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Benutzername: 
Berrit Beutlin
Wohnort: 
Saarbrücken

Bewertungen

Insgesamt 4 Bewertungen
Bewertung vom 27.03.2018
Für immer ist die längste Zeit
Fabiaschi, Abby

Für immer ist die längste Zeit


sehr gut

Das Buch „Für immer ist die längste Zeit“ ist ein Roman von Abby Fabiashi der 2018 im Fischer-Krüger Verlag erschienen ist. Die Handlung spielt in Boston, genau genommen im Ort Wellesley. Hauptcharaktere sind die Mitglieder der Familie ¬Starling, die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive der einzelnen Figuren erzählt.

Zentral ist hierbei die Aufarbeitung des Todes der Mutter. Da ihr Selbstmord unerwartet kam und sie auch kein Abschiedsbrief hinterlassen hat, stellt sich die Familie immer die Frage nach dem „Warum?“. Madeline hat Tagebücher hinterlassen, in denen Eve und Brady Antworten suchen. Madeline hingegen versucht aus diesem „Zustand“, in dem sie sich befindet, Abläufe und Emotionen der Verbliebenen positiv zu manipulieren.

Die Geschichte beginnt einige Zeit nach dem Selbstmord der Mutter. Madeline war diejenige, die das Alltagsleben der Familie gemanagt hat. Letztendlich war sie auch die Verbindung zwischen Vater und Tochter. Während Brady sich nach dem Selbstmord in die Arbeit stürzt und seiner Tochter am liebsten aus dem Weg geht, zieht sich Eve immer mehr aus ihrem alten Leben und besonders vor ihren Freunden zurück. Sie macht sich Vorwürfe und sehnt sich nach der Aufmerksamkeit ihres Vaters. Brady macht sich hingegen Vorwürfe und kommt mit sich selbst nicht zurecht. Gespräche zwischen Vater und Tochter gestalten sich schwierig und enden meistens im Streit. Was sie nicht wissen: Madeline beobachtet sie aus ihrer jetzigen Situation heraus und sendet ihnen Hinweise. Diese Nachrichten kommen auch an, nur werden sie von den betreffenden Personen als Erinnerungen ihrerseits oder als eigene Einfälle verbucht.

Die Sprache des Buches ist einfach gehalten und lässt sich flüssig lesen. Teilweise hatte ich den Eindruck, dass Textpassagen mit Worten künstlich „aufgebläht“ wurden, wodurch der Lesefluss gestört wurde. Die Charaktere der Hauptfiguren waren aber sehr gut dargestellt. Besonders Bemerkenswert fand ich, dass der Leser die Hauptpersonen durch die starken Erinnerungen der jeweils anderen Figuren so gut kennenlernen konnte. Ein besonderes Faible hat die Autoren anscheinend auch für gute Phrasen. Da diese besonders bei der Mutter und der später zu der Familie stoßenden Rory einen wesentlichen Charakterzug ausmachen, wird damit nicht gespart.
„Das Ende hängt vom Anfang ab“ oder „Unser Leben ist ein Geschenk und die Konsequenz ist der Tod“. So nimmt der Leser auch einige Weisheiten für sich mit.
Der Gesamteindruck des Buches war bei mir sehr gut. Zuerst wusste ich nicht genau, ob es merkwürdig werden würde, da sich die Madeline in einer undefinierten Sphäre aufhält. Diese Sorgen waren aber unbegründet. Ich würde dieses Buch uneingeschränkt weiterempfehlen. Besonders an Menschen, die einfach mal etwas anderes Lesen wollen.

Bewertung vom 18.11.2017
Kleine Stadt der großen Träume
Backman, Fredrik

Kleine Stadt der großen Träume


ausgezeichnet

„Kleine Stadt der großen Träume“ ist ein Roman vom schwedischen Bestseller Autor Fredrik Backman der 2017 im Fischer Krüger-Verlag erschienen ist. Die Geschichte spielt in der Gegenwart in einer Kleinstadt in Schweden, namens Björnstadt. „Björnstadt, die Stadt der Bären, liegt völlig abseits im Nirgendwo […]“. Die Erzählung dreht sich, besonders in den ersten Kapiteln, um den Eishockeysport. Es werden die wichtigsten Figuren der Mannschaften, Beschäftigte des Eishockeyklubs, Sponsoren und deren Familien und Freunde vorgestellt. Im Mittelpunkt steht zu dieser Zeit das Halbfinale der Juniorenmannschaft, deren Gewinn erwartet wird. Und welche Möglichkeiten sich für Björnstadt eröffnen würden, wenn auch das darauf folgende Finale gewonnen werden könnte. Besonders in diesen ersten Kapiteln der Erzählung werden sehr viele Figuren vorgestellt und deren Geschichten erzählt. Und inwiefern sie mit dem Eishockey verknüpft sind. Diese Kapitel lesen sich in diesem Buch am schwierigsten. Es prasseln viele unterschiedliche Charaktere auf den Leser ein, durch die Schreibweise von Backman wird es nicht unbedingt einfacher, da die Sprünge zwischen den verschiedenen Geschichten sehr hart sind. Stilistisch bleibt der Autor seinem Stil treu, oft werden Phrasen wiederholt, was das lesen einfacher macht.
Etwas später in der Geschichte verändert sich alles für die Bewohner in Björnstadt, praktisch über Nacht. Ein Mädchen wird vergewaltigt und ein Eishockeyspieler der Juniorenmannschaft steht unter Verdacht. Hier kommen nun menschliche Abgründe zum Vorschein. Es wird geschildert wie lebenslange Freundschaften zerbrechen, Aggression in Gewalt umschlägt und der Täter als Opfer dargestellt wird. Ab diesem Ereignis rückt auch der Eishockeysport etwas in den Hintergrund. Wenn man von der schwierigen Anfangsphase des Buches absieht, ist es ab den späteren Kapiteln ein Meisterwerk. Backman nimmt den Leser auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle mit. Besonders bemerkenswert sind die Entwicklungen der einzelnen Figuren. In den späteren Kapiteln liest sich dieses Buch wie von allein, man kann es praktisch nicht mehr aus der Hand legen. Die Geschichte an sich lässt einem auch nachdem man das Buch beendet hat, nicht so einfach los. Und trotz des ernsten Themas und der Melancholie, die von Anfang an über diesem Dorf liegt, schafft es der Autor mit ein paar komischen Momenten Lockerheit in die Erzählung zu bringen. Ich kann eine uneingeschränkte Kaufempfehlung aussprechen! Für alle Backman-Fans sowieso.

Bewertung vom 29.08.2017
Das Leben der Florence Gordon
Morton, Brian

Das Leben der Florence Gordon


gut

Florence, die Hauptfigur, ist Feministin und Schriftstellerin. New York ist ihr Zuhause, das merkt man wenn Sie die Wege in „ihrer Stadt“ zu Fuß geht, anstatt sich in ihrem Alter (75) ein Taxi zu nehmen. Die Geschichte beginnt damit, dass Florence dabei ist, ihre Memorieren zu schreiben. Leider kommt ihr hier der (für sie eindeutig ein) Störfaktor Familie dazwischen. Ihr Sohn Daniel samt Ehefrau Janine und Enkelin Emily haben sich angekündigt. Und Florence macht natürlich kein Geheimnis daraus, das ihr das ganz und gar nicht in den Kram passt.
In diesem Buch werden Florence Beziehungen zu den Menschen in ihrem Leben beleuchtet. Neben der Familie, gibt es hier noch Exmann Saul, ihre Freundinnen und ihr Verleger. Leider ist Florence nicht gerade ein Sympathieträger – sie „knallt“ jedem ihre Meinung um die Ohren und tut was sie will. Empathie zählt auch nicht gerade zu ihren Stärken. Auf der einen Seite ist Florence zu direkt und sagt alles, wie es ihr in den Kopf kommt – auf der anderen Seite haben ihr Sohn und seine Frau unter Kommunikationsproblemen zu leiden, die sich auch auf ihr Eheleben auswirkt.
Leider fand ich es sehr schwer, in die Geschichte „reinzukommen“. Der Schreibstil gefällt mir sehr gut, aber irgendwie passiert am Anfang nicht viel. Außerdem ist Florence, wie ich schon erwähnt habe, nicht die sympathischste Figur. Die anderen Charaktere in dem Roman empfand ich als sehr anstrengend, da jeder absolut unterschiedliche Eigenschaften hat. Hinzu kommt, dass ich das Gefühl hatte das viele Geschichten angerissen wurden, aber ein Abschluss einfach ganz weggelassen wurde. Für mich persönlich wäre beispielsweise noch Interessant gewesen, wie Florence so geworden ist, wie sie in dem Buch dargestellt wird. Irgendwann „plätscherte“ die Geschichte nur noch vor sich hin und das Ende konnte mich leider auch nicht wirklich überzeugen. Schade! Herr Morton kann definitiv gut schreiben, nur der Inhalt der Geschichte konnte mich nicht überzeugen.

Bewertung vom 25.02.2015
Der Himmel ist ein Taschenspieler
Langer, Tanja;Majed, David

Der Himmel ist ein Taschenspieler


sehr gut

In diesem Buch geht es um die Figur Mahboob. Er kommt ursprünglich aus Afghanistan, ist aber während des Kriegs mit seiner Mutter nach Deutschland geflüchtet. Seinen Vater, die Schwester und auch den Rest der Familie hat er seitdem nicht mehr wieder gesehen - und weiss teilweise auch gar nicht ob sie noch am leben sind. Alles verändert sich, als er nach mehr als zwanzig Jahren einen Brief von seinem Vater erhält, der ihn bittet zu ihm zu kommen. Nach anfänglichem Zögern willigt er ein, gleichzeitig wird er bei seinem Aufenhalt noch beim Aufbau seiner alten Schule mitwirken. Was er dann in Kabul vorfindet, hat nichts mehr mit dem Zuhause zu tun an das er sich noch brüchig erinnert. Er muss Afghanistan neu enddecken und die Beziehung zu seinem Vater neu aufbauen.

Das Buch besticht durch einen wunderschönen Schreibstil. Die bildhafte Sprache macht es für den Leser leicht, sich die Orte vorzustellen an denen Mahboob sich aufhält. Erzählt wird immer abwechselnd von der Gegenwart und Bruchstücke aus der Kindheit. Besonders gut gelungen finde ich hierbei, das Mahboob eher denkt wie ein Deutscher - wie der Leser auch. So stellt nicht nur der Leser manche Sitten und Gebräuche in Frage, sondern auch der Protagonist. Dabei lernt man viel über Afghanistan und auch, warum manches dort eben so anderst abläuft wie hier. Damit können auch Vorurteile aus dem Weg geräumt werden. Außerdem finde ich es toll, das man viel über die Geschichte des Landes erfährt und wie verschiedene Figuren die Kriegsjahre überlebt haben. Wie der Unterschied zwischen dem Leben in der Stadt und auf dem Land ist. Und natürlich fehlt auch in diesem Buch eine Liebesgeschichte nicht.

Ich kann dieses Buch jedem empfehlen, der sich für andere Kulturen und Gebräuche interessiert und Afghanistan näher kennen lernen will. Nebenbei muss ich noch darauf aufmerksam machen, das oft das Essen dort erwähnt wird und man somit auch Lust auf die afghanische Küche bekommt.