt.
Es ist dadurch durchweg glaubwürdig und unterstreicht die Wahrheit des Erlebten.
Wer könnte da noch verdrängen, das es mehr zwischen den Welten gibt, als Wissenschaften Beweise liefern können.
Hadley Vlahos stellt zwölf Personen und ihre Angehörigen vor, die palliativ von ihr begleitet wurden. Ihre Sprache und Schreibform nimmt dabei den Leser an die Hand und führt ihn mit viel Empathie für ihre Patienten, durch dieses schwierige Thema.
Diese Erfahrungen in die Gesellschaft zu tragen, ist so wichtig und ich bin der Autorin unendlich dankbar, wie authentisch, gefühlvoll und berührend sie dieses Buch verfasst hat.
Ich finde es auch bemerkenswert, das sie ganz offen die übersinnliche Phänomen,
Kontakte zu Verstorbenen im Sterbeprozess und die Selbstbestimmung des Sterbezeitpunktes beschreibt.
Da ich selbst ehrenamtliche Sterbebegleitung bin, habe ich dieses Buch mit großem Interesse gelesen und kann den Erfahrungen der Autorin nur zustimmen.
Absolute Leseempfehlung!!

Bewertung vom 23.07.2024
Don't kiss Tommy. Eine Liebe in der Stunde Null
Graw, Theresia

Don't kiss Tommy. Eine Liebe in der Stunde Null


ausgezeichnet

Ein neuer historischer Roman von Theresia Graw. Das Cover hat mich persönlich nicht überzeugt. Layout und Farben versetzen mich nicht in die Zeit der Handlung.
Aber nachdem ich schon einige Bücher von Theresia Graw gelesen habe, freute ich auf den Inhalt und wurde nicht enttäuscht.
Der Autorin gelingt es auch diesmal, den Leser innerhalb der ersten Seiten direkt in die Handlung zu ziehen. Kein langer Vorspann, keine langsam aufbauende Einführung. Der 506- Seiten starke Roman gliedert sich in zwei Teile und ist in einzelne Kapitel unterteilt. Häufig wechselt ein Protagonist mit dem Beginn eines neuen Kapitels.
Im Gegensatz zu vielen anderen Autoren beherrscht Theresia Graw einen federleichten Schreibstil, der durch Zeitsprünge, Handlungsorte oder wechselnden Figuren den Leser nicht irritiert. Überhaupt hatte ich meist das Gefühl die Handlung zu beobachten statt zu lesen.
Man fliegt durch die Kapitel, leidet und freut sich mit den Figuren.
Die intensive Recherche von Örtlichkeiten und Geschehnissen sind in die Geschichte gut eingewebt und lassen Fiktion mit Realitäten verschmelzen.
Da ich selbst im Umland von Bad Oeynhausen (dem Hauptschauplatz) wohne, habe ich mich natürlich über die vielen umliegenden Orte und Sehenswürdigkeiten gefreut, die im Roman erwähnt wurden.
Mit der Beendigung des zweiten Weltkrieges beginnt die Geschichte. Durch das Aufschlagen des Hauptquartieres der Briten als Besatzungsmacht, wird Bad Oeynhausen zur Drehscheibe deutscher Geschichte.
Durch die Darstellung einiger Familien und Personen zeichnet Graw sehr persönlich das (Über-)Leben der Menschen in den ersten zwei Jahren nach Kriegsende.
Trotz aller Wirren, Verletzungen und Unmenschlichkeiten bleibt das Bild von Briten und Deutschen authentisch. Keine Anklage einer deutschen Autorin, deren Familie selbst Flucht/Vertreibung in diesem Krieg erlebten.
Ein Roman, der jüngere Leser in eine Zeit der Entbehrungen führt, die in ihren Augen schon so weit zurückliegt. Andere erinnern sich durch spärliche Erzählungen der Großeltern vielleicht an diese Zeit, welche auch ihre Generation prägte.
Was uns alle eint, ist das Wissen darum, das Geschichte nicht in Vergessenheit geraten darf!
Gerade in heutigen Zeiten ist es nur legitim, jede literarische Form zu nutzen, um gegen das Vergessen zu wirken. Vielen Dank dafür, Theresia Graw!

Bewertung vom 13.07.2024
Am Himmel die Flüsse
Shafak, Elif

Am Himmel die Flüsse


sehr gut

Ich wollte unbedingt endlich ein Werk von Elif Shafak lesen.
Vorab gesagt, es kostete mich mehr Lesezeit als ich normalerweise für einen Roman benötige.
Elif Shafak schreibt in unterschiedlichen Erzählsträngen in verschiedenen Jahrhunderten und Protagonisten.
Alle verbindet als Hauptthema das Wasser. Ein Regentropfen, der sich auch bildlich durch alle Kapitel zieht, verbindet die Figuren miteinander, was sich dem Leser aber nicht gleich erschließt.
Am Anfang wird der Leser in das Leben des grausamen Herrschers namens Assurbanipal im antiken Mesopotamien, am Ufer des Tigris geführt. Es ist die Zeit 650 und 640 vor unserer Zeit. Hier beginnt auch die Reise des Regentropfens.

Arthur, der "König der Abwasserkanäle und Elendsquartiere" führt uns ab 1840 in das ärmliche Leben ab 1840 in London.
Dann gibt es noch die neunjährige Narin, welche von ihrer Oma ab 2014 in der Türkei großgezogen wird und eine Hydrologin, namens Zaleekhah. Sie lebt im Jahr 2018 depressiv auf einem Hausboot auf der Themse.

Auch neuzeitliche Geschehnisse, so wie das IS-Massaker an jesidischen Glaubensgemeinschaften von 2014 und die allgemeine Wasserverschmutzung, das Sterben der Flüsse und den Anteil der Menschen daran, werden angesprochen.
Jedem Protagonisten formt Shafak ein Leben, das durch viele Recherchen, tatsächliche Geschehnisse mit Fiktion vereint.

Die Anmerkungen der Autorin am Ende des 592 Seiten starken Werkes sind sehr lehrreich und lösen bei eigenem Unwissen auf, was Fakten oder nur Inspiration ist.
Auch die Danksagung und die Nachweise habe ich in diesem Fall interessiert gelesen
da die Autorin hier transparent wird.
Abschließend muss ich allerdings kritisch anmerken, das mir der Roman zu langatmig war. Wie alles miteinander verbunden ist, erfährt man erst spät.
Aber wie es schon im Roman steht."Es ist nur eine Frage der Zeit, dass die Zeit - schneller, als sie irgendwer wieder zusammenfügen vermag - auseinanderbricht wie eine antike Tafel."
Die Wechsel der Figuren, die mich gleich in eine Zeit um Jahrhunderte vorher/nachher katapultierte, hätte ich gerne länger begleitet.
Eine Roman, wie eine Reise auf verschiedenen Kontinenten und Zeitepochen, in Realität und Fiktion, in Vergangenheit und eine Zukunft, die wir Menschen jetzt noch steuern könnten.

Bewertung vom 29.05.2024
Das Baumhaus
Buck, Vera

Das Baumhaus


ausgezeichnet

Das Cover präsentiert eine schwedische, idyllische Landschaft mit einem einsamen Ferienhaus. Irritierend dazu leuchtet in grellem Neon-Grün der Farbschnitt, Titel und Untertitel.
Ein neuer Thriller von Vera Buck ist da! Nachdem mich ihre "Wolfskinder"" im letzten Jahr so begeisterten, war ich ganz gespannt, ob "Das Baumhaus" auch überzeugen würde.
Vera Buck ist sich treu geblieben. Wieder ist der Schauplatz in Wäldern zu finden, in denen die Idylle trügt. Und wieder sind Kinder verwickelt um die sich der Leser ängstigen und mit ihnen leiden muss.
Erstaunlich, in welch leichten Schreibstil es einer deutschen Autorin gelingt, einen schwedischen Thriller zu schreiben.

Ich habe mich gerne auf diese Geschichte eingelassen. Eine Familien, die auf ihrer Urlaubsfahrt nach Schweden, in die verlassene Ferienhütte fährt, in die der Mann seine Ferien in der Kindheit verbrachte.
Dann verschwindet ihr fünfjähriger Sohn. Mit dem Baumhaus, welches sein Vater auf der Suche nach ihm entdeckt, werden alte, traumatische Erinnerungen geweckt.
Die Mutter hat ihren eigenen Verdacht. Wenn sie ihn äußert, müsste sie sich zu einem Geheimnis bekennen. Und dann gibt es noch merkwürdige Personen vor Ort, wie zum Beispiel Rosa, die forensische Forschungen heimlich betreibt und ihr an Bett gefesselter Bruder,...
Die Geschichte entwickelt ihre eigene Dynamik, gewinnt an Fahrt und Brutalität.
Die dunklen Wälder Schwedens wollen alles verschlingen aber irgendwann holt sich die Erinnerung die Wahrheit zurück denn eine Kinderseele vergisst nie!

Die einzelnen Kapitel sind mit der Person betitelt, aus deren Perspektive gerade geschrieben wird. Durch diese unterschiedlich dargestellten Ich-Formen ist der Leser dicht bei der Person, erlebt Gedanken und Gefühle unmittelbar mit.
Die Protagonisten sind alle auf ihre Art charakterstark und wirken durch ihre Geheimnisse, welche jede von ihnen mitbringt noch Interessanter und prägen die Geschichte nachhaltig.
Ähnlich wie bei "Wolfskinder" ist auch hier Poesie zu entdecken. Diesmal weniger einer Person beigegeben sondern in Form von kurzen Auszügen aus "Ronja Räubertochter" an passenden Stellen.
Das Baumhaus hat mich wirklich gepackt. Ich habe die Seiten verschlungen und den Film vor meinem geistigen Auge sehen.
Vera Buck hat es wieder geschafft, mich zu überzeugen!

Bewertung vom 05.05.2024
Der Gesang des Wals
Swann, Karen

Der Gesang des Wals


ausgezeichnet

Das Bilderbuch "Der Gesang des Wals" wurde aus dem Englischen übersetzt und ist für ein Lesealter ab drei Jahren angesetzt.
Die Buchgröße ist für Buchbetrachtungen mit einem oder mehreren Kindern ideal. Die Illustrationen sind seitengroß, nehmen teilsweise auch die Doppelseite ein.
Der Text ist in einfachen, kurzen Sätzen und in einer großen Schriftgröße gehalten.
Altersgerecht und daher leicht zu verfolgen, ist der Text in Reimen geschrieben.
Die immer wiederholenden zwei Zeilen "...ich mit dem Wal und der Wal mit mir" können die kleinen Leser schon bald selbst sprachlich einfügen. Damit bleibt das Interesse am Buch und unterstützt die Sprachmotivation.
Die detailreichen Illustrationen und Text ergänzen sich gut. Immer wieder lässt es sich etwas entdecken. Die Farben sind weich und trotzdem farbenfroh.
Protagonisten sind ein kleiner Junge und ein Wal. Ihre enge Beziehung und das Vertrauen ineinander sind schön dargestellt. Der Wal nimmt den Jungen mit und zeigt ihm seinen Lebensraum. Der Leser sieht die Schönheit des Meeres, seine vielfältigen Bewohner aber leider auch die Verschmutzung und die Auswirkungen auf die Tierwelt. Interessant die Darstellung, wie Tiere untereinander versuchen, sich zu helfen. Die Empathie des Jungen für die Tiere ist spürbar.
Er ist traurig wie der Wal und gemeinsam weinen sie.
Er musste dem Wal versprechen, von dieser Verschmutzung zu erzählen und so endet die Geschichte mit dem Appell an andere Kinder, ihm zu helfen den Müll zu beseitigen und etwas zu ändern.
Mit dieser Geschichte wird schon bei den Kleinsten an ihre Verantwortung appelliert, Meere bzw. Natur zu schützen und wie die Zusammenhänge von Konsum, Abfall und Umwelt veranschaulicht.
Ein leises, zartes Bilderbuch mit einer so großen Botschaft.
Prädikat: pädagogisch wertvoll!

Bewertung vom 16.04.2024
Die Zeit der Kinder
Riess, Lena

Die Zeit der Kinder


sehr gut

Ein harmonisches Foto, das Buch mit dem Titel "Die Zeit der Kinder" deutet dem Leser an, das es sich um einen historischen Roman handelt. Ein Farbfoto, das drei lächelnde Kinder, in einem altem Bollerwagen sitzend, zeigt.
Ein kleines Detail auf dem Cover weist auf den frühen Pädagogen hin, um den es sich hier dreht.
Wem ist nicht schon in der Adventszeit ein Fröbelstern begegnet oder man hat sogar selbst diese Falttechnik erlernt?
Der Prolog beginnt im Jahre 1788. In 76 Kapiteln führt uns die Autorin Lena Riess bis ins Jahr 1869. Das Personenregister im Anschluss gibt Aufschluss über fiktive und wahre Personen im Roman und liefert kurze Informationen zu den Personen.
Die wichtigsten, aufgeführten Quellen weisen auf eine intensive Recherche hin und könnten auch einem, über dies Buch hinaus, interessierten Leser die Fröbelpädagogik näher bringen.
Die Personen in der Geschichte sind interessant und lebensnah dargestellt, besonders Friedrich Fröbel, seine spätere Ehefrau Luise Levin und die fiktive Person Marieke Hansen, eine Freundin von Luise.
Die unterschiedlichen Handlungsstränge sowie die Zeitsprünge zu den jeweiligen Personen von oft 5o Jahren, empfand ich allerdings irritierend. Gerne hätte ich der gleichen Person weiter gefolgt.
Trotzdem ein empfehlenswerter Roman, der dem Leser den Pionier der freien Kindererziehung, den Anfängen der Kindergärten und die Abkehr von Strafen, Schlägen und das unsichtbare Kind als solches, sichtbar macht!

Bewertung vom 01.04.2024
Die Vermesserin der Worte
Seck, Katharina

Die Vermesserin der Worte


sehr gut

Das Cover wirkt mit seinen zarten Farben und dem Bild wie eine Einladung zum Nachmittagskaffee bei einer Literatin. Unterhaltsam und kurzweilig, ähnlich wie man den Roman beschreiben könnte.
Auf rund 250 Seiten erzählt uns Katharina Seck in mit einem leichten Schreibstil die Geschichte ihrer Protagonistin Ida, die als junge Autorin ihre Worte verloren hat und daher nichts aufs Papier bringt. Aus finanzieller Not nimmt sie einen Job als Haushaltshälterin an. In einem heruntergekommenen Herrenhaus einer alten, vom Dorf ausgegrenzten Dame, wohnt und putzt sie nun.
Durch Unmengen von tief verstaubten Büchern, Briefe und Erinnerungen, versucht Ida sich der Dame zu nähern und zugleich ihre eigenen Worte und Inspirationen wieder zu finden.
Die Geschichte plätschert leise vor sich hin und man möchte direkt eingreifen, um die Strömung zu beschleunigen oder ein paar Spannungsbögen zu integrieren.
Der Leser erfährt wie es Ida gelingt, die Vita aus der alten Dame herauszukitzeln und ein wenig bei Dorfbewohnern und im Haus spioniert um Erklärungen zu bekommen. Nebenbei wird die beginnende Demenz thematisiert.
Eine schöne, sentimentale Geschichte, tatsächlich wie das Cover schon verspricht, für einen netten Nachmittagskaffee.

Bewertung vom 24.03.2024
Die sieben Türen
Draschoff, Adrian

Die sieben Türen


ausgezeichnet

Dies ist kein Bilderbuch für Erwachsene und schon gar nicht für Kinder. Es ist ein richtig fest gebundenes, dickes Buch. Das Cover wirkt in seiner schlichten Art geheimnisvoll und zeigt, was der Leser zu erwarten hat. Ein kleines Leuchten in der Dunkelheit und eine niedliche Raupe. Der Titel "Die sieben Türen" lassen auf etwas Verborgenes schließen, dazu noch die magische Zahl 7.
Die Geschichte gliedert sich in sieben Türen, die von dem kleinen Leuchten zu öffnen sind. Zunächst aber begreift sich das Leuchten als kleines Glimmen im Nichts, in Dunkelheit und Stille aber mit einer tiefen Sehnsucht in sich.
Plötzlich ist da eine kleine Raupe, mit der es sich unterhalten kann. Dem Leuchten Fragen beantwortet und es zu den sieben Türen führt.
Der Text und die Illustrationen sind perfekt aufeinander abgestimmt. Das Schriftbild fügt sich oft in die Bilder ein oder glänzt auf einer eigenen Seite mit Absätzen und hervorgehobenen Wörtern in einer geschwungenen Schriftform.
Das kleine Leuchten erzählt in Ich-Form, mit viel wörtlicher Rede, seine Geschichte.
Hinter jeder Tür warten zwei Polaritäten. Diese erklären sich und beantworten die Fragen des Leuchtens. Mut - Angst, Alles - Nichts, Glück - Trauer,...
Bei der siebten Tür steht das Leuchten vor seiner Entscheidung. Wird es über die Schwelle in sein Leben treten, ohne Erinnerung an alle Türen?
Ein so wundervoll poetisches Buch, das ich jedem nur empfehlen kann. So berührend wie "Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd" und voller Weisheit wie "Der kleine Prinz".
Wenn jeder das Wissen dieses Buches bei Geburt in sich tragen würde, hätte man schon eine "Anleitung fürs Leben".
Oder wie beschreibt Adrian Draschoff:
"Das Leben selbst hat keinen Sinn. DU musst ihn erschaffen. Lebe DEIN Leben! Nicht das eines anderen!"