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ninjafan

Bewertungen

Insgesamt 3 Bewertungen
Bewertung vom 28.08.2021
Jackie hat Hirn erbrochen - bleibt die jetzt doof?
Nießen, Jörg

Jackie hat Hirn erbrochen - bleibt die jetzt doof?


ausgezeichnet

Jörg Nießen erzählt in seinem neuesten Roman seine eigene Geschichte als Rettungskraft und die seines Kollegen Hein, der sich im Laufe des Buches immer schwerer mit manchen Noteinsätzen tut. Völlig verständlich - handelt es sich doch dabei immer häufiger um Lappalien. Wenn Senioren mal den Drogentrip ausprobieren wollen oder sich ein Parkbesucher als Schaf ausgibt, sind Jörg und Hein zur Stelle, egal wie absurd die Situation vorher im Notruf geschildert wurde.


Aufmerksam geworden bin ich auf das Buch aufgrund des ungewöhnlichen Titels. Dieser verspricht nicht zu viel: Die beschriebenen Einsätze sind außerordentlich abstrus, laden zum Lachen ein, aber auch zum Nachdenken, wie leichtfertig manche Menschen mit dem Notruf umgehen. Sehr schön finde ich auch, dass die Einsätze nicht einfach nur episodisch hintereinander stehen, sondern durch den großen Handlungsbogen rund um den Kollegen Hein gebündelt werden. Das war erst einmal unerwartet, gefiel mir schlussendlich aber doch sehr.

Ebenfalls sehr sympathisch ist, dass Hein als erdachter Charakter mit so einigen Schwächen ausgestattet ist. So einige Male war ich mit seiner Wortwahl oder Handlungsweise nicht einverstanden, aber das macht auch einen realistischen, dreidimensionalen Charakter aus. Von mir gibt es für "Jackie hat Hirn erbrochen - bleibt die jetzt doof?" eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 30.07.2021
Bonuskind
Noort, Saskia

Bonuskind


sehr gut

Bei dem Thriller Bonuskind wird die Geschichte aus der Perspektive der 15-jährigen Lies erzählt, die mit ihrem kleinen Bruder Luuk nach der Trennung ihrer Eltern zwischen diesen hin- und hergerissen wird. Dann verschwindet ihre Mutter Jet und wird kurze Zeit später tot in einem Ferienhaus aufgefunden.

Alle Erwachsenen, hauptsächlich auch ihr Vater Peter, glauben an einen Selbstmord und behaupten, Jet wäre psychisch instabil gewesen. Lies beschließt, auf eigene Faust zu ermitteln, denn sie glaubt, ihre Mutter wurde ermordet.

Mir hat dieses Buch unfassbar gut gefallen, gar nicht mal so sehr wegen der Storyline, sondern weil die Autorin es hervorragend geschafft hat, Lies Gefühlswelt als Trennungskind einzufangen und zu beschreiben. Als Scheidungskind hat es mir beim Lesen des Öfteren Gänsehaut über den Rücken gejagt, weil ich mich so gut damit identifizieren konnte und auch Erinnerungen an meine Jugend hochkamen.

Diese permanente Zerrissenheit spiegelt sich auch in dem Cover wieder. Zuerst fand ich es relativ langweilig und nichtssagend. Nach dem Lesen kann ich nur sagen, dass der graue Ton, der Regen und der Smiley genau die Stimmung der Protagonistin einfangen.

Einige negative Aspekte gibt es leider trotzdem. Lies wirkt für ihre 15 Jahre unfassbar kombinationsstark und - das macht es vor allem unrealistisch - sie weiß scheinbar genau, wie eine Beziehung funktioniert und wie nicht. Das - mit Verlaub gesagt - halte ich bei fast allen 15-Jährigen für überzogen. Auch wenn man dabei war, wenn die Eltern ihre Beziehung gegen die Wand gefahren haben, wird man dadurch nicht schlauer, was das angeht.

Das Ende war (zumindest für mich) relativ vorhersehbar und hat mich nicht überrascht. Zudem hat mich gestört, dass der Tagebucheintrag (der eine klasse Idee ist) gegen Ende nicht mehr passt, da Jet zu dem Zeitpunkt nicht mehr geschrieben haben kann. Eine realistischere Lösung wäre toll gewesen.

Nichtsdestotrotz gebe ich für das Buch alleine wegen der tollen Schreibweise eine uneingeschränkte Leseempfehlung!

Bewertung vom 23.07.2021
War's das schon?
Jöricke, Frank

War's das schon?


sehr gut

Das Buch erregt schon dadurch Aufmerksamkeit, dass die Kapitel in völlig beliebiger Reihenfolge gelesen werden können. Damit nicht genug - am Ende eines jeden Kapitels werden dem interessierten Leser zwei Alternativen aufgezeigt, zu denen fließend übergeleitet wird, auch wenn das Thema ein ganz anderes ist.

Doch worum geht es nun in dem Buch? Im Untertitel heißt es "55 Versuche, das Leben und die Liebe zu verstehen", aber meiner Meinung nach trifft es das nur bedingt. Themen der Kapitel beziehen sich hauptsächlich auf die Analyse unserer Gesellschaft, egal ob Rentner, Jugendliche, Männer, Frauen, Politiker... zu fast jeder Gruppe gibt es einen analysierenden Text, der mit Humor zu erklären versucht, warum unsere Gesellschaft so ist, wie sie ist.

Mir gefällt vor allem der Schreibstil des Buches. Man hat das Gefühl, mit einem netten Bekannten in einer Bar zu sitzen und man bekommt Lust, mit ihm über seine Sichtweisen zu diskutieren. Wenn ich das Buch lese, bekomme ich das Gefühl eines netten Abends mit dem Autor. Einige Kapitel - insbesondere die musikthematischen - gefallen mir unglaublich gut, während ich mit anderen (Fußball, Filme, Serien) nichts anfangen kann. Das ist nicht unbedingt ein Kritikpunkt, denn das Buch soll ja mit seinen vielseitigen Themen die gesamte Gesellschaft ansprechen. Dafür sind die Kapitel kurzweilig (manchmal zu kurzweilig) und wenn ein nicht so interessantes dabei ist, muss man sich dafür nicht 20 Seiten lang durchquälen. Ungeduldige können es auch überspringen, da jedes Kapitel für sich gelesen werden kann. Bei manchen Themen habe ich mich gefragt, ob sie relevant genug für das Buch sind. Dabei erinnere ich mich an ein Kapitel, in dem es nur um Portugal als Urlaubsziel oder Vietnams Wirtschafts- und Politiksystem ging. Natürlich war es interessant, darüber zu lesen, aber meiner Meinung nach war es im Buch fehlplatziert.

Manchmal wirkt das Buch auch nicht komplett durchdacht. Aufgrund der Kurzweiligkeit hätte man mehr Humor unterbringen können oder alternativ längere Kapitel, die mehr ins Detail gehen.


Wie dem auch sei, ich habe das Lesen sehr genossen und es kam keine Langeweile dabei auf. Deswegen bekommt "War's das schon" von mir 4/5 Sterne.

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