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Annelchen
Wohnort: 
Korschenbroich

Bewertungen

Bewertung vom 15.04.2012
Wachkoma
Meranius, Jasmin P.

Wachkoma


ausgezeichnet

"Platz da, hier komme ich!" "Nein, habe keine Zeit für's Kino, muss noch ein paat Details für's Meeting morgen durchgehen."
So oder so ähnlich hören sich die üblichen Äußerungen der Karrierefrau Beata an.
Sie ist eine reife Frau, ohne Partner, denn dafür hat sie weder Zeit noch Nerven, und widmet ihr ganzes Leben ihrem Job, in dem sie auch Erfolg hat.
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Das Verhältnis zu Ihrer Familie ist ziemlich distanziert. Die Einzige, die sie zu Ihrer Familie zählen kann, ist ihre Mutter, die sie jedoch nur mit Sprüchen nervt wie "Hast Du jemanden kennengelernt? Kind, Du arbeitest zuviel."
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Doch dann passiert es: Mitten in einem wichtigen Meeting fällt Beata einfach um.
Als sie wieder erwacht findet sie sich in einem merkwürdigen Hotel wieder. Aufgrund der Entspannungsübungen und Anwendungen, denen sie zugeteilt wird, vermutet sie, dass es sich um eine Art Kuraufenthalt handelt.
Eine seltsame dürre junge Frau und eine alte Frau mit grauen Zöpfen bringen sie mit ihren Äußerungen zum Nachdenken, ob die Welt wirklich nur aus Leistung und Arbeitserfolg steht. Was steckt nur hinter diesen kuriosen Personen?? Und warum fühlt sie sich auf einmal so leicht und anders und dennoch irgendwie glücklich und unbeschwerter?
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Dieser Roman ist ein wahres Juwel in der Welt der psychologischen Romane.
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Jasmin P. Meranius unterteilt das Buch in 2 größere Kapitel - "Beatas Makrowelt", in welchem sich Beata mit ihrem Umfeld auseinandersetzt und "Beatas Mikrowelt", in der der Leser einen Einblick in die innere Auseinandersetzung der Hauptfigur bekommt.
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Das Buch hat zwar eine überschaubare Seitenanzahl (130), sollte aber am besten "in Häppchen" gelesen werden, um die einzelnen Passagen auf sich einwirken zu lassen.
Was mir besonders gut gefallen hat, sind die eingebauten Zitate und Meranius' Spiel der Metapher.
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Ich hoffe, dass von diesem Buch viele Leser profitieren werden, da es einem in unserer heutigen schnelllebigen Zeit, in der ziemlich alles auf Erfolg, Leistung und Schnellligkeit ausgerichtet ist, den Spiegel vorhält und dem ein oder anderen den wirklichen, ursprünglichen Sinn des Lebens zeigt.
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Ich finde es im übrigen wirklich gut, dass der Erlös des Buches an das Kinderhospiz "Bärenherz" geht. Chapeau!
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Fazit:
Ein wunderbares Buch für Menschen, die das Gefühl haben, "im Hamsterrad des Lebens" keine Luft mehr zu bekommen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.