Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Leif

Bewertungen

Insgesamt 2 Bewertungen
Bewertung vom 14.10.2022
Verstrickt nochmal
Wiesemann, Mirjam

Verstrickt nochmal


ausgezeichnet

Alle haben eine Leiche im Keller - doch wer war der Täter?

Eine menschenscheue Friedhofsgärtnerin, die mit ihrem midlife-kriselnden Therapeuten und dessen quirligem Albinofrettchen die wahren Ursachen hinter dem angeblichen Unfall ihres seitdem im Wachkoma liegenden Vaters aufdecken will. Klingt verrückt? Liest sich verrückter.

Geselligkeit ist nicht gerade ihr Ding: Justine, 32 Jahre alt und Friedhofsgärtnerin, umgibt sich lieber mit Blumen und spaziert nachts auf dem benachbarten Friedhof umher. Denn dort ist es ruhig und friedlich, und von Toten ist schließlich kein Leid zu erwarten.

Doch dann stürzt ihr Vater Peter von der nahegelegenen Natursteintreppe und kommt so unglücklich auf, dass er in ein Wachkoma fällt. Seitdem ist es in Justines Leben, und auf dem Friedhof, mit der Ruhe vorbei. Denn Justine ist aus Gründen, die ihr selber nicht ganz klar sind, fest davon überzeugt, dass der Sturz des Vaters kein Unfall war.

Entgegen ihrem Naturell versucht sie, unter den Nachbarn der beschaulichen Siedlung Verdächtige zu finden. Was sie dabei über die in ihrer Nähe lebenden Menschen alles herausfindet, ist für sie kaum zu glauben und verwirrt sie umso mehr. Da ist es gut, dass ihr beruflich frustrierter Psychotherapeut, der eigentlich Profiler werden wollte, ihr im richtigen Moment seine Hilfe anbietet. Zusammen mit seinem Albinofrettchen Wotan spüren sie Dingen und Schauplätzen nach und kommen dem Geheimnis hinter Peters Sturz langsam auf die Spur.

"Verstrickt nochmal!" ist eine herrlich skurrile und temporeiche Kriminalgeschichte, die aufgrund der sorgfältigen Erzählweise und der detailreich gezeichneten Szenen jedoch zu keiner Zeit überdreht wirkt. Die Charaktere und die Geschehnisse fordern ihrem/r Leser/in durchaus mehr als die übliche Vorstellungskraft ab, was mir sehr viel Spaß beim Lesen gemacht hat. Mehr als einmal fragte ich mich, ob mein herzliches Lachen gerade eigentlich angebracht war.

Schön gesetzte Szenenwechsel in der Story hielten meine Aufmerksamkeit beim Lesen aufrecht. Die persönliche Entwicklung der Protagonisten im Laufe der Geschichte ist reizvoll und nachvollziehbar dargestellt, wobei Frettchen Wotan in fast jedem Kapitel immer wieder für Auflockerung sorgt. Ohnehin ist Wotan für mich der heimliche Held, der durch seine Eigensinnigkeit und Beharrlichkeit wie ein Katalysator für die persönliche Entwicklung Justines wirkt.

Stellenweise war mir nicht klar, wieviel Erzählzeit zwischen den Szenen eigentlich vergangen war. Das fand ich manchmal verwirrend, es tat dem Verständnis der jeweiligen Szenen aber keinen Abbruch.

Gegen Ende "fraß" ich die Kapitel nur so weg, bis mir das überraschende und dennoch glaubwürdige Ende dann doch nahe ging.

Freunde von schrägen Charakteren und skurrilem Humor kommen bei "Verstrickt nochmal!" voll auf ihre Kosten. Die zugrundeliegende Ernsthaftigkeit der persönlichen Schicksale machen diesen Cosy Crime für mich alles andere als "cosy" und gerade deshalb sehr lesenswert. Was wird wohl der nächste Fall des schrägen Ermittler-Teams bereithalten?